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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 17

1902 - Karlsruhe : Lang
17 Chlodwigs Söhne und deren Nachkommen waren nicht durch große Taten, wohl aber durch alle möglichen Laster ausgezeichnet. Sie lebten in beständigem Unfrieden und wüteten gegen einander mit Totschlag und Meuchelmord. Die späteren Könige oon Chlodwigs L>tamm kümmerten sich nicht mehr um die Regierung. Die ganze Herrschergewalt kam in die Hände ihrer ersten Beamten, die man Hausmeier nannte. Die" berühmtesten Hausmeier waren Karl Martell und sein Sohn Pipin der Kleine. Seit dem Jahre 711 hatten die Araber durch Besiegung der Westgoten den größten ^eil von Spanien erobert, jtn Jahre 732 drangen sie über die Pyrenäen ins Frankenreich ein. Allein der Hausmeier Karl besiegte die Araber in der großen Schlacht bet Tours, in der 300000 Araber gefallen lern sollen. Eon dem Siege bei -lours erhielt Karl den Beinamen Martell, d. i. Hammer. Die Araber kehrten über die Pyrenäen nach Spanien zurück und gründeten hier ein eigenes Reich. Nach Karl Martell wurde sein Sohn Pipin der Kurze Hausmeier des Frankenreiches. Weil der König Childerich Iii. träge und nichtswürdig war, wurde er von den Franken abgesetzt und in ein Kloster gesperrt. . Nun wählten die meisten fränkischen Großen Ptptn zum Könige, und der heilige Bonisaeins salbte und krönte ihn (752). Pipin war klein von Gestalt; aber er besaß die Kreist und den Mut eines Riesen. Manche Franken spotteten und murrten wider den kleinen König. Da geschah es einmal, daß man Pipin einen Löwen in einem Käsig brachte. Der Löwe wurde auf einer mit Schranken eingefaßten Wiese losgelassen. Nun sagte Pipin zu den fränkischen Herren: „Es sind viele unter euch, die über den kleinen König spotten. Sie mögen nun hervortreten und ihre Stärke zeigen und den Löwen erlegen. Aber keiner hatte" den Mut dazu. Da trat Pipin, mit dem Schwerte bewassnet, in die Schranken. Brüllend stürzte der Löwe auf ihn los. Aber Pipin schlug ihm mit einem einzigen Streiche den Kopf ab. Fürder wagte keiner mehr, über den kleinen König zu spotten. Er starb im Jahre 768. Sein Sohn war der große Kaiser Karl. Y. I)er heilige Hzonifacius. Nachdem Chlodwig die Taufe empfangen hatte, wurden allmählich alle deutschen Stämme, die sich auf dem linken Rhein-user niedergelassen hatten, zum Christentum bekehrt. Diejenigen Franken, welche am Main wohnten, sowie die Bayern, Alemannen, ferner im Norden Deutschlands die Friesen und Sachsen blieben noch längere Zeit Heiden. B erg er - Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 2

