1861 -
Berlin
: Charisius
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Australien.
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hinter denen wellenförmige Hügelreihen sich bis 2000 F. hoch erheben, und auf
dem weißen Sande stehen niedrige, weiße Häuser. Dies ist der Hafenort. Außer-
dem gibt es hier noch vier andre Ortschaften. Nur hierher werden noch Verbre-
cher deportirt.
§ 166. Die Colonie Australia Felix oder Port Philipp, jetzt Victoria
genannt, 4000 I M, von Großbritannien mit 462.000 Bew., liegt gegenüber
von Van Diemensland; es ist die bevölkertste und blühendste der Colonien, die seit
1851 als selbstständiger Landestheil besteht. Ungeheure Waldungen wechseln hier mit
herrlichen Grasflächen, die den üppigsten Weiden gleichen und zu Schafweideu die-
nen. Die schönen, mannigfaltigen Ufer des Murray sind mit Pferde- und Rin-
derheerden bedeckt. In vielen Theilen ist das Land eine weite Wiese, mit wohl-
riechenden Mimosen besetzt, durch schöne Baumgruppen geziert, reich an rieselnden
Bächen und mit unzähligen prächtigen Blumen geschmückt. Das Ganze bietet ein
üppiges, herrliches Bild. — Die Hauptausfuhr besteht in Gold und Wolle. Der
Golddistrikt umfaßt etwa 1600 Im. und hat in einem Jahre 14 Mill. Thaler
geliefert. Hauptstadt Melbourne, 80 E., mit dem Hafenort Williams-
towu, 3 E-, und zehn andre Städte.
§ 167. Die Colonie Süd-Australien 14.200 lim., also fast dreimal so
groß als Großbritannien, liegt nördlich vom Vincents-Gols. Sie ist 1834 ange-
legt und hat schon 118.000 Bew. Der Hafenort Adelaide, 1837 am Torrens-
flusse gegründet, hat jetzt über 30.000 E. Hier sind reiche Kupfer- und Bleigru-
den; Ackerbau, Gartenbau und Viehzucht sind in außerordentlicher Zunahme. Cs
herrscht europäischer Luxus hier, besonders durch reiche Engländer, die sich hier
niedergelassen und von denen einige 10.000 Schafe in Besitz haben. Die ganze
Colonie besitzt über 1 Mill. Schafe.
Die Colonie Queensland (d.i. Königinnenland), 1858 gegründet, hat
25.500 lim., ist also fünfmal so groß als Großbritannien und Irland, mit
25.000 Bew. Sie nimmt die N.o.-Ecke Neu-Hollands ein und ihre Küste wird
von der Großen-Barriere gesäumt. Das Land ist reich an Gebirgen, Ebenen und
Flüssen, außerordentlich geeignet für Schafzucht, Bauniwoll-Gewinnung, in dem
warmen Theil vielleicht auch für den Zuckerbau, denn die nördlichen f liegen inner-
halb der Tropen. In Folge der hohen Lage und des beständig wehenden S.o.-
Passates ist das Klima feuchter und kühler, als die heißen Küsten des Carpenta-
ria-Golfes. — Die Hauptstadt Brisbane, unfern der Moreton-Bai, hatte 1856
4400 Bew.
§ 168. Das fast ganz unbekannte Neu-Guinea, so groß wie Deutschland,
ist an der Nordküste gebirgig, steil, dicht bewaldet, an der Südseite aber völlig
eben. Es ist reich an tropischer Vegetation, an Palmen und. mächtigen, nützlichen
Bäumen. Man findet hier elf Arten der prächtigsten Paradiesvögel, farbenreiche
Eisvögel und zahllose Papageien, die herrlichsten Schmetterlinge der Welt, unzäh-
lige Insekten, darunter viele giftige, die von jeder größeren Pflanze schaarenweis
über den Wanderer herabfallen. — An den Küsten wohnen Papuas, im Innern
aber Haraforen. Den westlichen Theil der Insel nehmen die Holländer als
Eigenthum in Anspruch. — Dieselben Bewohner und dieselbe Vegetation haben
die kleinen Inseln in der Nähe; die Oberhäupter derselben tragen chinesische Zeuge
und bekennen sich zum Islam.
§ 169. Die Louistade besteht aus einer Menge gebirgiger Inseln, von men-
schensressenden Papuas bevölkert. Neu-Britannien, 500 lim., Neu-Jrland,
200 Im., die Admiralitäts-Inseln, der Solomons- und Santa Cruz-
Archipel und die neuen Hebriden (die letztern drei zusammen 900 Im.), sind
überall von Korallenriffen umgeben. Der Strand ist flach und mit Cocospalmen
besetzt, aber im Innern sind sie gebirgig, einige haben sogar Vylkane; großentheils
zeigen sie eine reiche Vegetation, herrliche Waldungen, und die Pflanzungen der
' #
X .
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Eingeborenen sind.mit Cocospalmen, Brotfruchtbäumen, 7 Arten Pisangs, Yams
Arum u. s. w. angefüllt. Sie sind von Papuas bewohnt, die Heller sind, als auf
Neu-Guinea; diese sind von verschiedenem Charakter, zum Theil auch Menschen-
fresser. Die gebildetsten bewohnen Neu-Jrland, haben Tempel und ein geregeltes
Religionssystem.
§ 170. Neu-Georgien oder der Solomons-Archipel hat bis 12.000 F. hohe
Inseln und dieselbe Flora, wie Neu-Guinea. Die größte Insel ist 129 Ihm. groß.
Die ganz nackt gehenden, tättowirten, in Dörfern wohnenden und den Europäern
feindseligen Bewohner gehören beiden Rassen an und werden von Häuptlingen
beherrscht.
Die kleinen Inseln des Santa Cruz-Archipels, zu welchen!Vanikoro gehört,
bei der der Weltumsegler La-Peyrouse gescheitert ist, haben Bewohner, die verhält-
nißmäßig zu den cultivirtesten Insulanern gehören.
