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1. Beschreibende Geographie - S. 33

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Belebung der Erdoberfläche. 33 kümmert, während bis in jene Tiefen, welche früher als Gränzen galten, Thier- und Pflanzenleben noch in voller Ueppigkeit herrscht^. ~ Beide „organischen" Reiche, das Pflanzenreich sowie das Thierreich, bestehen aus höheren und niederen „Provinzen"^, durch welche sich die verschiedenen Haupt- klassen beider Reiche vertheilen, die wieder in Ordnungen, sowie diese in Familien zerfallen, worauf endlich die Gattungen (Genera) und die Arten (Species mit ihren Varietäten oder Rassen) folgend In Beziehung auf den Menschen theilen sich Thiere und Pflanzen in wilde und zahme; letztere sind die Zuchtthiere und Culturpflanzen^. 1 Während es nnter den Wasserpflanzen solche gibt, welche nicht fest fitzen (Schwimmpflanzen), sind zahlreiche W a s s e rt h ie r e pflanzenartig an die Scholle gebun- den (Pflanzenthiere oder Zoophyten, zu welchen die Korallen gehören); und während die Meeresvegetation durchaus zu den untern Familien des Pflanzenreichs gehört, erstrecken sich die Wasserthiere fast durch alle Klassen des Thierreichs bis zur höchsten. Auch befolgt das Leben im Meer wieder andere Gesetze als das Leben auf dem Land, gemäß der Natur des Wasserz (§. 11), und verarmt namentlich polwärts nicht in demselben Grade. — So charakteristisch übrigens der Unterschied der Thiere und Pflanzen ist, so gibt es doch zuletzt belebte Wesen, in welchen weder der Charakter der Pflanze noch der- jenige des Thiers hervortritt (wie im Bathybius'^) und aus welchen man neuerdings ein eigenes Reich, das der „Protisten", gebildet hat. 2 Die größte Tiefe, aus welcher man noch mit dem Schleppnetz (§. 20) mannig- faltige, übrigens meist mikroscopisch kleine Lebewesen herausgeholt hat, soll gegen 14000 F. (4500 Mtr.) betragen, und man glaubt, daß der von solch kleinen belebten Körper- chen wimmelnde Schlamm, der sogenannte B ath yb i u s-S ch la m m, auch die tiefsten oceanischen Gründe überziehe. — Schon früher hatte man angefangen, verschiedene R e- gionen nach der Tiefe zu unterscheiden, welche verschiedenen Organismen auf ähn- iiche Art zukommen, wie die verschiedenen Regionen nach der Höhe an den Gebirgen (§. 29); namentlich bildet der Theil zwischen der höchsten Fluth- und niedrigsten Ebbe- linie eine charakteristische Region, die abwechselnd trockene und von Wasser bedeckte Strandregion (§.15); ferner die der Korallenthiere (Madreporen) von der Ebbe- linie bis in eine Tiefe von 120 bis 150 F. (40 bis 50 Mtr.) in Tropenmeeren (§. 15). 3 Im Pflanzenreich stellt sich mit Entschiedenheit eine unterste Provinz heraus, die der Kryptog am en oder Akotylett, d. h. der blüthelosen Pflanzen (Pilze, Moose, Algen, Farne), welchen die Phanerogamen gegenüberstehen, die wieder in die 2 großen Provinzen der Monocotylen (darunter besonders die Gräser, und unter diesen die „Cerealien") und der Dikotylen (darunter die meisten Bäume und baumartigen Pflan- zen) z'erfallen. Im Thierreich dagegen tritt eine oberste Provinz scharf hervor, die der Wirbelthiere mit ihren bekannten 4 Klassen (Fische, Reptilien, Vögel, Säugethiere) gegenüber den niederen Provinzen der Glied ert hier e (Jnsecten), der Weich thiere (Mollusken), der Sternthiere (Radiaten) und der Pflanzenthiere ('), wovon die beiden letzteren ganz dem Meer angehören. — Geographisch wichtiger als die angeführte botanische Eintheilung der Phanerogamen ist die Unterscheidung der perennirenden Holzpflanzen (der „Waldbildner") und der einjährigen Gewächse (der jährlich absterbenden „Sommerpflanzen "). 4 Es ist übrigens sehr oft zweifelhaft, ob man eine „Species" oder „Varietät" vor sich hat, woher auch die verschiedenen Angaben über die Anzahl der bekannten Pflanzen- und Thierarten rühren. Es sind eben mehr oder minder verschiedene Lebensformen, de- ren auch stets neue einerseits in den bisher unerforschten Räumen der Kontinente und Ccearte entdeckt, anderseits durch künstliche Zucht vom Menschen hervorgebracht werden, zu welchen dann noch die „ausgestorbenen" kommen, die man nur aus ihren Ver- steinerungen kennt (§. 24). Die neuere Wissenschast hat den vermeintlichen strengen Unterschied zwischen Rasse und Art insofern aufgehoben, als nach ihr die Arten allmäh- lich aus den Rassen hervorgehen (wie Sprachen aus Mundarten). " Von Natur sind alle Pflanzen und Thiere wild; unter der Hand des Menschen aber haben sich die Formen vermehrt und veredelt (vgl. Anm. i). Die gezähmten Thiere gehören eigentlich nur den 2 obersten (warmblütigen) Klassen an, während die Reuschle, beschreibende Geographie. 4. Auflage. Z

