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Lande verwendet hat, ohne die einzelnen Geschenke zu rechnen, welche
viele Unterthanen von ihm von Zeit zu Zeit erhielten.
Das Kriegsheer war im schönsten Stande. 200,000 Soldaten
standen unter den Waffen und waren jeden Augenblick schlagfertig.
Pulver, Kugeln, Bomben, Kanonen, Gewehre, kurz Alles, was zum
Heergeräthe gehörte, war vollständig und in Menge da. Die
Festungen wurden verstärkt und außerdem noch mehrere neu an-
gelegt.
Friedrich regierte 46 Jahre. Am 17. August 1786 starb er
an der Brustwassersucht. Seine irdische Hülle wurde neben seinem
Vater unter der Kanzel in der Garnisonkirche zu Potsdam beige-
setzt. Da ruht die Asche des trefflichen Königs in einem schlichten
Sarge, an welchem nur die einfachen Worte stehen: Friedrich der
Zweite. Die Welt hat ihm aber einstimmig den Namen gegeben:
Der Große.
Unser Vaterland war bei Friedrich's Tode 3600 Quadratmeilen
groß, hatte sechs Millionen Einwohner, brachte 28 Millionen Thaler
Einkünfte und wurde durch 200,000 Krieger beschützt.
34. König Friedrich Wilhelm Ii.
Dieser König hat nur elf Jahre regiert, und cs ist ankriegs-
thaten und Einrichtungen im Lande nicht so viel von ihm zu er-
zählen, als von dem vorigen Regenten. Er hat aber dem Lande
so viel Gutes gcthan, als er konnte. Besonders freuten sich die
Unterthanen, daß er so manche verhaßte Steuer aufhob. Die Fa-
briken und Manufacturen wurden begünstigt und der Handel be-
fördert. Viele Menschen fanden nützliche Beschäftigung bei den
Bauten, die ausgeführt wurden, und von welchen das prächtige
Brandenburger Thor zu Berlin vorzüglich bcmerkenswerth ist. Ins-
besondere muß noch erzählt werden, daß Friedrich Wilhelm seinen
Unterthanen ein ganz neues Gesetzbuch gab, welches mau bis auf den
heutigen Tag unter dem Namen: „Das preußische Landrecht" all-
gemein im Lande kennt. Dies Gesetzbuch war in deutscher Sprache
verständlich und einfach abgefaßt, und wenn es auch in den folgen-
den Jahren viel verbessert wurde, so diente es doch schon damals
dazu, dem Unterthan Recht und Gerechtigkeit zu verschaffen.
König Friedrich Wilhelm kleidete sich einfach und lebte mäßig,
doch die Sparsamkeit der vorigen Könige übte er nicht. Als er
starb, hatte der Staat 49 Millionen Thaler Schulden. Diese
waren aber vorzüglich durch die Kriege entstanden, die geführt wur-
den, und von denen der Kampf gegen die französische Re-
publik, 1792—1795, der merkwürdigste ist. Ueber Frankreich
herrschte der König Ludwig kr Sechzehnte. Das Land war in
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Garnisonkirche Potsdam Berlin Frankreich
\
21
15. Das Merkwürdigste aus der Regierung der Kurfürsten
Johann Georg und Joachim Friedrich.
Der Kurfürst Johann Georg war sehr sparsam, hielt Pracht
und Aufwand für hassenswcrthe Dinge und machte erst dann Aus-
gaben für Bauten und andere nützliche Unternehmungen, wenn er
Geld dazu hatte. Darum fing er auch gleich bei seiner Thron-
besteigung eine andere Regierungsweise, als die vorige, an. Die
treulosen Diener seines Vaters bestrafte er hart. Die unnützen
Ausgaben wurden abgeschafft und die Einkünfte sehr sparsam zu-
sammengehalten. Die Schuldenlast tilgte er dadurch, daß er selbst
davon einen Theil übernahm und das Uebrige Adel, Geistlichkeit
und Städte bezahlten. Nun konnten den Unterthanen viele Steuern
erlassen werden, und doch war der Fürst nicht in Geldnoth. Er
ließ jetzt vielmehr noch Festungen bauen, Iagdschlösser errichten und
Künstler aller Art beschäftigen. In das Land wunderten aus fer-
nen Gegenden Menschen ein, die sich an der Havel und Oder
niederließen und fleißig Gewerbe und sonstige Hantierungen trieben.
