4
Die Germanen.
barem Gelände, um die Aussaat zu besorgen und die Ernte zu bergen. Die Felle der geschlachteten Tiere schabten diese Wandergermanen mit Feuerstein und bereiteten daraus ihre Kleidung, auch Schläuche und Riemen; mit den Sehnen bespannten sie ihre Bogen.
3. So rückten sie in die endlosen Urwälder und Sümpfe, die den Boden unsres Vaterlandes bedeckten. Um 300 v. Chr. waren sie zu beiden Seiten der Weichsel angelangt. Da trennten sich die Stämme in die oft- und westgermanische, letztere in die nord- und die südgermanische Wandersäule. Von den Nordgermanen stammen die Skandinavier; die Südgermanen zerfielen wieder in die nieder- und die oberdeutsche Gruppe.
4. Jeder Stamm bildete seine Lebensformen und damit seine Sprache weiter aus, wobei sie ihre Erfindungen und deren Benennung gelegentlich miteinander austauschten: so sind die Ausdrücke für Hafer, für Dreschen, für Ochs und Fohlen, Lamm und Widder, Fuchs und Eichhorn, Neh und Renntier, auch für den Hahn, der um 500 v. Chr. am Mittelmeer und bald nachher bei unsern Vorfahren erscheint, für See und Flut, für Klippe, Strand und Eiland; für Steuer, Mast und Segel, Netz und Angel, für Zinn, ferner eine stattliche Zahl von Bezeichnungen für Kamps und Bewaffnung, Reiten und Kleidung (Hose, Schuh), Wörter für Mehl und Braten; für taub, stumm und blind; für Harfe, malen (= zeichnen und schreiben) und Buchstaben; für Zwerge und Elfen — gemeinsames Sprachgut der Urgermanen und der heutigen Deutschen geworden.
Lange lebten die Germanen mit den Kelten gemischt, bis es ihnen gelang, sie zu unterwerfen oder zu verdrängen; zu Cäsars Zeit waren einzelne germanische Stämme schon auf das linke Rheinufer über-□ getreten.□
I. Die Germanen.
1. Land und Leute.
1. Vor zwei Jahrtausenden war unser Vaterland kälter und feuchter als heutzutage. Den größten Teil bedeckten Moore und endlose Wälder voll uralter Eichen, Buchen, Tannen, Linden. Obgleich die Germanen schon Ackerbau trieben, hatten sie das Nomaden-leben noch nicht völlig aufgegeben. Die nördlichen Stämme, namentlich
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I. Die Germanen.
1. Land und Leute.
1. Vor zwei Jahrtausenden war unser Vaterland klter und feuchter als heutzutage. Den grten Teil bedeckten Moore und endlose Wlder voll uralter Eichen, Buchen, Tannen, Linden. Ver-einzelte Hfe lagen an Quell und Bach, umgeben von gerodetem Acker- und Weideland. Herden von Schafen, Schweinen, Ziegen, unscheinbaren Rindern und Gnsen bildeten den Reichtum des Mannes; seine Freude waren die kleinen, aber dauerhaften Pferde. Als Haupt-nahrung diente Hafermus, Kse und geronnene Milch sowie Fleisch, be-sonders Wildbret, als Getrnke Milch und Met, der aus wildem Honig gewonnen wurde; von Fremden lernte man Gerste anbauen und Gerstenwein" (Bier) bereiten. Spter pflanzte man Flachs, Rben und groe Rettiche, die sich Kaiser Tiberius regelmig aus Germanien kommen lie; das Obst zu veredeln verstand man noch nicht. Salz lieferten Quellen oder das Meer.
2. Die Germanen fielen den Rmern auf durch hohen, kraft-vollen Wuchs, helle Haut, blaue, trotzige Augen; in mchtigen Strhnen wallten die goldfarbigen oder roten Haare; die Kinder mit ihren Flachskpfen kamen den Sdlndern wie Greise vor.