2. Beschreibende Geographie - S. 62

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
62 Zonen und Erdtheile. aus der Ordnung der Wale, dieser zu den Säugethieren gehörigen Fische; Meervögel von kleinen Sturmvögeln bis zu den riesigen Albatrossen und Pinguinen; Fischgattungen, bei ihrer ungeheuren Menge (Fischbänke) von größter Bedeutung (Höring, Stockfisch), als Hauptnahrung der größeren Seethiere sowie der menschlichen Bewohner der Polarzone und große Han- delsartikel2.— Da endlich die Seethiere, von welchen die meistens fleisch- fressenden Bewohner der Polarmeere sich nähren, zuletzt (mit den Mollusken) aus Pflanzennahrung angewiesen sind (§. 29): so muß die Seegras- Vegetation der Polarmeere wohl bis in sehr hohe Breiten beträchtlich sein, was sich auch nach dem Umstand erwarten läßt, daß erst jenseits der mittleren Breiten, also bereits im kälteren Strich der Mittelzone, die unter- meerischen Pflanzen die größte Fülle entwickeln 1 Am weitesten polwärts erstrecken sich Birken und Kiefern unter den Bäumen, Gerste und Hafer unter den Cerealien; all das gedeiht aber jenseits des Nordpolarkreises nur in den günstigen Meridianstrichen (§. 53), und das Baumwerk ist bereits zwerghaft geworden (gleich den Palmen der Mittelzone). 2 Uebrigens gehören auch manche Gattungen den wärmeren Meeren an (Delphin, Manati), und die Walfische, die kleineren Polarfische, sowie die meisten Polarvögel sind W a n d e r t h i e r e, welche Winters tief in die gemäßigte Zone streifen , Sommers aber in die hohen Breiten sich zurückziehen (daher z. B. der Walfischfang nicht auf die Polar- zone beschränkt ist). Ueberhaupt sind die Polarkreise keineswegs die Gränzen der auf- gezählten Polarthiere, und manche derselben gehören mehr nur den hohen Breiten der Mittelzone an. 3 So zeigt sich an den Küsten der Insel Sitcha (an der Westküste Amerikas in 57" N. B.) diese eigenthümliche Pflanzenwelt dem Taucher in üppigster Fülle, „indem gleich einem Urwald Pflanze an Pflanze sich dränge, alle zwar zu einer Familie (der Algen oder Tange, Seegras) gehörig, aber ausnehmend formenreich und farbenbunt, mit Riesenblättern von 30 bis 40 F. (9 bis 13 Mtr.) und sadenartigen Stengeln von 50 F. (16 Mtr.) Länge". Aehnliches berichtet man von der Umgebung der Jalklands- inseln auf der südlichen Halbkugel. §. 57. Der Polarmensch. — Während die Südpolarländer, wie es scheint, ohne alle menschlichen Bewohner sind, besitzen die Nordpolarländer bis in hohe Breiten eine zwar spärliche, aber doch ständige Bevölkerung. Sie sind von niedrigem Wuchs, schmutzfarbiger Haut, minder schönen Zügen und bilden (körperlich betrachtet) eigentlich einen eigenen Menschenschlag \ welchem Lappen, Samojeden, Tschuktschen und Eskimo, die Hauptbewohner des arktischen Länderkranzes, gleichmäßig angehören, wenn sie auch dabei verschiedene» Sprachfamilien zuzutheilen sind (namentlich die beiden ersten der finnischen). In Nahrung auf Fleisch (vornehmlich Fische), in Kleidung auf Thierfelle, in Wohnung auf Höhlen und Erdhütten angewiesen, unfähig des Ackerbaus und der Industrie, entblößt von allen Reizen des Lebens, stehen die Polarvölker auch geistig auf einer sehr niedrigen Stufe, und die Cultur hat in dieser Zone nie eine Stätte ausschlagen können, obwohl sie nunmehr durch europäische Ansiedlung an und selbst über ihre Gränzen vorgedrungen ist. * Man hat ihn auch schon-mit eigenem Namen „hyp e rb o r ei s che Rasse" be- zeichnet, gewöhnlich aber ordnet man ihn der Mongolrasse unter (§. 32). §. 58. Polarreisen. — Theils geographische, überhaupt Wissenschaft- liche Zwecke, theils Handelsinteressen veranlassen häufige, die letztern regel- mäßige jährliche Seereisen in die Polarmeere, wobei sich manche sonst unbewohnte Küste oder Insel (Spitzbergen) zeitweise mit Ortschaften aus