Der Handel blühte, die Städte wurden mehr und mehr wohlhabend,
und der Landmann erwarb sich durch den eifrigen Betrieb seines
Ackerbaues das, was er zur Nahrung und Nothdurft des Leibes
gebrauchte. Im Jahre 1593 kostete ein Schaf 16, ein Scheffel
Korn 12, ein Schock Eier 4 und ein Pfund Butter 2 Pfennige.
Für eine Kuh zahlte man 3 Groschen, und ein Tagelöhner bekam
2 Pfennige Tagelohn. Abergläubische Leute meinten, es habe Ge-
treide geregnet und das Vieh sei aus der Erde gewachsen. Man
wußte sich sonst diesen Segen nicht zu deuten.
Joachim Friedrich, des vorigen Kurfürsten Sohn, war schon
32 Jahre Erzbischof von Magdeburg gewesen und hatte hier eine
sehr gute Regierung geführt, als er im 52. Jahre den branden-
burgischen Thron bestieg. Er erhielt dem Lande den Frieden, und
die Unterthanen konnten sicher ihren Beschäftigungen nachgehen.
Thätigkeit und Betriebsamkeit nahm man überall wahr, und sicht-
lich vermehrte sich der Wohlstand. Mit ihm kam leider aber auch
Ueppigkeit, Pracht, Aufwand, und dies ging so weit, daß gewöhn-
liche Leute sich an den Wochentagen in Sammet und seidene Zeuge
kleideten. Der Kurfürst mußte strenge Gesetze gegen solche Ver-
schwendung und alles unnütze Gepränge bei Festgelagen geben, denn
solche Hoffart brachte die Unterthanen in's Elend, verminderte ihre
Nahrung und ihren Wohlstand und legte dem Herzen Fallstricke und
Versuchungen. Aber selbst durch Strenge waren diese liebet nicht
zu dämpfen.
Rühmenswerth ist es noch, daß Joachim Friedrich viele Schulen
anlegen ließ, um dem Volke Gelegenheit zur Ausbildung zu geben;
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Joachim_Friedrich Friedrich
22
daß er die Religion und die Kirche sehr in Ehren hielt; daß er
die Gerechtigkeit liebte und in der Verwaltung seines Landes manche
gute Aqprdnung traf. Er ist deshalb mit Recht unter die guten
Fürsten unsers Vaterlandes zu rechnen, wenn er auch dasselbe nicht
vergrößerte, sondern nur die ererbten 666 Quadratmeilen seinem
Nachfolger hinterließ. Doch schloß er einen merkwürdigen Vertrag
mit seinem Vetter und Freunde, dem Markgrafen Georg Friedrich
in Franken. Diesem gehörte Anspach und Baireuth und das Für-
stenthum Iägerndorf in Schlesien. Dazu war er Regent im Her-
zogthume Preußen, denn der Herzog dieses Landes war blödsinnig
geworden und konnte die Regierung nicht führen. Dieser reiche
Vetter in Franken hatte keine Kinder, und die Kurfürsten von
Brandenburg waren seine nächsten Erben. Im Jahre 1598 ver-
machte der Markgraf den Brüdern unsers Kurfürsten seine Be-
sitzungen mit der Bedingung, daß sie an die kurfürstlichen Länder
keinen Anspruch machen könnten; die Regierung über Preußen sollte
aber Joachim Friedrich führen, und Brandenburg nach dem Tode
des blödsinnigen Herzogs ganz Preußen erben. Fünf Jahre nach-
her starb der Markgraf, und die Bestimmungen des Testaments
gingen in Erfüllung. Und um das Erbrecht auf Preußen recht
bündig zu machen, heirathete der Kurfürst die zweite Tochter des
preußischen Herzogs, nachdem schon früher der Kurprinz Johann
Sigismund die älteste geheirathet hatte. Unsere Geschichte wird
bald erzählen, wie unser Vaterland durch diese Doppelheirath andere
Landestheile erwarb.
