Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 331

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
331 den heftigen Stürmen, welche hier ebenso wie auf dem wilden Meere ungehindert wirken, schädlich, indem, wenn die Luft davon angefüllt wird, die Aussicht fehlt und sowohl die Haut, als die Augen leiden. Das ist der so berüchtigte Wind Samum. Die Hitze des Samum ist manchmal so ausnehmend groß, daß es schwer ist, sich eine Vorstellung' von ihrer Heftigkeit zu machen, ohne sie wirklich erfahren zu haben; aber sie kann mit der Hitze eines großen Backofens verglichen werden in dem Augen- blick, wo man das Brot herausnimmt. Wenn er zu wehen beginnt, so nimmt die Atmosphäre ein beunruhigendes Aussehen an. Der in diesem Klima sonst so klare Himmel wird düster und trüb, die Sonne verliert ihren Glanz und erscheint mit violetter Farbe. Die Luft ist nicht wolkig, aber grau und dick und in der That mit einem ausnehmend feinen Staube angefüllt, welcher überall hineindringt. Dieser Wind, immer leicht und reißend, ist anfangs nicht auffallend heiß, aber seine Hitze nimmt zu in dem Maße, als er anhält. Das Eigenthümliche der Sahara, das ihr eben den Namen Wüste gegeben hat, ist der beinahe vollkommene Mangel an Pflanzen. Weder Wald noch Gebüsch, noch eine Graslage bedeckt den Erdboden. Die Sahara ist das Bild des Todes, denn in ihr giebt es keine Bewegung, kein Leben. Keine Löwen und Ga- zellen durchstreifen sie, denn diese wohnen im Walde und an Quellen; kein Adler kreiset über den regungslosen Sandflächen, denn hier findet er keinebeute, daselbst das gefallene Vieh sich sofort auflöst. Tage lang wandert die Karavane, ohne ein grünes, stacheliges Pflänzchen zu sehen. Lautlose Stille, ewiges Einerlei webt über der Wüste und füllt das Herz mit allen Schrecken der tiefsten Einsamkeit. Wohl wechseln nach Tagereisen Felsriffe, Kieselgeröll mit Flugsand, Hügeln und Thal- senkungen: aber selbst diese Abwechselung ist einförmig. Eineameise oder Eidechse, die von der Sonnenglut zu leben scheint, zu sehen, ist ein wichtiges Ereigniß für die Reisenden, von dem sie sich Tage lang unterhalten. Nur wo die Wüste vom Meere begrenzt wird oder an demselben liegt, findet man einige Salzpflanzen, und in der Nähe der übrigen Grenzen der Wüste einige dornige Büsche. Eine Ausnahme machen die Oasen, welche man mit Inseln im Sandmeere oder mit Flecken auf einem Parderfell verglichen hat. Der erstgenannte Vergleich ist indessen nicht ganz richtig, indem die Oasen nicht wie die Inseln über ihre Umgebung sich erheben, sondern sich unter dieselbe hinabsenken. Sie entstehen nämlich dort, wo sich in den Vertiefungen eine kleine Aue oder ein See aus dem Regenwasser ansammelt, oder wo Quellen unterhalb einer der Hochflächen entspringen. 64. Der Sinai. In seltsamen Umrissen, düster und drohend steigen die Vorgebirge des Sinai in die Höhe, steil und wild durcheinander geworfen, als wollten sic jeden Zutritt zu dem innern Heiligthum verwehren. Von der Glut der Sonne geschwärzt, von dem An- prall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht aufgerichtet, neh- men die Felsen immer wundersamere Formen an. Ueber die rothbrauncn Flächen der Granitwände sieht man hier und dort wilde Streifen von dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feucrbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöckcu und Felsengeröll über- lagert oder mit Triebsand bedeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbcwässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide genug für die Herden eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal besonders, welches sich durch die Berg- strecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln. Hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen. Pracht- volle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft, und während das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baum- hohe Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Thautropfen, wie wcißglänzende Perlen hängt. Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 333