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 31

1902 - Karlsruhe : Lang
— 31 — sich. Im folgenden Jahre schloffen die Slaven einen Bund gegen die Deutschen: allein Heinrich besiegte sie in der blutigen Schlacht bei Lenzen. Die Mark Schleswig und das Land Böhmen hatte einst Karl der Große zum deutschen Reiche gebracht; später waren diese Länder von Deutschland losgerissen worden. Heinrich gewann sie wieder. Unter den letzten Königen aus der Familie der Karolinger war der deutsche Heerbaun in Versall geraten. Viele waffenfähige Männer entzogen sich ihrer Pflicht, auf den Ruf des Königs zum Heere zu kommen. Heinrich richtete die alte Ordnung wieder auf. Wer die Waffen tragen konnte, mußte Kriegsdienste leisten. Vor Heinrichs Regierung bestand das deutsche . Heer hauptsächlich aus Fußvolk. Heinrich ordnete an, daß die reichen Wehrmänner sich Pferde halten und im Heere als gepanzerte Reiter dienen mußten. Im Jahre 936 rief Heinrich die Großen des Reiches nach Erfurt zusammen. Er empfahl ihnen, feinen Sohn Otto zu feinem Nachfolger zu wählen, und sie gaben ihm das Versprechen, dies zu tun. Von Erfurt begab sich Heinrich nach feiner Pfalz Memleben iu der goldenen Ane. Hier traf ihn ein Schlaganfall, und er fühlte, daß fein Ende nahe. Da ließ er feine fromme Gemahlin Mathilde rufen und sprach zu ihr: „Mein treues, geliebtes Weib, ich danke dem Herrn Christus, daß ich vor dir aus dieser Welt scheide. Keiner gewann je ein so frommes, in jeder Tugend erprobtes Weib, wie ich. Du hast mich oft im Zorne besänftigt, mir zu allen Zeiten nützlichen Rat gegeben, mich, wenn ich irrte, ans den Pfad der Gerechtigkeit zurückgeführt; du hast mich fleißig ermahnt, mich derer anzunehmen, die Gewalt erlitten haben; habe Dank für dies alles! Ich empfehle Gott und der Fürbitte feiner Auserwählten dich und unsere Kinder, wie auch meine Seele, die nun diesen Leib verlassen muß." Auch Mathilde dankte ihrem sterbenden Gemahl für alle Liebe, die er ihr erwiesen hatte. Wenige Augenblicke darnach gab König Heinrich den Geist auf. Er wurde in der Klosterkirche zu Quedlinburg beigesetzt. Ix. 6)ffo der chroße. 1. Wahl und Krönung. ^ Bald nach dem Tode Heinrichs des Ersten wählten die Franken und Sachsen seinen Sohn Otto zum deutschen Könige. ym folgenden Monat kamen die Herzoge, Grafen und vornehmsten Männer aus allen deutschen Ländern zu Aachen zusammen, nm dem neuen Könige zu huldigen. In einer Säulenhalle, die

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 41

1902 - Karlsruhe : Lang
— 41 — der Städte am Rhein ergriffen für ihn die Waffen. Allein, bevor es zum Kampfe kam. starb der Kaxpr m -xxttxch xixx Jahre 1106 Weil er im Kirchenbanne gestorben war. Lteb man feinen Sarg volle fünf Jahre unbeerdigt stehen. ^ Heinrich V. fetzte den Jnvestiturstrert fort bis zum ^ahre 1122? ln diesem Jahre wurde der Streit durch exneix Vertrag zu^Wornxs beendigt, der bestimmte: Die Bischöfe sollen von bett Geistlichen der Bifchofskirche in Gegenwart eines taxier-, lichen Bevollmächtigten gewählt werden. Der Kaxfer ertexlt ihnen die weltliche Gewalt in ihrem Bxstum durch Übergabe von Scepter und Schwert. Erst wenn der Kux]er Ixe belehnt hat, dürfen sie geweiht werden und vom Papste Jixng xtni Stab empfangen. Xi. Won Kaiser Friedrich dem Notvart. 1. Die Hohenstaufen. ^n den Seiten, ba bic meisten Fürsten von Kaiser^ Heinrich Iv. abfielen, bewahrte ihm Friedrich von Hohenstaufen unverbrüchliche Treue. Friebrichs Staxxxmfchloß war die Bxxx'g Hohenstaufen auf dem Gebirgsrücken zwischen den yrlütblexn und Rems in Schwaben. Als Lohn seiner Treue erhxclt ^-rxedrxch die Tochter Kaiser Heinrichs zxir Gemahlin _und die Hcrzog^-würde in Schwaben und Elsaß. Nach denx Tode Kaiser Heinrichs V. erbten die Hohenstaufen feine Hausgüter und hatten auch Aussicht auf die Kaiserkrone. Allein die Mehrzahl der dexitfchen Fürsten wollte keinen reichen und mächtigen König haben und wählte darum den Herzog Lothar von Sachsen. Nach dem Tode Lothars wurde der Hohenstause Konrad 1 Li. gewählt, und die Kaiserkrone blieb 116 Jahre bei dem hohenstaufxfchcn Hanse. 2. Kaiser Friedrich der Rotbart. Nach Kaiser Konrabs Hl Abscheiden wurde sein Neffe. Herzog Friedrich von Schwaben, zum Kaiser gewählt, friebrich staub int 31. Lebensjahre und war ausgezeichnet durch Vorzüge des Körpers und des Geistes. Sein Leib war schlank und klüftig, ferne Haltung majestätisch. Der Blick feiner großen, blauen Augen küxxbigte beu Herrscher an; blonbe Locken umwallten fein Haupt, und ein rötlicher Bart zierte fein Antlitz. ^ Daher hieß man ihn beu Rotbart, ober wie die Italiener ihn genannt haben. Barbarossa. Alle Deutschen hatten zu ihm das feste Vertrauen, er werbe das Reich mit Krast, Gerechtigkeit und Weisheit regieren. Von ihm sagte man: ixn Rate ist er entschlossen, im Kriege tapfer

