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auf deutschem Boden, und zwar der mittlere Teil der nördlichen
Abdachung des Gebirges, der sich in einer Länge von etwa 260 km
(d. i. etwa die doppelte Entfernung Trier-Cöln) vom Bodensee bis zur
Salzach hinzieht. Die deutschen Alpen zerfallen in die Algäuer, die
Bayrischen und die Berchtesgadener Alpen. Erstere liegen zwischen
dem Bodensee und dem Lech, die Bayrischen zwischen Lech und Inn.
In diesem Zuge der Alpen befindet sich Bayerns und Deutschlands
höchster Berg, die Zugspitze, 2960 m hoch. Die Berchtesgadener
Alpen mit dem 2700 m hohen Watzmann dehnen sich zwischen Inn
und Salzach aus.
2. Die Natur der deutschen Alpen. Die höchsten Bergzüge der
deutschen Alpen liegen im Süden; nach Norden werden die Berge
immer niedriger. Über jene ragen die schneebedeckten Gipfel des
Hauptzuges der Alpen empor. Zahlreiche und gleich einem Netz weit-
verzweigte Täler senken sich tief in das Gebirge ein und machen es
nach allen Seiten hin zugänglich. Oft berühren sich die Täler gegen-
seitig, oder sie stehen durch Einfenkungen in den Gebirgsrücken in
Verbindung. Die Alpen sind reich an Wasser. Sie weisen nämlich
einen starken Regen- und Schneefall auf; daher gibt es da viele
Quellen, die bald zu wilden Gewässern anwachsen. Vielfach stürzen
sich dieselben unter donnerartigem Getöse und in großartigen Wasser-
fällen über die Höhen oder durch die Täler hinab; auch am Fuße der
Berge stürmen sie, besonders im Frühjahre und Herbst, noch wild-
schäumend durch ihr breites, mit Felsentrümmern angefülltes Bett.
Sie sind deshalb zur Schiffahrt nicht geeignet. Die größten Flüsse,
welche den deutschen Alpen entströmen, sind Jller, Lech, Isar und
Inn. Sie kommen aus dem Innern der Alpen und eilen durch Längs-
und Quertäler, welche wichtige Verbindungswege nach dem nördlichen
Vorlande der Alpen darstellen, durch das Gebirge der Donau zu.
Ein herrlicher Schmuck desselben sind die zahlreichen Seen, die teils
hoch oben im Gebirge in Tälern eingebettet sind (wie der Königssee),
teils (wie der Boden- und der Chiemsee) am Rande der Alpen liegen.
In den wilden Alpentälern ist ergiebiger Ackerboden, der Getreide,
Flachs, Futterkräuter, Obst und Gemüse hervorbringt. Weiter bergan
stehen herrliche Laubwälder und noch höher hinauf Fichten und
Tannen. Dann bedeckt nur noch niedriges Buschwerk den Boden,
und endlich hört auch dieses ganz auf. Weiter nach oben folgt das
Gebier der mit nahrhaften Gräfern und saftigen Kräutern bewachsenen
Matten, welche sich vorzüglich als Viehweide eignen. Mit der zu-
nehmenden Höhe schwindet allmählich auch der Pflanzenwuchs. Schließ-
lich bekommt man nur kahle Felswände zu Gesicht; manchmal sind
die Gipfel der höchsten Berge auch im Sommer mit mächtigen Schnee-
massen gekrönt. Nur der Adler umkreist die öden Höhen; zuweilen
flüchtet auch die flinke Gemse dorthin.
3. Die Bewohner der deutsche« Alpen. Nur der untere Teil
der Alpen ist bewohnt. In den Tälern gibt es Städte und Dörfer;
auch zerstreut liegende Einzelhöfe findet man dort. Die Häuser der
Alpendörfer und der Einzelhöfe haben eine eigentümliche Bauart.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 10 —
Der Jura hat seinen Namen von der Gesteinsart, aus der er
besteht und welche Jurakalk heißt. Drei Kalksteinschichten lagern über-
einander. Die obere Schicht ist weißer, darunter ist brauner und am
Fuße des Gebirges schwarzer Jurakalk.
Das Gebirge dacht sich zur Donau hin allmählich ab; der Ab-
sall nach dem Neckar hin dagegen ist steil, so daß es, von dort aus
gesehen, als eine mächtige Gelnrgswand erscheint.
Man nennt den Schwäbischen Jura auch wohl die Rauhe Alp.
