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1. Theil 2 - S. 82

1867 - Breslau : Max
80 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. aber der Papst seine Behauptung so keck hinstellte und sie in der Geschichte der Vorzeit nicht sehr bewandert waren, so dachten sie: ,,Er muß doch wohl wissen, was er sagt!" und unterwarfen sich. Und so machte es Gregor mit mehreren Fürsten. Ueber Kaiser Heinrich erklärte er sich, er habe die Absicht, ihn nächstens durch Gesandte zu unterweisen, was er zum Heile der Kirche und zur Ehre der königlichen Würde zu thun habe. Werde er auf seine Vorschriften hören, so würde er sich freuen; wenn er aber ihm Ungehorsam bewiese, so würde er ihm zeigen, was er vermöchte. Heinrich war damals in einer sehr mißlichen Lage, in die er sich aber selbst gestürzt hatte. Die Sachsen sahen jetzt deutlich, daß er sie ganz zu Boden drücken wollte. Alle Tage stürzten die königlichen Kriegsknechte wie Räuber über das Eigenthum der Sachsen her, forderten willkürlich Zölle und Abgaben, führ- ten ganze Heerden hinweg, zwangen die Einwohner als Knechte zu dienen, und wenn Einer nur murrte, wurde er gleich ins Gefängniß geworfen, aus dem Niemand anders loskam, als mit Hingebung seines ganzen Vermögens. Klagte man beim Kaiser, so erhielt man kein Gehör oder wurde mit schnöden Worten zurückgeschickt. Einmal berief Heinrich alle sächsischen Fürsten nach Goslar, mit ihnen Wichtiges zu berathen. Alle kamen und warteten aus das Erscheinen des Kaisers. Sie warteten eine Stunde und wieder eine, bis endlich ganz spät am Abend ihnen ein Höfling den Bescheid brachte, sie könnten nur wieder aus- einander gehen, der Kaiser habe keine Zeit. Zugleich erfuhren sie, er habe indessen am Würfelspiele gesessen! So unklug rannte Heinrich in sein Unglück hinein! Die Sachsen traten zusammen und rathschlagten, was zu thun sei. Viele wollten gleich dareinschlagen; aber die Vernünf- tigeren wollten noch einmal erst den Weg der Güte versuchen. Sie schickten drei Abgeordnete an Heinrich, der eben wieder in Goslar war. Sie sprachen: „Adeligster König! Das Volk der Sachsen, welches keiner Nation an Muth wie an Treue nachsteht, bittet dich, die Rechte der Altväter, die alte Freiheit des Landes, ihm wiederzugeben. Ausländer und Dürftige maßen sich mit Gewalt unsere Güter an und entziehen Eingeborenen die Wal- dungen, Weiden und Heerden. Lässest du uns nach vaterländi- scher Sitte leben, so wird kein Volk in Deutschland und Frank- reich treuer und ergebener gefunden werden." — Das war gut und vernünftig gesprochen. Heinrich aber fuhr sie stolz an und