Jung und alt, Männer und Frauen kleideten sich in zusammen-genhte Tierfelle und Pelze, nachmals in kurze, enge Leinenrcke, die sie mit Heidelbeeren rot oder blau, mit Ginster gelb oder grn frbten; den Mantel hielt ein Dorn oder eine Bronzeschnalle auf der Schulter zusammen. Die Männer trugen enge, bis ans Knie reichende oder weite, lange Hosen und Bundschuhe und der dem langen Haar Mtzen oder Strohhte; gewhnlich gingen sie bar-Haupt. Die Frauen spannen und webten, strickten und stickten; ihr Schmuck war der schmale Purpursmm ihrer Kleider. Mann und Frau trugen gern erbeutete Spangen und Ringe von Gold, auch Schmuck aus Glasflu, Ton, Muscheln, Bernstein, Mnzen. Der Männer Hauptzierde aber waren die Waffen: bemalte Schilde, Speere
Keller. Geschichte. Teil H. 1
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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46 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen.
Darauf wurde das Bild von vielen Leuten verehrt. Als solches die Rastenburger
hörten, gingen sie in großer Wallfahrt an den Grt, nahmen das Bild und brachten es
in die Stadt. Doch schon in der nächsten Nacht war es von dort verschwunden und hatte
sich wieder auf die Linde begeben. Alsbald sind die Rastenburger mit einer größeren
Wallfahrt nochmals hinausgegangen, holten das Bild und setzten es in die Stadtkirche.
Aber am andern Morgen war es wiederum zu seinem alten Grte zurückgekehrt, Da
hat man es nicht wieder geholt, sondern an dem Grte eine Kapelle gebaut. Noch jetzt
sollen an der heiligen Linde viele Wunder geschehen.
2. Sie Männlein zu Ottenstein. In der Stadt Allenstein hausten seit uralten
Zeiten kleine Männlein, welche oft von Haus zu Haus gingen, Was sie aber eigentlich
machten, das hat niemand gesehen. Einstmals lebte in der Stadt die Krau eines
reichen Ratmannes. Diese saß eines Abends im Dunkeln allein in der Stube.
Auf einmal geht die Stubentür weit auf, und es treten in die Stube eine Menge
kleiner Männlein mit spitzen hüten,- daran hatte jeder von ihnen eine Laterne mit
einem blau brennenden Lichtchen. Jedes der Männlein führte eine kleine Frau oder
Jungfrau, welche sehr wohl geschmückt waren. Die Männlein sahen zuerst die Krau
an, welche die Hände vor die Augen hielt, aber durch die Finger dem Treiben zusah.
Dann stellten sie sich in einen Kreis und fingen gar zierlich an zu tanzen, plötzlich
aber trat eines der Männlein auf die Frau zu und sagte zu ihr: „Mach deine Augen
zu!" Die Krau aber kehrte sich nicht daran. Darauf sprach das Männlein zum andern
Male: „Ich sage dir, mache die Augen zu!" Die Krau aber kehrte sich wiederum nicht
daran. Da sprach das Männlein zu einem seiner Genossen: „Mache die Kenster zu!"
Und alsbald trat das Männlein zu der Krau und blies ihr in die Augen. Davon wurde
sie zur Stunde blind, daß^sie Zeit ihres Lebens nicht mehr sehen konnte.
F. Natangen und das Vartenerland.
n) Grenzen. Natangen und Lartenerland sind ihrer Lage nach das Kern-
land der Provinz Ostpreußen. Leide Gaue schieben sich südlich der pregel-
linie zwischen die Landschaften Litauen und Masuren im Osten und Süden,
während das Ermland im Westen die Grenze zieht.
b) Das Landschaftsbild. Die Landschaften bilden in ihrem Küstenstrich
sowie im Grenzgebiete des pregels und der Alle eine hügellose Ebene mit
äußerst fruchtbaren Klußtälern. Oer mittlere Teil des Gebietes wird von einem
waldigen Lerglande beherrscht. Dort liegt der Stablack, der sich im Schlohberg
zu 200 m höhe erhebt, pregel und Alle bilden die bedeutendsten Wasserläufe.