3. Beschreibende Geographie - S. 35

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Wüste, Wildniß, und Culturland. 35 man, neben der Unterscheidung der tropischen, gemäßigten und polaren Faunen überhaupt, verschiedene zoologische Reiche nebst Provinzen derselben oder Hauptfaunen auf- gestellt. — Deßhalb kann man auch aus den Floren und Faunen von Inseln auf ehemaligen Zusammenhang oder Nichtzusammenhang mit dem nächsten Kontinent schlie- ßen (§. 18); deßhalb ist ferner Flora und Fauna von längst isolirten Inseln, oder kleineren Kontinenten wie Australien, nicht nur minder mannigfaltig, sondern auch von alterthümlichem Gepräge. ^ Von Heimat (Vaterland) ist Standort (Aufenthaltsort) zu unterscheiden; letzteres bezeichnet bei Pflanzen die Bodenart (Thon-, Kalk-, Sandboden u. s. w.), Wald, Heide, Steppe (§. 30), Wasser (Sumpf, Fluß, Meer u. s. w.) und andere Pflanzen (Schmarotzergewächse), wo sie ausschließlich wachsen oder am besten gedeihen; bei Thieren ähnlicherweise Land (über, unter dem Boden, Wald, Gebirg u. dgl.), Wasser, Luft, Pflan- zen und andere Thiere (Eingeweidethiere), wo sie zu leben pflegen. §. 39. Wüste, Wildniß und Culturland. — Während auch Thiere der unteren und untersten Klassen in ungeheuren Mengen, zusammenleben, zumal die Meerthiere (Bänke von Schalthieren, Riffe von Korallen): gehört die auf der pflanzlichen Geselligkeit beruhende Pflanzendecke des Lan- des, deren Voraussetzung die Bodenbildnng (§. 9) ist, zu den wichtigsten und bezeichnendsten Merkmalen desselben. Große Strecken Landes sind bald gleichmäßiger, bald mannigfaltiger von wildwachsenden Pflanzen bedeckt, sei es von Bäumen, die Wälder; sei es bloß von einjährigen Gewächsen (Gräsern, Kräutern, Moosen u. s. w.) ohne Bäume: nämlich einerseits die nassen Moore (mit Vorherrschen der Moose)\ anderseits die trockenen Fluren (mit Vorherrschen der Gräser), ein Name, unter welchem passend Triften, Heiden und Steppen2 zusammengefaßt werden. Solchen Pflanzen-Wildnissen gegenüber, welche am ausgedehntesten und zugleich am üppigsten in: tropischen Amerika vorkommen, steht einerseits das Cul- turland des Menschen, welchem vorherrschend ehemaliges Waldland zu Grunde liegt, anderseits das ganz oder beinahe pflanzen lose Land, wo entweder beständiger Frost (die Eis- und Schneefelder der Polorzone und der Hochgebirge) oder Wassermangel (die Wüsten, §.21) den Pflan- zenwuchs verhindert. — Beruht die Pflanz enlosigkeit der Wüste auf absolutem beständigem Wassermangel, so liegt der Baumlosigkeit des Steppenlandes ein relativer und zeitweiser Wassermangel zu Grunde, so daß am Ende zwischen Wüsten (resp. Halbwüsten) und Steppen (resp. Trif- ten) nur ein gradweiser Unterschied besteht, nach dem Grad der Dürre und des Bodenmangels; während daswaldland und das auf ihm be- ruhende Culturland reichliche und nicht durch längere Zeiträume von Dürre unterbrochene Wasserzufuhr voraussetzt 3. An den Gebirgen liegt in der Regel über der niedrigeren Waldregion, deren unterster Theil zur Cul- turregion werden kann, eine höhere Triften- oder „Alpen"region, welche zuletzt in die Schneeregion übergeht. 1 Moore (Moräste, vgl. §. 21) sind Landstriche mit überwässertem sumpfigem Bo- den, wo die Pflanzendecke (Gräser und besonders Moose; daher auch „Moos" gleichbe- deutend mit Moor) über das Wasser vorherrscht, mit deren Vermoderung im Wasser häusig Tor fbildung verbunden ist (Torfmoore), während beim Sumpf das Wasser über die Pflanzen (Sumpfpflanzen) vorherrscht. * Steppe ist eigentlich nur das russische Wort für baumlose unangebaute Flächen, also für das, was wir Heiden, Oeden nennen. Salzreicher Boden, welcher die Vegeta- tion sehr beschränkt, bezeichnet die besondere Art der Salzsteppen (Salzwüsten), aller- dings der gewöhnliche Fall in Asien oder da, wo der Name Steppe gebräuchlich ist, weß- halb mit dem russischen Wort dieser Nebenbegriss sich verbindet und deßhalb Heide und 3 *

4. Beschreibende Geographie - S. 52

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
52 Zonen und Erdtheile. keit (die Trockenzeiten) durch tagliche in Strömen fallende Gewitterregen, und die jährliche Regenmenge ist im Allgemeinen bei weitem größer als in unseren regenreichsten Gegenden. Uebrigens enthält die Tropenzone auch weite regenlose (oder regenarme) Landstriche (die tropischen Wüsten^). 1 Die Zeiten der größten Dürre auch mit ähnlichen Lebensverkümmerungen (Welken der Pflanzen, Thierschlaf), wie die Zeiten des Frostes in den höheren Breiten/— Uebrigens ist die Redeweise, an die Stelle des Winters trete eine Regenzeit, unrichtig, weil die Hauptregenzeit vielmehr im Sommerhalbjahr stattfindet. 2 So etwa von 130° W. L. über Amerika, den Atlanten, Afrika und Asien bis zu 90° O. L., also durch 220 Längengrade; durch die übrigen 140 aber, d. h. im ost- indischen Archipel und in der Südsee, südlich vom Aequator. Insbesondere scheint das Innere Afrikas im sandigen Flachland die heißeste Binnengegend und der ost- indische Archipel die heißeste Seegegend der Erde zu sein. — Die höchsten Luft- temperaturen, welche man zu Land in Ostindien, Arabien und besonders in Afrika, sei es bei völliger Windstille, sei es bei den Gluthwinden der Wüsten, vorüber- gehend beobachtet hat, steigen bis zu 40 und 44", länger anhaltend bis zu 34"; Ge- steine aber und besonders der Sand nehmen Temperaturen bis über 50" an, während die Lufttemperatur noch weit unter 30" beträgt; darauf beruht eben die hitzesteigernde Wirkung der tropischen Wüsten, und in Wechselwirkung hiemit steht ihr Regen- Mangel. 3 „Es erleuchtet im Frühling und Herbst, pyramidal aufsteigend, einen Theil der fast immer gleich lang dauernden Tropennächte (mit ihren kurzen Dämmerungen), wett- eifert in seinem milden Glanz mit der Milchstraße und ist Monate lang bis zu einer Höhe von 40" sichtbar". 4 Die Passate wehen nordöstlich auf der nördlichen, südöstlich auf der südlichen Halbkugel; also kommen die vorherrschenden Winde der heißen Zone aus kälteren Räumen. 5 Die Monsune treten besonders im indischen Ocean an die Stelle der Passate, so daß sie in der einen, der Winter-Hälfte des Jahrs, die gleiche Richtung mit dem Pasfat, in der anderen, der Sommer-Hälfte, die entgegengesetzt haben. Gemäß der angegebenen Bedingung kommen sie auch vor, nicht nur im benachbarten indochinesischen, sondern auch im westindischen Meer und im Guineabusen. ^ Orkan ist zunächst der Name der Wirbelwinde in Westindien; die ähnliche Erscheinung heißt Tornado in Guinea, Teifun im indochinesischen Meer. Von manchem unserer Stürme (übrigens nicht bloß zur Nachtgleichenzeit) ist mit Bestimmt- heit sein westindischer Ursprung nachgewiesen worden. §. 46. Die tropische Pflanzenwelt; allgemeine Züge. — l) Wüh- rend die tropische Fülle durch alle Klassen und Familien des Pflanzenreichs sich erstreckt, haben wiederum die höheren (§. 28) verhältnißmäßig die Ober- hand über die niedrigeren und die Holzpflanzen über die einjährigen^. 2) Nur in den Tropen finden sich die Urwälder vorzugsweise, mit dem buchstäblich undurchdringlichen Baumwuchs2; überdieß ist der Einförmigkeit unserer Wälder gegenüber die große Mannigfaltigkeit in der Zusammen- setzung der Tropenwälder bezeichnend. — 3) Die Temperatur gestattet (ab- gesehen von versengender Dürre (§.45) eine unausgesetzte Thätigkeit des Pflanzenlebens; daher haben manche der zu den vorzüglichsten Nähr- pflanzen gehörigen Bäume (§. 47) stets Früchte (während die einen reifen, knospen andere), und manche einjährigen Pflanzen, namentlich Cerealien, gestatten 2 und selbst 3 Aerntei^ im Jahr, wofern nur die erforderliche Bewässerung vorhanden ist. — 4) Solche Pflanzen, welche zu große oder beständige Hitze nicht ertragen, wohin manche Zierden des Pflanzenreichs gehören (Weinrebe, europäische Obst-, Waldbäume und Cerealien), sind zwar deßhalb vom eigentlichen Tropenklima ausgeschlossen; allein die höheren Ge-