2. Theil 2 - S. 309

1867 - Breslau : Max
Colombo's erste Reise. 307 du doch? Es hat so viele Weise auf der Erde gegeben, und Keiner von ihnen hat im Westen Länder entdeckt; also wirst du auch nichts finden-" —„Und", rief ein Vierter, „gäbe es auch wirklich eine andere Welt da unten, so ist sie uns nicht beschieden. Wir sollen hier oben bleiben." Alle seine Gegengründe halfen nichts; sie wiesen ihn ab. Zum Glück dachten nicht Alle so. Es fanden sich manche treffliche Männer, welche seinen Plan nüt Achtung anhörten und ihm selbst alle Ehre erwiesen! Auch er- hielt er die Erlaubniß, zum Gefolge des Hofes sich halten zu dürfen. Aber hier brannte ihm der Boden unter den Füßen. Immer bat er aufs neue um Schiffe, aber immer vergebens. Endlich sagte ihm der König geradezu: jetzt habe er zu viel an- dere Sorgen, als daß er daran denken könne; auch fehle es ihm an Geld; er möchte ein ander Mal wiederkommen! Diesen Bescheid hielt Colombo für eine förmliche Abweisung. Noch wandte er sich an zwei reiche spanische Granden und bat sie nvl Schiffe und Geld; aber auch diese — wiesen ihn ab. Traurig beschloß er nun, dieses Land zu verlassen und in Frank- reich sein Glück zu versuchen, oder, wenn ihm dies auch nicht gelänge, in England seinen Bruder aufzusuchen. Wahrlich, die Ausdauer des braven Mannes ist zu bewundern! Mißmuthig reiste er nach dem Kloster Rabida, um hier von seinem Sohne und dem Abte Abschied zu nehmen. Dieser hielt ihn auf und versprach noch einen Versuch bei der Königin zu machen. Er reiste zu ihr ins Lager. „Es wäre doch schade," sprach er, „wenn deine Majestät sich den großen Gewinn ent- gehen ließe und einer andern Macht zuwendete. Colombo ist ein sehr gelehrter Mann, der gewiß halten wird, was er ver- spricht. Es wäre ein großer Verlust, wenn er mißvergnügt das Reich verließe." — Jsabella wurde nachdenkend, befahl endlich, ihn kommen zu lassen und ließ ihnr eine Summe Geldes als Geschenk auszahlen. Schon glaubte er am Ziele seiner Wünsche zu sein; aber er verlangte zum Lohne seiner Dienste, ihm die Würde eines Admirals und eines Vicekönigs über die zu ent- deckenden Länder zu verleihen und dann noch die Hälfte der daraus gezogenen Einkünfte; das schien der Königin zu viel, und sie entließ ihn. Ganz Spanien war eben voll Freude, denn Zsabella hatte die Mauren in Granada bezwungen; nur Colombo stand mitten in der allgemeinen Freude traurig da und sah sich verachtet. Sieben Jahre, die er so trefflich hätte benutzen können, 20* é

3. Theil 2 - S. 310

1867 - Breslau : Max
308 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Waren verloren, und zwar blos in Spanien, wo man ihn recht eigentlich bei der Nase herumgeführt hatte. Zum zweiten Male nahm er also von seinem Freunde Ab- schied und reiste dem Seehafen zu. Kaum aber war er fort, so stellte der Einnehmer der geistlichen Renten in Aragonien, Santangelo, der bei Jsabella viel galt, dieser vor, wie übel sie sich gerathen habe, einen solchen Mann ziehen zu lassen und eine Gelegenheit, Ehre und große Reichthümer zu gewinnen, so mnthwillig von sich zu stoßen. Seine Worte machten solchen Eindruck, daß sie sich willig erklärte, die Unternehmung zu wagen. „Nur fehlt es mir", sagte sie, „jetzt an Gelde; aber hier sind meilie Kronjuwelen, die will ich verpfänden." Santangelo be- nutzte diese Stimmung, schoß geschwind das nöthige Geld vor und schickte dem Colombo einen Eilboten nach. Glücklich wurde er noch eingeholt, ehe er die Küste erreicht hatte, kehrte gleich um und war nun taumelnd vor Freude, daß er endlich sein Ziel vor Augen sah. So schwer wurde es ihm gemacht, die Erlaubniß zur Entdeckung eines Erdtheils zu erhalten! Darauf wurde ein förmlicher Vertrag mit ihm abgeschlossen: er erhielt für sich und seine Nachkommen die Würde eines Admirals und Vice- königs in den zu entdeckenden Ländern; er sollte den zehnten Theil von allem Gewinn haben, der aus den Waaren und Früchten dieser Länder gezogen würde, und den achten Theil von dem Handelsgewinne mit denselben; dafür aber mußte er auch den achten Theil zu den Kosten beitragen. Nun wurden geschwind drei ziemlich kleine und gebrechliche Schiffe ausgerüstet, 120 Mann dazu angeworbem, und einige tüchtige Seefahrer, die Gebrüder Pinzon, versprachen, die Unternehmung zu unterstützen und mitzufahren. Die Nacht vor der Abfahrt brachten Colombo und die Schiffsmannschaft mit religiösen Andachtsübungen zu; noch einmal umarmte er seine beiden Söhne, schüttelte dem braven Abte dankbar die Hand und schiffte sich ein. Nun — Glück ans den Weg! Am 3. August 1492 — es war ein Freitag — spannte mit Tagesanbruchs die kleine Flotte die Segel auf und fuhr ans dem Hafen von Pa los (nicht weit von Cadiz) ins offene Meer hinein. Schon am vierten Tage brach das eine Steuerruder; „eine schlimme Vorbedeutung!" seufzten Viele. Auf der einen cana- rischen Insel mußte er einen Monat verweilen, um die Schiffe ausbessern zu lassen, und doch wagte sich der kühne Mann mit

