70
A. Europa.
Gilge, wodurch der versandeten Gilge der Ausfluß ins Haff ver-
schafft wird, und der große und kleine Friedrichsgraben.
Der erste verbindet, 3 Meilen lang, die Deine (ein den Pregel
und das Haff verbindendes Gewässer) mit dem kleinen Flusse Ne-
monin; der letztere den Nemonin mit der Gilge, wodurch die
Verbindung zwischen Pregel und Gilge, mit Vermeidung der ge-
fährlichen Schifffahrt auf dem Haff, zu Stande gebracht wird.
Diese Kanäle sind 1688 — 96 von einer Gräfin von Truchses ange-
legt worden.
Das Klima des Landes ist zwar gemäßigt, aber doch rauh,
und scheint selbst in den neueren Jahrhunderten kälter geworden zu
seyn. Von dem zur Zeit des Ordens bedeutenden Weinbaue sind
kaum noch hierund da schwache Spuren vorhanden und an Wein-
bereitung ist gar nicht mehr zu denken; kaum daß zuweilen die
Trauben im Freien reifen. Selbst Mandel- und Nußbäume ver-
schwinden immer mehr und mehr. Man glaubt, daß die Ausrot-
tung der Wälder das Land des Schutzes gegen die Nordwinde be-
raubt habe.
Die Hauptproducte des Landes sind Getreide aller Art und
Holz, wovon viel ausgeführt wird. Die Viehzucht ist bedeutend,
obwohl sie durch die letzten Kriege außerordentlich gelitten hat; die
Pferdezucht, besonders in Litthauen, ist sehr ansehnlich, so wie
an den Küsten und auf den vielen Seen der Fischfang. An wilden
Thieren sind die Wölfe ziemlich häufig: das Elentthier, von der
Größe eines Pferdes, mit etwas längeren Vorder - als Hinterfüßen
und einem in Schaufeln endigenden Geweihe, findet sich nur noch
selten, vorzüglich auf der Fischhausenschen oder Capornschen Hei-
de, zwischen dem frischen und dem curischen Haff. Der Auerochs
ist seit einem Jahrhundert ausgerottet. Ein eigenthümliches Pro-
duct Ostpreußens ist der schon den Alten bekannte Bernstein,
er wird jetzt vorzüglich an der 4 Meilen langen Küste von Pillau
nördlich bis Brufter-Ort gefunden, sonst aber, nur in geringerer
Menge, beinahe überall an der Küste bis Memel. Der Bernstein
wird theils aufgesammelt, was das Meer davon an den Strand
geworfen; theils und vorzüglich geschöpft.' Wenn nemlich nach
heftigen Nordweststürmen das Meer sich wieder beruhigt, gehen
die Strandbewohner mit Käschern, welche an langen Stangen be,
festigt sind, bis an den Hals ins Wasser und schöpfen das darauf
schwimmende Seegras, mit welchem der Bernstein vermischt ist,
ab. Auch in den Sandhügeln der Küste hat man angefangen, mit
Erfolg nach Bernstein zu graben. Der Betrag von allem dem,
königliches Eigenthum, beläuft sich auf höchstens 18000 Rthlr.
jährlich. — An Fabriken sind nur sehr wenige vorhanden.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Bernstein
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nordwinde Capornschen_Hei- Pillau
S10 A. Europa.