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 52

1902 - Karlsruhe : Lang
— 52 - Ludwig hatte dem kriegskundigen Feldhauptmann der Stadt Nürnberg, feetfried Schweppermann, den Oberbefehl über sein Heer übertragen. Friedrichs Heer war nicht zahlreich, aber er erwartete sicher,^ daß sein Bruder Leopold mit einer starken Schar zu ihm stoßen werde. Beim ersten Eingriffe schlug Friedrich die Feinde zurück. Schern meinte er, die Schlacht sei gewonnen, denn im Rücken seiner Schlachtlinie erblickte er eine Reiterschar mit österreichischen Fahnen. Er glaubte, es sei sein Bruder Leopold mit der erwarteten Hilfe. Es war aber der Burggras von Nürnberg, den Schweppermann, um die Feinde zu täuschen, mit österreichischen Fahnen abgeschickt hatte. Non vorn und im Rücken angegriffen, mußten die Österreicher unterliegen. Friedrich der Schöne mußte sich gefangen geben und wurde auf die Burg Trausnitz in der Oberpfalz in Gewahrsam gebracht. Seine Brüder fetzten den Krieg gegen Ludwig fort. Drei Jahre war Friedrich gefangen, da kam Ludwig zu ihm und bot ihm Versöhnung an. Friedrich sollte feine Freiheit wieder erhalten, wenn er der Krone entsage und feine Brüder und den Papst zum Frieden mit Ludwig bewege. Friedrich versprach es und wurde srei. Aber weder seine Brüder, noch der Papst wollten vom Frieden mit Ludwig etwas wissen. Darum kehrte Friedrich, seinem gegebenen Worte treu, freiwillig zu Ludwig in die Gefangenschaft zurück. Durch solche Treue wurde Ludwig gerührt und hielt Friedrich fortan als feinen Freund, und beide regierten bis zu Friedrichs Tod (1330) das Reich gemeinsam. 4. Der Schweizerbund. Die Schweiz gehörte von alten Zeiten her zum deutschen Reiche. Das Ländlein Uri war reichsunmittelbar, d. h. feine Bewohner hatten keinen andern Herrn über sich, als den Kaiser. In den übrigen Teilen der Schweiz hatten Bischöfe, Äbte und adelige Herren verschiedene landesherrliche Gerechtsame. Diese Herren waren fortwährend daraus bedacht, ihre Rechte zum Nachteile der freien Schweizerbaueru zu vermehren. Besonders die Herzöge von Österreich, die mehrere Herrschaften im Aargan befaßen, gaben sich Mühe, auch Schwyz und Unterwalden ganz. unter ihre Gewalt zu bringen. Darum stifteten die Männer von Schwyz, Uri und Unterwalden im Jahre 1291 einen Bund zum Schutze ihrer Rechte und Freiheiten. In dem Streite zwischen Ludwig dem Bayer und Friedrich dem Schönen standen die Schweizer treulich zu Ludwig. Darum zog Friedrichs des Schönen Bruder, Leopold, mit einem gewaltigen Heere von geharnischten Rittern gegen sie (1315). Im Morgarten hielten