4. Theil 2 - S. 111

1867 - Breslau : Max
Erster Kreuzzug. 109 liegende Habe dem nächsten Kloster zu verschreiben u. s. w. Nie- mand gewann dabei mehr als die Kirchen und Klöster, und die Juden. Jene nahmen die Güter und Häuser der Kreuzfahrer in Verwahrung und behielten sie, wenn die Besitzer nicht wieder- kamen, oder sie bekamen auch wohl Güter geschenkt, um für die glückliche Reise der Schenker Zu beten. Diese aber schafften gegen ungeheuere Zinsen baares Geld herbei, was bei dem allgemeinen Bedürsnisse bald zu fehlen anfing, und mancher Kreuzfahrer ver- schleuderte seine Besitzungen ums halbe Geld, uur um etwas nüt- nehmen zu können. Manche Fürsten selbst verkauften ihr Für- stenthum, weil sie nie wiederkehren, sondern sich dort von den Ungläubigen ein neues erkämpfen wollten. So brach das Jahr 1096 an, in welchem der Zug sich in Bewegung setzen sollte. Wer beschreibt das wilde Gewühl, das man auf allen Straßen sah! Es war, als wenn eine neue Völ- kerwanderung -begonnen hätte. An allen Orten sah man Zelte und Fahnen und Waffen von der mannigfaltigsten Art, und alle Landstraßen und Flüsse waren mit Kreuzfahrern bedeckt, die ju- belnd den Sammelplätzen zuzogen. „Gott will es haben!" hörte man überall als Losungswort rufen. Unter allen den hohen Häuptern, welche sich zum Zuge ent- schlossen hatten, war Keiner, zu dem man mehr Vertrauen hatte, als Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen (Belgien), der von der Schlacht bei Merseburg her noch bekannt ist. Vor dessen Burg erschien schon in den ersten Tagen des Frühlings unvermuthet Kukupeter mit einer großen Schaar nichts- nutzigen Gesindels; denn dieses Volk hatte keine großen Vor- bereitungen zu machen gehabt und nur auf die ersten Strahlen der Frühlingssonne gewartet, um fortzuziehen. Der edle Gott- fried erschrak, als er den ungeschlachten Haufen sah. Mit solchen Leuten mochte er nicht ziehen. „Geht nur voran!" rief er ihnen zu, „ich bin noch nicht bereit. Bald komme ich nach. Vor den Thoren von Constantinopel treffen wir wieder zusammen!" — Peter ließ es sich gefallen; jubelnd zog die Schaar ab. Aber sie war so groß, daß Peter sie theilte. Zwanzigtausend der Un- geduldigsten zogen voran unter Anführung eines Ritters aus Burgund, den man seiner Armuth wegen Walther Habe- nichts nannte. Um nach Constantinopel zu gelangen, mußten die Kreuz- fahrer durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien ziehen. Die

