98
öder wird es draußen. Was wacht er mit den Baumen? Mit
den Blättern? (Zu vergl. Kahnmeyer & Schulze, a. a. 0.,
S. H5). Bald stehen die Laubbäume leer und kahl da: nur die
Tannen, Fichten und Kiefern trotzen dem stürmischen Gesellen —
„unserm dunkelgrünen Kleide kannst du nichts anhaben, du magst
sausen und blasen, soviel als du willst". —
b. Am Anfange des Herbstes gab es noch schöne sonnige
Tage. Silberne Fäden zogen sich über die Flur und blitzten im
Sonnenschein.* Jetzt lagert manchmal dichter Nebel über der
Flur, und die Wiesen und Saaten sind bereist. — Womit
können wir den Nebel vergleichen? Er hüllt die Gegenstände,
Bäume, Häuser wie mit einem Schleier ein. Wie mag der
Nebelschleier entstehen? Ans Teichen, Seen, Flüssen, sumpfigem,
feuchtem Boden steigen Wasserdämpfe aus: ist die Luft kühl, so
werden die Dämpfe abgekühlt und in Nebel (hohle, den Seifen-
blasen ähnliche Wasserbläschen) verwandelt.** — Was ist der
Reif? Wie sieht er ans? Was geschieht, wenn wir Reif ab-
streifen und in die Hand nehmen? Reif ist gefronter Tau. Wir
wollen nicht vergessen, unsern Wärlnemesser anzusehen, sobald
die Fluren wieder bereift siltd.
c. Nun wollen wir uns noch den Nachthimlnel anschauen.
Ist der Mond sichtbar? Welche Gestalt hat er? Welche Ge-
stalt haben wir bisher an ihm beobachtet? — Findet ihr noch
den „Polarstern"? Die Milchstraße? — Immer wieder schauen
wir gern zum Himmelszelte auf, von dem uns tausend Sterne
freundlich entgegenblicken. Wißt ihr noch, von wern sie uns er-
zählen? Bon dem lieben himmlischen Vater, der auch während
der Nachl nicht schläft, noch schlummert, sondern liebend hernieder-
schaut aus seine Kinder, sie bewacht und beschirmt.
* „Altweibersommer" (die Gespinste der Verwandten der Kreuzspinne).
** Naturlehre v. Berthelt, S. 91: Die Dämpfe werden in seinen Wasser-
bläschen sichtbar, wenn sie in kälterer Luft sich abkühlen (die aus kochendem
Wasser aufsteigenden Dämpfe erscheinen uns in Gestalt weißer Wölkchen).
Wir nennen diese Erscheinung Nebel. Sie zeigt sich besonders über Seen
und Flüssen, über betauten Wiesen und feuchten Thälern rc., wenn am
Morgen die Luft sehr kalt ist und die aus dein wärmeren Wasser aufsteigen-
den Dämpfe stark abkühlt. Bei abnehmender Wärme verwandelt sich der Nebel
wieder in Wasser und schlägt sich an der kalten Erde nieder. Wege und
Straßen werden feucht. „Der Nebel fällt. Bei zunehmender Wärme
steigt dagegen der Nebel." — Die Wolken sind nichts anderes als Nebel
in stöberen Luftschichten.
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105
Kindern schrittweise zu erhellen und sie ihnen als Darstellung
dessen, was sie draußen im Heimatskreise selbst sehen, zum Be-
wußtsein zu bringen. Der Lehrer kann sich dann auch die
Heimatskarte vor dem Unterrichte mit aller Sorgfalt entwerfen.
Die Stoffgliedernng im einzelnen ist selbstverständlich
durch die Gestaltung und Beschaffenheit der heimatlichen Land-
schaft bedingt. Schreyers Landeskunde zeigt den Lehrern in den
einzelnen Bezirken unsres Landes tum Weg, den sie einschlagen
können: nur wird es ihre Aufgabe sein, Stoff und Form der
Behandlung dem Standpunkte der 8jährigen Kinder anzupassen.
