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Die Wirkungen des Klimas.
§. 68. Vom Klima hangt das Vorkommen und Gedeihen der
Pflanzen u. Thiere, ferner die Lebensweise u. der Bildungsgrad
des Menschen ab. Jede Zone hat ihre ausgeprägten Eigenthüm-
lichkeiten, ihren besonderen Charakter. — Mit der abnehmenden
Wärme nimt auch die Mannigfaltigkeit, Größe, Schönheit der
Pflanzen u. Landthiere ab, während die Seethiere vollkommener
werden. Ebenso nehmen auch die Farben des Thierreichs an Stärke
u. Zahl allmälig ab, bis nur Weiß, Grau, Schwarz übrig bleiben.
Unabhängig vom Klima ist das Mineralreich; es ist in allen
Zonen dasselbe. Doch scheinen die wärmeren Gegenden vorzugs-
weise reich zu sein an edlen Metallen, Edelsteinen, dagegen die
kühleren an Eisen und Steinkohlen.
§. 69. Das Pflanzenreich ist abhängig vom Boden und
Klima, daher in den einzelnen Zonen wesentlich verschieden. Cha-
rakteristische Pflanzen. Die Pflanzengeographie gibt die Ver-
breitungsbezirke an (Zonen, Regionen; — die Flora der
einzelnen Gegend).
1. Die heiße Zone besitzt die größten, schönsten, säst- und
gewürzreichsten, geringer Feuchtigkeit bedürftigen Pflanzen; sie ist
sehr reich an Gattungen und einzelnen Pflanzen. — Ungemeine
Üppigkeit und Streben aller Gewächse, z. B. der Farrenkräuter u.
Gräser, baumartig zu werden. Immergrüne Pflanzen. — Charak-
teristisch : die Palme, ferner Banane, Vanille, Cacao, Kaffee,
Zucker, Gewürze, Cactus, feine Hölzer, Schlinggewächse. — Man-
gel an saftigem, dichtem Rasen, außer der Regenzeit.
2. Die gemäßigte Zone. — Gräser (Cerealien) sind hier
die wichtigsten Pflanzen. *)
u. Die subtrop. Zone, mit immergrünen Laubhölzcrn, pracht-
vollen Blüten, aromatischen Gewächsen. Charakteristisch: Oel-
baum, Pomeranze, Ci tro ne, Kastanie, Feige, Mandel,
Lorbeer, Myrte; — Nahrungspflanzen: Waizen, Mais, Hirse,
Reis; — Mangel an Wiesen und dichten Wäldern.
6. Der kältere Theil der gemäßigten Zone. — Er hat vor-
zugsweise Sommerregen. — Die eigentliche Region der
europ. Getreide, großer dichter Wälder, des europ. Ob-
stes, trefflicher Wiesen. — Getreide: im S. vorherrschend
Waizen, im R. Roggen; außerdem überall Hafer u. Gerste
(diese letztere bis Nordcap). — Kartoffel. — Die Buchen-
*) Sn der nachfolgenden Darstellung wird vorzugsweise auf solche europäische
Producte des Pflanzen- und Thierreichs Bezug genommen, welche für die
menschliche Thätigleit von Belang sind.
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TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
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Ii. Die Sierra Nevsda v. Santa Maria, um 11° Nb.;
eine völlige Berginsel; erhebt sich plötzlich aus des Tiefebene des Mag-
dalenen Fl.; 18,000' u. = 100 Um.
B. Mittelgebirge.
I. Das Alleghany Geb. v. 33 « Nb. in Norichtung bis 63°
Nb.; durch die atlant. Küstenebene vom Ocean geschieden; reich an
Wald, Metallen, Steinkohlen. — I. Südl. Theil die Apa lachen;
mehre parallele Ketten, 1—3000' h., bis zum Queerthale des
Hudson. — 2. Mittlerer Theil, bis zum Durchbruch des Lorenz,
Bergland v. Neu England mit Washington B. 6200'. — 3. Das
Bergland v. Canada u. das wenig bekannte morastige, unwirthliche
Felsengebirg e v. Labrador.
