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1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 60

1868 - Wesel : Bagel
60 Lande verwendet hat, ohne die einzelnen Geschenke zu rechnen, welche viele Unterthanen von ihm von Zeit zu Zeit erhielten. Das Kriegsheer war im schönsten Stande. 200,000 Soldaten standen unter den Waffen und waren jeden Augenblick schlagfertig. Pulver, Kugeln, Bomben, Kanonen, Gewehre, kurz Alles, was zum Heergeräthe gehörte, war vollständig und in Menge da. Die Festungen wurden verstärkt und außerdem noch mehrere neu an- gelegt. Friedrich regierte 46 Jahre. Am 17. August 1786 starb er an der Brustwassersucht. Seine irdische Hülle wurde neben seinem Vater unter der Kanzel in der Garnisonkirche zu Potsdam beige- setzt. Da ruht die Asche des trefflichen Königs in einem schlichten Sarge, an welchem nur die einfachen Worte stehen: Friedrich der Zweite. Die Welt hat ihm aber einstimmig den Namen gegeben: Der Große. Unser Vaterland war bei Friedrich's Tode 3600 Quadratmeilen groß, hatte sechs Millionen Einwohner, brachte 28 Millionen Thaler Einkünfte und wurde durch 200,000 Krieger beschützt. 34. König Friedrich Wilhelm Ii. Dieser König hat nur elf Jahre regiert, und cs ist ankriegs- thaten und Einrichtungen im Lande nicht so viel von ihm zu er- zählen, als von dem vorigen Regenten. Er hat aber dem Lande so viel Gutes gcthan, als er konnte. Besonders freuten sich die Unterthanen, daß er so manche verhaßte Steuer aufhob. Die Fa- briken und Manufacturen wurden begünstigt und der Handel be- fördert. Viele Menschen fanden nützliche Beschäftigung bei den Bauten, die ausgeführt wurden, und von welchen das prächtige Brandenburger Thor zu Berlin vorzüglich bcmerkenswerth ist. Ins- besondere muß noch erzählt werden, daß Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen ein ganz neues Gesetzbuch gab, welches mau bis auf den heutigen Tag unter dem Namen: „Das preußische Landrecht" all- gemein im Lande kennt. Dies Gesetzbuch war in deutscher Sprache verständlich und einfach abgefaßt, und wenn es auch in den folgen- den Jahren viel verbessert wurde, so diente es doch schon damals dazu, dem Unterthan Recht und Gerechtigkeit zu verschaffen. König Friedrich Wilhelm kleidete sich einfach und lebte mäßig, doch die Sparsamkeit der vorigen Könige übte er nicht. Als er starb, hatte der Staat 49 Millionen Thaler Schulden. Diese waren aber vorzüglich durch die Kriege entstanden, die geführt wur- den, und von denen der Kampf gegen die französische Re- publik, 1792—1795, der merkwürdigste ist. Ueber Frankreich herrschte der König Ludwig kr Sechzehnte. Das Land war in

2. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 21

1868 - Wesel : Bagel
\ 21 15. Das Merkwürdigste aus der Regierung der Kurfürsten Johann Georg und Joachim Friedrich. Der Kurfürst Johann Georg war sehr sparsam, hielt Pracht und Aufwand für hassenswcrthe Dinge und machte erst dann Aus- gaben für Bauten und andere nützliche Unternehmungen, wenn er Geld dazu hatte. Darum fing er auch gleich bei seiner Thron- besteigung eine andere Regierungsweise, als die vorige, an. Die treulosen Diener seines Vaters bestrafte er hart. Die unnützen Ausgaben wurden abgeschafft und die Einkünfte sehr sparsam zu- sammengehalten. Die Schuldenlast tilgte er dadurch, daß er selbst davon einen Theil übernahm und das Uebrige Adel, Geistlichkeit und Städte bezahlten. Nun konnten den Unterthanen viele Steuern erlassen werden, und doch war der Fürst nicht in Geldnoth. Er ließ jetzt vielmehr noch Festungen bauen, Iagdschlösser errichten und Künstler aller Art beschäftigen. In das Land wunderten aus fer- nen Gegenden Menschen ein, die sich an der Havel und Oder niederließen und fleißig Gewerbe und sonstige Hantierungen trieben. Der Handel blühte, die Städte wurden mehr und mehr wohlhabend, und der Landmann erwarb sich durch den eifrigen Betrieb seines Ackerbaues das, was er zur Nahrung und Nothdurft des Leibes gebrauchte. Im Jahre 1593 kostete ein Schaf 16, ein Scheffel Korn 12, ein Schock Eier 4 und ein Pfund Butter 2 Pfennige. Für eine Kuh zahlte man 3 Groschen, und ein Tagelöhner bekam 2 Pfennige Tagelohn. Abergläubische Leute meinten, es habe Ge- treide geregnet und das Vieh sei aus der Erde gewachsen. Man wußte sich sonst diesen Segen nicht zu deuten. Joachim Friedrich, des vorigen Kurfürsten Sohn, war schon 32 Jahre Erzbischof von Magdeburg gewesen und hatte hier eine sehr gute Regierung geführt, als er im 52. Jahre den branden- burgischen Thron bestieg. Er erhielt dem Lande den Frieden, und die Unterthanen konnten sicher ihren Beschäftigungen nachgehen. Thätigkeit und Betriebsamkeit nahm man überall wahr, und sicht- lich vermehrte sich der Wohlstand. Mit ihm kam leider aber auch Ueppigkeit, Pracht, Aufwand, und dies ging so weit, daß gewöhn- liche Leute sich an den Wochentagen in Sammet und seidene Zeuge kleideten. Der Kurfürst mußte strenge Gesetze gegen solche Ver- schwendung und alles unnütze Gepränge bei Festgelagen geben, denn solche Hoffart brachte die Unterthanen in's Elend, verminderte ihre Nahrung und ihren Wohlstand und legte dem Herzen Fallstricke und Versuchungen. Aber selbst durch Strenge waren diese liebet nicht zu dämpfen. Rühmenswerth ist es noch, daß Joachim Friedrich viele Schulen anlegen ließ, um dem Volke Gelegenheit zur Ausbildung zu geben;

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 22

1868 - Wesel : Bagel
22 daß er die Religion und die Kirche sehr in Ehren hielt; daß er die Gerechtigkeit liebte und in der Verwaltung seines Landes manche gute Aqprdnung traf. Er ist deshalb mit Recht unter die guten Fürsten unsers Vaterlandes zu rechnen, wenn er auch dasselbe nicht vergrößerte, sondern nur die ererbten 666 Quadratmeilen seinem Nachfolger hinterließ. Doch schloß er einen merkwürdigen Vertrag mit seinem Vetter und Freunde, dem Markgrafen Georg Friedrich in Franken. Diesem gehörte Anspach und Baireuth und das Für- stenthum Iägerndorf in Schlesien. Dazu war er Regent im Her- zogthume Preußen, denn der Herzog dieses Landes war blödsinnig geworden und konnte die Regierung nicht führen. Dieser reiche Vetter in Franken hatte keine Kinder, und die Kurfürsten von Brandenburg waren seine nächsten Erben. Im Jahre 1598 ver- machte der Markgraf den Brüdern unsers Kurfürsten seine Be- sitzungen mit der Bedingung, daß sie an die kurfürstlichen Länder keinen Anspruch machen könnten; die Regierung über Preußen sollte aber Joachim Friedrich führen, und Brandenburg nach dem Tode des blödsinnigen Herzogs ganz Preußen erben. Fünf Jahre nach- her starb der Markgraf, und die Bestimmungen des Testaments gingen in Erfüllung. Und um das Erbrecht auf Preußen recht bündig zu machen, heirathete der Kurfürst die zweite Tochter des preußischen Herzogs, nachdem schon früher der Kurprinz Johann Sigismund die älteste geheirathet hatte. Unsere Geschichte wird bald erzählen, wie unser Vaterland durch diese Doppelheirath andere Landestheile erwarb. 16. Der Kurfürst Johann Sigismund. Die Regierung Johann Sigismund's ist mit Zank und Streit über Erbschaft und Erbschaftsrechte ausgefüllt. Den Anfang machte die Uebernahme der vormundschaftlichen Regierung in Preußen. Hier waren erst Adel und Volk und nachher Polen und dessen Land- stände sehr dawider, daß der brandenburgische Kurfürst die Regie- rungszügel ergreifen und dadurch so halb und halb bereits in den Besitz des Landes kommen sollte. Doch dieser Zwiespalt löste sich durch Bestechungen und Ueberredungen bald in Zufriedenheit aller Theile auf, und Brandenburg erreichte seinen Zweck. Aber während man noch beschäftigt war, diese Angelegenheit beizulegen, war auf einem andern Punkte ein anderer Erbschaftsstreit im Gange, der nicht so schnell und gütlich abgemacht wurde. Der Herzog von Jülich, Cleve, Berg und Graf von Mark und Ravensberg, Johann Wilhelm, starb 1609 kinderlos und hinterließ eine schöne Erbschaft. An diese hatte nur die älteste Schwester des Verstorbenen, die Her- zogin von Preußen, Marie Eleonore, gegründete Ansprüche, denn

4. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 117

1868 - Wesel : Bagel
117 Und als gekommen der leuchtende Tag, Da war gelungen der große Schlag; Das Meer war tief, sie setzten's durch — Hurrah, Westfalen und Brandenburg! Das Meer war tief und dunkel die Nacht, Die Schanze war fest und der Däne wacht. — Alfen ist unser! Sie setzten's durch — Hurrah, Westfalen und Brandenburg! Die Eroberung der Insel Alsen jagte den Dänen einen Schrecken ein. Sie fühlten sich auf ihren Inseln nicht mehr sicher und baten um Frieden. Am 30. October 1864 kam derselbe in Wien zu Stande. Die Bedingungen waren: Dänemark tritt die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg mit den Inseln Alsen und Fehmarn und den an der Westseite von Schleswig ge- legenen Inseln Sylt, Föhr, Amrum und Röm für ewige Zeiten an den König von Preußen und den Kaiser von Oesterreich ab. — Die abgetretenen Landestheile übernehmen von den Schulden des Königreichs Dänemark 22 Millionen Thaler. — Die von beiden Seiten genommenen Handelsschiffe werden zurückgegeben und die Kriegskosten von den Herzogtümern getragen. Die Truppen der Hannoveraner und Sachsen zogen nun aus Holstein und Lauenburg ab und die beiden Besitzer der Herzog- thümer regierten anfangs diese Lande gemeinschaftlich. Dies führte aber zu vielen Unbequemlichkeiten, deshalb wurde am 14. August 1865 zu Ga st ein zwischen Preußen und Oesterreich ein Vertrag abgeschlossen, nach welchem beide Mächte den gemeinschaftlichen Besitz von Schleswig und Holstein zwar beibehielten, doch in die Regierung sich dahin theilten, daß Schleswig von Preußen, Holstein von Oester- reich verwaltet und deshalb Holstein nur von österreichischen, Schles- wig von preußischen Truppen besetzt werde. Ueber den Hafen zu Kiel wurde das Kommando und die Polizei an Preußen übertragen und ihm zugestanden, die nöthigen Befestigungen und Einrichtungen anzulegen und mit preußischen Truppen zu besetzen. Die Festung Rendsburg erhielt preußische und österreichische Besatzung. Preußen war berechtigt, zur Verbindung der Ostsee mit der Nordsee einen Kanal durch das holsteinische Gebiet zu führen und die Aufsicht über denselben und die Instandhaltung auszuüben. In der Folge sollten die Herzogthümer dem Zollvereine beitreten. Gegen baare Zahlung von 1 Million 850,000 Thaler über- ließ der Kaiser von Oesterreich seine Ansprüche an das Herzogthum Lauenburg dem Könige von Preußen, so daß unser König alleiniger Herr dieses Landes wurde.