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
333 Höhlen findet) beruhte Palästinas Schutz gegen Syrien. Es enthielt eine große Menge Städte, von denen noch zahlreiche Neberrreste zu finden sind. Sie ver- dankten einen großen Theil ihrer Macht und ihres Reichthums dem Karavanen- handel, der im Alterthum so wichtig war; noch jetzt gehen hier nicht selten Kara- vanen hindurch. ' 2. Der Jordan hat, wie gesagt, das Eigenthümliche, daß sein ganzer Lauf durch eine große Einsenkung in das Land bestimmt wird. Diese Einsenkung ist sehr breit, selbst bis zu einer Tagereise, und der Strom selbst hat eine im Vergleich damit unbedeutende Breite. Auf beiden Seiten wird diese Einsenkung von hohen und steilen Klippen begrenzt. Der Boden ist nicht mit fruchtbarer Erde bedeckt, sondern besteht aus kahlem Kalkfelsen, woraus die seltene Erscheinung hervorgeht, daß der Fluß in einer unfruchtbaren Wüste läuft. Wir verstehen nun, wie Jo- hannes in der Wüste predigen und zugleich im Jordan taufen konnte, was sonst, wenn der Jordan wie andere Flüsse wäre, schwer zu begreifen sein müßte. Der noch junge Strom ergießt sich bald in einen kleinen See mit Namen Merom. Wenn der Schnee auf den Bergen schmilzt, schwillt dieser See hoch an; aber in der trockenen Zeit ist er ein Schilfboden. Hier war es, wo Josua einen großen Sieg über viele Bergfürsten gewann, wodurch das Quellenland des Jordan in die Hände der Israeliten kam. Von lhier fließt er in den See G e n e z a r e t h, welcher nach der Provinz auch das Galiläische Meer und nach der daran liegenden Stadt Liberias genannt worden ist. Die größte Länge desselben folgt der Richtung des Flusses und beträgt 2 Meilen, die Breite ungefähr ^/4 Meile. Auf der westlichen Seite liegt das schöne galiläische Bergland, auf der östlichen vas wüste Felsengebirge der Gadarener. Er ist von einer Alpennatur umgeben, welche ihm Aehnlichkeit mit dem Genfer See giebt. Von dem westlichen Hoch- land sieht der Betrachter auf das fruchtbare Küstenland des Sees nieder und die majestätischen Bergketten der Ostseite hinan. Gen Norden erblickt er des Liba- nons schneebedeckte Kuppen und tiefer hinab den Libanonwald. Näber gegen den See zeigt sich im Norden Naphthalim und Sebulons Berglandschaft, und im Südwesten, nur 2'/? Meilen vom See, erhebt sich der kegelförmige Tabor. Der See ist klar, das Wasser oben warm, am Boden sehr kalt durch das von den Bergen zuströmende Wasser. !Das häufig gestörte Gleichgewicht zwischen der kalten Luft der Berge und der warmen der Thäler verursacht, daß dieser See so oft von Stürmen heimgesucht wird, daß man ihn in unserer Zeit nur ganz nahe an den Küsten befährt. Er ist reich an trefflichen Fischen. Die Fruchtbarkeit des ihn umgebenden Thales ist berühmt. Die Bergumgebung bietet so große Wärmever- schiedenheiten dar, daß das mannigfaltigste Pflanzenleben sich hier auf einem kleinen Raum entwickeln kann. Die Dattelpalme, welche Hitze verlangt, und der Wal- nußbaum, welcher Kühlung bedarf, gedeihen dort, ebenso deroel- undderfeigen- baum; die Weinrebe bringt hier einen außerordentlichen Reichthum an Trauben. 3. Vom Genezareth an hat der Jordan ein bedeutendes Gefälle, aber je weiter er sich entfernt, desto langsamer fließt er. In der Nähe des Sees ist das Thal noch grasreich, aber weiter hinab zeigt es sich als nackte Felseinöde. Weiter süd- lich von Jericho ist dies Thal mit einem salzhaltigen, sandartigen und so weichen Lehm bedeckt, daß Pferde bis an die Knie einsinken. Jericho bildet eine Oase am Jordan. Es ist von Bergen umgeben und war im Alterthum, als die Quellen eingefriedigt und reingehalten wurden, ein reich bewässerter Garten in einer heißen Landschaft, beinahe >/2 Meile breit und dreimal so lang. Hier standen Palmen mit den süßesten Datteln, Reben mit den köstlichsten Trauben und der berühmte Balsambusch. Bei Jericho ist von Osten her einer der natürlichen Eingänge in das eigentliche Palästina; hier war es auch, wo die Israeliten eindrangen.

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 414

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
414 Gefährlicher für den Menschen sind aber die Holzbohrmuscheln, die man ihrer wurmförmigen Gestalt wegen Bohrwürmer nennt. Diese kleinen und doch dem Menschen so gefährlichen Thiere vernichten vielleicht mehr Millionen lu-s echtesten Werthes, als die nutzlose Perle Tausende eines eingebildeten Werthes einbringt; denn indem sie Bollwerke und Schleusen der Häfen und der gefährdeten Marschländer zerstören, untergraben sie die unentbehrlichsten aller großen Bauwerke, und indem sie die Schiffe zernagen, zwingen sie den Menschen, das schon ohnedies kostbare Schiff für die Seereise noch mit einem kupfernen Panzer zu umgeben. 116. Die Polypen oder Koralleutmere. Aus weicher Gallerte gebildet, scheibenförmig gestaltet, sternförmig gezeichnet, und durch bewegliche Anhängsel in sternförmiger Ordnung geschmückt, schwimmen in allen offenen Meeren die groszen Quallen frei umher, während kleinere Thiere gleicher Gestaltung mit inneren steinernen Ge- rüsten in heiszen Gegenden auf dem Boden flacher Felsen- küsten festgesiedelt sind. Wo die Gewächse des Landes Blätter und Blüten treiben, da keimen im Meere aus steinernen Bäumen und Gesträuchen lebendige, em- pfindende Thiere, welche wie Blumen,mit unzähligen Fibern zitternd, in allen Farben des Bcgenbogens schillern. Diese steinernen Gewächse gliedern sich zweigartig, feder- und sternartig in tausend Gestal- ten. Manche kriechen am Boden wie niedrige Moose, andere sprossen in Form der Aloe- und Kaktusgewächse, andere verzweigen sich wie Hirschgeweihe, wie zierliche Fächer und Blumengewinde, andere erheben sich wie prachtvolle Gedern und pyra- midenartige Cypressen, noch andere gruppieren sich zu Felsenklippen, zu riesigen Mauern und Burgen und ragen wie Thurraspitzen bis an den Spiegel des Meeres. Die Baumeister dieser Felsenburgen sind winzige Meerpolypen, oft nur von der Grosze eines Nadelknopfs. Das Schwächste berührt sich mit dem Stärksten - das Kleinste wirkten seiner ausdauernden Ver- einigung staunenswürdig Groszes. Schwache mikroskopische Gallcrt- Fslierchen trotzen den Stürmen der Jahrtausende; sie brechen die wüthen- den Meereswogen, denen keine menschliche Kunst zu widerstehen vermag. Sie haben als die ältesten Geschöpfe der Erde ihre Bauten schon vor un- zähligen Jahren in der Urgeschichte unseres Planeten begonnen und bauen etzt noch fort und fort wie firn die Ewigkeit.