Ii. Die Sierra Parime od. das Bergland v. Guyuna, zw.
Orinocco, Maranon u. Meer; v. unregelmäßiger Grundform; — Pic
Duida 7000'; — waldreich u. schön.
Iii. Das Bergland v. Brasilien, mehre nach N. streichende
Bergketten, bis 5000'. Breite, äußerst fruchtb. Flußthäler; tritt fast
durchweg, günstige Steilküsten bildend, ans Meer. Urwälder. Metalle.
Diamanten.
C. Tiefländer.
1. Nordamerika.
1. Die Flächen des arktischen A.'s, zw. dem Felsengebirge, den
schwarzen B., der Felsregion v. Labrador, der Hudsons B. u. dem Eis-
meer; — 100,000 lum. Im S. eine breite Region waldiger Klippen-
züge, dann eine bewaldete Sumpfregion; nördl. v. Missinippi-Churchill
Flusse bis ans Eismeer ein öder, waldloser, mit dichten Flechten be-
deckter Boden v. grobem, trocknem Sande.
2. Das Tiefland des Mississippi, zw. Cordill., schwarzen B.,
Allegh. u. meric. Golf; — 52,000 □ M. — Der O. die Region des
zusammenhängenden, aber freilich durch Ansiedlung schon vielfach ge-
lichteten Urwaldes, bis zu einer Linie v. Pittsburg über St. Louis
bis Natchitoches in Louisiana, jenseits welcher die grasreichen Savan-
nen od. Prairien sich ausbreiten, d. h. große von Urwald umgebene
Wiesenflächen mit 8—9' h., dickem Grase u. zerstreuten Hainen, ähnlich
großen Parks. Durchweg sehr fruchtbar u. sehr reich bewässert. Fort-
schreitende Colonisation. Büffel- u. Bisonheerden.
3. Die atlantische Küstenebene. Im N. des Hudson schmal,
steil, mit vielen trefflichen Häfen; — um Delaware u. Susquehannah
flaches, aber ausgezeichnetes Kulturland; — dann nach S. zu immer
breiter, aber voll Sumpf- und dürrer Sandstrecken, mit gefährlicher
Lagunenküste bis ans Sende v. Florida, doch auch mir außerordentlich
schönen Oasen.
4. Die ost-meri canische Küstenebene; sandig u. heiß; durch
-den Sand u. Schlamm der Flüsse u. des Meeres stets wachsend, daher
mit gefährlichen Barren.
5. Die Küsten ebene v. Mittel-A. — Die waldreiche Küste v.
Ouucatan mit der engl. Colonie Honduras. — Die heißfeuchte
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Extrahierte Personennamen: Maria Maranon C. Tiefländer Louis
bis_Natchitoches
Extrahierte Ortsnamen: England Washington Brasilien Nordamerika Pittsburg Louisiana Florida Honduras
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aus gehe ein auffallend kalter Fluß, Pangani, der in Zanguebar u. 5° 3"Sb.
ins Meer falle. So. v. Dschagga sollte der große inselrciche See Asiako liegen.
3. Der Südrand
ov. das Capland, hat folgende Abstufung:
з. die dürre Scheitclfläche desoranjeriver, 6000' h.; — sie hat als Rand
b. das Roggcveld, Nieuveveld u. a. Geb., 10,000'; — aus steilen Kegel-,
Pyramiden- u. Tafelbergen bestehend.
c. Die 1000 >Hm. gr., 15—20 M. br. Karroo Ebene, 3000' h.; im Som-
mer dürr u. öde, in der Regenzeit eine üppige, belebte Grasstur. — Thal-
cinfchnitt des Elephantenst. 2000'. — Als Rand
6. Zwarte Berge, 5000'; mit wenigen u. gefährlichen Pässen.
e. Die Küstenebene, von der Oranje Mdg. bis zum großen Fischst., 5—7m.
br. — Im W. sandig u. wasscrlos, im S. mit vereinzelten guten Culturstä-
chen; — viele, aber meist offene, unbrauchbare Baien. — Im Sw. auf einer
kleinen Hi. das ganz isolirte Capgebirge mit denr 3600' h. Ta selb erge,
der eine wagcrechte breite Scheitelst, u. senkr. Abhänge hat. — Die Küsten-
stufe läuft unter dem Meere bis 37" Sb. als Nadelbank fort.