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 39

1868 - Wesel : Bagel
39 schöne Gebäude aufführen ließ und geschickten Männern Arbeit und Unterhalt gab, so ist dies Alles sehr rühmenswerth; aber dessen ungeachtet war unser Vaterland lange nicht mehr in dem blühenden Wohlstände, als unter dem großen Kurfürsten. Viele Gegenden waren verarmt, Noth und Elend herrschten hier und da in den Provinzen. Denn der neue König war sehr prachtliebend und glaubte, er müsse bei seiner königlichen Würde nun auch einen über- mäßigen Aufwand machen. Er hatte Hunderte von Dienern, welche ungeheure Geldsummen kosteten. Die Pracht am Hofe war unbe- schreiblich, und was das Schlimmste war, die Unterthanen wurden durch solches Beispiel auch verführt, über ihr Vermögen sich zu kleiden und zu leben. Darum wurden Wohlstand und Zufrieden- heit immer weniger im Lande gefunden. Die Leute mußten sehr viele Steuern bezahlen. Da waren Kopfsteuer, Perückensteuer, Schweineborstensteuer und wie die sonderbaren Steuern alle heißen mochten; dennoch häuften sich Schulden auf Schulden, weil der König schlechte Räthe hatte, die sehr übel mit den Landesein- künften umgingen, sie verpraßten, verschwendeten, oder für sich ein- scharrten. Als man nachher diese Menschen wegsagte, wurde die allgemeine Noth dadurch wenig gemildert. Man jammerte und klagte laut über den harten Druck, in welchem man lebte und der Glanz des neuen Königreichs schien leider nur zu schnell zu erlöschen. 23. Der zweite preußische König, Friedrich Wilhelm I. Friedrich Wilhelm I. haßte die Pracht und den eitlen Glanz von Jugend auf. Noch als Knabe warf er einst einen schönen sei- denen Schlafrock in's Feuer, weil er glaubte, ein solches Kleidungs- stück sei unnütz. Als König änderte er seine Denkungsart nicht. Er wünschte, daß Thätigkeit, Sparsamkeit, Einfachheit und Frömmig- keit unter seinen Unterthanen verbreitet würden, und er ging selbst mit schönem Beispiele voran. Er und seine Familie aßen nur Hausmannskost und lebten sehr genügsam. Ihre Kleidung war ein- fach; ja die Königin und die Prinzessinnen webten das Zeug dazu oft selbst. Fast jeden Sonntag ging die königliche Familie in die Kirche und wohnte mit Andacht dem Gottesdienste bei. Früh Mor- gens bis spät Abends sah man den König eifrig arbeiten. Er sah nach Allem, oft nach dem Kleinsten, und wußte Manches, was seine Beamten unbeachtet gelassen hatten. Wollte er sich erholen, so ver- sammelte er seine nächsten Diener und auch Fremde des Abends um sich und unterhielt sich mit ihnen in heitern Gesprächen. Er nannte diese Gesellschaft das Tabaks-Collegium. Man trank Bier und rauchte aus holländischen Pfeifen, und das oft so stark, daß man die Lichter vor Dampf kaum sehen konnte. Wer nicht rauchte,

