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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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5. Unsere pflanzen- und Tierwelt.
Manzen. Das Bild der Pflanzenwelt unserer Heimat ist
Vielsachen Veränderungen unterworfen gewesen, die teils von der
Veränderung des Klimas herrührten, teils durch den Menschen her-
vorgebracht wurden. Wie uns die in manchen Gesteinsarten über-
lieferten Abdrücke und Versteinerungen lehren, waren es zunächst
blütenlose Pflanzen, wie Farne und Schachtelhalme, teilweise von
riesiger Größe, die unser Land bedeckten. Zu Beginn der Neuzeit der
Erde, der sogen. Tertiärzeit (S. 19), in der aus der gauzeu Erde eiu
Klima herrschte wie heute iu Brasilien, Mittelafrika und Indien, sah
es bei uns so aus wie in den tropischen Ländern. Gewaltige Bäume,
durch Schlingpflanzen verbunden, von buntblühenden oder unheimlich
aussehenden Schmarotzergewächsen bedeckt und von Affen, Papageien,
prachtvollen Schmetterlingen, schimmernden Käsern und glänzenden
Schlangen belebt, bildeten Urwälder, wie sie sich heute nur uoch in
den heißesten Gegenden der Erde finden.
Diese wunderbare Pflanzenwelt samt ihren Tieren verschwand
dann in der nachfolgenden Eiszeit, die Deutschland im Lause vieler
Jahrtausende mit ungeheuren Eisfeldern bedeckte (S. 24). Das
Klima erfuhr eine immer stärkere Abkühlung, wodurch nach und
nach eine vollkommene Umänderung der Pflanzen- und Tierwelt
hervorgebracht wurde. Unsere Heimat mag damals ungefähr so
ausgesehen haben wie heute Nordsibirien. Das Heidekraut bedeckte
weite Flächen. Dazwischen erhoben sich Zwerg- und Moorbirken,
unter denen die Bick-, Krons-, Moor- und Moosbeeren wucherten,
während im Sommer das Wollgras weite Flächen weiß färbte.
Renntier, Vielfraß, Polarwolf, Eisfuchs, Schneehase, Lemming,
Moschusochse und Eisbär lebten damals hierzulande und dienten
hin- und herschweifenden Jägervölkern, verwandt mit den Eskimos
und den Tnngnsen, zur Nahrung.
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Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Indien Deutschland Nordsibirien
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Auch diese Zeit ging vorüber. Die Gletscher traten langsam
zurück, die Sommer wurden länger, und neben der Kiefer, der
Fichte und der Birke drang auch die Erle und die Pappel bei uns
ein, und allerlei Pflanzen siedelten sich an, die teils im Osten, in
den Steppen Jnnerasiens und Rußlands, teils an den Gestaden des
Atlantischen Ozeans wuchsen. Deutschlands Steppenzeit begann,
eine trockene, heiße, regenarme Zeit. Die Polarpflanzen der-
schwanden, und mit ihnen wich die nordische Tierwelt; hohe Disteln
und riesige Doldengewächse bedeckten das Land, und allerlei Steppen-
tiere, wie Springmäuse, Murmeltiere, mehrere Hamsterarten, die
Saigaantilope, Wildpferde, Wildesel, Ziesel, Steppenhühner und
Trappen lebten bei uns, wie heute in der asiatischen Steppe. Auch
sie verschwanden, als das Klima feuchter wurde, und nun breiteten
sich Kiefer, Fichte, Erle, Birke und mehrere Weidenarten aus, dichte
Wälder bedeckten das Land, hier und da zu Sümpfen, Heiden und
Mooren sich öffnend, Jäger- und Fischervölkern Obdach bietend.
Da aber rückten aus der skandinavischen Halbinsel die blonden
Männer herein; sie trieben die schwarzhaarigen, gelbhäutigen Jäger
und Fischer teils dem Norden, teils dem Süden zu, besetzten das
Land und formten es in zäher Arbeit nach ihrem Gefallen um.
Sie waren Weidebauern, die blonden Leute, die hauptsächlich von
der Viehzucht lebten. Das Nadelholz hatte wenig Wert für sie.