Ich will nun durch die folgenden Notizen, durch Erklärung
einer Reihe von Ortsnamen der Dresdner Landschaft, wie sie
von Sprachforschern gegeben worden ist, durch geographische und
geschichtliche Bemerkungen dem Lehrer des Dresdner Bezirkes bei
der Besprechung seines Wohnortes sowohl, als auch bei der des
heimatlichen Gaues einige Dienste leisten.
Ich beginne mit dem El b t ha le, und zwar da, wo es
sich zu dem fruchtbaren, reichbelebten Dresdner Kessel weitet, um-
randet auf beiden Seiten von niedrigen, durch Thalspalten
unterbrochenen Geländen (Ausläufern des Lausitzer und Erz-
gebirges), die sich aus dem Thale emporheben zu welligen
Hochflächen. Die Gliederung, nach welcher der Lehrer indem
Elbthal oberhalb Dresdens fortschreiten kann, ist folgende:
1. Das Elbthal oberhalb Dresdens, a. Die Um-
rand ung auf dem rechten Ufer, um Lage (nach den
Himmelsgegenden). — Folge? — Der Hügelrand hält die kalten
Nordwinde ab. Sonnenseite des Hanges, bb. Durchschnitts-
höhe. — Der höchste Berg der Porsberg (Name) — 355 in.
Wie man die Berge mißt. Aufstieg auf den Berg. Beschreibung
(Fuß, Abhang, Gipfel). Was er an seinen Hängen und auf
dem Gipfel trügt. Was man von ihm aus sieht (die eigenartig
gestalteten Berge der sächsischen Schweiz. Abbildung vorzeigen!)
— Ob ein Gewässer von ihm herabkommt. — cc. Beschreibung
des übrigen Geländes. Oben Busch (?); an den sonnigen
Hängen: Reben, Obst-, Pfirsichbäume re. — Villen. — Am
Fuße hübsche Ortschaften. — dd. Die Gründe. Ihre Um-
randung. — Was sich in den Gründen befindet. — Welche Be-
deutung sie haben. — Sagen. Geschichtliche Erinnerungen. —
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109
Brücken band verbunden sind. Der Name von Loschwitz sag:
uns, das; es erst mühsam seine dermalige liebliche Gestalt ge-
wannen haben kann. Viele erklären nämlich Loschwitz als „Orr
am Sumpf" luza = Sumpf); andere denken, dasi Loschwitz
Personenname sei und soviel bedeute, als „Pfützmanns". —
Ein prächtiges Bild bietet Loschwitz vom linken Elbufer dar.
Der Blick schweift über den breiten, belebten Strom und hastet
vor allem an der malerischen Kirche;* dann gleitet er hin über
die lieblichen, wechselvollen Gelände. Aus dem Grün der Bäume
und Reben schauen freundliche Landhäuschen hervor. Auf den
Hügeln prangen stolze, turmgeschmückte Gebäude. Von der Höhe
schaut dunkler Wald hernieder ans Dorf und Strom. Im
Lenze gleicht der Ort einem blühenden Garten; das helle, duftige
Grün des Laubholzes nimmt dann dem Nadelwalde den riefen
Ernst. — Ein kleiner Dampfer durschneidet mit uns schnell die
Flut, vermittelt neben der Brücke den regen Verkehr zwischen
den beiden llfern. Eine Straße führt (durch den Grund hinauf)
auf die Hochstäche. Ebenso eine „Drahtseilbahn". Der Dorf-
platz wird von einem Bache mit hoher Flutrinne (!?) in zwei
Hälften geteilt. Auf ihm fallen uns mehrere Denkmäler ins
Auge: das Herrmanndenkmal — das verherrlicht die auf-
opferungsvolle That des Bildhauers Herrmann, durch welche er
zwei Schiffer rettete, die auf ihrem Kahne von der Hochflut der
Elbe fortgetrieben worden waren. — Der Denkstein „zur
Erinnerung an die 800jährige Jubelfeier unseres Königshauses
Wettin 1089 bis 1889". — (Der Friedrich-Wieck-Platz).—