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 130

1902 - Karlsruhe : Lang
— 130 ihren früheren Besitzern wieder zurückgegeben, wie das Königreich beider Sizilien, der Kirchenstaat, das Großherzogtum Toscana, die Königreiche Sardinien und Spanien, teils zur Entschädigung anderer Mächte verwendet. So erhielt Österreich in Italien die Lombardei und Venetien, aus der Ostküste des adriatischen Meeres Dalmatien; Polen wurde in seinen gegenwärtigen Grenzen wiederhergestellt und mit Rußland verbunden. Schweden trat an Preußeu Vorpommern und Rügen ab und erhielt dafür Norwegen, das dem Könige von Dänemark, einem treuen Bundesgenossen Napoleons, genommen wurde. Hollaud und Belgien wurden zu dem Königreiche der vereinigten Niederlande verbunden. Die größten Veränderungen gingen in Deutschland vor. Die Rheinbundsfürsten behielten säst ohne Ausnahme ihr zur Zeit der Fremdherrschaft erworbenes Landgebiet. Bayern gab Tirol und Salzburg an Österreich ab und erhielt die Rheinpsalz und die preußischen Fürstentümer Ansbach und Baireuth, sowie das Gebiet von Würzburg. Oldenburg, Braunschweig, die Kurfürstentümer Hessen und Hannover wurden wiederhergestellt, letzteres zum Königreich erhoben und vergrößert. Der König von Sachsen mußte die Hälfte seines Gebietes an Preußen abtreten. Preußen erhielt im ganzen die Grenzen wieder, die es vor 1805 gehabt hatte, ferner die Provinz Posen, die Herzogtümer Jülich und Berg nebst den Gebieten der geistlichen Kurfürsten von Trier und Köln. Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt wurden freie Städte. Die 38 Staaten Deutschlands wurden durch die Wiener Bundesakte vom 8. Juni 1815 zu einem Bunde vereinigt, der den Namen „der Deutsche Bund" führte. Jeder Staat hatte feine volle Unabhängigkeit. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden durch die oberste Bundesbehörde, den Bundestag, der in Frankfurt feinen Sitz hatte, beraten und beschlossen. Im Bundestage hatte jeder größere Staat eine Stimme, die fünf kleinsten miteinander eine. Kurze Zeit nach dem Schlüsse des Wiener Kongresses errichteten die Kaiser Franz und Alexander und König Friedrich Wilhelm Iii. die heilige Allianz, durch die sie die Pflicht übernahmen, ihre Völker nach Gottes Ordnung und nach den Grundsätzen der christlichen Religion in Frieden und Gerechtigkeit zu regieren. Xxy. pas neue deutsche Meich. 1. Die Zeiten des Bundestages. Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen. Mit der neuen Gestalt, die Deutschland durch deu Wiener Kongreß erhalten hatte, waren viele vaterlandsliebende Männer

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 98

1902 - Karlsruhe : Lang
— 98 — seinen Söhnen befahl er ausdrücklich, sich eines mäßigen und nüchternen Lebens zu befleißigen und den Untertanen mit gutem Beispiel voranzugehen. Das Steuerwesen wurde so geordnet, daß ohne übermäßige Belastung der Untertanen der Staatsschatz vermehrt wurde. Zur Steigerung des Verkehrs ließ er die Landstraßen verbessern und legte einen Kanal an. der Oder. und Spree verbindet. Er trägt bis aus den heutigen Tag den Namen Friedrich-Wilhelrns-Kanal. Handel und Verkehr suchte er auch durch Einrichtung von Postverbindungen Zu heben. Eine Postlinie führte von Memel über Berlin bis Kleve. Um dem Landmanne auszuhelfen, erließ er für eine Zeitlang denen die Steuern, welche wüst liegende Strecken fausten, um sie anzubauen; ja, er unterstützte sie noch mit Geld und gab ihnen die nötigen Baumaterialien. Holländer zog er in sein Land, welche die sumpfigen Gegenden an Oder und Havel urbar machten. Jeder Bauer mußte bei seinem Gehöfte einen Garten anlegen, und fein junger Bauernsohn durfte getraut werden, der nicht sechs Obstbäume und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. So förderte er den Obstbau und die Baumzucht. Mit allem Eifer betrieb der Kurfürst den Anbau der Kartoffeln und führte den Tabakbau als neuen Erwerbszweig ein. Auch die Ge Werbetätigkeit nahm einen hohen Aufschwung. Der Seidenbau wurde in der Mark betrieben; Papiermühlen wurden errichtet, das Gewerbe der Hut- und Handschuhmacher kam in große Blüte; Spiegel, Tapeten wurden im eigenen Lande hergestellt. Auch für die geistige Bildung feines Volkes sorgte er. So ordnete er z. B. im Magdeburgischen an, daß die Küster die Knaben und Mägdelein lesen und schreiben lehren sollten. Aus Zucht und gute Sitten hielt er streng in seinem Hause wie im ganzen Lande. Seine aufrichtige Frömmigkeit geht aus dem „Vermächtnisse" hervor, das er für feine Söhne niederschrieb: „Fürchtet, liebt und ehret Gott von ganzem Herzen; denn wer ihn ehrt, den wird er auch wieder ehren. Dient ihm mit rechtschaffenem Herzen und wandelt treulich in feinen Wegen, so wird er euch stets mit feiner Gnade und Hilfe beistehen. Rufet Gott fleißig in inbrünstigem Gebete um Beistand an, die euch anvertrauten Lande und Leute gut zu regieren." Bei feinem Tode 1688 hinterließ der große Kurfürst einen Staat von 2000 Ouadratmeilen, dessen Regierung in ganz Europa wohl angesehen und dessen Bewohner betriebsam, wohlhabend und zufrieden waren. 4. Von Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. Der Nachfolger des großen Kurfürsten verwandelte das unabhängige Herzogtum Preußen, das nicht zum Deutschen Reiche

