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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 201

1908 - Altenburg : Bonde
201 Vom Dresdner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an, erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Tal, bis zu den höchsten Punkten an Böhmens Grenze. Es ist reich an Naturschönheiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder und kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Sing- vogel nistet und nur selten eine Biene summt, weil sie den Rauch der Hammer- und Schmelzhütten flieht; wo keine Rebe prangt, wenig Obst und selten Korn gedeiht und wo gewiß Unzählige sterben, die nie eine Pfirsiche oder eine Weintraube gesehen, geschweige denn gekostet haben. Ausgedehnte Waldungen bedecken besonders die höheren Gegenden, so daß sie von ihrem Überfluß an Holz den niederen Gegenden abgeben können, denen dasselbe auf den Eisenbahnen zugeführt wird. Schmackhafte Pilze, vor allem aber eine Fülle der würzigsten Beeren gedeihen auf dem Waldboden, und Hunderte von Menschen kommen oft aus der Ferne her, um diese zu lesen. Heidelbeeren werden, wo sie am üppigsten stehen, nicht gepflückt, sondern mit Holzkämmen abgekämmt und gleich den Preißelbeeren in das Niederland verfahren. Die unebene Gestalt der Oberfläche, die Magerkeit und der Stein- reichtum des Bodens erschweren den Ackerbau, und das rauhe Klima vereitelt in den höchsten Gegenden nicht selten alle Mühe des Land- manns. Oft mit unglaublicher Anstrengung sucht der arme Erzgebirger der Erde gleichsam abzuzwingen, was sie ihm versagt. Bergabhünge, auf denen der Pflug nicht mehr gehen kann, bestellt er mit der Hacke; mit Zentnergeduld liest er jedes Jahr aufs neue die Steine von den Feldern, und wie manches Mal wird ihm trotz alledem nur eine dürftige Ernte zu teil. In den rauhesten Lagen erbaut er zu seiner Nahrung nur Hafer und Kartoffeln. Letztere find die wahre Brotfrucht des Erz- gebirges, von der der Arme den größten Teil des Jahres lebt. Zum Frühstück, Mittag- und Abendbrot erscheint regelmäßig dieselbe Schüssel mit Kartoffeln auf dem Tische; gar oft zählt man die Kartoffeln den Kindern wie Leckerbissen zu, und sich daran satt essen zu können, ist mancher Familie wahre Erquickung. In neuerer Zeit hat sich zwar der erzgebirgische Ackerbau vervollkommnet, so daß nicht allein Korn bis hoch in das Erzgebirge hinaus sondern in geschützteren Lagen selbst Weizen und Ölfrüchte mit gutem Erfolge gebaut werden. Nichts- destoweniger bedarf der Bezirk, um seine dichte Bevölkerung zu er- nähren, bedeutender Getreidezufuhren, namentlich aus Bayern, Böhmen und dem Leipziger Bezirke. Der erzgebirgische Wiesenbau sucht seinesgleichen, zumal nach dem Vorgänge des Staates, der einzelne Niederungen in Kunst- und Wässerwiesen verwandelt hat, auch