Diese Bezeichnung erklärt sich aus der Beschaffenheit der Hochfläche
des Gebirges. Dort ist das Klima rauh; denn die Höhe des Schwäbischen
Jura ist bedeutend, und die Gebirge im Norden bieten nur wenig Schutz
vor den kalten Winden. Der Boden ist wasserarm und stellenweise
gar nicht anbaufähig. Der weiße Jurakalk ist nämlich sehr zerklüftet;
er hält deshalb das Regenwasser nicht fest, weshalb dieses immer in
die Tiefe sickert. Die vorhandene Ackerkrume ist sehr dünn und liefert
daher nur geringe Erträge. Der Ackerbau ist deshalb nur wenig
lohnend. Der Kalkboden erzeugt jedoch reichlich gewürzhafte Kräuter,
welche besonders zur Viehweide dienen. Die Schafzucht kann daher
mit Erfolg betrieben werden; namentlich gilt das von der Hochfläche
des Fränkischen Jura. Die des Schwäbischen Jura ist etwa zur Hälfte
bepflanzt; das übrige ist kahl oder mit niedrigem Gehölze bewachsen.
Keineswegs aber dars man die Rauhe Alp als ein durchaus unfrucht-
bares und unergiebiges Gebiet hinstellen. Das Gebirge ist auf seinem
Rücken nur sehr spärlich bevölkert, weil die Erwerbsverhältnisse un-
günstig sind. Nur wenige und dazu ärmliche Dörfer sind dort zu
finden. Gar oft tritt die Not des Lebens an die Bewohner heran;
nicht selten haben sie den Mangel an Wasser zu beklagen. Bisher
mußte man sich zum Teil mit dem von den Dächern herabfließenden
Regenwaffer begnügen; jetzt versorgt man die Alpbewohner durch Pump-
werke und weit ausgebreitete Röhrennetze aus dem Tale mit Wasser.
Milder und ergiebiger sind die Abhänge und Täler des Jura.
Letztere sind sehr wasserreich und weisen daher auch ein üppiges
Pflanzenleben auf. Das durchgesickerte Wasfer sammelt sich im Innern
des Gebirges und bricht am Fuße desselben in mächtigen Quellen
hervor, um die zahlreichen Quertäler zu bewässern, welche im Laufe
der Zeit von dem unablässig rinnenden Wasser tief ausgewaschen werden.
Den anmutigen Ortschaften verleihen schöne Gärten und ausgedehnte
Obsthaine eine reizende Umgebung. An den Ufern der wasserreichen
Bäche breiten sich saftige Wiefen aus, die mit ergiebigen Feldern ab-
wechseln. Die Abhänge der Täler werden durch prächtige Laubwälder
geschmückt. Einen herrlichen Anblick gewährt ein solches im Frühlinge,
wenn es in schneeigem Blütenflore prangt. Die Juratäler ernähren
eine zahlreichere und durchweg wohlhabendere Bevölkerung als die
Hochflächen; die wichtigsten Erwerbszweige sind dort Ackerbau, Vieh-
zucht und Obstbau.
Von mineralischen Schätzen des Jura ist besonders eine Art
Kalkschiefer zu nennen, der in dünnen, leicht voneinander zu lösenden
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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wovon etwa 4/5 auf Baden entfallen. Das Gebirge hat seinen Namen
von den dunkelgrünen Nadelwaldungen auf seinen Höhen, welche ihm
ein düsteres Aussehen verleihen. („Der Schwarzwald steht voll finsterer
Tannen". Freiligrath.)
b) Natur des Gebirges. Der höchste Punkt des Gebirges
ist der im Süden gelegene 1495 m hohe Feldberg. In seiner
Nähe liegt eine ganze Gruppe von Bergen, die ihm an Höhe
ziemlich nahekommen, so der pyramidenförmige Belchen und der
fchönbewaldete Blauen. Die Berge ragen nicht als freie Felsspitzen
empor, sondern sie wölben sich zu abgerundeten Kuppen. Ein scharfer
Kamm fehlt dem Gebirge, das nur breite Bergrücken aufweist. Gegen
die Rheinebene hin fällt der Schwarzwald steil ab und ist daher hier
scharf begrenzt, während er sich nach Osten in weite Hochebenen verliert.