Vor allem sucht der Fremdling das „Schillerhäuschen,,
auf — ? Dann auch im „Grunde" das Ludwig-Richter-
Denkmal.** — Es ist kein Wunder, daß Künstler, Musiker, Maler,
* Der Grundstein ward am 29. Juni 1705 gelegt. —
** Spricht der Lehrer bei der Behandlung von Loschwitz im heimat-
kundlichen Unterrichte von Richter, so muß er den Kindern einige Richter'sche
Bilder vorzeigen. Richter hat ja wie kein anderer das kindliche Leben zur
schönen Darstellung gebracht. — Richter weilte sehr gerne in Loschwitz. So
schildert er einen Maitag in Loschwitz: „Wunderschöne Partie an dem oberen
Zaunwege nach dem Ziegengrnnd. Die Wipfel lichtgrüner Buchen mit den
dunkelgrünen Stämmen heben sich aus der Tiefe; davor stehen die weiß-
blühenden Kirschbäume und rosenroten Aprikosenbüsche. Lichter Sandboden
und kaltgrünes Gras. Ferne Hügel mit blühenden Bäumen gegen den licht-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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124
sich durch den Forst, der sorgfältig in bestimmte Abteilungen
(Flügel, Schneisen — Reviere) geteilt ist. — dd. Die Tier-
welt: Hirsche und Rehe birgt der Wald in großer Zahl,
aber auch der Räuber des Waldes — der Fuchs — fehlt
nicht (keine Kreuzottern!?). Das Eichhörnchen findet reiche
Nahrung (?). Singvögel beleben den Wald. Kuckuck und
Specht helfen dein Förster iu der Pflege des Waldes (?). Bienen
umsummen die Bluten der Heide (?). An den Gewässern und
Teichen finden sich Wasservögel (?) ein. — ee. Mineralien:
Aus dem sandiger! Boden tritt hie und da der Granit hervor.
Steinbrüche. Was deuten die Bezeichnungen „Bergwerksbrück,
Silberbergwerk, Bergmannsrnh" an? Vor hundert und zwei-
hundert Jahren wuschen Italiener Gold in der Prießnitz (!?).
— Vorzeigen der Mineralien, t't'. Die Bewässerung: Die
Prießnitz, die (woher?) anfangs von Osten nach Westen und
Nord westen, dann nach Südwesten sich den Weg durch den Sand
bahnt, eine Reihe Wässerchen zu sich nimmt (die Nord- und
Westseite der Heide neigt sich der Prießnitz zu), die Heide erfrischt
und belebt, Tiere und Pflanzen des Waldes tränkt. — Wald-
teiche. Moore (?). — Wichtig wird die Heide vor allein
durch die Quellen, die die Wasserleitungen (!?) speisen. (Der
Südhang sendet seine Gewässer der Elbe zu.) gg. Diem e n s ch e n
im Walde: Der Forstmann (4 Oberförster [Forstmeister] —
nach den 4 Revieren: Dresdner, Langebrücker, Ullersdorfer, Fisch-
häuser); seine Aufgabe. Bezeichnungen „Weidmannslust",
„Jägers Ruh" re. — Der Waldarbeiter. — Die Waldmühle
(Heidemühle). — Die Soldaten (Schießstände). — Beeren und
Pilzesucher. — Kranke. — Fröhliche Wanderer. — lih. Auch
geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich an einzelne Stellen
der Heide. Die Schivedenschanze (an der Radeberger Straße)
erinnert an die furchtbare Zeit des großen Krieges; ebenso wie
die Schwedenschlucht. Letztere ist jetzt „eines der lieblichsten
Plätzchen der ganzen Heide". — In Kriegszeiten flüchteten die
Anwohner der Heide in den Wald. Früher stand im Prießnitz-
grunde eine gewaltige Buche. Sie hieß die Pfarrbuche. Unter
ihr soll ein Pfarrer im dreißigjährigen Kriege Gottesdienst ge-
halten haben. — Im Jahre 1813 bauten die Franzosen eine