Sie rodeten es aus oder brannten es ab und pflanzten die Eiche
an, die Mast für ihre Schweine und besseres Bauholz brachte.
Späterhin trieben sie auch Ackerbau, erst wenig, dann immer mehr,
und so entstanden hier und da von Feldern, Weideplätzen und
Eichenhainen umgebene Höfe. Je stärker die Bevölkerung zunahm,
uni so mehr verschwand die ursprüngliche Pflanzenwelt, und nur
dort, wo der Feldbau unlohnend war, auf dem Sumpfland und
den nassen Mooren am Steinhnder Meer, auf dem dürren Sand
bei Großenheidorn und auf den felsigen Kuppen der Berge blieb
die wilde Pflanzenwelt bestehen.
Da nun der größte Teil des Schaumburg-Lipper Landes
fruchtbaren Boden hat, besiedelte es sich sehr rasch. Die Wälder
und Büsche verschwanden in der Ebene immer mehr und machten
Feldern und Wiesen Platz, und heute ist der größte Teil des Laudes
unter deni Pfluge. Aus diesem Grunde gibt es hierzulande weniger
wilde Blumen als in vielen anderen Gegenden Deutschlands, und
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30 —
meist kahl, in den älteren finden sich Krons- und Bickbeeren, der
hohe Adlerfarn und verschiedene Gräser und Moose. Die kahlen
Flächen beherrscht die Sandheide, hier und da mit Wacholdern
bestanden. Zwischen der Heide wuchert eine graue Flechte, das so-
genannte Renntiermoos, dasselbe, von dem im hohen Norden die
Renntiere leben, und auf den kahlen Sandstächen der bläuliche, in
Büscheln wachsende Schafschwingel. Wo der Sand das Wasser nicht
durchläßt und Moore sich bilden, treten Moorbirke und Glocken-
Heide auf, Wollgräser schmücken im Frühling und Sommer die
Flächen mit ihrer silbernen Fruchtwolle, und die reizende Rosmarin-
Heide erhebt dort im Mai ihre rosenroten Glöckchen. Hier wächst
auch auf abgeplaggten Stellen der zierliche Sonnentau. Die Tors-
ftiche füllen sich allmählich wieder mit Torfmoos, das von Jahr zu
Jahr dichter wird und, indem es unten abstirbt und oben weiter-
wächst, allmählich wieder Torf bildet. Wo der Boden, wie bei
Hagenburg, sumpfig ist, herrscht das Wiesen- oder Grünlandsmoor
vor, dem die Torfmoose und die Heidekrautarten fehlen, das aber
reich an guten Gräsern und anderen Pflanzen ist. Schilf, Rohr
und Rohrkolben, Schwertlilie, Riesenampfer, hier und da auch die
Kalla und der Fieberklee wuchern dort, Wasserschierling, Pfeilkraut
und noch eine ganze Anzahl ansehnlicher Kräuter. Im Steinhuder
Meere herrschen die Laichkräuter vor und stellenweise der Wasser-
Hahnenfuß.
Die Pflanzenwelt der Berge bietet wenig Besonderes; am
reichsten ist sie noch bei der Arensburg, wo im Frühling der Wald-
boden bunt von Lerchensporn und Windröschen ist; manch andere
und jetzt dort viel verbreitete Blume ist angepflanzt, z. B. das zier-
liche Zimbelkraut, das die Mauern der Burgböfchuugeu berankt.
In der Hauptsache ist das Bergland zu dicht aufgeforstet, als daß
Platz für eine reiche Flora wäre, auch bedingt der Kalkmangel des
Gesteins eiue gewisse Pflanzenarmut. Besonders auffallende Ge-
wüchse sind der Wnrin- und der Tüpfelfarn, der Fingerhut, der
ebenso wie das Weidenröschen hier und da ganze Flächen rot
färbt, das Rührmichnichtan, ferner Windröschen, Feigwnrz, Sauer-
klee und einige Knabenkräuter. Au gewissen Stellen hat der Wind
im Laufe der Jahrhunderte große Mengen von Gesteinsstaub ab-
gelagert, die dort eine gelbe, bald dünnere, bald dickere Schicht auf
den Bergen bilden, die sich von dem Lehm dadurch unterscheidet,
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daß sie wenig oder garnicht bindet. Diese Erdart, Löß genannt
(S. 24), findet sich im Harrl besonders stark entwickelt und trägt
sast dieselbe Pflanzenwelt wie der Sand, also Kiefer, Sandheide,
Bickbeere und Adlerfarn.