5. Beschreibende Geographie - S. 69

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Europas klimatische und produktive Natur. 69 dagegen Rhein nur */e im Gebiet. Vs im Lauf, ihm zunächst Newa und Weichsel, ziem- lich über ihm Dwina und Ural, ziemlich unter ihm Düna und Petschora. Im Gebiet haben alle diese Ströme über 3000 d.m., über 2000 dann noch Elbe, Oder und Loire; im Laus alle unter 200 M. außer Wolga, Donau, Dnjeper, Don, Dwina und Ural. §. 65. Klimatische und productive Natur. — Europas Klima ist besonders günstig, d. h. bei derselben Höhe und geogr. Breite milder als anderswo („übernormal"); und zwar dergestalt, daß (gemäß dem allge- meinen Gesetz §. 53) dieser Umstand im Westen sein Größtes hat, während nach Osten die Mitteltemperatur abnimmt. Ueberdieß herrscht im Westen das gleichmäßigere Seeklima (§. 11), während im Osten mehr und mehr das (asiatische) Binnenklima hervortritt. Zu diesen Vorzügen West- europas trägt aber weniger die Nachbarschaft der Sahara (dieses „Ofens" für die Umgebung) als die der warmen Meere im Süden und vornehmlich im Westen bei. Nirgends sonst auf der Erde gehen die Polargränzen des (bloßen) Regens (§. 61), der Bäume und der verschiedenen Cultur- > gewächse so weit nach Norden, und die Aequatorealgränze des ewigen Schnees (§. 54) trifft das europäische Festland gar nicht, so daß man den ohnehin kleinen Theil Europas (V20), welcher in die Polarzone fällt, dem Klima nach noch zum subarktischen Erdstrich (§. 60) rechnen darf. Der große Rest vertheilt sich an die Unterabtheilungen der gemäßigten Zone so, daß zur wärmeren der größte Theil der 3 südlichen Halbinseln nabst einem Stück von Südfrankreich gehören: der europäische Südens — Kaum weniger günstig sind die Verhältnisse des Bodens. Zerstörende vul- kanische Wirksamkeit mit Erdbeben und einigen thätigen Vulkanen be- schränkt sich auf die Küsten des Südens, während erloschene Vulkane und Thermen über die meisten Theile Hocheuropas sich verbreiten 2. Das Mineral- reich ist nichts weniger als karg, denn die wichtigsten Stoffe, Eisen und Steinkohlen, sind in verschiedenen Gegenden in unerschöpflichen Vorräthen vorhanden, auch fehlen die Erzgebirge vorzugsweise (§. 24) nicht3. Ver- hältnißmäßig wenig Land gehört zur culturunfähigen Wüste, wie die Fels- und Schneeregionen der Hochgebirge und die Moosflächen der Polarküsten; außer überall zerstreuten kleineren Heiden und Mooren finden sich größere Sumpfstrecken besonders in den östlichen Tiefländern, und das eigentliche Steppenland (§. 30) beginnt erst in der Umgebung des Schwarzen Meers, um dann nach der Grünze hin am Kaspischen Meer überhand zu nehmen. — Dagegen hat die Cultur das ursprüngliche Aussehen der europäischen Flora und Fauna^ sehr verändert, besonders in den mittleren Strichen des Erd- theils, wo Bodencultur und Thierzucht, nach allen hier überhaupt möglichen Zweigen, im höchsten Grade blühen. Daher werden auch die allbekannten wichtigen Pflanzen- und Thierarten schlechtweg als europäische Cerealien und Gemüse, Obst- und Waldbäume, Hausthiere bezeichnet, obgleich sehr viele daselbst nicht ureinheimisch sind, dagegen wieder von Europa aus in die neue Welt sich verbreitet haben. Zu den Urproductionen der Land- Wirtschaft und des Bergbaus kommt eine Industrie, welche nicht nur die eigenen Rohproducte, sondern auch ungeheure Massen aus anderen Erdtheilen verarbeitet und ihre Fabrikate im Handel wieder über dieselben verbreitet^. ' Unterscheidet man die 3 Theile §. 61, so gehört zum kälteren der größere (südliche) Theil Skandinaviens und der nördliche Theil des inneren Rußlands 'bis zu den Uwalli als Nordgränze. Indessen stellen sich nach der Vegetation (vgl. §. 61) als 4 hauptsächliche Zonen heraus: die der immergrünen Laubhölzer, der Südfrüchte