4. Das Königreich Dalmatien.
Ein langer Küstenstrich von sehr verschiedener Breite, am öst-
lichen Ufer des adriatischen Meers, mit vielen davor liegenden In-
seln. Es erstreckt sich vom 42° bis beinahe 45°, doch nicht ganz
ununterbrochen, indem das türkische Gebiet an zwei schmalen Stel-
len das Meer erreicht, und enthalt auf etwa 273 □ Wt. über
300,000 Menschen. Dieses einst den Römern unterworfene Kü-
stenland ward bei der Völkerwanderung zuerst von Gothen und
Avaren, dann im 7ten Jahrh, von Slaven besetzt, welche noch jetzt
die Mehrzahl der Bewohner ausmachen In der Folge ward es
von Ungarn abhängig; doch blieben die meisten Städte stets in Ver-
bindung mir Venedig, welcher Staat auch später den größten Theil
des Landes an sich riß. In der neuesten Zeit ist es mit den übrigen
venerianischen Besitzungen an Oestreich gekommen. — Dalmatien
hat zwar ein überaus mildes Klima und edle Produete, wird aber
wohl schwerlich jemals einen hohen Grad von Cultur erreichen, in-'
dem ihm die 2 wesentlichsten Bedürfnisse, Dammerde und Wasser,
beinahe gänzlich fehlen. Die ganze Küste besteht aus steilen, dür-
ren Kalkgebirgen, welche man als die südlichen Verzweigungen der
Alpen betrachten kann. An die Jütischen Alpen schließt sich das Ge-
birge Welle bith, und dieses zieht sich unter mancherlei Namen,
als Popila, Golossio, Mossor, bis zum klonte negro, wel-
cher die südlichste Gränze ausmacht. Alle diese Gebirge fallen sehr
steil nach dem Meere ab, so daß es nur wenige eigentliche Ebenen
giebt, und auch diese aus nichts anderm als aus Kalkgerülle beste-
hen. Eben so verhält es sich mir den Inseln, welche nur kleinere
mit den Küstengebirgen parallel laufende Züge sind. Die meisten
dieser Berge sind völlig kahl oder doch nur mitgestrüpp bewachsen;
tiefer im Lande, im höhern Gebirge, sind wohl noch schöne Wal-
dungen, aber sie sind beinahe ganz unzugänglich; denn die ganze
Küste hat keinen schiffbarem Fluß, und die Wege sind so abscheulich,
daß man bisher sie nur mit Saumrossen benutzen konnte. Fuhr-
werk war gänzlich unbekannt. Doch haben die Franzosen und jetzt
auch die östreichische Regierung angefangen Landstraßen anzulegen.
Dabei fehlt es diesen Gebirgen beinahe ganz an Quellen; die mei-
sten Städte und Inseln müssen sich mit Cifternenwasser begnügen.
Daher ist auch der Getreidebau höchst unbedeutend; desto besser ge-
deihen aber die Oliven, deren Oel das meiste italiänische übertrifft;
Feigen, Mandeln, Rosinen, Granaten und andre edle Süd-
früchte; der Wein ist besonders feurig und gut. — Von den un-
bedeutenden Küstenflüssen sind die Kerka (1itiu8), wegen ihrer
herrlichen Wasserfälle berühmt, die Cettina (1eluru8) und die
Narenta (lvsro oder Narbo) noch die wichtigsten. — Der Berg-
bau ist ganz vernachlässigt, und das Land hat kein andres Salz, als
was man aus dem Meere durch Verdunstung gewinnt. — Da-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Dalmatien Stel- Ungarn Venedig Oestreich Dalmatien Golossio
258
A. Europa.
mische Kaiser Justiman benutzte die Zwietracht, welche nach Theo-
dorichs Tode unter den Gothen entstanden war, und sein Feldherr
Belisarius, welcher schon den Vandalen Afrika wieder entrissen
hatte, griff nun auch Italien mit großem Erfolge 535 an. Eine
Zeitlang widerstand zwar noch der letzte gothische König Totila und
eroberte selbst Rom wieder, allein als Belisarius zurückgerufen
und der Verschnittene Narses seine Stelle eingenommen, unter-
lag auch Totila 552, und ganz Italien ward, nicht zu seinem
Glücke, wieder römisch. Doch auch dieser Besitz war von kurzer
Dauer. Narses, bei seinem Herrn in Ungnade gefallen, soll selbst
die Veranlassung gegeben haben, daß Albuin, König der Lango-
' barden oder Longobarden in Pannonien 568 in Italien einbrach
und in kurzer Zeit das ganze obere Italien eroberte, welches von
den Siegern den Namen der Lombardei erhielt. So war nun
Italien getheilt, der ganze nördliche Theil, so wie mehrere süd-
westliche Gegenden waren lengobardisch, Ravenna und der südöst-
liche Theil blieb noch eine Zeitlang kaiserlich und wurde das Exar-
chat genannt. Der Exarch oder Statthalter wohnte zu Ravenna.