Am ärmsten an wilden Pflanzen ist der bebaute Lehm, und
nur öa, wo sich wie im Scheier Bruche, vor und hinter dem
Schanmbnrger Walde und in den Uberschwemmnngszonen der Bäche
etwas Urland gehalten hat, oder wo wie bei den Hagendörfern die
alten Hecken erhalten blieben, findet sich reicherer Blumenschmuck.
Da blühen Sumpfdotter- und Schlüsselblume, Schwertlilie und
Blumenbinse, wilde Minze und Pestwurz; gelbe Platterbsen und
blaue Wicken ranken sich durch die Hecken, während Schaumkraut,
Sauerampfer, Hahnenfuß und Lichtnelke je nach der Jahreszeit die
Wiesen weiß, gelb, bräunlich oder rosenrot färben.
Von besonders bemerkenswerten Bäumen seien genannt die
beiden alteu Eibenbäume vor dem Forsthause Heinemeyer im Harrl
und eine eigenartige Buche am Anfange des Harrlsüdweges, bereit
Rinde infolge einer krankhaften Korkbildung die Mitte zwischen
Eichen- und Erlenrinde hält. Ahnlich gebildete Buchen, von den
Förstern Steinbuchen genannt, finden sich auch hier und da im
Bückeberge. Ein Prachtbaum ist die uralte Eiche zwischen Röcke
und der Klus, und stattliche Exemplare ihrer Art sind die alten
Eichen bei der Arensburg und in Rösehöse.
Ein Hauptmerkmal des Schaumburg-Lipper Landes ist schließ-
lich die Mistel, der eigenartige Schmarotzerstrauch, der auf Pappeln
und Apfelbäumen dicke, gelbgrüne, wie große Nester aussehende
Büsche bildet.
Tiere. Allgemeines. Die Tierwelt des Fürstentums ist nicht
besonders artenreich, da die Bodenoeränderung, die die dichte Be-
siedelnng der fruchtbaren Teile des Landes mit sich brachte, durch
die Beseitigung der Büsche, die Austrocknung der Sümpfe und die
Auffüllung 0ou Tümpeln viele Tiere, besonders manche Vögel, 0er-
trieb. So verschwanden aus dem Scheier Bruche nach Vornahme
der Verkoppelnng die Rohrdommel und die Bekassine und aus dem
Schanmbnrger Walde uach Ablösung des Huderechtes der Wiedehops,
der, um bequem leben zu können, die Nähe von Weidevieh nötig
hat, weil er sich aus dem Dung allerlei Gewürm sucht. Anderer-
seits gefiel die Bebauung manchen Tieren, die das offene Getreide-
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land lieben, wieder sehr, und so vermehrten sich solche Arten stark,
wie Hase, Hamster, Feldhuhn, Ringeltaube, Dohle, Feldlerche und
Grauammer.
Da manche Tiere schweren, andere leichten Boden lieben und
Schaumburg-Lippe letzteren hauptsächlich iu der Seeprovinz besitzt,
so kommen dort einige Tiere vor, die auf Lehm-, Ton- und Fels-
boden fehlen. So lebt auf den Wiesenmooren bei Großenheidorn,
Steinhude und Hagenburg der Moorfrosch, eiu kleiner brauner
Frosch, der nie auf Lehm und Ton und in den Bergen vorkommt,
ferner der seltsame Ziegenmelker, auch Nachtschwalbe genannt, die
Heidlerche, die allerdings auch aus dem Bückeberge vorkommt, weil
ihr der mit Heidkraut bewachsene Lößboden zusagt, ferner ein dritter
Vogel, der Ortolan, dem Goldammer ähnlich, sodann noch die
Kreuzkröte. Nur auf dein schweren Boden kommt dagegen der
Hamster vor, desgleichen die hübsche, oben rote, mit schwarzem
Aalstrich versehene Brandmaus, der Grauammer, der Bergmolch,
der Leistenmolch, die Bergunke und der Laubfrosch, während der
Feuersalamander bei uns lediglich auf quelligem Felsboden lebt.