Daneben gibt es noch zahlreiche Klüsse von untergeordneter Bedeutung, die sich
in jene oder in das Krische Haff ergießen. Wir merken den Frisching, welcher in
seinem Unterlaufe ein fruchtbares Wiesengelände, die Huntau, durcheilt und
bei Brandenburg in das Haff mündet. Tr kommt vom Zellaubruche her,
das ein gewaltiges Moor darstellt, welches aus Torfmoosen gebildet wird.
Diese sind so vom Wasser durchtränkt, daß sich die Zehlau gleich einer un-
geheueren Blase 9 m hoch über den Loden der Umgebung erhebt. Nur bei
strengem Kroste kann das Hochmoor betreten werden, da man sonst auf ihm
einsinkt. An einzelnen Stellen haben sich kleine teichartige Wassertümpel gebildet,
welche „Llänken" oder „Kolke" genannt werden. Nur verkrüppelte Lirken und
mannshohe Kiefern, sogenannte „Kusselfichten", finden im Moor ein spärliches
Kortkommen. Und auch die Tierwelt ist sehr gering vertreten. Selten, daß sich
ein Hase, ein Kuchs oder Wildschwein spüren läßt. Dagegen haben zahlreiche
Wasservögel, wie Neiher und Kraniche, hier ihre Lrutplätze, während selbst das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
C. Masuren. 29
Der Müllergeselle war aber ein großer Zauberer, und er brachte es nun zuwege,
daß die Arbeit an der Mühle nicht mehr vorwärts ging, mochte der Mühlenbauer
schimpfen soviel er wollte, und die Arbeiter schwitzen von des Morgens frühe bis zum
späten Abende, Oa sah der Meister endlich ein, wem er dieses zu verdanken habe, und
er rief den litauischen Gesellen zurück, va wurde denn die Mühle bald fertig, so
daß sie die schönste im ganzen Lande war.
wie nun aber der Geselle seine Bezahlung forderte, da wies ihn der Fürst schnöde
ab, und der Geselle bekam nun nichts,- denn der Fürst war selber ein Zauberer, dem
daher der Geselle in seinem Schlosse nichts anhaben konnte. Venn daß der alte vessauer
ein Zauberer war, ist ganz gewiß. Keine Kugel konnte ihm etwas anhaben. Auch
ist es bekannt, daß er einmal, als er tief im Sommer von Memel nach Königsberg reiste,
mit seinem Vagen und sechs Pferden davor mitten über das Haff reiste und das Wasser
so fest hielt, als wenn es im strengsten Winter wäre, ver Geselle aber war doch noch
ein größerer Zauberer als der Fürst. Als dieser nun einige Zeit darauf nach Königs-
berg reisen nutzte, da ging ihm der Gesell dahin nach, der wohl wußte, daß er des
alten Herrn überall, nur nicht in dessen Schlosse, Meister war.
Als er nun in Königsberg ankam und vor dem dortigen Schlosse vorbeiging, lag
der Fürst gerade im Zensier und rauchte aus einer großen pfeife Tabak, ver
Gesell stellte sich vor ihn und forderte seinen Lohn für den Bau der Mühle. Oer alte
Oessauer aber lachte ihn aus. Oa zauberte der Gesell ihm auf einmal ein Elengeweih
an den Kopf, das mit jedem Augenblick größer wurde. Anfangs merkte der Fürst nichts
davon. Als aber die Leute verwundert auf der Straße stehen blieben und ihn ansahen,
da faßte er sich an den Kopf und fühlte nun das große Geweib. Er wurde darüber
sehr erschrocken und wollte in die Stube zurückgehen) aber das Geweih war zu groß,
und er konnte den Kopf nicht aus dem Fenster ziehen. Oa lachte der litauische Gesell,
bis der Fürst ihm durch einen Offizier das Geld auszahlen ließ, worauf denn das Geweih
vön seinem Kopfe verschwand. Seitdem hat der alte Oessauer sich mit keinem Litauer
mehr in Zauberkünste eingelassen.
