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Eisenrost, andere blaugrau. Auch Ocker, den der Maler gebraucht, kommt
am Hüggel vor.
Da die Hüggelerze aber längst nicht ausreichen, holt die verlängerte
Küttenbahn aus den Zechen Perm und Hektor bei Ibbenbüren weitere
Erze. Aber auch von der Porta, ja sogar aus Spanien, Schweden und Ruß-
land kommen Erze nach der Georgsmarienhütte. Sie müssen eine weite Reise
über das Meer machen, werden dann auf Kähnen den Dortmund—ems-
Kanal bis Saerbeck her aufgebracht, von wo die Eisenbahn sie über Lengerich
und Hasbergen zur Hütte bringt. Kohlen und Koks kommen aus Werne.
Georgsmarienhütte.
Der Eeorgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein, dem auch das
Stahlwerk und die Steinbrüche am Piesberge gehören, ist das größte in du-
strielle Unternehmen unserer Heimat. Die Werke beschäftigen etwa 9000
Arbeiter und zahlen jährlich etwa 10 Millionen Mark Löhne und 150000
Mark Steuern. Die in einem Jahre verfertigten Waren haben einen Wert
von rund 30 Millionen Mark.
Die westlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes.
1. Dörenther Klippen. Fahren wir mit der Bahn über Has-
bergen nach Natruphagen, so führt ein schöner Weg über Leeden und die
Margarethenegge bald nach Tecklenburg. Man kann auch von Hasbergen
durch den Habichtswald marschieren, wo sich Reste einer Wallanlage be-
3'
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
— 61 —
Minuten, und wir haben Zeit, zu sehen, wie ein Güterwagen mit Kohlen
aus dem Schafberge beladen wird.
Westlich von Ibbenbüren treten die letzten Gebirgsausläufer immer
mehr zurück. Wir fahren durch hügeliges Heideland, das nur hie und da
von einsamen kleinen Gehöften unterbrochen wird. Unterhalb Hörstel kreuzt
der Zug den Ems—weser-Kanal, bald darauf den Dortmund—ems-
Kanal und kurz vor Rheine die Ems selbst.
Unser Ziel, Rheine, liegt vor uns. Zahlreiche Schornsteine und starker
Qualm kennzeichnen schon die Fabrikstadt. Rheine besitzt namentlich Spinne-
reien und Webereien.
Doch wir sind am Bahnhof. Welch ein Getriebe! Von allen Seiten
kommen Züge: von Osnabrück, von Eversburg, von Münster, von Burg-
steinfurt, von Ochtrup, von Meppen, von Quakenbrück, sogar über Bent-
heim von Holland. Rheine ist ein Eisenbahn-Knotenpunkt.
Aufgaben: 1. Wann kannst du vormittags, wann nachmittags nach Rheine
fahren? 2. An welchen Stationen hält der Personenzug, der Schnellzug? 3. Was
kostet eine Fahrt 4. Klasse nach Ibbenbüren, 3. Klasse nach Rheine?
Die Grafschaft Bentheim.
Den Grafen von Bentheim gehörte in früherer Zeit das Gebiet an
der holländischen Grenze; jetzt ist es ein Kreis unseres Regierungs-
bezirkes.
Der Hauptort, die Stadt Bentheim, liegt im Schutze des sehenswerten
Grafenschlosses malerisch in den Bentheimer Bergen. Die Burg soll schon
über 800 Jahre alt sein. Besucher blicken schaudernd in den tiefen Schloß-
brunnen, den der Sage nach zwei gefangene, zum Tode verurteilte Ritter
durch den Felsen geschlagen haben. Der Preis dieser Riesenarbeit sollte
die Freiheit sein. Zehn Jahre mühsames Graben, da endlich sprudelt
ihnen in dunkler Tiefe Wasser entgegen. „Frei!" rufen sie, emporgezogen
zum Sonnenlichte, fallen einander freudeschluchzend in die Arme und sinken
leblos zu Boden. Die Freude hat sie getötet.
Wenn in Bentheim ein Zug von Holland ankommt, heißt es: ,,Alle
aussteigen!" Beamte in grüner Uniform gehen durch die Wagen; andere
untersuchen das Gepäck der Reisenden. Für manche Waren, die in Holland
recht billig sind, wie Kaffee, Tee, Zigarren, muß eine Abgabe entrichtet
werden, die man Zoll nennt. Wenn die Zollbeamten alles nachgesehen
haben, darf der Zug weiterfahren.