16. Der Kurfürst Johann Sigismund.
Die Regierung Johann Sigismund's ist mit Zank und Streit
über Erbschaft und Erbschaftsrechte ausgefüllt. Den Anfang machte
die Uebernahme der vormundschaftlichen Regierung in Preußen.
Hier waren erst Adel und Volk und nachher Polen und dessen Land-
stände sehr dawider, daß der brandenburgische Kurfürst die Regie-
rungszügel ergreifen und dadurch so halb und halb bereits in den
Besitz des Landes kommen sollte. Doch dieser Zwiespalt löste sich
durch Bestechungen und Ueberredungen bald in Zufriedenheit aller
Theile auf, und Brandenburg erreichte seinen Zweck. Aber während
man noch beschäftigt war, diese Angelegenheit beizulegen, war auf
einem andern Punkte ein anderer Erbschaftsstreit im Gange, der
nicht so schnell und gütlich abgemacht wurde. Der Herzog von
Jülich, Cleve, Berg und Graf von Mark und Ravensberg, Johann
Wilhelm, starb 1609 kinderlos und hinterließ eine schöne Erbschaft.
An diese hatte nur die älteste Schwester des Verstorbenen, die Her-
zogin von Preußen, Marie Eleonore, gegründete Ansprüche, denn
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Extrahierte Personennamen: Georg_Friedrich Friedrich Joachim_Friedrich Friedrich Johann
Sigismund Johann Johann Johann_Sigismund's Johann Cleve Johann
Wilhelm Johann Wilhelm Marie_Eleonore
117
Und als gekommen der leuchtende Tag,
Da war gelungen der große Schlag;
Das Meer war tief, sie setzten's durch —
Hurrah, Westfalen und Brandenburg!
Das Meer war tief und dunkel die Nacht,
Die Schanze war fest und der Däne wacht. —
Alfen ist unser! Sie setzten's durch —
Hurrah, Westfalen und Brandenburg!
Die Eroberung der Insel Alsen jagte den Dänen einen
Schrecken ein. Sie fühlten sich auf ihren Inseln nicht mehr sicher
und baten um Frieden. Am 30. October 1864 kam derselbe in
Wien zu Stande. Die Bedingungen waren: Dänemark tritt die
Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg mit den Inseln
Alsen und Fehmarn und den an der Westseite von Schleswig ge-
legenen Inseln Sylt, Föhr, Amrum und Röm für ewige Zeiten
an den König von Preußen und den Kaiser von Oesterreich ab. —
Die abgetretenen Landestheile übernehmen von den Schulden des
Königreichs Dänemark 22 Millionen Thaler. — Die von beiden
Seiten genommenen Handelsschiffe werden zurückgegeben und die
Kriegskosten von den Herzogtümern getragen.
Die Truppen der Hannoveraner und Sachsen zogen nun aus
Holstein und Lauenburg ab und die beiden Besitzer der Herzog-
thümer regierten anfangs diese Lande gemeinschaftlich. Dies führte
aber zu vielen Unbequemlichkeiten, deshalb wurde am 14. August
1865 zu Ga st ein zwischen Preußen und Oesterreich ein Vertrag
abgeschlossen, nach welchem beide Mächte den gemeinschaftlichen Besitz
von Schleswig und Holstein zwar beibehielten, doch in die Regierung
sich dahin theilten, daß Schleswig von Preußen, Holstein von Oester-
reich verwaltet und deshalb Holstein nur von österreichischen, Schles-
wig von preußischen Truppen besetzt werde. Ueber den Hafen zu
Kiel wurde das Kommando und die Polizei an Preußen übertragen
und ihm zugestanden, die nöthigen Befestigungen und Einrichtungen
anzulegen und mit preußischen Truppen zu besetzen. Die Festung
Rendsburg erhielt preußische und österreichische Besatzung. Preußen
war berechtigt, zur Verbindung der Ostsee mit der Nordsee einen
Kanal durch das holsteinische Gebiet zu führen und die Aufsicht
über denselben und die Instandhaltung auszuüben. In der Folge
sollten die Herzogthümer dem Zollvereine beitreten.