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 109

1902 - Karlsruhe : Lang
— 109 — wurde sein Sohn Joseph Ii. zum deutschen Kaiser gekrönt. Maria Theresia ernannte ihn zum Mitregenten in den österreichischen Erblanden. Kaiser Joseph Ii. bemühte sich, der Kaisermacht im Reiche wieder zu einigem Ansehen zu verhelfen und besonders die groben Mißbrauche abzustellen, die bei den obersten Reichsgerichten eingedrungen waren.*) Aber seine Bemühungen hatten keinen rechten Erfolg; denn das deutsche Reich bestand nur noch dem Namen nach, und die einzelnen Reichsfürsten betrachteten sich als selbständige Herrscher ihrer Länder und regierten dieselben uach ihrem Belieben. Nach dem Tode seiner Mutter trat Kaiser Joseph Ii. 1780 die Regierung seiner Erblande an. Während seiner zehnjährigen Herrschaft war sein einziges Bestreben, die Einrichtungen seiner Staaten so viel als möglich nach dem Vorbilde Preußens umzugestalten. Er ordnete an, daß die große Zahl der Klöster verringert und das Übermaß der kirchlichen Feiertage beschränkt wurde. Durch das Toleranzedikt vom Jahre 1781 gewährte er seinen nichtkatholischen Untertanen freie Religionsausübung. Um die Lage des Bauernstandes zu verbessern, hob er die Leibeigenschaft **) aus. Um die Bauernarbeit zu ehren, legte er selbst einmal ans einer Reise in Böhmen die kaiserliche Hand an den Pflug und zog eine Furche. Nach Josephs Willen sollten alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit verschwinden und in seinen Landen alle Menschen vor dem Gesetze gleich sein. Jeder Untertan, der ein Anliegen vorbringen wollte, hatte stets Zutritt. Mit Stolz nannte er sich einen Freund und Verehrer der Menschheit. Seine edeln und wohlgemeinten Bestrebungen trugen aber nicht die gewünschte Frucht. Weil er alles, auch die kleinsten Dinge, selbst ordnen, selbst regieren wollte, lud er sich eine Arbeitslast aus, die er nicht bewältigen konnte, obgleich er sich vom frühen Morgen bis in die späte Nacht den Regierungsgeschäften widmete. Allen seinen Bestrebungen fehlte nicht der redlichste Wille; aber er griff viele Dinge allzu hastig au, und dadurch wurden die Leute oft ohne Not in ihren Anschauungen und Gefühlen gekränkt. Der Adel und die Geistlichkeit waren über die Beschränkung ihrer *) Man spottete über die Langsamkeit der Richter: wenn ein Prozeß vor das Reichskammergericht gebracht wird, werden die Schriftstücke zusammengebunden und an der Decke des Gerichtssaales ausgehängt. Dort bleiben sie hängen, bis die Schnüre verfault sind und die Akten den Richtern aus den Kopf fallen. Nur wer brav „schmierte", konnte erwarten, daß die Richter den Prozeß schnell erledigten. **) Der Leibeigene war in allen Dingen von seinem Gutsherrn abhängig; wollte er sich verheiraten, einen Kauf oder Verkauf schließen, an einen andern Ort ziehen, so konnte dies nur mit Erlaubnis des Gutsherrn geschehen. Der Bauer mußte dem Gutsherrn die Felder bebauen, große Abgaben zahlen usw.