4. Der Westrand.
Wenig bekannt. — In Unterguinea das 30—40 M. breite mittlere
Stufenland Congo, gut bewässert, fruchtbar, gesund, volkreich.
Iii. Das Tiefland.
Auster den bereits erwähnten Theilen: dem Nilthale mit dem Delta,
dem Tell, den Küstenflächen, sind hier noch zu nennen:
1. Das Biledulgerid, längs dem Sfuße des Barbaresken:Hoch-
landes, bis Fezzan, 80 M. br., 270 l.; einst, als »numidische Ebene«,
wohlbebaut und mit volkreichen Städten, jeyt voll Trümmer und nur
in den Flußthälern oasenartig bewohnt.
2. Die Sahara, der Sandocean, die größte u. furchtbarste Wüste
der Erde; — zw. dem atl. M., Biledulg., Nilthale, flachen Sudan; —
200 M. br., 650 l., = 120,000 fom.; — einst vielleicht Boden des
Meeres, das meist alle Fruchterde mit weggeschwemmt; — von sehr
geringer absoluter Erhebung, zum Theil wohl unter dem Meeresspiegel.
— Strenges contin. Klima, mit sehr heißen Tagen, empfindlich kalten
Nächten; — weder Regen noch Thau, da der stark erhitzte aufsteigende
Luftstrom die Wolkenbildung verhindert, auch der Atlas den ocean.
Einfluß hemmt. — Glutwinde (Chamstn od. Harmattan); Sandwolken;
Luftspiegelung. — Heerden von Straußen und Gazellen; andere Thiere
nur am Rande der Wüste.
и. Die östl. (libysche) Wüste bis zum Meridian v. Fezzan, die Sa-
hara; — entweder nackter oder mit Gerolle bedeckter Felsboden,
daher uncultivirbar u. pflanzenlos. — Gleichsam Brücken über das
Sandmeer sind die Oasen d. i. durch Wüstenstrecken isolirte, von
nackten Felshöhen umschlossene, auellenreicke Vertiefungen mit
Äckern, Wiesen, Baumpflanzungen; Dattelpalme, Obst, Wein, Mais,
Weizen, Gerste, Reis. — Vier Oasenzüge: der östl., parallel
dem Nilthale: Oase Darfur, Kordofan, Selimah, große u. kleine
O.; — der nördl.: Siwah, od. O. des Jupiter Ammon, Au-
glla, Fezzan; — der südöstl., nach Borgu; — der südl., nach
Bornu, die Hauptkaravanenstraße.
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Mosquito Küste, eine nieorige, wellenförmige, äußerst humusreiche
Ebene, mit vielen guten Flüssen, mehren ausgezeichneten Häfen.
Ii. Südamerika.
6. Das kleine Tiefl. des Magdalenenflusses; sehr heiß, voll
Wald und wilver Thiere; noch wenig erforscht.
7. Die Llanos des Orinocco. — Eine fast wagerechte Ebene
v. 16,000 lum., mit Steppenboden; — ohne Quellen u. Bäume. In
der trockenen Jahreszeit fast asrikan. Hitze, nur verdorrte Pflanzen, zer-
rissener Boden, größte Stille. In der Regenzeit bedeckt stch die Steppe
schnell mit dem üppigsten Graswuchse (»Grasmeer«), die reiche Thier-
welt regt sich wieder, zahlreiche Hirten finden sich ein. — Sagopalme;
wilde Heerden v. Rindern, Pferden, Eseln; Jaguar; Crocodill; Schlan-
gen (Boa eoimtriewr);. elektrischer Aal; Vampyr; Jnsecten.
6. Die Küstenflächen v. Guyana; reich an Regen und lang-
samen Flüssen; sumpfig, heißfeucht, ungesund.