5. Theil 2 - S. 247

1867 - Breslau : Max
Hussiten. Ziska. 245 brich wurde wieder darum angesprochen, machte die Summe von 400,000 Goldgulden voll und erhielt dafür die ganze Mark mit der Kurwürde für sich und seine männlichen Nachkommen erk- und eigenthümlich, doch so, daß Sigismund oder seine Nachkom- men das Land gegen Zurückbezahlung der Summe wiedernehmen könnten.* *) Dies ist aber nie geschehen, und so ist die Mark bei dem Hause Hohenzollern geblieben. Dieser Burggraf nahm den Namen Friedrich 1., Kurfürst von Brandenburg, an. Die Böhmen, die über die Verbrennung ihres theuern Leh- rers Huß schon sehr ausgebracht waren, wurden es noch mehr durch die Nachricht, daß auch Hieronymus verbrannt wäre. Si- gismund hielt für nöthig, sich in einem besondern Briese an die Böhmen zu entschuldigen: Huß' Verbrennung thäte ihm leid; er hätte ihn ja gern geschützt, wenn es nur möglich gewesen wäre. Amte gehörte die Verwaltung der Reichsgüter in jenem Theile des Herzogthums Franken, die höchste Gerichtsbarkeit an des Kaisers Statt und der oberste Militär- befehl in dem gesammten Gebiet. Der Burggraf stand zu dem Markgrafen in demselben Verhältniß, wie der Pfalzgraf zum Könige. In dieser Stellung er- warben die Zollern durch Erbschaft und Kauf große eigene Güter, wie sie kein anderer geistlicher oder weltlicher Fürst in Frauken besaß; und da sie ein gleiches Interesse mit der Reichsgewalt hatten, so standen sie in allen Fällen auf Seiten der Kaiser. Für die Dienste, welche Burggraf Friedrich Iii. für die Wahl Ru- dolphs von Habsburg leistete, ertheilte ihm dieser Kaiser ,,die erbliche Belehnung auch in weiblicher Linie mit Allem, was er bereits inne hatte". In der Schlachc auf dem Marchfelde (1278) trug er die Sturmfahne. Sein Sohn geleitete Heinrich Vii. nach Italien und entschied in der Schlacht bei Mühldorf den Sieg zu Gunsten der bairisch-böhmischen Partei, für welchen Dienst er reich be- lohnt wurde. In noch höherm Maße machte sich Friedrich V. um Karl Iv. verdient. Bei seinem Tode theilte er seine Länder unter seine zwei Söhne Johann und Friedrich; jener erhielt das Land auf dem Gebirge und im Voigtland; dieser die Lande unterhalb des Gebirges (Anspach). *) Im Jahre 1415 schon erhielt Burggraf Friedrich den erblichen Besitz der Mark und die Kurwürde; 1417 in Kostnitz geschah die feierliche Belehnung. Mit dem angeblichen Verkauf des Markgrafenthnms verhält es sich aber fol- gendermaßen. Nachdem Burggraf Friedrich bereits zum .,erblichen Verweser und obersten Hauptmann in den Marken" ernannt worden war, gab ihm Sigis- mund durch die Verschreibung von 400,000 Goldgulden auf die Marken und weitere 50,000 als Mitgift der Tochter des Sachsenherzogs bei ihrer Vermählung mit Friedrichs Sohn eine festere Garantie, indem daran die Bedingung ge- knüpft war, daß im Fall einer Rückforderung durch Sigismund oder seine Nachfolger jene Summe an den Burggrafen zurückgezahlt werden müsse. Somit waren die Marken den Burggrafen verpfändet, aber nicht für ein Darlehn, das er anderweitig dem Könige gemacht, sondern für den Aufwand von Geld und Mühe. dem er zur Rettung des halbverwilderten Landes sich unterzog.

6. Theil 4 - S. 1

1862 - Breslau : Max
1789-1861. Erste Periode. Von dem Anfange der französischen Revolution bis zur Erhebung Bonaparte's zum Cónsul, (1789—99). 113. Ausbruch der französischen Revolution. 26ie große Begebenheiten die Geschichte auch enthält, so zeigt sie doch kein größeres und gewaltigeres Ereigniß auf, als die französische Revolution, durch welche die älteste Monarchie Eu- ropas umgestürzt und fast alle benachbarte Staaten in Mit- leidenschaft gezogen wurden! Wenn es auch Anfangs schien, als betreffe sie nur Frankreich, so haben sich doch ihre Folgen über einen großen Theil der Erde ausgebreitet und der jetzige Zustand auch unsers Deutschlands würde ohne sie ein ganz anderer sein. Die Ursachen dieser großen Staatsumwälzung Frankreichs liegen meist in der früheren Zeit. Ludwig Xiv., welcher mehr als 70 Jahre regierte (1643—1715), hatte durch seine vielen Er- oberungskriege und seine Verschwendung das Land in große Schulden gestürzt. Diese wurden unter seinem Urenkel und Nach- folger Ludwig Xv. (1715—74), einem höchst leichtsinnigen und unthätigen Könige, noch bedeutend vermehrt; denn er überließ die Regierung seinen Ministern und ließ sich von nichtswürdigen Weibern leiten. Eine derselben, die Marquise von Pompadour, plünderte das Reich 20 Jahre lang, und eine andere, die schänd- liche Dubarry, kostete Frankreich in fünf Jahren 45 Millionen Thaler. Ja, der König trieb sogar einen schändlichen Wucher mit Korn, setzte einen hohen Preis fest, unter welchem es nicht verkauft werden durfte, und bezahlte die Beamten in Papiergeld statt mit baarem Gelde. Die Verzweiflung der ärmeren Classen Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Aust. 1

