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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 35

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 35 — Eisenrost, andere blaugrau. Auch Ocker, den der Maler gebraucht, kommt am Hüggel vor. Da die Hüggelerze aber längst nicht ausreichen, holt die verlängerte Küttenbahn aus den Zechen Perm und Hektor bei Ibbenbüren weitere Erze. Aber auch von der Porta, ja sogar aus Spanien, Schweden und Ruß- land kommen Erze nach der Georgsmarienhütte. Sie müssen eine weite Reise über das Meer machen, werden dann auf Kähnen den Dortmund—ems- Kanal bis Saerbeck her aufgebracht, von wo die Eisenbahn sie über Lengerich und Hasbergen zur Hütte bringt. Kohlen und Koks kommen aus Werne. Georgsmarienhütte. Der Eeorgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein, dem auch das Stahlwerk und die Steinbrüche am Piesberge gehören, ist das größte in du- strielle Unternehmen unserer Heimat. Die Werke beschäftigen etwa 9000 Arbeiter und zahlen jährlich etwa 10 Millionen Mark Löhne und 150000 Mark Steuern. Die in einem Jahre verfertigten Waren haben einen Wert von rund 30 Millionen Mark. Die westlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes. 1. Dörenther Klippen. Fahren wir mit der Bahn über Has- bergen nach Natruphagen, so führt ein schöner Weg über Leeden und die Margarethenegge bald nach Tecklenburg. Man kann auch von Hasbergen durch den Habichtswald marschieren, wo sich Reste einer Wallanlage be- 3'

2. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 61

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 61 — Minuten, und wir haben Zeit, zu sehen, wie ein Güterwagen mit Kohlen aus dem Schafberge beladen wird. Westlich von Ibbenbüren treten die letzten Gebirgsausläufer immer mehr zurück. Wir fahren durch hügeliges Heideland, das nur hie und da von einsamen kleinen Gehöften unterbrochen wird. Unterhalb Hörstel kreuzt der Zug den Ems—weser-Kanal, bald darauf den Dortmund—ems- Kanal und kurz vor Rheine die Ems selbst. Unser Ziel, Rheine, liegt vor uns. Zahlreiche Schornsteine und starker Qualm kennzeichnen schon die Fabrikstadt. Rheine besitzt namentlich Spinne- reien und Webereien. Doch wir sind am Bahnhof. Welch ein Getriebe! Von allen Seiten kommen Züge: von Osnabrück, von Eversburg, von Münster, von Burg- steinfurt, von Ochtrup, von Meppen, von Quakenbrück, sogar über Bent- heim von Holland. Rheine ist ein Eisenbahn-Knotenpunkt. Aufgaben: 1. Wann kannst du vormittags, wann nachmittags nach Rheine fahren? 2. An welchen Stationen hält der Personenzug, der Schnellzug? 3. Was kostet eine Fahrt 4. Klasse nach Ibbenbüren, 3. Klasse nach Rheine? Die Grafschaft Bentheim. Den Grafen von Bentheim gehörte in früherer Zeit das Gebiet an der holländischen Grenze; jetzt ist es ein Kreis unseres Regierungs- bezirkes. Der Hauptort, die Stadt Bentheim, liegt im Schutze des sehenswerten Grafenschlosses malerisch in den Bentheimer Bergen. Die Burg soll schon über 800 Jahre alt sein. Besucher blicken schaudernd in den tiefen Schloß- brunnen, den der Sage nach zwei gefangene, zum Tode verurteilte Ritter durch den Felsen geschlagen haben. Der Preis dieser Riesenarbeit sollte die Freiheit sein. Zehn Jahre mühsames Graben, da endlich sprudelt ihnen in dunkler Tiefe Wasser entgegen. „Frei!" rufen sie, emporgezogen zum Sonnenlichte, fallen einander freudeschluchzend in die Arme und sinken leblos zu Boden. Die Freude hat sie getötet. Wenn in Bentheim ein Zug von Holland ankommt, heißt es: ,,Alle aussteigen!" Beamte in grüner Uniform gehen durch die Wagen; andere untersuchen das Gepäck der Reisenden. Für manche Waren, die in Holland recht billig sind, wie Kaffee, Tee, Zigarren, muß eine Abgabe entrichtet werden, die man Zoll nennt. Wenn die Zollbeamten alles nachgesehen haben, darf der Zug weiterfahren. Die Grafschaft wird durchflössen von der Vechte. Sie entspringt un- weit Münster in den Baumbergen. Bei Ohne tritt sie in den Kreis Bent-

3. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 22

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
22 — Noch schneller ist das Telephonieren. Viele Leute haben einen Fern- sprecher zu Hause. Die Post verschickt auch Pakete, die sorgfältig verpackt und mit Adresse versehen sein müssen. Dazu gehört noch eine Paketadresse. Sogar Geld kannst du durch die Post versenden. Entweder legst du das Geld in einen versiegelten Brief, den du in das Postbuch eintragen läßt oder schreibst eine Postanweisung. Vom Postbeamten bekommst du dann eine Quittung. In einer so großen Stadt wie Osnabrück werden täglich viele tausend karten, Briefe, Pakete, Postanweisungen und Depeschen versandt; deshalb arbeiten auf unfern Postämtern bei Tag und bei Nacht zahlreiche Beamte. Aufgaben: 1. Zeichne einen Briefumschlag mit Marke, ein Posthorn! 2. Gib an, wo in Osnabrück Postämter sind! 3. Erzähle: Wie ich einen Brief, ein Paket abschicke! 4. Rechne aus: Was kosten fünf braune, sieben grüne und zehn rote Briefmarken? Auf dem Äauptbahnhof. Aufgaben: Beobachte, wie eine Fahrkarte gekauft wird, wie ein Zug abfährtl „Heute nachmittag wollen wir einen weiten Ausflug machen," sagt Vater bei Tisch. Rechtzeitig gehen wir zum Hauptbahnhof. Schon draußen sehen wir an der großen Uhr über dem Eingang, daß wir fast noch eine halbe Stunde Zeit haben. Darum schauen wir uns ein wenig in der Bahn- hofshalle um. Viele Menschen drängen sich hier; immerzu gehen Leute ein und aus. Wie voll steht es an den Fahrkartenschaltern! Einige Reisende studieren die Fahrpläne, andere lösen an der Gepäckabferti- gung ihr Reisegepäck ein. Ein Dienstmann trägt einen schweren Koffer heran. Zwei Kinder lösen aus dem Automaten Bahnsteigkarten; sie wollen vielleicht ihre Mutter abholen. Jetzt ist wohl ein Zug eingelaufen. Eine Menge Leute kommen durch die Sperre. Sie geben ihre Fahrkarte an den Schaffner ab und eilen in die Stadt. Da: Bumm . . ., nochmals: Bumm! Was ist das? Ah, auf der großen Tafel dort hoch an der Wand steht in leuchtenden Buchstaben: „Personenzug Löhne, unterer Bahnsteig" und „Schnellzug Münster, oberer Bahnsteig." Nun eilen die Reisenden an die Sperre. Die bereitgehaltene Fahrkarte wird vom Schaffner gelocht. Zum oberen Bahnsteig führt ein Tunnel, zum unteren eine Treppe. Inzwischen hat Vater auch Fahrkarten gelöst. Wir gehen in den oberen Wartesaal, da unser Zug noch nicht sofort abfährt. Wir eilen ans Fenster, denn eben braust der Schnellzug heran. Jetzt hält er; die Türen fliegen aus, und viele Reisende verlassen den Zug. Da gibt's manche freudige Be-