Rom war zwar nicht den Longobarden unterworfen, aber doch in
einer nur sehr schwachen Abhängigkeit von Constantinopel; ein
Umstand, welcher viel dazu beitrug, das Ansehen der Bischöfe
dieser Stadt (Päpste), welche oft Gelegenheit hatten als Vermitt-
ler und Beschützer der Stadt aufzutreten, außerordentlich zu er-
höhen. Außerdem hatte sich in dem nordwestlichen Winkel des
adriatischen Meeres auf mehreren dort gelegenen, flachen, von
Lagunen (seichten Meeresstellen) umgebenen Inseln ein kleiner
Staat meist von solchen gebildet, welche zur Zeit Attila's dem Ver-
derben entronnen, woraus, aber erst später, die Stadt und Re-
publik Venedig entstand. Das Reich der Longobarden war nie
stark; tapfer zwar und kriegerisch, aber höchst ungebildet, ver-
schwanden unter ihnen noch die letzten Spuren altrömischer Bil-
dung. Ihr Reich blieb stets ein Wahlreich, wenn man auch da-
bei vorzüglich auf die einmal herrschende Familie achtete, und die
Macht der Herzöge, welche die verschiedenen Theile des Landes
beherrschten , war so groß, daß sie oft jahrelang ohne König re-
gierten. Diese Uneinigkeit war auch Schuld, daß es ihnen erst
spät, 752, gelang, dem schwachen Exarchat ein Ende zu machen;
doch behielten die griechischen Kaiser noch immer einige Provinzen
im untern Italien. Die Longobarden waren zwar Christen, aber
Arianer (S. 255.) und daher Feinde der Päpste, welche stets von
ihnen bedroht bei den entfernten Franken Hülfe suchten und fan-
den. Schon Carl Martell hatte sich der Päpste angenommen; sein
Sohn Pipin zwang die Longobarden zu einem Vergleich, wodurch
viele ehemals zum Exarchat gehörige Länder den Päpsten einge-
räumt wurden und diese dadurch zuerst in die Reihe weltlicher
Fürsten eintraten. Als aber der letzte longobardische König Deside-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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300
A. Europa.
wohnten abweichenden Anblick dar, als Venedig. Sie liegtauf
vielen kleinen Inseln (einige geben 136 an) in den Lagunen am
Ausfluß der Brenta: Lagunen sind vom Meere mehr oder weniger
tief bedeckte Niederungen, welche vermuthlich dadurch entstanden,
daß das Meer einst die höhere Küstengegend lido (littus) an vielen
Punkten durchbrochen ur. die dahinter liegenden Niederungen
stundenweit überschwemmt hat; diese Durchbrüche bilden noch jetzt
die zahlreichen Hafen und Einfahrten in die Lagunen. Auch der
Po, dessen ungeheure Wassermasse bei geringem Fall das Meer
nicht erreichen konnte, ohne seine Ufer zu überschwemmen, und
mehrere andre hier grade mündenden Flüsse, wie die Etsch, der
Bacchiglione, die Brenta, die Piave u. a., mögen nicht wenig zur
Bildung der Lagunen beigetragen haben. Jetzt ist die östliche Küste
Italiens von Ravenna bis an den Ausfluß der Piave, auf einer
Strecke von wenigstens 20 deutschen Meilen, mit Lagunen bedeckt.