Gegen baare Zahlung von 1 Million 850,000 Thaler über-
ließ der Kaiser von Oesterreich seine Ansprüche an das Herzogthum
Lauenburg dem Könige von Preußen, so daß unser König alleiniger
Herr dieses Landes wurde.
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39
schöne Gebäude aufführen ließ und geschickten Männern Arbeit und
Unterhalt gab, so ist dies Alles sehr rühmenswerth; aber dessen
ungeachtet war unser Vaterland lange nicht mehr in dem blühenden
Wohlstände, als unter dem großen Kurfürsten. Viele Gegenden
waren verarmt, Noth und Elend herrschten hier und da in den
Provinzen. Denn der neue König war sehr prachtliebend und
glaubte, er müsse bei seiner königlichen Würde nun auch einen über-
mäßigen Aufwand machen. Er hatte Hunderte von Dienern, welche
ungeheure Geldsummen kosteten. Die Pracht am Hofe war unbe-
schreiblich, und was das Schlimmste war, die Unterthanen wurden
durch solches Beispiel auch verführt, über ihr Vermögen sich zu
kleiden und zu leben. Darum wurden Wohlstand und Zufrieden-
heit immer weniger im Lande gefunden. Die Leute mußten sehr
viele Steuern bezahlen. Da waren Kopfsteuer, Perückensteuer,
Schweineborstensteuer und wie die sonderbaren Steuern alle heißen
mochten; dennoch häuften sich Schulden auf Schulden, weil
der König schlechte Räthe hatte, die sehr übel mit den Landesein-
künften umgingen, sie verpraßten, verschwendeten, oder für sich ein-
scharrten. Als man nachher diese Menschen wegsagte, wurde die
allgemeine Noth dadurch wenig gemildert. Man jammerte und
klagte laut über den harten Druck, in welchem man lebte und der
Glanz des neuen Königreichs schien leider nur zu schnell zu erlöschen.
23. Der zweite preußische König, Friedrich Wilhelm I.
Friedrich Wilhelm I. haßte die Pracht und den eitlen Glanz
von Jugend auf. Noch als Knabe warf er einst einen schönen sei-
denen Schlafrock in's Feuer, weil er glaubte, ein solches Kleidungs-
stück sei unnütz. Als König änderte er seine Denkungsart nicht. Er
wünschte, daß Thätigkeit, Sparsamkeit, Einfachheit und Frömmig-
keit unter seinen Unterthanen verbreitet würden, und er ging selbst
mit schönem Beispiele voran. Er und seine Familie aßen nur
Hausmannskost und lebten sehr genügsam. Ihre Kleidung war ein-
fach; ja die Königin und die Prinzessinnen webten das Zeug dazu
oft selbst. Fast jeden Sonntag ging die königliche Familie in die
Kirche und wohnte mit Andacht dem Gottesdienste bei. Früh Mor-
gens bis spät Abends sah man den König eifrig arbeiten. Er sah
nach Allem, oft nach dem Kleinsten, und wußte Manches, was seine
Beamten unbeachtet gelassen hatten. Wollte er sich erholen, so ver-
sammelte er seine nächsten Diener und auch Fremde des Abends
um sich und unterhielt sich mit ihnen in heitern Gesprächen. Er
nannte diese Gesellschaft das Tabaks-Collegium. Man trank Bier
und rauchte aus holländischen Pfeifen, und das oft so stark, daß
man die Lichter vor Dampf kaum sehen konnte. Wer nicht rauchte,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
40
mußte doch zum Schein eine Pfeife in den Mund, nehmen. Auf
einem Nebentische stand Brot, Butter, Schinken, Braten, da konnte
Jeder nach Belieben zulangen. In diesen Stunden war der König
äußerst fröhlich, oft lustig. Doch nur dann erlaubte er sich diese
Erholung, wenn er alle Geschäfte beendigt hatte. Nach gethaner
Arbeit ruhte er. So verlangte er es aber auch von Jedem im Lande.