Neu-Caledonia, 365 □ M., von gefährlichen Korallenriffen umgeben, an de-
nen das Meer furchtbar brandet, hat eine Vegetation, welche der von Neu-Holland
ähnlich ist: zwischen düunstehendeu Bäumen ist nirgend Unterholz oder niedriges
Gesträuch zu sehen. Es ist von wilden, menschenfressenden Papuas bewohnt. Die
Einführung des Christenthums ist nicht gelungen. 1853 hat Frankreich es in Be-
sitz genommen und zur Deportation der Verbrecher bestimmt.
§ 171. Das fast 1400 M. von Süd-Amerika entfernte Neu-Seeland, von
den Engländern in Besitz genommen, besteht aus einer kleinen, Stewart-Insel,
und zwei großen Inseln, welche die Cooksstraße von einander trennt: Tewai-
Punammu d. h. Wasser des Steines, und Ahina Maui, d. h. Erzeugte des
Maui. Beide enthalten 2200 Ihm. mit mehr als 200.000 E., wobei 50.000 Euro-
päer sind. Die südliche Insel hat \ dieser Bewohner. Die Gebirge sind unten
dicht bewaldet, äußerst quellenreich, haben Seen und hohe Wasserfälle, und ragen
bis über die Schneegrenze hinaus: ein wahres Alpenlaud und zwar eins der schön-
sten. Der höchste Gipfel, Mount Edgecombe, ist 9036 F. hoch. Auf der
nördlichen Insel sind die Berge sanft aufsteigend und wechseln mit bewässerten
Ebenen und Thälern; die südlichere hat fast nur steile Felsufer mit zahllosen
Buchten, und ist überall von engen Felsspalten und Schluchten mit tosenden Berg-
strömen durchzogen. Wegen der unzugänglichen Wälder ist das Innere noch un-
erforscht. — Das Klima ist herrlich, ohne Extreme, und die lebhaft grüne und
üppige Vegetation hat Feuchtigkeit genug und bleibt immer frisch. Der Boden ist
änßerst fruchtbar und die Wälder sind durch Rankengewächse undurchdringlich ge-
macht; eine duftende Schlingpflanze umrankt 2oo F. hohe Zapfeubäume. Alle
Hügel sind dicht mit hohem Farnkraut, mit Baumfarn und einem niedrigen, cy-
pressenartigeu Busch bewachsen. Sehr wichtig ist der neuseeländische Flachs, der
überall wächst. Die ganze Insel ist voller verwilderter Schweine.
§ 172. Die Bewohner sind Austral-Indier, meist über 6 F. groß, mit
großer Nase und schwarzem, schlichtem Haar; die Sitte des Tättowirens nimmt
bei ihnen ab. Eine Person oder Sache für geheiligt, unverletzlich, unberührbar
erklären, heißt hier, wie auf den meisten Inseln Australiens, sie mit dein Tabu
belegen, und sie ist dann Tabu. Das Menscheufressen hat so gut wie ganz auf-
gehört; nur fern von den Missionen mag es noch vorkommen. Die Neuseeländer
drängen sich nach europäischer Kleidung und nehmen Sitten und Gebräuche der
Europäer an: ja, ein Theil der Polizei besteht schon aus Eingeborenen, die engli-
sche Uniformen tragen. Viele lernen in 14 Tagen Lesen und Schreiben, und
viele Eingeborene stehen mit einander in brieflicher Verbindung. Die englische
Sprache erlernen sie schwer.
Auf der N.-Jnsel an der schmälsten Stelle die Hauptstadt Auk land, 15 E.
Auf derselben Insel au der Cooksstraße Wellington, 12 E.
§ 173. Die Mariannen oder Ladrone» oder Diebs-Znseln, ihrer 17, seit
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sind Christen. Aber diese sind von Natur sehr träge, daher bleiben sie in der
Civilisation zurück. — Haupt-Insel Tonga-tabu, 9000 Bew.
§ 176. Die bergigen Schiffer- (Navigators-) oder Samoa-Inseln, deren
18 sind, gelten für die reichsten und schönsten. Wälder erheben sich hier, wie
riesige Sänlenpaläste, durch Gesträuch und Schlingpflanzen nicht unzugänglich ge-
macht und von hellen Bächen durchflossen. Die Bewohner, etwa 38.000, gehören
zu den größten und schönsten der Inselwelt, und sind fast weiß. Sie sprechen einen
Dialekt des Malayischen. Durch manche Fertigkeit und Geschick zeichnen sie sich aus.
Seit 1836 nimmt das Christenthum hier sehr zu, so daß jetzt die meisten Christen
sind, Kirchen haben und in Dörfern wohnen.
Die Cooks- oder Harvey-Jnseln, von Cook 1777 entdeckt, sind Korallen-
Inseln, höchst fruchtbar, reizend, mit einem herrlichen Klima; nur Wasser fehlt
denselben. Die 14.000 Bewohner sind Austral-Indier; sie waren ehedem sehr
blutgierige und arge Menschenfresser. 1823 wurde das Christenthum hier einge-
führt, und nun sind alle Christen. Auf der Haupt-Insel Mangia gibt es drei
Orte, den europäischen ähnlich, und durch gute Straßen mit einander in Verbin-
dung. Sie haben Kirchen, Schulen, Werkstätten, Buchdruckereien u. s. w.
§ 177. Die Societäts- oder Gesellschafts-Inseln, zu Ehren der Königl.
Societät der Wissenschaften zu London so benannt, welche Cooks Reise veranlaßt
hatte, stehen ihnen wenig an Schönheit nach. Sie bestehen aus einer östlichen und
einer westlichen Gruppe und sind von einem Korallengürtel umgeben, aber int
Innern ganz bergig, vielleicht bis 8000 F. hoch, mit Wäldern von Palmen,
Pisangs, Brotfruchtbäumen rc. und Schlingpflanzen in herrlichen Guirlanden be-
deckt. Da sie reich bewässert sind, so bekleidet dunkelgrüner Wald Alles bis zu
den Spitzen hinauf; überall sieht man Cujavabäume und hohe, prächtige Pomeranzen-
und Citronenbäume: kurz, die Vegetation ist eine der schönsten auf der Erde.