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 258

1908 - Altenburg : Bonde
258 175. Die Hörnerschlittenfahrten im Riesengebirge. Ein Vergnügen eigner Art gewähren im Riesengebirge die Hörnerschlittenfahrten, die besonders an zwei Stellen, im Westen des Gebirges von den Bibersteinen und am Ostende von den Grenzbanden herab, ziemlich häufig unter- nommen werden. Schliessen wir uns einmal in Gedanken einem Schlittenzuge nach den Grenzbauden an, der seinen Ausgang von Hirschberg nach Schmiedeberg hin nimmt. Hier müssen wir unsere Schlitten verlassen und uns eines von den hier bereit gehaltenen Fahrzeugen mieten. Dies sind gewöhnliche Schlitten, wie man sie zum Anfahren des Holzes gebraucht; die Kufen biegen sich aber am Vorderteile wie Hörner aufwärts, daher der Name Hörnerschlitten. Notdürftig zur Beförderung von reiselustigen Personen hergerichtet, ent- behren sie natürlich aller Bequemlichkeit der Schlitten , deren man sich sonst zu Lustfährten bedient. Vor jedem dieser Hörner- schlitten ist ein Pferd gespannt, auf dem Fahrzeuge selbst aber nehmen zwei Personen Platz. Das gibt dann einen sehr langen Zug, wenn eine zahlreiche Gesellschaft diese Vergnügungsfahrt unternimmt. Langsam, Schritt vor Schritt, geht es nun hinter Schmiedeberg den steilen Gebirgshang hinan; die Reisenden sitzen mit dem Rücken dem Kutscher und dem Pferde, mit dem Antlitze aber dem Hirschberger Tale zugewandt. Der Genuss steigert sich mit jedem Schritte vorwärts. Je höher wir hinauf- gezogen werden, um so mehr erweitert sich der Blick in das Tal, bis wir es endlich in seiner ganzen Ausdehnung mit seinen zahlreichen Höhen und Ortschaften, eingehüllt in das reine Ge- wand des Schnees, vor uns ausgebreitet sehen. Nach einiger Zeit nimmt uns ein Gebirgswald auf. Wer ihn nur im Sommer gesehen hat, kennt ihn nicht wieder. In schmaler, tiefer Furche schleicht unser Fahrzeug den sich schlängelnden Weg hinauf, zu beiden Seiten an den seltsamsten Schneegestalten vorüber. Da steht ein steifer Herr mit einer Riesenperücke, dort ein riesiger Eisbär und daneben ein gewaltiger weifser Adler, lauter verzauberte Baumgestalten. Die feinen Eisnadeln, die sich bei feuchten Winden an die kalten Zweige anhängen, schmücken als Fransen aus Tausenden von kleinen Brillanten die Baum- kronen, von denen ein unbeschreiblicher Glanz ausstrahlt. Unter solchen Reizen wird uns die Bergfahrt bis hinauf zu den Grenz-

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 329

1908 - Altenburg : Bonde
329 Unter dem Eispanzer, welcher dem Flusse angezwängt worden ist, herrscht das reichste Leben; denn das Wasser hat einen so hohen Grad Wärme, als zur Erhaltung des tierischen und pflanzlichen Lebens in ihm notwendig ist. Und die schützende Eisdecke hält die Wärme zurück; sie läßt sie nicht durch. 2. Während uns also der scharfe Ost eisig anweht und mancher arme Mann schwer unter den Unbilden des Winters leiden muß, da er nichts hat, sich gegen sie zu schützen, so sind die Fischlein auf des Flusses Grund und viele andere Wasserbewohner gar munter und wohl- gemut; für sie gibt es eigentlich gar keinen Winter. Sie kennen nicht Mangel noch Not. Die Fischlein haben einen stets gedeckten Tisch; sie macheil sich über das Heer der Wasserinsekten und deren unzählbare Larven her und räumen unter ihnen gar gewaltig auf, verzehren auch wohl dann und wann, wenn es sich eben schickt, ihresgleichen und machen sich kein Gewissen daraus. Und lvo sich Wasserbewohner finden, denen es im Wasser kärglich ergehen möchte, die verschlafen die böse Zeit. Sie haben sich weich in den Schlamm gebettet und warten, bis der Frühling sie weckt. Den Wasseranwohnern, Fischotter, Eisvogel u. s. w., die als ehrsame Fischersleute ihr Dasein fristen, ergeht es im Winter nicht besonders gut. Der Fischotter braucht zwar keinen Mangel zu leiden, und gegen die Kälte ist er durch seinen dichten Pelz geschützt; aber er möchte seine Jagdpartien auf dem festen Lande nicht ganz einstellen, und dann zeigt der Schnee seine Spur und verrät dadurch seinen Bau, und so fällt er nicht selten dem Jäger zur Beute. Der Eisvogel erliegt im strengen Winter, wo auch schnellfließende Bäche zufrieren, nicht selten dem Hunger. Besser ergeht es seiner Genossin im Fischereigewerbe, der Wasseramsel. Sie hält sich an Wehren, Schleusen u. s. w. auf, wo der Fluß offene Stellen hat. Selbst bei der bittersten Kälte ist das Vöglein wohlgemut und läßt sein fröhliches Lied erschallen, als ob es uns zurufen wollte: „Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher — es muß doch Frühling werden!" Das rufen uns auch die Holzgewächse am Bache und Teiche zu, die Weiden und Erlen. Von ihren Zweigen winken uns, warm ver- hüllt, die Winterknospen entgegen. In ihnen schlummern die Blätter und Blüten und Zweige. Und wenn dann der Friihling einzieht, öffnen sich die kleinen Knospenschreine, und die Winterschläfer gehen daraus hervor. Am meisten eilt sich damit die Erle. Sie ist unter

