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rung, und man im Stande ist, Gegenstände in beträchtlicher
Entfernung zu unterscheiden, ja grobe Schrift zu lesen. Im nörd-
lichen Theile Mittel - Europas ist ebenfalls die Natur in dicken
Schneemantcl gehüllt, und die blattlosen, weißstämmigen Birken,
die dunkeln, hoch mit Schnee überdeckten Nadelhölzer, die von
Schnee- und Eiskrhstallen flimmernden Buchen und Eichm, und
die jetzt ihrer Blätter beraubten übrigen Laubhölzer ragen aus der
Schneefläche, welche alles niedrige Gebüsch und Gesträuch über-
deckt hat, hervor. Das Wild kommt aus den dichten Wal-
dungen, und nähert sich dm menschlichen Wohnungen. In die
Gärten, oft über die unter Schnee bcgrabenm Zäune und Gehege
hinweg, kommen die Hasen, dem unter dem Schnee verborgenen
Kohl nachspürend, Füchse und Wölfe umschleichen die Dorfschaf-
ten, dem Geflügel und den Hausthierm nachstellmd. Krähen und
Raben lauern von Bäumen und Gebäuden herab auf Nahrung,
und die Goldammern und Sperlinge suchen ganz in der Nähe der
Häuser und Ställe, auf den Straßm und den dampfenden Dün-
gerhaufen nach Futter. Röthlich weiße Rauchsäulen steigen aus
den Schornsteinm lothrecht in die Luft, und der Hauch der Men-
schen zieht als grauer Rauch vom Gesichte weg, oder setzt sich als
Reif an Haare und Kopfbckleidung. Seen und Flüsse, welche
im Sommer die an ihren Seiten wohnmden Menschen trennten,
sind nun mit so dickem Eise bedeckt, daß schwer beladene
Schlitten und Wagm sicher über sie hinfahren, und sie bilden
dann nt diesen Ländern, welche an gebauten Stvaßen
so arm sind, vortreffliche Wege.
Im südlichen Theile Mittel-Europa's, in den vor den kalten
Ostwinden geschützten Ländern, fällt zwar auch Schnee, welcher auf
den Gebirgen eine beträchtliche Höhe erreicht, in den ebmen und
lieferen Strichen ist er aber von keiner langen Dauer. Nur die
langsamer fließenden Gewässer bedeckm sich, und das auf nicht lange
Zeit, mit Eis. Der Schnee schmilzt öfter weg und kehrt wieder,
und wenn auf eingetrermes Thauwetter plötzlich wieder Frost folgt,
wird die Oberfläche mit Eis (Glatteis) überzogen, welches aber
bald wieder entweder durch neu eintretendes Thauwetter, oder wie-
derum fallmdm Schnee beseitigt wird.
Im südlichen Europa werden nur die hohen Gebirge be-
schneit und die Gewässer in den nördlichsten und höchsten Gegmden
dieser Länder auf wenige Tage mit dünnem Eise belegt. In den
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Wenn man die Alpen in der Richtung von Süden nach Nor-
den übersteigt, so überrascht beim Anblick der Schweiz die Ruhe
der großen Massen der Gebirge, deren Gipfel, weit über die Wol-
ken ragend, der Erde nicht mehr anzugehören scheinen. Tiefe, in
ihren Windungen geheimnißvolle Thäler, Felsenzacken, die in das
Blau des Äthers reichen, geben das Bild einer Einsamkeit, wo
das Leben erlischt, die Bewegung aufhört und selbst das Wasser,
indem es sich herniederstürzt, zum Felsen wird. Die schwebenden
Meere, welche die Region der Gletscher bilden, zeigen unbestimmte
Gestalten; aber dieses Vague selbst ist ohne Bewegung, wie alles,
was dem Tode angehört. Die Gesichtszüge der Bewohner der Alpen
tragen den Stempel der Ruhe; ihre Gesetze und Sitten scheinen
nach einer Unveränderlichkeit zu streben, die hinreichend den Wider-
willen zeigt, welchen sie für jede Neuerung hegen. Es ist, als
ob am Fuße der Gletscher die moralische und physische Regsamkeit
stille stehe.
