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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Elsaß und seine Bewohner. 43
markt bildet. In diesem Gebiet decken ihre kostbaren Ranken die Seiten
der Hügel, steigen zu gleicher Zeit auf die ersten Gebirgsstnfen, greifen
in das Flachland ein, dem Getreide seine Furchen wegnehmend und die
Gehölze aus'den Abfällen der Berge bis über 400 in hinaufdrängend.
Auf dieser ganzen Strecke ist kein Winkel, kein günstiger Felsabhang,
wo der Rebstock sich nicht mittelst harter, mühevoller Arbeit festgesetzt.
Eine ununterbrochene Reihe von Rebhügeln durchzieht das Land.
Öffnet sich irgend ein Thal, so dringen die Reben mehrere Stunden
weit auf günstiger Seite hinauf Der Eingang derselben bietet den
herrlichsten Anblick dar. Welch ein prachtvolles Schauspiel genießt das
Auge von der Höhe jener nach Sonne und Licht strebenden Weinberge!
Weit unten auf der Thalsohle, hell und munter, läuft zwischen Pappel-
bäumen, Erlen und Weiden ein vom Sommer gezähmter Bergbach
durch blumenreiche Wiesen, während von seinen Ufern aus malerische
Fußsteige langsam die mit Reben bedeckten Abhänge hinaufschleichen
bis zur jähen Fluh, auf deren oberen Gipfel sich die alte Burg empor-
hebt als eine Erinnerung an die Vorzeit.
Zwischen 300 bis 400 m absoluter Höhe schwankend, liegen diese
Hügel wellenförmig am Fuße des Gebirges oder strecken sich wie Vor-
spränge der Ebene entgegen, wegen ihrer Anmut ein beliebtes Reiseziel
bildend. Nirgends in der Welt liegen sich die Burgtrümmer so nahe;
weiter im Norden prangen sie stets nur einen Büchsenschuß auseinander,
und es bewährt sich das alte Wort:
Drei Schlösser auf einem Berg,
drei Kirchen auf einem Kirchhof,
drei Städte in einem Thal
hat ganz Elsaß überall.
Meist nur 1 bis 3 km breit, erweitert sich diese Hügelzone gegen
Norden zwischen Zabern und Weißenburg sowie im Sundgau zwischen
Thann, Belfort und Mülhausen, wo sie das ganze südliche Elsaß bis
zu den ersten Stufen des Juragebirges einnimmt.
Durch tiefe Thüler erheben wir uns über die Weinzone bis ins
Innere der Bergregion. Grüne Wiesen, die sich längs der rauscheudeu
Bergbäche ausdehnen, deuten hier besonders auf Viehzucht. Auf die
Wiesen folgt Wald, dann wieder Alpenweide oder kahle Felsstürze. Der
obere Teil des Wasgenwaldes ist ganz von unübersehbaren Waldungen
und stellenweise mit Triften bedeckt. Die strenge Witterung erlaubt
kaum auf einigen gut geschützten Abhängen den Anbau von kleinen Korn-
oder Kartoffelfeldern; auf dem hoheu Gipfel erstickt der Frost alle Baum-
Vegetation während eines langen Winters, der die Höhen oft von Ende
September bis in den Maimonat in eine tiefe Schneedecke hüllt. Um-
sonst sucht man hier die dicht bevölkerten Dörfer des Flachlandes; im
tiefen Thale zeigt sich noch hier und da Gewerbthätigkeit wie in den
protestantischen Dörfern des entlegenen Steinthals, wo es durch die auf-
opfernde Thätigkeit des Pastors Oberlin (1826 f) gelungen ist, die un-
wirtliche Natur des Bodens zu bezwingen; oben aber im Hochgebirg
erscheint kaum ein einsames Försterhaus, hinter den Nadelhölzern und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
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Allgemeine Übersicht.
21
aber verhüten die Gebirge eine dauernde Sommerdürre, sie verteilen den
befruchtenden Regen, den für ganz Deutschland die Südwestwinde vom
Ozean herbeiführen, wohlthütig auf das ganze Jahr.
Die klimatischen Zustände jedes Landes verkörpern sich gleichsam
in seiner Vegetation, auf deren typischen Charakter die Verhältnisse
der Wärme und Feuchtigkeit der Luft deu vorherrschenden Einfluß üben.
Werfen wir deshalb einen Blick aus die Vegetation Deutschlands und
seine landwirtschaftliche Physiognomie.
Der Gegensatz von Feld und Wald besteht in Deutschland noch
in seiner ganzen Ausdehnung. Eng schließt sich der Wald an das
Gemütsleben, namentlich an das der Stämme im Norden, deren land-
schaftliche Begriffe auf das innigste mit den Wäldern verschlungen sind.