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 301

1908 - Altenburg : Bonde
301 4. Das wäscht dein Kleid mit Tau so rein und trocknets in dem Wind und bleicht es in dem Sonnenschein und schmückt sein Blumenkind. 5. Du schöne Lilie auf dem Feld, in aller deiner Pracht bist du zum Vorbild mir gestellt, zum Lehrer mir gemacht. 6. Du schöne Lilie auf dem Feld, du kennst den rechten Brauch. Du denkst: Der hohe Herr der Welt versorgt sein Blümchen auch. Spitta. 203. Die Amsel. Die Amsel ist vor allen Vögeln leicht zu erkennen. Das Gefieder ist gleichmäßig schwarz, und nur der Schnabel und der Rand der Augenlider sind hochgelb. Besonders gern wohnt sie in Nadelholzwaldungen, die von einem Wässerchen durchflossen werden; doch ist sie auch in größeren oder kleineren Baumgehegen zu finden, welche viel Unterholz haben. Ge- wöhnlich verweilt sie jahraus, jahrein in der Gegend, welche sie sich zum Wohnorte ausgesucht hat. Sie ist ein munterer Vogel; vom frühen Morgen bis zum späten Abend sieht man sie in fast ununterbrochener Bewegung, kaum daß die Glut des Mittags ihre Tätigkeit hemmt. Auf dem Boden springt sie in großen Sätzen gewandt umher. Bemerkt sie etwas Auf- fälliges, so schnellt sie den Schwanz nach oben und zuckt gleichzeitig mit den Flügeln nach unten. In den Zweigen hüpft sie ebenfalls rasch und sicher, besonders gewandt aber ist sie im Durchfliegen der dichtesten Gebüsche und weiß die behendesten Wendungen mit großer Fertigkeit auszuführen. Größere Entfernungen durchmißt sie, indem sie in langen Absätzen gleichsam über den Boden dahinschießt und die Flügel dabei nur wenig bewegt. Auch ein kluger Vogel ist sie. Dem Menschen traut sie nie vollständig, so oft sie auch seiner Wohnung nahe kommt; aber sie unterscheidet recht wohl zwischen gefährlichen und ungefähr- lichen Leuten, sie läßt den Hirten näher an sich herankommen als den Jäger. Im Walde wird sie zur Warnerin, auf welche nicht bloß ihre Vettern, sondern auch andere Vögel, selbst Säuge- tiere achten.

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 244

1908 - Altenburg : Bonde
244 nach Süden und etwa ebenso lang von Osten gen Westen, von Ülzen bis in die Gegend von Verden hin. Gesellig stehen dicht nebeneinander die kleinen Büsche des Heide- krautes mit ihren holzigen, zähen Stengeln und zierlichen Zweiglein und kleiden die Erde meilenweit in ein eintöniges, ernstes Gewand. Doch ist die graubraune Fläche im Hochsommer, wo die Heide ihre hübschen, meistens rosenroten Blütchen entfaltet, von einem rötlichen Schimmer tiberhaucht. Weithin ist Einsamkeit und Sülle. Stundenlang können wir wandern, ohne etwas anderes zu sehen als den Himmel über unserm Haupte und die Heide zu unseren Füßen. Uns erfreut weder der An- blick eines Menschen noch einer menschlichen Wohnung. Kein freund- liches Bächlein rauscht an uns vorbei, kein Teich spiegelt uns heiter den blauen Himmel wieder, keine Anhöhe bietet unserm Auge eine an- genehme Abwechselung. Endlich treffen wir auf einige verkrüppelte Kiefern, die auf dem dürren Boden mühsam fortleben, oder ans einzelne Wacholderbüsche, zwischen deren Nadelzweigen vielleicht die Heidlerche ihr Nest gebaut hat. Wir wandern weiter. Sieh, da erscheint eine Herde kleiner weißer oder schwarzer Heidschafe, die, weit voneinander zerstreut, genügsam ihre Nahrung sich suchen. Bei ihnen sitzt ans einem Baumstumpfe der Schäfer in seinem weißwollenen Mantel und strickt. Doch nicht überall zeigt die Lüneburger Heide uns ein solches einförmiges Bild. Zwischen den weiten Heideflächen ziehen sich auf lange Strecken hin Waldungen von Kiefern oder Fichten, und wo der Boden weniger sandig und dürr ist, laden auch Birken und andere Laubbänme den Wanderer ein, in ihrem Schatten auszuruhen. Es gibt inmitten der Heide auch Gegenden, wo Quellen sprudeln und Bäche und Flüßchen sich hinwinden. Da sind die Gewässer eingefaßt von den breiten Bändern frischgrüner Wiesen; da liegen zwischen Feldern und Grasflächen nette Dörfchen, halb versteckt von Erlengebüsch und kräftigen Eichen oder Buchen. Der Mensch weiß auch dem mageren, unfruchtbaren Boden der Heide das Nötige für seinen Bedarf abzugewinnen. Die an manchen Stellen zerstreuten Granitblöcke müssen hier und da zum Bau der inenschlichen Wohnungen dienen. Einen ganz bedeutenden Ertrag liefert das Einsammeln der Heidel- und Preißelbeeren. Viele Tausende von Zentnern werden alljährlich von diesen Früchten nach allen Seiten hin versandt. In der Nähe der Dörfer breiten sich meistens Felder mit Buchweizen aus. Man baut wohl bei den Dörfern außer Kartoffeln