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 156

1858 - Osnabrück : Rackhorst
156 Rührigkeit, daß in nicht ferner Zeit die bisherige Einfuhr von jährlich 2 Mill. Ctr. belgischen und englischen Roheisens völlig entbehrlich sein wird. Vortrefflich ist der deutsche Stahl und wird in einer Man- nigfaltigkeit erzeugt, wie sie alle übrigen Länder Europas nicht aufzuweisen vermögen: Schmelz-, Gerb-, Cement- und Gußstahl aus Steiermark und Kärnthen, Puddlings- und Edelstahl aus Westfalen und Siegen. Vor allem ragt Friedr. Krupp's Gußstahl (Fabrik bei Essen an der Ruhr) hervor, der alles, was in diesem Fabrikzweige je und irgendwo geleistet ist, weit hinter sich läßt. Dieser Stahl, der eine große Zukunft hat, ist bereits mit be- deutendem Erfolge zu Kanonen verwendet und besonders wichtig ist seine Verwendung für die Bedürfnisse der Eisenbahntechnik. — Die Vorzüge der deutschen Eisengußwaaren sind bekannt genug; auch die Verwendung des hämmerbaren und schweißbaren weißen Gußeisens hat angefangen in der Industrie festen Fuß zu fassen; besonders wichtig ist es für die Gewehrfabrication. — Die welt- berühmte Sensenfabrication Steiermarks hat eine ebenbürtige Concurrenz in Württemberg gefunden; zu Neuenburg im Würt- temberg. Schwarzwalde wurden 1853 hergestellt 250,000 Sen- sen, 125,000 Sicheln und 10,000 Strohmesser. Auch bei den Edelmetallen zeigt sich eine Steigerung der Production. In Sachsen, wo 1843 an Silber 57,000 Mark aufgebracht worden sind, hat sich seirdem die Ausbeute verdop- pelt. Die böhmischen Silberwerke liefern zusammen jährlich gegen 55,000 Mark. An Gold ist Deutschland bekanntlick) nicht reich; es kommen in Betracht das bayerische Waschgold aus dem Sande der Flüsse zu 20 Mark jährlich — 6500 fl. rc. An Quecksilber produciert Idria 2500 bis 3000 Ctr., die bayerische Pfalz ge- gen 90 Ctr. jährlich. Landwirtschaftliche Producte, die zur Industrie in näherer Beziehung stehen: In Hanf produciert Oester- reich (außer Ungarn und Siebenbürgen) jährlich über 725,000 Centner, wovon gegen 500,000 Ctr. allein auf Galizien kom- men; Ungarn 100,000 Ctr.; Baden (dessen breisgauer Hanf als Deutschlands bestes Product gilt) über 116,000 Ctr. Der Flachsbau ist dagegen in Verfall gerathen, wenn auch in neuester Zeit mehrere deutsche Staaten, namentlich Preußen und Oesterreich Anstrengungen zur Wiederbelebung dieser Cultur ma- chen. — Der deutsche Hopfenbau ergibt im Durchschnitt jähr- lich an 114,000 Centner (in Bayern fast 43,000 Centner, in Böhmen gegen 31,000 Ctr.) Als beste Qualität gelten

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 157

1858 - Osnabrück : Rackhorst
157 die Hopfen von Spalt in Bayern und Saaz in Böhmen, als geringste die braunschweiger, die den belgischen gleichgesetzt werden. Der Tabacksbau und die daran sich knüpfende Fabrica- tion hat in Deutschland einen bedeutenden Aufschwung genom- men, und seit etwa 10 Jahren hat sich auch der Export nach außereuropäischen Ländern rasch gehoben, so daß 1853 die Aus- fuhr deutscher Cigarren nach Amerika und Australien ein Capital von 1 Mill. Gulden repräsentierte. Der Hauptsitz der Tabacks- cultur ist die bayerische und badische Pfalz sammt dem angren- zenden Hessen. Im Jahre 1852 bestanden dort zusammen 43 Fabriken, mit 644 Arbeitern, welche über 12,000 Ctr. Rauch- und Schnupftaback und 30 Mill. Stück Cigarren verfertigten; letztere sind größtentheils exportiert worden. Rohe Tabacksblätter gehen ebenfalls in Menge von dort über See; wer die Lager- häuser der Londoner Docks besucht, findet immer große Massen Pfälzertabacks, welche zum Theil nach den Cigarrenfabriken Ame- rikas, Spaniens u. s. w. spediert werden. Nach Oesterreich gin- gen im Jahre 1852 aus der badischen Pfalz allein 15,000 Ctr. rohe Tabacksblätter ä 16 fl., 1853 aus der Pfalz überhaupt 45.000 Ctr. Oesterreichs Tabacksproduction selbst aber ist so be- deutend, daß 1846 die Ernte 753,000 Ctr. betrug, wovon 560.000 Ctr. auf Ungarn trafen. Unter der Leitung der k. k. Tabacksdirection — denn in Oesterreich ist, wie in Frankreich, der Taback Regie oder Monopol der Regierung — arbeiten ge- genwärtig 25 Fabriken mit mehr als 28,000 Arbeitern, von denen 21,000 mit der Fertigung von Cigarren beschäftigt sind; die Zahl der hergestellten Cigarren betrug im Jahre 1853 725% Mill. Stück, im Gewicht von 56,000 Ctr. und einem Verkaufswerth von 12% Mill. Gulden, der producierte Rauch- taback über 456,000 Ctr., im Werthe von fast 18 Mill. Gul- den. Die Production hatte sich seit 1850 beim Rauchtaback um 70 Procent, bei den Cigarren um 123 Procent gehoben, also innerhalb dreier Jahre mehr als verdoppelt. Von Weinen waren auf der allgemeinen deutschen Indu- strieausstellung in München nicht weniger als 339 Sorten aus- gestellt, deren richtige Würdigung der Prüfungs-Commission nicht wenig zu schaffen machte. Don einer Ausstellung der deutschen Biersorten in dieser Metropole aller biertrinkenden Städte ist uns nichts bekannt geworden. Unter den Maschinen nehmen jetzt die Locomotiven einen sehr bedeutenden Platz ein. Seit dem Jahre 1841, in welchem