Die Grafschaft wird durchflössen von der Vechte. Sie entspringt un-
weit Münster in den Baumbergen. Bei Ohne tritt sie in den Kreis Bent-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Osnabrück
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Rheine Rheine Eversburg Ochtrup Meppen Holland Rheine Rheine Rheine Bentheim Stadt_Bentheim Bentheimer_Bergen Bentheim Holland Holland
22 —
Noch schneller ist das Telephonieren. Viele Leute haben einen Fern-
sprecher zu Hause.
Die Post verschickt auch Pakete, die sorgfältig verpackt und mit Adresse
versehen sein müssen. Dazu gehört noch eine Paketadresse.
Sogar Geld kannst du durch die Post versenden. Entweder legst du
das Geld in einen versiegelten Brief, den du in das Postbuch eintragen
läßt oder schreibst eine Postanweisung. Vom Postbeamten bekommst
du dann eine Quittung.
In einer so großen Stadt wie Osnabrück werden täglich viele tausend
karten, Briefe, Pakete, Postanweisungen und Depeschen versandt; deshalb
arbeiten auf unfern Postämtern bei Tag und bei Nacht zahlreiche Beamte.
Aufgaben: 1. Zeichne einen Briefumschlag mit Marke, ein Posthorn! 2. Gib
an, wo in Osnabrück Postämter sind! 3. Erzähle: Wie ich einen Brief, ein Paket
abschicke! 4. Rechne aus: Was kosten fünf braune, sieben grüne und zehn rote
Briefmarken?
Auf dem Äauptbahnhof.
Aufgaben: Beobachte, wie eine Fahrkarte gekauft wird, wie ein Zug abfährtl
„Heute nachmittag wollen wir einen weiten Ausflug machen," sagt
Vater bei Tisch. Rechtzeitig gehen wir zum Hauptbahnhof. Schon draußen
sehen wir an der großen Uhr über dem Eingang, daß wir fast noch eine
halbe Stunde Zeit haben. Darum schauen wir uns ein wenig in der Bahn-
hofshalle um. Viele Menschen drängen sich hier; immerzu gehen Leute
ein und aus. Wie voll steht es an den Fahrkartenschaltern! Einige
Reisende studieren die Fahrpläne, andere lösen an der Gepäckabferti-
gung ihr Reisegepäck ein. Ein Dienstmann trägt einen schweren Koffer
heran. Zwei Kinder lösen aus dem Automaten Bahnsteigkarten; sie
wollen vielleicht ihre Mutter abholen.
Jetzt ist wohl ein Zug eingelaufen. Eine Menge Leute kommen durch
die Sperre. Sie geben ihre Fahrkarte an den Schaffner ab und eilen in
die Stadt. Da: Bumm . . ., nochmals: Bumm! Was ist das? Ah, auf
der großen Tafel dort hoch an der Wand steht in leuchtenden Buchstaben:
„Personenzug Löhne, unterer Bahnsteig" und „Schnellzug Münster, oberer
Bahnsteig." Nun eilen die Reisenden an die Sperre. Die bereitgehaltene
Fahrkarte wird vom Schaffner gelocht. Zum oberen Bahnsteig führt ein
Tunnel, zum unteren eine Treppe.
Inzwischen hat Vater auch Fahrkarten gelöst. Wir gehen in den oberen
Wartesaal, da unser Zug noch nicht sofort abfährt. Wir eilen ans Fenster,
denn eben braust der Schnellzug heran. Jetzt hält er; die Türen fliegen
aus, und viele Reisende verlassen den Zug. Da gibt's manche freudige Be-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
156
Rührigkeit, daß in nicht ferner Zeit die bisherige Einfuhr von
jährlich 2 Mill. Ctr. belgischen und englischen Roheisens völlig
entbehrlich sein wird.
Vortrefflich ist der deutsche Stahl und wird in einer Man-
nigfaltigkeit erzeugt, wie sie alle übrigen Länder Europas nicht
aufzuweisen vermögen: Schmelz-, Gerb-, Cement- und Gußstahl
aus Steiermark und Kärnthen, Puddlings- und Edelstahl aus
Westfalen und Siegen. Vor allem ragt Friedr. Krupp's Gußstahl
(Fabrik bei Essen an der Ruhr) hervor, der alles, was in diesem
Fabrikzweige je und irgendwo geleistet ist, weit hinter sich läßt.