Und wenn er Jemand fand, der nicht so war, dann griff er zornig
nach dem Stocke und gab ihm Prügel, Faustschläge, oder Fußtritte.
Heftig wurde der König leicht, und wenn er drohend rief: „Nicht
raisonnirt!" so durfte ihm Niemand etwas sagen. Das war mit-
unter sehr hart, aber es ging damals nicht anders. Friedrich
Wilhelm mußte mit Ernst durchgreisen, um so vielem Unwesen im
Lande ein Ende zu machen. Beim Anfänge seiner Regierung jagte er
gleich die vielen unnützen Diener und Beamten ohne Gnade weg. Bei
den Namen derer, die er behalten wollte, schrieb er: „Bleibt," bei
den übrigen hieß es: „Ist überflüssig und kann sich davon scheren."
Nachher nahm er alle Jahre eine solche Untersuchung vor, die wirk-
lich schrecklich war. Aber jeder Beamte strengte sich auf's höchste
an, seine Schuldigkeit zu thun, denn des Königs Auge sah scharf
und wußte die Diener zu beobachten und zu beurtheilen. Dann kam
die Reihe an die Juwelen und Kostbarkeiten. Die prächtigen Wagen
und Pferde, die goldenen und silbernen Geschirre, welche Dinge
der vorige König so in Ueberfluß hatte, Alles wanderte fort. Größ-
tentheils wurde es verkauft; aus dem Gold und Silber münzte
man Geld.
Darauf suchte Friedrich Wilhelm die Einkünfte des Landes zu
ordnen und sorgsam zu benutzen. Was jeder Unterthan zu bezahlen
hatte, wurde bestimmt festgesetzt; die Zölle, die Posten, die Forsten
verwaltete man genau, und jede unnöthige Ausgabe wies man
streng zurück. In wenigen Jahren brachte diese bessere Verwal-
tung und weise Sparsamkeit die jährlichen Einkünfte auf 7^ Mil-
lionen Thaler.
Jährlich reiste der König einmal im ganzen Lande umher und
sah dann nach Allem. Wo Hülfe nöthig war, da half er. Armen
Provinzen schickte er Geld, Saatkorn, Pferde, Rindvieh. Menschen-
leeren Gegenden suchte er aus andern Ländern Bewohner zu. ver-
schaffen. Allein aus dem Lande Salzburg kamen ihrer über 20,000
in unser Vaterland. Durch dieses Alles geschah es, daß Ackerbau
und Viehzucht sich vermehrten, eine schöne Feldflur nach der andern
entstand und neue Städte und Dörfer gebaut wurden. Manufacturen
und Fabriken sah man überall,"ein starker Handel brachte Wohl-
stand, im ganzen Lande war Leben und Thätigkeit. ^ Der König
selbst gab seinen Unterthanen viel zu verdienen. Er ließ Festungs-
werke anlegen, manche Stadt vergrößern, manchen großen Bau aus-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
58
wendig, wohl aber, daß ich thätig bin. Ich arbeite, um zu leben,
denn nichts hat mehr Aehnlichkeit mit dem Tode, als der Müßig-
gang." — Früh Morgens um 4 Uhr stand der König auf. Dann
kleidete er sich gleich vollständig an, und las alle Briefe und Bitt-
schriften, die eingelaufen waren. Auf der Stelle befahl er, was in
jeder Sache geschehen sollte, und die Räthe mußten rasch arbeiten,
damit noch an demselben Abend die Antworten abgeschickt werden
konnten. Hee er diese Arbeiten vollendet, so kamen die Generale
und trugen ihre Angelegenheiten vor, oder er ließ Personen vor sich,
die ihn zu sprechen wünschten. Jeder konnte zu ihm kommen, mochte
er vornehm oder gering sein. Wenn ein Bauer nach Potsdam kam
und sagte, er wolle den König sprechen, so wurde er gleich hinge-
führt, und Friedrich sprach so treuherzig mit ihm, als ob er gleichen
Standes gewesen wäre. Blieb ihm noch Vormittags Zeit übrig,
so nahm er seine Flöte, die er herrlich blies, und wanderte mit der-
selben in den Zimmern seines Schlosses ans und ab, oder er machte
Verse und schrieb Bücher, deren er viele hinterlassen hat, oder er
spazierte, seinen Krückstock in der Hand und von seinen Hunden
umgeben, in den Gärten umher.und vergnügte sich am Gartenbau.
