Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. IV

1900 - Minden i. W. : Volkening
— Iv — im Herzen: „In der Heimat ist es schön" und empfiehlt sich immer mehr das Wort des großen Menschenkenners: „Wer seine Heimat nicht liebt, die er sieht, wie kann er die Welt lieben, die er nicht sieht". Warum auch in die Ferne schweifen, da das Gute so nahe liegt? Es giebt nichts Unglückseligeres, Lästigeres, als ein Wissen, das vermeint, sich traumartig über das Leben erheben zu dürfen, das vom Boden der wirklichen Verhältnisse sich loslöst und den Menschen rat- und hilflos zurückläßt. Die Heimatskunde, wie sie der natürlichen Liebe und Anhänglichkeit entspricht, läßt die besondern Verhältnisse, in die man hineinversetzt ist, und unter denen man nicht als Zuschauer, sondern auch mitthätig leben soll, erfassen und würdigen. Sie trägt nicht wenig dazu bei, daß ein jeder sich wohl und heimisch auf seinem Fleck Erde und unter seinem Volke fühlt. Der Lehrerschaft Westfalens entbiete ich besondern Gruß. Es bleibt unvergessen, was gerade sie zur Förderung der Heimatskuude, durch Forschung, Verkehr mit Land und Leuten, durch Schrift- stellerei und Unterricht bisher Erfreuliches für Jugend und Volk geleistet hat. Demnach hege ich den Wunsch, daß die vorliegende Schrift unseren Lehrern nicht unbekannt und unbeachtet bleibe, sondern fleißig ausgenutzt werde zum Zusammenschluß, zur Er- Weiterung und Vertiefung ihres eigenen Wissens, zur noch gründ- licheren Unterrichtserteilung für die Jugend und zur fesselnden Belehrung im Umgange mit den Erwachsenen, sowie damit sie sich in ihrer Heimat um so befriedigter fühlen und von ihren Lands- leuten um so freudiger als die Ihrigen anerkannt, geehrt und geliebt werden. Minden, 13. Juli 1900. Der Verfasser.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 29

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 29 — Westsälischen Provinzial-Landtages folgende Ansprache an Se. Majestät: „Ew. Majestät haben die hohe Gnade gehabt, mit Ihrer Ma- jestät der Königin und dem gesamten königlichen Hause die heutige Jubelseier Ihrer getreuen Westfalen durch Allerhöchstihre persön- liche Gegenwart verherrlichen zu wollen; und es ist vor allem der allerunterthänigste Dank, den ich Ew. Majestät im Namen der ganzen Provinz hierfür auszusprechen habe. Diese Jubelfeier, die wir heute nach einem fünfzigjährigen Zeitabschnitte begehen, ist eine in allen Herzen um so tiefer ge- fühlte, als noch mancher unter uns weilt, der als Jüngling die Befreiungskriege mitgekämpft hat und der Erbhuldigung noch ein-- gedenk ist, die wir an dieser Stelle Ew. Majestät Hochseligem Herrn Vater, dem in Gott ruhenden Könige Friedrich Wilhelm Iii. glor- reichen Andenkens, in Freudigkeit und hochgehobener Stimmung ge- leistet haben. Und wenn wir jetzt wiederum hier zusammenstehen, um die Rückkehr unter ein väterliches Regiment, dessen Segnungen wir während eines halben Jahrhunderts nun dankend genießen, zu seieru, dann, Ew. Majestät, geziemt es wohl dem ernsten Sinne des Westfalen, daß er nicht etwa ausbricht in ungemessenen Jubel über eine glücklich überstandene Vergangenheit, sondern daß er vielmehr, eingedenk dieser Vergangenheit, feierlich gelobe, mit echtem, deutschem Sinne sür Wahrheit und Recht an angestammter Sitte und Gesinnung und damit nur um so fester auch au Ew. Majestät königlichem Hause, als seinen angestammten Herrschern von Gottes Gnaden, in gottessürchtiger Treue und Ergebenheit zu halten bis in den Tod. lind damit, Landsleute, die ihr euch als die Vertreter der einzelnen Landesteile und Kreise zu dieser feierlichen Handlung hier eingefunden habt, fordere ich euch auf, die Erbhuldigung hiermit feierlichst wiederholend, mit mir einzustimmen in den freudigen Ruf: Gott segne und erhalte unser erhabenes Herrscherpaar! Hoch lebe König Wilhelm! Hoch lebe Königin Augusta! Hoch! und abermals Hoch und nochmals Hoch !" Ein donnerndes, ununterbrochenes Echo des Hochrufs ertönte von allen auf dem Platze Versammelten.