Dieser Stahl, der eine große Zukunft hat, ist bereits mit be-
deutendem Erfolge zu Kanonen verwendet und besonders wichtig
ist seine Verwendung für die Bedürfnisse der Eisenbahntechnik. —
Die Vorzüge der deutschen Eisengußwaaren sind bekannt genug;
auch die Verwendung des hämmerbaren und schweißbaren weißen
Gußeisens hat angefangen in der Industrie festen Fuß zu fassen;
besonders wichtig ist es für die Gewehrfabrication. — Die welt-
berühmte Sensenfabrication Steiermarks hat eine ebenbürtige
Concurrenz in Württemberg gefunden; zu Neuenburg im Würt-
temberg. Schwarzwalde wurden 1853 hergestellt 250,000 Sen-
sen, 125,000 Sicheln und 10,000 Strohmesser.
Auch bei den Edelmetallen zeigt sich eine Steigerung der
Production. In Sachsen, wo 1843 an Silber 57,000 Mark
aufgebracht worden sind, hat sich seirdem die Ausbeute verdop-
pelt. Die böhmischen Silberwerke liefern zusammen jährlich gegen
55,000 Mark. An Gold ist Deutschland bekanntlick) nicht reich;
es kommen in Betracht das bayerische Waschgold aus dem Sande
der Flüsse zu 20 Mark jährlich — 6500 fl. rc. An Quecksilber
produciert Idria 2500 bis 3000 Ctr., die bayerische Pfalz ge-
gen 90 Ctr. jährlich.
Landwirtschaftliche Producte, die zur Industrie
in näherer Beziehung stehen: In Hanf produciert Oester-
reich (außer Ungarn und Siebenbürgen) jährlich über 725,000
Centner, wovon gegen 500,000 Ctr. allein auf Galizien kom-
men; Ungarn 100,000 Ctr.; Baden (dessen breisgauer Hanf
als Deutschlands bestes Product gilt) über 116,000 Ctr. Der
Flachsbau ist dagegen in Verfall gerathen, wenn auch in
neuester Zeit mehrere deutsche Staaten, namentlich Preußen und
Oesterreich Anstrengungen zur Wiederbelebung dieser Cultur ma-
chen. — Der deutsche Hopfenbau ergibt im Durchschnitt jähr-
lich an 114,000 Centner (in Bayern fast 43,000 Centner,
in Böhmen gegen 31,000 Ctr.) Als beste Qualität gelten
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Westfalen Siegen Steiermarks Württemberg Neuenburg Sachsen Deutschland Ungarn Galizien Ungarn Deutschlands Oesterreich Bayern
157
die Hopfen von Spalt in Bayern und Saaz in Böhmen,
als geringste die braunschweiger, die den belgischen gleichgesetzt
werden.
Der Tabacksbau und die daran sich knüpfende Fabrica-
tion hat in Deutschland einen bedeutenden Aufschwung genom-
men, und seit etwa 10 Jahren hat sich auch der Export nach
außereuropäischen Ländern rasch gehoben, so daß 1853 die Aus-
fuhr deutscher Cigarren nach Amerika und Australien ein Capital
von 1 Mill. Gulden repräsentierte. Der Hauptsitz der Tabacks-
cultur ist die bayerische und badische Pfalz sammt dem angren-
zenden Hessen. Im Jahre 1852 bestanden dort zusammen 43
Fabriken, mit 644 Arbeitern, welche über 12,000 Ctr. Rauch-
und Schnupftaback und 30 Mill. Stück Cigarren verfertigten;
letztere sind größtentheils exportiert worden. Rohe Tabacksblätter
gehen ebenfalls in Menge von dort über See; wer die Lager-
häuser der Londoner Docks besucht, findet immer große Massen
Pfälzertabacks, welche zum Theil nach den Cigarrenfabriken Ame-
rikas, Spaniens u. s. w. spediert werden. Nach Oesterreich gin-
gen im Jahre 1852 aus der badischen Pfalz allein 15,000 Ctr.