C. Masuren.
a) Grenzen. Masuren umfaßt den südöstlichen und südlichen Teil der
Provinz Ostpreußen und zieht sich südlich vom tboldapfluß in einem 40 km
breiten Streifen längst der polnischen Grenze bis zum benachbarten Westpreußen
hin. Seinen Namen hat es, wie man annimmt, von dem benachbarten Masovien
erhalten, das in der Nitterzeit ein polnisches Herzogtum bildete.
b) Das Landschaftsbild. Aus dem nördlichen Tieflande des pregeltales
steigt das Land allmählich zur masurischen Hochebene empor. Sie erstreckt sich
von den Seesker Bergen in südwestlicher Richtung, möglichst gleichlaufend mit
der Küste und erreicht in den schon im Gberlande gelegenen liernsdorfer Höhen
die höchste Erhebung der ganzen Provinz, Wirr und regellos dringen einzelne
höhen und hügelreihen durcheinander und verleihen dem Landschaftsbilde ein
wechselvolles und anmutiges Aussehen. Die masurische Hochebene bildet die
Wasserscheide zwischen pregel und Weichsel. Nach Süden dacht sich das Land all-
mählich in wellenförmigen Linien zur polnischen Grenze hin ab. Ab und zu, so bei
Gletzko und Lrjck, gibt es auch hier noch schöne Bergpartien. Im allgemeinen
ist der Loden aber sandig und steinreich- oft auch bedecken weite Torfmoore
das Land. Ungeheure Lodenstrecken sind mit Waldungen überzogen, von
denen die )ohannisburger Heide im Süden am größten und bekanntesten ist.
Niesige Tannen und Fichten entwachsen dort dem trocknen Sandboden. 5ln
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Vii. Die Lifel.
37
gewinnt. Die zu Mühlsteinen, Trögen, Bau- und Pflastersteinen umgewandelte
Basaltlava wird auf Schiffen oder mit der Eisenbahn in ferne Länder entsandt.
Die Lavabrüche sind wie Bergwerke unter der Erde angelegt, viele schräge,
5ibb. 23. Burg Eitz. (Nach einer Aufnahme der Neuen phot. Ges., Steglitz.)
weite Gänge führen zur Grube. Auf Leitern und Treppen steigt man von hier
aus in die oft 20 m tiefe Sohle. In den $elsertfammerrt der Lavabrüche herrscht
das ganze Jahr hindurch eine gleichmäßig niedrige Temperatur, in der das Eis
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Viii. Das hohe Venn.
39
quellen von G e r o l st e i n und der A p o l l i n a r i s s p r u d e l bei Remagen
liefern die in aller Welt geschätzten Tafelwasser. Die warmen Quellen von
Neuenahr, Bertrich und anderer Ladeorte sind gleichfalls als Spuren der einstigen
vulkanischen Tätigkeit zu betrachten.
7. Erwerbsquellen. Tin kümmerliches Dasein fristen die armen Bewohner
der Schneifel und hocheifel. vas in diesen Teilen herrschende rauhe Nlirna
und der unfruchtbare Loden, dem der zum Ackerbau notwendige Tongehalt
fehlt, erschweren diesen Erwerbszweig in hohem Matze. Weizen und Roggen
können überhaupt nicht angebaut werden/ Hafer, Luchweizen und Kartoffeln
liefern nur geringe Erträge. Weit günstiger gestellt sind die Täler, welche sich
von der Schneifel südwärts und der hocheifel nach Osten erstrecken. Der
Ackerbau liefert hier lohnende Erträge, ja die Pellenz und das Maifeld gelten
als wahre Kornkammern. Üppige Wiesengründe erleichtern die Viehzucht.