Reihe Schanzen vom Waldschlößchenpark bis Pieschen. — Der
Obelisk (!?) am Prießnitzgrundwege erinnert an die achthundert-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Ortsnamen: Heide Nord Langebrücker Heide Heide Waldschlößchenpark Pieschen
48
Horizonte (?) wird es lichter — aber auch die Berge in der
Ferne liegen noch in bläulicher Färbung (sehen bläulich aus).*'
b. Oft aber ist der Himmel mit Wolken bedeckt. Die
Wolken haben verschiedene Gestalt und Färbung —? Manch-
mal schweben sie hoch am Himmelszelte als kleine, runde, weiße
Wölkchen (Schäfchen, Federwolkenj — dann wieder ballen sie
sich zu großen Massen zusammen und sehen ans wie riesen-
große Berge (Hanfenwolken) — dann wieder ziehen sie sich in
langen Streifen über den Himmel (Schichtwolken) — manchmal,
sehen sie ganz dunkel ans und überziehen den ganzen Himmel,
so daß wir nichts mehr vom lieben Himmelsblau erblicken
können; wie werden wir solche Wolken nennen? — Wißt ihr,
wann die Wolken am schönsten aussehen? —
c. Da hat ein Kind einmal die Wolke, die rasch am Himmel
dahinzog, gefragt: „Wo kommst du denn her?" Sie sagte:
„Mein Kind, ich habe nicht lange Zeit; mich treibt der Wind
— doch will ich dir's schnell sagen. Weither, von einem großen,
großen Wasser, das viel größer ist als euer Teich, hat mich der
Wind hierher geführt". So flog sie weiter. Da schaute das
Kind der Wolke nach. Es hätte gern noch mehr erfahren. — Ich
will euch noch etwas von der Entstehung der Wolken sagen.
Aus Teichen, Flüssen, Seen, vor allem aus dem großen, großen
Meere steigen fortwährend Wasserdämpfe hinauf in die Luft;
hier werden sie zu Wolken.** — Der Wind treibt sie dann über
* H. Wagner: „Das Himmelblau. — Die düsteren Regenwolken haben'
sich verzogen; nur eine kleine Schar niedlicher, weißer Lämmerwölkchen ist
noch zu sehen. Ringsum leuchtet der Himmel im herrlichsten Blau. Über
unserm Haupte ist die köstlichste Färbung am tiefsten und kräftigsten. Je
weiter abwärts nach dem Horizonte wird das Blau lichter, und an den
fernen Bergen erscheint* es als weißlicher Duft. — Wir gehen hinaus aus
den sonnigen Bergeshang und legen uns hin in den weichen, warmen
Moosrasen. Wir schauen hinauf und mitten in das dunkle Blau über uns
hinein. Tief, tief und immer tiefer dehnt sich der Himmelsraum, und es-
ist, als müßte man alle die gestorbenen Lieben dort oben im wonnigen
Blau wiederfinden und als Engel am Throne Gottes spielen sehen. Ein
wunderbares Gefühl wird rege, wenn wir so in den tiefblauen Himmel
hineinschauen".
** Der Lehrer kann hier eine schlichte (wenn auch nicht ausreichende)
Erklärung der Wolkenbildnng geben. Er geht von der Dampsbildung
beim Kochen aus — sagt, daß auch bei der gewöhnlichen Luftwärme das
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123
Wald ¡bei den Kleinen; selbstverständlich all sich schon das tiefste
Interesse. Die Eltern leben zum Teil von Wald arbeit. Im
Sommer und Herbste spielt sich ein großer Teil des Lebens für
die Kinder im Walde alx Abends sehen sie auf den Waldwiesen
(z. B. bei Ullersdorf) Hirsche und Rehe graseit. Sie lernen auf-
merken auf die Stimmen der Vögel, aus das Geschrei des Kuckucks,
der über sein Revier fliegt, auf das Hämmern des Spechtes :c.