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 86

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 86 Wo man der Tändelei nicht hold. Nicht Herzen kauft um eitel Gold, Da ist der roten Erde Land, Vom Fels zum Meer als treu bekannt. Wo aus den laubgewölbten Hallen Ein moosbedecktes Strohdach blickt, Und alte Sagen wiederhallen, Ter Heidemann den Wanderer schrickt. Wo jungfräulich und sonnenklar Ein Herz dir schlägt so treu und wahr, Und dich im Leid noch an sich preßt, In Not und Tod dich nicht verläßt, Da ist der roten Erde Land, Vom Fels zum Meer als treu bekaunt. Mein Heimatland, wie deine Eichen Laß Gott uns stehn in Kampf und Not, Laß nimmer uns von Tugend weichen, Getreu dir sein bis in den Tod. Das Schwert heraus für Reiches Recht Und nie der Leidenschaften Knecht, Auch viel zu stolz zur Niedertracht Und frei und offen durch die Wacht, Gar still im Glück und still im Schmerz, So fährst du wohl, Westfalenherz. Karl Prü«er. Das westfälische Femgericht. Das westfälifche Femgericht war die einzig in Westfalen zwischen Weser und Rhein durch Jahrhunderte gebliebene Fortsetzung der karolingisch-kaiserlichen Grafengerichte. Tie landesherrlichen, öffent- lichen Gerichte galten zur Zeit des Faustrechts und der Wirren gar wenig, und ein jeder that, was ihm gefiel, und die Schwachen waren die Beute der Mächtigen. Da kamen die Femgerichte auf.

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 104

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 104 — dem Herrn von Syberg, zu dessen Tochter er eine innige Zuneigung gefaßt hatte, gehörte. Von hier begab er sich über Altona nach England, um hier zur Verwirklichung der Pläne, die man damals hegte, — man wollte nämlich unser Vaterland mit Hilfe einer englischen Landuugsarmee und eines Volksaufstandes in Westfalen und Hessen von der Franzosenherrschaft erlösen, — beizutragen. Als aber durch den für Preußen so traurigen Frieden von Tilsit (1807) alle diese Bemühungen vereitelt wurden, kehrte er aus England zurück, blieb aber mit der preußischen Regierung in ge- heimer Verbindung und stand seinem Freunde Stein beim Werke der Neugestaltung Preußens treu zur Seite. Am 20. Mai 1810 schloß Viucke mit feiner geliebten Eleonore von Syberg den Bund sürs Leben und zog mit ihr auf das ihm von seinem Schwiegervater übergebene Gut Jekeru. Aus dem Staats- dieuste geschieden, lebte er hier ganz wie ein Landmann. Vom Morgen bis zum Abend war er im blauen Kittel, wie ihn der westfälische Bauer trägt, draußen thätig, überall selbst Hand an die Arbeit legend. Seine Gesundheit, die durch die ausreibende Thätigkeit im Staatsdienste sehr gelitten hatte, ward durch das Leben und Bewegen in freier, frischer Luft gestärkt und gehoben. In seinem häuslichen Leben war er fehr glücklich; seine Eleonore war ihm eine treue Gehilsiu bei seinen Arbeiten. Ihre Ehe ward mit zwei Söhnen, Georg und Gisbert, gesegnet. In diesem stillen, glücklichen Landleben vergaß Vincke aber nicht, daß sein Vaterland unter den Leiden und Drangsalen der französischen Fremdherrschaft seufzte. Nur im Geheimen konnte er für dasselbe wirken, und doch war feilt Wirken nach dieser Richtung den Feinden nicht verborgen geblieben. Mitten aus seinem glücklichen Leben heraus ward er verhastet und nach Düsseldorf gebracht, bald aber wieder entlassen, da man keine Beweise gegen ihn hatte. Als aber durch die Schlacht bei Leipzig 1813 Napoleons Macht gebrochen und seine Truppeu über den Rhein zurückgedrängt wurden, litt es auch unsern Vincke nicht länger in der stillen Häuslichkeit; gehörte doch sein Herz, sein Kopf und sein Leben dem Könige und dem Vaterlande. Er ging nach Hamm, um in sein früheres Amt