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 347

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
347 70. Der Königstiger. Der Königstiger ist eine herrliche, wunderschön gezeichnete und gefärbte Katze. Seine Gestalt ist höher, schlanker und leichter, als die des Löwen; in der Größe aber steht der Tiger keineswegs hinter jenem zurück. Ein erwachsener männlicher Tiger erreicht regelmäßig sieben bis achtfußgc- sammtlängevon dcrschnauze bis zur Schwanzspitze; cs sind aber nicht selten einzelne sehr alte erlegt worden, bei welchen die in derselben Weise gemessene Länge neun Fuß crgiebt. Die gewöhnliche Körperlänge beträgt etwas über fünf Fuß.' Der Leib ist etwas mehr verlängert und gestreckter, der Kops runder, als der des Löwen, der Schwanz ist lang und quastenlos, die Be- haarung kurz und glatt und nur an den Wangen bartmäßig verlängert. Das Weibchen ist kleiner und hat auch einen kürzern Backenbart. Alle Tiger aber, welche in nördlicher gelegenen Ländern wohnen, tragen ein viel dichteres und längeres Haarkleid, als diejenigen, deren Heimat die heißen Tiefländer Indiens sind. Die Zeichnung des Thieres zeigt die schönste Anordnung von Farben und einen lebhaften Gegensatz zwischen der hellen, rostgclben Grundfarbe und den dunklen Streifen, welche über sie Hinweg- laufen. Die Schnurren sind weiß, die Nase ist ungefleckt und der Augen- stern gelblichbrauu. Ebensowohl alö in den Dschungeln oder Rohr- und Graswäldcrn mit wenigen Bäumen, aber viel Gesträuch begegnet man dem Tiger in großen, hochstämmigen Wäldern, wenn auch immer nur bis zu einer gewissen Höhe über dem Meeresspiegel. Nach den herdenreichen Alpenweiden in den Hochgebirgen Asiens geht er niemals empor; umso öfter kommt er dicht

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 288

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
288 Bodens auf. Der größte und einförmigste von allen diesen Landstrichen ist die Lüneburger Heide, eine weite Ebene, welche sich ohne Anhöhen und Thäler, ohne Seen oder auch nur bedeutende Bäche in einer Länge von 10 Meilen durch das hannoversche Land von Lüneburg bis Celle erstreckt. Zwei Drittel allesbodens ist hier mit Heidekraut bewachsen, oder bildet Moor- oder Bruchland. Von der Elbe aus führt durch die Heide außer der Eisenbahn eine Landstraße nach Han- nover, und wenn diese schon einsam und öde ist, so sind es die Nebenwege noch mehr. Nur von Zeit zu Zeit nach vielstündiger Wanderung gelangt man zu einem kleinen, weitläufig gebauten Dorfe. Hat man sich daher in der oft mannshohen Heide, welche dann und wann nur mit kümmerlichem Nadelholzgebüsche oder dünnen Fichten- und Kieferwaldungen abwechselt, verirrt, so kann man tagelang darin umherstreifen, ohne eine bewohnte oder auch nur bebaute Stätte anzutreffen. Nur von Bienen, deren es hier in so großer Menge giebt, daß man von ihnen jährlich für 200,000 Thaler Wachs und Honig gewinnt, wird man fast fortwährend umschwärmt, und man muß sich wohl hüten, sie zu reizen, denn der Fälle sind nicht wenige, daß sie in dichten Schwärmen über ihre Beleidiger herfallen; ihren grim- migen Angriffen müssen bisweilen die stärksten und muthigsten Pferde erliegen. Auch von kleinen, unansehnlichen schwarzen Schafen, Heidschnucken genannt, welchen die mageren, aber gewürzhaften Heidekräuter ebenso gut bekommen, wie den Bienen die süßen Blüten derselben, trifft man bisweilen große Herden an; sie bringen den Einwohnern vielen Nutzen und machen oft den ganzen Reichthum derselben aus. Sonst sieht man auf dem ganzen Wege durch die Heide selten etwas Lebendiges, die Scharen von hungerigen Raben noch abgerechnet, welche durch ihr hohles Gekrächze die traurige Einöde nur noch unheimlicher machen. Die weit von einander gelegenen Dörfer durchfließt zuweilen ein kleiner Bach, meistens je- doch nur ein Graben, dessen öliges, eisenhaltiges, unschmackhaftes Wasser seinen Ursprung im Moorgrunde verräth. Um diese Dörfer herum wächst neben dem röthlich blühenden Buchweizen mit seinen zierlichen eckigen Blättern auch etwas Roggen, Gerste, Hafer und Rüben auf dem von mageren Grasplätzen unter- brochenen, urbar gemachten Sandboden; doch sind diese Felder nur dürftig mit dünnen, kurzen Hälmchen bedeckt, und die Ernte fällt fast ganz aus, wenn der Regen nicht rechtzeitig die Bemühungen der Landbauer unterstützt. Einzelne Birken, Buchen und Eichen, welche man bisweilen in der Nähe der Dörfer erblickt, welche aber mitunter auch große und schöne Wälder bilden, bringen hier ebenfalls Ab- wechselung in die Einförmigkeit der Ebene. Einen eigenthümlichen Anblick gewährt nicht selten das Mauerwerk dieser Dörfer; es besteht nämlich aus über einander gelegten, mit Moos verstopften Granitblöcken und ist durch die Länge der Zeit mit Moose dicht überwachsen. Man freut sich aber auch der Reinlichkeit und Wohl- habenheit, welche sich in den reichen Heidedörfern mit ihren weitläufigen Bauern- gehöften kund giebt. 37. Hamburg. Nähert man sich Hamburg auf dem Dampfschiffe von Harburg aus, so erblickt man einen ungeheuern Wald von Mastbäumen; die Luft ist voll wehenderwimpel aller Farben und Nationen. Zwischen denselben blähen sich ungeheuere Segel auf, und schwarze Rauchwolken steigen aus den Schornsteinen der Dampfschiffe. Da- hinter erheben sich die gewaltigen Speicher für die Waarenvorräthe. An dem mit Mauern eingefaßten Ufer wogen geschäftige Menschen in allen Farben und Trachten auf und ab. Hier arbeiten sich Rollwagen die Uferstraße hinauf; dazwischen jagen Droschken und Reiter, schreien Kofferträger, singen Matrosen, rufen Verkäufer ihre Waaren aus, haschen Diebe nach fremden Taschen, und treiben sich müssige Zuschauer umher. Was die Erde Schönes und Kostbares trägt, das steht hier auf- gestapelt in den gewaltigen Fässern, eisenbeschlagenen Kisten, mächtigen Rollen und Körben; Waaren, die Hunderttausende werth sind, erscheinen wie auf die Straßen geworfen. Außer den Menschen drängen sich am Elbufer auch Schiffe