Auch ziehen einige Tiere bestimmte Baumarten vor. So bevor-
zngt der Schwarzspecht die Kiefer und ist deshalb vorzugsweise
auf dem Bückeberge und bei Großenheidorn zu finden, wird aber
seit einigen Jahren auch im Harrl beobachtet. Auch die Hauben-
meise wählt Kiefernbeftände, während die Tannenmeise, der
Dompfaff, die Turteltaube Fichten liebt, wogegen die Hohltaube
Eichen vorzieht, weswegen sie im Schaumburger Walde vorkommt.
Manche Tiere brauchen Moor, um zu gedeihen, so das Birkhuhn,
das sich bei Großenheidorn und zwischen Hagenburg und Winzlar
findet, wie auch der Wiesenpieper, die Bekassine, die Krick- und
Knäkente, die Mooreule, der Brachvogel, andere offenes Wasser,
wie der Haubensteißsnß, der auf dem Steinhnder Meere brütet,
andere wieder Rohrdickichte, fo der Drosselrohrsänger, die Wasser-
alle, das Teichhuhn, das Wasserhuhn, der Zwergtaucher, die kleine
Rohrdommel, die Rohrweihe; sie finden sich ebenfalls am Stein-
huder Meere, aber auch int Scheier Bruche. Noch andere wollen
Bäche, wie der Eisvogel, die Wasseramsel und die Bergbachstelze
diese finden sich darum au der Aue.
Eine ganze Menge von Tieren sind erst bei uns eingewandert,
als der Mensch den Wald rodete und Viehzucht und Ackerbau
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38 —
folgen Lärche, Fichte, Kiefer, Esche, Buche, Erle, Hainbuche, Birke.
(Näheres über Waldnutzung in dem Einzelbilde: „Der Schauin-
burger Wald".) Die Rehburger Berge sind die Grenzposten des
Laubwaldes gegeu die Kiefernwaldungen des nach N sich aus-
breitenden Flachlandes, die allerdings uoch mehrfach von Buchen-,
Birken-, Erlen- und Eichenbeständen unterbrochen werden. Auch
begrenzt dieser Höhenzug eine Gegend, welche sich von dem übrigen
Gebiete durch größere Fruchtbarkeit und stärkere Besiedelung unter-
scheidet. Welchen Einfluß haben die Waldungen auf Wetter und
Niederschläge (S. 7, 8 u. 14)? — Der Abfluß ist hier sehr geriug.
Nach N fließt der Greuzbach zum Steinhuder Meer, nach 3 die
Jls zur Gehle.
Demohner. Die Bewohner beschäftigen sich vorzugsweise
mit Ackerbau, der hier bei der hängenden Lage der Gärten und
Feldländereien wie bei dem oft steinigen und durchweg schweren
Boden recht mühsam ist, mit Viehzucht und Weberei; einige finden
als Waldarbeiter Beschäftigung, andere arbeiten in Ziegeleien, Stein-
brüchen oder in der Kohlengrube bei Münchehagen. Manche gehen
auch auf den Fischfang in der Nordsee. (Uber Ziegelei, Steinbruch
und Bergbau lies in dem Kap. „Der Bückeberg"!) Im Sommer
werden die waldigen Teile dieses Höhenzuges viel uach Heidel- oder
Bickbeeren abgesucht, die entweder für den Hausbedarf oder für deu
Verkauf gesammelt werden. Diese Frucht hat in jeder Form
hohen gesundheitlichen Wert. Viele Kinder verdienen auf diese
Weise ihren Eltern manche Mark. Fruchthändler aus Hannover
kaufen seit mehreren Jahren die Bickbeeren im großen bei uns auf.