Er ist sehr wasserreich, weshalb zahlreiche Bäche und Flüßchen die
vielen Täler und Schluchten desselben durcheilen und manchen schönen
Wasserfall bilden. Die Gewäffer fließen im Süden und Westen zum
Rhein, im Osten zur Donau und zum Neckar. Die wichtigsten Täler
sind die der Dreisam, Kinzig und Murg, welche das Gebirge erschließen
und beleben. Durch das Kinzigtal, das breit gegen Ossenburg
ausläuft und den Schwarzwald in einen oberen (südliche Hälfte) und
einen unteren (nördliche Hälfte) teilt, führt die Schwarzwaldbahn, die
großartigste Gebirgsbahn Deutschlands, in das Herz des Gebirges
hinein bis zu einer Höhe von 800 in. Sie geht 38mal durch einen
Tunnel. Durch das großartig wilde Höllental (Nebental der
Dreisam) sührt eine Eisenbahn über den Feldbergsattel. Viele Seen
krönen die Höhen des Schwarzwaldes. In fichtenbewachsenem Kessel
liegt der düstere Feldbergsee, dessen Wasser durch das grüne
Bärental in den anmutigen Titisee abfließen. Auch im Bereich des
Kniebis liegen mehrere Seen. Zu nennen ist der Mummelsee, „der
dunkle See", aus dem die Ach er abfließt. In der Mitte ist das
fischlose Becken fast grundlos; oft hängen sich Nebel an seinen
Rand, und bei stürmischer Witterung ist ein unterirdisches Murren
und Aufstrudeln wahrzunehmen. So erklärt es sich, daß der See
Mittelpunkt vieler Sagen geworden ist. Namentlich sollen dort
Seefräulein hausen, die den Bewohnern der Nachbardörfer oft
hilfreich zur Hand gehen und im Mondlicht ihren luftigen Reigen
um den See schlingen. Sie hüten auch wohl die Heilquellen, die am
Kniebis sprudeln. Vielbesuchte Badeorte des Schwarzwaldes sind
Baden-Baden und Wildbad (vgl. S. 12).
Die Niederungen des Schwarzwaldes im Rheintale haben ein
mildes Klima. Hier wird das Auge ergötzt durch üppige Saatfelder,
Obstgärten, Rebenhügel und prächtige Laubwaldungen. Weiter oben
weht eine rauhere Luft, die dem Laubwalde nicht mehr znfagt. Dort
sindet man die düsteren Tannenforsten, die bei Regenwetter beinahe
eine schwarze Farbe annehmen. Auch wollen in dieser Höhe kaum noch
Hafer und Kartoffeln gedeihen. Noch höher hinauf aber hört aller
Äckerbau auf, und die Nadelhölzer schrumpfen bald zu niederem Krumm-
holz zusammen. Manche der höchsten Kuppen sind ganz kahl.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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An den Schwarzwald schließt sich das bis zum Neckar reichende
Neckarbergland, das niedrig, flachwellig und gut angebaut ist.
4. Der Odenwald liegt zwischen Neckar und Main. Er ist ein
55 bis 65 km langes, durchschnittlich 40 km breites und etwa 400 m
hohes Berg- und Hügelland, also bedeutend niedriger als der Schwarz-
wald. Nach der Rheinebene sällt er steil ab, nach Osten geht er all-
mählich in die Hochebene des sog. badischen Baulandes über. Der
höchste Berg ist der Katzenbuckel (628 m). Eine schönere Aussicht
bietet der Malchen (fälschlich Melibocus genannt, 518 in). Weithin
schweifen die Blicke über die herrliche Ebene, durch welche der mächtige
Rheinstrom sich hinwindet. Nach Südwesten zu, wo die Rheinpfalz
sich ausbreitet, steigen am Horizonte die Höhen des Hartgebirges auf,
und durch dünnen Nebel schimmern die Türme von Speyer. Mehr
nach Süden hin tauchen die Türme von Mannheim auf. Der Blick
reicht bis zum Schwarzwald und den Vogesen. Gegen Norden erheben sich
der Spessart, der Taunus und der Hunsrück. Der Name „Odenwald",
welcher öder Wald bedeutet, ist wenig zutreffend und höchstens für den oft-
lichen Teil des Gebirges paffend. Der wildeste und rauheste Strich
des Odenwaldes liegt in der Gegend des Katzenbuckels und heißt
Winterhauch. Die Höhen sind größtenteils bewaldet. Im Westen
finden sich Laubwälder, im Osten Nadelholzungen. Unter jenen herrschen
junge Eichenpflanzungen vor, aus denen Lohe gewonnen wird. Im
Westen weist das Gebirge nicht nur in den Tälern, sondern auch an
den Abhängen Obst- und Weinpflanzungen, grüne Wiesen und srucht-
bare Äcker auf. Dort stehen deshalb Obst- und Weinbau, Ackerbau
und Viehzucht in Blüte. Eine besonders schöne Gegend des Oden-
waldes ist die Bergstraße. Darunter versteht man die am Fuße
des gegen die Rheinebene abfallenden Odenwaldes hinlaufende, zum
Teil mit Walnußbäumen bepflanzte, wahrscheinlich schon von den
Römern angefangene Kunststraße. Sie erstreckt sich in einer Länge
von mehr als 50 km von Darmstadt bis Heidelberg. Auf der West-
feite wird sie von der schönen, mit Dörfern besäten Rheinebene und
im Osten von der terrassenförmig sich erhebenden ersten Bergkette des
Odenwaldes begleitet, an deren Abhänge und Fuße Reben mit Obst-
bäumen aller Art abwechseln, und deren Gipfel dichte Laubwaldungen
tragen. Aus diesen erheben sich die zum Teil noch gut erhaltenen
Ruinen zahlreicher alter Ritterburgen. Der Odenwald ist dicht bevölkert.
