Arabien bildet eine weite Halbinsel im sdwestlichen Asien, unfern des Landes Palstina, von welchem das Christenthum ursprnglich ausgegangen war. Es ist der vielmal so groß^z als Deutschland. Auf drei Seiten vom Meere umgeben und durch groe Sandwsten vom brigen festen Lande geschieden, scheint es mehr dem benachbarten Afrika, von weichem es ohnehin nur durch die schmale Landenge von Suez getrennt ist, cas Asten anzugehren. In dem einen Theile, das wite Arabien genannt, sieht man unter einem glhenden Himmel eben solche endlose Sandwsten sich ausbreiten, wo Tage, ja Wochen lang kein Thier, kein Strauch, keine Quelle, nur Himmel und Saud gesehen, kein Lant gehrt, nur der Sonne dorrende Glut gefhlt wird. Setzt der Wind den Flugsand in Bewegung, dann gleicht die ganze Ebene einem wallenden Feuermeere und berschttet oft, zu Bergen angehuft, ganze Karavanen. Hier wehet der Samum, welcher wie eiu Todesengel durch Arabien nach Afrika geht und mit seinem giftigen Hauche alle begegnenden Thiers und Menschen erstickt. Selten unterbrechen grne Weide-platze, augenehme Thler mit sprudelnden Quellen und er-qmckendeu Palmen die frchterliche Einde. Solche fruchtbare Pltze, welche wie Inseln ans dem groen Sandmeere auf-tauchen, werden Oasen genannt. Sie sind von Arabern be-wohnt, die man Beduinen oder Wstenbewohn.r nennt. Diese führen ein ruberisches Leben und durchziehen mit ihren Kameelen die Wste von einer Oase zur anderen. Ohne das Kameel wre das wste Arabien ganz unbewohnbar. Dieses treue, ausdauernde Thier wird mit Recht das Schiff der Wste genannt. Von Jugend auf lernt es Hunger, Durst und Schlaf-losigkeit ertragen. Wenige dornige Pflanzen, die jedes andere Thier verschmhet, weidet es im Vorbergehen ab. In acht bis zehn Tagen trinkt es nur einmal. Unverdorben bewahrt es das kostbare Wasser aus; geschlachtet rettet es hiermit seinen lechzenden Fhrer vom Tode. Bei dem geringsten Laute der Stimme beugt es sogleich seine Kniee, damit man die Maaren bequemer ans- und abladen kann. Vis dreizehn Centner trgt
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Deutschland Afrika Suez Afrika
220
deutsche nennen sollen. Denn ihre edelste und erhabenste Gestalt ist von deutschen Meistern ausgegangen. Diese bildeten damals zur Ausfhrung so bedeutender und kunstreicher Bauten unter dem Namen Baubrder" mit ihren Gesellen eine be-sondere Zunft, hatten in allen bedeutenden Stdten, zumal in Siraburg, Wien und Kln, ihre Htten" oder Bausitze mit besonderen ppstlichen und kaiserlichen Privilegien, mit eigenen j Anordnungen und eigener Gerichtsbarkeit, und oerbreiteten ihre kunstreiche Gewerbthtigkeit auch der andere Lnder. Der deutsche Eichen- und Buchenwald mit seinen schlank emporstre-benden, unten und oben in einem unendlichen Neichthume aus- j breiteten Zweigen und Stmmen war vielleicht Vorbild und Muster zu ihren Bauten. Wie frher das deutsche Volk in seinen Wldern seine Gottheiten verehrte, so sollte es jetzt in seinen Sulenhainen den geoffenbarten Gott anbeten. Die Steine selbst find zu lebendigen Thieren und Blumen umge-wandelt. Von Innen scheinen groe Palmen, zu Sulen-bscheln vereint, ihre Zweige und Bltter in den Kreuzgewlben auszubreiten. Drauen steht der Wald mit den heiligen Wchtern in Nischen und Krystallhhlen umher. Alle Formen der Thier-und Pflanzenwelt erscheinen hier zum Lobe des Schpfers neu vereint. Zudem ward die Glasmalerei mit ihren frischen, dauerhaften Farben erfunden, um durch die Fenster der Kirchen nicht blo sinnliches, sondern auch geistiges Licht erftralen zu lassen. Niesenartige, gleichfalls spitzbogig gestaltete Fenster, geschmckt mit Darstellungen aus der heil. Geschichte iit Glasmalerei, in reiitttt thcils glhenden, theils gedmpften Farben, geben ein vertrauliches, gemthliches Helldunkel und verbreiten der den ganzen inneren Raum eine sanfte Beleuchtung. So ging die bildende Kunst in allen ihren Zweigen von der Kirche als ihrer Mutter aus und schritt von einer Stnse zur anderen bis zu ihrer hchsten Vollendung.*)