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 246

1858 - Osnabrück : Rackhorst
246 Kontinentalsperre den Nordseehäfen zugefügt hatten, soweit es in seinen Kräften stand, an neuen wie alten Unterthanen gut zu machen. Ein Anlauf wurde in der 1816 mit Preußen ge- schlossenen Uebereinkunst genommen, das Flußbett der Ober-Ems zu regulieren. Allein der Vertrag kam nicht zur Ausführung. Die hergebrachte „weise Sparsamkeit" der hannoverschen Minister gab kein Geld für ungewisse, national-ökonomische Zwecke aus, brachte aber auch nichts gewisses zu Stande. Im Gegentheil! In jener stillen Zeit errang Bürgermeister Smidt von Bremen einen Sieg über Hannover, welcher nicht schöner gedacht werden konnte. Die Unterweser versandete nämlich mehr und mehr, Bremen mußte bereits große Summen für Baggerung aufwenden, um sich wenigstens vier Fuß Tiefe wäh- rend der Ebbe zu erhalten. Nur bei der Flut hatte es neun bis zehn Fuß Fahrwasser für Seeschiffe kleineren Kiels. Bremens Hafen, Vegesack, unterlag, außer etwas größerer Tiefe ebenfalls allen Bedingungen der Flußschifffahrt. Gab es keine Möglichkeit, an die offne See vorzudringen, so lief Bremen Gefahr, vom Welthandel auf bloßen Flußverkehr zurückgeführt zu werden. Zu- dem hatte das englische Parlament 1826 ein Gesetz über die Gegenseitigkeit der Hafenabgaben (tlle sllips' reciprocity act) erlassen, auf dessen Vergünstigung Bremen ohne eignen Seehafen verzichten mußte. Hätte Hannover damals seinen Vortheil ver- standen, so mußte die freie Stadt Bremen vielleicht schon da- mals, gewiß gegenwärtig, darum nachsuchen, sich der Oberhoheit des Königreichs Hannover unterwerfen zu dürfen, oder was so ziemlich dasselbe war, die Bremer Handelshäuser mußten auf hannoverschen Boden übersiedeln. Für den ersten Fall dachte man in Hannover zu loyal und für den zweiten Fall war man zu kurzsichtig und zu sparsam. Man dachte nicht daran, mit welcher Zähigkeit Preußen einst Danzig erstrebte, und wie zufrieden Ge- nua damit war, an Sardinien ein Hinterland zu bekommen. So begann Bremen seine Unterhandlungen mit Hannover. Es mußte vorgestellt werden, daß ein auf Bremens Kosten auf hannover- schem Boden gebauter Seehafen den Bewohnern der Umgegend und namentlich den hannoverschen Rhedern von großem Nutzen sein werde, da ihre Schiffe den bremischen ganz und gar hin- sichtlich der Hafenabgabe gleichgestellt werden sollten. Das gefiel schon in Anbetracht des Kostenpunktes. Um weiter zu reizen, gaben die Unterhändler zu verstehen, daß man von Oldenburg Aussicht auf die Abtretung Brake's erhalten habe. Man hätte die Bremer Brake, das 19 Fuß Tiefe hat, übrigens an denselben