Aufs beste gedeiht das Obst, sogar edle Obstsorten, wie Pfirsich und Aprikose,
reifen in den geschützten Lagen. An Mosel und Ahr gewinnen die Bewohner
durch Weinbau ihren Unterhalt. Neben Acker-, Obst-, Weinbau und Viehzucht
gereicht die Ausbeutung der reichen Mineralschätze vielen Bewohnern zum
Lebenserwerb. Andere wieder sind in der Steinindustrie des vulkanischen
Teiles tätig. Erleichtert wird die Industrie durch die Wasserkraft der Eifelbäche,
die man zum Betriebe zahlreicher Mühlen und Fabriken benutzt. Bei Gemünd
ist eine großartige Talsperre angelegt worden, welche viele Fabriken mit der
notwendigen elektrischen Nraft versorgt. Ein nicht geringer Verdienst erwächst
endlich den Eifelbewohnern auch durch den lebhaften Fremdenverkehr. 3n der
neuesten Zeit gestaltet sich dieser infolge des eifrig betriebenen Wintersports
selbst während der kalten Jahreszeit zu einem ziemlich regen.
Viii. Das hohe Venn.
1. Landschaftsbild, von der eigentlichen Eifel lenken wir unsere Schritte
gen Nordwesten, und bald schweift unser Blick über eine öde Landschaft hin.
Wir befinden uns im hohen Venn, dem wüsten Eilande am Westrande der
gesegneten Rheinlande. Schon der Name Venn (Moor), hohes Venn (hoch-
moor) sagt uns, daß sich weite Moore über das hochland-erstrecken. „Stunden-
weit kann das Auge ungehindert schweifen, ohne einen Baum, ein Feld, eine
menschliche Wohnung zu sehen. Meilenweite Strecken, mit Heidekraut, Gras
oder Torfmoosen bedeckt, wechseln mit trüben Sümpfen, aus denen schwankende
Binsen oder Wollgräser sich erheben, deren blendend weiße Haarbüschel von
dem trüben, dunklen Wasser abstechen. Selbst die knorrigen, von Flechten und
Moosen bedeckten Tannen mit ihren meist abgebrochenen Gipfeln, die in großen
Entfernungen voneinander fremdartig aus der Einöde emporragen, mildern
den unangenehmen Eindruck keineswegs."
2. lilima und Bodenverhältnisse. Naum irgend eine Gegend unseres
Vaterlandes leidet unter so ungünstigen Klima- und Bodenverhältnissen wie
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Bilöer aus der Geschichte.
1. Das Rheinland zur Zeit der alten Germanen.
Wie ganz anders sah es doch vor 2000 Jahren in unserm schönen, geliebten
Rheinlande aus als heute! Undurchdringliche Wälder rauschten da, wo jetzt
goldene Getreidefelder wogen und blühende Gärten prangen. Ausgedehnte
Sümpfe und düstere Moore deckten jene Stellen, wo uns heute saftige, blumen-
geschmückte Wiesen entgegenlachen. Bären, Auerochsen, Wölfe und andere
wilde Tiere, die jetzt ganz und gar ausgerottet sind, hausten in dem lvaldes-
dickicht. Mit gar reichlicher Leute kehrte der Weidmann heim- denn an edlem
Wild, Hirschen und Rehen, auch Wildschweinen mangelte es nicht, vergeblich
schaute man in dieser Wildnis nach großen Städten und freundlichen Dörfern
aus. hier und da nur lugte zwischen knorrigen Eichen eine rohgezimmerte
Wohnhütte hervor. Es'' war das bescheidene heim eines unserer Vorfahren,
jener stolzen, kriegerischen Germanen, die auch das rechte und linke Rheinufer
innehatten.