Diese sind es, welche weiten Strecken namentlich des Tieflandes, die
charakteristische Schönheit und Mannigfaltigkeit der Landschaftsbilder
verleihen; und von dem lichterstrahlenden Weihnachtsbaum und dem
zur Rute verschlungenen Birkenreise der Kindheit an durchwebt der
Baum, der Wald die Erinnerungen und Erlebnisse der Menschen bis
zum letzten Tage ihres Erdenlaufes. Mit dem Wald verflechten sich
die Sagen und Märchen des Volkes und leben fort bis auf diese
Stunde, umrauscht vom Wehen des Waldes, das den Sinn geheimnis-
voll umfängt und ihn mit unsichtbarer Gewalt ins Reich der Wunder
trägt. Und wir haben auf deutscher Erde noch lustigen, schönen Wald,
noch Wälder, wo der Wanderer meilenweit von jeder menschlichen
Niederlassung entfernt nur den Schlag des eigenen Herzens in der
Kirchenstille der Wildnis hört. Privatbesitz ist bei den deutschen Völkern
erst spät und allmählich aufgekommen; noch jetzt gilt der Wald für
das einzige große Besitztum, das noch nicht vollkommen ausgeteilt ist.
Im Gegensatz zu Acker, Wiese und Garten hat jeder ein gewisses Recht
auf den Wald, „und bestände es nur darin, daß er nach Belieben in
demselben herumlaufen kann". Und was das allein wert ist, das em-
pfindet man in Ländern, welche diese Waldfreiheit und diefen süßen
Waldfrieden nicht haben, in England, das nur eingehegte Parks, aber
keine Wälder hat, in den kultivierten Strecken der amerikanischen Union,
wo die Fenzen überall auch den gemeinen Weg bannen. Man redet
jetzt viel von Schonung des Waldes, weil es an Holz gebricht oder die
Flüsse an Wassermenge abnehmen; aber nicht bloß vom Standpunkte
des Nutzens, sondern auch von höherem Gesichtspunkte aus sollte der
Wald gerade auf deutschem Boden geschont werden. Kein Volk bat so
schöne Lieder vom Walde als das deutsche; der Gedanke, jeden Fleck Erde
von Menschenhänden umgewühlt zu sehen, ist dem deutschen Geiste zu-
wieder. Wir müssen den Wald erhalten nicht bloß, damit uns der
Ofen im Winter nicht kalt werde, sondern damit die Pulse des Volks-
lebens warm und fröhlich weiter schlagen, damit Deutschland deutsch bleibe.
Die höheren Gebirgswälder Deutschlands bestehen vorzugsweise
aus der Edel- und Rottanne, wozu in den Hochalpen noch die Arve
kommt, während die Kiefer ihren Standort hauptsächlich in den sandigen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Deutschland Waldfrieden England Deutschlands
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22 Bilder aus dem Deutschen Reiche.
Flächen des nordöstlichen Tieflandes hat. Die Wälder der niederen
Gebirge werden hauptsächlich von der Steineiche, Stieleiche und Rot-
buche gebildet, unter die sich mehr zerstreut eine bedeutende Anzahl
anderer Waldbäume, wie Weißbuchen, Birken, Ulmen und viele Arten
der Gattungen Fichte und Esche mischen. In wasserreichen Gegenden
der Ebenen treten besonders die Eller, mehrere Arten von Pappeln
und Weiden hervor. Eiche, Buche und Linde sind echte deutsche Bäume,
die auch in Sagen und Märchen eine große Rolle spielen. Mit der
Linde siedelten unsere Vorfahren die Romantik des Waldes in Städte
und Dörfer über, wenn sie den Baum aus den Marktplatz, den Tanz-
rasen, den Kirchhof pflanzten, wenn sie die Auffahrten zu Burgen,
Klöstern und Schlössern mit Lindenbäumen zierten. Die Linde spielte
in deutschen Dichtungen früher dieselbe Rolle wie jetzt, und zwar vor-
züglich seit Klopstocks Zeit, die Eiche. In ihrem Schatten wohnten
slavische Gottheiten, später gab sie ihr Holz zur Verfertigung christlicher
Heiligenbilder, weshalb es heiliges Holz (lignum sacrum) genannt
wurde. Das älteste Marienbild am Nonnenberge in Salzburg ist aus
Lindenholz geschnitzt, und der Volksglaube behauptet in manchen Ge-
genden Deutschlands jetzt noch, daß keine Linde vom Blitze getroffen
werde, sowie daß Lindenbast ein sicheres Mittel gegen Zauberei sei.