Welcher Nachteil erwächst daraus für die hiesige Gegend? Erzähle
von der Verwendung der Bickbeeren, Himbeeren, Erdbeeren und
des Waldmeisters!
Produkte, fiandel und verkehr. Lehm, Steine, Holz, Flachs, Feld-
früchte usw. sind Naturgüter. Wir nennen sie auch Rohstoffe
(Rohprodukte). Was wird aus diesen Rohstoffen gefertigt?
Weil diese Dinge durch den Kunstsinn und die Geschicklichkeit der
Menschen hergestellt werden, heißen sie Kunsterzeugnisse (Kuust-
Produkte). Die Beschäftigung der Menschen bei der Herstellung
von Kunstprodukten nennt man Gewerbetätigkeit oder Industrie.
— Viele Erzeugnisse der Landwirtschaft werden in den Städten
zum Verkauf gebracht (Vieh, Milch, Butter, Käse, Stroh, Heu
usw.). Audere Güter, namentlich auch die in der Industrie
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— 45 —
2. Das Steinhuder Meer.
Aufg.: Wiederhole S. 11 und 12!
Das Meer. Das Steinhude! Meer, der größte und bekann-
teste Binnensee der nordwestdeutschen Ebene, nimmt sast den 12.
Teil der Gesamtfläche unserer Heimat ein (S. 2 u. 11). Im Ver-
gleich zu seiner Größe ist es ein überaus flaches Gewässer, immer-
hiu aber so tief, daß mau es mit kleinen Schiffen, Booten und
Kähnen, befahren kann.*)
Die seichten Stellen in der Nahe des Users sind zum Teil
dicht mit Schils und Teichbinsen bewachsen, während im Meere
selbst an manchen Stellen verschiedene Laichkrautarten so dicht
wuchern, daß Schiffe kaum hiudurchsahreu können. Die am
häufigsten vorkommenden Arten sind das spiegelnde, das krause und
das kleine Laichkraut. Sie werden zusammen mit dem ebenfalls
häufigen, an feinen fein zerteilten Blättern leicht kenntlichen Taufend-
blatt von den Anwohnern „Kolk" genannt.
Alle Rechte an und auf dem Wasser, die seit alten Zeiten
der Landesherrschast zusteheu, werden durch die Fürstliche
Hofkammer in Bückeburg vertreten. Das Fürstliche Hofmarschall-
amt unterhält auf dem See eine Anzahl stattlicher Segel-
boote, die von Matrosen oder Schiffern bedient werden (Segel,
Ruder). Die Matrosen sind sürstliche Beamte und haben ihren
Wohnsitz auf dem Wilhelmstein, in Steinhude und in Hagenburg.
Eiuer Anzahl von Schiffern, die eigene, schnellsegelnde Boote besitzen,
ist die Erlaubnis erteilt worden, am Wilhelmstein zu landen. Seit
Pfingsten 1908 unterhält außerdem ein Motorboot einen regelmäßi-
gen Verkehr zwischen der Insel und dem Straudhotel (S. 56).
*) H. Keller gibt in Band Ii „Quell- und Nebenflüsse der Weser" an. daß die Tiefe des
Steinh. Meeres durchsch, 4 m und nirgends über 7 m betrage. — Nach dem Seeusorscher Dr. Halb-
saß in Neuhaldensleben hat der See eine größte Länge von 7,9 km, eine größte Breite von
4,8 km, eine größte Tiefe von 3 m, eine mittlere Tiefe von 1j m und 48 Millionen Kubikmeter
Inhalt (Volumen). Bei hohem Wasserstande erhöht sich wohl die Tiefe um \ rn, gewöhnlich wird
sie ungemein überschätzt. Im Kalenberger Urknndenbnche wird der See 1228 als „Maar" be-
zeichnet. Eine Untersuchung von Bodenproben hat ergeben, daß die Sande umlagertes Diluvium
sind, das teilweise aus nordischen Gesteinen sich zusammensetzt (S. 24). Aus nordisches Gestein
deuteu Feuersteiusplittercheu.