2. Die Römer am Rhein.
Oie mächtigen, eroberungsfähigen Römer, denen fast die ganze den Alten
bekannte Welt gehorchte, ließen auch die einsamen Waldgebiete Germaniens
nicht verschont. Etwa um das Jahr 50 v. Chr. drang ein römischer Keldherr,
der große Julius Cäsar, erobernd in das Waldland vor. Ihm verdanken wir
die erste Runde über unsere vorfahren. Zweimal überschritt Cäsar den Rhein
in der Nähe von Andernach. Zu diesem Zwecke ließ er durch seine Soldaten
eine pfahlbrücke über den Strom schlagen. Läsars Nachfolger, der Kaiser
Augustus, beschloß, Germanien bis zur Elbe zu unterwerfen. Im Jahre 9 n. Ehr.
aber wurde dem frechen Vordringen der Römer Einhalt geboten. Oer Eherusker-
fürst Hermann besiegte mit seinen wackern Germanen die dreisten Römer im
Teutoburger Walde. Oas römische Heer wurde gänzlich vernichtet, und der
Zeldherr Varus stürzte sich aus Verzweiflung in sein Schwert, um nicht in die
rohen Hände der erbosten Sieger zu fallen. Nach jener furchtbaren Niederlage
gaben die Römer die rechtsrheinischen Gebiete auf, nur aus dem linksrheinischen
Lande machten sie eine römische Provinz mit der Hauptstadt Trier. Zur
Sicherung gegen die fortgesetzten Angriffe der Germanen erbauten die Römer
am Rheine von Niainz bis Tanten etwa 50 feste Plätze, Rastelle genannt- aus
oder neben ihnen sind viele Städte entstanden. So verdanken Tanten, Eöln,
Bonn und Eoblenz den Römern ihre Entstehung, künstliche, unter Leitung
kaiserlicher Baumeister angelegte Straßen verbanden die einzelnen Lagerplätze,
von Wachttürmen aus, die je l000 Schritt voneinander entfernt lagen, schauten
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Weidmann Julius_Cäsar Cäsar Cäsar Läsars Augustus Augustus Hermann Varus
Xv. Das Kuhrgebiet.
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links und rechts von dem hauptstollen oder der Hauptstrecke bergan. Wir
klimmen einen solchen Seitenstollen oder Bremsberg hinan, vollgeladene Hunte
fördern mit großer Geschwindigkeit die Kohlen hinab und ziehen dabei gleich
leere Wagen aufwärts. Einen Augenblick müssen sie halten, damit wir un-
gefährdet vorüber können. In gebückter Haltung klettern wir auf dem feuchten,
schwarzen und steinigen Loden, dem „Liegenden" des niedrigen Stollens weiter.
Seine Decke, das „Hangende", ist durch Balken gestützt, die unter dem gewaltigen
Drucke der Steindecke oft wie Streichhölzer zerbrechen. Wir haben eine Arbeits-
stätte erreicht. Soeben ist das vor der Kohlenschicht lagernde Gestein losgesprengt
worden. Mit picken hacken und klopfen die Hauer das Gestein los, während
andere Bergleute, „die Schlepper", die losgelösten Kohlen in Karren laden
und zur Hauptstrecke befördern. Wir begrüßen die emsig schaffenden Berg-
leute und sind bald in eifrigem Gespräche mit einem der ältern, der uns unter
anderm auch von den Gefahren seines schweren Berufes erzählt. Schon manche
seiner Kameraden sind durch das Hangende Gestein getötet oder verschüttet
worden, andere wurden ein Opfer der schlagenden Wetter. In der Erde bilden
sich nämlich böse Gase, die man durch Anlage von Luftschächten aus der Grube
zu entfernen sucht. An der Zlamme seiner Sicherheitslampe, die stets geschlossen
sein muß, kann der erfahrene Bergmann erkennen, ob schlagende Wetter drohen.