Was in Deutschland gefällt, das sind die Menschen und das
Streben nach Unterricht, die Achtung, welche dem Talent und dem
Geiste gezollt werden, die Güte und Gastfreundlichkeit der Einwoh-
ner. Bei Lüneburg beginnt der Anblick des Landes sich zu verän-
dern; in diesen Heiden sahe ich zum ersten Male jene so reichlich
über den Boden nördlicher Länder hingcbreiteten Seen. Diese ste-
henden Gewässer auf moorigen Ebenen vermehren den traurigen
Anblick der Landschaft, der gleichsam leblose Boden verengt den
Horizont, ein niederdrückendes Gefühl von Einsamkeit bemächtigt
sich der Seele; es scheint, als sei die Erde nichts, als ein dunkler
Punkt, den Nebel bald verwischen würden. (*)
Auf den dänischen Inseln heben sich um die Seen grüne, mit
prächtigen Buchen, Weiden und riesigen Erlen besetzte Hügel, die,
mit zahlreichen Heerden bedeckt und mannichfach angebaut, recht
hübsche Landschaften geben, in welchen sich jedoch nie etwas tief
Ansprechendes, nie etwas Hohes, wie in denen der Alpen zeigt.
Der immer etwas neblichte Himmel dieses Klimas hat nie den
Glanz des Himmels von Italien.
*) Es ist bekannt, daß auf der Höhe des Meeres der Horizont statt
sich zu erweitern, sich zu verengen scheint; derselbe Fall findet auch auf
vollkommenen Ebenen statt, wo nichts die Entfernungen bestimmt, und
der kleinste Strauch hinreicht, den Blick aufzuhalten,
in. 2
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Jenseits des baltischen Meeres hat eine unbekannte Revolution
die Gipfel der Berge gestürzt und mit ihrm Trümmern weite
Räume überdeckt. Felsen, die noch stehen, und bis auf ihre tiefste
Grundlage zerspalten sind, gewähren dem Meere unter der Gestalt
von Flüssen ohne Bewegung einen weiten Eintritt in das Land.
In Schweden, wie in Norwegen und im Norden Rußlands,
besteht die Hälfte der Thäler entweder aus Sem von süßem Was-
ser, oder sie machen einm Theil des Meeres aus. Die Charte
von Schweden und Norwegen ist mit Seen und tiefen Meerbusen,
die Flüssm gleichen, ausgezackt. Wenn man zum Nordcap hinauf-
steigt, sieht mau die Tanne an die Stelle der Buche der baltischen
Gegenden treten, auf die Tanne folgen unermeßliche, am Boden
mit weißem Moose bedeckte Fichtenwälder, die dem Lappländer und
seinem Rcnnthiere einen Winteraufcnthalt darbieten, und die Birre,
die gegen das Eismeer hin fast krautartig wird, beschließt endlich
das Reich der großen Gewächse in diesen Regionen. Hier steht
das Leben still, oder vielmehr cs stürzt sich in die Tiefe des Mee-
res, wo unterseeische Weiden, bewohnt von Wallsischen, in der
Dunkelheit des arctischen Oceans dem Menschen eine unbekannte
Welt verbergen. Welch ein Vorwurf für den Gedanken, anzuneh-
men, daß diese Regionen der Nacht belebter sind, als die vom
Lichte der Sonne erwärmten! Die Farbe der Polarmcere zeigt
auf Regionen des Lebens, wo Tausende von Infecten in einem
einzigen Waffertropfcn sich bewegen, und wo das kleinste Geschöpf
der Schöpfung zugleich mit dem Riesen derselben wohnt.
Der nordische Himmel, die Hälfte des Jahres in Nebel ge-
hüllt, zeigt sich, wenn er klar ist, immer nur in einem bleichm
Blau; in den kurzen Sommernächtm sieht man auf den dänischen
Inseln auf einem graulichen Grunde nur die Sterne der ersten
Größe, und eine schwache Dämmerung vereint Abend- und Mor-
genröthe. Ich werde cs niemals vergessen, daß, während ich einst-
mals in einer schönen Sommernacht durch einen Wald ging, ich
überall das leise Gezwitscher der in dem Laubwerk versteckten Vögel
vernahm. Ihr kaum hörbarer Ton stand in dem vollkommensten
Einklang mit dem allgemeinen Schweigen der Natur und mit dem
sanften Lichte einer Dämmerung, die, wie ihr Gesang, weit mehr
das Nachdenken als das Gefühl erregte.