Wasserfälle zieren die Landschaften. Die Welt der Vögel ist hier, wie auf all
diesen Inselgruppen, ausgezeichnet; es gibt viele Papageien, Turteltauben, Koli-
bris, Reiher, Strandläuser, Enten rc. Säugethiere fehlen den Inseln, damit
aber auch die Raubthiere; eben so wenig finden sich Schlangen, Skorpione, schäd-
liches Gewürm und Moskitos. Auch die Hitze ist durch Seewinde gemildert. —
Die Bewohner sind groß, fast hellbraun, schön, sanft, talentvoll, die liebenswürdig-
sten und civilisirtesten der Australier. Ihre Sprache, ein Dialekt des Malayischen,
ist in der Südsee allgemein verständlich. Kriege und die von Europa mit herüber-
geführten Krankheiten sollen die Zahl ungeheuer verringert haben; dieselbe beträgt
jetzt gegen 20.000. — Als sich 1819 der König Pomarv Ii. taufen ließ, nahmen
die Bewohner das Christenthum an. Sie gehen jetzt fast durchweg europäisch ge-
kleidet. Abgeordnete aus allen Theilen der Insel vereinigen sich zu einem Parla-
mente behufs der Berathung über die Gesetze. Der Sonntag wird aufs strengste
gefeiert. Viele Europäer haben sich hier niedergelassen.
Die größte Insel, Tahiti, hat 18,2 sim. und 8000 Bewohner. Hier sind
die reizenden Thäler aufs beste angebaut, und der Küstenrand ist mit einer Chaussee
umzogen. Europäische Häuser sind nicht selten. Es gibt Zuckersiedereien, Baum-
wollenfabrikmi, Buchdruckereien (die auch die Bibel in tahitischcr Uebersetzung
drucken) und alle Handwerke. Der Hasenort Pa peiti hat ein königliches Wohn-
haus. — Auf der Insel Rajatea, die zur Westgruppe gehört, mit 8000 Be-
wohnern, residirt die Königin Pomare I , seit sich 1844 die Franzosen durch An-
wendung der nichtswürdigsten Gewalt das Protectorat angemaßt haben, so daß
die Ostpruppe, also einschließlich Tahitis, für nichts anderes als eine französische
Colonie gelten kann.
§ 178. Auch die sehr zahlreichen gefährlichen oder niedrigen oder Paumotn-
Jnseln, in französischem Besitze, sind meist unbewohnte Korallen-Inseln. Einzelne
derselben sind sehr schön. „Zwar schlägt die Brandung fürchterlich gegen die
rothen Korallenfelsen, welche die Gestade umgeben; aber hinter ihnen entfaltet sich
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dem Dezember beginnt die unangenehmste Jahreszeit, der Sommer, welcher
drückend heiß ist, wo nicht Seewinde wehen. In Van Diemensland ist er aber
viel angenehmer. Gras und Kräuter verdorren, und die Früchte reifen. Der
Januar ist am heißesten. Im Februar nehmen Regen und Gewitter zu. Mit
dem März beginnt der regnigte veränderliche Herbst, in welchem die Vegetation
wieder aufwacht. Die Nächte werden immer kälter, und Ende Mai beginnt der
schöne, beständige, klare Winter; es regnet wenig, die Tage sind nicht kalt; nur
auf den Bergen kennt man Schnee. Der klare Juli ist der kühlste Monat; so
bleibt es ohne Regen bis in den September. Im Innern von Van Diemensland
sind im Juli Nachtfröste häufig, ja der Frost dauert manchmal zwei Monat. Im
Ganzen ist das Klima eins der gesundesten.
§ 181. Pflanzen und Thiere. Weite Gegenden Neu-Hollands zeigen
gewöhnlich nur eine und dieselbe Baumart, besonders myrtenartige Gewächse, wie
Eucalyptus, Metrosideros, Leptospermum, Akazien Casuarinen mit haarförmigen
Blättern, und an den Flußufern Mauglebäume. Eucalyptus und Akazien machen
fast die Hälfte der ganzen grau-grünen Baum-Vegetation aus, über 300 Arten
von Eucalyptus scheinen £ aller Wälder zu bilden. Ebenso bedeckt ein und dasselbe
Gras oder Kraut, meist mit schönen, wenngleich einförmigen Blumen weite Gegen-
den. Die nicht sehr häufigen Wälder sind sehr licht, und auch die dichteren geben
keinen Schatten, weil die Blätter der Bäume meist klein sind und nicht ihre
Fläche gegen den Himmel kehren, sondern den Rand; überdies sind die Blätter
ohne Glanz und Frische. Auch fallen sie nicht ab, sondern dies thut die
Rinde, welche in der trocknen Jahreszeit in langen Zotten um die Stämme hängt.
Im nördlicheren Theile Neu-Hollands herrscht die Palme nebst anderen tropischen
Gewächsen; südlicher gedeihen die eingeführten Edelfrüchte, besonders auch die
Pfirsiche und Reiß und Mais; für die Südküsten und Van Diemensland sind
der Weinstock und die europäischen Getreidearten charakteristisch. Sehr wenige
Bäume mit eßbaren Früchten finden sich, überhaupt wenig Nahrungspstanzen; aber
Obst- und Getreidearten, Gemüse, Hopsen, Flachs, Hanf, Zucker, Cacao und Baum-
wolle sind hierher verpflanzt.
§ 182. Auch einige der Thiere sind seltsame Geschöpfe. Besonders häufig
sind die Beutelthiere, namentlich Känguru, Wombat, Dasyurus, fliegender Fuchs
und Eichhorn; häufig sind auch Schnabelthiere, der Dingo oder neuhollän-
dische Hund, der stachlige Ameisenbär, Vampyre, ferner der Emu oder neuhollän-
dische Strauß, Casuare, schwarze Schwäne, weiße und schwarze Krähen, unzählige
Papageien, Trappen, Reiher, weiße Adler rc., zahllose Crocodile, Schlangen und
Schildkröten; im Meere Seehunde, Pott- und Walfische.
§ 183. Unter den Pflanzen der Inseln sind besonders die Cocospalmen
wichtig; diese liefern Bekleidung, Trinkgeschirre, Geräthe, Matten, Stricke, Speise,
Getränk, Oel, Baumaterial. Ferner der Pandanus, welcher eßbare Früchte gibt.