*) Der Ethische Dom", ein Gedicht von M. von D iepenbrock, dielet hierzu ein anziehendes Bild:
l
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219
zu lebendigen Thieren und Blumen umgewandelt. Von innen
scheinen große Palmen, zu Sänlcnbüscheln vereint, ihre Zweige
und Blätter in den Kreuzgewölben auszubreiten. Draußen steht
der Wald mit den heiligen Wächtern in Nischen und Krystallhöh-
len umher. Alle Formen der Thier- und Pflanzenwelt erschei-
nen hier zum Lobe des Schöpfers neu vereint. Riesenartige,
gleichfalls spitzbogig gestaltete Fenster, geschmückt mit Darstellun-
gen aus der heil. Geschichte in Glasmalerei, in reinen, theils
-glühenden, theils gedämpften Farben, geben ein vertrauliches,
gemüthliches Helldunkel und verbreiten über den ganzen inneren
Raum eine saufte Beleuchtung. — So ging die bildende Kunst
in allen ihren Zweigen von der Kirche als ihrer Mutter aus
und schritt von einer Stufe zur anderen bis zu ihrer höchsten
Vollendung.*)
Unter den bewunderungswürdigen Werken dieser Baukunst
nimmt der Dom zu Köln die erste Stelle ein. Erwarb an-
gelegt im Jahre 1248 unter dem Erzbischöfe Konrad von Hoch-
stetten. Er ist noch unvollendet, keiner seiner Thürme ausge-
bauet, und doch ragt er über alle Gebäude der Welt hervor
*) „Der gothische Dom", ein Gedicht von M. v. Diepenbrok,
bietet hiezu ein anziehendes Bild:
„Ein Wald von Säulen, schlank wie deutsche Eichen,
Strebt himmelan; es wölben sich die Kronen
Zu hohen Hallen; Pflanzen aller Zonen
Umranken rings den Bau, den Wunderrcichen.
Die fromme Thierwelt zieht hinein, zum Zeichen,
Sie diene gern den Heil'gen, die rings thronen.
Indeß, hinausgebannet, die Dämonen
Als Ungethüm' in hartem Dienste keuchen.
Wo sich der dunkle Säulenhain dem Lichte
Erschließet, schaut in glüh'ndem Farbenglanze
Entzückt das Auge himmlische Gesichte.
Sagt: ist's ein Zaubergarten dieses Ganze?
Das Paradies ist's; ward's durch Schuld zu nichte.
So weiß die Andacht, wie sie neu cö pflanze."
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Hoch- Konrad
242
in ein besonderes Zimmer, welches er im Opernhause hatte, und
ließ Wundarzte herbeiholen. Im Augenblicke dieser hochverratheri-
schen That hatten die Verschwornen, um im Getümmel zu ent-
kommen, einen Feuerlarm erhoben; allein die Wachen hielten alle
Ausgange besetzt und drängten die heranwogende Menge in den
Saal zurück. Dann trat der Polizeilieutenant herein und schrieb
den Namen eines jeden Anwesenden auf. Um vier Uhr war er
hiemit fertig, und die Versammlung wurde entlassen, ohne daß
man den Thater ausgemittelt hatte. Man fand aber im Saale
einen Dolch und zwei Pistolen. Die Waffenschmiede wurden be-
fragt, ob sie dieselben kennten. Einer derselben erklärte, er habe
die Pistolen an den Herrn von Ankerström verkauft. Sogleich
wurde dieser nebst zwanzig seiner Freunde eingezogen. Er gestand
sein Verbrechen ein und erhielt die verdiente Strafe. Drei Tage
hinter einander wurde er an den Pranger gestellt und mit Ruthen
gepeitscht, dann auf einem Karren zum Schaffet geführt und ent-
hauptet. Die übrigen Mitverschwornen wurden für immer des
Landes verwiesen. Ihnen allen folgten die Verwünschungen des
entrüsteten Volkes, welches um seinen König wie um einen Vater
trauerte. Gustav starb schon am zwölften Tage nach erhaltener
Wunde (29. Marz 1792), und sein Sohn, Gustav Iv.,
wurde zum Könige ausgerufen.