7. Theil 4 - S. 82

1862 - Breslau : Max
82 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. wollte, bisher zurückgehalten, durch ihr sanftes Wesen seine Wild- heit gezügelt und genoß daher die allgemeinste Liebe und Achtung. Aber theils wünschte er Kinder zu haben, die er von ihr nicht hatte; theils hoffte er durch eine Heirath mit der Prinzessin eines alten Hauses mehr Ansehen zu erhalten; kurz, er erklärte, „er müsse die süßesten Gefühle seines Herzens aufopfern, nur aus das Heil Frankreichs hören und darum seine Ehe trennen". Mit gebrochenem Herzeil gehorchte Josephine und zog sich nun nach Malmaison zurück, wo sie 3ya Jahr darauf starb. Napoleon trug seine Hand Marien Luisen, einer Tochter des Kaisers Franz, an. Dieser mußte wohl darein willigen, hoffte auch viel- leicht durch diese Verbindung bei Abzahlung der Kriegscontri- bntion Erleichterung, zll erhalten. Aber vergebens. Napoleon erließ keinen Thaler. Am 2. April 1810 wurde die Ehe voll- zogen und ein Jahr darauf ihm ein Söhnchen geboren, welches schon in der Wiege den Titel eines Königs von Rom erhielt und von allen Seiten mit vielen Schmeicheleien bewillkommnet wurde. In Schweden ereignete sich im Jahre 1809 eine gewalt- same Thronveränderung. Der von Ankarström ermordete Gu- stav 111. hatte einen Sohn hinterlassen, Gustav Iv. Adolph, einen sonderbaren Mann. Was er einmal beschlossen hatte, das wollte er auch durchsetzen, berechnete aber nie, ob die Umstände und seine Kräfte es auch zuließen. So fing er (1808) mit seinem Schwager, dem Kaiser Alexander, einen Krieg an, und opferte dabei viele Menschen auf. Damit noch nicht zufrieden, bekriegte er auch den König von Dänemark. Alle Vorstellungen, die man ihm darüber machte, dienten nur dazu, ihn noch hartnäckiger zu machen. Vergebens stellte man ihm vor, daß das Geld zur Fortsetzung des Krieges nicht aufzubringen sei. — Die Unzu- friedenheit wurde immer größer, besonders nachdem er drei Garderegimenter kassirt hatte, weil er glaubte, sie hätten nicht genug ihre Schuldigkeit gethan. Jetzt entstand eine Verschwörung. Das gegen die Dänen stehende Heer brach gegen Stockholm auf. Als der König die Empörung erfuhr, wollte er mit einigen Re- gimentern den Rebellen entgegengehen. Da begaben sich am 13. März 1809 Feldmarschall Klingspor und General Adler- kreuz zu ihm und nahmen ihn gefangen. Sein Oheim, der Herzog Karl von Südermanland, übernahm die Regierung und wurde bald darauf als Karl Xiii. zum König ernannt; der un-