Unter den übrigen 30 Pflanzen-Arten sind die wichtigsten die Brvdfruchtbäume,
der Pisang, welcher auf demselben Raume 44 mal so viel Nahrungsstoff als die
Kartoffel und 33 mal so viel als der Weizen erzeugt, Feigen, Casuarinen, Papier-
manlbeerbänme, Aamswurzeln, Bataten und Zuckerrohr. Von Thieren haben die
Inseln nur Schweine, Hunde, Vampyre, Ratten, Mäuse und zahlreiche Vögel-
Arten, namentlich Papageien; die Stubenfliege haben sie aus Europa bekommen.
§ 184. Handelsprodukte. Aus Australien kommt Gold, Kupfer, Wolle,
Weizen, Häute, Talg, Thran, Walrath, Fischbein, Kelp, neuseeländischer Flachs,
Taback, Zuckerrohr, Cocosnüsse, Schildkrot, Sandelholz, Pökelfleisch, Butter, Käse,
Pferde, Seehundsfelle. Tripang oder eßbare Holothurien werden besonders für
China in großer Menge gefischt.
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Süd-Afrika.
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Afrika.
§ 185. Es mißt über 1000 Meilen von N. nach S. und von W. nach O.
— Man theilt es in I. Süd-Afrika, das über doppelt so groß wie Europa und
fast so groß wie Nord-Amerika ist; denn es macht Z von ganz Afrika aus. Vom
Cap der guten Hoffnung bis einige Grade nördlich vom Aequator scheint ein ein-
ziges Hochland zu reichen, nach W. und O. gegen das Meer, nach N. zum Tief-
lande abfallend, von manchem Strome durchschnitten und große Seen umschließend,
aber dem größeren Theile nach noch ganz unbekannt.
§ 186. Im Süden steigt man von der schmalen, an der Gariep-Mündung
15 M. breiten Küstenebene des Caplandes, an deren S.w.-Ecke ein kleines, 9 M.
langes, isolirtes Gebirge mit dem 3600 F. hohen Tafelberge liegt, zu der etwa
3000 F. höher erhobenen ersten Stufe hinauf, welche im S. durch die hohen
kleinen und großen Schwarzen-Berge, im S.o. durch die Winter-
berge und deren Fortsetzung nach N., im W. durch das Cedar- und
Zure-Gebirge begränzt wird, und in steilen Wänden zur Küstenebene ab-
fällt. Ungeheuer tiefe, fpaltenähnliche Querthäler (Kloofs genannt) durchbre-
chen diese Gebirge. Die erste hohe Stufe ist eine bis 20 M. breite und gegen
80 M. lange, aus hartem Thon gebildete Ebene, Karr6 genannt, d. h. hart. In
der warmen Jahreszeit versiegen hier alle Quellen und Flüsse, jede Vegetation
erstirbt, bis auf einige Akazien am Rande der Flußbetten; aber in der Regenzeit
ist die Ebene ein lachendes Blumen- und Grasmeer, namentlich von Salz- und
Alkali-Pflanzen, besonders Mesembryanthemen, Lilien, Amaryllis, Iris, und ein
treffliches Weideland, zu welchem die angrenzenden Gebirgsbewohner herabsteigen.
Nur wenige Oasen und Quellen bleiben stets grün und erlauben Bodencultur;
daher fehlen Dörfer hier gänzlich. — Die nächste, 500 bis 2500 F. höher gelegene
Stufe, wahrscheinlich die Scheitelfläche des hohen Afrika, ist im Westen durch das
Roggeveld-Gebirge, im S. durch das Nienwevelds-, Winter-, Schnee-
und Witte-Gebirge von der Karró getrennt, welche mit den vorigen parallel gehen
und eben so steil zur Karró abfallen. Im Schnee-Geb., wo viele Männer nie in ihrem
Leben einen Baum gesehen haben, erhebt sich der Com paßberg zu 9600 F.
— Die Scheitelsläche zeigt unermeßliche Ebenen, nur hie und da mit Tafelbergen,
wie die Karriberge, besetzt, zwischen den beiden Quellströmen des Gariep baum-
lose Savannen; aber nach deni unteren Gariep hin ist der Boden sandig und das
Land eins der ödesten, verlassensten der Erde; der Regen bleibt hier 4 bis 5 Jahre
völlig aus. In der Mitte seines Laufes wird der Fluß in der Regenzeit eine
Stunde breit. Der große Visch-Flnß selbst trocknet auch periodisch zu einer Reihe
von Lachen aus, hat aber zu andrer Zeit eine Breite von 70 F. — Dem größten
Theile des Caplandes, mit Ausnahme des äußersten Ostens und einiger Theile
der Südküste, fehlen Wälder ganz.
§ 187. Der Ostrand ist wahrscheinlich ähnlich gebildet. Die Gebirge gehen
parallel der Küste, entfernen sich aber nach N. immer mehr von derselben; die
Kenntnisse davon sind noch unbestimmt und unzureichend. Zu merken sind die
Namen Fura-Gebirge, am Oberlauf des Zambesi; Dschesfa-Gebirge; am Ost-
Ende des Njassa-Sees; Kilimandscharo, westlich von Zanzibar. Letzteres und
seine nördlichen Fortsetzungen unter dem Aequator sind mit ewigem Schnee bedeckt,
mögen also etwa 20.000 F. Höhe haben. Der Paß, durch welchen der Zambesi
in die Ebene tritt, heißt Lupaia. Westlich von diesem Gebirge dehnt sich die
Fläche^ von Hoch-Afrika aus, mit den großen Binnenseen Njassa und Ngami.
Nordöstlich vom Njassa-See liegt das Land Mucaranga, und westlich vom See
das Reich des Cazembe (Hauptstadt Lun da oder Luce n da); westlich von
diesem endlich, in der Mitte des Hochlandes, das große Reich Muropoa.
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Afrika.