9. Das Tiefland des Maranon; — 150,000 Ulm. — Eine
schmale Ebene mit einem unmerkbaren Erdrücken, im N. des Rio Ne-
groß, verbindet es mit den kahlen Ll. des Orin. u. eine noch schmalere
Schwelle bei Santa Cruz mit den grasigen Pampas des La Plata.
— Eine mit dichtem, mächtigem Urwalde (Selvas) bedeckte Ebene
von sehr geringem Gefälle, durch welche viele wasserreiche, aber lang-
same Flüsse als Straßen führen. Sehr fruchtb. Boden n. sehr gesundes
Klima; doch dünn bevölkert und kaum colonifirt.
10. Die Pampas des La Plata u. die Ebenen v. Patago-
nien; — 76,000 Ulm. Im N. mit Palmen, im S. fast schon mit
ewigem Schnee bedeckt. Durch eine Linie längs dem Paraguay Fl. bis
zur La Plata Mdg. geschieden in ein östl. waldreiches Hügelland u. in
eine westl. baumarme, grasige Ebene. — Die patag. Wküste sandig
u. unbewohnt; das innere Patagonien guter Weideboden mit Nomaden-
völkern. — Im nördl. Theile der Pampas Heerden von verwiloerten
Hunden, Rindern, Pferden; verschiedene Arten v. Ameisenfressern; Casuar.
Längs der ganzen Wküste kein Tiefland von Bedeutung.
§. 160. Die Gewässer. — Am. ist von allen Erdtheilen
am reichsten bewässert; es hat die längsten n. breitesten Ströme,
die größten Stromgebiete, die reichste Verzweigung der Flnßnetze,
die meisten, n. zwar sehr große Süßwasserseen anfzuweisen. Die
zahlr., tief ins Land einschneidenden Flüsse mit sehr mäßigem
Gefälle ersetzen die mangelnde Gliederung des Continents und
geben sogar der Oseite einen ocean. Character. Gespeist ans den
Schneelagern der Cordill. oder durch die, auf dicht bewachsenen
Boden fallenden, starken trop. Regengüsse, leiden sie nie Wasser-
mangel. — Die Wasserscheiden meistens von geringer Erhebung.
A. Gebiet des nördl. Eismeeres u. der Hudsons Bai.
Zahlreiche Flüsse u. Seen mit sehr reichen Netzen und größtentheils
unter einander in steter od. periodischer Verbindung. — Bifurkationen.
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schiebt plötzlich, wie einst zwischen den griechischen Inseln *), einen
schlackigen Fels hervor; oder erheben, um an eine friedlichere
Naturerscheinung zu erinnern, die einträchtigen Lithophyten ihre
zelligen Wohnungen, bis ste nach Jahrtausenden über den Wasser-
spiegel hervorragend absterben, und ein flaches Coralleneiland
bilden: so sind die organischen Kräfte sogleich bereit, den tobten
Fels zu beleben. Was den Samen so Plötzlich herbeiführt, ob
wandernde Vögel oder die Wogen des Meeres, ist bei der groß-
ßen Entfernung der Küsten schwer zu entscheiden. Aber auf dem
nackten Steine, sobald ihn zuerst die Luft berührt, bildet sich in
den nordischen Ländern ein Gewebe sammtartiger Fasern, die
dem unbewaffneten Auge als farbige Flecken erscheinen. Einige
sind durch hervorragende Linien bald einfach, bald doppelt be-
grenzt; andere sind in Furchen durchschnitten und in Fächer ge-
theilt. Mit zunehmendem Alter verdunkelt sich ihre lichte Farbe.