Unter geheiligten Linden tagte man früher bei offenem Gerichte, und
bekannt ist die Femlinde bei Dortmund, welche noch jährlich sich mit
Laub bedeckt, an längst vergangene Zeiten mahnend. Unter einer Linde
ist der Held der Nibelungen, Siegsrid, in sein Blut gesunken, über
Klopstocks Grabe zu Ottensen wölbt sich ein grünes Lindenpaar; denn
die Linde ist der Baum der Auferstehung, der aus dem Grabe der
Liebe sein blühendes Leben treibt. Von Obstbäumen gedeihen der
Kastanienbaum und der Mandelbaum uoch in den am günstigsten ge-
legenen südwestlichen Strichen, das Klima ertragen sie selbst in den
milderen Gegenden Norddeutschlands. Der Walnußbaum hat eine viel
weitere Verbreitung, und der Maulbeerbaum gedeiht fast überall. Der
Weinstock wird unter günstigen Verhältnissen bis zum 52° kultiviert;
ein edleres Gewächs liefert er jedoch nur in den wärmeren Thälern
des Rheins und seiner Nebenflüsse, Neckar. Main und Mosel, ferner
am Bodensee und in der österreichischen Donangegend. Gute Pfirsich-
arten reifen bei Schutz gegen die kälteren Winde in vielen Gegenden,
und die Aprikose giebt noch am Rande der norddeutschen Tiefebene
reichen Ertrag. Die gewöhnlichen Obstbäume. Äpfel, Birnen. Kirschen.
Pflaumen gedeihen überall, mit Ausnahme der kältesten Striche, doch
findet sich eigentlicher Obstreichtum in weiterer Ausdehnung erst in
Thüringen. Sachsen und Böhmen. Aber überall macht die Obstkultur
Fortschritte, und Obstbäume verdrängen selbst von den Chausseen immer
mehr die Pyramidenpappel, „das echte Sinnbild von außen her auf-
gedrungener Eivilifation, den uniformmäßigen Baum, den man in
Reihen aufmarschieren lassen kann gleich einer Paradeübung von Sol-
daten". Unter den Getreidearten gedeihen Weizen, Roggen. Gerste und
Hafer in geeignetem Boden überall und bilden namentlich in der nord-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Der Odenwald.
87
Nach der Niederlage Napoleons fiel sie mit der Provinz R heinhessen
welche für Westfalen eingetauscht wurde, an das von Napoleon neu er-
richtete Großherzogtum Hessen. — Frisches, fröhliches Leben ist seitdem
wieder eingekehrt, herrliche Gebäude sind in den iienen Stadtteilen ent-
standen, Gewerbe, Handel und Verkehr belebt die Straßen, und die Ein-
wohnerzahl ist wieder auf 20 000 gestiegen. Wir dürfen ihr daher im
Hinblick auf ihre rege Thätigkeit und auf den munteren Sinn ihrer Be-
wohner den bekannten Pfälzer Glückwunsch zurufen:
„Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!"
Ludwig Dosch.
11. Der Odenwald.
1. Der Odenwald und seine Geschichte. — 2. Die Bewohner.
1.
Der Odenwald ist ein niedriges Gebirge, welches über einer 90 bis
120 m hohen Basis sich auch in seinem südlichen Teile nur bis zu
einer Höhe von 430 m erhebt, über die einzelne Kuppen von 500 m
und darüber emporragen. Der Charakter desselben ist ein äußerst ver-
schiedener, je nach der geognostischen Zusammensetzung; sein viel-
gegliederter Westen besteht aus krystallinischen Schiefer- und Massen-
gesteinen; zwischen Auerbach und Fürth findet sich ein durch Mineral-
führnng interessanter Marmorzug. während Syenit und Granit-
einlageruugeu zum Teil eine große Ausdehnung haben. Im Innern
lagert in den Thaltiefen überall Lehm; den Fuß umgürten Diluvial-
und Alluvialablagerungen, deren ödeste und unfruchtbarste, die Sand-
dünen in der Ebene zwischen Seligenstadt und Neuisenburg, in schärfstem
Kontrast zu der übrigen fruchtbaren Main- und Rheinniederung stehen.
Das unebene, kuppen- und schluchtenreiche krystallinische Gebirge ist bis
auf seine Höhen quellenreich, voll munterer, durch Wiesen hinfließender
Vergbüche. Wald, vorzugsweise Laubwald und Buchen, mit Eichen und
Weißbuchen gemischt, aber auch Kieferubestände wechseln mit Feldern
und Wiesen parkähnlich ab. Der breite Rücken des Sandsteingebirges
ist dagegen meist mit Kiefern, seltener mit Eichenhackwald bedeckt, das
Gebiet des Totliegenden wieder vorherrschend Waldland. Am meisten
von der Natur begünstigt ist der Fuß des Gebirges längs der Berg-
straße; hier erreicht der Wald seine höchste Pracht; hier geben Obst-
und Nußbäume sowie der Weinstock ihren höchsten Ertrag, und gedeiht
auch schon die gute Kastanie.