Am Fuß der Berge und in der Ebene findet man meist wohlhabende
Dörfer, darunter mehrere mit einer Ausdehnung von 7 km. In
dieser sind nach der Weise der altdeutschen Ansiedelungen die Häuser
mit den der Familie gehörigen Äckern und Gärten umgeben. Viele
schöne Sagen entstammen dem Odenwald. Da wird erzählt von den
Jagdzügen der Burgunderkönige, welche in Worms Hof hielten; von
dem kühnen Helden Siegfried, der von dem grimmen Hagen in den
düsteren Waldungen des östlichen Gebirges erschlagen wurde (Sieg-
friedsbrunnen bei Grasellenbach); vom Ritter St. Georg, welcher einen
gräßlichen Lindwurm tötete, und vom Rodensteiner und seinem wilden
Heere, dessen Burg „Rodenstein" in der neueren Zeit durch die
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Hagen Georg
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dar; es erscheint wie eine gewaltige Mauer, die sich in einer Höhe
von über 1000 in über das an seinem Fuße ausgebreitete schlesische
Hügeltand erhebt. In seinem mittleren Teile zerfällt das Gebirge in
zwei gleichlaufende Riesenkämme, von denen der eine auf schlesischer,
der andere auf böhmischer Seite liegt. Beide hängen an ihren Enden
durch Hochflächen zusammen, sind aber sonst durch das Längstal der
Sieben Gründe voneinander geschieden. Durch eine tiefe Schlucht in
dem südlichen Kamme bahnt sich die Elbe einen Weg in die böhmische
Ebene.
Unten in den Tälern und am Fuße des Riesengebirg'es sieht
man wogende Getreidefelder und grasreiche Wiesen, sowie herrliche
Laub- und Nadelwälder, welche sich auf den niedrigen Vorbergen bis
zum Gipfel hinaufziehen. Je höher man im Gebirge hinaufsteigt, desto
kahler und stiller wird es. Die Laubbäume verschwinden ganz, und
die Tannen und Fichten werden immer kleiner und dürstiger. Ebenso
verstummt der Gesang der Vögel; an seine Stelle tritt das Rauschen
wild dahinfließender Berggewässer. Die nackten Felsen treten immer
mehr zu Tage, bis dann oben auf dem Kamme selbst von Pflanzen
nichts mehr zu sehen ist als die Zwergkiefer, das fog. Knieholz, welches
feine Äste auf der Erde ausbreitet, und einige Flechten und Moose,
denen selbst die Stürme und die grausige Kälte eines 9 Monate langen
Winters nichts anhaben. Die höchsten Teile des Gebirges weisen kahle
Felskegel und große Felstrümmer auf. Überhaupt erinnert es unter-
allen deutschen Gebirgen am meisten an die Alpen.
Dörfer gibt es in den hoch liegenden Gegenden des Gebirges
nicht, wohl aber viele zerstreute Wohnungen, Bauden (vgl. „Buden"
und „bauen") genannt. Sie sind eine Art von Sennhütten. Man
zählt deren wohl an 3000. Ihre Bewohner treiben Rindvieh- und
Ziegenzucht und halten gegen 20000 Kühe und 12000 Ziegen. Diese
Bauden sind von Holz und auf einer steinernen Grundlage erbaut,
welche 2 in über dem Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das
überhängende Dach vor Wind und Wetter geschützt. Die Wohnstube,
mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet,
ist geräumig; daneben befindet sich eine Kammer und gegenüber, durch
Hausstur und Küche getrennt, der Stall. Das Dach ist mit schindeln
bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen stehenden Bauden an der
Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demselben ist der Futter-
vorrat und zuweilen die Schlafstelle für einen Teil der Familie oder
der im Sommer zahlreich erscheinenden Gäste.
Zu Beginn des Sommers (um Johannistag, 24. Juni) treiben
die Bewohner dieser einsamen Berghütten und der Dörfer am Fuße des
Gebirges ihre Herden zu Berge. Beim Schalle langer hölzerner Schal-
meien, Hellahörner genannt, bei fröhlichem Gesang und dem Geläute
der Glocken, deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am
Halse trägt, treibt man die blökenden Herden zwischen Fichten und
Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches nun
14—15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen widerhallt. Das
Vieh findet in den kräftigen Kräutern der Bergwiesen eine vortreffliche
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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— 103 —
anderen die Pferde. Mit den Köpfen fchauen die Tiere nach der
Tenne. Über den Ställen wird Futter, Brennholz, Torf und Stroh
aufbewahrt. Nachdem man die Tenne durchschritten hat, gelangt man
in die Küche, welche die ganze Breite des Hauses einnimmt. In der-
selben ist ein niedriger Herd. Ein tüchtiges Holzfeuer brennt darauf.