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 249

1908 - Altenburg : Bonde
249 Nahrung schöpfen können. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Tor bildend, übereinander, und oben darauf stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene Steinpforte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie sich zu jener gewaltigen Höhe empor- geschwungen und stehen, mit den umklammerten Steinen wie zu- sammengewachsen, fester als ihre bequemen Schwestern im Forstboden des flachen Landes. Auf den Zweigen der Tannen kletterten Eich- hörnchen, und unter denselben spazierten die rotbraunen Hirsche. Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Überall waren schwellende Moosbänke, denn die Steine sind fußhoch von den schönsten Moosarten wie mit hellgrünen Sammetpolstern bewachsen. Hier und da sieht man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. An manchen Orten sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker her- vor und bildet kleine Wasserfälle. Da läßt sichs gut sitzen. Es murmelt und rauscht so wunderbar; die Vögel singen; die Bäume flüstern wie mit tausend Zungen; wie mit tausend Augen schauen uns die seltsamen Bergblumen an, sie strecken nach uns aus die wunder- samen, breiten, drollig gezackten Blätter; spielend flimmern hin und her die lustigen Sonnenstrahlen; die sinnigen Kräutlein erzählen sich grüne Märchen: es ist alles wie verzaubert, es wird immer heimlicher und heimlicher. Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer, zwerghafter werden die Tannen. Sie scheinen immer mehr und mehr zusammen- zuschrumpfen, bis nur Heidelbeersträucher und Bergkräuter übrigbleiben. Da wird es auch schon fühlbar kälter. Die wunderlichen Gruppen der Granitblöcke werden hier erst recht sichtbar. Diese sind oft von er- staunlicher Größe. Das mögen wohl die Spielbälle sein, welche die bösen Geister einander zuwerfen in der Walpurgisnacht, wenn hier die Hexen auf Besenstielen und Mistgabeln einhergeritten kommen. In der Tat, wenn man die obere Hälfte des Brockens besteigt, kann man sich nicht erwehren, an die ergötzlichen Blocksberggeschichten zu denken. Es ist ein äußerst anstrengender Weg, und ich war froh, als ich endlich das langersehnte Brockenhaus zu Gesicht bekam. Heine. 171. Die Rotztrappe. 1. In jenen finstern Zeiten, wo noch Riesen und Zwerge und Zauberer auf der Erde wohnten, hauste im Böhmerwalde ein Recke,