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 295

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
295 jagte auf seinem Zelter, der meilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinter- drein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem an 1000 Fuß tief der Abgruud liegt; der gegenüberstehende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo heran- nahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf 4 Fuß tief in das harte Gestein schlug. Bohdo, der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode). Die Bewässerung des Harzes ist im ganzen ziemlich reichlich; überall spru- deln Quöllen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen vereinigen, daher auch üppiger Wiesen- und Baumwuchs, auf der Hochfläche des Unterharzes sogar vortrefflicher Getreidebau. Von Bergseen aber ist nicht die Rede. Auf dem Brocken liegt der Schnee bis in den Mai und Juni hinein. Der ganze Oberharz hat wenig Frühling, viel Nebel und Regen, etwa 6 Wochen Sommer, ganz dem Klima von Norwegen und Schweden entsprechend. Die Harzflüsse sind rein, doch reich an Krebsen und Fischen, besonders Fo- rellen. Wo die Thäler weit werden, treibt man Leinwandbleicherei; der Flachs- bau jedoch ist dem Harze fremd. Die Kartoffel ist die einzige Frucht, die dem Harzer treu bleibt. Wenig Obst gedeiht in diesem Klima, desto mehr stehen Blu- men, Wald und Wiesen in Flor. An Preißel- und Blaubeeren ist Ueberfluß; sie werden gesammelt und verkauft. Die Baumarten des Uuterharzes sind Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Rothbuche; an den mildesten Punkten stehen Roßkastanien. Bei Wernigerode und Blankenburg findet man aber auch die echte Kastanie kleine Wäldchen bildend. In den Oberharz folgt der Tanne nur die Birke eine Strecke weit, und noch etwas weiter die „Quitsche", deren rothe Vogelbeeren dem Ober- harzer zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Vogelfänge, gute Dienste leisten. In der Höhe von 3170 Fuß schwindet am Brocken schon der Baumwuchs, nachdem er zuvor niedrig und krüppelig geworden; nur das heilsame isländische Moos, die Berganemone und einige Alpenkräuter fühlen sich auf dem kahlen Scheitel des nebelumfluteten Vater Brocken wohl. Im Thierreiche sind die Vögel am zahlreichsten vertreten, und der Spott- vogel, der Zaunkönig, der Bergfinke, das Goldhähnchen, die Meise, der Zeisig, der Staar, das Rothkehlchen, der Falke und die Drosseln, welche Heinrich I. den Harz so lieb machten, sind noch jetzt sehr laut in diesen Waldungen. Die Jagd liefert noch Eber, Hirsche, besonders viel Rehe; auch wilde Katzen finden sich noch hin und wieder. Von Hausthieren sind im Harz Ziegen und Schafe, mehr noch Schweine, besonders aber Rindvieh zu nennen. Die größten Reichthümer des Harzes aber bestehen in Metallen, welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in Hammer- werken und Fabriken verarbeitet werden: Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Steinkohlen, Schwefel, Vitriol ist reichlich vorhanden. Silber gewinnt man noch 46,000 Mark jährlich, Eisen 220,000 Ctr., Kupfer 17,000 Ctr. Die bedeutendste Silbergrube ist bei Andreasberg in der Berghauptmannschaft Clausthal. Trotzdem werden die Bergleute und das Volk des Gebirges nicht reich. Die Berg- werke gehören den Regierungen (Preußen, Braunschweig, Anhalt-Bernburg) oder reichen Privatleuten. Wer mit eignen Händen Erzadern sprengt, schmelzt, häm- mert, der hat die Mühe und nicht den Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als wäre sie sein; denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am Ende doch der Reichste. Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind das Beerenlesen, das Holzhauen, die Kohlenbrennerei und die Vogelstellerei. Die Beerenleser suchen sich die gelichteten Stellen des Waldes auf, wo sie Erd- und Himbeeren in Menge finden, die sie dann zum Verkauf austragen. — Die Köhler führen ein den Sennhirten ähnliches Leben. Ist der Schnee in den Bergen ge- schmolzen, so ziehen sie mit ihren zweiräderigen Kohlenkarren fort von Weib und Kind und kehren erst kurz vor Anbruch des Winters wieder heim. Sie sind unter- allen Harzbewohnern diejenigen, die am längsten im Walde verweilen. Der Köh- lermeister hat wie der Sennhirt seine Handbuben, dip ihn bei der Arbeit unter-