— Vor allein müssen auch die Lehrer auf dem linken Elbufer,
das waldarin ist, die kleinen Leute in die Heide führen. Dak
hat selbstverständlich in passender Jahreszeit zu geschehen. Bei
solchenl „Lehrgänge" ist eilte spätere Besprechuilg in der Schule
vorzubereiten. — Was ist alles zu beobachten?* — Etwa vom
Wolfshügel aus (215 m hoch — 109 in über der Elbe!): db. Die
wellige Form der Heide, deren Kuppen 250 m Höhe erreichen.
— cc. Die Pflanzenwelt: Zumeist bekleidet die Kiefer den
sandigen Boden (!) mit ihrem dunklen Gewände. Ihr gesellt
sich die Fichte zu. Seltener begegnen wir der Tanne mit ihrem
glänzenden Nadelschmucke und der Lärche. Birken umsäumen
meist die Wege, leuchten aber auch vielfach zerstreut mit ihrern
frischen Grün aus den dunklen Kiefern heraus; ebenso mischt die
Buche und hie lind da auch die Eiche ihr Laubgezweig in den
ernsten Nadelwald. An sumpfigen Stellen und Gewässern treffen
wir die Freundin des Wassers, die Erle.** — Hochstämmiger
Wald wechselt mit jungem Nachwuchs (Schonung!?), der zu
einzelnen hohen Stämmen, die mall beim Schlage verschont hat,
wie voll Ehrfurcht einporschaut. Über inanchen Teilen der Heide
ruht wirklich „Waldeszauber". — Welche Pflanzen bedecken
den Boden? Das Heidekraut, der Schmllck des Herbstes, die
Heidelbeere, das Moos, Pilze — unter schattigen Bäumen, an
feuchten Stellen das Farilkraut. Manchmal öffnet sich der Wald
zu einer prächtigen „Waldwiese". Lailge Schlleisen (?) ziehen
* Zu vergl. Friedemann, das Königreich Sachsen, S. 158 ff. —
Saremba's Karte der Dresdner Heide. — Schreyer, Landeskunde, S. 147.
** Der Lehrer muß selbstverständlich Zweige der Bäume, Pslanzen-
exemplare rc., soweit ihm dies nach der Jahreszeit noch möglich wird, vor-
zeigen, selbst wenn eine genauere Besprechung der Naturgeschichte überlassen
wird. — In den Heidcortschaften hat der Lehrer schon beim Anschauungs-
unterrickte die Heide mit besprochen, so daß er manches nur aufzu-
frischen braucht.
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rein ist; sonst verhüllen freilich schwarzgraue Rauchwolken den
Grund. Die Rauchwolken, die aus einer Menge von Essen
emporsteigen, erinnern uns an die großartige Industrie
des Thales —? Eisengießereien, Maschinenbauanstalten, Glas-
hütten, Porzellanfabriken, chemische Fabriken x. — Aber wie
hätte sich eine solche Industrie entfalteu können, wenn der Grund
nicht „das schwarze Gold" in seinen Tiefen trüge, wenn
nicht die Weißeritz durch deu Grund rauschte? —
Auf welche Weise mag „das schwarze Gold" iu
die Tiefen des Potschappeler Grundes und seiner
Berge gekommen seilt?* Einstmals ist hier gewiß eine Insel
gewesen, umflutet vom Meere. Auf dieser Insel wuchsen üppige
Farne (?), Schachtelhalme (?). Aber die Insel versank, und der
Meerschlamm bedeckte die Pflanzenwelt und lastete auf ihr.
Aus dieser versunkenen Pflanzenwelt ist die „Kohle" entstanden.
Die Pflanzenwelt steigt jetzt aus der Tiefe wieder herauf, aber
in der Form der Kohle.
Wie hat man die Kohlenlager im Plauen'schen Grunde
entdeckt? Darüber geht eine Sage. Vor etwa dreihundert
bedeutungsvollen Stätte der Industrie, der Gewerbthätigkeit und des Ver-
kehrs sich emporgeschwungen hat, wie wenig andere in unserm Vaterlands."