Einst war der Odenwald, der zuzeiten der alten Frankenkönige im
Jahre 628, wo er zuerst erwähnt wird, einen königlichen Bannforst
bildete, reich an wilden Tieren aller Art. Noch im zwölften Jahr-
hundert hauste in dem nördlich angrenzenden Reichsforste Dreieich das
Elentier; im sechzehnten jagte Landgraf Philipp der Großmütige hier
noch Bären, und im siebzehnten waren noch die Wölfe des Odenwaldes
den Bergleuten furchtbar, die damals mehr als heute hier ihre Gänge
gruben.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Ludwig_Dosch Ludwig Philipp Philipp
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Die bayerische Hochebene.
167
Zwischen Schongau und Weilheim liegt der kolossale Kegel des
hohen Peißenberges (1000 Meter), des „bayerischen Rigi", der nun,
da eine Eisenbahn an seinen Fuß fuhrt, häusig besucht wird. Seit
dreihundert Jahren krönt seinen Gipfel eine Wallfahrtskirche. Ein
stattliches Pfarrhaus, das auch Gäste ausnimmt, mit einem Lugins-
Land auf dem Dache, ein Wirtshaus, ein paar andere Häuser und ein
Kirchhof füllen die Platte aus, die eine bewunderungswürdige Fernsicht
gewährt. Der ganze Kranz der Alpen vom Säntis bis zum Watzmann
liegt ausgebreitet, mitten drin der Großglockner, der aus dem fernen
Kärnthen verschwimmend herüberschimmert. Über dem weiten Flachlande
erblickt das Auge den blauen Rücken des Jura und die waldigen Höhen
des Böhmerwaldes. In duftiger Ferne ragen die Frauentürme Münchens,
die Domtürme von Freising und die Ulrichskirche in Augsburg als
graue Marksteine auf.
Im Osten, wo die Ebene sich den Voralpen nähert, sind ebenfalls
höher gelegene Punkte nicht selten. Von den Alpen stürzen mit starkem
Gefälle die größeren Flüfse herab. Das Plateau ist mit Seen geschmückt,
den Resten jener großen Wasserflut, welche in der Vorzeit die ganze
Ebene bedeckte. Hunderte von kleineren Seen, Weihern und halb oder
ganz vertrockneten und versumpften Seekeffeln jeglicher Größe geben der
ganzen Gegend einen eigentümlichen Charakter. Die großen Sumpf-
und Moorflächen, Moose genannt, scheiden sich in zwei Hauptgruppen,
die durch eine von Westen nach Osten ziehende Hügelreihe getrennt sind,
in die nördliche der Moose des Donauthales wt6 die südliche der Moose
an den größeren und kleineren Zuflüssen der Donau. Übrigens findet
man sie auch an den Bergabhängen; auf den Bergplatten kommen sie
als Moore und Filze vor. Im bayerischen Gebirge und Hochlande ist
kaum ein Fluß, dessen Säume nicht irgendwo Moosgrund aufweisen,
und manche Eintiefung, wie Loifach-, Ammer-, Innthal- und Chiemsee-
becken, ist daran überreich. Durch Kanalisierung und Torfstiche sucht
man sie trocken zu legen; aber noch immer hat Bayern „mit ihrer
Urbarmachung innerhalb seiner Grenzen ein nicht unbedeutendes Fürsten-
tum zu erobern."
2.
Das Wasser des Chiemsees wallt unter dem Himmel, und die
wimmelnde Fläche zeigt das tiefe Blau, wie die sonnenliebenden Gen-
tianen, welche im Frühjahre die Rasen unseres Landes zieren. Er
selbst gleicht einem ungeheuren seuchten Kelche dieser Blüte, die aus
den aufgefangenen Lichtern sich blendenderen Lasurs saugt als die
Höhe des Himmels und der Berge. So trug ich sein Bild in mir.