Entzünden sich diese gefährlichen Gase, so verbrennen die Bergleute jämmerlich
oder werden durch die erstickenden Dämpfe hinweggerafft. „Dennoch," so
schließt unser Bergmann, „gehen wir täglich unverzagt mit dem freudigen
,Glück auf' an unser Werk,- denn wir stehen in Gottes Schutz." Wir scheiden
von den braven Bergleuten mit dem Gruße „Glück auf" und wenden uns
wieder dem Stollen zu. „Es ist still um uns her. Obwohl über 1000 Berg-
leute in der Grube arbeiten, ist von ihnen keiner mehr in unserer Nähe. Ihr
Arbeitsbezirk verbreitet sich über ungeheure Strecken. Oer einzige Laut in
der Stille ist unser eigenes Atmen und das Tropfen herabrieselnden Wassers
auf den Boden der Gänge, vor uns starrt die Kohle in glänzenden Blöcken,
über uns droht, durch Balken gestützt, eine gewaltige Lage grauen Schiefers.
Eine Weile überlassen wir uns dem Eindrucke dieser unterirdischen Welt, und
seltsam — mit einem Trale steigt ein farbenprächtiges Bild der Vorzeit vor
unsern Augen auf. Wir sehen vor uns eine Landschaft mit hohen, fremd-
gestalteten Bäumen. Gewaltige Schachtelhalme und Bärlappe erheben ihre hohen
Stämme und wunderlichen Blätterkronen, prächtige Palmen stehen dazwischen,
hohe Nadelhölzer bereichern das Pflanzenbild, und baumartige Farnkräuter
geben der Landschaft einen eigenen Reiz. Zwischen sumpfigen Inseln und Land-
zungen dringt allerwärts das Wasser des Meeres hinein. In seinen Fluten
schießen Zische aus der Zamilie der Haie dahin, während am Lande beutegierige
Schlangen und Eidechsen einherschleichen. Tropische Hitze liegt über dieser
Natur, und Wasserdünste verschleiern die Luft. Was wir da schauen, erscheint
wie ein Traum, und doch war es einst lebensvolle Wirklichkeit. Auf diesem
Boden war vor vielen tausend Jahren eine stolze Welt. In der vor uns
Schulz, Heimatkunde für die Provinz Rheinland. 6
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Xi. Oer Westerwald.
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hauch des Südens über der schönen Gegend. In großen wohlgepflegten Gärten
voll Blütenpracht stehen weiße Landhäuser, hohe, schlanke Lebensbäume
ragen in fest geschlossenen Pyramiden düster empor. Breitästige Tulpenbäume
und Magnolien, malerische Libanonzedern und kraftvolle kalifornische Mammut-
bäume nebst blütenreichen, süß duftenden Akazien oder Robinien streben über
grünen Teppichrasen auf."
3. Entstehung und Aufbau des Siebengebirges, wie in der Eifel, so
hat auch an dieser Stätte Vulkan, der Gott der Schmiede, einst seine Macht ent-
faltet und das stolze Siebengebirge geschaffen. Seine Kuppen sind nämlich
zumeist aus Trachgt und Lasaltgestein aufgebaut, das dem Kraterschlunde der
hier vor Zeiten tätigen Vulkane entstammt. In manchen seiner Gipfel haben
wir sogar erloschene Keuerberge vor uns.
Xi. Oer Westerwald.
1. Lage und Aufbau. Unser herrliches Siebengebirge bildet den nord-
westlichen Ausläufer des Westerwedes, der nur zum kleineren Teile der Rhein-
provinz angehört. Der Eifel gegenüber dehnt sich dieses kalte, rauhe Gebirgs-
land zwischen Rhein, Lahn und Sieg aus. Seine Kämme und Kuppen bestehen
teils aus Schiefer, teils sind sie vulkanischen Ursprungs und daher aus dunklem
Lasalt oder hellgrauem Trach^t aufgebaut.