rohe Tabacksblätter ä 16 fl., 1853 aus der Pfalz überhaupt
45.000 Ctr. Oesterreichs Tabacksproduction selbst aber ist so be-
deutend, daß 1846 die Ernte 753,000 Ctr. betrug, wovon
560.000 Ctr. auf Ungarn trafen. Unter der Leitung der k. k.
Tabacksdirection — denn in Oesterreich ist, wie in Frankreich,
der Taback Regie oder Monopol der Regierung — arbeiten ge-
genwärtig 25 Fabriken mit mehr als 28,000 Arbeitern, von
denen 21,000 mit der Fertigung von Cigarren beschäftigt sind;
die Zahl der hergestellten Cigarren betrug im Jahre 1853
725% Mill. Stück, im Gewicht von 56,000 Ctr. und einem
Verkaufswerth von 12% Mill. Gulden, der producierte Rauch-
taback über 456,000 Ctr., im Werthe von fast 18 Mill. Gul-
den. Die Production hatte sich seit 1850 beim Rauchtaback um
70 Procent, bei den Cigarren um 123 Procent gehoben, also
innerhalb dreier Jahre mehr als verdoppelt.
Von Weinen waren auf der allgemeinen deutschen Indu-
strieausstellung in München nicht weniger als 339 Sorten aus-
gestellt, deren richtige Würdigung der Prüfungs-Commission nicht
wenig zu schaffen machte. Don einer Ausstellung der deutschen
Biersorten in dieser Metropole aller biertrinkenden Städte ist uns
nichts bekannt geworden.
Unter den Maschinen nehmen jetzt die Locomotiven einen
sehr bedeutenden Platz ein. Seit dem Jahre 1841, in welchem
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Deutschland Amerika Hessen Spaniens Oesterreich Oesterreichs Oesterreich Frankreich
246
Kontinentalsperre den Nordseehäfen zugefügt hatten, soweit es
in seinen Kräften stand, an neuen wie alten Unterthanen gut
zu machen. Ein Anlauf wurde in der 1816 mit Preußen ge-
schlossenen Uebereinkunst genommen, das Flußbett der Ober-Ems
zu regulieren. Allein der Vertrag kam nicht zur Ausführung. Die
hergebrachte „weise Sparsamkeit" der hannoverschen Minister gab
kein Geld für ungewisse, national-ökonomische Zwecke aus, brachte
aber auch nichts gewisses zu Stande.
Im Gegentheil! In jener stillen Zeit errang Bürgermeister
Smidt von Bremen einen Sieg über Hannover, welcher nicht
schöner gedacht werden konnte. Die Unterweser versandete nämlich
mehr und mehr, Bremen mußte bereits große Summen für
Baggerung aufwenden, um sich wenigstens vier Fuß Tiefe wäh-
rend der Ebbe zu erhalten. Nur bei der Flut hatte es neun bis
zehn Fuß Fahrwasser für Seeschiffe kleineren Kiels. Bremens
Hafen, Vegesack, unterlag, außer etwas größerer Tiefe ebenfalls
allen Bedingungen der Flußschifffahrt. Gab es keine Möglichkeit,
an die offne See vorzudringen, so lief Bremen Gefahr, vom
Welthandel auf bloßen Flußverkehr zurückgeführt zu werden. Zu-
dem hatte das englische Parlament 1826 ein Gesetz über die
Gegenseitigkeit der Hafenabgaben (tlle sllips' reciprocity act)
erlassen, auf dessen Vergünstigung Bremen ohne eignen Seehafen
verzichten mußte. Hätte Hannover damals seinen Vortheil ver-
standen, so mußte die freie Stadt Bremen vielleicht schon da-
mals, gewiß gegenwärtig, darum nachsuchen, sich der Oberhoheit
des Königreichs Hannover unterwerfen zu dürfen, oder was so
ziemlich dasselbe war, die Bremer Handelshäuser mußten auf
hannoverschen Boden übersiedeln. Für den ersten Fall dachte man
in Hannover zu loyal und für den zweiten Fall war man zu
kurzsichtig und zu sparsam. Man dachte nicht daran, mit welcher
Zähigkeit Preußen einst Danzig erstrebte, und wie zufrieden Ge-
nua damit war, an Sardinien ein Hinterland zu bekommen. So
begann Bremen seine Unterhandlungen mit Hannover. Es mußte
vorgestellt werden, daß ein auf Bremens Kosten auf hannover-
schem Boden gebauter Seehafen den Bewohnern der Umgegend
und namentlich den hannoverschen Rhedern von großem Nutzen
sein werde, da ihre Schiffe den bremischen ganz und gar hin-
sichtlich der Hafenabgabe gleichgestellt werden sollten. Das gefiel