Als ich aber das letztemal durch die buschigen Hügel schritt, welche
Prien von dem moorigen Strande trennen, knarrte der Schnee unter
meinen Füßen. Die Eisdecke des Sees lag da. Das Auge der Land-
schaft war tot, wie das eines Menschen, wenn die Linse im Star milch-
weiß erstarrt. Bläuliche Fußtapfen zogen sich in die Fläche hinaus;
*) = ein Mineral von tiefblauer Farbe.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
32& Bilder aus dem norddeutschen Gebirgslande,
herstellen, von dem eigentlichen Brockenfelde geschieden wird, kann als
ein durch den Einschnitt des Okerthales abgetrenntes Glied der westlichen
(Klausthaler) Hochebene angesehen werden. Doch fassen wir es hier
um der gleichartigen Natur willen mit dem Brockenfelde zusammen.
Dieses im Mittel 810 m hohe Becken wird ringsum von höheren
Bergen umschlossen, von denen Brocken, Königsberg, Lerchenköpfe und
Quitscheuberg bereits genannt sind. Die Westgrenze bilden der Bruch-
berg (923 m) und die sich anschließenden sanften Erhebungen des Sonnen-
berges (842 m) und Rehberges (884 m), die Südgrenze der Rücken
der Achtermannshöhe, dessen Hornfelskegel (926 m) die Alten für einen
Vulkan hielten, und der höhere Wormberg. In der Mitte dieser höchsten
Ebene unseres Gebirges erhebt sich die Höhe „Obere Schwarze Tannen"
zu 877 in. — Von Bruch und Torfmoor umgeben, oder vom Beeren-
gestrüpp überwuchert, liegen hier mächtig Granitfelsen, wie die Breiten-
steine, riesigen Opseraltäreu vergleichbar, die Hopfensäcke und das Magd-
bette.
Mit seinem Fuße steht der Brocken in der Region des Nadelwaldes.
Es sind hohe, dunkle Fichten, zwischen denen wir hinansteigen. Aber
bald wird der Wald lichter, Granitbrocken und Scherben bedecken den
Boden, Himbeer- und Brombeerstrauch bemühen sich, die mit Flechten
und Moosen überkleideten Trümmer zu erklettern; hier umklammert
eine einzeln stehende Fichte einen Granitblock mit ihren Wurzeln und
zwängt diese allmählich immer tieser in die engen Spalten desselben,
dort breiten über den feinen mit etwas Erde vermischten Granitgrus
(„Hexensand") die Heidelbeere mit ihren Verwandten und die Heidekräuter,
einem Habichtskrauts oder einer Anemone Schutz gewährend, ihr
glänzendes Gewand. Doch auch anspruchslose Gräser finden hier und da
ein Fleckchen, das ihnen spärliche Nahrung gewährt. So ist dieser Brocken-
gürtel, der im Norden und Nordosten fast die Form der Hochebene
annimmt, zugleich die Region der Viehhöfe.
Bei weiterem Ansteigen gelangen wir in die Region der Brüche
und Moore, welcher das Brockenfeld gehört. Nur einige Forsthäuser
liegen in dieser Einöde; der Torfstich hat in diesen Hochmooren trotz
wiederholten Versuchs aufgegeben werden müssen, da in der feuchten
Luft der Torf nur selten trocken wird. Der Wanderer verwünscht wohl
diese Brüche, deren trügerische Decke ihn vom Wege lockt, aber der
Harzer weiß sie zu schätzen. Bilden sie doch mit ihrem tiefen schwammigen
Untergrunde das Hauptwassermagazin des Harzes, welches sich am
tauenden Schnee so voll saugt, daß auch der regenärmste Sommer es
nicht völlig auszutrocknen vermag, daß es, zahlreiche Flüsse speiseud,
Land und Oberharz jahraus jahrein mit Wasser versorgen kann.
Und nun noch ein kräftiges Ansteigen über Klippen und durch
zwerghaftes Knieholz, und wir befinden uns auf dem abgerundeten Gipfel
des Brockens. Schneidend fegt der Wind über die baumlose Kuppe,
Wolken umtanzen gespensterhaft die Granitkolosse, für welche man im
17. Jahrhundert die Namen Teufelskanzel, Hexenaltar, Hexenwaschbecken
n. dergl. erfunden hat, und plötzlich umfängt uus beängstigend der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
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332
Bilder aus dem norddeutschen Gebirgskunde,
Augenwimpern flimmerten eben so kostbare Perlen, wie in den Gräsern
des Thales. Morgentau feuchtete meine Wangen, die rauschenden
Tannen verstanden mich, ihre Zweige thaten sich von einander, bewegten
sich hinauf und herab, gleich stummen Menschen, die mit den Händen
ihre Freude bezeigen, und in der Ferne klang's wunderbar geheimnis-
voll, wie Glockengeläute einer verlorenen Waldkirche. Man sagte, das seien
die Herdenglöckchen, die im Harz so lieblich, klar und rein gestimmt sind.