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 110

1902 - Karlsruhe : Lang
— 110 — althergebrachten Vorrechte erbittert; die Bauern waren mit den bewilligten Erleichterungen nicht zufrieden und forderten mehr, als der Kaiser gewähren konnte. In den österreichischen Niederlanden,*) deren ständische Verfassung der Kaiser aufgehoben hatte, brach ein Aufstand aus (1790). Auch in Ungarn drohte ein Ausstand, und der Kaiser mußte alle seine Verordnungen für Ungarn widerrufen. Als er tiernahm, daß auch die Bauern, denen er so viel Gutes getan hatte, sich empören wollten, ries er aus: „Ich sterbe! ich müßte tiort Holz sein, wenn ich nicht stürbe!" Drei Wochen daraus starb der edle Kaiser (am 20. Februar 1790). Mit Recht hat man aus sein Denkmal in Wien die Inschrift gesetzt: „Joseph dem Zweiten, welcher für das gemeine Wohl nicht lange, aber ganz gelebt hat." Xxii. Der Hlnlergang des Heiligen römischen Reiches deutscher Äatiön. 1. Der Fürstenbnnd. Unter der Regierung Kaiser Josephs Ii. wurde der Zusammenhang des deutschen Reiches immer mehr gelockert. Joseph war bestrebt, zur Verstärkung seiner Hausmacht Bayern zu erwerben. Der Kurfürst Karl Theodor war bereit, gegen die Summe von 6 Millionen Mark einen großen Teil von Bayern abzutreten; dessen Erbe aber, der Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, erhob auf Antreiben Friedrichs des Großen Einsprache dagegen. Joseph kehrte sich nicht daran; allein Friedrich, der jede Verstärkung Österreichs für eine Schwächung Preußens ansah, beschloß, den Absichten des Kaisers mit Waffengewalt entgegenzutreten, und sicherte sich die Unterstützung der Kaiserin Katharina von Rußland. So kam es im Spätjahr 1778 zum bayerischen Erbfolgekrieg, der nur wenige Monate dauerte. Es wurde keine Schlacht geschlagen, und die Soldaten hatten nichts zu tun, als Nahrungsmittel für sich und Futter für die Pferde aufzutreiben. Darum nannte man den Krieg spottweise den Kartoffelkrieg. Der Friede von Teschen machte ihm ein Ende 1779. Sechs Jahre darauf versuchte Kaiser Joseph abermals, feine Absichten auf Bayern durchzusetzen. Er machte mit dem Kurfürsten Kart Theodor einen Tauschvertrag; der Kurfürst sollte ganz Bayern an den Kaiser abtreten und dafür die österreichischen Niederlande ^— ungefähr das heutige Belgien — mit dem Titel eines Königs von Burgund erhalten. Nun schloß Friedrich Ii. mit den Kurfürsten von Sachsen und Hannover 'den Fürstenbund, dem fast alle geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches beitraten. Die Mitglieder des Fürstenbundes verpflichteten sich, dafür ein- *) Belgien.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 173