6. Beschreibende Geographie - S. 226

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
226 Die Länder der Erde. bische Geb. abtrennt, ohne Gipfel von mehr als 5000 F. (1g20 Mir.), 1000 F. (325 Mir.) über die castilischen, fast noch einmal so hoch über die andalnsischen Ebenen. Der Ostrand, theils Gebirg, theils Plateau, nämlich: Jdubeda-Gel,. in der Nord- ostecke des castilischen Plateaus (bis zu 7500 F., 2400 Mtr. in den Sierren von Oca und Moncajo, zum Theu nur 3 Monate schneefrei), die Serrania (d. h. Plateau) von Cuenca und die Valencianischen Gebirge (Pennaglosa 7000 F., 2270 Mtr.). 2 Das Scheidegebirg, kahl wie die Hochflächen, am höchsten in der Sierra de G u a- darrama (Pico de Pennalara über 7300 F., 2370 Mtr.; niedrigster Paß: Puerto de Guadarrama 4600 F., 1500 Mtr.) und in der S. de Gredos (sogar 8000 F., 2600 Mtr.; kleiner Gletscher). Westwärts fortgesetzt und neu ansteigend in der portugiesischen Serra d'estrelha (Malham de Serra 7200 F., 2340 Mtr.). 3 Der Zusammenhang übrigens nur stellenweise an den Randgebirgen, sonst Tren- nung durch weite Niederungen, die andalusische und die aragonische. Die S. Nevada übersteigt mit ihrem Kulminationspunkt Mulhacen (fast 11000 F., 3570 Mtr. unter mehreren von mehr als 10000 F., 3250 Mtr.) die Pyrenäen, ist aber ungleich kleiner; ihr Südabhang „Las Alpujarras", ein Komplex von Thälern. 4 Nach Größe des Gebiets folgen sich die 5 Ströme so: Duero (in Portugal Douro, über 1600 Q.m. bei 100 M. Lauf), Ebro, Tajo (portug. Tejo, längster Lauf von 120 M.), Guadiana, Guadalquivir (950 Q.m. bei 70 M. Lauf); Minno «portug. Minho) nur halb so lang. Duero, Tajo, Guadiana Plateauströme; Guadalquivir und Ebro vorherrschend Tieslandsströme; alle 5 nebst den 3 kleineren Parallelflüssen des Ebro vom castilischen Ostrand her. — Geringe Schiffbarkeit der Ströme im Innern, daher einige (unvollendete) Begleitkanäle, namentlich am Ebro der berühmte Kaiserkanal, auch der Bewässerung dienend; an den Mündungen dagegen weit hinauf zu Seeschiffen befähigt, z. B. der Guadalquivir bis Sevilla, überhaupt der schiffbarste von allen (Flußschiffe bis Cordova). 5 Die inneren Verschiedenheiten noch mehr durch Höhe und Bodennatur als durch geograph. Breite bedingt; Winde „Gallego" und „Solana"; Sommerhitze in den dürren Hochebenen bis zu 34" R. Tie würzigen Weiden des Plateaus mit den Wanderschafen („Merinos" stets im Freien). Valencia-Murcia, Andalusien und Portugal wetteifern in Weinen erster Klaffe, und in Wäldern (die Korkeiche) mit dem Nordküstenland. Baun^wollenbau; der spanische Ginster („Esparto", woraus Matten); Maronen und Zwiebeln als Nahrung, schmackhafte Eicheln (bei den Römern Leckerbissen). Zuckerrohr einst ein Haupterzeugniß, auch jetzt wieder mehr gebaut; Cochenille neu eingeführt. Der Affe von Gibraltar. ^ Die einheimischen Bergwerke seit der Entdeckung Amerikas größtentheils auf- gegeben, erst neuerdings wieder in Aufnahme, im Alterthum auch Goldland; außer obigen Metallen: Eisen, Silber, Kupser, auch Zinn, Zink, Antimon; ferner: Kohlen, Asphalt, Graphit; Salz, Salpeter, Alaun; Marmor, Alabaster, Jaspis su. a. edle Steine). — Zwei Gebiete erloschener Vulkane: in Katalonien (Krater bei Llot) und die Columbretes-Jnseln. ' Ausfuhrartikel: Wein <Malaga, Alicante, Jerez, Porto), Südfrüchte, Oel, Kork, Salz, Schwefel, Blei, Quecksilber (von Almaden), Möbelholz, Seide, Wolle (hie- von aber nur noch Vio von ehedem und von Seide noch weniger); um die Mitte des 16. Jahrh. 16000 Webstühle in Seide und Wolle zu Sevilla, 100 Jahre später noch 400 (vgl. §. 181). Außer der Schafzucht auch die Pferdezucht (andalusische Rasse> berühmt, aber beide herabgekommen, wie die einst so hoch stehende Seidezucht; ausgedehnter Gebrauch von Eseln und Maulthieren. — Manche vorzügliche Erzeugnisse der Industrie in Feintuch, Leder, Spiegelglas, Porcellan, Cigarren u. s. w.; aber Fabriken nicht zahl- reich (am meisten in Katalonien und Baskenland). §. 180. Geschichtliche Verhältnisse. — 8 Perioden in 3 Hauptab- schnitten: I. Althi spanien: 1) vorrömische Zeit mit phänischen und griechischen Colonien, ausgedehnter karthagischer Herrschaft, großartige Kämpfe mit Karthago und Rom; 2) römische (völlige Provinz erst seit Augustus); 3) germanische, das große bleibende Westgothenreich, vorübergehend Sueven und Vandalen \ Ii. Mittelalter der Halbinsel oder maurischer