Obgleich weit weniger Regen in den nördlichen Ländern fällt,
so giebt es doch daselbst, da die fallende Wassermasse sich in feinere
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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bist überschwemmen, die schönsten Wiesen und fruchtbarsten Ucker
würden Moräste sein; undurchdringliche, feuchte Waldungen oder
geringe Heidekräuter würden die Erdsläche bedecken; die stärkeren
Thiere würden die schwächeren, welche sich nicht in Schlupfwinkel
oder Moräste versteckm könnten, überwältigen und verdrängen; ja
es müßte den Raubthieren bald an Nahrung fehlen, wenn sie nicht
selbst ihre eigenen Gattungsverwandten ergreifen wollten. Nun aber
betrachte man, wie wirksam der Mensch auf dem Erdboden gewe-
sen ist. Einen großen Theil der Erdsiäche hat er in einen ange-
nehmen Garten verwandelt, und eine Gegend der Erde mit den
Pflanzen der andern bereichert; er hat dem Meere und den größ-
ten Flüssen Grenzen gesetzt, um sich die ergiebigsten Felder in
ihrer Nachbarschaft zu sichern; er hat durch die Aushauung der
Wälder und Austrocknung der Moräste die Luft milder und ge-
sunder gemacht; er hat ganze Geschlechter von Thieren in seinen
Schutz genommen und ihre Vermehrung befördert; er hat die Raub-
thiere in die Wälder gewiesen und ihrem verwüstenden Triebe Gren-
zen gesetzt; er hat sich aus dem Innern der Erde die Werkzeuge
und Waffen geholt, wodurch er alles dieses bewerkstelligte.
Der Mensch ist also durch seine Verhältnisse gegen die Natur
das erste, ganz ausgezeichnet unterschiedene und vollkommenste Ge-
schöpf auf der Erde. Daraus erfolgt aber auch, daß er um der
übrigen Geschöpfe willen da ist, wie der Schlußstein an einem
Gewölbe wegen des Gleichgewichts der übrigen Steine. Um diese
Bestimmung zu erfüllen, mußte er eigenthümliche Fähigkeiten des
Geistes haben; aber er mußte auch in der thierischen Bcschaffen-
heit seiner Natur mit den Thieren übereinkommen. Diese Verbin-
dung zweier ungleichartigen Beschaffenheiten muß häufig Mißver-
hältnisse und Unordnungen hervorbringen. Der Mensch ist oft zu
sehr Thier, und mißbraucht die Kräfte seines Verstandes zum Un-
heil. Auf der andern Seite aber entwickeln sich auch in dem Men-
schen oft Fertigkeiten, die für die Bestimmung eines Aufsehers zu
edel sind. Soll das menschliche Geschlecht also auch seinetwegen
selbst vorhanden sein, da doch jedes Thier nicht bloß Mittel, son-
dern auch Zweck ist, so muß ein Zustand zu erwarten sein, in
welchem die Last der Dienstjahre vergolten, und die edlen Anlagen,
die sich hier schon zeigen, werden entwickelt werden.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
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tes Vornehmthun, und endlich zerstöre ich das ganze fteundliche
Fest durch eine ungehörige Zumuthung. Bist du, alter, braver
Mann, mit dieser Erklärung zufrieden?«
»Ob ich es bin? Du bist der trefflichste Däne, den ich je-
mals traf, du bist mir jetzt doppelt, dreifach willkommon,« rief
der Alte, und schüttelte ihm die Hand.
Freudig kam die Wirthin heran. « Aber jetzt mußt du nun bei
uns bleiben, in unserm Hause wohnen, unser lieber Gast sein, diese
Nacht, länger, so lange du in dieser Gegend bleibst,« sagte sie,
und die triumphirende Freude glänzte aus ihrem freundlichen Auge.
»Za, ich bleibe bei euch, damit eure Güte mich ganz be-
schäme,« antwortete der Oberst.