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— 61 —
b. Hagenburg.
Grtskttnde. Der Flecken Hagenburg liegt am Südufer
des Steinhuder Meeres, 11/2 km davon entfernt. Sein Gemeinde-
bezirk umfaßt 991 ha. In alten Urkunden (Dokumenten) wird
Hagenburg stets vor Steinhude genannt. Man will daraus schließen,
daß H. alter sei. Gewiß ist, daß Steinhude als Kirchort später
vou diesem Kirchspiel abgezweigt wurde. Der Ort wird sich iu
der Nahe einer alten Burg entwickelt haben, die hier am Nordrande
einer ausgedehnten Waldung wahrscheinlich von einen: Schaum-
burger Grafen gegründet wurde. In alten Zeiten breitete sich näm-
lich in der weiten Ebene zwischen Weser, Steinhuder Meer und
Bückeberg ein großer Wald aus, der Dulwald, von dein u. a.
der Schaumburger Wald, die Schier bei Hagenburg und das Dühl-
holz zwischen Lindhorst und Sachsenhagen noch vorhanden sind.
(Der alte Name Dul, Diule, Duel hat sich erhalten in der Bezeich-
nung Dühlholz und bedeutet Sumpfwald). In dem östlichen Teile
dieses Waldgebietes entstanden im 12. und 13. Jahrhundert Roduu-
gen. Die Namen vieler Ansiedelungen aus jener Zeit fallen uns
durch die Endung Hagen auf. Sie wurden als Hagenfiedelungen
bezeichnet, weil sie vou der nachbarlichen Flur bei der Anlage
durch einen aus einem kleinen Erdwall stehenden Hagen (eine Hecke)
abgegrenzt waren. (Alte Hagen finden sich immer an Wäldern
und wurden zum Wildschutz mit Umhegung Verseheu). In der Nähe
jener Burg ließen sich Burgleute uieder. Diese Ansiedelung erhielt
den Namen Nienhagen im Gegensatz zu dem weiter ö schon
vorhandenen Dorse Altenhagen (Oldenhagen). Obgleich letzterer
Ort in seiner Anlage (Höfe in einer Reihe!) den jüngeren Hagen-
dörsern unseres Landes entspricht, so muß er doch viel früher eut-
standen fein, da hier schon das Kloster Corvey Besitz hatte. An
Stelle der alten Burg, die zuerst 1369 als Haghenborch vorkommt,
wird später das heutige Schloß aufgebaut fein. Hagenburg und
Altenhagen stehen heute iu enger Verbindung und erstreckeu sich iu
säst 3 km langer Ausdehnung.
Das jetzige, von einem Graben nmzogene Schloß, dessen
Bauart äußerst einfach ist, wurde 1686 erbaut und 1728 erwei-
tert.^ Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde es vou der Grä-
fiu Juliaue fast gänzlich umgebaut und im verflossenen Jahr-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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54 —
braune Blutauge. In den Graben fallen die ansehnlichen Blüten
des großen Hahnenfußes auf, ferner der Froschlöffel mit seiner ver-
zweigten hoheu Blütenrispe, die Sumpfprimel, das an feinen
Blättern leicht kenntliche Pfeilkraut und der in der Heilkunde ge-
brauchte Bitterklee; aber hier steht auch die giftigste aller Dolden-
pflanzen, der Wasserschierling, der an seinem innen querfächerigen
Wurzelstock leicht vou ähnlichen Pflanzen zu unterscheiden ist. Die
Oberfläche der Gräben ist meistens mit den braunen Blättern des
schwimmenden Laichkrautes oder den rundlichen Blättern des weiß
blühenden Froschbisses bedeckt. In großen Mengen kommt hier
auch au Grabenrändern und auf den Wiesen der Sumpfnierenfarn
vor, der au einigen Stellen fast das Gras verdrängt. Auf dem
Moore wuchern Moor-, Moos- und Kronsbeeren, deren erfrischende
Früchte im Herbste eingesammelt werden. Dazwischen steht die
niedliche Glocken- oder Moorheide und der zierliche Sonnentau, der