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 111

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 111 — tragen. Hier hat er sich von Herzen wohlgefühlt, so daß er später oft sagte: „Zu Wetter habe ich das Glück der Einsamkeit genossen. Ich hänge an der schönen Gegend mit Liebe." Tnrch andere Aufträge wurde er im folgenden Jahre diesem Kreise wieder entführt, kehrte jedoch 1788 zurück als Direktor der Kriegs- und Domänenkammern zu Kleve und Hamm, und besonders mit der Leitung des Fabrikwesens, dem Wasserbau au Rhein und Ruhr und dem Straßenbau beauftragt. Tas größte Verdienst, wel- ches er sich während seiner Wirksamkeit in Hamm erwarb, war die Vollendung der seit Jahren bereits in Angriff genommenen Schiffbarmachuug der Ruhr, um den Salzreichtum und die Kohlen der Mark den Niederlanden zuzuführen. Stein bereiste, bevor er Hand an das große Werk legte, Salinen in Süddeutschland, den Neckar und mehrere schiffbar gemachte Flüsse in Südfrankreich. Sogar an eine Verbindung von Ruhr und Lippe durch eine Wasser- straße dachte er. Außerdem sorgte Stein während seiner vierjähri- rigen Amtswirksamkeit für die Herstellung von 150 Kilometer neuer Chausseen in der Grafschaft Mark, wobei er das Werk mit fol- chem Eifer betrieb, daß er bisweilen bis zu 30 000 Mark aus eigenem Vermögen an Vorschüssen hergab. Er blieb bis zum November 1793 in Hamm und siedelte dann als Kammerpräsident nach Kleve über. Bald darauf wurde er Oberpräfideut derjenigen westfälischen Länder, die damals schon im Besitze Preußens waren. In dieser Stellung konnte er so ziemlich alles zur Ausführung bringen, was ihm zum Wohle der ihm anvertrauten Provinzen erforderlich schien. Tie trefflichen Eigenschaften seines Geistes und Herzens traten jetzt erst recht hervor. Sein klarer Verstand, seine Redlichkeit und Offenheit, selbst Königen und Fürsten gegenüber, seine nnermüd- liche Thätigkeit, seine Fürsorge für alle Unglückliche und Notleidende, seine wahre, ungefärbte Gottesfurcht gewannen die Herzen aller, die ihm untergeben waren, wenn er sie auch mit großer Strenge zu pünktlicher Pflichterfüllung anhielt. — In Hamm hielt er sich alljährlich einige Monate auf. In einem gewöhnlichen Reisewagen kam er an; aber sogleich hieß es in der ganzen Stadt: „Er ist

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. III

1900 - Minden i. W. : Volkening
(Wort. Westfalens Kinder kennen und lieben ihre in Erdkunde und Geschichte, in Handel und Wandel gleich bedeutsame und eigenartige Provinz so sehr, als daß nicht längst, von noch altern Überlieferungen abgesehen, seit der Zeit des Karthäusermönchs Werner Rovelink aus Laer im Münsterlande und seiner Schrift: Vom Lobe des alten Sachsenlandes, nun- Westfalen genannt, 1476 zahlreiche Darstel- lungen der ganzen teuren Heimat, oder ihrer einzelnen Gebiete und Orte in ausführlichen Beschreibungen, kuizen Abrissen, romantischen und ästhetischen Schilderungen, in volkstümlichen Einzelbildern, Märchen, Sagen, geschichtlichen Erzählungen, epischen und lyrischen Gedichten, hochgelehrten Forschungen und Untersuchungen von ihnen vorhanden wären. Das hat alles der Verfasser, auch ein Lands- mann von Kindesbeinen an und von gleichem Heimatsgefühle be- seelt, freudig und dankbar, auch ausgiebig benutzt, und hinzugethan, was er selbst mit Lust ergründet und seit seinen jungen Jahren bis ins Alter hinein auf seinen Wanderungen selbst geschaut und im Verkehr mit dem Volke erfahren hat. Er wollte wenigstens den Versuch wagen, das Zerstreute sichtend zu sammeln und in zusam- meuhängender durchsichtigen und geordneten Weise nicht für die Ge- lehrteu, aber wohl für die Gebildeten ein Bild der .Heimat zu entrollen, auf dem sie sich zurechtfinden und auf dessen Grunde den Kreis ihres Wohnorts und der engeren Umgebung durch eigene Bemühung näher kennen und verstehen können. Wenn mich nicht alles täuscht, kommt diesem Bestreben ein reges Verlangen ent- gegen. Bei aller Vaterlands- und Weltliebe klingt es doch laut