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 300

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
300 44. Der Dpreewalv. In der Niederlausitz, wo der Unterlauf der Spree beginnt, befindet sich eine der merkwürdigsten Gegenden der Mark, nämlich der Spreewald, in dessen Mitte die Stadt Lübben liegt. Die Spree kommt hier wegen mangelnden Ge- fälles gleichsam in Verlegenheit, welchen Weg sie wählen soll, und theilt sich daher in eine unzählige Menge von Armen, die eine weite Niederung durchfließen und bei hobem Wasserstande völlig überschwemmen. In älterer Zeit befand sich hier ein undurchdringlicher Bruchwald, den die Wenden oder Sorben zum Zufluchtsort erwählten, als sie vor den Deutschen nach Osten hin zurückweichen mußten. Die Nachkommen derselben wohnen noch heute im Spreewalde und haben die väter- liche Sprache und Sitte bewahrt. Ein Theil des Spreewaldes ist urbar gemacht und in fruchtbares Wiesen- und Gartenland verwandelt worden; ein anderer Theil besteht noch jetzt aus Wald. Die herrschende Holzart ist die gemeine Erle; doch findet man auch Eschen, Buchen, Eichen, Weiden und Kiefern. Da nun die ganze Gegend von zahllosen Flußarmen durchzogen ist, so müssen die Bewohner des Spreewaldes alle Ausflüge und Besuche in Kähnen abmachen, die sie mit großer Geschicklichkeit pfeilschnell durch das Wasser treiben. In festlichem Schmucke fährt man Sonntags in Kähnen zur Kirche. In ernstem, feierlichem Schweigen folgen auf Kähnen die Leidtragenden der Leiche eines Verstorbenen, welche zu Wasser nach dem Gottesacker gebracht wird. Zu Kahne besucht der Förster sein Revier, in Kähnen werden die Ernten heimgeholt. Der Fremde, welcher zur Sommerszeit in diese Gegend kommt, hat einen reichen Genuß. Die hohen ur- alten Eichen und Erlen, welche die Ufer besäumen, bieten in der Sommerschwüle erquickenden Schatten und spiegeln ihr dunkles Laub lieblich in dem klaren Wasser. Unter einem Lanbdache gleitet das Fahrzeug sanft dahin. Und wenn nun gar der Abend hereinbricht und der Mond sein blasses Licht durch das leise flüsternde Laub der Bäume wirft, dann ist der Anblick überaus köstlich. Ein ganz anderes Bild gewährt der Winter. Kaum hält das Eis, so schnallt sich jeder Schlittschuhe an. Das arme alte Mütterchen, das sich Leseholz sammelt, der Holzhauer, der Förster, Männer, Weiber und Kinder, alle gleiten dann pfeil- schnell über die spiegelblanken Kanäle. Noch vor wenigen Jahren war der Spreewald belebt von mancherlei Thier- geschlechtern, die hier ihr Wesen trieben. Hirsche und Rehe gab es in Menge. Besonders fanden Wasservögel, als: Kraniche, Schwäne, Störche, weiße und schwarze Auerhähne, Birkhühner u. a. reichliche Nahrung. Heut ist das anders geworden; die Kugel des Jägers hat arg aufgeräumt. Die Bewohner des Spreewaldes treiben Fischfang, doch leben sie auch vom Gartenbau. Der Boden zeigt einen üppigen Pflanzenwuchs, und das Gras kann öfter im Jahre geschnitten werden. Man fährt das Heu nicht ein, sondern stellt es in Haufen in Form eines Zuckerhntes ans, nachdem man eine passende Unter- lage gebaut hat, um es vor Ueberschwemmungen zu schützen. 45. Berlin. Berlin liegt mitten in der Geestfläche nur 115 Fuß über dem Meere an der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree und steht dadurch mit der Elbe und Oder in Verbindung. Dazu kommen die vielen Eisenbahnen, wodurch die Stadt der Nord - und Ostsee, sowie dem Innern von Deutschland nahe gerückt ist. Als Haupt - und Residenzstadt des Königreichs Preußen, des größten und lebenskräf- tigsten deutschen Staates, hat sie sich mit wunderbarer Schnelligkeit entwickelt; sie zählt jetzt bereits 630,000 Einwohner. Das Aussehen der Stadt ist daher ein durchgehends neumodisches und ganz verschieden von dem alter Haupt- oder Handelsstädte, wie denn auch der auswärtige Handel nicht gerade die stärkste