8. Theil 4 - S. 184

1862 - Breslau : Max
184 Neueste Geschichte. 4. Periode. Preußen. Parteien ihre Macht zu erweitern. — Nicht minder glücklich hat ein Kampf geendet, welchen England gegen das bisher allen Europäern unzugängliche „Reich der Mitte", China, geführt hat. Die ostindische Compagnie hatte nämlich alten Handelsverkehr mit einigen chinesischen Häfen. Im Jahre 1836 aber erließ die chinesische Regierung ein Verbot gegen den Opiumhandel und nahm in Folge davon englischen Kaufleuten 20,000 Kisten Opium, int Werth von vier Millionen Pfund Sterling (30 Millionen Thaler) weg. Dies führte einen Krieg zwischen England und China herbei. Die Engländer eroberten eine bedeutende Handels- stadt und schickten sich schon an, die Hauptstadt Nanking zu nehmen, da schlossen die Chinesen, deren Kriegskunst bei allem Muth und aller Ausdauer der europäischen nicht gewachsen war, einen Frieden, in welchem sie die Insel Hong-Kong abtreten, eine Entschädigung von 21 Millionen Dollars zahlen und fünf chinesische Häfen dem Verkehr der englischen Schiffe eröffnen sollten. Dieser Erfolg kam indeß den Engländern nicht allein zu Gute. China mußte auch mit andern Nationen Handelsverträge errichten; 1844 mit Nordamerika; 1845 mit Frankreich, welches besonders das Interesse seiner Missionäre ins Auge faßte, später mit Spa- nien, Portugal, Belgien u. s. w. Indeß versuchte England, welches das dringendste Interesse (wegen seines ungeheuren Thee- bedarfs) hat, seinen Handelswaaren, besonders seinem Opium Eingang zu verschaffen, sich auch nach dem Innern des Reiches Wege zu eröffnen, wogegen China den Bestimmungen des Frie- dens von Nanking zuwider, Canton den Engländern nicht öffnete. Darum setzte sich England im Mai 1847 mit Gewalt in den Besitz einer Räumlichkeit in der Nähe von Canton zur Gründung von Waaren- und Wohnhäusern und nährte gelegentlich Zwistig- keiten mit den allerdings übelwollenden chinesischen Behörden, bis es endlich 1856 zu einem offenen Bruche kam. 135. Preußen und Deutschland; Rußland, Italien und die Schweiz. In Preußen wurden die letzten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms Iii., welcher bei seinem Volk bis zu seinem Tode in seltener Liebe und großer Achtung stand, durch ernste Streitig- keiten mit der katholischen Kirche gestört. Wiewohl der König den Katholiken eine Rücksichtnahme zu Theil werden ließ, wie sie dieselben in keinem andern Staate genießen, so war doch ein

9. Theil 4 - S. 220

1862 - Breslau : Max
220 Neueste Geschichte. 5. Periode. Oestreich. Sitzungen der Nationalversammlung, um sie dem Einfluß des Straßenpöbels zu entziehen, von Berlin nach Brandenburg, und hielten diesen Beschluß gegen alle Proteste der Abgeordneten aufrecht. Da diese ihre Sitzungen dessenungeachtet in Berlin fortzusetzen versuchten, erhielt der General Wrangel den Befehl, mit großer Truppenmacht in Berlin einzurücken; es wurde der Belagerungszustand erklärt und die unbefugten Sitzungen der Abgeordneten mit Waffengewalt aufgehoben. Dieselben faßten zuletzt den Beschluß, das Volk von der Zahlung der Steuern gegen die Regierung zu entbinden, und ließen durch Emissäre in den Provinzen dafür wirken; aber das Volk, welches richtig fühlte, daß durch eine solche Steuervvrweigerung das ganze Staatsleben ins Stocken gerathen müßte, schaarte sich gerade um desto fester um die Regierung. Bald zeigte sich, daß die Meisten nur darauf gewartet hatten, daß der König selbst mit dem Bei- spiel der Entschlossenheit voranginge, um der herrschenden Ge- setzlosigkeit ein Ende zu machen. Ueberall erfolgte eine freudige Erhebung für die Krone und für das muthvolle Ministerium. Dieses löste endlich die Nationalversammlung, welche sich in Brandenburg nicht zahlreich genug einfand, auf und veröffentlichte dagegen eine vom König octroyirte Verfassung (vom 5. De- cenlber 1848), welche die meisten Freiheiten in eben solcher Aus- dehnung gewährte, wie sie die Nationalversammlung beantragt hatte, aber mit der ausgesprochenen Hoffnung, daß die künfti- gen Kammern Alles darin mildern würden, was mit der Kraft des Königthums nicht verträglich wäre. Die öffentliche Mei- nung nahm diese Verfassung eben so wie das kräftige Einschrei- ten der Regierung sehr günstig auf, und man gab sich überall den besten Hoffnungen für eine weitere erfreuliche Entwickelung der Dinge hin. In Oestreich war der Verlauf der innern Bewegung nicht weniger stürmisch gewesen als in Preußen, und das Bild, welches die im Juli zusammengetretene Reichsversammlung darbot, war insofern ein noch verworreneres als das der preußischen National- versammlung, weil in jener die verschiedensten Volksstämme un- tereinander gemischt waren, und eine Menge Abgeordnete die deutsche Sprache gar nicht verstanden, in welcher sie über die künftige Reichsverfassuug mitberathen sollten. Es versteht sich, daß dabei an geordnete Verhandlungen nicht zu denken war; noch dazu fand der Reichstag unter noch ungünstigeren Verhält-