* Fr. Schnitze a. a. £>., S. 35: „Wenn wir von Ober- und Niederherms-
dorf über Zauckerode, Döhlen und Potschappel am Windberg vorbei durch
den Poisenwald bis nach Hänichen und von dort über Birkigt und Koschütz
nach unserm Ausgangspunkte zurückwandern, so haben wir ungefähr die
Grenzen des heutigen Kohlenbeckens beschrieben, welches früher als Insel
aus dem Ozean hervorragte. Das tropische Klima, welches damals in
unseren Breitengraden herrschte, und die bei weitem dichtere und mit Kohlen-
säure geschwängerte Luft jenes Zeitalters ließen auf jener Insel einen
üppigen Pflanzenwuchs hervorsprossen. Zwar hatten sich die viel späteren
Nadelhölzer und die erst recht späteren Laubwälder auf Erden noch nicht
entwickelt; dafür war aber jene Insel mit üppig wuchernden Farcen,
Bärlapparten und baumartigen Schachtelhalmen geschmückt. Aber die unter-
irdischen Gewalten hatten über das Dasein der Insel den Stab gebrochen —
und sie versank in die Fluten. Die Pflanzenwelt ward von den Nieder-
schlägen des Meerschlammes ganz und gar überdeckt und begraben und ver-
wandelte sich nach und nach in die heutigen Steinkohlenflötze, während der
sie bedeckende Meeresschlamm sich zu dem über den Flötzen lagernden
Kohlensandstein verdichtete. Dreimal muß jene Insel aufgestiegen und
wieder versunken sein, dreimal sich jene Pflanzenwelt erneuert haben, zu
urteilen nach den drei im Plauen'schen Grunde übereinander lagernden
Steinkohlenflötzen".
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149
Nun steigen wir aber noch einmal aus dem Weißeritzthale
hinauf — auf dein linken Ufer der Weißeritz — hinauf auf die
Hochfläche; deuu da wollen wir uns nun den prächtigen
Tharandter Wald anschauen. Wie groß mag er sein? Wir
suchen seine Grenzen auf. Er ist von einer Reihe Dörfer mit
ihren Fluren und Feldern begrenzt; die Karte läßt sie uns leicht
finden — im Norden: Hintergersdorf, Hartha, Fördergersdorf,
Porsdorf, Herzogswalde — im Westen: Grund, Mohorn, Herrn-
dorf, Hetzdorf, Rieder-Schöna, Naundorf, — im Süden: Nieder-
Kolmnitz, Klingenberg, Dorfhain, Höckendorf — im Osten: das
Weißeritzthal (der Hang ain rechten Ufer ist noch bewaldet, aber
dicht an den Rand stoßen die Ackerfluren der Hochebene zwischen
der wilden und roten Weißeritz). — Der Wald ist (von Osten
nach Westen) drei Stunden lang und (von Westen nach Süden)
zwei Stunden breit (Quadratmeile!?).
Wie mag der Boden gestaltet sein, den der Wald bedeckt?
Ist er ganz eben oder hügelig, wellig? Steigen wir auf den
Anssichtsturm (oberhalb des Forstgartens auf der Tharandter
Höhe), so überschauen wir einen Teil des Waldes. Da sehen wir
dunkelgrüne Wellen (?). Der Wald bedeckt eine wellige Hoch-
fläche mit einzelnen Falten und Gründen. Der Sturm saust
manchmal gar heftig durch den Wald — denn nichts versperrt
ihm auf der Hochfläche den Weg.
Wir wandern hinein in den prächtigen Wald! Eine
breite Straße durchschneidet den Wald — voll Tharandt über
Grüllenbnrg nach Freiberg. Wir biegen aber ab und suchen
uns schattige Waldwege auf, die bcn Wald nach allen Richtungen
durchziehen. Was ist's nun für ein Wald, der uns aufnimmt?
Ist's Laubwald, Nadelwald? (Gleicht er der „Heide"?) — Vor
allem erblicken ivir die Fichte, ain prächtigsten anzusehen im
Frühlingskleide (hat dies einen besonderen Schmuck?) — dann die
ernste Kiefer (inwiefern sieht sie ernst aus?) auf kiesigem und
sandigem Heideboden. Seltener begegnen wir der Tanne, der
Lärche (in der Höckendorfer Heide steht auch die Zwergkiefer).