»Eine Bouteille Wein!« rief der Alte-. »Nun, ihr Männer,
alle an den Tisch! Adolph, du hast deine Sache brav gemacht.«
(H. Steffen».)
Xxxiv. Italien und Deutschland.
^ieh, welch ein unendliches Bild voll Schönheit und Reiz brei-
tet sich hier, an der Schwelle Italiens, noch vor meinem Blicke
aus! Der Frühling mit seinen tausend Freuden, mit allen seinen
Blüthen und Blumen und Zubelchörm hält seinen Einzug. Der
Gesang der Lerchen und das Geschrei der Schwalben geleitet mich
bis zu jenen kahlen Bergen, wo ein anderes Land liegt; aber kein
italienisches. Die Natur webt ja so emsig an ihrem Feierkleide,
mit dem sie bald geputzt und heiter wie eine junge Braut dastehen
wird. Der Kirschbaum streckt seine weißen Blüthenarme aus,
und der Psirsichbaum seine rothen; hinter dem duftenden Schleh-
dorn flöten Nachtigall und Amsel ein Doppel-Concert, und gelbe
Schmetterlinge flattern über die Butterblumen der Wiese. Auf den
Feldern bindet der Landmann die Rebe an den grünen Maulbeer-
baum, und singt ein frohes Lied. Alle Hügel umher grünen und
blühen und sind in Weinlaub gekleidet. Die weißen Landhäuser
stehen hinter einem grünen Gitterwerk von blühenden Obstbäumen,
und die schlanke Cypresse und die nordische Tanne und der üppige
Feigenbaum und die deutsche Eiche stehen bunt unter einander.
Aber lebe wohl, du Land des Südens mit deinem heiterm,
tiefblaum Himmel, mit deinen reichen, fruchtbarm Ebenen, mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Adolph
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Italiens
255
denn die Britten spielen überall eine Rolle. Demungeachtet er-
reichten wir glücklich unsere Strickleiter, und gelangten in die
obern Säle, wo wir wieder festen Boden hatten, und endlich das
erfreuliche Tageslicht erblickten.
L.. Der tropische Morgen, die Nacht auf
dem Marannon.
Nach der Vereinigung mit dem Ucayala erlangt der Strom Ma-
rannon ein wahrhaft majestätisches Ansehen, und wenn auch die
Gleichförmigkeit der Landschaft in Entfernung mehrerer hundert
Meilen zuletzt das Auge ermüdet, fo nimmt dgs geistige Interesse
zu, je mehr man in der vergrößerten Menge der phhsischen Er-
scheinungen den Maßstab des Ungeheuren als den einzig befolgten
erkennt. Ein breiter Strom, der bald in zahlreiche Arme gespal-
ten, zwischen sandigen, aber dennoch hoch bewaldeten Inseln dahin
stießt, oder in ein seegleiches Becken ungetrennt sich ausdehnt, ein
dunkelgrüner Waldrand, der auf so ebenem Boden und von tausend
Schlingpflanzen überspannen, in der Entfernung fast einer künst-
lich gezogenen, aber riesengroßen Hecke gleicht, sind die einzigen Be-
standtheile dieser landschaftlichen Ansichten. Wahr ist es, daß nir-
gends eine gewerbfleißige Stadt an den Ufern sich erhebt; denn
nur nach einer, oder zwei Tagereisen erreicht man ein ärmliches
Dorf, dessen Rohrhütten, von halbwilden Menschen bewohnt, schon
in kurzer Entfernung nicht mehr unterscheidbar sind; allein über
das Ganze spannt sich ein wolkenloser Himmel, und die Strahlen
der tropischer Sonne fälln» auf eine Natur von so unendlichnn
Reichthum, die Kraft des Lebens spricht allcnthalbn» sich mit sol-
cher Stärke aus, daß der Reisende, weit entfernt, die Langnveile
einer Seefahrt zu nnpfinden, »nit zunehmende»n Antheil den Weg
fortsetzt, und jedm Morgen mit neuer Freude die in heiliger Stille
ruhende Wildniß begrüßt. Kühl ist dann die Luft, und das Blät-
terdach des sch»vim»nenden Hauses träuft von dem Thaue der nächt-
lichen Fahrt, als sei so eben ein heftiger Platzregen gefallen; höchst
selten ist irgend ein Luftzug »»m jene Jett bemerkbar; denn die
Regelmäßigkeit der östlichen Winde ist in den höhern Regionen
des Stroms bei weitem nicht so groß, als in den Provinzen, die
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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256