Um dasselbe herum'stehen die rußigen Töpfe, entweder flach auf dem
Herde oder auf eisernen Dreifüßen, oder sie hängen an rußbedeckten
Länghaken (Lenghalen) über der Flamme. Da häufig kein Schornstein
vorhanden ist, sucht sich der Rauch einen Ausweg durch Türen und
Fenster oder auch durch die Bodenluke. So ist die Küche meist voll
Rauch und zum Räuchern des Fleisches daher vortrefflich geeignet.
In der Küche verrichtet der Bauer seine täglichen Geschäfte; sie ist der
eigentliche Mittelpunkt des ganzen Hauses. Aus der Küche tritt
man nach der einen Seite aus den Hof, wo der Brunnen steht; auch
Eichen und Linden, von beiden oft uralte, riesige Bäume, sieht man
da. Nach der anderen Seite kommt man in den Garten. Hinter
der Küche liegen die Wohn- und Schlafräume. Der Giebel der
Häuser endet in zwei sich kreuzenden, in Holz geschnittenen Pferde-
köpfen. Diese find ein Überbleibsel des sächsischen Wappens, welches
ein weißes, springendes Roß war. Der ganze Hof ist von Bäumen
und Buschwerk umgeben, so daß er wie im Grün begraben erscheint.
Eine Anzahl von Höfen bildet eine Bauernschaft, mehrere Bauern-
schaften ein Kirchspiel. Das Hofgut wird nicht geteilt, sondern geht
beim Tode des Vaters aus den ältesten Sohn über. Die anderen
Kinder werden mit Geld abgefunden. Finden sie nicht auf andere
Weise ein sicheres Auskommen, so bleiben sie aus dem Hofe im Dienste
des Bruders. Das ist uralte, sächsische Sitte, und an dem, was von
den Vätern überliefert ist, hält der Münsterländer fest.
6. Die Lüneburger Heide, a) Allgemeines. Ein großer Teil
des norddeutschen Tieflandes hat magern Sandboden, der vielfach nur
mit Heidekraut bewachsen ist und keinen Anbau gestattet. Das ist
das Gebiet des Geestlandes (geest oder güst — trocken, öde, unfrucht-
bar). Der größte Teil desselben ist die Lüneburger Heide.
b) Lage, Ausdehnung und Name. Sie breitet sich östlich
der Weser zwischen Lüneburg und Celle aus. Ihre Länge beträgt
über 100 km, ihr Flächeninhalt 11000 qkm, d. i. mehr als- die
Hälfte der Provinz Westfalen. Die Heide hat ihren Namen sowohl
von der an ihrem Nordostrande gelegenen Stadt Lüneburg als davon,
daß weite Strecken darin mit Heidekraut bewachsen sind.
c) Die Natur der Heide. Die Lüneburger Heide ist eine
wellige Hochebene von nur geringer Erhebung. Daß sie höher liegt
als die angrenzenden Landschaften, erkennt man deutlich, wenn man
sich ihr von Norden nähert. Dann glaubt man am fernen Horizonte
einen Niedern Gebirgszug wahrzunehmen, aus dem die Flüffe in tief
eingeschnittenen Tälern hervortreten. Ihre breiten Rücken erheben sich
bis zu 130 m; ihr höchster Punkt aber (der Wilseder Berg) steigt
bis zu 170 m an. Von Süden gesehen, wohin sie sich sehr sanft ab-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Ortsnamen: Heide Lüneburger_Heide Lüneburg Celle Westfalen Lüneburg Heide
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dacht, macht sie den Eindruck einer endlosen Ebene. Der Boden besteht
meistens aus Sand und ist deshalb zum Anbau nur wenig geeignet.