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 40

1868 - Wesel : Bagel
40 mußte doch zum Schein eine Pfeife in den Mund, nehmen. Auf einem Nebentische stand Brot, Butter, Schinken, Braten, da konnte Jeder nach Belieben zulangen. In diesen Stunden war der König äußerst fröhlich, oft lustig. Doch nur dann erlaubte er sich diese Erholung, wenn er alle Geschäfte beendigt hatte. Nach gethaner Arbeit ruhte er. So verlangte er es aber auch von Jedem im Lande. Und wenn er Jemand fand, der nicht so war, dann griff er zornig nach dem Stocke und gab ihm Prügel, Faustschläge, oder Fußtritte. Heftig wurde der König leicht, und wenn er drohend rief: „Nicht raisonnirt!" so durfte ihm Niemand etwas sagen. Das war mit- unter sehr hart, aber es ging damals nicht anders. Friedrich Wilhelm mußte mit Ernst durchgreisen, um so vielem Unwesen im Lande ein Ende zu machen. Beim Anfänge seiner Regierung jagte er gleich die vielen unnützen Diener und Beamten ohne Gnade weg. Bei den Namen derer, die er behalten wollte, schrieb er: „Bleibt," bei den übrigen hieß es: „Ist überflüssig und kann sich davon scheren." Nachher nahm er alle Jahre eine solche Untersuchung vor, die wirk- lich schrecklich war. Aber jeder Beamte strengte sich auf's höchste an, seine Schuldigkeit zu thun, denn des Königs Auge sah scharf und wußte die Diener zu beobachten und zu beurtheilen. Dann kam die Reihe an die Juwelen und Kostbarkeiten. Die prächtigen Wagen und Pferde, die goldenen und silbernen Geschirre, welche Dinge der vorige König so in Ueberfluß hatte, Alles wanderte fort. Größ- tentheils wurde es verkauft; aus dem Gold und Silber münzte man Geld. Darauf suchte Friedrich Wilhelm die Einkünfte des Landes zu ordnen und sorgsam zu benutzen. Was jeder Unterthan zu bezahlen hatte, wurde bestimmt festgesetzt; die Zölle, die Posten, die Forsten verwaltete man genau, und jede unnöthige Ausgabe wies man streng zurück. In wenigen Jahren brachte diese bessere Verwal- tung und weise Sparsamkeit die jährlichen Einkünfte auf 7^ Mil- lionen Thaler. Jährlich reiste der König einmal im ganzen Lande umher und sah dann nach Allem. Wo Hülfe nöthig war, da half er. Armen Provinzen schickte er Geld, Saatkorn, Pferde, Rindvieh. Menschen- leeren Gegenden suchte er aus andern Ländern Bewohner zu. ver- schaffen. Allein aus dem Lande Salzburg kamen ihrer über 20,000 in unser Vaterland. Durch dieses Alles geschah es, daß Ackerbau und Viehzucht sich vermehrten, eine schöne Feldflur nach der andern entstand und neue Städte und Dörfer gebaut wurden. Manufacturen und Fabriken sah man überall,"ein starker Handel brachte Wohl- stand, im ganzen Lande war Leben und Thätigkeit. ^ Der König selbst gab seinen Unterthanen viel zu verdienen. Er ließ Festungs- werke anlegen, manche Stadt vergrößern, manchen großen Bau aus-

