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1. Geographie für die Volksschule - S. uncounted

1897 - Hildburghausen : Gadow
Verlag der Herzogl. Hofbuchdruckerei von F. W. Gra(low & Solin in Hildbursrha«scn. Inhalt M) von Jcreger, Lieöerhort. Alphabetisches Verzeichnis nach den L i e d e r a n f ä n g e n. Ade, du liebes Waldesgrün. Als die Römer frech geworden. Am Brunnen vor dem Thore. An der «Zzuelle faß der Knabe. Aus der Jugendzeit. Aus meines Gerzens Grunde. Bringt mir Blut der edlen Reben. Brüder lagert euch im Kreise. Brüder, reicht die Hand zum Bunde. Da streiten sich die Leut' herum. Der Gott, der Eisen wachsen ließ. Deutschland, Deutschland über alles. Der Mai ist gekommen. Die Sonn erwacht mit ihrer Pracht. Die Abendglocken klingen, das Tagwerk. Die Leineweber haben eine saubere Junft. Dort unten in der Mühle saß ich in. Drauß ist alles so prächtig. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede. Gin Ränzlein auf dem Rücken. Ein neues Jahr bricht wieder an. Ein Herz, das sich mit Sorgen quält. Erhebt euch von der Erde, ihr Schläfer Es kann ja nicht immer so bleiben. Es waren zwei Aönigskinder. Es zogen drei Burschen wohl über. Es geht bei gedämpfter Trommelklang Es braust ein Ruf wie Donnerhall. Es ist bestimmt in Gottes Rat. Es, es, es und es, es ist ein harter Schluß. Es war einmal ein Zimmergesell. Fest und unerschütterlich wachsen unsre. Gieb deinen Frieden uns, o Gott. Goldne Abendsonne, wie bist du so schön. Guter Mond, du gehst so stille. %il dir im Siegerkranz, Herrscher. Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Ich geh' durch einen grünen Wald. Ich freue mich, mein Gott, in dir. Im Krug zum grünen Kranze, da kehrt ich. In allen meinen Thaten. Komm, o komme Weihnachtszeit. £obe den Herren, den mächtigen König. Morgenrot, Morgenrot leuchtest mir. Morgen müssen wir verreisen. Morgen marschieren wir. Morgen muß ich weg von hier. Muß i denn, muß i denn zum Städtele. Nun danket alle Gott mit Gerzen. Nun laßt die Glocken von Turm zu Turm. © du fröhliche, o du selige. © Gott, du frommer Gott. ® Meister, o Meister, ich halt's nicht mehr. Cd Straßburg, o Straßburg, du. Sah ein Knab ein Röslein steh'n. Schon die Abendglocken klangen. Sind wir vereint zur guten Stunde. So sei gegrüßt viel tausendmal. So leb denn wohl, du stilles Haus. Stille Nacht, heilige Nacht. Treue Liebe bis zum Grabe schwör ich dir. Was ist das Göttlichste auf dieser. Wem Gott will rechte Gunst erweisen. Wenn die erste Lerche schwirret und das. Wenn ich den Wandrer frage. Wer recht mit Freuden wandern will. Wer hat dich du schöner Wald. Willkommen uns, o schöner Mai. Wohlauf noch getrunken den funkelnden. Zu Mantua in Banden der treue. Zu Straßburg auf der Schanz. Zu beziehen durch jede Buch- und Musikalienhandlung des In- und Auslandes.

2. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 8

1873 - Hildburghausen : Gadow
6 das ihrer Meinung nach von einer Unholdin gesterbte Vieh bei Seite zu schaffen und dieses häusliche Unglück vor dem Manne so lang als möglich zu verheimlichen. Aber ihr Erstaunen ging über Alles, als sie von ungefähr in den Futtertrog sah und einen ganzen Hansen goldner Blätter darin erblickte. Daher schärfte sie geschwind das Küchenmesser, brach den Ziegenleichnam ans und fand im Magenschlunde einen Klumpen Gold, so groß, als einen Paulinerapfel, und so auch nach Verhältniß in den Mägen der Zicklein. Jetzt wußte sie ihres Reichthums kein Ende; doch mit der Besitznehmung empfand sie auch die drückenden Sorgen desselben; sie ward unruhig, scheu, fühlte Herz- klopfen, wußte nicht, ob sie den Schatz in die Lade ver- schließen oder in den Keller vergraben sollte, fürchtete Diebe und Schatzgräber, wollte auch den Knauser Steffen nicht gleich Alles wissen lassen, aus gerechter Besorg- niß, daß er, vom Wuchergeist angetrieben, den Mammon an sich nehmen und sie dennoch nebst den Kindern darben lassen möchte. Sie sann lange, wie sie's klug genug damit anstellen möchte, und fand keinen Rath. Endlich nahm sie ihre Zuflucht zu dem trostreichen Seelenpfleger des Dorfes, berichtete ihm unverhohlen das Abenteuer mit Rübezahl, wie er ihr zu großem Reichthum ver- holfen und was sie dabei für Anliegen habe. Nach- dem er lange nachgesonnen hatte, sagte er: Hör' an, meine Tochter, ich weiß guten Rath für Alles. Wäge mir das Gold zu, daß ich dir's getreulich aufbewahre; dann will ich einen Brief schreiben in welscher Sprache, der soll dahin lauten: dein Bruder, der vor Jahren in die Fremde ging, sei in der Venediger Dienst nach In- dien geschifft und daselbst gestorben, und habe all sein Gut dir im Testament vermacht, mit dem Beding, daß der Pfarrer des Kirchspiels dich bevormunde, damit es dir allein und keinem andern zu Nutz komme. Ich begehre weder Lohn noch Dank von dir; nur gedenke, daß du der heiligen Kirche einen Dank schuldig bist für den Segen, den dir der Himmel bescheert hat, und gelobe ein reiches Meßgewand in die Sakristei. Dieser Rath be- hagte dem Weibe herrlich: er wog in ihrem Beisein das Gold gewissenhaft bis auf ein Quentlein aus, legte es in den Kirchenschatz, und das Weib schied mit frohem und leichtem Herzen von ihm. Rübezahl aber war mittlerweile auch nicht müßig ge-

3. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 30

1873 - Hildburghausen : Gadow
28 den,“ und liess das Bildniss des reichen Almoraddin in eine weite Ferne stellen und befahl den Söhnen, nach den Sternen seiner Augen zu zielen. Nun waren Beide als die besten Bogenschützen in ganz Arabien bekannt. Der Aeltere legte den Pfeil auf die Sehne, zielte und traf in den Stern. Auch der Jüngere er- griff den Bogen, zog den Pfeil aus dem Köcher; aber da er ihn auf denbogen legen wollte, bedachte er sich, warf sich vor dem Kadi nieder und sagte: „Verzeih, Herr, wenn ich Dein Gebot nicht erfülle. Aber ich denke an die Güte meines Vaters, und wie oft ich an seinen Augen gehangen und wie freundlich mir diese Augen zugewinkt haben. Kann ich nur so, wie Du geboten hast, zu seinem Erbe kommen, so will ich lieber für immer Verzicht darauf thun.“ Jetzt glaubte der ältere Bruder des Sieges gewiss zu sein. Aber der Kadi hob mit der Hand den jüngern von der Erde auf, berührte ihm die Stirn und sagte: „Du hast dich als Almoraddins ächten Sohn bewährt. Denn der ist ein wahrer und ächter Sohn, der das Andenken seines Vaters in Ehren hält und mehr ihn als seine Schätze liebt. Darum geh hin und nimm, was dir gebührt.“ Und jener ging und ward ein grosser Emir. So wie er sich aber bei dem Prozesse als einen guten Sohn be- wiesen hatte, so war er auch kein schlechterer Bruder. Denn in seinem Glücke theilte er seinem ältern Bruder reichlich mit, was er bedurfte, und machte auch ihn reich, ohne sein Erbe zu schmälern oder dem Willen seines Vaters entgegen zu handeln. 7. Kindesdank und Undank. Man findet gar oft, wenn man ein wenig aufmerk- sanl ist, daß Menschen im Alter von ihren Kindern wie- der ebenso behandelt werden, wie sie einst ihre, alten und kraftlosen Eltern behandelt haben. Es geht auch begreiflich zu. Die Kinder lernen's von den Eltern; sie sehen's und hören's nicht anders und folgen dem Bei- spiele. So wird es auf dem natürlichsten und sichersten Wege wahr, was gesagt wird und geschrieben ist, daß der Eltern Segen und Fluch auf den Kindern ruhe und sie nicht verfehle. Man hat darüber unter andern zwei Erzählungen, von denen die erste Nachahmung und die zweite große Beherzigung verdient.

4. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 31

1873 - Hildburghausen : Gadow
29 Ein Fürst traf auf einem Spazierritte einen fleißigen und frohen Landmann an dem Ackergeschäft an und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein. Nach einigen Fragen erfuhr er, daß der Acker nicht sein Eigenthum sei, sondern daß er als Taglöhner täglich um 15 kr. arbeite. Der Fürst, der für sein schweres Regiernngsgeschäft freilich mehr Geld brauchte und zu verzehren hatte, konnte es in der Ge- schwindigkeit nicht ausrechnen, wie es möglich sei, täglich mit 15 kr. auszureichen und noch so frohen Muthes dabei zu sein, und verwunderte sich darüber. Aber der brave Mann im Zwilchrock erwiederte ihm: „Es wäre mir s übel gefehlt, wenn ich so viel brauchte. Mir muß ein Drittheil davon genügen; mit einem Drittheil zahle ich meine Schulden ab, und den übrigen Drittheil lege ich auf Kapitalien an/' Das war dem guten Fürsten ein neues Räthsel. Aber der fröhliche Landmann fuhr fort und sagte: „Ich theile meinen Verdienst mit meinen alten Eltern, die nicht mehr arbeiten können, und mit meinen Kindern, die es erst lernen müssen; jenen vergelte ich die Liebe, die sie nnr in meiner Kindheit erwiesen haben, und von diesen hoffe ich, daß sie mich einst in meinem müden Alter auch nicht verlassen werden." War das nicht artig gesagt und noch schöner und edler gedacht und gehandelt? Der Fürst belohnte die Rechtschaffenheit des wackern Mannes, sorgte für seine Söhne, und der Segen, den ihm seine sterbenden Eltern gaben, wurde ihm im Alter von seinen dankbaren Kindern durch Liebe und Unterstützung redlich entrichtet. Aber ein Anderer ging mit seinem Vater, welcher durch Alter und Kränklichkeit freilich wunderlich gewor- den war, so übel um, daß dieser wünschte, in ein Armen- spital gebracht zu werden, das im nämlichen Orte war. Dort hoffte er wenigstens bei dürftiger Pflege von den Vorwürfen frei zu werden, die ihm daheim die letzten Tage seines Lebens verbitterten. Das war dem undank- baren Sohne ein willkommenes Wort. Ehe die Sonne hinter den Bergen hinabging, war dem armen, alten Greis sein Wunsch erfüllt. Aber dieser fand im Spital auch nicht Alles, wie er es wünschte. Wenigstens ließ er seinen Sohn nach einiger Zeit bitten, ihm die letzte Wohlthat zu erweisen und ihm ein paar Leintücher zu schicken, damit er nicht alle Nacht auf bloßem Stroh schla- fen müßte. Der Sohn suchte die zwei schlechtesten, die er hatte, heraus und befahl seinem zehnjährigen Kinde, sie

5. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 35

1873 - Hildburghausen : Gadow
33 „Du denkst dir wohl die Erde noch als ein Haus der Lust, „Mein Sohn, das ist nicht also; sei dessen früh bewußt! „Nach Eimern zählt das Unglück, nach Tropfen zählt das Glück; „Ich geb' in tausend Eimern zwei Tropfen kaum zurück!" Der König spricht's und scheidet. Der Sohn begriff ihn nicht; Er sieht noch rosenfarben die Welt im Maienlicht. Zu Throne sitzt er lächelnd; beweisen will er's klar, Wie sehr getäuscht sein Vater von düstrem Geiste war. Und auf das Dach des Hauses, grad über seinen Saal, Worin er schläft und sinnet und sitzt am frohen Mahl, Läßt er ein Glöcklein hängen von hellem Silberklang/ Das läutet, wie er unten nur leise rührt den Strang. Den aber will er rühren (so thut er's kund im Land), So oft er sich recht glücklich in seinem Sinn empfand; Und traun! zu wissen glaubt er's, da wird kein Tag entflieh'n, An dem er nicht mit Rechten das Glöcklein dürfte zieh'n. Und Tag' um Tage heben ihr rosig Haupt empor; Doch Abends, wenn sie's senken, trägt's einen Trauerflor. Oft langt er nach dem Seile, das Auge klar und licht: — Da zuckt ihm was durch's Jnn're, das Seil berührt er nicht. Einst tritt er, voll des Glückes erhörter Freundschaft, hin: „Ausläuten," ruft er, „will ich's, wie hoch beglückt ich bin." Da keucht ein Bot' ins Zimmer, der's minder spricht als weint: „Herr, den Du Freund geheißen, verrieth Dich wie ein Feind!" Einst fliegt er, voll des Glückes erhörter Lieb', herein; „Mein Glück, mein Glück," so ruft er, „muß ausgeläutet sein!" Da kommt sein blasser Kanzler und murmelt bang und scheu: „Herr, blüht denn auch dem König hienieden keine Treu?" Der König mag's verwinden, er hat ja noch sein Land Und einen vollen Säckel und eine mächt'ge Hand; Er hat noch grüne Felder, noch Wiesen voll von Duft, Und drauf den Fleiß der Menschen und drüber Gottes Luft! Th. Lesebuch. Z

6. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 41

1873 - Hildburghausen : Gadow
39 Hier schlug ihr, indem sie im Schweiße zerquoll, Das bebende Herz wie ein Hammer; Und drittes noch lauteres Brüllen erscholl, Als wär's vor dem Bett in der Kammer. Nun sprang sie mit wildem Entsetzen heraus, Stieß auf die Laden der Zelle: Schon strahlte der Morgen, der Dämmerung Graus Wich seiner erfreulichen Helle. Und als sie mit heiligem Kreuz sich versehn: „Gott helfe mir gnädiglich, Amen!" Da wagte sie's, zitternd zum Stalle zu gehn In Gottes allmächtigem Namen. O Wunder! Hier kehrte die herrlichste Kuh, So glatt und so blank wie ein Spiegel, Die Stirne mit silbernen Sternchen ihr zu; Vor Staunen entsank ihr der Riegel. Dort füllte die Krippe frisch duftender Klee Und Heu den Stall, sie zu nähren; Hier leuchtet ein Eimerchen, weiß wie der Schnee, Die strotzenden Euter zu leeren. Sie trug ein zierlich beschriebenes Blatt Um Stirn und Hörner gewunden: „Zum Troste der guten Frau Magdalis hat N. N. hierher mich gebunden." Gott hatt' es ihm gnädig verliehen, die Noth Des Armen so wohl zu ermessen. Gott hatt' ihm verliehen ein Stücklein Brod, Das konnt' er allein nicht essen. Mir däucht, ich wäre von Gott ersehn, Was gut und was schön ist, zu preisen: Daher besing' ich, was gut ist und schön, In schlicht einfältigen Weisen. 15. Herr Charles*). Ein Kaufmann in Petersburg, von Geburt ein Franzose, wiegte eben sein wunderschönes Büblein auf dem Knie und machte ein Gesicht dazu, daß er ein wohl- ) Sprich: Scharl.

7. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 74

1873 - Hildburghausen : Gadow
72 Wo geht's zum frohen Alter? Sprecht, Wo ist der Weg zu Ehr' und Nuh? Grad vor dir hin in Mäßigkeit Mit stillem Sinn in Pflicht und Recht. Und führt zum Kreuzweg dich die Spur, Und weißt du nicht den rechten Pfad, So frage beim Gewissen an, Es kann ja deutsch — ihm folge nur. Wo ist der Weg zum Leichenstein? Ach frage nicht! Geh', wo du willst; Zur stillen Gruft im kühlen Grund Führt jeder Weg, kannst sicher sein. In Gottesfurcht nur wandle hier! Das rath' ich dir, so viel ich kann. Ein heimlich Pförtchen hat das Grab, Und Manches zeigt es jenseits dir. 34. Tobias Witt. Herr Tobias Witt war ans einer nur massigen Stadt gebürtig und nie weit über die nächsten Dörfer gekom- men. Dennoch hatte er mehr von der Welt gesehen, als Mancher, der sein Erbtheil in Paris oder Neapel verzehrt hat. Er erzählte gern allerhand kleine Geschichtchen, die er sich hie und da aus eigner Erfahrung gesammelt hatte. Poetisches Verdienst hatten sie wenig, aber desto mehr praktisches, und das Besonderste an ihnen war, dass ihrer je zwei und zwei zusammengehörten. Einmal lobte ihn ein junger Bekannter, Herr Till, seiner Klugheit wegen. — Ei, fing der alte Witt an und schmunzelte: Wär’ ich denn wirklich so klug? Die ganze Welt sagt’s, Herr Witt. Und weil ich es auch gern würde — — Je nun, wenn Er das werden will; das ist leicht. Er muss nur fleissig Acht geben, Herr Till, wie es die Narren machen. Was? wie es die Narren machen? Ja, Herr Till! Und muss es dann anders machen, wie die. Als zum Exempel? Als zum Eifempel, Herr Till! So lebte dahier in meiner Jugend ein alter Rechenmeister, ein dürres, gräm-

8. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 52

1873 - Hildburghausen : Gadow
50 einer! Der Aufruf wurde wiederholt. Kein Fuß bewegte sich; und wollte der Kommandant geplündert haben, so hätte er müssen selber gehen. Aber es war Niemand lieber als ihm, daß die Sache also ablief; das ist leicht zu be- merken. Als die Bürger das erfuhren, war es ihnen zu Muthe, wie Einem, der aus einem schweren Traum erwacht. Ihre Freude ist nicht zu beschreiben. Sie schickten sogleich eine Gesandtschaft an den Kommandanten, ließen ihm für diese Milde und Großmuth danken und boten ihm aus Dankbarkeit ein großes Geschenk an. Wer weiß, was Mancher gethan hätte! Aber der Kommandant schlug dasselbe ab und sagte: er lasse sich keine gute That mit Geld be- zahlen. Nur zum Andenken von Euch, setzte er hinzu, er- bitte ich mir eine silberne Münze, auf welcher die Stadt Hersfeld vorgestellt ist und der heutige Auftritt. Dieß soll das Geschenk sein, welches ich meiner künftigen Gattin aus dem Kriege mitbringen will. — Dieß ist geschehen im Februar des Jahres 1807; und so etwas ist des Lesens zweimal werth. 20. Aus dem Leben eines Arztes. Die Erzählung betrifft einen Landsmann, den ver- storbenen berühmten Arzt Ernst Ludwig Heim aus Solz bei Meiningen, weiland in Berlin. Eines Abends kam Heim von seiner Praxis (Ausübung seines Berufes) spät nach Hause. Es war im November und in einem recht argen, denn Schnee und Regen ver- mischt, wurden von einem eisigkalten und scharf schneidenden Nordwest gepeitscht. Heim hatte, obwohl im Wagen, den- noch viel von dieser Witterung gelitten. Er kleidete sich um, warf sich in die Sophaecke zunächst dem Ofen, nahm nur wenig Speise und sagte zu seiner Gattin: O diese anraa Praxis (goldenepraxis) hat doch auch ihre entsetzliche Schatten- seite. Wenn sich die Katheder- und Schreibtischmenschen in behaglicher Wärme dehnen, muß ich aus dem Palaste in die Dachstube in Haft und Drang, athme ungesunde Dünste, bin Zeuge des eingebildeten und wirklichen Elends, ärgere mich hier über die Schlechtigkeit, dort über die Dummheit — und Kommst noch überall wie ein helfender Engel, sagte die Gattin einfallend — und das wiegt Alles auf! Heim lächelte und schwieg. Es mochte ihm das Be- wußtsein sagen, wie wahr dies Wort sei.

9. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 55

1873 - Hildburghausen : Gadow
53 21. Das Rothkehlchen. Ein Rothkehlchen kam in der Strenge des Winters an das Fenster eines frommen Landmanns. Der Land- mann aber wohnte in England, und er that sein Fenster auf und nahm das zutrauliche Thierchen gern und freund- lich in seine Wohnung auf. Da pickte es die Brosamen und Krümchen auf, die von seinem Tische fielen. Auch hielten die Kinder des Landmanns das Vöglein lieh und werth. Aber als nun der Frühling wieder in das Land kam und die Gebüsche sich belaubten, da öffnete der Landmann sein Fenster, und der kleine Gast entflog in das nahe Wäldchen und baute sein Nest und sang sein fröhliches Lied. Und siehe! als der Winter wiederkehrte, da kam das Rothkehlchen abermals in die Wohnung des Landmanns und hatte sein Weibchen mitgebracht. Der Landmann aber sammt seinen Kindern freute sich sehr, als sie die beiden Thierchen sahen, wie sie aus den klaren Aeuge- lein zutraulich umherschauten. Und die Kinder sagten: ,,Die Vögelchen sehen uns an, als ob sie etwas sagen wollten!“ Da antwortete der Vater: ,,Wenn sie reden könnten, so würden sie sagen: Freundliches Zutrauen erweckt Zutrauen, und Liebe erzeugt Gegenliebe!“ 22. Ein Geschichtchen aus dem Morgenlande. In der Türkei, wo es bisweilen etwas ungerade her- gehen soll, trieb ein reicher und vornehmer Mann einen Armen, der ihn um eine Wohlthat anflehte, mit Schelt- worten und Schlägen von sich ab, und als er ihn nicht mehr erreichen konnte, warf er ihn noch mit einem Steine. Die es sahen, verdross es, aber Niemand konnte errathen, warum der arme Mann den Stein aufhob und ohne ein Wort zusagen, in die Tasche steckte, und Niemand dachte daran, dass er ihn von nun an bei sich tragen würde. Aber das that er. Nach Jahr und Tag hatte der reiche Mann ein Unglück, nämlich er verübte einen Spitzbuben- streich und wurde deswegen nicht nur seines Vermögens verlustig, sondern er musste auch nach dortiger Sitte zur Schau und Schande, rückwärts auf einen Esel gesetzt, durch die Stadt reiten. An Spott und Schimpf fehlte es nicht, und der Mann, mit dem räthselhaftenstein in der Tasche, stand mit den Zuschauern eben auch da und erkannte

10. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 79

1873 - Hildburghausen : Gadow
77 feit, bei geringer oder großer Habe, ist immer Reichthum und stellt dich in gleiche Reihe mit dem stolzesten Ritter vom goldenen Vließ. O, so sei denn weise und laß Thätig- keit am Morgen mit dir gehen und dich begleiten, bis die Abendglocke zur Ruhe läutet. Laß Rechtschaffenheit sein wie den Athem deiner Seele, und vergiß nie, einen Pfennig übrig zu haben, wenn alle deine Ausgaben berechnet und bezahlt sind: dann wirst du den Gipfel irdischer Glückselig- keit erreichen und Unabhängigkeit wird dein Schild und Har- nisch, dein Helm und deine Krone sein; dann wird deine Seele aufrecht gehen und sich nicht vor dem Schurken in Seide bücken, weil er Schätze besitzt; dann wirst du keinen Schlag einstecken, weil die Hand, die ihn droht, einen dia- mantenen Ring trägt 36. Nöthige Winke für Diejenigen, die gern reich werden möchten. Der ganze Vortheil, den der Besitz des Geldes verschafft, ist der Gebrauch des Geldes. Vorausgesetzt, dass du ein Mann von anerkannter Klugheit und Rechtschaffenheit bist, so kannst du mit fünf Thalern jährlich dir den Gebrauch von hundert Thalern verschaffen. Wer des Tags vier Pfennige durch Müssiggang ver- liert, der verliert jährlich über fünf Thaler, das heisst, er verliert den Preis von hundert Thalern. Wer, einen Tag in den andern gerechnet, täglich vier Pfennige unnütz ausgibt, der gibt abermals damit den Vortheil aus, täglich hundert Thaler zu seinem Gebrauch zu haben. Wer unnöthiger Weise einen Thaler werth von seiner Zeit verschwendet, der verliert einen Thaler und handelt nicht klüger, als wenn er geradezu einen Thaler zum Fenster hinauswürfe. Wer einen Thaler verliert, ver- liert nicht allein diese Summe, sondern zugleich alle Vor- theile, die er erwarben konnte, wenn er sie auf irgend eine Art angelegt oder umgesetzt hätte, und diess beträgt in der Zeit, dass ein junger Mann alt wird, eine beträcht- liche Summe. Weiter: Wer auf Credit verkauft, fordert einen Preis für seine Waare, der dem Kapital und den Zinsen seines Geldes für die Zeit, die es ihm ausbleibt, gleich kömmt: folglich bezahlt der, der auf Credit kauft, Zinsen für das, was er kauft, und der, welcher baar be-
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