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 272

1858 - Osnabrück : Rackhorst
272 Dame de Bruges) mit dem schon erwähnten hohen Turm ist weniger durch ihre Bauart, als durch ihre plastischen Kunstwerke berühmt. Im südlichen Kreuzschiff auf dem Altäre steht ein kleines Standbild der heil. Jungfrau mit dem Kinde, angeblich von Michel Angelo (s. unter Florenz), jedenfalls eine treffliche italie- nische Arbeit aus seiner Zeit. Ein noch größeres Interesse aber nehmen in Anspruch die dahinter in einer Capelle befindlichen Grabmäler Karls des Kühnen (4 1477), Herzogs von Burgund und seiner Tochter Maria (4 1481), Gemahlin des spätem Kaisers Maximilian. Diese ausgezeichnet schönen Grabdenkmäler sind den Vlamingen (Flamändern) noch besonders theuer, weil Karl und Maria die letzten Sprößlinge des Hauses Burgund und die letzten einheimischen Fürsten der südlichen Niederlande waren. Maria's Denkmal, an Kunstwerth das bedeutendere, ist auch das ältere, angefertigt 1495; Philipp Ii. bestellte im Jahre 1558 für seinen Ur-Urgroßvater Karl ein ganz ähnliches Denkmal und bezahlte dafür dem Meister Ionghelinck die damals bedeu- tende Summe von 24,000 Gulden, jedem Arbeiter aber 40 Gulden als Entschädigung für den Verlust seiner Zähne bei der Schmelzarbeit oder dem Emaillieren. Die lebensgroßen liegenden Statuen von Vater und Tochter, aus Erz und reich vergoldet, ruhen in ganzer Figur (d. h. nicht in Relief) auf Marmor- Platten. An den Seiten der Sarkophage sind reich mit Email gezierte Wappenschilder der Herzogthümer, der Graf- und Herr- schaften, welche die burgundische Maria, die reichste Fürstentochter ihrer Zeit, dem Hause Oesterreich zubrachte und welche, nachdem Philipp, der Sohn Maximilians und Maria's, Johanna, die Erbin von Spanien und Neapel geheirathet, mit diesen Besitzungen vereinigt das Reich ihres Enkels Karl V. bildeten, in welchem die Sonne nie unterging. Bekanntlich starb die liebenswürdige und früher viel umfreite Maria in Folge eines Sturzes vom Pferde, den sie auf der Falkenjagd in der Nähe von Brügge that; aus Liebe zu ihrem ritterlichen Gemahl hatte sie die em- pfangene tödtliche Verletzung eine Zeitlang verheimlicht. Auf dem Rathhause von Brügge, einem überaus zierlichen Gebäude des vollendeten gothischen Stils, findet sich unter andern Seltenheiten ein Verzeichniß einer 1446 zu Brügge gezogenen Lotterie; demnach haben wahrscheinlich die Lotterien ihren Ursprung in Flandern und nicht in Italien, wo sie erst später erwähnt werden. Erst 1657 wurde die erste Lotterie in Paris eingeführt durch Tonti, daher der Ausdruck Tontine. Eine andere, jedenfalls unschädlichere Erfindung knüpft sich