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 295

1908 - Altenburg : Bonde
295 200. Das Kornfeld. 1. Wer zwischen Kornfeldern aufgewachsen ist, der vergißt ihr Rauschen und Wiegen und Wogen sein lebelang nicht. Sie sind gleich- sam trockene Meere, in deren Fluten der Hase und das Rebhuhn untertauchen und über dem statt schreiender Möwen singende Lerchen schweben. Hat das Kornfeld nun die Einförmigkeit und den gleich- mäßigen Wogenschlag des Meeres, so birgt es gleich diesem auch Reich- tum und Schönheit in sich. Lauter Brot ist es, das in ihm Wellen schlägt, und bei näherer Betrachtung wird das fortwährende Einerlei schlanker Ähren durch manches anmutige Zwischenspiel unterbrochen. Die Kornblume, der Rittersporn, die rote Rade und der Feldmohn schimmern leuchtend aus dem einförmigen Ährenwerke hervor. Und wie niedliche Wendeltreppen baut nicht die Ackerwinde mit den weißen, rosa angehauchten Blüten, wenn sie sich zierlich an einem Halme bis zur Ähre emporringelt! Niedrig auf dem Boden treibt sich ein zahl- reiches Geschlecht winziger Pflänzchen umher, welche man erst recht zu Gesicht bekommt, wenn das Korn abgemäht ist, eine wunderliche, aller- liebste Stoppelgesellschaft. Da sind winzige Stiefmütterchen mit feinen, blaßgelben Gesichtern, Ackervergißmeinnicht, so klein und zierlich, daß sie als Erinnerungszeichen gar nicht mehr zu brauchen sind, außerdem allerlei Kriechwerk mit weißen, blauen und leuchtend roten Sternchen. Diese bunte Herrlichkeit, welche dem Städter Ausrufe des Entzückens entlockt, ist dem Landbebauer lästiges Unkraut, welches er gern mit Stumpf und Stiel vertilgen möchte. Sein größter Stolz ist ein ganz reines Feld, auf dem nichts weiter wächst als die körnerreichen Ähren und zwar möglichst dicht. 2. Welch ein geschäftiges, kleines Volk treibt sich zwischen den Halmen herum! Ist nicht das Schwirren der Grillen und das Wetzen der grünen Heuschrecken untrennbar von einem Kornfelde? Obgleich die Natur der Heuschrecke eine große Beweglichkeit verliehen hat, so ist ihr Benehmen, wenn sie an einem Halme kriecht, doch äußerst würdevoll und bedächtig. Plötzlich jedoch macht sie einen ungeheuern Satz und fitzt dann an einem andern schwankenden Stengel mit einer so ernst- haften Miene da, als ob sie es gar nicht gewesen sei. Mit diesem spaßhaften Beinkünstler ist die verdrießliche Grille verwandt, welche ein kleines Erdloch bewohnt und im Sonnenschein gern ans ihrer: Haustür guckt und Musik macht. 3. Besonders lebhaft geht es auf dem schmalen Feldraine zu, wo allerlei vergnügliche Blumen, die niemals im Kornfelde selbst sich vor-

8. Landeskunde von Thüringen - S. 2

1909 - Altenburg : Bonde
und Norden von der Saale, im Süden vom Main und im Westen von der Haslach und Loquitz eingeschlossen wird. Zu Thüringen gehört nur der nordwestliche Teil. b) Bodenbeschaffenheit und Bodenfruchtbarkeit: Der thüringische Frankenwald bildet eine breite Hochfläche, welche durch tiefe Täler in kleinere Platten zerschnitten wird. Die Ränder dieser Platten sind nach den Flüssen hin zumeist hoch und schroff; besonders steil und hoch sind die Talränder der Saale, welche den Wasser- spiegel des Flusses an einzelnen Stellen noch um 250 m überragen. (Vergl. das Bild auf Seite 1.) Aus ihrem Rücken tragen die Platten einzelne Gipfel, die weithin sichtbar sind. Die höchsten derselben sind der Döbra (800 in), der Kulm bei Lobenstein (720 in) und der Wetzstein bei Lehesten (815 in). Das ganze Gebirge baut sich aus harten Schiefersteinen auf, welche nur langsam verwittern. Der Frankenwald ist daher meist nur mit einer flachgründigen Ackerkrume Schieferbrüche bei Lehesten. bedeckt. Diese ist zwar fruchtbar, eignet sich aber nicht überall für den Ackerbau. In- folge der hohen Lage ist das Klima ziemlich rauh und der Anbau von Getreide wenig lohnend. Nur in den geschützten Anfangsmulden der Täler ist ein ergiebiger Ackerbau möglich. Deshalb ist auch der Frankenwald zum größten Teile mit dichten Wäldern bedeckt, die zumeist aus Fichten und Edeltannen bestehen. Besonders sind die höher ge- legenen Teile des Gebirges mit ausgedehnten Nadelwaldungen bestanden. Auf den Höhen wie in den Talgründen finden sich auch ausgedehnte Wiesen mit saftigen Gräsern und Kräutern, die der Viehzucht sehr förderlich sind. o) Schiefergewinnung und Schieferverarbeitung. Der Franken- wald besteht zum größten Teile aus dunkelfarbigen Schiefersteinen, die mächtige Felsen bilden. Deshalb ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln und Schieferstifte geworden. In zahlreichen Schieferbrüchen — in der Umgegend von Lehesten gibt es allein gegen 25 Schieferwerke — werden die Schiefersteine gebrochen und dann zu Tafeln und Stiften verarbeitet. Ebenso fertigt man Dachschiefer und Wetzsteine aus den