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 58

1868 - Wesel : Bagel
58 wendig, wohl aber, daß ich thätig bin. Ich arbeite, um zu leben, denn nichts hat mehr Aehnlichkeit mit dem Tode, als der Müßig- gang." — Früh Morgens um 4 Uhr stand der König auf. Dann kleidete er sich gleich vollständig an, und las alle Briefe und Bitt- schriften, die eingelaufen waren. Auf der Stelle befahl er, was in jeder Sache geschehen sollte, und die Räthe mußten rasch arbeiten, damit noch an demselben Abend die Antworten abgeschickt werden konnten. Hee er diese Arbeiten vollendet, so kamen die Generale und trugen ihre Angelegenheiten vor, oder er ließ Personen vor sich, die ihn zu sprechen wünschten. Jeder konnte zu ihm kommen, mochte er vornehm oder gering sein. Wenn ein Bauer nach Potsdam kam und sagte, er wolle den König sprechen, so wurde er gleich hinge- führt, und Friedrich sprach so treuherzig mit ihm, als ob er gleichen Standes gewesen wäre. Blieb ihm noch Vormittags Zeit übrig, so nahm er seine Flöte, die er herrlich blies, und wanderte mit der- selben in den Zimmern seines Schlosses ans und ab, oder er machte Verse und schrieb Bücher, deren er viele hinterlassen hat, oder er spazierte, seinen Krückstock in der Hand und von seinen Hunden umgeben, in den Gärten umher.und vergnügte sich am Gartenbau. Des Nachmittags nahm er andere Arbeiten vor, denn für jede Stunde des Tages hatte er eine bestimmte Beschäftigung festgesetzt. Eine Zeit im Jahre bereiste er sein Land. Dann musterte er Alles, die Truppen, die Verwaltung, die Rechtspflege. Der König, welcher sehr scharf sah und Untreue und Fehler blitzschnell entdeckte, lobte und tadelte, je nachdem er es fand, und gab die nöthigen Befehle, die schnell ausgeführt werden mußten. Die Unterthanen überreichten ihm Bittschriften oder sprachen mit ihm, und da Friedrich sich ge- wöhnlich in einen schlichten blauen Oberrock kleidete und einen alten Hut trug, so traf es oft, daß er mit den Leuten redete, ohne daß sie ihn kannten, und er bei solchen Gelegenheiten Dinge erfuhr, die ihm sonst nicht würden zu Ohren gekommen sein. Mit dieser großen Thätigkeit verband er eine weise Sparsamkeit. Für seine Person gebrauchte er so wenig, daß er jährlich eine Million Thaler von dem für ihn ausgesetzten Gelde erübrigte. „Denn," sagte der König, „ich darf nur so viel von dem allgemeinen Vermögen nehmen, als ich vernünftiger Weise nöthig habe. Nehme ich mehr, so ist dies ein Betrug. Der Staat ist reich, aber ich bin arm. Mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate. Ich habe für alle meine Regentensorgen nur das Mitessen." — Die Landeseinkünfte wurden sorgfältig verwaltet, und weil Friedrich Alles sehr zweckmäßig benutzte, was die Einnahme vermehren konnte, so stieg diese von Jahr zu Jahr. Dazu führte der König die Accise ein, weil er glaubte, dadurch würde Jeder im Staate gleichmäßig besteuert und es ginge für ausländische Waare nicht so viel Geld aus dem Lande.

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 59

1868 - Wesel : Bagel
59 — Die Landeseinnahme wurde auf 28 Millionen Thaler jährlich gebracht. Dies Geld gab man jedoch bei weitem nicht gleich wieder aus. Ein Theil wurde zurückgelegt, um bei Unglücksfällen, oder zu nützlichen Unternehmungen, oder in Kriegszeiten den nöthigen baaren Bedarf zu haben. In den Kellern des Schlosses verwahrte man diesen Schatz in Fässern, und man sagt, daß er an 80 bis 100 Millionen Thaler groß gewesen sei. Ein anderer Theil wurde zum Besten des Landes verwendet. Es gab fast kein Dorf, das nicht Beweise der väterlichen Sorge des Königs erhalten hätte. Als der siebenjährige Krieg zu Ende war, sah es schrecklich im Lande aus. An 15,000 Häuser waren zerstört, Aschenhaufen sah man an Aschen- haufen, die Felder lagen unbebaut, und die sonst blühenden Fluren glichen jetzt Wüsteneien. Kaum war der Frieden da, so dachte auch gleich der König daran, dem Unglücke abzuhelsen. Er gab Brot- korn für die Menschen, Getreide zur Saat, Pferde, Ochsen und Ackergeräthe zur Bearbeitung des Bodens her. Die abgebrannten und verwüsteten Häuser ließ er auf seine Kosten wieder aufbauen, ganze Provinzen wurden auf längere Zeit von Abgaben befreit, und diejenigen, welche Manufacturen und Fabriken anlegen wollten, er- hielten bedeutende Geldsummen. In den wüsten, sumpfigen Gegen- den des Reichs wurden Dämme, Gräben und Kanäle gemacht, damit man das Wasser ableite und Ackerland gewinne. Viele tau- send Familien wanderten aus andern Ländern ein, ließen sich an diesen Plätzen nieder und bebauten das gewonnene Land. Ein schönes Dorf nach dem andern entstand, und da, wo vorher Morast und Heide war, lebten jetzt betriebsame Menschen froh und glücklich. Man rechnet, daß unter Friedrichs Regierung an 800 neue Städte und Dörfer und an 300 Manufacturen uns Fabriken errichtet sind. Allein die Provinz Schlesien verkaufte jährlich für fünf Millionen Leinwand und für zwei Millionen Tuch an Ausländer. Um den Handel immer höher zu bringen, ließ der König den Plauenschen, Finow- und Bromberger Kanal anlegen. Es konnten nun die Maaren von der Elbe bis zur Weichsel zu Schiffe fortgebracht werden, und bei diesen Arbeiten fanden viele hundert Menschen Beschäftigung. So war also Leben und Wohlstand im Lande, und Handel und Gewerbe blühten. In Berlin und Potsdam wurde vom Könige ein Pracht- gebäude nach dem andern aufgeführt, und wenn Provinzen durch Mißwachs, oder Hagelschlag in Noth geriethen, wenn Ueberschwem- mungen Unglück brachten, wenn Dörfer oder Städte abbrannten, so war Friedrich einer der Ersten, welcher durch Unterstützungen die Noth milderte. „Ich habe," sprach er einst, „nie ein größeres Ver- gnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus bauen lassen." — Aus diesem Allen ist leicht zu begreifen, daß der König über 25 Millionen Thaler zur Beförderung des Wohlstandes im