59. Der nordamerikanische Freiheitskrieg.
1775 — 1783.
Washington. — Frank litt.
Der nördliche Theil von Amerika ward erst spat von den
Europäern angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer
ersten Landung nur eine große Wildniß zu sein, mehr zum Aufent-
halte der Thiere, als Menschen geeignet. Dichte Urwälder, in
denen wilde Indianer nach den hier zahlreichen Pelzthieren jagten,
Und unermeßliche Sümpfe schreckten die ersten Europäer von diesen
rauben Gegenden zurück, in welchen sie nichts wie an den schönen
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav_Iv. Gustav_Iv. Frank
184
gen. Diese bildeten damals zur Ausfhrung so bedeutender und kunst-reicher Bauten unter dem Namen Baubrder" mit ihren Gesellen eine besondere Zunft, hatten in allen bedeutenden Stdten, zumal in Stra-brg, Wien und Kln, ihre Htten" oder Bausitze mit besonderen ppst-lichen und kaiserlichen Privilegien, mit eigenen Anordnungen und eigener Gerichtsbarkeit, und verbreiteten ihre kunstreiche Gewerbthtigkeit auch der andere Lnder. Der deutsche Eichen- und Buchenwald mit seinen schlank emporstrebenden, unten und oben in einem unendlichen Reich-thume ausgebreiteten Zweigen und Stmmen war vielleicht Vorbild und Muster zu ihren Bauten. Wie frher das deutsche Volk in seinen Wldern seine Gottheiten verehrte, so sollte es jetzt in seinen Ssulenhainen den geoffenbarten Gott anbeten. Die Steine selbst sind zu lebendigen Thieren und Blumen umgewandelt. Von Innen scheinen groe Palmen, zu Sulenbscheln vereint, ihre Zweige und Bltter in den Kreuzgewl-ben auszubreiten. Drauen steht der Wald mit den heiligen Wchtern in Nischen und Krystallhhlen umher. Alle Formen der Thier- und Pflanzenwelt erscheinen hier zum Lobe des Schpfers neu vereint. Zu-dem ward die Glasmalerei mit ihren frischen, dauerhaften Farben er-funden, um durch die Fenster der Kirchen nicht blo sinnliches, sondern auch geistiges Licht erftralen zu lassen. Riesenartige, gleichfalls spitzbogig gestaltete Fenster, geschmckt mit Darstellungen aus der heil. Geschichte in Glasmalerei, in reinen, theils glhenden, theils gedmpften Farben, geben ein vertrauliches, gemthliches Helldunkel und verbreiten der den ganzen inneren Raum eine sanfte Beleuchtung. So ging die bil-dende Kunst in allen ihren Zweigen von der Kirche als ihrer Mutter aus und schritt von einer Stufe zur anderen bis zu ihrer hchsten Vollendung.*)
*) Der gothische Dom", ein Gedicht von M. von Diepenbrock, bietet hierzu ein anziehendes Bild:
Ein Wald von Sulen, schlank wie deutsche Eichen,
Strebt himmelan; es wlben sich die Kronen Zu hohen Hallen; Pflanzen aller Zonen Umranken rings den Bau, den wunderreichen.
Die fromme Thierwelt zieht hinein, zum Zeichen,
Sie diene gern den Heil'gen, die rings thronen,
Jnde, hinausgebannet, die Dmonen Als Ungethm' in hartem Dienste keuchen.
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4. Asie u.