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 315

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
315 Roggen, Hafer und Kartoffeln. Der vorzüglichste Zweig der Landwirthschaft ist die Viehzucht. Auf dem eigentlichen Gebirge finden sich wenige in Städtchen und Dörfern zusammengezogene Gemeinden, die meisten bestehen nur aus zerstreuten Höfen und Häuschen von eigenthümlicher Bauart. Vor allem aber birgt der Schwarzwald ein kräftiges, gesundes, wackeres Volk von Hirten, Holzhauern, Flößern, Ackerbauern, das alte Sitte, alte Kühnheit er- halten hat. Riesenhohe Tannen und Fichten flößt der Schwarzwälder auf seinen Gebirgsbächen hinunter zum Neckar und Rhein, auf dem sie in große Flöße ver- bunden werden, so groß, daß oft vierzig Menschen auf denselben sind, um sie mit Rudern und Stangen zu regieren. Mit dem breitkrempigen Hute, der rothen Weste und den weißen Hemdsärmeln stehen diese kräftigen Gebirgssöhne in langer Reihe auf dem schwimmenden Walde und lassen ihn im taktmäßigen Ruderschlage nach den Niederlanden hinabgleiten, um reichen Städten feste Unterlage, schwel- lenden Segeln eine Stütze zu gewähren. Für Holz tauscht der Schwarzwälder das Brotkorn ein, das ihm sein Boden auf den Bergeshöhen verweigert. Seine Holzschnitzereien, Uhren, Strohhüte u. s. w. sind durch ganz Deutschland bekannt. Man findet überdem im Schwarzwalde Hammerwerke, Glashütten, Pech- und Theersiedereien, besonders aber viel Sägemühlen. Die Wohnungen liegen in den wildschönen Thälern zerstreut umher, von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern versehen, ohne darum viel Licht zu haben, wegen der weit hervorspringenden Dächer. Zu den Schlafgemächern führen Gänge von außen. Unter diesen Gängen draußen am Hause liegt der Holzvorrath. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen, und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebete. 53. Die Donau. Die Donau ist der größte Strom Deutschlands; seine Länge beträgt, die Windungen mitgerechnet, an 380 Meilen. Er zerfällt in 3 Theile, die deutsche Donau bis Preßburg, die ungarisch-slavische bis Orsowa und die wala- ch i s ch - b u l g a r i s ch e bis zur Mündung in's schwarze Meer. Die Donauquelle befindet sich auf dem Schwarzwalde in einer Höhe von etwa 2200 Fuß. Bei Preßburg beträgt die Seehöhe nur etwa noch 400 Fuß. Daraus läßt sich schließen, daß die Ebenen der mittlern und untern Donau tief liegen und der Läuf des Stromes, der von Ofen noch 2/3 seines Weges zurückzulegen hat, langsam, also der Schiffahrt äußerst Vortheilhaft werden muß. Die Donauquellen vereinigen sich bei D o n a u - E s ch i n g e n zu einem Fluß. Der an 100 Fuß breite Strom durchfließt nach seinem Austritt aus dem Groß- herzogthum Baden das preußische Fürstenthum Hohenzollern-Siegma- ringen und den Südtheil des Königreichs Würtemberg. Auf diesem Laufe durchbricht er schäumend die Felsen der schwäbischen Alp und setzt dann am süd- lichen Abhang des Gebirges seinen Lauf ruhiger fort bis zur Bundesfestung Ulm. Hier wird er schiffbar und betritt das Königreich B aiern. Er nimmt nun seinen Lauf zwischen den Vorbergen der Alpen und den Hügelreihen, die von der schwä- bischen Alp und dem Fichtelgebirge ausgehen. Unterhalb Regensburg stellen sich ibm die Gebirge des Böhmerwaldes entgegen. Verstärkt durch den Lech, der von Augsburg, durch die I s a r, die von München, und endlich durch den Inn, der von Tirols Hauptstadt, Innsbruck, herkommt, bahnt er sich den Ausgang durch die Felsenwände unterhalb Passau und tritt in das schöne Oesterreich. Besonders herrlichst der zwischenlinz uudwien liegende Theil des Flusses. Bei der erstgenannten Stadt fließt er, von Bergen eingeengt, in einem ungetheilten Strome. Unterhalb der Stadt aber fängt er bald an, viele große und kleine Inseln zu umfassen und sich in viele Arme zu spalten. An vielen Stellen ragen aus dem Wasser Sandbänke heraus; sind sie bewachsen, so nennr man sie Auen. Diese mit Espen, Linden, Pappeln, Ahornbäumen, Weiden und Gebüschen aller Art