Das fernleuchtende Gelb wird braun, und das bläuliche Grau
der Leprarien verwandelt sich nach und nach in ein staubartiges
Schwarz. Die Grenzen der alternden Dicke fließen in einander,
und auf dem dunkeln Grunde bilden sich neue zirkelrunde Flech-
ten von blendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein or-
ganisches Gewebe auf das andere; und wie das sich ansiedelnde
Menschengeschlecht bestimmte Stufen der sittlichen Cultur durch-
laufen muß, so ist die allmähliche Verbreitung der Pflanzen an
bestimmte physische Gesetze gebunden. Wo jetzt hohe Waldbäume
ihre Gipfel lustig erheben, da überzogen einst zarte Flechten das
erdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser, krautartige Gewächse und
Sträucher füllen die Kluft der langen, aber ungemessenen Zwi-
schenzeit aus. Was im Norden Flechten und Moose, das bewir-
ken in den Tropen Portulaca, Gomphrenen und andere fette
niedrige Uferpflanzen. Die Geschichte der Pflanzendecke und ihre
allmähliche Ausbreitung über die öde Erdrinde hat ihre Epochen,
wie die Geschichte des spätem Menschengeschlechtes. Ist aber
auch Fülle des Lebens überall verbreitet; ist der Organismus
auch unablässig bemüht, die durch den Tod entfesselten Elemente
zu neuen Gestalten zu verbinden: so ist diese Lebensfülle und
ihre Erneuerung doch nach Verschiedenheit der Himmelsstriche ver-
schieden. Periodisch erstarrt die Natur in der kalten Zone; denn
Flüssigkeit ist Bedingniß zum Leben. Thiere und Pflanzen, Laub-
moose und andere Kryptogamen abgerechnet, liegen hier viele
Monate hindurch im Winterschlafe vergraben. In einem großen
‘) Vergl. S. 36.
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__ Oi ______
Nahrungspflanze aller Oceanier. Dieser ansehnliche und wahrhaft
schöne Baum mit laubreicher Krone trägt alljährlich eine große
Menge Früchte, welche sehr mehlhaltig sind und, gekocht, wie
Weizenbrod schmecken. Drei solcher Bäume reichen hin, einen
Menschen acht Monate lang zu ernähren; denn so lange reifen
Früchte auf den drei Bäumen. In den übrigen vier Monaten
des Jahres genießt er die indessen in Gruben aufbewahrten und
dadurch in einen gewissen Gährungszustand versetzten Früchte.
Zehn solcher Brodfruchtbäume reichen aus, eine ganze Familie
zu ernähren, und sonst dient derselben noch das Holz zu Gerät-
schaften und zum Bau von Kähnen, der Bast zur Verfertigung
von Kleidungsstücken.
Ein anderer Baum, welcher in Oceanien und namentlich
aus den niedrigeren Coralleninseln dort vorherrschend ist, aber
auch auf der indischen Inselgruppe zwischen Asien und dem
australischen Festlande vorkommt, ist die Kokospalme. Der
Stamm dieses Baumes gibt Holz, die Frucht desselben liefert
den mandelähnlichen Kern, das Oel und die Milch, die Schale
wird zu Hausgeräthen benutzt, die faserige Bedeckung der Schale
zu Geflechten, die Baumblätter zur Bedachung der Häuser, und
auch Palmkohl und Palmwein gibt der Kokosbaum.
Für die Neu Holländer ist der sogenannte neuseelän-
dische Flachs, Phormium tenax, eigentümlich. Die Blätter
dieser Pflanze zeichnen sich durch lange, zähe Fasern aus, welche
an Stärke unfern Hanf und Flachs bei weitem übertreffen. Aus
diesen Fasern flechten die in der Cultur wie in der körperlichen
Gestalt hinter den Bewohnern der oceanischen Inseln weit zurück-
stehenden Eingebornen Stricke und Taue und die wenigen Klei-
dungsstücke, womit sie bisweilen ihre Blöße bedecken.
Den Malaien der indischen Inseln sind die Gewürzpflan-
zen gegeben: der Nelken bäum, der Muskaten bäum, der
Pfeffer- und der Ingwerbusch sind die Charakterpflanzen der-
selben, die sie jedoch jetzt großentheils mit Indien gemein haben.