Aber der Wald besteht nicht bloß aus Nadelholz; er hat auch
prächtiges Laubholz. Wir treten in herrliche Buchenhallen (?)
und Eichenhaine (?) ein. Hie und da schimmern auch die
Birken durch den dunklen Wald (woran erkennt man sie
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
20
tragen. Der dunkle Wald des südlichen und das frische Grün des nörd-
lichen Teils haben vielen Orten der Landschaft ausdrucksvolle Namen
gegeben (Jägersgrün, Tannenbergsthal).
4. Das Oberland ist reich an Sumpf- und Waldqnellen. Munter
schäumt die forellenretche Trieb durch ihr Felsenbette. Die Göltzsch
bildet in ihrem Oberläufe viele kleinere Wasserfälle und schmückt sich au
ihrem Ende mit einer riesigen Brücke (77 m hoch und 574 m lang).
Die frische Elster nimmt beide, die Trieb und die Göltzsch, in ihre sauste
Thalmulde auf. 5. Bei der stattlichen Brücke zu Jocketa tritt die Elster
in den schönsten Teil ihres Thales ein. Von den Höhen blicken die
Ruinen der Burg Lieb au hernieder. Eine Mühle arbeitet fleißig im
Grunde. Grünsteiufelsen drängen sich an das Wasser heran. Der Wald
sucht das nackte Gestein zu umhüllen. Ephen windet sich zu dem Geäste
der Bäume auf. Verwaschene Blöcke sperren den Lauf des Flusses, und
ein Felseupaar bewacht seinen Austritt aus der „vogtländischen Schweiz"
nach Elsterberg. 6. Den Namen hat die Landschaft nach den Vögten
erhalten, die sie im Anstrage des Kaisers verwalteten. Sie machten sich
zu eigenen Herren des Gebietes, traten dasselbe aber 1569 an die
Wettiner ab. 7. Die Bewohner des Vogtlaudes sind kräftig gebaut,
einfach gewöhnt, derb in dem Ansdrucke lind naturwüchsig in den Sitten.
24t. Die Lrwerbszweige -er voatlän-er.
1. Auf den Wiesen des Vogtlaudes weidet das schmucke, braune
Rind. Dem Züchter bietet es Milch, seinen Nacken dem Pfluge, sein
Fleisch selbst entfernten Städten und Ländern und seine Haut den ein-
heimischen Gerbereien. 2. Die schlanken Stämme des Waldes werden zu
Brenn- und Nutzholz geschlagen. Der Picher sammelt in einigen Be-
zirken noch das Harz aus den aufgerissenen Rinden der Fichten und
siedet aus ihm in großen Kesseln das Pech. Aus den Rückständen und
kieuigen Rinden wird in kleineren Hütten der Ruß gewonnen und dann
in „Butten" verkauft. Fabrikmäßig wird das Pechsieden in Eich be-
trieben. 3. Das bessere Holz der einheimischen und ausländischen Wälder
wird in Markneukirchen, der südlichsten und gesündesten Stadt Sachsens,
und in Klingenthal an der böhmischen Grenze zu billigen oder zu kost-
baren Streich-, Schlag-, Reiß- oder Blasinstrumenten verarbeitet.
An der Herstellung derselben beteiligen sich auch die kleinsten Kinder in
den niedrigen Hütten mit. Markneukirchen hat eine Sammlung der ver-
schiedensten Instrumente aller Völker der Erde.