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 20

1868 - Wesel : Bagel
20 Joachim starb 1535. Unser Vaterland umfaßte 641 Quadrat- meilen, denn die bisherigen Besitzungen waren durch die Grafschaft Ruppin vergrößert. 14. Der Kurfürst Joachim Ii. Zwei Dinge sind von diesem Fürsten zu erzählen, welche wich- tige Folgen für unser Vaterland hatten. Zuerst, daß Joachim zur evangelischen Lehre überging und dadurch eine neue Landeskirche entstand. Denn dem Fürsten folgten sehr Viele im Lande, und die Reformation erhielt unumschränkten Eingang. Von Seiten der Obrigkeit wurde nun eine Untersuchung angestellt, in welchem reli- giösen Zustande sich das Volk befinde. Da fand sich bei den Leh- rern und Zuhörern die unaussprechlichste Unwissenheit. Um dieser zu begegnen, wurden bessere Lehrer angenommen und heilsame Ver- ordnungen gegeben. Aber es währte noch lange, ehe der Aberglaube wich und die Unwissenheit sich minderte. Man verehrte Gott und Iesum mehr mit den Lippen, als mit dem Herzen. — Das andere Wichtige, was durch diesen Kurfürsten geschah, war, daß er Ver- träge abschloß, durch welche unser Vaterland in der Folge große Länderstrecken erwarb. So zuerst mit dem Herzog von Bricg, Liegnitz und Wohlan in Schlesien, mit welchem er übereinkam, daß, wenn die herzogliche Familie ausstürbe, diese Länder an Brandenburg, wenn aber die brandenburgische Linie aussterben sollte, mehrere Landes- theile an den Herzog fallen sollten. Bei weitem wichtiger war das Miterbrecht auf das Herzogthum Preußen. Hier bestieg ein branden- burgischer Prinz aus der fränkischen Fürstcnlinie den Herzogsthrou. Der brandenburgische Kanzler Lamprecht Distelmaier schlug dem Kurfürsten vor, die Mitbelehnung über das Land zu erlangen, so daß beim Aussterben der herzoglichen Familie das Reich an Bran- denburg komme. Joachim hielt diesen Plan mit Eifer fest, aber es hielt schwer, sich die Einwilligung zu verschaffen. Der König von Polen, welcher Lehnsherr von Preußen war, und noch mehr die polnischen Reichsstände widerstrebten. Erst nach mannichfachen Bestechungen sah Joachim seinen Wunsch erfüllt und sich zum Mit- erben erklärt. Von der Regierung dieses Fürsten ist wenig zu rühmen. Er kannte keine Sparsamkeit, liebte die Pracht und führte gern große Bauten aus. Schlechte Menschen, die um ihn waren, mißbrauchten seine Güte und verschwendeten viel Geld. So geschah es, daß, um der Geldnoth ahzuhelfen, neue Abgaben vom Lande gefordert wurden und dessen ungeachtet über zwei und eine halbe Million Thaler Schulden blieben.