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 322

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
322 Bergmassen. Die Folge davon ist überall leichte Zugänglichkeit und bequeme Verbindung aller Tbeile des Innern mit dem Meer. Dazu kommt die günstige Küstenbildung mit ihren zahlreichen guten Häfen, der Wasserreichthum 'und die Schiffbarkeit der vielen das Tiefland durchschneidenden Flüsse'. Eine Folge da- von ist es, daß das englische Volk das Haupt-See- und Handelsvolk der Erde geworden ist. In England finden sich drei nicht mit einander zusammenhängende Berg- länder. Das Bergland von Cornwall füllt die südwestliche Halbinsel ganz mit wilden und öden Bergen. Das Bergland von Wales, nördlich vom Kanal von Bristol, besteht aus nackten, wilden, waldlosen Felsbergen, durch groß- artige Formen ausgezeichnet; es ist ein armes Land, dessen Bewohner Bergbau und Viehzucht treiben. Das Bergland von Nordengland ist von ganz anderer Beschaffenheit. Es ist ein breiter Bergzugs dessen wellige Höhen bewaldet, gut angebaut und von breiten Flußthälern durchschnitten sind. Die südliche Ab- theilung ist besonders merkwürdig durch großehöhlen und verschwindende Flüsse. Die Abhänge sind allenthalben von ausgedehnten Lagern von Stein- kohlen und Eisenerz umgeben, welche als die natürliche Grundlage ausge- dehnter Fabriken nicht wenig zu Englands Größe beigetragen haben. Der Boden des englischen Tieflandes besteht nicht wie der der norddeutschen Tiefebene auf weiten Strecken aus Lagern losen Erdreichs, sondern die Felsunterlage tritt häufig mit malerischen Formen hervor, wodurch der englischen Ebene eine große Mannigfaltigkeit und Abwechselung verliehen wird. Außerdem zeichnet sich die- selbe aus durch große Fruchtbarkeit, den sorgfältigsten Anbau und die höchste ländliche Schönheit, deren Ebenen fähig sind. Die Saftfülle und Frische der Haine und Wiesen vermag sich durch alle Jahreszeiten zu erhalten, indem die Feuchtigkeit der Atmosphäre das lebhafte Grün derselben sowohl gegen Sommer- dürre als Winterkälte schützt. Nur diehalbinsel zwischen derthemse- undwash- bay ist dem deutschen Küstenlande ähnlich; es ist theils kahles Sandland, theils sumpfige Marsch, doch gut angebaut. Drei Hügelketten durchziehen das Tiefland, die aber nur selten dem Kanalbau Schwierigkeiten in den Weg ge- stellt haben. Schottland besteht aus drei nicht zusammenhängenden Bergmassen. Im mittleren Theil ist das Berg land von Hochschottland. Es sind parallel nach Nordost ziehende Bergketten, an der Westküste steil aufsteigend. Tiefe Spal- ten, in den westlichen Theilen selbst Meeresarme, durchschneiden sie vielfach; schluchtenähnliche Längenthäler, oft mit langge st reckten Seen, trennen sie, wie in Norwegen. Die große Tiefe dieser Thalspalten macht sie großartig, ob- schon die Höhe der Bergwände nur 2—3000 Fuß beträgt. Die Berge sind wild, nackter Fels oder mit Heidekraut und mit Gesträuch bedeckt. Wälder sind selten, das Land ist wenig angebaut, öde, rauh und unwirthlich, aber auch schwer zu- gänglich und gegen Eroberungen durch seine Natur geschützt. Nördlich von einer tiefen Einsenkung, welche die ganze Insel durchschneidet, durch die der sogar für Kriegsschiffe fahrbare Kaledonis che Kanal führt, ist das Bergland von Nord- schottland, das durch seine Bildung mit den skandinavischen Gebirgsmassen Aehn- lichkeit hat. Die Zerrissenheit der schottischen Bergmasse erscheint noch größer in den vorgelagerten Inselgruppen. In Irland ist das Tiefland mehr vorherrschend, die Bergländer sind noch mehr getheilt und finden sich hauptsächlich an den Küsten. Stände das Meer ein paar Hundert Fuß höher, so würde Irland in einige Felsinseln aufgelöst. Das Tiefland ist zum Theil ganz eben, es ist zwar fruchtbar, aber bei weitem nicht so sorgfältig angebaut wie das englische. Es umschließt zahlreiche Seen und große Strecken Sumpflandes. Die Zahl der Einwohner Großbritanniens beträgt 30 Millionen. Sie sprechen fast alle die englische Sprache, aber die Einwohner von Wales, die Hoch- schotten und die eigentlichen Irländer eigene Mundarten. Für Künste und Wissen- schaften thut der Staat wenig, für Volksschulwesen fast gar nichts. Der Eng-