7. Beschreibende Geographie - S. 215

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Italien, Volk und Cultur. 215 Sarca- Mincio (Garda-S.). Die Flüsie Sardiniens (Tinto) und Siciliens (Simeto, Fiume Talso, Platani), wo manche im Sommer vertrocknen, ungefähr von gleichem Rang wie die meisten der Halbinsel. Unter diesen steht weit voran der Tiber (350 Q.m. Gebiet, 50 M. Laus); die zum tyrrhenischen Meer mit einem gewissen Paralle- lismus rechts vom Tiber (Arno, Ombrone) und links (Garigliano, Volturno, Sele). Kürzer die zum adriatischen Meer, erst südlich von den Abruzzen bedeutender, wie Ofanto und (zum Gols von Tarent) Basento. 8 In Oberitalien Reis (fpecifisch neben Weizen und Mais), sowie Maronen (be- deutendes Nahrungsmittel in Südeuropa überhaupt) und Maulbeeren (mit ausgedehnter Seidezuht); Südfrüchte, Oliven und Süßweine erst jenseits des Apennin (aus- genommen die Alpenabhänge: borromäische Inseln); Datteln (aber kaum reifend), Zucker- rohr und Baumwolle nur im äußersten Süden (in Sicilien neben Weizenausfuhr, hundertfältiger Ertrag in der Ebene von Catania). — Triften und Hirtenwesen im Hoch- apennin; die immergrünen Wälder (charakteristisch: Pinien, Cypressen, Lorbeeren) der tieferen Gegenden (unterhalb der Eichen, Buchen, Ulmen). — Die Winde: Tramon- tana und Scirocco; Sommerhitze in Sicilien bis 35° R. 9 5 von den 6 brennenden Vulkanen Europas (§. 65), 10 von den erloschenen: Euganeen, Ciminigebirg (mit den Kraterseen von Sasso und Volterra und von Bol- sena), Albanergebirg, Rocca-Monsina (südlich von den pontinischen Sümpfen), Phle- gräische Felder („Monte nuovo", §. 10, und Kraterseen von Averno und Agnano), Vul- tur (mit dem Lago di Ansanto), Jschia (Epomeo), Ustica, Pantellaria, Lavaplateau in der Ebene „Campidano" in Sardinien. — Die Erdfeuer des Apennin; Schlamm- vulcane (Macaluba bei Girgenti, §. 10) und Solfataren; Thermen (Jschia) und Mofetten (Hundsgrotte). Bimsstein, Lava, Schwefel (Sicilien, Terranuova); Borax und Alabaster (Toscana), Marmor (Carrara), Eisen (Elba), Salz. Ausfuhrtikel: Rohseide, Olivenöl und Südfrüchte; Reis, Wein und Käse; Marmor und Schwefel. Ferner mehr oder minder eigentümliche Fabrikate: Sammet- und Seidenstoffe; Mehlspeisen (Macaroni, „Paste di Genova"); Strohwaaren und künstliche Blumen; Leder und Pergament; Violinen und Darmsaiten; Lava- und Ko- rallen-Arbeiten, Bronce- und Goldwaaren. — Das Wildfchaf lmouflon) der Jnfeln Sardinien und Corsica; Sardinen und Thunfische, aber auch Hayfifche und Taranteln (Gegend von Tarent). §. 173. Volk und Cultur. — Die c. 26 Mill. betragende Bevölke- rung fast ganz katholisch 1 und großenteils von einer einzigen aber aus mehreren Elementen erwachsenen Nationalität^. Die altitalische oder latei- nische und die neulateinische oder italienische Sprache; die Literatu- ren beider mit ihren klassischen Zeitaltern, jene eine wahre Weltliteratur, diese der Zeit nach die erste unter allen im neuen Europa3. Wie die römische Cultur überhaupt durch die Weltherrschaft vom ausgedehntesten und nachhaltigsten Einfluß, so die italienische durch ihr Vorangehen von höchster Bedeutung4. —Unter den zahlreichen anderen Culturleistungen (außer der Literatur): das römische Recht und das italienische Handels- wesen; die etruskische Kunst, der romanische und der Renaissance-Baustil, die italienische Malerei und Musik; die unteritalische Philosophie (Wissen- schaft überhaupt, übrigens griechischen Ursprungs) und die italienischen Phi- lologen, Philosophen und Mathematiker im Beginn der Neuzeit. Eine lange Reihe großer Namen aus den beiden Zeitaltern, dem antiken und modernen.5 Noch höher die weltgeschichtliche Bedeutung auf politischem Boden, wo das römische Weltreich und das Papstthum voranstehen6. 1 Nichtkatholiken: außer den Juden (c. 32000), ein Rest von Waldensern in Piemonts Thälern und c. 33000 Protestanten. Nicht weniger als 47 Erzbisthümer mit 229 Bisthümern (darunter 50 exempte) und eine große Menge von Klöstern (c. 4400), neuerdings großenteils aufgehoben (in den altsardinischen Ländern schon früher). Unter den Klöstern einzig in seiner Art: Monte Casino bei San Germano, unter den Walfahrtsorten der berühmteste: Loreto unweit Ancona.