Weil aber die Wuth des Meeres die wenigen noch vorliegenden
schmalen Inseln immer mehr benagt und bedroht, ja Venedig
selbst durch einen Einbruch des Meers in Gefahr käme und über-
dies das Meer die in den Lagunen vorhandenen tieferen schiffbaren
Kanäle versanden und die Lagunen in ungesunde Moräste verwan-
deln würde, so hat man im vorigen Jahrhundert angefangen, mit
unglaublicher Kühnheit und großen Kosten an der gefährlichsten
Stelle südlich von Venedig einen aus großen Felsenblöcken, welche
man aus Dalmatien holen mußte, bestehenden Damm dem Meere
entgegen zu setzen. Bis jetzt ist nur die Strecke von Chioggia über
Palestrina bis Malamocco, 11350 F. lang, fertig; dieser Molo
di Palestrina oder die Murazzi, ragt 18 F. über die Meercs-
fläche, hat 6o F. Breite und eine Höhe von 18 bis 26 F., und
doch schlägt das Meer zuweilen darüber hinaus. Dies herrliche
Werk führt die schöne Inschrift: Ausu romano, aere vciieío
(mit römischer Kühnheit und venezianischem Gelde). Mitten in
diesen Lagunen, auf vielen kleinen sumpfigen Inseln ist Venedig
im 5ten Jahrhundert entstanden (S. 258). Die Folgen dieser
Lage sind, daß alle Gebäude von Venedig auf Pfählen erbaut sind,
daß nirgend trinkbares Wasser gefunden wird und man sich mit
dem gesammelten Regenwasser begnügen muß, daß kein Garten
und kein Baum in Venedig zu sehen ist, daß die Stadt von unzäh-
ligen Kanälen durchschnitten wird, und daß man durchaus kein
Pferd darin erblickt. Der Hauptkanal, Panal grande oder Ca-
naiazzo, durchschneidet die Stadt in Gestalt eines 8 und mag an
einigen Stellen 200 F. breit seyn. Noch viel breiter, an 175 Klaf-
ter, ist der Kanal délia Grindecca, welcher das eigentliche Vene-
dig von den östlicher liegenden Inseln 8. Giorgio maggiore und
(olhidecca trennt. Alle übrige Kanäle sind viel schmaler. Oft
nehmen die Kanäle nicht die ganze Breite der Straßen ein, sondern
an einer Seite bleibt ein schmaler mit Quadern schön gepflasterter
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Schweiz Deutschlands Deutschland Deutschlands Baiern Atter- Oestreichischen Deutschland Pommern Brandenburg Deutschlands Rhein Europa
5
Vii. Deutschland.
wir bei bei Schweiz (I. S. 388.) kennen gelernt haben, tritt dicht
unter Basel in das deutsche Gebiet, bildet anfänglich die unnatür-
liche Gränze zwischen Elsaß und Deutschland, durchströmt dann
die herrlichsten Gegenden Deutschlands, bis er endlich unter-
halb Cleve in die Niederlande tritt, wo wir (I. S. 336.) seinen
weitern Lauf gesehen haben. Die Schifffahrt auf dem Rheine
ist sehr bedeutend und wird cs noch ungleich mehr werden, seitdem
die Dampfschifffahrt hier eingeführt und die Zölle und Abgaben re-
gulirt werden sind. Er hat in seinem ganzen Laufe in Deutsch-
land keine eigentlich gefährlichen Stellen; das Binger Lech, wo
sonst bei niedrigem Wasserslande gefährliche Klippen drohten, ist
jetzt, 1832, durch Wegsprengen vieler Felsen, gänzlich gefahrlos
geworden. Stromauf müssen die Schiffe, wegen der gewaltigen
Strömung, bei fehlendem Winde gezogen werden. Er nimmt in
Deutschland folgende Flüsse.auf, und zwar vom linken Ufer a) die
Nahe bei Bingen, welche aus dem Hundsrück kommt; b) die
Mosel bei Coblenz, welche in Frankreich am Fuß der Vogesen
entspringt. — Vom rechten Ufer empfängt er: a) bei Manheim
den Neckar (Tvicer, Nicarus), welcher, in geringer Entfer-
nung von den Donauquellen, im Schwarzwalde entspringt, rechts
den Kocher und die Japt, links die Enz aufnimmt und bei
Canstadt sckiffoar wird; b) bei Mainz, den Main Moonus),
welcher im Fichtelgebirge aus zwei Bächen, dem rothen und dem
weißen Main, entspringt, links die Rednitz aufnimmt, wodurch
er unterhalb Bamberg schiffbar wird, ferner den Tauber, rechts
aber die fränkische Saale und die Kinzig aufnimmt; c) bei
Ober-Lahnstein, oberhalb Coblenz die Lahn, welche am Eder-
kopf, im Rothlager-Gebirge, einem Theile des Westerwaldes,
entspringt und bei Ems schiffbar wird; d) unterhalb Bonn die aus
dem eben genannten Gebirge kommende Sieg; e) bei Duisburg
die Ruhr; k) bei Wesel die Lippe (Luppia), welche bei Lipp-
spring im Wesergcbirge entspringt.
2. Die Weser (Visurgis) entsteht aus dem Zusammen-
fluß zweier Flüsse: a) der Werra, welche im Thüringer Walde,
und b) der Fulda, welche am Rhöngebirge entspringt. Beide
vereinigen sich bei Hannöverisch-Münden, wo sie den Namen We-
ser erhalten. Von hieraus fließt die Weser in nördlicher Richtung,
nimmt links, nicht weit von ihrer Mündung, die Hunte, rechts
aber bei Verden die Aller (Alera) auf, welche selbst durch die
vom Harz kommende Ocker und die südöstlich vom Harz entsprin-
gende Leine verstärkt wird. Bei ihrer Mündung in die Nordsee
breitet sich die Weser bedeutend aus, und viele Sandbänke und
Watten machen die Schifffahrt hier beschwerlich; auch ist sie für
große Schiffe nicht einmal bis Bremen schiffbar.
3. Die Elbe (Albis) entspringt auf der böhmischen Seite
des Riesengebirges, in der Gegend der Schneekoppe auf einer
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schweiz Basel Elsaß Deutschland Deutschlands Niederlande Rheine Deutsch- Deutschland Coblenz Frankreich Manheim Nicarus Donauquellen Schwarzwalde Mainz Main_Moonus Main Tauber Ober-Lahnstein Eder- Rothlager-Gebirge Bonn Duisburg Wesel Luppia Wesergcbirge Fulda Rhöngebirge Bremen
218
A. Europa.
berühmt gewordene Insel Elba, im Alterthum Aethalia auch
Uva, und die in der Nähe liegenden kleineren Pianosa (Plana-
sia) und Capraja , ehemals Aegilon oder Capraria.
Am Eingänge des Meerbusens von Neapel, nördlich Isvbia
ehemals Äenaria oder Inarinie, und Procida, ehemals Pro-
cbyta; südlich Capri, ehemals Capreae.
b) Im adriatischen Meere, unter 42° mehrere kleine In-
seln, Isoü ditremiti, ehemals die Diomedeischen genannt, weil
Diamedcs bei der Rückkehr von Troja hier gelandet seyn soll.
Diese allgemeine Uebersicht des Landes mußten wir voranschik-
ken, um nun zur Geschichte desselben überzugehen. Wir theilen sie
in U Abschnitte.
I. A-eltere Geschichte Italiens, bis auf den Unter-
gang des weströmischen Reichs, oder bis zum
Jahre 476 n. Chr.
Ueber den Zustand Italiens vor der Entstehung Roms haben
wir nur dunkle und verworrene Sagen und Berichte. Die zahl-
reichen und gewiß höchst verschiedenen Völkerschaften, welche uns
als die ältesten Bewohner der Halbinsel genannt werden, hatten
sich theils schon vor den Zeiten der Römer unter einander aufge-
rieben, theils wurden sie von diesen später so gänzlich unterjocht,
daß, als die Römer anfingen ihre eigne Geschichte zu erforschen
und zu schreiben, die Eigenthümlichkeiten jener Völker, ihre Lit-
teratur, ihre Denkmähler, ja selbst zum Theil ihre Sprachen schon
untergegangen waren. Am besten lassen sich alle jene älteren Völ-
ker auf folgende Klassen zurückführen.
I. Solche, welche man gewöhnlich pelasgischen Stam-
mes nennt, d. h. welche mit den Urbewohnern der gegenüberlie-
genden Küsten von Griechenland und Jllyrien verwandt waren.
Dazu gehören: die Oenotrer und Peuzetier, welche die süd-
liche und östliche Küste Italiens und Siciliens bewohnten, aber
schon vor den Zeiten der Römer von den Sabellern unterjocht, ver-
drängt und vertilgt wurden. Die Römer fanden sie nicht mehr,
an ihrer Stelle aber Lucanier und Bruttier, welche man zu
den Sabellern rechnen muß. Ferner die U mbrer, nördlicher an
der Küste des adriatischen Meeres; auch diese wurden von den Sa-
bellern und Galliern vernichtet, und ihr Name blieb zur Zeit der
Römer nur einem kleinen Theile ihres ehemals sehr ausgedehnten
Gebietes. Veneter oder Henerer, am Ausfluß des Po, wel-
che sich später den Römern ohne Kampf, freiwillig, unterwarfen.
Weniger gewiß ist es, ob man auch die Au son i er oderopiker,
einst von der Tiber bis zum südlichsten Rande mächtig, aber von
den Sabellern vertilgt, und die S ikul er, früher in der Gegend
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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284
A. Europa.
von beinahe 1 Fuß und die Dicke eines kleinen Fingers; zehn Jahre
scheinen zu ihrer völligen Ausbildung nothwendig, daher haben
die Fischer die 6 italiänische (etwa l1/2 deutsche) Meilen lange
Strecke, von der nördlichen Mündung der Meerenge nach Süden
zu, in 10 Theile getheilt, und fischen jährlich nur an einer dieser
Abtheilungen, zu welcher sie dann erst nach 10 Jahren zurückkeh-
ren. Die Korallen wachsen hier an Felsen, welche in der Mitte
des Kanals, in einer Tiefe von 350 bis 650 Faden liegen; nur die
Beschwerlichkeit der Arbeit verhindert, sie in größeren Tiefen auf-
zusuchen. Sie finden sich vorzüglich an den östlichen, seltener an
den westlichen und nie an den nördlichen Seiten der Felsen. Je
größer aber die Tiefe, je kleiner sind die Korallen. Die Netze sind
an zwei im rechten Winkel verbundenen und mit Steinen beschwer-
ten Hölzern befestigt, womit die Korallen abgestoßen werden. Die
Arbeit ist äußerst mühsam und wegen des hier stets unruhigen
Meeres auch gefährlich. Es werden jährlich an dieser Stelle an
30 Centner Korallen gefischt. — Alle warme Länder und so auch
Italien bringen eine Menge lästiger Insekten hervor. Die Plage
von den Mücken ist hier, besonders bei Nacht, sehr groß, daher
auch beinahe jeder das Bett mit einem Florvorhang, Zanzariéra,
umzieht; eben so sind Flöhe, Wanzen u. s. w. ungleich häufiger
und lästiger, als bei uns. Eine schöne Erscheinung bietet im
Frühjahr eine Unzahl phosphorischer Mücken dar, welche Italien
eigen zu seyn scheinen, und oft ganze Gegenden, besonders Wiesen,
wie mit Feuer bedecken. Der Skorpion, dessen Biß oft gefähr-
liche Folgen hat, findet sich häufig in altem Gemäuer, Ritzen
u. s. w. Von der Tarantel, einer 1 Zoll langen Spinne, welche
sich häufig in der Gegend von Tarent (daher der Name) findet und
meist in Erdlöchern und Mauerspalten hauset, fabelte man sonst,
daß ihr Biß eine Art von Raserei hervorbringe, welche nur durch
einen gewissen Tanz geheilt werden könne. Wahrscheinlich aber
liegt dieser Sage eine Namensverwechselung zum Grunde, indem
die Spinne tarantela, ein in ganz Neapel aber üblicher Tanz der
Mädchen, taranteila, genannt wird, und die durch heftige Be-
wegung veranlaßte Transpiration allerdings wohl ein Heilmittel
gegen jenen Biß, aber auch gegen andre Uebel abgeben mag. —
Der Bergbau Italiens ist im Ganzen genommen nicht bedeutend,
obgleich sich etwas Gold, Silber, Kupfer, Blei u. s. w. findet;
desto reicher sind die seit Jahrtausenden benutzten unerschöpflichen
Eisengruben der Insel Elba. An edlen und nutzbaren Steinarten
liefert Italien vorzüglich jenen trefflichen weißen Marmor, der
von Carrara seinen Namen führt, viele minder edle Marmor-
arten, so wie auch Alabaster, Serpentin, Sandstein u. s. w. Die
Lava wird zum Pflastern und Bauen benutzt, und aus den dichte-
sten Arten derselben werden selbst allerhand Kunstsachen gemacht.