1902 - Karlsruhe : Lang
— 173 — Monaten wurden die Dreißig von Thrasybulus verjagt und die Verfassung des Solon wiederhergestellt. Aber Athen konnte sich nicht mehr zu seiner früheren Höhe erheben. In jener Zeit lebte zu Athen auch Sokrates, einer der besten Männer Griechenlands. Er sammelte eine Zahl von Jünglingen Akropolis. und gereisten Männern um sich, denen er Lehren der Weisheit und Tugend mitteilte. Er lehrte eine höhere, reinere Anschauung von Gott, als die des griechischen Heidentums war, und verlangte, daß man das Gute liebe und tue, weil es gut ist, und das Böse meide, weil es böse ist, ohne Rücksicht auf Lohn oder Strafe, daß man sich selbst beherrsche, einfach und mäßig lebe und seine Leidenschaften im Zaume halte, daß man den Gesetzen des Vaterlandes gehorsame aus Liebe zur Pflicht und aus Dankbarkeit gegen das Vaterland. Er selbjt gab von allen Tugenden das lebendige Beispiel. Neidische Menschen, die ihm sein großes Ansehen mißgönnten, verklagten ihn, er sei ein Verführer der gewogen, sondern nur gezählt werden, so wird sie zur Ochlokratie ^krrschast des großen Haufentz). Derjenige, welcher gewaltsam eine sreie Verfassung umstürzt und sich der Herrschaft bemächtigt, heißt Tyrann seine Herrschaft Tyrannis.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 156

1902 - Karlsruhe : Lang
— 156 — nahm nicht nur Deutschland, sondern die ganze gebildete Welt innigen Anteil. toqr sein letzter Geburtstag. Am 9. März 1888 entschlief der Begrünber des neuen Deutschen Reiches der erste Deutsche Kaiser. Ihm folgte sein Sohn Kaiser Friedrich Iii. Friedrich Iii. würde am 18. Oktober 1831 zu Potsbam geboren, feeleitet von einer liebevollen Mutter, verlebten er und 1 eine Schwester, die Prinzessin Luise, eine glückliche Jugend, ^ach alter i^itte des hohenzollernschen Hauses muß sich 'jeder J-'ruiz eine Zeitlang mit einem Handwerk beschäftigen. Kronprinz friebrich lernte -Tischlerei und Buchbinderei. Nachdem er von tüchtigen Lehrern den ersten Unterricht in den Wissenschaften erhalten hatte,_ bezog jr die Universität Bonn. Bis zu seinem Ende hat er seiner Studienzeit ein treues Andenken bewahrt. . Dabei setzte er auch seine militärischen Studien fort, und es joute mcht gar lange dauern, bis er als Soldat und Feldherr die ersten Lorbeeren pflücken bürste. Es war im Jahre 1866. „Durch die Gnade und das Vertrauen meines Königlichen Vaters," heißt es in einem Tagesbefehl an seine Armee, „an Eure Spitze gestellt, bin ich stolz daraus, als der erste Diener unseres Königs mit Euch Gut und Blut einzusetzen für die heiligsten Güter des Vaterlandes." Bei Königgrätz*) hat der Kronprinz fein Wort eingelöst. Sehnsüchtig richteten in dieser ech lacht König Wilhelm ut>d seine Generale den Blick nach Osten und spähten, ob die Armee des Kronprinzen noch nicht anrücke. Der Kronprinz kam. Der Sieg bei Königgrätz ist hauptsächlich fernem rechtzeitigen Eintreffen zu verdanken. Zum Danke gab der König seinem Sohne auf dem Schlachtfelde den höchsten Orden: pour le merite. Vier Jahre später begann der deutsch-französische Krieg. Am 4. August 1870 griff der Kronprinz die Stadt Weißenburg an. Nach der Schlacht stürzte ihm alles jubelnd entgegen. Selbst dte echtoerbertmmdeten streckten, ihre letzte Kraft anstrengend, nach dem glücklichen Sieger die Arme aus. Den zweiten Sieg erfocht er bei Wörth. König Wilhelm schrieb nach dieser Schlacht: „Welch ein Glück dieser neue große Sieg durch Fritz!" Darauf marschierte der Kronprinz auf Paris, entschied den Sieg bei oeban und nahm daun an der Einschließung von Paris teil. Nachdem dann fein Königlicher Vater zum Deutschen Kaiser ausgerufen worden war, wurde er Kronprinz des Deutschen Reiches. später machte er große Reifen nach Italien, Spanien und England. Überall zog er durch feine stramme, soldatische *) Vergl. Seite 136.
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