9. Landeskunde von Thüringen - S. 13

1909 - Altenburg : Bonde
13 gleich hoch. Es lassen sich vielmehr drei Abschnitte unterscheiden, die sich wie Stufen aneinander lehnen. Die höchste Stufe liegt im Nordwesten; sie wird der Oberharz genannt; die niedrigste Stufe ist der südöstliche Teil; es ist der V o r h a r z; die mittlere Platte wird als U n t e r h a r z bezeichnet. b) Waldreichtum des Harzes. Der Harz ist ein W a l d g e b i r g e. Dunkle Nadelwälder, in denen mächtige Tannen himmelhoch emporstreben, bedecken den größten Teil des Oberharzes und bekleiden die Berge fast bis zum Gipfel hinauf. Auch der Unterharz weist einen reichen Waldschmuck auf; in seinen großen, schönen Waldungen herrscht jedoch das Laubholz vor. e) Die Schönheiten des Harzes- Gleich dem Thüringerwald ist auch der Harz reich an Naturschönheiten. Aus seinem Rücken trägt er eine Reihe aussichts- reicher Berge. Unter ihnen ist der Brocken der höchste und der besuchteste. Er erhebt sich auf einer Hochebene im Norden des Gebirges (Brockenfeld). An seinem Fuße ziehen sich ausgedehnte Moore hin, und zahlreiche mächtige Felsblöcke liegen zerstreut umher. Gewaltige Baumriesen, die mit ihren Wurzeln die Felsblöcke umklammert halten, schmücken seine Abhänge. In der Nähe des Gipfels jedoch verschwinden die Riesenbäume und Zwergtannen und Zwergfichten nehmen ihre Stelle ein; oben auf seinem Gipfel aber ist er kahl und kurzes Gestrüpp nur wuchert zwischen den Felsblöcken. Von der Höhe des Brockens hat der Wanderer eine großartige Rundsicht; er schaut hinein in das thüringische Tief- und Hügelland und sein Auge erfreut sich an den gesegneten Fluren, die sich meilenweit vor ihm ausbreiten, an den zahlreichen Hügeln und Bergen, an den Dörfern und Städten und an den Gewässern, die sich zwischen den Hügeln und Bergen hindurchschlängeln. Oft ist freilich der Berg in dichten Nebel gehüllt, so daß man kaum die Hand vor dem Auge sehen kann. Die Sage berichtet, daß auf dem Brocken alljährlich in der Walpurgisnacht die Hexen sich versammeln und ihren Tanz ausführen. Daher haben auch einzelne Felsblöcke ihren Namen. (Hexenaltar, Hexenwaschbecken, Teufels- kanzel.) Reich ist das Gebirge auch an schönen Tälern; denn ringsum wird es von Flüssen durchbrochen. Nach Norden eilt die Ilse und bildet die berühmten Jlsefälle. Nach Nordosten entflieht dem Brocken die H o l t e m m e, die in engem Tale über Granit- felsen und Granitblöcke schießt („Steinerne Renne"). Das schönste der Harztäler ist das B o d e t a l. In zahlreichen Schlangenwindungen durchbricht die Bode die Granitmassen des Gebirges und tritt in enger Pforte aus demselben heraus. Steil wie die Mauern steigen die Pfeiler des Felsentores empor und zeigen wunderliche Formen. Zur Linken erhebt sich der Felsen der Roßtrappe, zur Rechten dagegen der Hexentanzplatz; beide schließen den tiefen Bodekessel ein. Auch die übrigen Teile des Harzes weisen schöne Täler auf. Im Unterharze ist besonders das Tal der Selke (Mägdesprung) reich an Naturschönheiten. Zu den Naturschönheiten des Harzes gehören auch die Tropfst ein- höhlen, die sich im Bodetale finden. Die schönste ist die H e r m a n n s h ö h l e bei Rübeland. Wände, Decken und Fußboden der Höhle sind mit wunderlich geformten Tropfsteinen bedeckt und am Boden liegen Knochen, die von vorzeitlichen Höhlenbären herstammen. d) Die Schätze des Harzes. Der Harz zeichnet sich durch großen Metall- re ich tum aus. In seinem Innern birgt er Silber-, Kupfer-, Blei- und Eisenerze in großer Menge. In zahlreichen Bergwerken werden diese wertvollen Schätze von den Bergleuten gewonnen. Besonders reich an Silbererzen ist der Oberharz. Mittelpunkte des Silberbergbaues sind Klausthal, Zellerfeld, Andreas berg und Goslar. Im Unterharz werden besonders Eisenerze gegraben (Elbingerode), während der Vorharz (E i s l e b e n, Mansfeld) reiche Ausbeute an Silber und Kupfer liefert. Der Ertrag des Bergbaues im Harz ist ein sehr großer. Es werden ungefähr 300 000 Ztr. Kupfer, 2800 Ztr. Silber, 200 000 Ztr. Blei und 10 000 Ztr. Zink gewonnen. Außer dem