Asien ist als das Stammland der Menschen zu betrachten. Von jeher war es der Schauplatz groer Weltbegebenheiten. Alle Eultur, alle Kenntnisse und Einrichtungen haben sich von hieraus der die Erde verbreitet. Um so mehr verdient es, in geographischer Hinsicht betrachtet zu werden. Es vereiniget in seinem ungeheuren Umfange von mehr als 800,000 Quadratmeilen jedes Klima der brigen Erdtheile, da es vom Nordpole bis zum Aequawr hinaufreicht. Von Europa wurde es nach den Begriffen der Alten durch den Don geschieden, mit Afrika steht es nur durch die 15 Meilen breite Landenge von Suez in Verbindung. Sonst ist es rings vom Meere umflossen und bietet wegen seiner eingezackten und buchtenreichen Ufer besonders im Sden und Osten die schnsten Hfen und Anfahrten fr den Handel. In seinem Innern liegen unermeliche Steppen fr Hirtenvlker, rauhe, waldige Gebirge fr Jgerhorden, aber auch die fruchtbarsten Ebenen fr den Ackerbau. In diesen prangt die Natur mit den ppigsten Erzeugnissen fr die verschiedenartigsten Bedrfnisse des Lebens. Eine Menge groer und kleiner Strme be-gnstigt Handel und Verkehr. Von den Hauptstrmen sind der Euphrat und Tigris, die in den persischen Meerbusen; der Indus und Ganges, welche in das indische Meer; der Oxns (Gihon) und Jaxartes (Sir), die sich im Alterthume in das damals viel ausgedehntere kaspische Meer er-gssen, fr die alte Geschichte besonders merkwrdig.
Von den Gebirgen, den Hoch-- und Tiefebenen dieses ungeheuren Landes hatten die Alten noch sehr unvollkommene und meistens falsche Vorstellungen. Wer wollte und konnte auch damals diese endlos schei-nenden Strecken durchwandern, um seiner Mitwelt davon ein richtiges Bild zu verschaffen? Nach ihrer falschen Auffassung zog ein Gebirgszug, den sie Tanrns nannten, von Westen nach Osten durch den ganzen Erdtheil, einzelne Theile desselben waren der Paropcunsns und Jmus. Erst nach vielen Jahrhunderten erfuhr man genauer, da sich in Asien ungeheuere, hoch gelegene Ebenen befinden, wie die von Hinterasien, Vorderindien, Iran, Arabien, Kleinasien, welche zum Tkl durch gewaltige Bergketten eingeschlossen sind. So liegt im Norden von Hinterasien der goldreiche Altai, im Sden der schneeige Himalaya, aus welchem Gipfel bis zu 27,000 Fu riesig emporragen. Diese Hochlnder fallen meistens in Stufen zu den tiefen Ebenen hinunter, unter welchen einige de und eisig sind, wie im Norden zum groen Theile Sibirien, andere fruchtbar und ppig, wie im Osten das tiefe China und im Sden Hindostan.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Suez Asien Kleinasien Sibirien China Hindostan
Germanische Urgeschichte.
Das Land und seine Beschaffenheit. Die Grenzen unseres Va-terlandes, welches die Rmer Germanien nannten, waren von den Heu-tigert sehr verschieden. Die linksrheinischen Stmme unserer Nation rechneten die Alten zu Gallien, so da als Westgrenze Germaniens der Rhein galt, als Sdgrenze die Donau; im Osten verlor es sich jenseits der Weichsel in den somatischen Ebenen, während im Norden sogar Skandinavien, das die Rmer fr eine Insel hielten, hinzugerechnet wurde. Die ltesten Nachrichten der dieses weitausgedehnte Lnder-gebiet verdanken wir griechischen und rmischen Schriftstellern. Csar. Plinius und Tacitns sind unter diesen die wichtigsten. Cornelius Tacitus lebte in der zweiten Hlfte des ersten Jahrhunderts nach Chri-stus und schrieb etwa ums Jahr 98 ein Bchlein der den Ursprung, die Sitten und die Völker Germaniens". Es ist die Hauptquelle, aus der wir die zahlreichsten und wichtigsten Nachrichten der Land und Leute unserer heimischen Erde schpfen.
Nach der Darstellung jener alten Schriftsteller war Germanien ein rauhes und unwirtliches Land, das namentlich auf die Bewohner des warmen und schnen Sdens einen abschreckenden Eindruck machte. Tiefe Smpfe bedeckten seinen Boden, endlose Wlder hielten von dem wilden, feuchten Untergrund die wrmenden Sonnenstrahlen zurck.
Wunderbares, aber doch im Einklnge mit der Wahrheit, erzhlt uns Plinius, der selbst in Germanien gewesen ist, von diesen Wldern mit ihren Baumriesen, unberhrt durch die Jahrhunderte und so alt wie die Welt". In bogenfrmiger Wlbung trten oft die Wurzeln dieser ungeheuren Bume aus dem Erdboden hervor, so da sie eine Art Thor bildeten, weit genug, um ganze Reiterscharen durchzulassen. Die dunklen Forsten gingen bis hart an das Gestade des Meeres, aber vom Wasser untersplt oder durch Strme losgerissen, nhmen die seewrts getriebenen Eichen oft ganze Landstcke, wie Inseln, mit sich fort.