Nach dem Stande der Sonne war es Mittag, als ich auf eine
solche Herde stieß, und der Hirt, ein freundlicher, blonder, junger Mensch,
sagte mir, der große Berg, an dessen Fuß ich stünde, sei der alte, welt-
berühmte Brocken. Stunden weit ringsum liegt kein Haus, und ich
war froh genug, daß mich der junge Mensch einlud, mit ihm zu essen.
Wir setzten uns nieder zu einer Mahlzeit, die aus Käse und Brot be<
stand; die Schäfchen erhaschten die Krumen, die lieben, blanken Kühlein
sprangen um uns herum, klingelten schelmisch mit ihren Glöckchen und
lachten uns an mit ihren großen, vergnügten Augen.
Wir tafelten recht königlich, nahmen darauf recht freundschaftlich
Abschied, und fröhlich stieg ich den Berg hinauf. Bald empfing mich
eine Waldung himmelhoher Tannen, für die ich in jeder Hinsicht Respekt
habe. Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht
gemacht worden, und sie haben es sich in der Jugend sauer werden
lassen. Der Berg ist hier mit vielen großen Granitblöcken übersät, und
die meisten Bäum mußten mit ihren Wurzeln diese Steine umranken
oder sprengen und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung
schöpfen können. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor
bildend, über einander, und oben darauf stehen die Bäume, die nackten
Wurzeln über jene Steinpforte hinziehend und erst am Fuße derselben
den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen.
Und doch haben sie sich zu jener gewaltigen Höhe emporgeschwungen,
und, mit den umklammerten Steinen wie zusammengewachsen, stehen
sie fester als ihre bequemen Kollegen im zahmen Forstboden des
flachen Landes. — Auf den Zweigen der Tannen kletterten Eichhörn-
chen, und unter denselben spazierten die rotbraunen Hirsche. Wenn ich
solch ein liebes, edles Tier sehe, so kann ich nicht begreifen, wie ge-
bildete Leute Vergnügen daran finden, es zu hetzen und zu töten.
Allerliebst schössen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte
Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln.
Überall schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fußhoch von den
schönsten Moosarten wie mit hellgrünen Sammetpolstern bewachsen.
Liebliche Kühle und träumerisches Quellengemurmel! Hie und da sieht
man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die
nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem
Treiben hinabbeugt, so belauscht man gleichsam die geheime Bildnngs-
geschichte der Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges. An
manchen Orten sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln
stärker hervor und bildet kleine Wasserfälle. Da läßt sich gut sitzen.
Es murmelt und rauscht so wunderbar, die Vögel singen abgebrochene
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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338
Bilder aus dein norddeutschen Gebirgslande,
und der schöne Scheitel des Brockens sich frei ans demselben in den
blauen Äther erhebt. Eine kurze Strecke begleitet noch die Tanne die
eigentliche Brockenchaussee, aber immer kürzer und zwerghafter wird der
schöne Baum. Mit jedem Schritte aufwärts verliert er an Fülle und
Kraft. Die Kronen waren von Wind und Wetter zerzaust, und an
den Zweigen hing die feinhaarige Bartflechte in fußlangen Büscheln
herab. Bis an den Gürtel steckten die Bäume im Schnee, das Haupt
mit eiuer hohen Schneemütze bedeckt, uuter der die Flechten, mit feinem
Reif bepudert, gleich Haaren ehrwürdiger Greise herabwallten. Es war,
als sähe man Berggeister, so standen die Bäume da.
Ohne Weg und Steg folgten wir den Signalstangen, die bis zum
Brockenhaus gehen und den Wanderer vor Verirruug schützen sollen.
Endlich war die Höhe erreicht, aber vou dem Hause war wenig zu sehen,
der Schnee lag bis an das Dach des damals noch einstöckigen Gebäudes,
sodaß man dieses ohne Mühe ersteigen und den Weg zum Schornstein
hätte hineinnehmen können. Wir zogen jedoch den Weg durch die Thür,
die von den Bewohnern frei gehalten war, jedem andern Eingange vor.
Kaum waren wir eingetreten, so war auch das ganze Hanspersonal um
uns versammelt und reichte uns freudig die Hand. Denn ein Besuch
im Winter ist eine Seltenheit, um so freudiger mird ein Gast in dieser
Jahreszeit begrüßt.
Ist schon ein Schneetreiben in der Ebene nicht gefahrlos, so ist
die Gefahr auf dem Brocken noch viel größer, zumal bei starkem Winde.