Der Mais, welcher von allen Getreidearten den reichlich-
sten, aber auch einen unsichern Ertrag gibt, ward ursprünglich
nur den amerikanischen Völkerschaften zu Theil. In Peru
war der Maisbau bedeutend, und zwar bis zu einer beträcht-
lichen Höhe über dem Meer. Auf einer Insel im Titikakasee ward
er am Sonnentempel der Inkas in einer Höhe von 12,000 Fuß
über dem Ocean angebaut, um dem Sonnengotte zum Opfer
dargebracht zu werden, und damit das dort gebaute Korn unter
das Folk vertheilt werde, das selbst ein einziges, am Sonnen-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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hervor. Hunnische Kriegsheere erschienen erst an der Wolga, dann
in Pannonien, dann an der Marne und den Ufern des Po,
die schön bepflanzten Fluren verheerend, wo seit Antenors*) Zeiten
die bildende Menschheit Denkmal auf Denkmal gehäuft. So
wehte aus -den mongolischen Steppen ein verpesteter Windes-
bauch, der auf cisalpinischem Boden die zarte, lange gepflegte
Blüte der Kunst erstickte.
Bon den Salzsteppen Asiens, von den europäischen Heide-
ländern, die im Sommer mit honigreichen, röthlichen Blumen
prangen, und von den pflanzenleeren Wüsten Afrikas kehren
wir zu den Ebenen von Südamerika zurück, deren Gemälde ich
bereits angefangen habe mit rohen Zügen zu entwerfen.
Das Interesse, welches dieses Gemälde dem Beobachter
gewähren kann, ist ein reines Naturinteresse. Keine Oase erin-
nert hier an frühere Bewohner. Kein behauener Stein, kein ver-
wilderter Fruchtbaum an den Fleiß untergegangener Geschlechter.
Wie den Schicksalen der Menschen fremd, allein an die Gegen-
wart fesselnd, liegt dieser Erdwinkel da, ein wilder Schauplatz
des freien Thier- und Pflanzenlebens.
Von der Küstenkette von Caracas erstreckt sich die Steppe
bis zu den Wäldern der Guyana, von den Schneebergen von
Merida bis zu dem großen Delta, welches der Orinoco an
seiner Mündung bildet. Südwestlich zieht sie sich gleich einem
Meeresarme jenseits der Ufer des Meta und des Vichada bis
zu den unbesuchten Quellen des Guaviare oder bis zu dem
einsamen Gebirgsstock hin, den spanische Kriegsvölker im Spiel ihrer
regsamen Phantasie den schönen Sitz des ewigen Friedens nannten.
Diese Steppe nimmt einen Raum von 16,000 Quadrat-
meilen ein. Aus geographischer Unkunde hat man sie oft in
gleicher Breite als ununterbrochen bis an die magellanische
Meerenge fortlaufend geschildert, nicht eingedenk der waldigen
Ebene des Amazonenflusses, welche gegen Norden und Süden
von den Grassteppen des Apure und des la Plata Stromes
begrenzt wird. Die Andeskette von Cochabamba und die bra-
silianische Berggruppe senden zwischen der Provinz Chiquitos und
der Landenge von Villabella einzelne Bergjoche sich entgegen. Eine
schmale Ebene vereinigt die Hyläa (Waldregion) des Amazonen-
flupes mit den Pampas von Buenos Ayres. Letztere übertreten
die Llanos von Venezuela dreimal an Flächeninhalt. Ja, ihre
Ausdehnung ist io wundervoll groß, daß sie auf der nördlichen
\) Vergl. Virgils Aen. I. 242--250.
7*
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101
seits des Aequators, also in einer Hemisphäre, welche wegen
der größern Wassermenge und wegen mannigfaltiger anderer
Ursachen kühler und feuchter als unsere nördliche Halbkugel ist.
Dieser letztern gehört dagegen der beträchtlichere Theil von
Afrika zu.
Die südamerikanische Steppe, die Llanos, haben, von Osten
gegen Westen gemessen, eine dreimal geringere Ausdehnung als
die afrikanischen Wüsten. Jene empfangen den tropischen See-
wind ; diese, unter einem Breitezirkel mit Arabien und dem süd-
lichen Persien gelegen, werden von Luftschichten berührt, die über
heiße, wärmestrahlende Continente hinwehen.