§ 188. Auf der Westseite ist das Meer flach, voller Klippen, wild brandend
und reißend, und das Küstenland vom Gariep bis zum Cap Negro flach, sandig,
wasserlos, am Strande von unermeßlichen Schaaren von Robben, Flamingos und
Pinguinen besucht. Auch das Innere ist weithin Sandwüste, ohne Wald, nur
mit grünen Säumen an den Flüssen, besonders von der Giraffen-Akazie. Bäume,
Sträucher und Kräuter, wo sie sich finden, haben eine ungeheure Fülle von Dornen
und Stacheln. Nördlicher aber ist die Küste bis gegen den Aequator hin steil,
hoch und felsig, von rother Farbe, nur an den Mündungen der großen Ströme
durch ein flaches, sumpfiges Delta unterbrochen. — Oestlich von dieser Küsten-
terrasse erhebt sich das Land zu einer zweiten hügeligen, fruchtbaren, gesunden,
mit Bäumen bedeckten Stufe. — Das Klima ist z. B. in Benguela (die Hölle ge-
nannt) übermäßig heiß, in Loanda dagegen durch die Seewinde sehr gemildert.
Prächtige Urwälder fassen die Flüsse ein; Palmen, Baobab, Banyanen, Kaffee-
bäume, Zuckerrohr, prächtige Euphorbien, hohe Cactus u. s. w. geben Zeugniß von
einer hohen Fruchtbarkeit. Ebenso reich und prachtvoll ist die Thierwelt.
§ 189. Ein Nordrand des großen Süd-Afrika ist nicht bekannt; an seinem
östlichen Ende liegt die Berglandschaft K a fa, nördlich davor das Bergland von
Narea und das abessinische Alpenland. Nach Westen hin vermuthete man ehe-
mals das Mondgebirge oder Dschebl el Komri; dessen Lage, ja dessen Exi-
stenz ist aber ganz unbekannt. Südlich vom Tsad-See erscheinen in der Ebene
vereinzelte Berge, wie der Mindif; ob südlicher hohe Bergländer folgen ist noch
ungewiß. — Aus all diesem folgt, daß alle Ströme von Hoch-Afrika einen langen
oberen Lauf haben, daß der mittlere und untere aber kurz ist.
§ 190. Am Nordrande zieht sich ein Hügelland entlang, der flache Sudàn,
das den Uebergang zur Wüste macht. Der Niger fetzt einen Theil des Jahres
hindurch hier weite Strecken Landes vollständig unter Wasser. Im Osten
breiten sich diese Hügel und Ebenen südlich von Dar Für, wenngleich als Hochebenen,
unermeßlich weit, bis zum 10° s. Br. aus, strichweise mit großen Mimoseuwäldern
bedeckt. Einzelne Bergzüge und Gruppen erheben sich daraus. Die Ufer des Nil
faßt die üppigste Vegetation ein, von einem ungeheuren Thierleben wimmelnd;
auf den unabsehbaren Grasebenen erscheinen Tamarinden- und Mimosenwälder.
— Ueberall im flachen Sudan wachsen die mächtigen Adansonien, von den Inseln
des grünen Vorgebirges bis in die Nil-Gegenden; im östlichen Theile die Delöb-
palme, einer der schönsten Bäume, der bis 120 F. hoch wird; außerdem die Donm-
palmen. Dattelpalmen sind hier schon selten; sie gehören dem nördlicheren Afrika an.
§ 191. Den hohen Sudàn begrenzt im Süden die 465 M.lange Küste von
Nord-Guinea, in ihren verschiedenen Theilen Sierra Leone, Malaguetta-
oder Pfeffer-, Zahn- oder Elfenbein-, Gold- und Sklaven-Küste ge-
nannt. Dieselbe erhebt sich kaum über die Meeresfläche, mit Ausnahme einiger
Strecken, wie der bei Sierra Leone d. h. Löwengebirge. In Innern steigen erst
in meilenweiter Entfernung vom Meere Höhen auf und weiterhin hohe, mit dichten
Urwäldern bedeckte Gebirge. Zu diesen gehört die lange Kette 2 bis 3000 F. hoher
Tafelberge, Kong genannt, welche von den Quellen des Niger bis zu seinem Unter-
laufe reicht. Namentlich sind die Berge nördlich von der Gold- und Zahn-Küste,
in den B erglandschasten der Aschanti und Dahoin«, mit den prachtvoll-
sten, meist aus gigantischen, bis 200 F. hohen Wollbäumen bestehenden Urwaldungen
bedeckt, zwischen denen die lachendsten Thäler mit der üppigsten Vegetation, zum
Theil vortrefflich cultivirt und von zahllosen Bächen bewässert, sich erstrecken.
§ 192. Das Klima ist für die Europäer verderblich, selbst wo es keine Sümpfe
gibt und das Wasser gut ist, wie in Sierra Leone. Dieses heißt deshalb und
wegen der rothen Farbe des Bodens „das rothe Grab der Europäer"; östlich von
St. Thomas an der Mündung des Gabun-Flusses sind dagegen die Küsten sehr
gesund. Die Vegetation ist an der ganzen Küste bei der Fruchtbarkeit des Bodens,
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Senegambien. Abessinien und Maurilanien.
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der langen Dauer der tropischen Regen und der hohen Temperatur sehr kräftig.
Namentlich tragen die Deltas der Flüsse die dichtesten Urwälder mit den prächtige
sten Waldbäumen, mit Orchideen und Schlingpflanzen bedeckt. Hier erreicht der
Stamm des Affenbrodbanmes einen Durchmesser von 30 F., und die Früchte der
Afrika eigenthümlichen Oelpalme bedecken fußhoch den Boden: Indigo, Zuckerrohr
und Kasfeebaum wachsen überall wild, und die Körner des Schihbaumes ( Bassia
Parkii) geben eine treffliche Butter. Nach den Körnern des Paradies-Ingwer (Amomum
Grammi Paradisü) hat die Pfeffer- oder Körn er küste ihren Namen. Die Früchte
des Gurunußbaumes (Sterculia acuminata) werden überall hoch geschätzt. — Die
Mündungen und Ränder der Flüsse sind mit undurchdringlichen Mangrove-Wal-
dungen bedeckt, und auf den Savannen Sierra Leones und der Aschantis, aus de-
nen Schafe mit Haaren statt der Wolle weiden, sind die Gräser 20 F. hoch. Bei
den nicht sehr ergiebigen Savannen, dichten Urwäldern und ausgedehnten Felswüsten
kann die Bevölkerung nicht sehr dicht sein.