8. Beschreibende Geographie - S. 61

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
Porlarleben. 61 lichem Einfluß auf das Klima der Gegenden, wo sie treiben, und der Kü- sten, an welche sie treiben. ' In keinem Fall darf man sich das „Eismeer" so vorstellen, als ob von einer gewissen Gränze an das Meer rund herum bis an den Pol eine beständige und ununter- brochene Eisdecke hätte. Wenn dagegen allerdings die Küsten der Hauptsitz der Meer- eisbildung sind, so bilden sich doch bei gehöriger Kälte auch im offenen Meer große Treibeistafeln (zunächst aus fchlammartigem Eis) und aus diesen durch Anhäufung ganze Eisfelder (Packs), welche immerhin nur riesige Schollen im offenen Meer, wohl aber zusammenhängende Massen zwischen Nachbarküsten sind. 2 „Das Nordpolar eis erfüllt alle Frühjahre die Hudsons- und Bassins- bat), fowie die Hudfons- und Davisstraße (letztere zum Theil), bildet eine unregelmäßige aber zusammenhängende Linie von Neufundland über Grönland, Spitzbergen nach No- waja Semlja und schließt sich hier an die Küsten der alten Welt an, um weiter oft- wärts auch die der neuen Welt zu belagern". Dabei weichen übrigens zwischen Grön- land und Island die Eisschrankm am weitesten nach Norden zurück, und umgürten nur ausnahmsweise auch Island. 3 Ja, theils diese Erfahrung über die verhältnißmäßige Eisfreiheit des weiten Polarmeers, theils die vermutlich höhere Temperatur am Nordpol (§. 53) stellen die Erreichung des Nordpols immerhin in Aussicht, während der Südpol ungleich unnahbarer ist (§. 58); bis jetzt übrigens kein Erfolg, obwohl namentlich die deutfchen Nordpolfahrten der neuesten Zeit dieses Ziel ausdrücklich sich gesetzt hatten. 4 Die Ansicht der ständigen Eismassen mit ihrem Abfall zum flüssigen Meer, ihren Unebenheiten und vollends mit den darüber sich lagernden Nebeln und Wolken, gleicht aus der Ferne oft so täuschend dem Anblick von Land, daß auf solcher Verwechs- lung ohne Zweifel manche Angaben über Polarland beruhen. §. 56. Polarleben. — Das Pflanzenreich verarmt in der Polarzone (wie am Abhang der Schneegebirge §. 29) immer mehr und bringt zuletzt nur noch Gewächse der untersten Familien (Moose, Flechten) hervor. Die Polarg ranzen der Bäume und Cerealien berühren bereits die kalte Zone wenig mehr; die Bamngränze bewegt sich nämlich in der Nordpolarzone zwischen 6t) und 70" Weiter erstrecken sich Gräser, Steinbrecher (Saxi- fragen), Beerensträucher und Alpenkräuter, verschwinden aber bald vor den immer mehr überhand nehmenden Moosen und Flechten, womit die Länder dieser Zone wie überzogen sind, und wovon doch einige einen Handels- artikel bilden (Arzneimittel). — Etwas anders verhält es sich mit der Thier- welt. Zwar daß die vornehmlich auf die Pflanzenwelt angewiesenen Thier e des Landes von den untersten bis zu den höchsten Klassen aufhören, ver- steht sich, so insbesondere unsere meisten Hausthiere, welche so gut wie Reptilien und Jnsecten fehlen. Indessen ist nicht nur der allverbreitete Hund da, welcher in dieser Zone Zugthier wird, sondern auch als eigen- thümlich das von Moosen lebende Rennthier und das größte Raubthier des Landes, der gut schwimmende Eisbär; sowie kleinere Thiere aus verschiedenen ^äugthiergattungen, deren Felle einen bedeutenden Handelsartikel 'bilden, und eben die geschätztesten dieser Pelzthiere gehören den Polarländern und angränzenden Ländern der Mittelzone ganz besonders an, sowie Wasser- Vögel mit dem feinsten Flaum (Eiderdaunen). — Allein das Meer (an das schon die Küstenbewohner Eisbär und Eidergans erinnern) entwickelt noch einen bedeutenden Reichthum an Thiereir (auch nach Artenmenge), und diese Seethiere der Polar Welt spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle im Handel (theils wegen der Häute und Pelze, theils wegen des Thrans und Fleisches, wozu noch das Fischbein kommt). Hieher gehört die arten-, reiche Robben-Ordnung; der Riese des Oceans, Walfisch, nebst anderen

9. Beschreibende Geographie - S. 64

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
64 Zonen und Erdtheile. auf das Land kommen; sie umfassen also über die Hälfte von allem Land der Erde, große Stücke von jedem der Kontinente und die 3 nördlichen Erdtheile größtentheils, indem überhaupt von jenem Land über 1 Mill. Q.m. auf der nördlichen Halbkugel liegt, mit den breitesten Landflächen und gegliedertsten Küstenlinien der Erde. Die beiden gemäßigten Zonen haben zwar den Sonnenstand gleich und was zunächst damit zusammen- hängt; allein es finden doch umfassende Unterschiede zwischen der nördlichen und südlichen Mittelzone statt; vor allem ist es das Vor- herrschen des Wassers im Süden, was auch auf den klimatischen Charakter zurückwirkt. Alsdann findet gemäß dem allgemeinen Gesetz (§. 29) eine durchgreifende Verschiedenheit der Floren und Faunen statt3. 1 Auf der einen Seite ist zwar vermöge des größeren Gegensatzes der Jahreszeiten der Wechsel der Natursceue in der Polarzone an sich noch größer, aber die Scene selbst zu arm; auf der anderen treten die Ausnahmen, welche selbst in den Tropen vorkommen (§. 45), gegen das ununterbrochen gleichmäßige Naturleben sehr zurück. 2 Während der kühlere Theil der Mittelzone im Winter einen Zuzug aus der Polarzone von in dieser heimischen Fischen und Wasservögeln erhält (§. 56), bekommt er im Sommer einen großen Theil seiner heimatlichen Vögel von der Gränze der heißen Zone zurück; mithin wechselt ein beträchtlicher Theil solcher Wanderthiere gerade zwischen den äußersten Strichen der Mittelzone. 3 So besonders in der Natur der Wälder; an die Stelle der nördlichen Kätz- chenwälder treten in Südafrika und in Australien die Wälder mit steifem senkrechtstehen- dem Laub, und häufig mehr Gebüsch als Wald. §. 60. Die subarktischen und subtropischen Erdstriche. — Auf der südlichen Halbkugel ist zwar die Subpolarzone der Temperatur nach ungleich breiter (vielleicht schon von 54° S. B. an zu rechnen), weil da- selbst der Uebergang von den wärmeren Erdstrichen zu den kalten auf eiuen weit schmäleren Raum sich zusammendrängt (§. 53,3), allein wegen Man- gels an'land kommt sie wenig in Betracht. Die subarktische Zone, vom nördlichen Polarkreis bis etwa 60" B., bildet mit Mitteltemperaturen unter 4° R. den Uebergang zur arktischen Welt und gleicht ihr schon sehr in Floren und Faunen. Wenn dagegen das wesentliche Merkmal Hinsicht- lich des Sonnenstandes (§. 52) wegfällt', so ist doch noch immer die Kürze der Wintertage und entsprechend die der Sommernächte so bedeutend, daß letztere bloße Dämmerungen sind und mild wie südliche Nächte. — Ebenso ist die Natur der subtropischen Zone, welche beiden Halbkugeln zu- kommt (vom Wendekreis etwa bis 33 ' Br. auf der nördlichen, bis 39" auf der südlichen), der Tropennatur noch sehr nahe verwandt. In ihr hört Palme und Zuckerrohr allmählich auf, während der feurigste Wein beginnt, und was von eigentlichen Tropenpflanzen noch weiter vorkommt, ist zwerg- Haft und fremdartig; sie enthält die Thee- und Dattelländer vorzugsweise, und ihre Meere bieten bereits manche Korallenarten (die rothe) und die (Bade-)Schwämme. Die Sonne gelangt allerdings nicht mehr zum senkrechten Stand und die Ungleichheit der Tage nimmt zu (bis über 4 stunden), aber die Passatwinde erstrecken sich noch über den ganzen Erdstrich; auch hat sie ihre bestimmten Regenzeiten, doch mit dem Unterschiede von den Tropen, daß die Hauptregenzeit vielmehr in den Winter fällt; die Mittel- temperaturen betragen lt> bis 20° R. 1 Uebrigens erstreckt sich vermöge der Sonnenscheibe und Strahlenbrechung (§. 52) selbst die große Tagzeit des Sommers noch weit über den Polarkreis hinaus.