2. Erwerbsquellen.
a) Waldreichtum. Dunkle, prächtige Tannenwälder verleihen dem
obern Westerwald einen feierlichen Ernst. Doch sind leider auf den höchsten
Teilen ganze Waldstrecken ausgerodet. Ungehindert sausen jetzt rauhe Winde
über die von Wald entblößten höhen dahin. Um ihre Gewalt zu brechen, hat
man Schutzhecken, aus zwei bis fünf Tannenreihen bestehend, angepflanzt,
die dem Unkundigen beim flüchtigen Durcheilen des Gebietes mit der Eisen-
bahn wie gewaltige Wälder erscheinen. Lichtes Grün herrlicher Laubwälder
umfängt uns in den Bergen des unteren Westerwaldes und verleiht diesem Teil
des Gebirges ein weit freundlicheres Aussehen. §ür die Bewohner dieser wald-
reichen Gebiete bildet naturgemäß die Forstwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle.
b) Ackerbau. Dem Ackerbau sind die rauhen, heftigen Nordwestwinde
mit ihren häufigen und starken Niederschlägen wenig günstig. Eine unter der
Ackerkrume liegende undurchlässige Tonschicht hemmt das Eindringen der
Feuchtigkeit in tiefere Erdschichten- so entstehen ausgedehnte Moore. Der
obere Westerwald leidet besonders unter diesen ungünstigen Witterung?- und
Bodenverhältnissen. Oer Getreidebau erweist sich als wenig lohnend. Die
Kartoffeln verfaulen häufig infolge allzuvieler Feuchtigkeit. Die Wiesen, die
dazu noch ein bitteres Sumpfheugras hervorbringen, liefern jährlich nur einen
Schnitt. An äußerst geschützten Stellen hat man wohl Obstbäume angepflanzt,
deren Früchte sich jedoch keines besonderen Wohlgeschmackes rühmen können.
Der Volksmund sagt: „Auf dem hohen Westerwald brauchen die Kirschen zwei
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
z 11. Othmarschen. 37
Grünlandmoore. Die Dünen verwehrten den Gewässern der Geest
den Abfluß nach dem Meer. Es entstanden flache Nüstengewässer, die an-
fangs Brackwasser, später Süßwasser enthielten. Diese abflußlosen Gebiete
waren voll von Schilf und Neet, woraus nach und nach eine tiefe Moorschicht
entstand. Nur wenige Neste jener Seen sind bis heute erhalten. Diese Moore
haben aber ein ganz anderes Aussehen als die holsteinischen. Die meisten
tragen nicht Heidekraut sondern eine grüne Grasdecke- deswegen nennt man
sie Grünlandmoore. Das Moorgras liefert kein wertvolles Zutter- doch hat
man es durch Anwendung von Kunstdünger sehr verbessert, und jetzt weiden
dort große Ninderherden.
Kbb. 1?. Inlanddünen am Rande der Marsch. (Kus <Xf). Möller, Das Gesicht der Heimat.)
Bewaldung. Die Dithmarscher Geest wird von zwei Hügelketten
durchzogen. Diese zeigen, wie die hügeligen Gebiete Holsteins, fruchtbaren
Lehmboden, hier sind auch noch einige Neste von dem ehemaligen Grenzwald
(Niesenwohld) erhalten, während Dithmarschen sonst ohne lvald ist. Die lvest-
stürme, die ungebrochen über die Marsch daherbrausen, lassen auch kaum einen
guten Laumwuchs zu/ doch versucht man mit recht viel Glück die unfrucht-
baren Gebiete der Jnlanddünen mit Nadelwald aufzuforsten. Don hier
werden in jedem Winter große Mengen Weihnachtsbäume verschickt, die wegen
des dunklen Grüns ihrer Nadeln geschätzt sind.
Die Marsch. Die Marsch ist in Dithmarschen größtenteils Seemarsch-
nur zu geringem Teil verdankt sie der Elbe und Eider ihre Entstehung' zur
Hauptsache ist sie von der Nordsee aufgebaut. Der Marschboden ist in seiner
Zusammensetzung auch recht verschieden von dem der Zlußmarschen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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