4. An geschützten Stellen der Elster und in einigen Seitenbächen
derselben wächst die Perlmuschel gesellig in Bänken. Sie wird von er-
fahrenen Fischern geöffnet, die ihr dann die weißen oder bläulichen, die
rötlichen oder grauen Perlen entnehmen. Der Ertrag an köstlichen Perlen
aber wird von Jahr zu Jahr geringer. Eine Sammlung echter Perlen des
Elsterflusses findet sich in der gelverbfleißigen Stadt Ölsnitz („Erlenstadt")
vor. 5. Aus den gewonnenen Schalen der Perlenmuschel („Perlmutter") werden
durch Hausarbeit in Adorf allerlei Schmucksachen, z. B. Geldtäschchen und
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liier frühere Pflanzengeschlechter versunken und zu Braunkohlen umgebildet
worden. Das Brannkohlengebiet erstreckt sich im Südosten bis Lausigk,
dessen Plüschsabrikation und Hermannsbad weithin bekannt sind. 2. Aus
dem angeschwemmten Weichboden der Flüsse stehen Erlen und Eichen,
Pappeln und Buchen in breiten Waldstreifen. Auf den saftigen Wiesen
blühen Dotterblumen. Herzblatt und Herbstzeitlose. Wildente, Kiebitz und
Storch beleben den schilfigen Strand. Die Feldflächen tragen viel Weizen
und Korn, Klee und zuckerhaltige Rüben. Kohl- und Gemüsegärten, auch
größere Rosenanlagen umgeben die Dörfer „und Städte, die ihre Ziegel-
dächer hinter Obstbänmen verstecken. 3. Überall ragen Denksteine ans
den Feldmarken auf. Sie erzählen von der Völkerschlacht, die (vom 16.
bis 19. Oktober 1813) zwar den Segen der Fluren vernichtete, unserm
Volke aber die Freiheit von der französischen Herrschaft brachte. Bei
Stötteritz bemerken wir den Napoleonsstein, bei Probstheida den
Monarchenhügel.
4. Nördlich von Leipzig liegt das Dorf Breitenfeld, bei dem der
Schwedenkönig Gustav Adolf das kaiserliche Heer unter Tilly schlug und
die Glaubensfreiheit der Protestanten rettete. 5. An der Parthe treffen
wir die kleineren Städte Taucha und Naunhof an. Beide waren früher
befestigt. Jetzt bebauen die Bürger das offene Land und nehmen Sommer-
gäste aus. 6. An der Pleiße finden wir Rötha mit einer Lehranstalt
für Gärtnerei, Obst- und Beerenbau und Regis, das . Gurken und
Kamillen baut. 7. An der Wyhra liegt zunächst die größere Stadt
Borna mit reichem Gemüsebau (Zwiebeln), Fabrikbetriebe und einem
Lutherstein in der Nähe, dann Frohburg, eine Stadt der Blumen, der
Feldfrncht und des Waldes, und weiterhin Kohren, ein Ort der Burg-
ruinen. 8. Zwenkau, Pegau und Groitzsch sind die drei Elstervrte. Zur
Zeit des Wiprecht von Groitzsch waren sie stark bewehrt. Jetzt führen
sie an Stelle des Schwertes den Pflug und statt der Lanze den Hammer,
um Leipzig mit Gemüse und Schuhwerk zu versorgen.
25. Das Llftergebirge tut sächsischen Vogtlands.
1. Das Gebiet der oberen Elster ist sehr gebirgig und umfaßt das
sächsische Vogtland. Thonschiefer, Grünstein und Grauwacke legen sich
hier von O. nach W. in drei Bändern nebeneinander. Thonschiefer,
Glimmerschiefer und Granit ziehen ebenfalls in drei Querstreifcn von
N. nach S. 2. Im S. steigt der Kapellenberg 756 m hoch auf. von
dem aus die kuppigen Höhen der Landschaft zu unseren Füßen liegen.
Es sind einförmige Höhenwölbungen, von Thälern gegliedert und durch
eine zackige Steinwand unterbrochen. Diese besteht aus Quarzschiefer
und steigt als „Friedrichstein" in Schönest, als „Wendelstein" bei
Faltenstein, als „Bendelstein" bei Auerbach auf. 3. In dem oberen
Elstergebiete deckt der Hochwald mit Fichten und Tannen, Mooren und
Süinpsen, Moos- und Sumpfbeeren die Scheitel der Berge. In dem
niederen Elstergebiete zeigen sich grüne Wiesen in den Thalsalten und
Felder an den Gehängen, die Korn und Kartoffeln, Flachs und Ölsaat
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly