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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Mittelalter - S. 90

1889 - Gotha : Perthes
ordentliche Ding (das allgemeine, groe Gericht, spter auch als Landgericht. Landding bezeichnet) an den verschiedenen Gerichtssttten der Grafschaft, oftmals nach alter Weise unter freiem Himmel an alten geheiligten Pltzen, doch auch in greren Orten und Stdten. Alle Freien waren ding-pflichtiq, das Urteil fllten (wiesen) indes nur wenige, Schffen, rote sie seit Karl d. Gr. hieen. Die Bollstreckung des Urteils, die zwingende Geroalt hatte der. dem das Gericht (der Gerichtsbann) bertragen war Je mehr nun diese Geroalt als erbliches Lehen aufgefat ward, um so mehr verlor sie den Charakter des Amts und ward die Grundlage Herrschaft-licher Stellung. Wohl blieb der König der Idee nach oberster Gerichtsherr, aber der That nach war das knigliche Recht verdunkelt. Ein anderes wichtiges knigliches Recht war das Aufgebotl) zum Kriege. Die einzelnen Abteilungen des Herres, die den groen Stammesgebieten entsprachen, standen unter den Herzgen2). Jeder Heerhaufe fhrte ein besonderes Banner; der schwergerstete Reiter hatte Helm, Panzer (brnne), den Korper spter vom Hals bis zu den Knieen deckend (halsperge), Beinschienen, einen langen Speer zum Wurfe (spter als Lanze zum Stoe gebraucht). Schwert und bemalten Schild. Die Notwendigkeit. Kriegszuge in fernere Gegenden zu unternehmen, fhrte dahin, das Hauptgewicht auf den Rodienst zu legen; es bildete sich daher ein kriegerischer Stand, meist aus Vasallen und Ministe-rialen bestehend. Heer und Volk fiel also nicht mehr zusammen wie in alter 3eif der König als oberster Kriegsherr war wesentlich oberster Lehnsherr an der Spike eines Vasallen- und Ritterheeres. Zu den kniglichen Rechten gehrte auch das Zollrecht, d. h. das Recht auf Abgaben fr die Erlaubnis gewisse Straen (Brcken. Thorc) zu benutzen, das Marktrecht, d. h. das Recht, einem Orte Schutz und Frieden fr den Handel zu erteilen und dafr eine Abgabe zu erheben.und das Mnzrecht; doch waren die meisten Zolle mit der Grafschaft verbunden; ebenso befand sich das Marktrecht, mit dem regelmig das Mnzrecht) verliehen wurde, im Besitze der verschiedensten Gewalten des Reiches.. Die staatlichen Rechte und die finanziellen Krfte entbehrten im deutschen Reiche der Einigung; wie Gerichts- und Heergewalt,^ waren die Einknfte des Knigtums mehr und mehr an die Groen. an selbstndige Gemeinwesen bergegangen. Der freie Grundbesitz war stark verringert, ein groer Teil der Bevlkerung im Besitze geliehenen Gutes ). Das 1) Das volle Aufgebot mochte Ans. des 12. Jahrh. etwa 30000 Ritter betragen (mit Schildknappen u. Tro 100000 Mann), wie sie Heinrich V. auf den roncalifchen Feldern bei Piacenza [ptatfchenbfa] um sich versammelte. .. 2) Als die herzogt Gewalten verfielen, traten die Grafen. .Bischfe n. Abte. als |elb- ftaudige |eu^ anu^utbeu nur Denare (auch nummi, Pfennige gen.); oft' "5rb actooaen nicht geprgt; schon unter Karl d. Gr. herrschte berwalzung. - Nach karoung Ordnung galt das Pfund (libra, talentum, pondus) gleich 20 12 Senaten. Seit dem 11. Jahrh. ward auch die Mark (ohne festen Wert) gebraucht. Pfund. Schilling u. Mark waren nur Rechnungseinheiten. . , 4) Der Gegenstand der Verleihung war hchst manuigfach eui emmes Hans eine Mllhle, Burg, ein Wald, ganze Städte n. Provinzen. Kirchen - Klster, Mnk, der lehnte, jedes Ann, mit dem ein Genu verbunden war. am meisten Grundbesitz. Die Bclehnung od. Investitur erfolgte regelmig durch berreichung emes Gegen-

2. Das Mittelalter - S. 111

1889 - Gotha : Perthes
111 zog Barbarossa 1189 nach dem Orient; auf dem Zuge ertrank') er im Flusse Salef bei Seleucia (in Cilicien) (1190). Friedrich I. (Rotbart), Gem.: Beatrix von Hochburgund ___ Heinrich Vi., Friedrich von Schwaben, Philipp von Schwaden, Gem.: Konstanze von Sicilien f 1191 vor Mon, Gem.: Irene von Byzanz Friedrich Ii. Beatrix, Gem.- Otto Iv. Heinrich Vi. (11901197.) Heinrich Vi. (schon 1169 zum Könige gewhlt) zog Ans. 1191 der die Alpen, um in Rom die Kaiserkrone zu empfangen und dann das ihm 1189 mit dem Tode Wilhelms Ii. zugefallene Knigreich teilten in Besitz zu nehmen. Nachdem er in St. Peter zum Kaiser gekrnt worden war (1191), wandte er sich nach Sicilien; doch vor Neapel, das er belagern nutzte, raffte eine Fiebersenche fast sein ganzes Heer hinweg und zwang ihn zur Rckkehr nach Deutschland; hier fand er eine durch sein rcksichtsloses Auftreten hervor-gerufene, weitverbreitete Frstenverschwrung vor, an deren Spitze die Welsen standen. Inmitten dieser groen Gefahr glckte dem Kaiser die Ge-faugennahme des englischen Knigs Richard Lwenherz, des Schwagers Heinrichs des Lwen, der, vom 3. Kreuzzuge heimkehrend, in die Gewalt seines persnlichen Gegners, Leopolds Vi., Herzogs von sterreich und Steier-mark2), geriet (Ende 1192) und von diesem an Heinrich Vi. ausgeliefert wurde; derselbe beutete den ihm gewordenen Vorteil rcksichtslos den Welsen und dem Frstenbunde gegenber aus. Nachdem der letztere sich aufgelst hatte, kam eine Vershnung mit den Welfen (Heinrich d. Lwen) zustande. Richard selbst mute fr sein Knigreich den Vasallen cid leisten und ungeheuere Summen bezahlen; Februar 1194 erfolgte endlich seine Freilassung vom Trifels (Bergkegel am Rande der Haardt). Nachdem die Ruhe in Deutschland hergestellt war. begab sich Heinrich von neuem nach Italien und setzte sich 1194 in den Besitz der sicilischen Lande. Am Weihnachtstage lie er sich im Dome zu Palermo krnen. Mit grausamer Strenge hat er alle weiteren Versuche der Emprung im Knigreiche unterdrckt. Nachdem der Kaiser in Deutschland die Wahl seine? zweijhrigen Sohnes Friedrich (geb. 1194) zum Könige durchgesetzt hatte, nahm er das Werk auf. das sein Vater ihm hinterlassen hatte, die Eroberung Jerusalems. Hhere Ziele indes noch mochte er verfolgen; schon bekannte sich der König von Cypern als Lehnsmann (seit 1196) und hatte sich Byzanz zu einem jhr-lichen Zins verpflichten mssen. 1197 sammelten sich zahlreiche deutsche Kreuzfahrer in den Hfen des sicilischen Knigreiches; bereits steuerten die Flotten nach dem Orient, da starb (1197) nach kurzer Krankheit Heinrich Vi. in Messina; im Dome zu Palermo ward er beigesetzt. Der Tod Heinrichs Vi. erinnert an den Heinrichs Iii.; auf den hchsten Aufschwung des Kaisertums folgt pltzlich der tiefste Niedergang. Whrend 1) Die inneren Teile des Krpers wurden in Tarsus (in Cilicien) beigesetzt; die Gebeine fhrte s. Sohn Friedrich mit sich, um sie in Jerusalem zu begraben; der deren Verbleib steht nichts fest, doch sind sie wahrscheinl. vor Akkon nach Friedrichs Tode bestattet worden. 2) Herz. Ottokar v. Steiermark (f 1192) hatte Leopold zu s. Erben eingesetzt.

3. Das Mittelalter - S. 135

1889 - Gotha : Perthes
135 trat ein Kurfrstenkollegium zusammen, in dem die Laienfrsten l) (4) der die geistlichen Fürsten (die 3 rheinischen Erzbischfe) das bergewicht erlangten. r, Der grere Teil der Kurfrsten whlte Ans. 1257 gegen Auszahlung groer Summen den Bruder des englischen Knigs, Heinrichs Iii., Richard von Cornwallis, die brigen bald darauf Alfons (X.) von Castilien zu Knigen. Der rheinische Bund bewies sich diesen Vorgngen gegenber ohne die ntige Festigkeit; er lste sich 1258 wieder auf; die Städte traten einzeln, von englischem Gelde gewonnen, zu Richard der. Wie die Städte, blieben die reichsunmittelbaren kleineren Basalten ohne Einflu auf die Angelegenheiten des Reichs; seit dem Untergang der Staufer ohne Beschftigung, suchten sie sich von ihren steinernen Burgen aus durch Raub und Bedrckung des Verkehrs aufrecht zu erhalten2). Inmitten der allgemeinen Verwirrung war es Richard von Com-Wallis, der einigemal am Rhein erschien3), nicht mglich, eine feste Stellung im Reiche zu gewinnen; dagegen begrndete in dieser Zeit der König von Bhmen 4), Ottokar Ii., welcher die babenbergische Erbschaft (vgl. S. 121), sterreich und Steiermark, mit Gewalt und auf friedlichem Wege) Krnten und Kratn erwarb, im So. des Reiches eine an Umfang jedes deutsche Frstentum berragende Macht. Da die ffentliche Meinung immer dringender die Herstellung einer festen Zentralgewalt forderte, so traten nach dem Tode Richards von Cornwallis (t 1272) die Kurfrsten zur Wahl eines neuen Knigs zusammen; sie einigten sich auf den Grafen Rudolf von Habs brg), einen Mann aus nicht frstlichem Geschlechte (wie Wilhelm von Holland), der trotz seines nicht unbedeutenden Lnderbesitzes im Elsa und im Thr- und Aargau dem Frstentum nicht gefhrlich schien; auerdem ver-pflichteten sie. wie es scheint, den König, zu den wichtigsten Regierungshand-hingen ihre Zustimmung (die sogen. Wi.llebriefe) einzuholen. In Frank-furt erfolgte 1273 die endgltige Wahl; von hier zog man mit Rudolf nach Aachen zur Krnung. B. pie vergebt. Wersuche der Kerstessung der knigt. ti. kaisert. Gewalt. Rudolf von Habsburg (13731291) erbat vor allem vom Papste die Anerkennung seiner Wahl; er erhielt sie, indem er bereitwilligst alle Ansprche, welche die Kirche auf Italien erhob, zugestand. Diese Verbindung mit der 1) Die groen Frstengeschlechter., welche die Kur beanspruchten, waren neben dem Könige v Bhmen die Askanier (in Brandenburg u. Sachsen) u. die Wittelsbacher (in d. Pfalz u. in Baiern). Der Streit der beiden fchs. Linien (Lauenburg u. Wittenberg) u. der wittelsbachschen ward endgltig durch d. goldene Bulle geregelt. An Stelle der Askanier stehn im 15. Jahrh. die Hohen zollern und Wettin er (vgl. spter die Tern-torialentwickeluug.). 2) Beschftigung u. Versorgung bot einem Teile von ihnen d. deutsche Orden, ferner d. geistl. Frstentmer u. Stifter; auf den bifchsl. Sitzen u. in d. Domkapiteln befanden sich fast nur Mitglieder des Adels. 3) Alfons v. Castilien betrat Deutschland berhaupt nicht. 4) Heinrich Iv. u. Friedrich I. Hatten b. Knigstitel an einzelne bhmische Herzge fr ihre Person verschenkt; d. erbl. Knigswrde erlangte Ottokar I. (1198), dessen Enkel Ottokar Ii. war. ___ _ , 5) S. Freund, d. kinderlose Ulrich v. Krnten (+ 1269), setzte ihn 1268 zum Erben em. 6) Die Habsburg lag in d. Winkel zwifch. d. Aare u. d. einmndenden Reu.

4. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 113

1890 - Gotha : Perthes
113 schiffe nach karthagischem Vorbild bauen und die besten Matrosen und Seesoldaten anwerben liefen. Die Bürger von Karthago wollten solche Opfer nicht bringen, rüsteten aber eilfertig Schiffe aus, um Lebensmittel nach Sicilien für das Heer zu schaffen. Diese Schiffe sollten Getreide nach Sicilien und von dort Seesoldaten zurückbringen, um eine Seeschlacht liefern zu können. Hanno eilte mit vollen Segeln und günstigem Winde heran, um die Getreideschiffe in den Hafen zur Aus-ladung zu bringen. Da traten ihm die römischen Schiffe unter Lutatius Catulus an den Ägatischen Inseln entgegen. Die Getreideschiffe der Karthager waren schwer zu bewegen, die Truppen schlecht, daher nahmen die Römer 70 Schiffe, bohrten die andern in den Grund oder versprengten dieselben (241 v. Chr.). Karthago verlor den Mut, den Krieg fortzusetzen, beauftragte also den Hamilkar, Frieden zu schließen, der unter harten Bedingungen zustande kam. Sicilien ward an Rom abgetreten, ein Strafgeld von 3| Mill. Thalern (damals viel Geld) und Auslieferung der Gefangenen und Überläufer bedingt. Das souveräne Volk in Rom steigerte den Friedenspreis noch um 1 Mill. Thaler in zehnjähriger Abzahlung (d. h. zur Lahmlegung des Besiegten). Sicilien war bei dem vierundzwanzigjährigen Kriege zur Wüste geworden, der ganze Westen zerstört und hat sich seitdem nie recht erholt. Denn der Sklavenkrieg vollendete die Verwüstung, sodaß man zur Kaiserzeit auf Staatsstraßen nicht über Städte, sondern über Landgüter reiste. Die Römer, d. H. der Adel, wurden durch solche Strafgelder besiegter Völker reich, aber auch verschwenderisch, habgierig und gewaltthätig, und daher beginnt der sittliche Verfall Roms mit dem Ende der finnischen Kriege, denen in Rom die Entartung des Adels und die Aufstände des gemeinen Volkes und der Sklaven folgen, Körner, Die Kämpfe im Altertum. g

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 146

1890 - Gotha : Perthes
146 Verhandlung und ging fort. Weil er indessen für solchen Trotz Verhaftung befürchten mußte, verließ er Rom und hat es nie wieder betreten. Sein Bruder wurde infolge ungenauer Rechnungen zum Schadenersatz verurteilt, konnte aber das Geld nicht schaffen, weshalb man sein Vermögen einzog. Ehrenvoll, weil feiner großen Vergangenheit würdig, starb Hannibal. Als er in Karthago das Steuerwefen verbessert hatte, konnte Karthago die Kriegskosten früher an Rom abtragen, als verlangt war, und wurde wieder reich. Ties kam den Römern verdächtig vor, weil sie eine Erneuerung des Krieges fürchteten, weshalb sie dem Hannibal allerlei Schlingen legten. Als Antiochus, König von Syrien, Krieg gegen Rom beschlossen hatte und Hannibals Ratschläge über die Kriegführung einholte, erfuhren die Römer hiervon und verlangten vom Senat zu Karthago Hannibals Auslieferung. Dieser aber floh nun zu Antiochus, der ihm seine Kriegsrüstungen zeigte, welche Hannibal für sehr unzureichend und ungeeignet hielt und daher dem Könige riet, den Krieg nicht anzufangen. Antiochus begann dennoch den Krieg, führte ihn sehr ungeschickt, ward bei Magnesia geschlagen, mußte Frieden machen und sollte den Hannibal ausliefern. Dieser floh jedoch rechtzeitig und fand bei Prusias, dem Könige von Bilhymen, Aufnahme, dem er durch gute Ratschläge im Kriege gegen den unfähigen Emnenes von Phrygien große Dienste leistete. Da mischte sich Rom wieder ein, sandte den Quintius Flaminius an den Prusias und forderte Hannibals Auslieferung, wo nicht, werde es den Krieg erklären. Prusias suchte einen Ausweg, indem er erklärte, Hannibal sei sein Gastfreund, den er nicht antasten dürfe, wollten ihn aber die Römer verhaften, so werde er nichts dagegen thun. Dies benutzten die Römer und umzingelten Hannibals Haus. Als dies Hannibal sah und ein Entfliehen unmöglich war, nahm er das Gift, welches er seit langen Jahren in einem Ringe bei

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 198

1890 - Gotha : Perthes
198 Satrapen verwalteten die Provinzen ziemlich eigenmächtig, unterhielten ein Provinzialheer, verlangten aber nur Gehorsam und Steuer, außerdem konnte man denken und treiben, was man wollte. Jedes Volk behielt seine eigentümliche Verfassung, Verwaltung, Kriegsweise u. s. w., gab Steuern und Naturallieserung an Hos und Heer. Im Lande gab es keine Zölle, nur ein Münzsystem und eine Münzsorte, und zahlreiche Landstraßen mit Herbergen erleichterten den Verkehr und Marsch der Heere und Besatzungen. König und Satrapen hatten bei ihren Residenzen Parks, Tier- und Fruchtgärten, wo sie auch Gartenarbeit trieben und Bäume pflanzten. 8. Die Könige Persiens und die Verwaltung des Landes. Was die Lebensweise der persischen Satrapen und Könige anlangt, so erfährt man, daß deren Hofstaat beträchtliche Summen kostete. Der Satrap von Babylon z. B. verbrauchte täglich einen Scheffel Silber, denn er hielt sich 800 Hengste, 16 000 Stuten und so viel indische Jagdhunde, daß vier Dörfer dieselben füttern mußten und dafür von weiteren Abgaben befreit waren. Die Garnison in Memphis verzehrte jährlich 120000 Scheffel Weizenmehl. Reiste der König durch eine Provinz, so mußte dieselbe ihn und sein zahlreiches Gefolge — oft 20 000 Menschen und mehr — ernähren und Geschenke geben, welche die Diener an sich nahmen. Als die Perser in Griechenland eingerückt waren, kostete das Heer den Landesbewohnern täglich 600 000 Thaler. Am Hofe wurden täglich 15 000 Menschen gespeist, wozu man 1000 Stück Schlachtvieh brauchte. Jede Provinz mußte das Beste von

7. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 99

1890 - Gotha : Perthes
99 gegen den Willen des Volkes thun, welches ja die Mehrzahl bildete. Der Senat bestellte als ausführende Gewalt zwei Sufeten (Richter oder Konsuln) und zwar deu einen für das Rechtswesen, den andern für das Kriegswesen, wogegen der Senat die eigentliche Staatsverwaltung führte. Doch kauften sich die reichen Kaufleute bei der Wahl zu einem Amte die Stimmen der Kleinbürger, wie es ja in Rom auch Sitte war. Denn man suchte hohe Staatsämter zu erhalten, um sich aus Schulden zu retten. Auch wurden Reiche nie mit dem Tode bestraft, selbst nicht für Mord, sondern erlegten nur ein Strafgeld. Es war ihnen für Geld also alles erlaubt. Überall machten sich die Karthager in ihren Kolonieen durch maßlose Habsucht verhaßt, erlaubten sich Erpressungen aller Art, denn die Statthalter benutzten ihre Macht dazu, soviel Geld zu erpressen, als sie für ihre Bedürfnisse und Pläne brauchten. Mußten doch die libyschen Unterthanen ein Viertel bis zur Hälfte ihres Einkommens als Steuer hergeben! Eine Ausnahme machte nur Hamilkar in Spanien und war daher volksbeliebt. Weil die unkriegerischen Karthager den Waffendienst nicht liebten, höchstens hohe Osfiziersstellen beanspruchten, oder als Reiterei dienten, so bestand das Heer aus Söldnern, welche sich im allgemeinen sehr treulos zeigten. Weil endlich Feldherren ost lange im Amte blieben, das Vertrauen des Heeres und dadurch große Gewalt erhielten, so machte sie dies beim Senat gewöhnlich unbeliebt, welcher durch große Sparsamkeit den Einfluß der Feldherren zu schwächen suchte. In Rom wechselte mjt jedem Jahre das Kommando, in Karthago sührte es der General viele Jahre, oft sogar zeitlebens. Daher konnten die karthagischen Feldherren planmäßig verfahren, wogegen bei den Römern mit jedem Konsul der Kriegsplan verändert ward. Erst als Scipio mehrere Jahre hintereinander befehligte, konnte er einen Feldzugsplan entwerfen und aus- 7*

8. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 133

1890 - Gotha : Perthes
133 und seine Ausdauer angewiesen und knüpfte mit Macedonien und Syrien Verbindungen an, damit die Römer anderweitig beschäftigt würden; aber dies waren schließlich nur weit aus-sehende Pläne, die ihm nicht aus der Bedrängnis des Tages halfen. Man spricht wohl von der Verweichlichung der Truppen in Capua, um den Wechsel des Kriegs zu erklären, aber dies ist nur eine wertlose Vermutung, denn die Truppen stammten ja aus heißen Ländern, konnten daher in Süditalien nicht erst erschlaffen, und dazu gab die Fortdauer des Krieges, die Nähe der römischen Heere keine Muße zum Schlaraffenleben. Zwar liefen dem Hannibal viel Bruttier zu, aber nur um ein Räuberleben zu führen, wie es im Dreißigjährigen Kriege Sitte wurde. Wie sehr der alte Geist aus dem Heere gewichen war, zeigt der wiederholte erfolglose Angriff aus Nola, wo Marcellus sich siegreich behauptete. Erst als das griechische Lokri in Unter-italien zu Hannibal übertrat und das menschenarme Kroton erobert war, gelangte Hannibal in den Besitz von zwei Häsen und konnte mit Karthago wieder in Verbindung treten. Inzwischen erholte sich Rom bei der sinkenden Macht Hannibals und verweigerte den Austausch der Gefangenen, welche es leichter entbehren konnte als Hannibal, welcher nun die gefangenen Römer als Sklaven verkaufte. Dagegen verdoppelten die Römer ihre Legionen, indem sie alle gerichtlich Verurteilten, Schuldner, 8000 Sklaven und selbst Gladiatoren zu Soldaten machten und außerdem noch Hilfe in den lateinischen Städten und Bezirken fanden. Trotzdem war die Not in Rom groß, weil es an Geld fehlte, die Getreidepreise daher um das Zehnsache stiegen. Obschon sich Süditalien im ganzen dem siegreichen Hannibal zuwandte, konnte dieser doch keine große Schlacht mehr liefern, zog vielmehr in Apulien und Lucanien umher, ohne rechten Zweck, eroberte kleine Städte, lieferte aber nur

9. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 188

1890 - Gotha : Perthes
188 6. Das makedonische Heer im Gegensatz zu dem persischen. Als Danus (490 v. Chr.) auszog, um Griechenland zu einer persischen Provinz zu machen, konnte er wohl nicht ahnen, daß nach beinahe hundert Jahren Persien unter einem andern Darius von einem Häuflein Macedonier wurde erobert sein und fortan Griechen als Herrscher erhalten werde. Alexander hielt es für seine Lebensaufgabe, Persien zu erobern, dessen geringe Widerstandskraft er recht gut kannte. Denn er hatte nicht nur alle Berichte griechischer Reisenden über Persien gelesen, sondern auch sichere Nachrichten über die Heeresverfassung, Kriegsweise, Straßen, Flüsse, Gebirge u. s. w. eingezogen, so-daß er die Erfolge seiner Unternehmung im voraus abschätzen konnte. Als er seine Vorbereitungen vollendet hatte, ließ er den Antipater als Reichsverweser in Macedonien zurück und übergab ihm 12 000 Mann Soldaten, um Griechenland, Jllyrien und Thracien in Gehorsam zu erhalten. Auch verschenkte er alle seine Besitzungen in Macedonien an seine Freunde, selbst Domänen und Hafenzölle, weil er gewiß war, in Asien dafür reichen Ersatz zu finden. „Was bleibt dir denn, wenn du alles verschenkst V frug ihn Perdikkas erstaunt. „Die Hoffnung!" erwiderte der König, worauf Perdikkas auch seinen Anteil an den Geschenken mit den Worten zurückwies: „Laß uns, die wir mit dir kämpfen, die Hoffnung mit dir teilen!" Viele Generale folgten diesem Beispiele, welches auch den ritterlichen Adel und das ganze Heer begeisterte. Da die Heeresrüstung dem jungen Könige gegen 200000 Thaler kostete, so blieben ihm beim Abmarsch aus Macedonien nnr 18 000 Thaler in der Kriegskasse übrig. Er aber dachte, je reicher der Feind ist, um so mehr kann man gewinnen, und in der That war Persien an Um-

10. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 322

1890 - Gotha : Perthes
322 trat eine Teuerung ein. Im persischen Reiche mußten früher die Provinzen ihr Heer unterhalten, Alexander dagegen besoldete seine Soldaten reichlich, welche ihre Einnahme in den Provinzen verzehrten und dieselben dadurch bereicherten, und zwar jährlich um etwa sieben Millionen Thaler. Statt der Naturallieferung der Provinzen für den Hof und dessen Bedürfnisse kaufte jetzt der Hof alles für bares Geld, und weil Alexander großen Hofstaat hielt, brachte er viel Geld ins Land; wo er weilte und wohin er reiste, folgte ihm ein Goldstrom nach, so daß man ihn überall gern sah, weil er Gold ins Land brachte. Die Pracht der Hofhaltung erwirkte für den Verkehr und die Industrie Nutzen und verbreitete Wohlstand unter Arbeitern, Kaufleuten und Industriellen. Der ganze Hofstaat mußte sich in Purpur kleiden. Wie es der König trieb, so ahmten es die Statthalter und hohen Beamten nach, so daß unsinnige Verschwendung eintrat, welche erobertes Königsgut verpraßte. Unter einem Talent (nicht ganz 300 Thaler) schenkte Alexander nie etwas; und Gelehrte wie Künstler wurden mit Hunderttausenden bezahlt, Aristoteles erhielt für feine naturhistorischen Studien 700 Talente (2 Millionen Thaler). Alexander verbrauchte Vorgefundenes und brachte es in den Verkehr, hinterließ aber bet seinem Tode von den ungeheuren Schätzen nur noch 50 000 Talente. Gab er doch zur Wiederherstellung der Kanäle in Chaldäa 10 000 Talente aus, ebenso viel für Hephästions Leichenfeier und ebenso viel zur Wiederherstellung der Tempel in Griechenland. Bei solchen Ausgaben wollte die Staatseinnahme von 70 000 Talenten kaum reichen. Trotzdem erlaubten sich Satrapen in ihrem Interesse noch mancherlei Erpressungen, Steuererhöhungen und Zölle. Dagegen sicherte Alexander die Handelsstraßen und Schiffahrt gegen Räuberei, machte Alexandrien zum Mittelpunkte des Verkehrs, förderte durch Gründung von Hafenstädten am Indus und Euphrat den Verkehr mit Indien und
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