10. Landeskunde von Thüringen - S. 5

1909 - Altenburg : Bonde
5 stein und Grauwacke und auch Kalkstein und Porphyr treten an verschiedenen Stellen auf. Die Oberfläche des Gebirges zeigt die Form einer breiten Platte. Von der Mitte her dacht sich die Gebirgsplatte allmählich nach Süden und Norden ab, doch tritt der Rücken nirgends stark hervor. Einzelne abgerundete Kuppen steigen hier und da aus der Oberfläche empor. Auf dem Meininger Oberland sind Kieferle und Bleß die bedeutsamsten Bergkuppen, die eine Höhe von 868 in erreichen. Dem Schwarz- bnrger Oberland sind auf der Nordseite Wurzel- und Burzelberg als höchste Kuppen aufgesetzt. Die Hochflächen und Berge des Oberlandes sind zumeist mit dichten Nadelwäldern bestanden, deren Boden oft weithin mit H e i d e l - und P r e i ß e l - beerbüschen bedeckt ist. Das Waldesgrün wird hier und da von grünen Wiesen- t e p p i ch e n unterbrochen, die sich an den Abhängen und auf den Höhen hinziehen; doch haben diese meist nur ein kurzes und hartes Gras, das nur einmal im Jahre ge- mäht werden kann. Schwarzburg. Das Meininger und Schwarzburger Oberland wird von zahlreichen Gewässern durchfurcht und dadurch in viele kleinere Platten zerschnitten. Die meisten Gewässer des Nordabhangs sammeln sich in der S ch w a r z a. Hoch oben im Gebirge in der Nähe des Kieferle ist ihre Quelle. In einer breiten Talmulde fließt sie zwischen saftigen Wiesengründen und dichtbewaldeten Berghängen dahin. Auf ihrem unteren Laufe hat sie sich tief in das Gestein des Gebirges eingegraben und fließt in vielfachen Windungen zwischen steilen Talwänden hindurch. Über Felsblöcke und Riste eilt das silberhelle Bächlein durch das schluchtenähnliche Tal, das hier und da kaum Platz läßt für Wiesenstreifen und Wege. Die Abhänge der Berge sind mit Buschwerk und Tannen dicht bewachsen; wo aber der steile Abfall dem Waldwuchs hinderlich ist, da ragen die nackten Schieferfelsen senkrecht aus dem Talgrunde empor oder begleiten als überhängende Wände den Fluß. Von allen Seiten eilen der Schwarza kleine, aber wasserreiche Bäche zu, deren Talgründe gleichfalls mit landschaftlichen Reizen ausgestattet sind.
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