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 324

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
324 besonders im Sommer und nach Gewittern, schimmern die Wellen in mattem Lichte; um des Fischers Ruder sprühen Funken, und die Spur seiner Barke ist Feuer. Dies rührt von Millionen sonst unsichtbarer Bewohner des Meeres her, deren Leuchten durch eine stärkere Bewegung des Wassers gesteigert wird. Wirft man einen Hund in's Meer, so kommt er leuchtend zurück ; sich schüttelnd sprüht er Funken. In Neapel rechnet man auf vier Tage drei schöne. Eis und Schnee sind höchst seltene Erscheinungen. Zwar sieht man vom November bis in den März weiße Berggipfel; denn die Abruzzen haben ein rauhes Klima, ja der Vesuv selbst ist oft wochenlang in einen Schneemantel gehüllt. Hier unten aber lacht ewiger Frühling. Es fällt auch wohl dem Himmel ein, Wochen lang ohn' Unter- laß Wasser herabzuschicken; von einer eigentlichen Regenzeit kann aber nicht die Rede sein. Auch der deutsche Winter bringt bisweilen Veilchen hervor; um Neapel gedeihen sie jedoch, nebst vielen andern Blumen, in solcher Fülle, daß die Knaben vom Lande ganze Körbe voll Sträußchen in der Stadt feilbieten. Auf dem Ostgestade des Busens von Neapel erhebt sich der Vesuv aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft, und so prachtvoll sein Anblick ist, so Prächtig ist der Ausblick von seiner Höhe. Ein mehrstündiger Weg führt anfangs durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen, später durch ein schrecklich ödes, braunrothes Lava- gefild bis zum steilen Kegel des Berges. Auch diesen hinauf geht es anfangs ziemlich gut; es sind noch große, festliegende Steine da, auf welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rothbraune Erd- asche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wie- derum einen halben Schritt zurück. Natürlich muß man oft anhalten und aus- ruhen, damit die Kräfte sich sammeln. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach einer hal- den Stunde ist die beschwerliche Besteigung des Kegels vollendet, wir stehen glücklich oben am Rande des Kraters. Der Krater des Vesuv ist ein ungeheurer rundlicher Kessel, dessen Rand umher 30—50 und mehr Fuß hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht; natürlich ist dieser Rand an einer Stelle höher, als an der anderen. Um den ganzen Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem schmalen Rande,, der ihn umgiebt, herumgehen, wozu etwa 1 Stunde erforderlich ist. Daß sich seine Gestalt bei heftigen Ausbrüchen immer verändert, ist bekannt. In der Mitte des ungeheuern Kessels ist ein Boden, der eigentliche Feuer- schlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 25—30 Fuß hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer auswirft, gebildet ist. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Oeffnung, aus welcher ein weißer, schwefel- gelblich schimmernder, dichter Dampf aufwallt; einige kleinere Oeffnungen sind daneben. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen, deren Zahl sich vermehrt, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düster- rothe Kohlenglut sieht man hier das Gestein des Berges brennen; zwischen dem Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde. Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge eine gar wilde, schauerlich öde Ansicht. Unter unseren Füßen brüllt der Donner der Erde, dumpf wie der Kanonen- gruß ferner Meerschifse; bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wüthender, ein Getöse hohl zusammenschlagender Felsenberge. Ein Athemzug der Stille, und der dichte graue Dampf, der über der Oeffnung des kleinen Kegels schwebt, röthet sich, röthet sich heißer, glühender, brennender. Ein breiter Flammenstrahl fährt sausend, -zischend, rollend empor; ein Haufen heißer Steine und Asche steigt funkelnd über das Feuer hinaus in die Nacht.und fällt rings auf deu kleinen Kegel nieder, wo
   bis 10 von 38 weiter»  »»
38 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 38 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 0
4 0
5 4
6 1
7 9
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 4
14 0
15 3
16 3
17 5
18 6
19 3
20 0
21 0
22 2
23 0
24 3
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 7
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 2
38 29
39 0
40 1
41 2
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 6

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 1
2 0
3 2
4 0
5 1
6 2
7 0
8 0
9 0
10 3
11 11
12 1
13 1
14 0
15 0
16 1
17 1
18 1
19 0
20 0
21 20
22 0
23 0
24 4
25 0
26 0
27 3
28 5
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 1
42 1
43 0
44 1
45 0
46 0
47 1
48 8
49 7
50 6
51 0
52 0
53 0
54 8
55 0
56 0
57 5
58 0
59 0
60 0
61 2
62 3
63 0
64 1
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 21
71 0
72 0
73 0
74 0
75 3
76 3
77 11
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 1
84 7
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 2
92 10
93 0
94 0
95 2
96 0
97 1
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 77
1 27
2 62
3 31
4 62
5 119
6 109
7 145
8 29
9 148
10 155
11 33
12 86
13 93
14 44
15 127
16 134
17 46
18 141
19 195
20 17
21 109
22 126
23 28
24 85
25 49
26 102
27 123
28 37
29 101
30 87
31 45
32 38
33 489
34 118
35 99
36 40
37 134
38 53
39 140
40 131
41 63
42 90
43 152
44 151
45 32
46 55
47 38
48 54
49 114
50 160
51 249
52 95
53 25
54 334
55 132
56 75
57 39
58 119
59 473
60 73
61 223
62 258
63 25
64 97
65 125
66 15
67 153
68 34
69 3
70 12
71 148
72 93
73 109
74 74
75 82
76 29
77 119
78 64
79 98
80 206
81 713
82 32
83 54
84 103
85 121
86 25
87 32
88 66
89 43
90 27
91 183
92 2
93 44
94 28
95 55
96 15
97 133
98 59
99 76
100 430
101 7
102 129
103 133
104 27
105 51
106 104
107 45
108 117
109 46
110 50
111 129
112 96
113 22
114 58
115 70
116 121
117 64
118 67
119 73
120 111
121 169
122 50
123 74
124 72
125 74
126 62
127 251
128 68
129 76
130 24
131 208
132 97
133 99
134 47
135 24
136 403
137 22
138 48
139 52
140 91
141 68
142 108
143 140
144 65
145 224
146 141
147 32
148 165
149 24
150 121
151 137
152 175
153 32
154 56
155 138
156 192
157 148
158 99
159 43
160 32
161 97
162 134
163 123
164 34
165 167
166 276
167 41
168 35
169 49
170 62
171 197
172 103
173 190
174 58
175 280
176 150
177 261
178 18
179 123
180 34
181 99
182 227
183 439
184 49
185 28
186 24
187 99
188 73
189 70
190 43
191 135
192 157
193 107
194 70
195 102
196 197
197 76
198 85
199 105