schon in Anbetracht des Kostenpunktes. Um weiter zu reizen,
gaben die Unterhändler zu verstehen, daß man von Oldenburg
Aussicht auf die Abtretung Brake's erhalten habe. Man hätte
die Bremer Brake, das 19 Fuß Tiefe hat, übrigens an denselben
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
272
Dame de Bruges) mit dem schon erwähnten hohen Turm ist
weniger durch ihre Bauart, als durch ihre plastischen Kunstwerke
berühmt. Im südlichen Kreuzschiff auf dem Altäre steht ein kleines
Standbild der heil. Jungfrau mit dem Kinde, angeblich von
Michel Angelo (s. unter Florenz), jedenfalls eine treffliche italie-
nische Arbeit aus seiner Zeit. Ein noch größeres Interesse aber
nehmen in Anspruch die dahinter in einer Capelle befindlichen
Grabmäler Karls des Kühnen (4 1477), Herzogs von Burgund
und seiner Tochter Maria (4 1481), Gemahlin des spätem
Kaisers Maximilian. Diese ausgezeichnet schönen Grabdenkmäler
sind den Vlamingen (Flamändern) noch besonders theuer, weil
Karl und Maria die letzten Sprößlinge des Hauses Burgund und
die letzten einheimischen Fürsten der südlichen Niederlande
waren. Maria's Denkmal, an Kunstwerth das bedeutendere, ist
auch das ältere, angefertigt 1495; Philipp Ii. bestellte im Jahre
1558 für seinen Ur-Urgroßvater Karl ein ganz ähnliches Denkmal
und bezahlte dafür dem Meister Ionghelinck die damals bedeu-
tende Summe von 24,000 Gulden, jedem Arbeiter aber 40
Gulden als Entschädigung für den Verlust seiner Zähne bei der
Schmelzarbeit oder dem Emaillieren. Die lebensgroßen liegenden
Statuen von Vater und Tochter, aus Erz und reich vergoldet,
ruhen in ganzer Figur (d. h. nicht in Relief) auf Marmor-
Platten. An den Seiten der Sarkophage sind reich mit Email
gezierte Wappenschilder der Herzogthümer, der Graf- und Herr-
schaften, welche die burgundische Maria, die reichste Fürstentochter
ihrer Zeit, dem Hause Oesterreich zubrachte und welche, nachdem
Philipp, der Sohn Maximilians und Maria's, Johanna, die
Erbin von Spanien und Neapel geheirathet, mit diesen Besitzungen
vereinigt das Reich ihres Enkels Karl V. bildeten, in welchem
die Sonne nie unterging. Bekanntlich starb die liebenswürdige
und früher viel umfreite Maria in Folge eines Sturzes vom
Pferde, den sie auf der Falkenjagd in der Nähe von Brügge
that; aus Liebe zu ihrem ritterlichen Gemahl hatte sie die em-
pfangene tödtliche Verletzung eine Zeitlang verheimlicht.
Auf dem Rathhause von Brügge, einem überaus zierlichen
Gebäude des vollendeten gothischen Stils, findet sich unter andern
Seltenheiten ein Verzeichniß einer 1446 zu Brügge gezogenen
Lotterie; demnach haben wahrscheinlich die Lotterien ihren Ursprung
in Flandern und nicht in Italien, wo sie erst später erwähnt
werden. Erst 1657 wurde die erste Lotterie in Paris eingeführt
durch Tonti, daher der Ausdruck Tontine.
Eine andere, jedenfalls unschädlichere Erfindung knüpft sich
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Michel_Angelo_( Karls Maria_( Maria Maximilian Maximilian Karl Karl Maria Maria Philipp_Ii Philipp Karl Karl Ionghelinck Maria Maria Philipp Philipp Maximilians Johanna Karl_V. Karl_V. Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Karls Burgund Burgund Niederlande Oesterreich Maximilians Spanien Neapel Flandern Italien Paris
284
mentswahlen der Universität und andere Rechte erhalten. Da-
mals gaben 5 Fellows Unterricht. Der Durchschnittsbetrag der
Iahresrcchnung („battet“) in diesem Colleg betrug 103 Pfund
Sterling, das englische Schuljahr hat aber nur 26 Wochen, und
84 Wochen Aufenthalt sind bis zur Erreichung des Grades eines
Magister (Master of arts) erforderlich. Das Einkommen eines
Fellow — außer Wohnung und Kost — beträgt 190 Pf. St.,
das des Meisters (rnaster) 600 Pf. St.; die Corporation hat
10 Pfarreien zu vergeben. University - College ist nach seinen
Leistungen eines der besten.