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 128

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 128 — der Braunschweiger und zog den Waffenrock eines gefallenen Soldaten an, griff dann einige der auf dem Felde herumirrmdeni Pferde auf und verfolgte so die Spur der Wächter seines Herrn und befreite denselben unter dem Vorwande, ihn nach Celle bringen zu müssen. Trefflich war ihm seine List gelungen. In dem Dorfe Dankersen unweit Minden lebte Jürges Vater als ein schlichter Bauer mit seinem zweiten Sohne Hans. Seine Frau war ihm vor wenigen Jahren gestorben, und so hatte er eine Waise, namens Margaretha, zu sich genommen, die ihm durch ihren Fleiß und ihr fröhliches Wesen bald fo lieb wurde, als wäre sie seine eigene Tochter. Munter verrichtete sie des Tags über die schwersten Arbeiten und des Abends saß sie fleißig vor dem Spinnrad und sang dazu die traulichsten Weisen. Wohl war Hans von ihrem lieblichen Wesen entzückt und hätte sie gern zu seiner Haussrau erwählt, aber er wagte es nicht, diesem trefflichen Mädchen seine Liebe zu gestehen. Ter Vater hatte die erwachende Liebe seines Sohnes längst erkannt und sich vor- genommen, die Sache der Liebenden ins Reine zu bringen. Doch eine heimtückische Krankheit warf ihn aufs Lager und nach wenigen Monaten betteten ihn Sohn und Pflegetochter zur ewigen Ruhe. — Unl diese Zeit war es, als Jürge, von dem Bischof reich mit Land beschenkt, in sein Heimatsdorf Dankersen zurückkehrte. Durch Krieg und Schlachten war er ein rauher Mann geworden und trieb sich am liebsten in den Wäldern umher. Wohl hatte er Kunde von dem Tode des Vaters erhalten, aber den Bruder noch nicht besucht, den er haßte, da dieser stets der Lieblingssohn der Eltern gewesen. Einst, müde von den Anstren- gungen der Jagd heimkehrend, vernahm er aus dem elterlichen Haus eine volle, süße Stimme. Neugierig, wer die schöne Sängerin sei, schlich er näher und erblickte Margaretha; sie stand am Herde und bereitete Speise für seinen Bruder. Überwältigt von ihrer Anmut und Schönheit trat er näher, stürzte ihr zu Füßen und flehte um ihre Liebe. Aber zürnend wies sie ihn ob dieser Zudringlichkeit von sich. Stumm gehorchte er, indem er hoffte, später sich ihre Liebe zu erringen. Von nun an mied er die wüsten Zechgelage seiner

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 130

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 130 — Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn der Neuvermählten scheuchten. In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug- schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh- liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises „Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem Munde des andern. Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten, Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens von den Nachbarn tot dort ausgefunden. Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 141