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261
zenwelt auch gewaltige Riesen mit großen dicken Köpfen und
starken Armen, die brausen und sausen, sobald der Wind mit
ihnen kämpft. Die großen Eichen und Tannen, die mächtigen
Buchen und Palmen, sie sind die stolzen Niesen, die selbst
nach dem Himmel ihre Arme strecken und die Wolken mit ihren
Händen haschen möchten. Alles nehmen sie für sich. Es scheint
das schöne warme Sonnenlicht. „Es gehört uns!" so rufen
sie und fangen jeden Strahl mit ihrem breiten Laube auf.
Unter ihnen bleibt es finster, nur wenig Fünkchen Sonnen-
schein fallen zwischen den Blättern hindurch zum Waldesboden.
Die Regentropfen rauschen aus den dunkeln Wolken nieder.
„Her mit euch!" brausen stolz die Bäume und saugen mit tau-
send Blättern und Zweigen und mit eben so vielen Wurzeln
das Wasser ein. Nur wenig Perlen des erquickenden Him-
melstrankes rinnen zu den andern Pflänzchen, die zwischen den
Bäumen bescheiden am Boden stehen. Doch der Hochmuth und
die Habsucht werden gestraft. Es zuckt aus schwarzer Wetter-
wolke der Blitzstrahl. Die Krone des Stammes sinkt zerschmet-
tert. Es braust der Sturm daher und bricht den trotzigen
Stamm, und zum Winter kommt der Holzhauer mit scharfer
Art und blanker Säge und fällt die stolzen Bäume. Wie Rie-
sen stürzen sie und zerschlagen im Fallen krachend sich die Aeste.
Ihre Leichen fährt man fort zur Schneidemühle.
Unten am Waldesboden lebt ein winziges Geschlecht, be-
scheiden und harmlos: das Moos. Seine Pflänzchen sind die
Zwerge der Pflanzenwelt. Die größten davon sind nicht größer
als ein Finger, und die meisten sind viel kleiner, ja viele sind
nicht größer als ein Nadelknopf. Wie zierlich überziehen sie
in mannigfachem Rasen den Grund des Waldes! Hier wöl-
den sich dichte Polster von dunkelgrüner Farbe und tragen
lange goldene Fäden und Köpfchen mit goldenen Kronen darauf,
— es ist das goldene Frauenhaar, — daneben stehen andere in
hellem, glänzendem Gewand, die ihre Früchte bescheiden hän-
gen wie kleine Glocken. Es ist ein Sternmoos. Dort wölben
gelblichgrüne Pflänzchen mit vielen Aesten weiche Ruheküssen
und bilden kleine, zartgeschmückte Bogengänge, während in
freudig frischer Farbe, zart zertheilt, sich andere Arten auf dem
dunkeln Grunde des Waldes schlängeln. Mehr als hundert
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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282
suche hat man gefunden, daß Stahl, Eisen, Kupfer, Sil-
der , Gold, Zinn, Blei, in der Ordnung, wie sie hier fol-
gen , abnehmende Festigkeit besitzen: Stahl also die größte,
Blei die geringste. Die Holze, stellte man nach ihrer Stärke
so auf: Eiche, Erle, Rothbuche, Esche, Weißbuche, Weiß-
dorn, Weide, Tanne, Ulme, Kirschbaum, Linde, Birnbaum,
Pflaumenbaum, Fichte. Durch Versuche erfuhr man ferner, daß
ein seidener Faden dreimal mehr aushält, als ein eben so
dicker leinener; daß ein ungebleichter Faden fester ist, als ein
gebleichter; daß ein stark gedrehter Strick weniger trägt, als ein
schwach gedrehter. Manche Gegenstände können fester gemacht
werden, als sie ursprünglich sind, z. B. Tuch und wollene Zeu-
ge durch das Walken, die Metalle durch ein mäßiges Hämmern.