Wir fügen hier noch die Bemerkung hinzu, daß der oben
erwähnte Unterschied zwischen College und Hall in Cambridge
nur dem Namen nach existiert; hier gibt es 17 Collegien und
Hallen, worunter King’s College mit seiner berühmten gothischen
Capelle, dem glänzendsten Denkmal der Baukunst in England.
Was nun die nicht stistungsmäßigen Mitglieder der Uni-
versität betrifft, so sind diese theils Studenten, welche ins Haus
ausgenommen sind gegen Bezahlung für Wohnung, Kost und
Unterricht, theils ehemalige Mitglieder, welche in den Büchern
aufgesiihrt werden; unter etwa 6000 Mitgliedern zählt Oxford
nur ungefähr 1400 wirkliche Studenten (undergraduates),
Cambridge unter 5500 Mitgliedern etwa 1200 bis 1300 Stu-
denten. —
Die Organisation der Universitätsbehörden ist ebenfalls von
unfern deutschen Einrichtungen verschieden. An der Spitze steht
der Kanzler, immer ein Peer des Reiches, für Oxford lange der
Herzog von Wellington, jetzt Lord Derby, für Cambridge seit '
1847 Prinz Albert; er wird, obgleich er meistens lebenslänglich
im Amte bleibt, eigentlich nur für zwei Jahre gewählt und zwar
von der „Convocation,“ d. h. von der Versammlung aller am
Sitze der Universität residierenden Doctoren, sämmtlicher Profes-
soren und sämmtlicher Mitglieder der Universität, welche den
Grad eines Doctor oder Master et Arte; erlangt und auch nach
ihrem Abgänge von der Universität ihren Namen in den Büchern
eines College haben fortführen lassen. Diese aus mehreren tausend
Mitgliedern bestehende Versammlung kann sich berathend mit
jedem Gegenstände beschäftigen, welcher die Universität betrifft
und ist innerhalb gewisser Schranken die gesetzgebende und wäh-
lende Behörde, sie ernennt manche Professoren, Häupter von
Häusern u. s. w. Das Amt des Kanzlers ist ein Ehrenamt,
außer einigen Ernennungen hat er keine Rechte oder Pflichten;
die wirkliche Vorstandschaft der Universität aber führt der Vice-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Capelle Albert
Extrahierte Ortsnamen: Cambridge England Wellington
308
ein foioffaier Hammer (Nasmyth’s steam-hammer) durch Dampf
getrieben. Dieser Hammer vermag mit einem Schlage mebr
zurichten, als alle Schmiede, welche einen umstehen kön-
nen; und zugleich kann man ihn f* sanft fallen lassen, daß er
eine Nuß knackt, ohne d-« Kern zu verletzen.
Doch der Stolz von Portsmouth (one of the triumphs
of Portsmouth dockyard) ist Brunei's Block-Maschine (block-
making machinery); das Wort „Block" (ship's block) bezeich-
net hier eine Art Rolle oder Winde, um auf Schiffen Taue,
Segel, Segelstangen u. f. w. aufzuwinden oder einzuziehen. Ein
Linienschiff hat über 1400 solcher „Blöcke" und es gibt deren
in der englischen Kriegsmarine 200 verschiedene Arten und Grö-
ßen, die sämmtlich durch diese Maschine angefertigt werden kön-
nen und zwar mit bedeutender Ersparniß, da 10 Menschen mit
der Maschine soviel zu leisten vermögen, wie 110 ohne dieselbe.
Der Erfinder dieser Maschine oder richtiger dieser kunstvoll ver-
bundenen Familie von Maschinen war Brunei, ein geborner
Franzose, später unter dem Namen Sir Murk Isambard Brunei
in den Adelsstand erhoben und, wenn wir nicht irren, Vater
des 1849 verstorbenen, nicht weniger berühmten Erbauers des
Londoner Themse-Tunnels.