Des Nachmittags nahm er andere Arbeiten vor, denn für jede
Stunde des Tages hatte er eine bestimmte Beschäftigung festgesetzt.
Eine Zeit im Jahre bereiste er sein Land. Dann musterte er Alles,
die Truppen, die Verwaltung, die Rechtspflege. Der König, welcher
sehr scharf sah und Untreue und Fehler blitzschnell entdeckte, lobte
und tadelte, je nachdem er es fand, und gab die nöthigen Befehle,
die schnell ausgeführt werden mußten. Die Unterthanen überreichten
ihm Bittschriften oder sprachen mit ihm, und da Friedrich sich ge-
wöhnlich in einen schlichten blauen Oberrock kleidete und einen alten
Hut trug, so traf es oft, daß er mit den Leuten redete, ohne daß
sie ihn kannten, und er bei solchen Gelegenheiten Dinge erfuhr, die
ihm sonst nicht würden zu Ohren gekommen sein. Mit dieser großen
Thätigkeit verband er eine weise Sparsamkeit. Für seine Person
gebrauchte er so wenig, daß er jährlich eine Million Thaler von
dem für ihn ausgesetzten Gelde erübrigte. „Denn," sagte der König,
„ich darf nur so viel von dem allgemeinen Vermögen nehmen, als
ich vernünftiger Weise nöthig habe. Nehme ich mehr, so ist
dies ein Betrug. Der Staat ist reich, aber ich bin arm. Mein
Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate. Ich habe für alle
meine Regentensorgen nur das Mitessen." — Die Landeseinkünfte
wurden sorgfältig verwaltet, und weil Friedrich Alles sehr zweckmäßig
benutzte, was die Einnahme vermehren konnte, so stieg diese von
Jahr zu Jahr. Dazu führte der König die Accise ein, weil er
glaubte, dadurch würde Jeder im Staate gleichmäßig besteuert und
es ginge für ausländische Waare nicht so viel Geld aus dem Lande.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Alles Friedrich
59
— Die Landeseinnahme wurde auf 28 Millionen Thaler jährlich
gebracht. Dies Geld gab man jedoch bei weitem nicht gleich wieder
aus. Ein Theil wurde zurückgelegt, um bei Unglücksfällen, oder zu
nützlichen Unternehmungen, oder in Kriegszeiten den nöthigen baaren
Bedarf zu haben. In den Kellern des Schlosses verwahrte man
diesen Schatz in Fässern, und man sagt, daß er an 80 bis 100
Millionen Thaler groß gewesen sei. Ein anderer Theil wurde zum
Besten des Landes verwendet. Es gab fast kein Dorf, das nicht
Beweise der väterlichen Sorge des Königs erhalten hätte. Als der
siebenjährige Krieg zu Ende war, sah es schrecklich im Lande aus.