Die Lüneburger Heide gehört daher zu den ödesten Landstrichen unseres
Vaterlandes. In manchen Teilen derselben findet man stundenweit
nichts als Heidekraut, wodurch die Landschaft ein ernstes, eintöniges
und reizloses Aussehen erhält. Wenn aber im Juli und August die
Heide blüht, ist das Kleid der Gegend voll zarter Schönheit. Un-
zählige Bienen fliegen dann summend über den Blütenteppich. Von
Sträuchern finden sich Ginster und Wacholder. Die Heide hat auch
viel Waldung aufzuweisen. Einzelne Forsten haben eine beträchtliche )
Größe. Den Hauptbestand der Wälder bildet die Kiefer; aber wo
Höhen oder Niederungen besseren Boden tragen, da ladet uns der
Schatten glattstämmiger Buchen und kräftiger Eichen ein. Einen lieb-
liehen Gegensatz zu den grauen Heideflächen bilden die tiefeingefchnittenen
Heidetäler, die von plätschernden Bächen durchrieselt werden. An
ihren Ufern breiten sich Wiesen und Felder aus; Eicheu und Erlen
spiegeln sich in seiner klaren Flut. An den Gewässern liegen auch
die kleinen Heidedörfer, deren Bewohner das Wasser wohl zu schätzen
und sorgsam auszunutzen wissen. Sie bauen in dem sandigen Boden
außer Kartoffeln, Gerste, Hafer und Roggen hauptsächlich Buchweizen,
der auch in ganz magerm Erdreich noch gedeiht und die Hauptnahrung
des Heidebewohners ist. Durch Anwendung künstlicher Düngemittel
sucht man immer mehr Boden anbaufähig zu machen; andere Gegenden
werden aufgeforstet, fo daß die eigentliche Heide immer mehr schwindet.
ä) Erwerbsverhältnisse. Aus der Beschaffenheit des Bodens
der Lüneburger Heide folgt, daß der Ackerbau dort keine große
Bedeutung hat. Wichtiger ist die Viehzucht. Da es an ausreichendem
Wiesenlande fehlt, kann Rindvieh nur in beschränktem Maße gehalten
werden. Anders steht es mit den Schafen. Was dem Marschbauer
das Rind, das sind sür den Heidebewohner die Heidschnuckeu, d. i.
kleine, gehörnte Schafe von dunkler Farbe. Ihr schmackhaftes Fleisch
liefert ihm manchen Braten, und aus der groben Wolle verfertigt er
fast alle seine Kleidungsstücke. Die Tiere erfordern nur eine geringe
Pflege. Sobald der Frühling seinen Einzug hält, zieht^der Schäfer
mit feiner Herde hinaus in die Heide, deren junge Sprossen den
genügsamen Tieren reichliche Nahrung bieten. Der Hirt füllt feine
Mußezeit mit Strümpfestricken und andern Arbeiten aus. Seitdem
man angefangen hat, die Heide in anbaufähiges Land umzuwandeln
oder mit Bäumen zu bepflanzen, ist die Zahl der nützlichen Tiere
bedeutend zurückgegangen. Sehr lohnend ist die Bienenzucht, für
welche das Heidekraut ebenfalls die Grundlage bildet. Im Frühling
werden die Bienenstöcke in die Rübsamenselder gestellt. Sind diese
abgeblüht, was ungefähr Mitte Juni der Fall ist, dann geht's in die
süße, honigreiche, wenn auch unscheinbare Buchweizenblüte. Im Juli
bringt der Imker seine Stöcke in die blühende Heide; hier bleiben sie,
bis sie mit Honig gefüllt sind. In sonnigen, blumenreichen Jahren
macht sich die mühevolle Arbeit des Imkers gut bezahlt. Der Honig
wird zum Teil von den Heidebewohnern statt Zucker und Butter
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
— 115 —
fruchtbare Erdreich wieder herauszuschaffen. Trotzdem besitzt der Niede-
runger eine große Anhänglichkeit an seine Heimat. Er verläßt sie
nicht, und sollte sie auch Jahr für Jahr überschwemmt werden. Lieber
will er in der Niederung ertrinken, als auf der Höhe verhungern.
Vor ihrer Mündung teilt sich die Weichsel mehrmals. Ihre
Hauptmündungsarme sind die Nogat und die Weichsel. Die Nogat,
der rechte Arm, ergießt sich in das Frische Haff. An ihr liegt
Marienburg mit dem Ordenshause des Deutschen Ritterordens und
in ihrer Nähe die Handelsstadt Elbing. Der linke Hauptarm, die
Alte Weichsel, fließt nach Norden weiter an Dirschau vorbei, wo
eine gewaltige Eisenbahnbrücke den Fluß überspannt, und teilt sich
später in die Elbinger und die Danziger Weichsel. Erstere geht
ebenfalls zum Frischen Haff, ist aber sehr wasserarm und versandet.
Die Danziger Weichsel nimmt ihren Weg nach Westen, der Küste ent-
lang, von der sie durch eine Dünenkette geschieden ist. Früher mündete
sie bei Neufahrwasser; 1840 aber brach sich der Fluß bei einem
Eisgang einen Weg durch die Dünen, so daß er nunmehr einen großen
Teil seines Wassers bei Neufähr in die Danziger Bucht ergießt. Seit
zehn Jahren nimmt der größte Teil des Weichselwassers seinen Weg
durch einem 300 m breiten, von Dämmen eingefaßten Mündungskanal,
der sich in geradliniger Verlängerung an die Nordrichtung der Weichsel
anschließt. An der Danziger Weichsel liegt die Festung und See-
Handelsstadt Danzig.