ffiner Mündung näher liegen. Spiegelglatt ziehen die Fluthen
dahin, und ihre Schnelligkeit ist oft nur aus dem beschleunigten
Laufe des Fahrzeuges, oder dem dumpfen Rauschen abzunehmen,
welches sie bei ihrer Ankunft an eins der großen natürlichen Ver-
haue auf halbverfunkencn oder überschwemmten Inseln hervorbrin-
gen. Der Aufgang der Sonne ruft zwar in tropischen Gegenden
eine sehr große Zahl von Thieren in das Leben, allein die allge-
meine Thätigkeit derselben wird nur erst längere Zeit nach dem
Erscheinen deö wohlthätigen Gestirns bemerklich; denn meist sind
die Bewohner der Wälder so frostig, daß sie, statt in Zügen aus
ihren Lagern aufzubrechen, oder auch vereinzelt zum Suchen ihrer
Nahrung auszugehen, sich vorher den Strahlen längere Zeit aus-
setzen, um, von der zunehmenden Wärme durchdrungen und auf-
geregt, mit verdoppelter Kraft ihre Geschäfte zu beginnen. Große
Familien von Affen nehmen die höchsten Gipfel ein, wo eben so
wenig der Pfeil des Indiers, als das Blei des Europäers sie leicht
erreichen kann. Besonders sitzen die Brüllaffen in behaglichen
Stellungen der Morgcnfonne zugewendet, die sie in Tönen begrü-
ßen, die wohl zu den rauhesten des vielstimmigen Orchesters der
Urwälder gehören, allein dem freudig erregten Beobachter dieser
erhebenden Naturscenen in solchen Augenblicken nur wie die Opfer
des Dankes erscheinen, die ein jedes der lebenden Geschöpfe dem
Geiste des Weltalls im Maße der ihm verliehenen Kräfte dar-
bringt. Die meisten Thiere siichen in jener Stunde die niedrigsten
Schichten der Waldung; denn die eigenthümliche Ausbreitung sehr
vieler tropischer Bäume in breite, platte Kronen bringt eben so
viele Schirme hervor, die den wassererfüllten Boden so dicht be-
schatten, daß stets auf ihm eine nur des Mittags angenehme
Kühle herrscht. Darum steigen selbst die Vögel, die sonst aus
der Erde in niedrigen Büschen oder auf den Sandinseln ihre
Nahrung finden, des Morgens bis in die luftigsten Kronen.
Die Pauxis stattern schwerfällig von Ast zu Ast, bis auf die ge-
wünschte Höhe, die sie durch einen einzigen Flug nicht zu errei-
chen vermögen, auf den weiß gebleichten blattlosen Gliedern eines
Rieftnfiammes, den der Blitzstrahl tödtete, oder die Angriffe der
Inftcten zum Vertrocknen brachten, sitzen Schaaren der gesellig
schlafenden schwarzen Geier, die mit weit ausgebreiteten Flügeln
am Sonnenstrahl sich trocknen, unbeweglich, bis sie sich, ohne ihre
Stellung zu verändern, langsam nach einer andern Seite wenden.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
*275
gelegt; ein vorn Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischend-
sten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen, und kräuselte die Fläche
der Sec. Waldgekrönte Berge erhoben ihre stolzen Gipfel in man-
cherlei majestätischen Gestalten, und glühten bereits im ersten Mor-
genstrahl der Sonne. Unterhalb derselben erblickte das Auge Reihen
von niedrigen, sanft abhangenden Hügeln, welche, dm Bergen
gleich, mit Waldung bedeckt und mit verschiedenem anmuthigm
Grün und herbstlichem Braun schattirl waren. Vor diesm her
lag die Ebene, von tragbaren Brotfruchtbäumm und unzähligen
Palmen beschattet, deren königliche Wipfel weit über jene empor-
ragten. Roch erschien alles im tiefsten Schlaf; kaum tagte der
Morgen, und stille Schatten schwebten noch auf der Landschaft
dahin. Allmälig aber konnte man unter den Bäumen eine Menge
von Häusern und Eauols unterscheiden, die auf den sandigen
Strand heraufgezogen waren. Eine halbe Meile vom Ufer lief
eine Reihe niedriger Klippen parallel mit dem Lande hin, und über
die brach sich die Sec in schäumender Brandung; hinter ihnen
aber war das Wasser spiegelglatt, und versprach dm sichersten An-
kerplatz. Nunmehr sing die Sonne an, die Ebene zu beleuchten
Die Einwohner erwachten, und die Aussicht begann zu leben.