10. Beschreibende Geographie - S. 54

1872 - Stuttgart : Schweizerbart
54 Zonen und Erdtheile. bilden. Unter ihren zahlreichen Gattungen erinnern z. B. die Dattel-, Kokos-, Sago-, Oel-, Areka-Palme mit ihren Namen an die mannigfaltigen Handelsproduete. 2 Unter manchen Arten mit uneßbaren Früchten oer eigentliche Pisang (Paradies- feige) mit feigen- oder gurkenförmigen Früchten, welche sich getrocknet so lange halten als Brodkorn, und verhältnißmäßig wenig Land erfordern, denn ein Rauni für loäü Pfd. Kartoffeln liefert 9000 Pfd. Bananen. 3 Der Affenbrotbaum (Adansonia, Baobab), der dickste aller Bäunie (Durch- Messer von 30 F., über 9 Mtr.), zugleich niedrig welcher Tausende von Jahren alt werden soll; der in eine ganz andere Familie gehörige eigentliche Brodfrucht bäum, dessen mehlige Früchte ein wenig Feuer in eine Art Semmeln verwandelt <3 Bäume nähren einen Menschen). Der Milchsaft des Kuhbaumes (in Venezuela) hat auf- fallende Ähnlichkeit mit thierischer Milch und ergießt sich reichlich aus dem verletzten Stamm; der Butterbaum (Schibaum in Guinea) liefert aus seinen Fruchtkörnern einen haltbaren butterartigen Stoff. 4 Denn Alles was sonst Pflanzengewürz und Würzpflanze heißt, muß gegen jene bekannten Stoffe zurücktreten, welche gewisse Tropenpflanzen aus sehr verschiedenen Fami- lien (bald Bäume, bald Sträucher, auch Schlingpflanzen) und mit sehr verschiedenen Theilen (Rinde, Blüthe, Früchte, Samen, Wurzel) gewähren, wie Pfeffer, Piment, Ingwer, Zimmt, Muskatnuß, Gewürznelke, Vanille. §. 48. Tropengebirge. — An den tropischen Gebirgen folgen sich die Pflanzenregionen {§. 29) in falzender Ordnung nach der ge- wohnlichen (Humboldt'schen) Bezeichnung: 1) Palmen und Bananen, 2) baumartige Farne und Feigenwülder, 3) immergrüne Laubhölzer, 4) euro- päische oder sommergrüne Laubhölzer, 5) Nadelhölzer, 6) Zwerggesträuch und Alpenkräuter. Die Baumgränze liegt durchschnittlich 12009 F. (3990 Mtr.) hoch, die Palmengränze 3099 F. (975 Mtr.), in welcher Höhe überhaupt die eigentlichen Tropenpflanzen allmählich verschwinden. Der allmähliche Umsatz der Flora erfolgt in der Art, daß, während alle die- jenigen Pflanzenfamilien, welche in den Tropen ihr Größtes haben, mit der Höhe an Artenreichthum abnehmen, zugleich diejenigen zunehmen, deren größte Entfaltung außerhalb der Wendekreise stattfindet; sowie daß, nachdem endlich die specifischen Tropengewächse ganz verschwunden sind, nunmehr diejenigen Familien der gemüßigten Zone auftreten, welche in der Ebene der heißen Zolle ganz fehlen. — Die Pflanzenregionen der Tropengebirge entsprechen allerdings im Allgemeinen der Pflanzenverbreitung nach der Breite oder in den einzelnen Zonen (sammt den Unterabtheilungen der Mittelzone §. 59)Allein von Gleichheit kann keine Rede sein, nicht nur vermöge des Grundsatzes von der Entlegenheit (§. 29), sondern auch schon deßhalb, weil die Bedingungen nicht dieselben sind. Denn, abgesehen von dem Unterschied des Bodens und Terrains (Gebirgsabhang und plattes Land), ist ja der Sonnenstand in den Hochregionen der Tropen ein ganz anderer als in höheren Breiten, indem dort kein bedeutender Unterschied der Jahreszeiten stattfindet, sondern nur eine durchgängig niedri- gere, aber sich ziemlich gleichbleibende Temperatur-. ' Man theill wohl auch die 3. und 6. obiger Regionen nochmals und gibt ihnen geradezu die Zonennamen: I) äquatoreale, 2) tropische, 3) subtropische der Myrten und Lorbeeren, 4) warme gemäßigte der immergrünen Bäume, 5) kühle gemäßigte, ß) subark- tische, 7) arktische der Rhododendren (Alpenrosen), 8) polare der Alpenkräuter und Schnee- algen. — Es versteht sich, daß hierin auch die Regionen der Gebirge in mittleren und höheren Breiten enthalten sind (§. 46,4). 2 Der sogenannte „ewige Frühling" der tropischen Gebirgsregionen in Höhen von 6 bis 10 T. F. (1950 bis 3250 Mtr.). Daher auch in der That eigenthümliche Flo- ren, z.b. die hochjavanische (§. 79); sowie die Erscheinung, daß in den Anden eben da,
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