Derselbe wird hier oben oft zu einem orkanartigen Sturm, und grausig
ist es dann im Brockenhause. Er schüttelt an den Thüren und rüttelt
an allen Fenstern, heult in den Gängen und saust zu den Treppen
hinaus; es rasselt, kracht und klirrt wild durcheinander, und niemand
wagt sich hinaus. Ein solcher Sturm riß im Herbst 1853 den aus
festen Balken und Bohlen gezimmerten, gegen 14 m hohen Turm vor
dem Brockenhause aus deu Fugen, daß er krachend zusammenstürzte.
Die losgerissenen Bretter fuhren wirbelnd durch die Luft, zerschmetterten
zum Teil au deu Felsblöcken, und in den tollsten Sprüngen tanzten
die Splitter mit dem groben Kies der Brockenkuppe, dem Hexensande,
um die Wette. Seit diesem Ereignisse hat man einen Turm aus
Steinen aufgeführt, den wir am andern Morgen bestiegen. Soweit
das Auge reichte, war alles mit Schnee bedeckt, Städte, Dörfer, Berge
und Thäler, und es war uns, als ob die ganze Welt in Schnee ge-
hüllt fei und überall die feierliche Stille und Einsamkeit herrsche wie
hier oben. Günther, Heine und Gude,
7. Das Jlsethal.
Je tiefer wir vom Brocken herabgingen, desto lieblicher ranschte das
unterirdische Gewäffer; nur hier und da, unter Gestein und Gestrüpp
blickte es hervor und schien heimlich zu lauschen, ob es ans Licht treten
dürfe, und endlich kam eine kleine Welle entschlossen hervorgesprungen.
Nun zeigt sich die gewöhnliche Erscheinung: ein Kühner macht den Anfang.
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TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
316 Bilder aus dem norddeutschen Gebirgslande,
kein raschelndes Laub hemmt den fortschreitenden Fuß, unhörbar gleitet
er über den weichen Moosteppich und den mit Nadeln bestreuten
Boden dahin. Und wie erquickeud und balsamisch ist der zarte Duft,
den die frischgrünen Spitzen und Zweige der Tannen so freigebig aus-
atmen! Haben nicht unsere Dichter, wenn sie von Waldesluft und
Waldesduft singen und sagen, wohl vor allem den Tannenwald im
Sinne gehabt? Man hat diesen einförmig und „melancholisch" genannt,
und nicht ganz mit Unrecht, aber doch liegt gerade in dieser Einförmig-
feit und Melancholie etwas recht Poetisches.
2.
Bekleidet mit einem vielfach geflickten, aber frisch gewaschenen Kittel
aus ungebleichtem Drell und ebensolchen Beinkleindern, ans dem Kopfe
eine grüne Tuchmütze mit Seitenklappen, an den Füßen derbe Schuhe
unter dicken Gamaschen, auf der Schulter die scharfen Äxte und auf
dem Rücken die große Waldsäge, so ziehen am Montag Morgen ganze
Scharen vou Waldarbeitern gemessenen Schrittes durch die Straßen
der Bergstadt. Sie haben den Sonntag bei ihrer Familie in Lerbach,
Riefensbeek, Buntenbock, Lonau oder Sieber verlebt und wollen nun
wieder die am Sonnabend unterbrochene Arbeit aufnehmen. Ihre
Frauen, welche ihnen bis zur Stadt das Geleit gegeben und ihnen den
aus einem nicht enthaarten Kalbfelle kunstlos gefertigten Ranzen in
der Kiepe getragen haben, in dem sie außer Pulverhorn und Eisenkeil
Lebensmittel auf eine ganze Woche mit sich führen, nehmen Abschied,
und schwerer noch bepackt als zuvor setzt der Waldarbeiter seinen Marsch
fort, der oft noch mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Ju seinem
ruhigen Schritte vermag ihn anch der jetzt leise niedertröpfelnde Regen
nicht zu beirren; er schlägt nur die alte Pferdedecke, welche ihm im
Walde als Bettdecke zu dienen bestimmt ist, als Regenmantel um sich
und seine blanken, neu geschärften Werkzeuge.
Suchen wir am anderen Tage die Holzfäller auf ihrer Arbeits-
ftätte auf, fo fchalleu uns schon von weitem, noch ehe wir die Lichtuug
durch die Bäume erblicken können, die wuchtigen Schläge des Fäustels,
welche den spaltenden Keil (Fimmel) eintreiben, die dröhnend auf das
Holz niederfallenden Axthiebe, der taktmäßige Strich der breiten Säge,
das Kreischen des Sägeschärfens und das Krachen der stürzenden Wald-
riefen entgegen. Von der anderen Seiten der Hauung hallt Schuß
auf Schuß dumpf herüber; dort werden die Sinken, die anders nicht
zu bewältigen find, mit Pulver aus der Erde gesprengt.