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 284

1858 - Osnabrück : Rackhorst
284 mentswahlen der Universität und andere Rechte erhalten. Da- mals gaben 5 Fellows Unterricht. Der Durchschnittsbetrag der Iahresrcchnung („battet“) in diesem Colleg betrug 103 Pfund Sterling, das englische Schuljahr hat aber nur 26 Wochen, und 84 Wochen Aufenthalt sind bis zur Erreichung des Grades eines Magister (Master of arts) erforderlich. Das Einkommen eines Fellow — außer Wohnung und Kost — beträgt 190 Pf. St., das des Meisters (rnaster) 600 Pf. St.; die Corporation hat 10 Pfarreien zu vergeben. University - College ist nach seinen Leistungen eines der besten. Wir fügen hier noch die Bemerkung hinzu, daß der oben erwähnte Unterschied zwischen College und Hall in Cambridge nur dem Namen nach existiert; hier gibt es 17 Collegien und Hallen, worunter King’s College mit seiner berühmten gothischen Capelle, dem glänzendsten Denkmal der Baukunst in England. Was nun die nicht stistungsmäßigen Mitglieder der Uni- versität betrifft, so sind diese theils Studenten, welche ins Haus ausgenommen sind gegen Bezahlung für Wohnung, Kost und Unterricht, theils ehemalige Mitglieder, welche in den Büchern aufgesiihrt werden; unter etwa 6000 Mitgliedern zählt Oxford nur ungefähr 1400 wirkliche Studenten (undergraduates), Cambridge unter 5500 Mitgliedern etwa 1200 bis 1300 Stu- denten. — Die Organisation der Universitätsbehörden ist ebenfalls von unfern deutschen Einrichtungen verschieden. An der Spitze steht der Kanzler, immer ein Peer des Reiches, für Oxford lange der Herzog von Wellington, jetzt Lord Derby, für Cambridge seit ' 1847 Prinz Albert; er wird, obgleich er meistens lebenslänglich im Amte bleibt, eigentlich nur für zwei Jahre gewählt und zwar von der „Convocation,“ d. h. von der Versammlung aller am Sitze der Universität residierenden Doctoren, sämmtlicher Profes- soren und sämmtlicher Mitglieder der Universität, welche den Grad eines Doctor oder Master et Arte; erlangt und auch nach ihrem Abgänge von der Universität ihren Namen in den Büchern eines College haben fortführen lassen. Diese aus mehreren tausend Mitgliedern bestehende Versammlung kann sich berathend mit jedem Gegenstände beschäftigen, welcher die Universität betrifft und ist innerhalb gewisser Schranken die gesetzgebende und wäh- lende Behörde, sie ernennt manche Professoren, Häupter von Häusern u. s. w. Das Amt des Kanzlers ist ein Ehrenamt, außer einigen Ernennungen hat er keine Rechte oder Pflichten; die wirkliche Vorstandschaft der Universität aber führt der Vice-

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 308

1858 - Osnabrück : Rackhorst
308 ein foioffaier Hammer (Nasmyth’s steam-hammer) durch Dampf getrieben. Dieser Hammer vermag mit einem Schlage mebr zurichten, als alle Schmiede, welche einen umstehen kön- nen; und zugleich kann man ihn f* sanft fallen lassen, daß er eine Nuß knackt, ohne d-« Kern zu verletzen. Doch der Stolz von Portsmouth (one of the triumphs of Portsmouth dockyard) ist Brunei's Block-Maschine (block- making machinery); das Wort „Block" (ship's block) bezeich- net hier eine Art Rolle oder Winde, um auf Schiffen Taue, Segel, Segelstangen u. f. w. aufzuwinden oder einzuziehen. Ein Linienschiff hat über 1400 solcher „Blöcke" und es gibt deren in der englischen Kriegsmarine 200 verschiedene Arten und Grö- ßen, die sämmtlich durch diese Maschine angefertigt werden kön- nen und zwar mit bedeutender Ersparniß, da 10 Menschen mit der Maschine soviel zu leisten vermögen, wie 110 ohne dieselbe. Der Erfinder dieser Maschine oder richtiger dieser kunstvoll ver- bundenen Familie von Maschinen war Brunei, ein geborner Franzose, später unter dem Namen Sir Murk Isambard Brunei in den Adelsstand erhoben und, wenn wir nicht irren, Vater des 1849 verstorbenen, nicht weniger berühmten Erbauers des Londoner Themse-Tunnels. Einen wahrhaft furchtbaren Anblick gewährt das Arsenal oder, wie es hier heißt, die Kanonenwerfte (gun-wharf), wohin wir uns nun begeben. Reihe hinter Reihe liegen hier die mäch- tigen Feuerschlünde, theils neu, theils abgetakelten Schiffen an- gehörig, einige von solcher Größe und Dicke, daß sie 60 Centner schwer sind. Auf einem Linienschiffe von 120 Kanonen sind diese gewöhnlich folgendermaßen vertheilt: auf dem Kanonendeck 32 Kanonen, sämmtlich 32-Pfünder (d. h. im Stande, eine Kugel von 32 Pfund Schwere zu schleudern); auf dem Mitteldeck vier- unddreißig 24-Pfünder; auf dem obern Deck eben so viele von demselben Kaliber; auf dem Hinterdeck (quarter-deck) zehn 32- Pfünder und sechs 12-Pfünder; auf dem Dordercastel (forc-castlc) zwei 32-Pfünder und zwei 12-Pfünder. — Wir werfen nur noch einen flüchtigen Blick auf die zu gewaltigen Pyramiden aufgetürmten Kanonenkugeln — eine einzige Pyramide enthält zuweilen 30—40,000 Kugeln — und fahren dann mit der be- reits oben erwähnten Dampffähre für einen Penny nach Gos- port, um die nordwestlich von dieser Stadt gelegenen Magazine zur Verproviantierung der Flotte in Augenschein zu nehmen, ge- nannt Victualling (spr. Witteling, von victuals Lebensmittel) Establishment oder vollständiger »The Royal Clarence Vic-