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 141 — samtbevölkerung beträgt 22 289. Die günstige Lage an beiden Seiten des Flusses, die Haupteisenbahnen nach Hannover und Bremen, nach Köln, die Kleinbahn nach Uchte, die guten Chansseen nach allen Seiten, die mächtige Weserbrücke und die bunte Brücke, der letztere Name entweder, weil sie früher rot angestrichen war, oder als Buten = Außenbrücke, alles erleichtert das Gewerbe, den Handel und Verkehr. Eine große Anzahl Tabak- und Cigarren-Fabriken, mehrere Brauereien, Glasfabriken und wichtige andere Industrie-- anlagen zeigen den gewerblichen Aufschwung der Stadt. Die Umgebung hat manche Reize; besonders der Höhenrücken nördlich am linken Weserufer mit den Gartenanlagen auf dem Rosethale, der Lust und dem Feldschlößchen, nach Osten die Chaussee nach Vückeburg mit der Aussicht auf den Nordabhang der Wefer- gebirgskette, am meisten aber der Weg nach der Porta rechts- und linksseitig der Weser; nach Porta-Barkhausen führt uns eine sehr viel benutzte Damps-Straßenbahn nach dem Kaiserhofe zum Auf- stieg auf das Kaiserdenkmal und den Wittekindsberg. Nördlich von Minden liegen am rechten Weserufer die Kirch- dörfer Tankersen, das eine Heilquelle besitzt, mit 1355, Lahde mit 616, Windheim mit 877, Heimsen mit 655 Eingesessenen im Amte Windheim. Dankersen soll seinen Namen erhalten haben, als Ludolf, der siebenunddreißigste Bischof von Minden (1295—1304), die Grafen von Lippe und von dem Berge durch den tapferen Beistand der Mindener Bürgerschaft in der Sandfurt besiegt hatte. Er ließ dort eine Kapelle erbauen, darinnen dem Höchsten durch Gebet und Gesang gedankt werden sollte. Aus den dabei gebrauchten Worten: „den Tank wir singen" entstand Dank-wir-sen, Dankersen. Bei Windheim, so erzählt die Sage, gewann Karl der Große eine Schlacht gegen Wittekind. Nach einem Gelübde vorher erbaute er die nach drei Windrichtungen gelegenen Kirchen zu Windheim, Oren- stadt, Buchholz. In der Kirche zu Windheim befindet sich noch über dem Eingange zur Kanzeltreppe ein bemaltes Holzbildnis des Kaisers mit Schwert und Schild; darunter die Unterschrift: Carolus M. fundator Ecclesiae — Karl der Große, Stister der Kirche. Im ganzen Amte ist namentlich nahe der Weser fruchtbarer