10. Theil 4 - S. 3

1862 - Breslau : Max
Voltaire und Rousseau. 3 die Verdorbenheit der höheren Stände aufgedeckt, und gelehrt, daß auch das Volk von Natur gewisse Rechte habe, die man ihm Lesen seine Kenntnisse zu vermehren und seine große Gelehrsamkeit auszubilden. Wir können nicht alle seine Schicksale erzählen Bald war er hier, bald dort. Ueberall zeigte er Widerwillen gegen die Menschen, besonders die höheren Stände; er hätte sich am liebsten von allen Menschen abgesondert und gefiel sich in den auffallendsten Behauptungen. So suchte er einmal zu beweisen, daß alles Elend unter den Menschen von den Wissenschaften und Künsten herrührte, und daß es nicht eher in der Welt besser werden würde, bis die Menschen in den Zu- stand der Natur zurückkehrten und wie die wilden Thiere in den Wäldern lebten. Ja, er meinte, der ursprüngliche Gang der Menschen sei der ans allen Bieren. Alles das zog ihm vielen Spott zu, der ihn immer mehr verstimmte. Er hatte sich auf der kleinen Petersinsel im Bielersee niedergelassen, um hier die ganze übrige Welt zu vergessen. Als man ihn aber auch von dort wcgwies, glaubte er, die ganze Menschheit hätte sich wider ihn verschworen. Dabei war er der genügsamste und gutmüthigste Mensch von der Welt. Einmal klagte er einem Freunde, er könne seine Stube gar nicht verlassen; denn eine Schwalbe hätte sich in dem Winkel seines Fensters ihr Nest gebaut, und da müsse er immer zu Hause sein, um das Fenster zu öffnen, wenn sie hinaus- oder hereinfliegen wollte. Ein andermal fand ihn ein Freund heftig im Zimmer auf- und abgehend, mit Stolz seinen Hausrath betrachtend und ihm entgegenrufend: „Das Alles ist mein!" Dies Alles bestand blos in einem Bette, einem einfachen Tische, einigen Strohstühlen und einem Schreibtischchen. „Hat Ihnen das nicht auch schon früher gehört?" fragte ihn der Freund. „Nein!" antwortete Rousseau; „denn ich habe erst heute dem Meubleshändler die ganze Schuld bezahlt." Während er in seinem Alter in Paris lebte, ernährte er sich vom Notenabschreiben, konnte aber sehr böse werden, wenn man ihm mehr geben wollte, als er verlangte. Die Pompadour schickte ihm einst, um ihn sich zu verbinden, 100 Louisd'or für einige abgeschriebene Noten, erhielt jene aber zurück mit folgendem Billet: Madame, Ich glaubte im ersten Augenblicke, es sei ein Irrthum Ihres Beauftragten, der mir 100 Louisd'or für die Abschriften einhändigen wollte, welche mit 12 Francs bezahlt sind. Er hat mich indessen aus dem Irrthume gerissen; erlauben Sie, daß ich auch Sie meinerseits von einem Irrthume befreie. Meine Ersparnisse haben mich in den Stand gesetzt, mir ein Einkommen von — 540 Francs, nach allem Abzüge, zu sichern. Meine Arbeit trägt mir jährlich eine beinahe gleiche Summe ein; ich habe also einen bedeuten- den Ueberschuß, den ich, so gut wie möglich, anwende, obgleich ich eben nicht Almosen ertheile. — Wenn wider Vermuthen Alter und Schwächlich- keit meine Kräfte unzulänglich machen sollten, so habe ich einen Freund. Paris, den 18. August 1762. Rousseau. Von Menschenhaß und Mißtrauen gequält, starb er 1778 in Ermenonville bei Paris. Beide Männer hatten in ihren viel gelesenen Schriften auf die Mißbräuche der Gewalt, aus die Ungerechtigkeiten der Gerichte, auf die Herrschaft der Vor- ' 1*
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