Von links wird die Weichsel durch die Brahe und das Schwarz-
wasser verstärkt.
Das Weichseltal wird auf beiden Seiten von höher gelegenem
Hügellande umsäumt, das zu dem Baltischen Landrücken gehört. Das
östliche Höhenland ist ein Teil der preußischen Seenplatte, Sein süd-
licher Teil ist das fruchtbare Eulmerland, das vorzüglichen Weizen-
boden hat.
Westlich von der Weichsel liegt das Hochland von Pommerellen,
das zur Hommerschen Seenplatte zu zählen ist. Der nördliche Teil des
genannten Hochlandes ist die unfruchtbare Kassubei. Ihre Bewohner,
die Kafsuben, sind Nachkommen eines alten slawischen Volksstammes,
haben aber im Laufe der Zeil viel polnisches Wesen angenommen.
Die Kafsuben in Westpreußen gehören meistens der katholischen Kirche
an, während die in Pommern evangelisch sind. Ihre Sprache ist der
polnischen so verwandt, daß sich ein Kassube mit einem Polen leicht
verständigen kann. Sie sind meist arm und wohnen in Hütten von
Lehmwänden mit Strohdächern und kleinen Fenstern.
Noch unfruchtbarer ist die südlich der Kassubei gelegene Tucheler
Heide, Die auf 2700 qkm geschätzte Fläche besteht zum größten Teil
aus sandigem Boden, der mit Kiefern bewachsen ist. Wo er von
Flüssen und Seen durchschnitten wird, wechseln die Kiefern mit Erlen,
Birken, Efpen, Buchen und Ahornbäumen ab. Das Land ist zum
Ackerbau wenig tauglich; man baut hier nur Buchweizen, Hafer und
Kartoffeln. Weideland ist nur in der unmittelbaren Nähe der Ge-
wässer anzutreffen. Die Tucheler Heide wird durchflössen von dem
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TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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4-15 km breit. In der Mitte desselben liegt die Stadt Lübben.
Der Spree fehlt es hier an Gefälle. Sie teilt sich daher in eine un-
zählige Menge von Armen, welche netzartig die weite Niederung durch-
ziehen und bei hohem Wasserstande völlig überschwemmen. Außerdem
gibt es da auch viele Gräben, die man einst mühsam mit dem Spaten
gegraben hat, um das Sumpfland zu entwässern und Wiesen und
Gartenland zu gewinnen. Zwischen den Flußarmen und Gräben liegen
kleine Inseln. Manche davon sind so klein, daß nur ein Haus und
ein kleiner Gemüsegarten darauf Platz fanden. Ein Teil des Spree-
waldes ist in meist künstlich erhöhtes, fruchtbares Wiesen- und Garten-
land verwandelt worden, welches den üppigsten Graswuchs zeigt. Ein
anderer Teil bildet noch jetzt eine beträchtliche Waldmasse. Die vor-
herrschende Holzart ist die Erle; doch findet man auch Eschen, Buchen,
Eichen, Weiden und Kiefern. Die meist einstöckigen Wohnungen,
welche zerstreut liegen, erheben sich auf kleinen natürlichen Erhöhungen
und sind von Wiesen, Wäldern und Wasserläufen umrahmt. Mächtige
Baumgruppen überragen dieselben und verhüllen das bemooste hohe
Strohdach, daß es schon in geringer Entfernung den Blicken ent-
schwindet. In der Nähe der Wohnung liegt das dazu gehörige Acker-
feld, und an diefes grenzt die Wiese. In alter Zeit befand sich im
Spreewald ein undurchdringlicher Bruchwald, den die Wenden zum
Zufluchtsort nahmen, als sie vor den Deutschen nach Osten hin weichen
mußten. Nachkommen der Wenden wohnen noch heute im Spree-
walde und haben nach Art ihres Stammes die väterliche Sprache und
Sitte treu bewahrt. Die Männer sind in grobe, graue Leinwand ge-
kleidet. Die Tracht der Frauen ist bunt. Ein rot und gelb geblümtes
Kopftuch ist zum Schutze gegen die Sonnenstrahlen um den Kopf ge-
fchlungen. Die Trauerkleider der Weiber haben eine weiße Farbe.
Die Bewohner beschäftigen sich mit Gartenbau, Viehzucht und Fischerei.