§ 193. Westlicher liegt Senegambien; zwischen den Quellen des Senegal
und dem oberen Dscholiba ist es eine der wildesten, erhabensten, unwegsamsten
und menschenleersten Gegenden; an den Ufern der Flüsse, die jährlich befruchtend
übertreten, ein herrliches, fruchtbares, zum Theil auch mit dichten Wäldern bedeck-
tes Land. Der Küstenstrich bietet niedrige Sanddünen, und der Boden hat hier
eine so hohe Wärme, daß Eier in dem Sande nach Verlauf von drei Stunden
von der Sonne gekocht sind. Senegainbien ist überhaupt eines der heißesten Län-
der der Erde. Die Küstenebenen werden nach dem Regen zu weiten Gras-Sa-
vannen; aber wenn dieselben zur Vertilgung der Raubthiere und Schlangen ab-
gebrannt sind, bietet der kahle, rothe Boden ein nacktes, trauriges Bild. Die be-
deutenden Mimosen-Wälder geben den Haupt-Ausfuhr-Artikel, das Gummi.
Ungeheure Affeubrodbäume finden sich überall, und Hirse, mit 15 bis 18 F. hohen
Aehren, Baumwolle und Indigo werden sehr viel gebaut.
§ 194. Nördlich vom Nordrande, vor seiner Osthälfte, liegen unbekannte
Bergländer. Auf der rechten Seite des Bahr-el-Asrek dehnt sich im Alpenlande
Habesch das grasreiche, meist aber baumlose, 6 bis 8000 F. hohe Plateau von
A mh ara und Gondar mit dem Tzana-See aus. Auf der Hochfläche selbst er-
heben sich zahlreiche Tafelberge (Ambas), und den Ostraud bildet das riesige, bis
über 14.000 F. hohe Simen-Gebirge. Südlich und südwestlich liegt die Berg-
landschaft Godjam, durch welche der Nil hindurchbricht. — Nordöstlich vom Tzana-
See breitet sich ein anderes Hochland aus, das von Tigre, welches mit langen,
parallelen Ketten gegen das Meer und zwar zunächst zum sandigen Küstensaume
Samhara abfällt. — Nördlich und westlich senkt sich dieses abessinische Alpen-
land, eine natürliche Felseuburg, steil zu einem sumpfigen, üppigen, sechs bis sie-
den Tagereisen breiten, mit dem dichtesten Urwalde bedeckten und mit Elephanten,
Raubthieren und Schlangen erfüllten Hügellande, Kolla genannt. Die übrigen
angrenzenden Tiefebenen sind ein schrecklich heißes, ödes, Wasser- und pflanzenloses
Gebiet, theils nackter Fels, theils mit Sand bedeckt; so namentlich der Küstenstrich
am rothen Meere.
§ 195. Ii. Von dem hohen Afrika ganz getrennt liegen:
A. Das Hochland der Berberei oder Mauritanien. Es besteht aus einer
Menge von Vergebenen von verschiedenen Richtungen und aus Gebirgsketten. Am
Nordrande liegen mehrere Ketten, die zum Theil bis ans Meer gehen, felsige, öde Ge-
genden, Rif, d. h. Küstenland genannt, nur hie und da schmale Küstenstriche frei-
lassen^ und mit Spitzen, bis 5700 F. hoch. Es ist dies ein 10 M. breiter Ge-
birgsgürtel, hie und da von fruchtbaren Ebenen unterbrochen, z. B. von der 3 bis
5 M. breiten, 15 M. langen, völlig ebenen Metidscha, im S.o. von Algier;
oder von tiefen, schluchtenartigen Querthälern, mit Granaten, Orangen, Feigen,
Lorbeern und Cactus erfüllt. — Südlich davon ist ein ebener Strich Landes vom
atlantischen Meere an bis Tunis zu verfolgen, im östlichen Theile felsig, häufig
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Berlin
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- Autor: Klöden, Gustav Adolph von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
62
Afrika.
mit gelbrothem Sande bedeckt, eine Reihe von Salzseen enthaltend und kümmer-
liche Vegetation tragend; und südlich von diesem erhebt sich ein zweiter Gebirgs-
strich. Dieser bildet vom Westrande an den 120 M. langen hohen Atlas, des-
sen südlicher Theil Nderen oder Teltsch d. i. Schneeberg heißt, 3 oder 40oo F.,
ja bis 10.700 F. hoch. Die niedrigen Felszüge des Südrandes sind zum Theil
unbekannt. Das südlich daran grenzende Land heißt schon Sahara, ist aber ein
bewässerter, fruchtbarer, rasenreicher Gürtel, der im Westen am breitesten ist. Dort
an der tunesischen Grenze heißt das Land Biled-ul-Dscherid d. h. Dattel-
land, und danach ist der ganze Saum Biledulgerid genannt. In diesem Land-
striche versiegen alle die Strome, welche vom Gebirge nach Süden hin stießen und
sich im Sande verlieren oder sich in die besonders im südöstlichen Algier so zahlreichen
Salzseen oder Schatts ergießen. Diese Salzseen und die reichen, fruchtbaren
Oasen liegen in einer großen Längsfurche von W. nach O. — Im ganzen Flach-
lande der Berberei unterscheidet man drei Bodenarten: Tell, wo Ackerbau möglich
ist, Weide- und Dattelland, und Sahara.
§ 196. Gleichlaufend niit der Küste zwischen den Syrten gehen felsige parallele
Abfälle bis zu der Sultin-Ebene, in welcher ein Theil der Sandwüste bis zum
Mittelmeere reicht, wie das Gh ari an-Gebirge und der Hamada oder der
weiße und schwarze Harudsch. Südlich davon ziehen eben solche Kämme durch
die Wüste. Die Oberfläche dieses Felsenplateaus ist hie und da fruchtbar und
cnltivirt, auf der Hamada aber wasserlos und öde; nur die Thäler sind grün von
Dattelpalmen, Feigen und Oelbäumen.
B. Das Plateau von Barka erhebt sich steil aus dem Meere bis 1500 F.
hoch, ist aber ohne Kettenbildung, und senkt sich nach Osten ganz allmählig; es ist
nackt, felsig, waldlos, nur am Nordrande wald- und quellenreich.