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 69

1868 - Wesel : Bagel
69 Segen gebracht. Den Mühlenzwang und die Zünfte hob man auf, es trat eine völlige Gewerbcfreiheit ein, und jeder Handwerker konnte nach seinem Gefallen sich niederlassen. Die Adeligen und alle die Andern, welche bisher Steuerfreiheit genosien hatten, mußten jetzt auch Steuern tragen; es war jeder vor dem Gesetze gleich. Selbst der König schloß sich nicht aus. Er bezahlte für sich und seine Güter die Abgaben, wie der Geringste im Lande. Ja, er gab so- gar sein ganzes Gold- und Silbergeschirr her, ließ es verkaufen und verwendete das daraus gelöste Geld zum Besten des Landes. Mit dem Kriegsheere nahm man eine völlige Umänderung vor. Die Ausländer entließ man und nur die vaterländische Jugend diente. Die Prügel und Spießruthen schaffte mau ab, und wer Tapferkeit und Geschicklichkeit besaß, konnte zu den höchsten Ehren- stellen steigen. Durch solche Einrichtung gewann der Soldatenstand an Achtung. Und um das Gesetz Napoleons: Preußen solle nur 42,000 Mann Truppen haben, zu umgehen, behielt man die jungen Soldaten nur so lange, bis sie exerciren konnten. Dann entließ man sie und berief andere ein. So überstieg man nie die bestimmte Zahl und bildete doch ein großes Heer. Durch dieses kluge Ver- fahren wurde recht eigentlich das ganze Volk eingeübt und bewaffnet. Wäre unser armes Vaterland von dem Franzosenvolke ganz befreit gewesen, so würden diese Einrichtungen bald der Noth und dem Elend im Lande ein Ende gemacht haben; aber noch immer lagerten die französischen Soldaten in Preußen und erpreßten Tausende auf Tausende. Dazu hatte man monatlich drei und eine halbe Million Thaler zur Bezahlung der 140 Millionen Kriegskosten zu entrichten. Napoleon zerknickte Preußen im Frieden noch mehr, als im Kriege; denn stets größer wurde der Druck, stets größer der Jammer. Endlich zogen die Franzosen ab. Und nun beschloß auch der König, welcher bis jetzt mit der königlichen Familie an der äußersten Spitze des Reichs, in Königsberg, gewohnt hatte, in die Mitte seines Volks zurückzukehren. Am 23. December 1809 hielt er seinen Einzug in Berlin. Das war ein Tag des Jubels und der Wonne! Freudig dankend hoben die Unterthanen die Hände zum Himmel empor; alle Noth, alle Sorge, aller Kummer schien verschwunden. Der König lebe! Die Königin lebe! Willkommen! Tausendmal willkommen! — so rief man von allen Seiten und das Freudengeschrei wollte gar kein Ende nehmen. Nun man den König wieder in der Mitte habe, werde eine bessere Zeit kommen, werde Noth und Leiden ein Ende haben, so dachte das treue Volk und war voll Hoffnung und Muth. Daß Gott die härteste Trübsal noch über Land und Fürst verhängen würde, ähnele man nicht. Die geliebte Landesmutter kränkelte schon seit längerer Zeit. Der Gram über das Unglück, welches den Staat betroffen, hatte
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