Die vulkanischen Gegenden liefern viel Schwefel, und eine Erde,
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TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Italien Tarent Neapel Italiens Elba Italien
375
Mil. Italien. Neapel.
einige Jahre nachher wohnten viele Einwohner tn hölzernen Bd-
rakcn. Die schöne Lage der Stadt zum Handel und die ansehn-
lichen Seidcnmanufacturen haben indeß die Bevölkerung wieder auf
50 — 60000 Menschen gebracht. Auch die Fischerei, vorzüglich des
Thun - und Schwertfisches, ist bedeutend. — Am Eingänge des
Hafens von Messina befindet sich eine etwa 100 Schritt breite
Stelle, wo das Meer, auch wenn es sonst ruhig ist, beständig wal-
let und Wellen schlägt; nur beim Sturm ist der Ort gefährlich:
dies giebt man für die Charybdis der Alten aus, welche jetzt Garo-
falo oder Calosaro, schöner Thurm, wegen des dabei befindlichen
Leuchtthurms, genannt wird. Die Scylla aber glaubt man in einem
isolirten Felsen an der Küste von Calabrie», mehrere Meilen von
Messina, zu finden, wo allerdings das Meer sich mit heulendem
Tone bricht und die Schiffe unter manchen Umständen leicht schei-
tern können. Es hat nemlich die Meerenge eine der Ebbe und Fluth
entsprechende Strömung, welche 6 St. von N. nach S. und eben
so lange von S. nach N. abwechselnd geht, und die Scylla wird
den Schiffen sehr gefährlich, wenn ein entgegengesetzter Wind mit
der Strömung kämpft. Die vom Homer und Virgil beschriebenen
Stellen können cs schon wegen der großen Entfernung zwischen bei-
den nicht gut seyn.
Die zu dieser Provinz gehörige Nordküste der Insel hat keine
einzige bedeutende Stadt.
Es bleibt uns nun noch übrig, von dem furchtbaren Beherr-
scher der Insel, dem Aetna, zu reden. Der Aetna, oder wie er
jetzt gewöhnlich genannt wird, Nonio Gidello (Mongibello),
10630 Fuß hoch, liegt 37044/ §n der Ostküfte Siciliens, zwi-
schen (Catania und laormina, von allen übrigen Bergen isolirt,
und sein Fuß hat einen Umfang von 20m. So weit die Geschichte
hinaufreicht, wird er als ein Vulkan erwähnt, so daß schon die
ältesten Sagen der Griechen von dem Ungeheuer Typhon, oder
dem Riesen Enceladus, welche unter ihm ruhen sollen, sich an ihn
knüpfen. Der weite Fuß des Berges, mit unzähligen Lavaströ-
men, Spuren früherer Ausbrüche bedeckt, erfreut sich dennoch ei-
ner unglaublichen Fruchtbarkeit, und hier findet man beinahe die
einzigen Dörfer in Sicilie». Der mittlere Theil seiner Höhe, etwa
2 M. aufwärts, ist mit Eichen-, Buchen - und Fichtenwäldern be-
kränzt, aus diesen tritt man in die kahle Schnee-Region, wo sich
dem Auge keine Spur von Vegetation und nichts als Felder von
Lava, Asche und Schnee darbieten. Ueberall in dieser letzten Ge-
gend erheben sich größere und kleinere Hügel und Berge, theils aus-
gebrannte Oeffnungen, theils noch rauchende Vulkane. Den letz-
ten steilen Aschenkegel k>önen 2, nach Andern 3 Berge, welche den
1 M. weiten Crater einschließen; in diesem befinden sich unzählige
kleinere Oeffnungen; die Haupt-Loeea scheint etwas über 60 F.