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 317

1858 - Osnabrück : Rackhorst
317 Mgenthum erwerben, oder in dauernde Pacht nehmen, und wo ein entarteter Sohn, minderjährig oder nicht, um des schnöden Gewinnstes willen sich bereit erklärte, zur englischen Staatskirche überzutreten, wurde er nicht nur der väterlichen Gewalt entledigt, sondern zum alleinigen Herrn und Eigentümer des Familien- guts im Namen der Regierung gestempelt. Unter den Pönal- gesetzen, die mit Wilhelm Iii. begannen und unter der Königin Anna bis zum Wahnsinn ausschweiften, hatte jeder Engländer das Recht, den ersten besten Irländer seines Reitpferdes zu be- rauben, wenn es mehr als 5 Pfund Sterling werth war, und er ihm die Summe erlegte; unter jener amtlichen Begünstigung des Verraths und der Erbschleicherei bei lebendigem Leibe wur- den die Bande der Familie und des Staatslebens zerrissen, und Haß und Mord traten an ihre Stelle. Von jener Epoche an ward die letzte Blüte irischer Nationalkraft, die stets mit Festig- keit, oft mit dem Muth der Verzweiflung sich vertheidigt hatte, in Staub zertreten, und es bedurfte eines Jahrhunderts, bis sie im Jahre 1798 zum letztenmal in ohnmächtiger Zuckung einen Widerstand wenigstens versuchen konnte. Auch dieser wurde dann niedergeworfen und im Jahre 1800 verlor Irland sein eignes Parlament, in welches übrigens Katholiken, die seit 1715 das Wahlrecht (elootive franchise) verloren hatten, nicht wählbar waren, lieber dieses irische Parlament, dessen Befugnisse nur be- schränkt waren, vergleiche man die Verfassungsgeschichte (eonsti- tutional history) Englands von Henry Hallam, der eine lobens- werthe Unparteilichkeit zeigt, während der größte englische Ge- schichtschreiber unsers Jahrhunderts, Macaulay in seiner „History of England“ den von Wilhelm Iii. an Irland begangenen Treubruch einigermaßen zu beschönigen sucht. Wenn nun auch gegenwärtig, großentheils durch die Be- mühungen des unermüdlichen Vorkämpfers für Irlands politische und religiöse Freiheit, des großen Volksredners Daniel O'con- nell (f 1817), die Katholiken dieselben politischen Rechte, wie die Protestanten erlangt haben, indem 1829 unter dem Mini- sterium Wellington und Peel die „Emancipation" der Katholiken im Parlamente durchging und noch später einzelne noch bestehen gebliebene Pönalgesetze abgeschafft wurden: so bleibt doch den Katholiken Irlands auch jetzt noch eine drückende Last und eine schwere Ungerechtigkeit, die irische Staatskirche d. h. die Irland als Staatskirche aufgedrängte anglicanische Kirche (established clmrch), die mit 865,535 Pfund Sterling jährlich besoldet ist und zwar zum Vortheil von noch nicht 900,000 Personen. Vor
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