Zu der Wirkung heißer Landwinde gesellt sich in Afrika,
so weit wir es kennen, noch der Mangel an großen Flüssen,
an Wasserdampf ausbauchenden, Kälte erregenden Wäldern und
hohen Gebirgen. Mit ewigem Eise bedeckt ist bloß der westliche
Theil des Atlas, dessen schmales Bergjoch seitwärts gesehen den
alten Küstenfahrern wie eine einzeln stehende luftige Himmels-
spitze erschien. Oestlich läuft das Gebirge bis gegen Dakul hin,
wo, jetzt in Schutt versunken, das meergebietende Carthago lag.
Als lang gedehnte Küstenkette, als gätulische Vormauer, hält es
die kühlen Nordwinde und mit ihnen die aus dem Mittelmeer
aufsteigenden Dämpfe zurück. Vielleicht wären alle diese aufge-
zählten Ursachen der Dürre und Wärme nicht hinlänglich, die
afrikanischen Ebenen in ein furchtbares Sandmeer zu verwan-
deln, hätte nicht irgend eine Naturrevolution, z. B. der ein-
brechende Ocean, einst diese flache Gegend ihrer Pflanzendecke
und der nährenden Dammerde beraubt.
Diese Betrachtungen genügen, um zu erklären, warum trotz
der Aehnlichkeit der äußern Länderform Afrika und Südamerika
doch die abweichendsten klimatischen Verhältnisse, den verschieden-
sten Degetationscharakter darbieten. Ist aber auch die südameri-
kanische Steppe mit einer dünnen Rinde fruchtbarer Erde be-
deckt, wird sie auch periodisch durch Regengüsse getränkt und mit
üppig aufschießendem Grase geschmückt; so hat sie doch die an-
grenzenden Völkerstämme nicht reizen können, die schönen Berg-
thäler von Caracas, das Meeresufer und die Flußwelt des
Orinoco zu verlassen, um sich in dieser bäum- und quellenleeren
Einöde zu verlieren. Daher ward die Steppe bei der Ankunft
europäischer und afrikanischer Ansiedler fast menschenleer gefunden.
Desto freier haben sich in ihr die Naturkräfte in mannigfaltigen
Thiergestalten entwickelt, frei und nur durch sich selbst beschränkt
wie das Pflanzenleben in den Wäldern am Orinoco, wo der
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Caracas Orinoco
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hervorbraust, und schossen darin eine Pistole ab. Aber die)e Ver-
wegenheit mußten sie schwer büßen. In Folge der Lufterschütte-
rung stürzte ein Theil des Gletschergewölbes ein, erschlug im
Niederfallen den einen der Eindringlinge und brachte den beiden
andern schwere Verletzungen bei. — Die Gestalt des Gletscher-
thores ist vielfachen Veränderungen unterworfen. Während es
im Winter ganz verschlossen ist, öffnet es sich rm Sommer bald
enger und bald weiter. „Der Gletscher hat die Nase im Boden,"
sagen die Aelpler, wenn das Gletscherthor auch in der Würmern
Jahreszeit verschlossen bleibt; dann herrschen Furcht und Schrecken
in ihrem Thal, denn sie haben zu befürchten, daß der „eisige
Alte" die Glieder strecke und in ihre Wiesen und Felder verhee-
rend und alle Schranken unwiderstehlich niederreißend vorrücke.
Dagegen sagen sie: „der Gletscher hat die Nase in der Luft,"
wenn sich über dem Austritte des Gletscherbachs ein weiter Bo-
gen blauen Eises aufthut; dann haben sie kein den Graswuchs
und das Getreide bedrohendes Vorrücken zu befürchten.
Die genauere Bestimmung und Erklärung der eigentlichen
Färbung des Gletschers ist sehr schwierig. Aus der Ferne er-
scheinen die Gletscher dem größten Theil ihrer Fläche nach von
weißlich grauer Farbe, von einzelnen weißen Streifen durchfurcht.