§ 197. Iii. Zwischen den hohen Theilen Afrikas breitet sich die Sahara
(richtiger das Sahara), die größte Wüste der Erde aus, bis über 180 M. breit
und 650 M. lang, i von ganz Afrika, fast 3mal so groß als das Mittelmeer,
fast 10 mal so groß als Deutschland. Die Sahara ist eine Hochebene von 12 —
1500 F. H., in ziemlich gleichmäßiger Erhebung. Sie hat am Westrande in dem
seichten Meeresboden noch eine meilenweite Fortsetzung, obwohl hier ein Dünen-
rand, bis 400 F. hoch, aufgehäuft ist, — die höchsten Dünen, welche es gibt. Der
westliche Theil, Sahel genannt d. h. Ebene, so wie der östliche, die eigentliche
Sahara, welcher gegen Aegypten hin libysche Wüste heißt, hat breite Sand-
strecken, 8 bis 10 Tagereisen weit, die eine ununterbrochene Sandwüste sind, im We-
sten roth oder gelb, im Osten gewöhnlich weiß gebleicht, ohne Hügel, Steine,
Pflanzen und Wasser, in welchen die Wirbelwinde (Tornados) endlose Staubwol-
ken aufwühlen, wahre Sandgebirge aufhäufen und wieder an andre Stellen hin-
versetzen; obwohl die Kamele zuweilen bis an die Brust in den Sand einsinken,
führen dennoch Karawanenstraßen hindurch.
§ 198. An sehr vielen Stellen der Sahara ist der Boden nackter, dürrer
Fels, an einigen wird er von zahllosen kleinen Steinen gebildet oder besteht aus
hart gedörrtem Salzthon, ähnlich dem der Karrö, und endlich finden sich häufig
weite, geschlossene Becken, deren Boden Sand bildet und unter welchem sich salzi-
ges Wasser findet. Randstein-Gebirge von mehr als 3000 F. Höhe und einzelne
Berge (selbst bis 6000 F. Höhe) finden sich in mehreren Gegenden der Wüste.
So liegt z. B. westlich von Fezzan der mächtige Dschebl Haggär, ein mit Mi-
mosen- und Akazien-Wäldern bedecktes Gebirgsdreieck, mit Seiten von 125 d. M.
Länge und so hoch, daß dessen Bewohner sich in Wollenkleider und Pelze hüllen;
und südwestlich von Fezzan liegt der Berg Dogem, mit Wäldern an seinem
Fuße, vielleicht über 5000 F. hoch. Auch südöstlich von Fezzan ist das Land ganz
mit hohen und steilen Gebirgen erfüllt, zu welchen eine sieben Tagereisen breite,
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Sahara. Nil-Land.
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schwarze, nackte, dürre, Wasser- und menschenleere Kalkstein-Bergkette gehört; und
südlich von Fezzan ziehen Felskämme durch die Wüste.
§ 199. Die wasserleeren Gegenden wechseln aber häufig mit solchen, in denen
es gar nicht an fließenden Wassern fehlt; ja, in der libyschen Wüste finden sich ein-
zelne große Strecken, welche Savannen sind und fette Gräser tragen. Namentlich
ist die nördliche Hälfte der Sahel wegen der Güte und Reichhaltigkeit ihrer Quel-
len berühmt, daher die Bevölkerung auch hier seßhaft ist und zahlreiche Dörfer mit
steinernen Häusern bewohnt. Ueberall, an jeder nur einigermaßen bewässerten
Stelle wächst die Dattelpalme, welche die trockene Luft und den salzigen Boden
liebt, namentlich südlich vom Staate Tripolis in ungeheurer Menge. Die wohl-
riechende, mit holzigen Stengeln versehene und von den Kamelen sehr geliebte Ar-
temisia bedeckt mitten in den sandigen Strichen buschartig außerordentlich große
Strecken. Auch an Salzpflanzen ist die westliche Sahara reich. Wilde Esel,
Hasen, Füchse, Strauße, Vipern und an feuchteren Stellen Mosquitos bewohnen
die Wüste. Das Dromedar (mit Einem Höcker) ist das wichtigste Thier für die
Bewohner der Sahara; die besten, schnellsten, ausdauerndsten, welche selbst 45 d. M.
in einem Tage zurücklegen, heißen Mehäri.
§ 200. Bewässerte Stellen in der Wüste, vom einfachen Spiegel eines Sees
mit grünem Rande bis zu weiten Landschaften, heißen Oasen. Fezzan und Dar
Für sind solche Oasen; näher am Nilthale liegen die große und kleine
Oase, angeblich unter dem Meeresspiegel, und östlich vom Plateau von Barka
die Oase des Jupiter Ammon oder Siwah. Im Allgemeinen sind die
Oasen keineswegs Paradiese, vielmehr die ungesundesten Orte in ganz Nord-
Afrika.
Die größten Karawanen oder Kafilahs sind die Salzkarawanen, welche
aus den Gegenden nördlich vom Tsad-See nach dem Niger ziehen und 6000 Ka-
mele stark sind; dann die aus Marokko, Tripolis, Fezzan, und besonders die groß-
ßen ägyptischen, welche zuweilen 15.000 Kamele und 72.000 Sklaven zählen.
§ 201. Iv. Das Nil-Land. Das mittlere Stufenland des Nil führt beim
Zusammenfluß der beiden großen Ströme den Namen Sennaar, nördlicher Don-
gola, oder insgesammt Nubien. Es ist eine 600 bis 3000 F. hohe Savan-
nen-, Fels- und Wüstenplatte, mit vulkanischen Kegeln besetzt, von niedrigen Fel-
senreihen durchzogen, die der Nit in flachen Wasserfällen durchbricht. Die letzten
derselben sind bei Assuan oder Syene, bei den Inseln Philä und Elephan-
tine. Hier, 327 F. über dem Meere, beginnt sein unteres Stufenland Aegyp-
ten. Es ist ein höchstens 4 Stunden breites Flußthal, Tell genannt, das allein
bewohnbar ist, zu beiden Seiten mit höheren, klippigen Wüsten eingefaßt. Im
W. begleitet den Strom die libysche, im O., vom Mdkattam-Berge bei Kairo
an, die 26 M. breite arabische Bergkette, ohne Verbindung mit Asien, und bei
Theben am höchsten werdend; beide schützen den Nil gegen die Versandung. Durch
die menschenleere, aus öden Felsen und sandigen Thälern bestehende arabische Kette
sind zwei tiefe, wasserleere Querthäler gerissen, das von Kosseir und das Thal
der Verirrung (Durchgang der Israeliten) von Kairo nach Sues. Südlich von
letzterem, am Golf von Sues, liegt der isolirte, 5800 F. hohe Dschebl Garib
oder Agrib. Auch die westl. Kette hat entsprechende Risse, von denen einer, von
Kairo nach N.w., das Thal der Natronseen heißt.