Kaum bemerkte man die großen Schiffe an der Küste, so eilten
einige unverzüglich nach dem Strande hinab, stießen ihre Canots
ins Wasser und ruderten auf uns zu. Es dauerte nicht lange,
so waren sic durch die Öffnung des Riffs, und eins kam uns so
nahe, daß wir es abrufen konnten. Zwei fast ganz nackte Leute,
mit einer Art von Turban aus dem Kopfe und mit einer Scherpe
um die Hüften, saßen darin. Sic schwenkten ein großes, grünes
Blatt in der Luft, und kamen mit einem oft wiederholten lauten
Tayo! heran, ein Ausruf, den wir ohne Mühe und ohne Wörter-
bücher als einen Freundschaftsgruß auslegen konnten. Das Canot
ruderte dicht unter das Hintertheil des Schiffs, und wir ließen
ihnen sogleich ein Geschenk von Glascorallcn, Nägeln und Me-
daillen hinab. Sie hinwiederum reichten uns einen grünen Pifang-
Schoß, der bei ihnen ein Sinnbild des Friedens ist, und baten,
solchen dergestalt an das Schiff zu befestigm, daß er einem jeden
in die Augen siele. Dem zufolge ward er an die Wand (das
Tauwerk) des Hauptmastes festgemacht, worauf unsere Freunde
sogleich nach dem Lande zurückkehrten. Es währte nicht lange,
fo sah man das Ufer mit einer Menge Menschen bedeckt, die nach
18 *
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
212
Breite zunehmend. Die Senkung des Flachlandes ist im Allgemei-
nen von Süd-südost nach Nord-nordwest, und es wird das Ganze
durch die Scheide zwischen Weser und Elbe in die östliche und west-
liche Hälfte getheilt. Die westliche Hälfte bildet eine weite Ebene,
die reich an Morästen, Sümpfen und Haiden, und im Ganzen
wenig über dem Spiegel der See erhaben, ja an manchen Stellen
noch tiefer gelegen ist, als die Oberfläche der Flüsse. Die niedrigen
Küsten nicht nur (die im Westen an einigen Strichen durch Dü-
nen geschützt sind), sondern auch die Ränder der meisten größeren
fließenden Gewässer, müssen hier mit Deichen (Erdwällen) um-
geben werden, pamit die Fluthen des Meeres oder die Wasser der
Ströme das Land nicht überschwemmen.