Gewisse Zusätze vermehren die Festigkeit eines Metalles; auch
sind zwei Metalle, mit einander vereinigt, gewöhnlich stärker,
als jedes allein war. So hält ein Gemisch von Blei und Zinn
besser, als Blei oder Zinn für sich. Messing ist fester, als Kupfer
und Zink, woraus man es verfertigte. Die Festigkeit der Kör-
ner richtet sich nicht immer nach ihrer Dichtigkeit, denn Gold
ist viel dichter, als Eisen und doch bedeutend schwächer.
6. B e w e g b a r k e i t. Wird ein Körper getheilt, so blei-
den die Theile nicht auf der Stelle, wo sie waren, sondern
sie-kommen auf eine andere. Auch ganze Körper können auf
einen andern Ort gesetzt werden, als der ist, wo sie eben
sind; der Tisch, das Buch, die Tafel lassen sich weiter rücken
oder forttragen. Es können daher die Körper ihre Stellen
verlassen, und indem dies geschieht, bewegen sie sich, oder
werden bewegt; darum sagt man auch: sie sind bewegbar.
Oft kommt es uns vor, als wenn sich Gegenstände beweg-
ten, und doch ruhen sie. Wenn wir in einem Wagen rasch
fahren und starr nach einer Seite auf die Erde hinsehen, so
scheint der Weg mit allen darauf befindlichen Dingen zu flie-
hen, und der Wagen still zu stehen. Ein Gleiches bemerkt
der, welcher auf einer Brücke steht, und über das Geländer
in den schnell strömenden Fluß hinabsieht; da kommt es ihm
vor, als wenn die Brücke sich bewegte, das Wasser aber still
stände. Oft glauben wir dagegen, daß Körper in Ruhe sind, und
dennoch bewegen sie sich, wie das mit unserer Erde der Fall ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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439
In Hinsicht der Witterung bemerken wir in Europa
eine große Verschiedenheit. Die Wärme nimmt nicht im All-
gemeinen bloß nach Norden, sondern auch nach Osten ab.
Die Westwinde bringen Feuchtigkeit und Regen, die Ostwinde
Trockenheit, die Südwinde Wärme, die Nordwinde Kälte.
Die Ostwinde steigern eben so wohl die Sommerhitze als die
Winterkälte; die Westwinde aber mildern die Hitze im Som-
mer , wie die Kälte im Winter. In den westlichen Gegenden
regnet es häufiger, als in den östlichen und südlichen, und
wenn auch während des Sommers im Süden die Wärme und
während des Winters im Norden die Kälte groß ist, so ist
sie doch erträglich und mit Recht sagt man daher: Europa
hat im Ganzen ein gemäßigtes Klima.
In Rücksicht des Klimas kann man es von Süden nach
Norden in 3 Erdstriche eintheilen: 1. den warmen, wo der Ci-
tronenbaum fortkommt; 2. den gemäßigten, wo der Getreide-
und Obstbau durchgehends gedeihen; 3. den kalten, wo das
Pflanzenleben immer mehr abnimmt und nur Rennthiermoos,
isländisches Moos, Preiselbeeren, Wachholderbeeren, zwerg-
hafte Kiefern und Birken wachsen.
Bis auf den Hund, den treuen Begleiter der Menschen,
und das Rennthier verschwinden hier auch alle Hausthiere,
welche sonst in ganz Europa ziemlich dieselben sind. Jedoch
hält man den Esel nur in der südlichen Hälfte, Kameele nur
in einzelnen Gegenden der Türkei und im Süden Rußlands,
im äußersten Norden dagegen das Rennthier. Von den wil-
den Thieren findet sich das wilde Schaf (Argali) noch in
Korsika und Sardinien, der Auerochse noch in einem Walde
Westrußlands, das Elenthier in Rußland und Preußen; der
Steinbock auf den Alpen ist aber fast ausgestorben. Eine kleine
Affenart lebt auf den Felsen von Gibraltar in Spanien. Hirsche,
Rehe und wilde Schweine sind fast überall, die nördlichsten
Gegenden ausgenommen. Dem Norden sind die eigentlichen
Pelzthiere eigen, der Bär lebt aber auch in südlichen Gebir-
gen; Skandinavien allein hat den Vielfraß. Sehr reich sind
die nördlichen Gewässer an wildem Geflügel; besonders wich-
tig darunter ist in Norwegen die Eidergans. Bienenzucht ist
von Bedeutung.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Europa Süden_Rußlands Korsika Sardinien Westrußlands Spanien Norwegen