8 202. Unter - Aegypten ist ein vom Strome durch Absätze erzeugtes,
400 Ihm. großes Deltaland, völlig steinlos, von zahllosen Armen des Stromes
durchzogen, beständigen Veränderungen unterworfen und sehr fruchtbar, besonders
durch die von den tropischen Regen erzeugten jährlichen Ueberschwemmungen. Die
Spaltung des Stromes beginnt bei Kairo, wo derselbe f Stunden breit ist; die
Hauptarme münden bei Rosette und Damiette, Orte, die einige Stunden vom
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Klima. — Pflanzen.
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welcher als Flugsand die Luft noch mehr erhitzt, die Trockenheit aller Winde, welche
von der Wüste her wehen u. s. w. verursachen dieses Uebermaß der Wärme.
§ 205. Afrika hat in seinem tropischen Theile eine trockene und eine nasse
Jahreszeit. Nördlich vom Aequator dauert die Regenzeit bis 6 Monate, vom Mai
bis October, um den Tsad-See fast 11 Monate; besonders sind Gewitter häufig, die
Thäler werden überschwemmt, Krankheiten entstehen durch das verdunstende Wasser,
und Ungeziefer plagt die Menschen. Nach der Regenzeit steht die Vegetation in
der höchsten Pracht; in der trocknen Zeit aber wird Alles wieder ausgedörrt, und
erstickend heiße Winde wehen. Die Wüsten sind fast regenlos; an mehreren
Orten regnet es gar nicht oder in vielen Jahren nur einmal; im Sudan ist
dagegen die Regenzeit außerordentlich wafferreich. — Südlich vom Aequator
finden aber zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche zwei kurze Regenzeiten statt. _—
Außerhalb der Tropen treten Frühling und Herbst immer mehr hervor, je Weiler
man sich vom Aequator entfernt. An der Nordküste fällt die Regenzeit in den
Winter; im Caplande hat die trockne Jahreszeit zuweilen Regen, die nasse ganz
heitere Tage. Hier wird im Dezember und Januar der Weizen geerntet, die
Weinlese fällt zu Neujahr.
§ 206. Pflanzen. Die Tropen-Gegenden besitzen dichte Urwälder und
weit ausgedehnte Grasfluren, das nördliche Afrika aber stimmt in Pflanzen und
Thieren noch mit.dem südlichen Europa überein; erst südlich von der Sahara be-
ginnt der eigenthümliche afrikanische Charakter. Der äußerste Süden dagegen
schließt sich in Betreff der Pflanzenwelt an Australien an. — Weizen liefern
besonders Unter-Aegypten, die Atlas-Länder und das Cap; Reiß Unter-Aeghpten,
Nord-Guinea, ausgezeichnet Madagaskar. Das gewöhnlichste Culturgewächs aber
in dem größten Theile Afrikas ist die Durrah oder Kafferhirse (Sorghum).
Ausgezeichnete Aamswurzel baut man an der Nigermündung; außerdem in den
Tropen Melonenbäume und Maniok; Wein und Ananas wachsen häufig. Die
Dattelpalme gedeiht in ganzen Wäldern, die aber bewässert werden, besonders
in Mauritanien, in der Sahara und auf Madagaskar; auf den Seychellen allein
wächst eine besondere Art. Die Dümpalme, die einzige Palme, welche einen ver-
ästelten Stamm hat, findet sich südlicher als die erstere, südlich von der Wüste
und in Nubien. Viele Oelfrüchte wachsen wild und cultivirt, besonders in den
Tropen: Sesam in Aegypten; Erdnuß an den Westküsten; Oelpalmen in
ungeheurer Zahl auf den Westküsten; der Butter- oder Schihbäum in den
Gebirgen des Westens; Arganbäume in dichten Wäldern in Marokko und
ebenda Oliven bäume in ganzen Wäldern. Der Nordküste ist auch der Sand a-
rachbaum (Thuja) eigenthümlich; Indigo gedeiht überall in den Tropen, und
wird in Nubien und Aegypten gebaut; ebenso Zuckerrohr und Baumwolle;
letztere wird ausgezeichnet gewonnen in Unter-Aegypten. Waldungen wilder Kaf-
fe ebä um e finden sich im Innern von Senegambien, von Angola und südlich von
Abessinien; cultivirt wird der Kaffeebaum auf den südlichen Inseln. Pfeffer
gewinnt man in Ober-Guinea; Senna und Coloquinten in vielen Theilen
der Wüste. Orangen und Citronen bilden ganze Gehölze. In den Tropen
wächst überall der Affenbrodbaum oder der Baobab, der gegen 6000 Jahr-
alt wird; sein Stamm hat 70 bis 80 F. Höhe, zuweilen einen Durchmesser von
30 F. und die Krone eine Breite von 170 F. Er ist es, der das Cap verde
grün erscheinen läßt und dem es seinen Namen verdankt. Ein anderer häufiger
Koloß ist der Woll bäum. Außerdem sind gewöhnlich in den Wäldern: Eben-
holz-, Roth- oder Sandelholzbäume, Drachenbäume, Pisang oder
Bananen, Gummi-Akazien, Sycomoren oder Maulbeerfeigen, besonders
in Senegambien und im Nil-Lande, und Kopalbäume in mächtigen Wäldern,
Weihrauchbäume im Somälilande. Bambusgebüsche und Wälder von rie-
siger Größe mit verästelten Halmen überwachsen die Ebenen An den Flußrän-
dern stehen riesenhafte, 15 F. hohe Schilfarten, am Nilrande 18 F. hohe Papy-
v. Klöden, Geographie. 3. Aufl. 5