Höchst einförmig erscheint hier die Oberfläche, denn nur die
natürliche Krümmung der Erde beschränkt an vielen Stellen die
Aussicht. An manchen Orten hemmen Erdwälle, höchst selten Wäl-
der oder Gebüsche, den Umblick. Der Boden ist meistens nur an
den tiefer gelegenen Stellen fruchtbar; erhebt er sich etwas über
die Umgegend, so besteht er gewöhnlich aus Hochmoor oder aus
dürrer Sandhaide. Dazu kommt noch, daß die großen Wasser-
massen, weil die Oberfläche sich so wenig neigt, sich hier träger
bewegen, freilich dem Menschen zum Heil, aber nicht die Land-
schaft lebendiger zu machen. Auf den weiten Mooren sieht man
nicht das lustige Gewühl arbeitender Landleutc, hört nicht das
freudige Wiehern des Pferdes, nicht das behagliche Brüllen wohl-
genährter Rinder; nur der klagende Laut des einsamen Moorhuhns
trifft zuweilen das Ohr. Stundenlang irrt man umher, ohne ei-
nen Baum oder nur einen Strauch anzutreffen, viel weniger eine
menschliche Gestalt; düsteres Haidekraut, lcichenfarbige Binsen und
Gräser, vermischt mit grauem Moose, starren uns an. Doch sind
diese Moräste das wohlthätigste Geschenk der Gottheit in einem
Lande, das kein Holz hat; denn sie liefern eines der unentbehrlich-
sten Bedürfnisse, das Brennmaterial. Die Sandstriche, welche
gewöhnlich die Moore umgeben, zuweilen auch durchziehen, die
größtentheils mit Haidekraut überwachsen, zum Theil aber auch
angebaut sind, nennt man Gastland oder Geestland, in eini-
gen Gegenden auch die Gast. Das Maschland oder die Masch
(oft auch Marschland geschrieben) ist niedriger und ebener als der
Sand. Kleine Anhöhen, Warfen genannt, die aus schwerem,
zähem Boden bestehm, erheben sich aus der Masch drei bis zehn
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
308
staubartiges Schwarz. Die Grenzen -er alternden Decke fließen
in einander, und auf dem dunkeln Grunde bilden sich neue zirkel-
runde Flechten von blendender Weiße. ...»
So lagert sich schichtenweisc ein organisches Gewebe auf das
andere, und wie das sich ansiedelnde Menschengeschlecht bestimmte
Stufen der sittlichen Cultur durchlaufen muß. so ist die allmälige
Verbreitung der Pflanzen an bestimmte physische Gesetze gebunden.
Wo jetzt hohe Waldbäume ihre Gipfel luftig erheben, da überzo-
gen einst zarte Flechten das crdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser,
krautartige Gewächse und Sträucher füllen die Kluft der langen,
aber ungemessenen Zwischenzeit aus. Was im Norden Flechten und
Moose, das bewirken in den Tropen Portulaccen, Gomphrencn
und andere niedrige Ufcrpflanzcn. Die Geschichte der Pflanzendecke
und ihrer allmäligen Ausbreitung über die öde Erdrinde hat ihre
Epochen, wie die Geschichte des spätern Menschengeschlechtes.
Ist aber auch Fülle des Lebens überall verbreitet, ist der- Or-
ganismus auch unablässig bemüht, die durch den Tod entfesselten
Elemente zu neuen Gestalten zu verbinden, so ist diese Lcbmsfülle
und ihre Erneuerung doch nach Verschiedenheit der Himmelsstriche
verschieden. Periodisch erstarrt die Natur in der kalten Zone, denn
Flüssigkeit ist Bedingniß zum Leben. Thiere und Pflanzen, Laub-
moos und andere Kryptogamen abgerechnet, liegen hier viele Mo-
nate hindurch im Winterschlaf vergraben. In einem großen Theile
der Erde haben daher nur solche organische Wesen sich entwickeln
können, welche einer beträchtlichen Entziehung von Wärmestoff wi-
derstehen können, oder einer langen Unterbrechung der Lebenssunc-
tionen fähig sind. Je näher dagegen dm Tropen, desto mehr nimmt
Mannichfaltigkeit der Bildungen, Anmuth der Form und des Far-
bengemischcs, ewige Iugmd und Kraft des organischen Lebens zu.
Diese Zunahme kann leicht von denen bezweifelt werden, welche
nie unsern Welttheil verlassen, oder das Studium der allgemei-
nen Erdkunde vernachlässigt haben. Wenn man aus unsern dick-
laubigest Eichenwäldern über di^Alpen- oder Pyrenäenkette nach
Welschland oder Spanien hinabsteigt, wenn man gar seinen Blick
auf die afrikanischm Küstenländer des Mittelmeeres richtet, so wird
man leicht zu dem Fehlschlüsse verleitet, als sei Baumlosigkeit der
Charakter heißer Klimate. Aber man vergißt, daß das südliche
Europa eine andere Gestalt hatte, als pelasgische oder karthagische
Pflanzvölker sich zuerst darin festsetzten; man vergißt, daß die frü-
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Extrahierte Personennamen: Schwarz Wärmestoff
Extrahierte Ortsnamen: Gomphrencn Welschland Spanien Europa