An 15,000 Häuser waren zerstört, Aschenhaufen sah man an Aschen-
haufen, die Felder lagen unbebaut, und die sonst blühenden Fluren
glichen jetzt Wüsteneien. Kaum war der Frieden da, so dachte auch
gleich der König daran, dem Unglücke abzuhelsen. Er gab Brot-
korn für die Menschen, Getreide zur Saat, Pferde, Ochsen und
Ackergeräthe zur Bearbeitung des Bodens her. Die abgebrannten
und verwüsteten Häuser ließ er auf seine Kosten wieder aufbauen,
ganze Provinzen wurden auf längere Zeit von Abgaben befreit, und
diejenigen, welche Manufacturen und Fabriken anlegen wollten, er-
hielten bedeutende Geldsummen. In den wüsten, sumpfigen Gegen-
den des Reichs wurden Dämme, Gräben und Kanäle gemacht,
damit man das Wasser ableite und Ackerland gewinne. Viele tau-
send Familien wanderten aus andern Ländern ein, ließen sich an diesen
Plätzen nieder und bebauten das gewonnene Land. Ein schönes
Dorf nach dem andern entstand, und da, wo vorher Morast und
Heide war, lebten jetzt betriebsame Menschen froh und glücklich. Man
rechnet, daß unter Friedrichs Regierung an 800 neue Städte und
Dörfer und an 300 Manufacturen uns Fabriken errichtet sind. Allein
die Provinz Schlesien verkaufte jährlich für fünf Millionen Leinwand
und für zwei Millionen Tuch an Ausländer. Um den Handel
immer höher zu bringen, ließ der König den Plauenschen, Finow-
und Bromberger Kanal anlegen. Es konnten nun die Maaren von
der Elbe bis zur Weichsel zu Schiffe fortgebracht werden, und bei
diesen Arbeiten fanden viele hundert Menschen Beschäftigung. So
war also Leben und Wohlstand im Lande, und Handel und Gewerbe
blühten. In Berlin und Potsdam wurde vom Könige ein Pracht-
gebäude nach dem andern aufgeführt, und wenn Provinzen durch
Mißwachs, oder Hagelschlag in Noth geriethen, wenn Ueberschwem-
mungen Unglück brachten, wenn Dörfer oder Städte abbrannten,
so war Friedrich einer der Ersten, welcher durch Unterstützungen die
Noth milderte. „Ich habe," sprach er einst, „nie ein größeres Ver-
gnügen, als wenn ich einem armen Manne kann ein Haus bauen
lassen." — Aus diesem Allen ist leicht zu begreifen, daß der König
über 25 Millionen Thaler zur Beförderung des Wohlstandes im
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
20
Joachim starb 1535. Unser Vaterland umfaßte 641 Quadrat-
meilen, denn die bisherigen Besitzungen waren durch die Grafschaft
Ruppin vergrößert.
14. Der Kurfürst Joachim Ii.
Zwei Dinge sind von diesem Fürsten zu erzählen, welche wich-
tige Folgen für unser Vaterland hatten. Zuerst, daß Joachim
zur evangelischen Lehre überging und dadurch eine neue Landeskirche
entstand. Denn dem Fürsten folgten sehr Viele im Lande, und die
Reformation erhielt unumschränkten Eingang. Von Seiten der
Obrigkeit wurde nun eine Untersuchung angestellt, in welchem reli-
giösen Zustande sich das Volk befinde. Da fand sich bei den Leh-
rern und Zuhörern die unaussprechlichste Unwissenheit. Um dieser
zu begegnen, wurden bessere Lehrer angenommen und heilsame Ver-
ordnungen gegeben. Aber es währte noch lange, ehe der Aberglaube
wich und die Unwissenheit sich minderte. Man verehrte Gott und
Iesum mehr mit den Lippen, als mit dem Herzen. — Das andere
Wichtige, was durch diesen Kurfürsten geschah, war, daß er Ver-
träge abschloß, durch welche unser Vaterland in der Folge große
Länderstrecken erwarb. So zuerst mit dem Herzog von Bricg, Liegnitz
und Wohlan in Schlesien, mit welchem er übereinkam, daß, wenn die
herzogliche Familie ausstürbe, diese Länder an Brandenburg, wenn
aber die brandenburgische Linie aussterben sollte, mehrere Landes-
theile an den Herzog fallen sollten. Bei weitem wichtiger war das
Miterbrecht auf das Herzogthum Preußen. Hier bestieg ein branden-
burgischer Prinz aus der fränkischen Fürstcnlinie den Herzogsthrou.