mit seinen drüsenhaarig bewimperten Blättern kleine Fliegen zur
Mahlzeit einsängt. Unter den Gräsern machen sich verschiedene
Wollgrasarten durch ihre im Winde flatternden Wollfähnchen be-
merkbar. Wo der Boden fandiger ist, wächst der einer kleinen
Weide ähnliche Gagel oder Porßen. Der Strauch ist ganz mit
kleinen glänzenden Drüsen besetzt, die ihm einen eigentümlich
harzigen Geruch verleihen. Vereinzelt trifft man im Moore auch
den stattlichen Königssarn an. Das Userschilf dient zahlreichen
Enten als Brutstätte und langbeinigen Reihern als Standort für
die Jagd auf Fifche. Auch Störche stellen sich ein und holen von
hier ihr Lieblingsgericht. Scharen von Möwen, von den An-
wohnern Meerkrähen genannt, fliegen ständig über dein Meere
und tauchen kreischend ihre Flügel in die dunklen Fluten. Außer
verschiedeneu Wasservögeln gehören namentlich Birkhühner zu den
ständigen Bewohnern der Uferlandfchaft. Im Herbst machen hier
oft wilde Gänse (keilförmiger Flug!), auch wilde Schwäne (der
sogen. Siugschwau) und andere Vögel aus ihrer Wanderung kurze
Rast. So bietet das Steinhuder Meer mit seiner Uferlandschaft
für den Naturfreund und den Jäger mancherlei Abwechselung.
Aufg.: Welche Bedeutung hat das Steinhuder Meer für die anliegenden
Ortschaften ? — Erzähle vom Wilhelmstein ! — Erkläre Heide,
Moor I — Welchen Nutzen gewährt das Torfmoor ?
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2. Das Vorland des Bückeberges.
Die Kundschaft. Das Vorland im Norden des Bückeberges
umfaßt den mittleren Teil unserer Heimat. Es bildet eine
weite Ebene, die sich vom Bückeberge im 3 bis zu den Rehburger
Bergen im N ausdehnt. Die bewaldeten Randhöhen bieten einen
herrlichen Uberblick. Zahlreiche rote Ziegeldächer und viele größere
und kleinere Waldbestände geben der Landschaft ein freundliches
Aussehen. Die Holzungen des Vorlandes gehören hauptsächlich zu
den sürstlichen Oberförstereien Banm-Landwehr und Spießingshol,
zu den preußischen Obersörstereien Haste und Rehburg und zum
Kloster Loccum; einige sind Genossenschafts- oder auch Privat-
eigeittttm*). Der Boden ist mit reichen Lehmschichten bedeckt. Der
Lehm ist bald mehr, bald weniger mit Sand vermengt. Am
L Fuße der Rehburger Berge überwiegt ziemlich schwerer Lehm.
Stellenweise finden sich reiche Tonlager, die ein vorzügliches Material
sür zahlreiche Ziegeleien liefern. Im allgemeinen ist das Gebiet
recht fruchtbar. Sehr ergiebiges Ackerland haben die ö von Stadt-
hagen gelegenen Ortschaften. Ackerwirtschaft und Viehzucht sind stark
entwickelt. Ein beträchtlicher Teil des gewonnenen Getreides wird
ausgeführt, ein Teil aber in Branntweinbrennereien verbraucht
(Lauenhagen); auch kommen große Mengen Vieh, namentlich
Schweine, zum Versand. Ein recht blühender Erwerbszweig ist die
Industrie (Bergbau, Glashütten, Sägereien usw.; s. v. Kap.!). Andere
Erwerbsquellen sind Heringsfang (Hochfeefifcherei) und Hausweberei.
*) Zur Oberförsterei Haste gehört das Dühlholz zwischen Lindhorst und Sachsenhagen
(S, 61). Hier trifft man als Unterholz viel den Faulbaum an. Die getrocknete Rinde dieses
Strauches fiudet als Arzneimittel Verwendung, während das Holz in etwa meterlangen Stöcken
nach Pulvermühlen verschickt wird. Die Walduug ist auch als Staudort vieler schwarzer Rehe bekannt.
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