In der Nähe zeigt ihr Eis sehr verschiedenartige Schattirungen:
vom reinsten Weiß geht es ins zarteste Himmelblau, in Meer-
grün und tiefes Azurblau über. Die untersten Wölbungen am
Fuße des Gletschers haben die schönste dunkelblaue Färbung;
aber auch an den Abhängen sind die Spalten und Klüfte und
die aufgetürmten Eisstücke oft von herrlicher azurblauer Farbe,
besonders wenn sie frei von Schnee sind, und gewähren auch
hier in der Ferne eine der prächtigsten Naturerscheinungen: das
bläuliche Eis, welches zwischen den schwarzen Felsen hängt, und
daneben die dunkeln Fichten und Tannen oder die hellgrünen
Birkenwälder.
Aus den Schründen, Spalten und Gewölben der Gletscher
kommt stets ein kalter Luftzug, das Gletschergebläse („der
Gletscher bläst," sagen die Aelpler), das an heißen Sommertagen
sich in wildes Schneegestöber verwandelt. Das Entstehen der
Schründe selbst aber geschieht unter lautem Knallen und Krachen
der Eismasse (Gletschergetöse), das weithin hörbar ist.
Die Luft über der Oberfläche der Gletscher besitzt eine ganz
außerordentliche Trockenheit. Fleisch, das mehrere Tage auf
einem Gletscher aufbewahrt wurde, zeigte sich durch bloßes Ein-
trocknen als ungenießbar. In noch höherm Grade herrscht diese
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um zu sammeln, was sie an galvanischer Kraft verschwendet ha-
den. Schwächer und schwächer erschüttern nun allmählich ihre
Schläge. Vom Geräusch der stampfenden Pferde erschreckt, nahen
sie sich furchtsam dem Ufer, wo sie durch Harpunen verwundet
und mit dürrem, nicht leitendem Holze auf die Steppe gezogen
werden.
Dies ist der wunderbare Kampf der Pferde und Fische.
Was unsichtbar die lebendige Waffe dieser Wasserbewohner ist,
was durch die Berührung feuchter und ungleichartiger Theile er-
weckt in allen Organen der Thiere und Pflanzen umtreibt, was
die weite Himmelsdecke donnernd entflammt, was Eisen an Ei-
sen bindet und den stillen wiederkehrenden Gang der leitenden
Nadel lenkt, alles, wie die Farbe des getheilten Lichtstrahls,
fließt aus einer Quelle, alles fließt in eine ewige, allverbreitete
Kraft zusammen.
Ich könnte hier den gewagten Versuch eines Naturgemäldes
der Steppe schließen. Aber wie auf dem Ocean die Phantasie
sich gern mit den Bildern ferner Küsten beschäftigt, so werfen
auch wir, ehe die große Ebene uns entschwindet, vorher einen
flüchtigen Blick auf die Erdstriche, welche die Steppe begrenzen.
Afrikas nördliche Wüste scheidet die beiden Menschenarten,
welche ursprünglich demselben Welttheil angehören, und deren
unausgeglichener Zwist so alt als die Mythe von Osiris und
Typhon erscheint. Nördlich vom Atlas wohnen schlicht- und lang-
haarige Völkerstämme von gelber Farbe und kaukasischer Gesichts-
bildung. Dagegen leben südlich vom Senegal gegen Sudan hin
Negerhorden, die auf mannigfaltigen Stufen der Civilisation ge-
funden werden. In Mittelasien ist durch die mongolische Steppe,
sibirische Barbarei von der uralten Menschenbildung auf der
Halbinsel von Hindostan getrennt.
Auch die südamerikanischen Ebenen begrenzen das-Gebiet
europäischer Halbcultur. Nördlich zwischen der Gebirgskette von
Venezuela und dem antillischen Meere liegen gewerbsame Städte,
reinliche Dörfer und sorgsam gebaute Fluren an einander ge-
drängt. Selbst Kunstsinn, wissenschaftlicke Bildung und die edle
Liebe zur Bürgerfreiheit sind längst darin erwacht.
Gegen Süden umgibt die Steppe eine schaudervolle Wild-
niß. Tausendjährige Wälder, ein undurchdringliches Dickicht, er-
füllen den feuchten Erdstrich zwischen dem Orinoco und dem
Amazonenstrome. Mächtige, bleifarbige Granitmassen verengen das
Bett der schäumenden Flüsse. Berg und Thal hallen wieder von
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