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 143

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 143 — Schlacht. Armin fragte weiter, welche Belohnung er empfangen habe. Ter Bruder nannte sie mit dem Stolz des echten Römlings: Solderhöhung, die Ehrenkette, den Ehrenkranz und andere Dienst- auszeichuungen. Da lachte Armin und rief in bitterem Hohn: „Ei sieh doch, wie billig ist die Knechtschaft zu kaufen!" Flavus suchte sich zu rechtfertigen; er redete von Roms Größe, von der Macht des Kaisers; wie des trotzigen Besiegten schwere Strafe harre, wie aber den Unterwürfigen Gnade und Freundschaft erwarte; auch seine Gattin Thusnelda und sein Söhnchen würden übrigens nicht feindselig behandelt. Nun aber brach bei Armin der ganze Schmerz und Ingrimm, die ganze liebevolle Bitterkeit seiner gramschweren Seele durch und machte sich in erschütterten Worten Luft. Er sprach von des Vaterlandes gutem Recht, von der alten Freiheit der Väter, von den trauten heimischen Göttern. Er sprach auch von der lieben Mutter, die als Witwe in seinem Hofe faß und deren Thränen noch immer um den ungetreuen Sohn flössen. Er beschwor den Ab- trünnigen, um der Mutter willen möge er doch nicht sein Haus, die Blutsfreunde, die treuen Mannen, ja den ganzen Stamm ver- lassen und schnöde verraten, deren Fürst und Herr er von Rechts wegen sein sollte. Der Römling blieb gewiß nicht nngetroffen von so ungestüm-herzlicher Rede. Aber er hatte nicht die Kraft, die unwürdigen Ketten, die ihn fesselten, abzuwerfen; er barg die Be- schämung hinter heftigen Worten. Da schleuderte ihm Armin die peinlichste Kränkung zu, beide gerieten in leidenschaftliche Wut. Hätte nicht der Strom sie getrennt, sie wären handgemein geworden. Schon rief Flavus in heftigem Zorn nach seinem Roß und seinen Waffen. Einer seiner römischen Freunde eilte herbei und hielt ihn zurück. Armin aber streckte drohend den Arm empor und kündigte in lateinischen Worten eine Schlacht an, so daß die Römer die An- sage verstanden. Am folgenden Tage setzte Germanicus, vom Feinde ungehindert, auf das rechte Weserufer hinüber und schlug hier ein Lager auf. Es kam für heute nur zu kleinen Reitergefechten, in denen die batavischen Hülfstruppen der Römer schwere Verluste erlitten. Durch einen Überläufer erfuhr der Feldherr, an welchem Orte Armin die
   bis 10 von 173 weiter»  »»
173 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 173 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 1
3 3
4 2
5 29
6 0
7 7
8 24
9 4
10 55
11 0
12 4
13 3
14 0
15 0
16 3
17 0
18 1
19 1
20 1
21 1
22 0
23 0
24 3
25 0
26 20
27 9
28 2
29 2
30 2
31 0
32 0
33 25
34 3
35 2
36 11
37 135
38 6
39 7
40 0
41 0
42 1
43 5
44 0
45 21
46 11
47 10
48 10
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 43
2 0
3 4
4 5
5 2
6 0
7 1
8 1
9 8
10 0
11 0
12 0
13 10
14 0
15 2
16 13
17 140
18 0
19 1
20 1
21 7
22 2
23 4
24 2
25 1
26 2
27 0
28 3
29 4
30 1
31 0
32 2
33 0
34 1
35 2
36 3
37 12
38 18
39 31
40 6
41 11
42 7
43 3
44 11
45 23
46 6
47 0
48 0
49 2
50 0
51 1
52 14
53 0
54 18
55 0
56 0
57 36
58 3
59 3
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 5
66 1
67 1
68 18
69 10
70 2
71 20
72 13
73 6
74 1
75 5
76 8
77 49
78 0
79 1
80 1
81 2
82 8
83 16
84 2
85 2
86 3
87 12
88 2
89 1
90 3
91 4
92 35
93 0
94 34
95 0
96 0
97 0
98 17
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 97
1 74
2 11
3 21
4 1
5 63
6 111
7 7
8 1
9 6
10 113
11 40
12 65
13 61
14 230
15 0
16 1
17 16
18 8
19 8
20 4
21 7
22 0
23 0
24 57
25 137
26 22
27 0
28 29
29 31
30 24
31 7
32 62
33 173
34 48
35 24
36 28
37 0
38 162
39 53
40 49
41 17
42 29
43 62
44 73
45 4
46 36
47 54
48 2
49 0
50 108
51 130
52 64
53 7
54 19
55 6
56 66
57 0
58 24
59 118
60 19
61 13
62 81
63 1
64 21
65 39
66 680
67 4
68 19
69 1
70 4
71 18
72 138
73 2
74 4
75 31
76 8
77 4
78 58
79 4
80 38
81 371
82 15
83 48
84 20
85 0
86 13
87 8
88 3
89 67
90 6
91 30
92 8
93 9
94 72
95 114
96 4
97 114
98 12
99 87
100 150
101 20
102 104
103 5
104 11
105 19
106 67
107 72
108 0
109 25
110 26
111 45
112 41
113 17
114 51
115 2
116 51
117 2
118 3
119 89
120 13
121 52
122 36
123 33
124 51
125 39
126 2
127 37
128 0
129 18
130 11
131 93
132 4
133 172
134 8
135 8
136 41
137 19
138 1
139 50
140 23
141 4
142 217
143 52
144 104
145 49
146 0
147 7
148 0
149 1
150 2
151 18
152 100
153 12
154 40
155 34
156 23
157 39
158 3
159 17
160 11
161 6
162 0
163 0
164 20
165 18
166 26
167 16
168 28
169 33
170 27
171 27
172 18
173 25
174 29
175 161
176 6
177 82
178 8
179 47
180 19
181 0
182 26
183 204
184 6
185 6
186 3
187 20
188 159
189 2
190 0
191 20
192 1
193 40
194 27
195 25
196 87
197 3
198 0
199 44