Der brandenburgische Kanzler Lamprecht Distelmaier schlug dem
Kurfürsten vor, die Mitbelehnung über das Land zu erlangen, so
daß beim Aussterben der herzoglichen Familie das Reich an Bran-
denburg komme. Joachim hielt diesen Plan mit Eifer fest, aber
es hielt schwer, sich die Einwilligung zu verschaffen. Der König
von Polen, welcher Lehnsherr von Preußen war, und noch mehr
die polnischen Reichsstände widerstrebten. Erst nach mannichfachen
Bestechungen sah Joachim seinen Wunsch erfüllt und sich zum Mit-
erben erklärt. Von der Regierung dieses Fürsten ist wenig zu
rühmen. Er kannte keine Sparsamkeit, liebte die Pracht und führte
gern große Bauten aus. Schlechte Menschen, die um ihn waren,
mißbrauchten seine Güte und verschwendeten viel Geld. So geschah
es, daß, um der Geldnoth ahzuhelfen, neue Abgaben vom Lande
gefordert wurden und dessen ungeachtet über zwei und eine halbe
Million Thaler Schulden blieben.
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Extrahierte Personennamen: Joachim Joachim_Ii Joachim Lamprecht_Distelmaier Joachim Joachim
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Segen gebracht. Den Mühlenzwang und die Zünfte hob man auf,
es trat eine völlige Gewerbcfreiheit ein, und jeder Handwerker konnte
nach seinem Gefallen sich niederlassen. Die Adeligen und alle die
Andern, welche bisher Steuerfreiheit genosien hatten, mußten jetzt
auch Steuern tragen; es war jeder vor dem Gesetze gleich. Selbst
der König schloß sich nicht aus. Er bezahlte für sich und seine
Güter die Abgaben, wie der Geringste im Lande. Ja, er gab so-
gar sein ganzes Gold- und Silbergeschirr her, ließ es verkaufen
und verwendete das daraus gelöste Geld zum Besten des Landes.
Mit dem Kriegsheere nahm man eine völlige Umänderung vor.
Die Ausländer entließ man und nur die vaterländische Jugend
diente. Die Prügel und Spießruthen schaffte mau ab, und wer
Tapferkeit und Geschicklichkeit besaß, konnte zu den höchsten Ehren-
stellen steigen. Durch solche Einrichtung gewann der Soldatenstand
an Achtung. Und um das Gesetz Napoleons: Preußen solle nur
42,000 Mann Truppen haben, zu umgehen, behielt man die jungen
Soldaten nur so lange, bis sie exerciren konnten. Dann entließ
man sie und berief andere ein. So überstieg man nie die bestimmte
Zahl und bildete doch ein großes Heer. Durch dieses kluge Ver-
fahren wurde recht eigentlich das ganze Volk eingeübt und bewaffnet.
Wäre unser armes Vaterland von dem Franzosenvolke ganz
befreit gewesen, so würden diese Einrichtungen bald der Noth und
dem Elend im Lande ein Ende gemacht haben; aber noch immer
lagerten die französischen Soldaten in Preußen und erpreßten
Tausende auf Tausende. Dazu hatte man monatlich drei und eine
halbe Million Thaler zur Bezahlung der 140 Millionen Kriegskosten
zu entrichten. Napoleon zerknickte Preußen im Frieden noch mehr,
als im Kriege; denn stets größer wurde der Druck, stets größer
der Jammer. Endlich zogen die Franzosen ab. Und nun beschloß
auch der König, welcher bis jetzt mit der königlichen Familie an
der äußersten Spitze des Reichs, in Königsberg, gewohnt hatte,
in die Mitte seines Volks zurückzukehren. Am 23. December 1809
hielt er seinen Einzug in Berlin. Das war ein Tag des Jubels
und der Wonne! Freudig dankend hoben die Unterthanen die Hände
zum Himmel empor; alle Noth, alle Sorge, aller Kummer schien
verschwunden. Der König lebe! Die Königin lebe! Willkommen!
Tausendmal willkommen! — so rief man von allen Seiten und
das Freudengeschrei wollte gar kein Ende nehmen. Nun man den
König wieder in der Mitte habe, werde eine bessere Zeit kommen,
werde Noth und Leiden ein Ende haben, so dachte das treue Volk
und war voll Hoffnung und Muth. Daß Gott die härteste Trübsal
noch über Land und Fürst verhängen würde, ähnele man nicht.
Die geliebte Landesmutter kränkelte schon seit längerer Zeit.
Der Gram über das Unglück, welches den Staat betroffen, hatte
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Muth
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Königsberg Berlin