Jetzt treten wir auf den „Hai" und sehen die Verwüstung, welche
die Waldarbeiter unter den stattlichen Bäumen anrichten, in der Nähe.
Hier sind zwei Arbeiter beschäftigt, eine Fichte etwa 3/4 m über dem
Boden abzuschneiden; dort wird ein gefällter Baum gleichfalls mit der
Säge in meterlange „Enden" zerstückt, und daneben werden diese mit
Fimmel und Fäustel in Klüfte gespalten, nachdem mit der Axt die Äste
abgehauen sind. Diese werden zu „Wasen" (Wellen) gebunden und
die Klüfte in Meterbänke gelegt. Dort stehen schon ganze Reihen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
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Heidelandschaft,
405
Pflanzenart eine fast ausschließliche Herrschaft gegründet hat und dem
ganzen Landstrich ihren Namen gegeben — die Heide.
' Der Übergang aus der fruchtbaren Ebene in die Heide ist ein
allmählicher. Das sette Ackerland wird magerer, der Boden sandig ge-
hügelt; die Dörfer liegen weit zerstreut; die Kiefer tritt auf und führt
uns in die Heideregion ein. Endlich verschwindet die menschliche Nähe
und mit ihr der betretene Pfad, und nach stundenlanger Wanderung über
kahle, von Riedgras und Immortellen bewachsene Höhenzüge sieht
man sich mitten in der Heide. Da ist kein frischer Grasboden mehr;
da grünt kein Baum; da ist nur Himmel und Heide. Überall dieselben
langgestreckten Rücken, überall dasselbe düstere Braun, dieselbe schwermütige
Stille. Alles scheint erstorben; denn selbst die Vegetation gleicht fast
nur einem Pflanzengespenst. Die Heide drängt die Zweige am kahlen
Stengel in dichtem Busch uach oben. Bei dem trüben Grau der übrigen
Pslanzenteile zeugt nur die grüne Moosfläche der Blättchen und die
Blüte mit ihren lila- oder rotgefärbten Ähren von Leben. Hier und
da drängt im Schatten einer Krüppelbirke die verkümmerte Stechpalme
ihren armstarken Stamm mit seinen scharf gezackten, starren und stahl-
glänzenden Blättern in die Heidekrautflur, oder zeigt der Ginster in
unentwirrbarem Gemenge die stacheligen Rutenbünde und slackerndgelben
Blüten, oder liegt der Wacholderstrauch, der unverwüstliche und
unverderbliche Heidesohn, igelartig zusammengerollt am Boden, wenn
er nicht wie eine Pyramide mit gotischen Türmchen und herabhängenden
Schößlingen sich baumartig erhebt. Um ihn her siedeln sich Heidel-
und Preißelbeeren an, deren lederartige Blätter sich zu einem dichten
Teppich zusammenlegen, dessen Immergrün bald weiße Blüten, bald
blaue und scharlachrote Beeren halb verdeckt.
Unbewegt wie eine krystallene Glocke steht das Himmelsgewölbe;
die Sonnenstrahlen spinnen schimmernd über den Boden, von dem
da und dort einzelne Sandblößen hervorstarren. Keine Wolke zieht
durch die Luft, kein Schatten über die Erde, und das Ohr vernimmt
nur das Geschrill der Heuschrecke, das in seinem eintönigen Gezitter
ganz zu der zitternden Mittagshitze stimmt und von Schritt zu Schritt
den Wanderer begleitet. Das Bangen der Leere überfällt die Seele;
Schwermut ist der Ausdruck dieser öden Gefilde. Nur das Kleinleben
bringt einigen Wechsel. Bienen schwärmen zu Hunderttausenden; denn
am Rande der Heide stehen die Körbe ganzer Dorfschaften unbewacht,
da die Einsamkeit selbst sie hütet. Mitunter dröhnt auch langsam eine
Hummel vorüber wie ein verhallender Orgelton; Motten schwirren
auf; goldschillernde Laufkäfer schießen gierig einer Raupe nach; ein
samtschwarzer Trauermantel sonnt sich am Boden, die Flügel auf- und
zuschlagend; die Eidechse schlüpft durch das Kraut; die Feldmaus
lugt mit schwarzen Augen hervor, während dort die Erdspinne auf
einen Fang lauert und verwundert die Ameisenheere passieren läßt.
Hundert wundersame Würmchen ohne Namen krabbeln, kriechen und
wühlen um das Heidekraut umher, das nun auch seine Wunder entfaltet.
Hier hängen seine Blüten und Knospen, wie die reinsten Perlen an
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TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]