Der Boden erzeugt Meerrettich, Möhren, Kohl und andere Garten-
srüchte in großer Masse. Die reich bewässerten Wiesen liefern reiche
Heuernten. Das Heu und das Gemüse wird meistens zum Verkauf
in die nächsten Städte gebracht. Liegen, die Inseln nahe zusammen,
so sind sie durch eiue Brücke verbunden. Da dieselben nur zum Gehen
dienen, sind sie sehr schmal und bestehen aus einem oder zwei
nebeneinander liegenden Balken, die an den Enden aus starken Baum-
stämmen ruhen. Damit ein mit Heu beladener Kahn bequem darunter
hindurch ; fahren kann, sind sie entsprechend hoch. Da die ganze
Gegend von Flußarmen und Gräben durchzogen ist, so müssen die
Bewohner des Spreewaldes alles, was anderswo zu Fuß, zu Wagen
oder zu Pferd abgemacht wird, in Kähnen verrichten. Diese werden
aus Baumstämmen gezimmert. Mit großer Geschicklichkeit wissen die
Bewohner des Spreewaldes sie zu regieren, und pfeilschnell treibt man
sie durch das Waffer. Alle Ausflüge und Besuche macht man zu
Kahn ab. In ernstem, feierlichem Schweigen folgen auf Kähnen die
Leidtragenden der Leiche eines Verstorbenen, welche im Kahne zum
Gottesacker gebracht wird. Der Förster besucht zu Kahn sein Revier,
verfolgt zu Kahne den Holz- und Grasdieb, fährt zu Kahue zur Jagd.
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Der Ertrag der deutschen Binnen- und Seefischerei deckt das Bedürfnis
bei weitem nicht, so daß eine bedeutende Einfuhr nötig wird. Dieselbe
betrug 1905 43,6 Millionen Mark.
d) Waldkultur.
Der Boden Deutschlands war einst von großen Wäldern bedeckt,
dessen Dickicht die belebenden und erwärmenden Strahlen der Sonne
nicht ganz zu durchdringen vermochten. Das ist im Laufe der Zeit
anders geworden. Immer mehr wurden die Wälder abgetrieben, da-
mit man anbaufähigen Boden gewinne. Auch kurzsichtige Gewinnsucht
ließ manchmal die Axt in den Forsten rücksichtslos wüten. Endlich
aber erkannte man den Einfluß des Waldes auf das Klima, die Feuchtig-
keit der Luft und die Fruchtbarkeit einer Gegend und damit seine
Bedeutung im Haushalte der Natur und tat der unvernünftigen
Entholzung früherer Zeiten Einhalt; man nahm umfangreiche Neu-
aufforstungen vor und hat langsam, aber dauernd, den Waldbestand
wieder vermehrt. Ungefähr x/4 des deutschen Bodens (139 958,7 qkm
oder 25,9°/0) ist mit Wald bewachsen. Nur Schweden, Rußland und
Österreich-Ungarn haben einen größern Forstbestand als Deutschland.
Die Gebirge sind am reichsten bewaldet, was bei manchen (Schwarz-
wald, Odenwald, Thüringer Wald u. a.) schon durch den Namen
angedeutet wird. In den Ebenen findet man Waldungen besonders
da, wo der Boden zum Ackerbau nicht gut verwendet werden kann, so
in Brandenburg, in Ost- und Westpreußen. In dem alten Germanien
herrschte der Laubwald vor. Das ist heute nicht mehr der Fall, da
etwa doppelt soviel Nadel- als Laubwald vorhanden ist. Das kommt
hauptsächlich daher, weil für den Wald nur der weniger ergiebige
Boden, auf dem wohl Nadelhölzer gedeihen, nicht aber Eichen und
Buchen, übrig geblieben ist, und weil Kiefern, Fichten und Tannen
rascher wachsen und daher eine größere Ausbeute des Bodens ermög-
liehen als Laubbäume. Fichten und Tannen kommen hauptsächlich auf
den Gebirgen, Kiefern dagegen in den sandigen Ebenen vor. Das
Holz dient weniger zu Heizzwecken, als dem Eisenbahn-, Maschinen-,
Brücken-, Schiffs- und Hausbau, der Papierbereitung, der Anfertigung
von Möbeln u. dgl. Den Bedarf vermag Deutschland jedoch trotz
seines Waldreichtums nicht zu decken, weshalb es auf fremde Einfuhr
angewiesen ist. Die Einfuhr von Holz und Holzwaren hatte 1905
einen Wert von ungefähr 290 Millionen Mark. Dieser Summe steht
eine Ausfuhr von 54,7 Millionen gegenüber.
e) Der Bergbau.
An vielen Stellen unseres Vaterlandes birgt der Boden eine
reiche Fülle nützlicher Mineralien. Dieselben zu Tage zu fördern, ist
die Aufgabe des Bergbaues, der zwar bis in die älteste Zeit zurück-
reicht, aber erst in der Neuzeit eine weite Ausdehnung erlangt und
sich zu einem der bedeutsamsten Berufszweige entwickelt hat. Das
wichtigste Mineral, das aus der Erde gewonnen wird, ist die Kohle.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Odenwald Brandenburg Germanien Deutschland