im Durchmesser zu halten und sendet unaufhörlich Rauch-und
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Extrahierte Personennamen: Nonio_Gidello
Extrahierte Ortsnamen: Italien Neapel Messina Messina Mongibello Catania
I
450 A. Europa.
sen von Zeitun rmd der von Bolo; weiter nördlich der Meerbusen
von Salonichi, ehemals der lhermaische; der Meerbusen von Cas-
sandria, ehemals der toronaische; der Meerbusen von Monte
Santo, ehemals der singitische; der Meerbusen von Contessa, ehe-
mals der strmnonische; der Meerbusen von Savos, ehemals der
melanische. Das ehemalige ägäische Meer führt jetzt die Namen: wei-
ßes Meer und Adalardenghisi oder Jnselmeer bei den Türken,
und des Archipels bei den Europäern; die Straße der Dardanellen
oder der Hellespont ist bei ungleicher Breite (an der engsten Stelle
betragt sie nur etwa 2500 F.) 12 Stunden lang; das Meer von
Marinara oder die Propontis der Alten; die Straße von Conftan-
tinopel, der alte Bosporus, ist bei einer ziemlich gleichen Breite
von Meile 3 Meilen lang. Am schwarzen Meere ist der wich-
tigste Meerbusen der von Burgas. Die Hauptstöße sind: die
Save, welche von Süden her die Unna, Bosna und Drina em-
pfangt; die Donau, welche südlich die Morawa, den Isker, den
Wid oder Seresgu und die Jantra, nördlich aber die Aluta, die
Dumbro-witza, den Sereth und den Pruth aufnimmt. Ins ägäi-
sche Meer ergießen sich: die Maritza, der Hebrus der Alten; der
Karasu, ehemals Mestus; Struma oder Karasu, ehemals der
Strymon; der Wardari, ehemals Axius; die Salambria, ehe-
mals Peneus; der Hollada, ehemals Sperchius. In das mittel-
ländische Meer ergießen sich: die Narenta, der Drin, die Vojussa,
der Aspropotamo, ehemals Achelöus. Viele andre werden ihrer
Unbedeutsamkeit und ihrer barbarischen in Europa so gut als unbe-
kannten Namen wegen billig übergangen.
Products und Verarbeitung derselben.
Die Länder der europäischen Türkei stehen gewiß an Frucht-
barkeit keinem andern europäischen Lande nach; allein vergebens
verschwendet hier die Natur ihre herrlichsten Schätze, sie werden
nur wenig benutzt; aller Anbau, aller Gewerbsieiß erstirbt immer
mehr unter dem eisernen Joche des türkischen Despotismus. Nie-
mand mag durch sorgfältigen Anbau des Bodens sich bereichern,
weil er nur um so gewisser dadurch die Habsucht der Mächtigen
reizen würde; mitten in den fruchtbarsten Gegenden darben die un-
glücklichen Bewohner, und Tausende ziehen jährlich in die Städte,
wo sie mehr Schutz und Sicherheit finden und den etwa durch Han-
del zu erwerbenden Wohlstand leichter verheimlichen können. ^Da-
her die auffallende Erscheinung in allen der türkischen Botmäßig-
keit unterworfenen Ländern, daß die Bevölkerung der Städte zwar
sehr bedeutend ist, das Land aber dagegen von Jahr zu Jahr mehr
verödet. Der unglückliche, stets der Plünderung und Mißhand-
lungen aller Art ausgesetzte Grieche wagt es nicht, seine Thätigkeit
auf den Ackerbau zu wenden, und der Türke, gleich jedem rohen
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