Einen wahrhaft furchtbaren Anblick gewährt das Arsenal
oder, wie es hier heißt, die Kanonenwerfte (gun-wharf), wohin
wir uns nun begeben. Reihe hinter Reihe liegen hier die mäch-
tigen Feuerschlünde, theils neu, theils abgetakelten Schiffen an-
gehörig, einige von solcher Größe und Dicke, daß sie 60 Centner
schwer sind. Auf einem Linienschiffe von 120 Kanonen sind diese
gewöhnlich folgendermaßen vertheilt: auf dem Kanonendeck 32
Kanonen, sämmtlich 32-Pfünder (d. h. im Stande, eine Kugel
von 32 Pfund Schwere zu schleudern); auf dem Mitteldeck vier-
unddreißig 24-Pfünder; auf dem obern Deck eben so viele von
demselben Kaliber; auf dem Hinterdeck (quarter-deck) zehn 32-
Pfünder und sechs 12-Pfünder; auf dem Dordercastel (forc-castlc)
zwei 32-Pfünder und zwei 12-Pfünder. — Wir werfen nur
noch einen flüchtigen Blick auf die zu gewaltigen Pyramiden
aufgetürmten Kanonenkugeln — eine einzige Pyramide enthält
zuweilen 30—40,000 Kugeln — und fahren dann mit der be-
reits oben erwähnten Dampffähre für einen Penny nach Gos-
port, um die nordwestlich von dieser Stadt gelegenen Magazine
zur Verproviantierung der Flotte in Augenschein zu nehmen, ge-
nannt Victualling (spr. Witteling, von victuals Lebensmittel)
Establishment oder vollständiger »The Royal Clarence Vic-
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Mgenthum erwerben, oder in dauernde Pacht nehmen, und wo
ein entarteter Sohn, minderjährig oder nicht, um des schnöden
Gewinnstes willen sich bereit erklärte, zur englischen Staatskirche
überzutreten, wurde er nicht nur der väterlichen Gewalt entledigt,
sondern zum alleinigen Herrn und Eigentümer des Familien-
guts im Namen der Regierung gestempelt. Unter den Pönal-
gesetzen, die mit Wilhelm Iii. begannen und unter der Königin
Anna bis zum Wahnsinn ausschweiften, hatte jeder Engländer
das Recht, den ersten besten Irländer seines Reitpferdes zu be-
rauben, wenn es mehr als 5 Pfund Sterling werth war, und
er ihm die Summe erlegte; unter jener amtlichen Begünstigung
des Verraths und der Erbschleicherei bei lebendigem Leibe wur-
den die Bande der Familie und des Staatslebens zerrissen, und
Haß und Mord traten an ihre Stelle. Von jener Epoche an
ward die letzte Blüte irischer Nationalkraft, die stets mit Festig-
keit, oft mit dem Muth der Verzweiflung sich vertheidigt hatte,
in Staub zertreten, und es bedurfte eines Jahrhunderts, bis sie
im Jahre 1798 zum letztenmal in ohnmächtiger Zuckung einen
Widerstand wenigstens versuchen konnte. Auch dieser wurde dann
niedergeworfen und im Jahre 1800 verlor Irland sein eignes
Parlament, in welches übrigens Katholiken, die seit 1715 das
Wahlrecht (elootive franchise) verloren hatten, nicht wählbar
waren, lieber dieses irische Parlament, dessen Befugnisse nur be-
schränkt waren, vergleiche man die Verfassungsgeschichte (eonsti-
tutional history) Englands von Henry Hallam, der eine lobens-
werthe Unparteilichkeit zeigt, während der größte englische Ge-
schichtschreiber unsers Jahrhunderts, Macaulay in seiner „History
of England“ den von Wilhelm Iii. an Irland begangenen
Treubruch einigermaßen zu beschönigen sucht.
Wenn nun auch gegenwärtig, großentheils durch die Be-
mühungen des unermüdlichen Vorkämpfers für Irlands politische
und religiöse Freiheit, des großen Volksredners Daniel O'con-
nell (f 1817), die Katholiken dieselben politischen Rechte, wie
die Protestanten erlangt haben, indem 1829 unter dem Mini-
sterium Wellington und Peel die „Emancipation" der Katholiken
im Parlamente durchging und noch später einzelne noch bestehen
gebliebene Pönalgesetze abgeschafft wurden: so bleibt doch den
Katholiken Irlands auch jetzt noch eine drückende Last und eine
schwere Ungerechtigkeit, die irische Staatskirche d. h. die Irland
als Staatskirche aufgedrängte anglicanische Kirche (established
clmrch), die mit 865,535 Pfund Sterling jährlich besoldet ist
und zwar zum Vortheil von noch nicht 900,000 Personen. Vor
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Henry_Hallam Macaulay Wilhelm Daniel_O'con-