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1. Schulj. 4 - S. 2

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 2 — der andere einen Backofen. Der Riese auf der Burg Eberstein erhielt von dort Mehl und Brot. Da einst der Backofen nicht heiß genug war, legte er im Zorn auf seinem Burgberge einen eigenen Backofen an. Weil er nun in Ottenstein sein Korn nicht mehr mahlen sollte, baute er auf dem Teufelstein eine eigene Mühle und leitete durch ein gebohrtes Loch das Wasser von Ottenstein hierher. Die Mühle zu Ottenstein hatte fortan fein Wasser mehr. — (D. I. 3, Das Riesenspielzeug.) 5. Zwerge. Die Zwerge im Thieder Lindenberge brachten den Armen Speise und Trank, borgten den Bauern aus der Umgegend Küchen- und Tafelgeschirr bei Hochzeiten und Kindtaufen, stahlen aber die neugeborenen Kinder aus der Wiege. Abends stellte man den Zwergen Festspeise vor den Berg. Als sie aber geneckt wurden, wanderten sie aus. — Die Zwerge im Keilberge bei Stadtoldendorf taten den Menschen viel Gutes. Die einer Frau geschenkte Dieße Flachs konnte jeden Tag abgesponnen werden, war aber am andern Morgen wieder voll, wenn'ein Rest Flachs übrig gelassen wurde. Als die Frau die Dieße einmal ganz abspann, blieb sie für immer leer. — (D. I. 3, Hütchen. Die Heinzelmännchen.) 6. Hexen. Nach dem Volksglauben reiten in der Walpurgisnacht (1. Mai) die Hexen auf Heugabeln und Besenstielen auf den Brocken, um mit dem Teufel zu tanzen und den Schnee vom Brocken zu fegen. Einige von den Felsblöcken des Brockens heißen Hexenwaschbecken, Hexenaltar, Teufelskanzel. (D. I. 3, Jungfrau Ilse. D. I. 4, Die Roßtrappe.) — 7. Religion der alten Deutschen. Wodan, der Einäugige (Sonne), trug einen blauen, besternten Mantel und einen breiten Hut (Himmel, Sterne, Wolken). Wenn er auf seinem achtßeinigen Schimmel durch die Lust ritt, so rauschten die Bäume und knackten die Zweige (Sturm). Wölfe waren seine Jagdhunde, hinter ihm ritten mit Geschrei die im Kampfe gefallenen Helden. Wodans Gemahlin hieß Freia, in der Sage Frau Holle. Sie schmückte die Erde im Frühling. Machte sie aber ihr Bett, so schneite es auf der Erde. (D. I. 3, Frau Holle.) Wodans Sohn Donar führte als Gott des Gewitters den stets in seine Hand zurückkehrenden Hammer. Als die alten Deutschen Christen geworden waren, blieb die Erinnerung an die alten Götter noch lange Zeit. Wodan wurde der Teufel, die übrigen Götter wurden Heren, Feen und Kobolde. An die alten Götter erinnern noch die Tagnamen Donnerstag und Freitag, auch die Osterfeuer. Auch in unseren Märchen und Sagen finden wir die alten Götter wieder. Wodan z. B. wurde zum wilden Jäger. 8. Die Sage vom Helden Siegfried. Siegfried war der Sohn des Königs in den Niederlanden. (D. I. 3, Siegfrieds Schwert.) Er erlegte den in einer Schlucht hausenden Drachen, badete sich in dessen

2. Schulj. 4 - S. 3

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 3 — Blute und erhielt dadurch eine Hornhaut; nur eine Stelle zwischen den Schultern blieb verwundbar. Darauf wählten ihn die Söhne des Zwergkönigs, welche den unermeßlich großen Schatz der Nibelungen unter sich teilen wollten, zum Schiedsrichter und schenkten ihm das herrliche Schwert Balmung. Dann wollten sie es ihm aber mit Hilfe ihrer Riesen und Zwerge wieder entreißen. Siegfried aber überwand sie alle, nahm dem Zwerge Alberich die unsichtbar machende Tarnkappe ab und erlangte den Hort der Nibelungen. Als einstmals ein feuriger Drache die Königstochter zu Worms geraubt hatte, beschloß er, sie zu retten. Der Zwergkönig Eigil zeigte ihm die Drachenburg. Von einem grimmen Riesen erkämpfte er sich den Schlüssel, und als nun der Drache heimkehrte, bezwang er diesen nach hartem Kampfe, rettete die Königstochter und nahm sie zur Gemahlin. Ii. Karl der Kroße. 768—814. 1. Die alten Deutschen. Vor etwa 2000 Jahren war unser deutsches Vaterland zum größten Teil von Wäldern und Sümpfen bedeckt. Daher war die Luft feucht und rauh, der heimatliche Boden also feuchter, kälter und weniger fruchtbar als jetzt. Gerste und Hafer wurden angebaut; die Flüsse und Seen waren reich an Fischen; die noch bei uns einheimischen Tiere fanden sich in weit größerer Zahl, besonders Hirsche und Wildschweine, außer ihnen Bären, Wölfe, Auerochsen. Unsere Vorfahren waren groß und kräftig. Die freien Männer und Fxauen hatten langes, blondes Haar, aus ihren großen, blauen Augen blickte Mut und Stolz. Sie kleideten sich in Tierfelle oder selbstgewebte, grobe, leinene Gewänder. Ebenso einfach war ihre Nahrung: Fleisch — am liebsten Wildbret, Milch, Butter, Haferbrei, selten Brot. Das liebste Getränk war Bier oder Met. Ihre niedrigen, schilfgedeckten Häuser lagen einzeln; erst später wurden sie zu Ortschaften vereinigt. Die freien Männer liebten Jagd und Krieg, den Ackerbau überließ man meist den Frauen, den kurzgeschorenen Knechten, den Sklaven. Alle Angelegenheiten der Gemeinde oder des Gaues wurden auf Volksversammlungen entschieden. Dem für jeden einzelnen Kriegszug selbstgewählten Herzoge hielten die Deutschen Treue bis in den Tod. Sie waren tapfer und freiheitliebend, haßten die Lüge, den Verrat und jede Treulosigkeit, hatten vor den Göttern Ehrfurcht und Scheu, hielten die Ehe heilig und achteten die Frauen als die Leiterinnen ihres Hauswesens. Deutsche Treue ist zum Sprichworte geworden. 2. Karls des Großen Sachsenkriege. Unter den vielen deutschen Reichen hatte allein das Reich der Franken links vom Rhein festen l*

3. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 34

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 34 - Benannt ist jener Felsen nach der Roßtrappe, einer Felsvertiefung in Form eines kolossalen Pferdehufes. Nach der Sage verlangte der im Böhmerwalde hau- sende Berggeist Bodo vergeblich die Königstochter Brunhilde vom Riesengebirge zur Gemahlin und verfolgte sie durch Thüringen bis hierher. Vom Hexentanzplatz wagte ihr Pferd den Sprung über den 300 m tiefen Abgrund; die Spuren des Hufes zeigt die Roßtrappe. Bodo versank aber mit der der Brunhilde entfallenen Krone im Gewässer der Bode, die nach ihm benannt sein soll. (In Wahrheit ist der Name von dem slavischen bodo = Wasser abgeleitet.) Bei Thale tritt sie ins Norddeutsche Flachland und eilt, nachdem sie rechts die Selke aufgenommen hat, die mit ihr ziemlich parallel dem Unterharz durchfließt, der Saale zu. Sie ist mit 120 km Länge der längste Harzfluß. 11. Wandern wir südlich von der Bode im Tal der Rappbode hinauf, so Kommen wir nach Trauten st ein (600 Einwohner), das seinen Namen von dem Drudenstein, der heidnischen Opferstätte, hat. Ebenso hoch (450 m) ist die höchstgelegene braunschweigische Stadt Hasselfelde (2600 Einwohner), ausgezeichnet durch gesundes Klima. Sie ist Endstation der Selketalbahn, die von Quedlinburg, Gernrode, Alexisbad,^Stiege kommt. In dem Flecken Stiege (1500 Einwoh- ner), der ein altes braunschweigisches Jagdschloß hat, redet man schon oberdeutsche Junge, während sonst im Bodegebiet niederdeutsch ge- sprachen wird. Südöstlich, hart an der Grenze, hat man das Marien- heim und Mbrechtbaus errichtet, die Heilstätten für kranke und er- holungsbedürftige Mitglieder der Braunschweigischen Landesversiche- rungsanstalt. In Tanne (1000 Einwohner) findet sich bedeutende Viehzucht und wird eine Eisenhütte von der Genossenschaft der Arbeiter (vor- wiegend durch Wasserkraft) betrieben. Vraunlage. In dem westlichen Teil des braunschweigischen Südgebiets ist der Flecken Vraunlage an der Warmen Bode (3000 Ein- wohner) der größte Ort (540 bis 630 m). Er liegt in einer von Bergen rings umschlossenen wiesenreichen Talmulde und wird daher als Luftkurort sehr geschätzt und von Leidenden aufgesucht, für die Sanatorien errichtet sind. Für den Wintersport sind Rodel- und Hörnerschlittenbahnen geschaffen. Nach Norden erhebt sich auf halbem Wege zum Brocken der langgestreckte Wurmberg mit über 970 m Höhe, der höchste Berg des Herzogtums^ und der zweithöchste des Harzes, der aber wenig Aussicht bietet, weil auch die Kuppe bewaldet ist. Dagegen bietet eine herrliche Aussicht die von ihm durch die Warme Bode getrennte Achtermannshöhe (926 m), deren Hornfels- Kegel (Kamelfichte!) wie ein Zwieback aussieht. An ihrem Fuße zieht die Chaussee Bad Harzburg-Braunlage, sowie die Zgiferstraße, die auf dem Burgberg bei Bad Harzburg ihren Anfang nimmt und weiter über Königskrug nach Ellrich zieht. Braunlage ist Bahnstation der Iweigstrecke Brunnenbachsmühle-Braunlage der von der Harz- querbahn Wernigerode-Nordhausen abzweigenden Linie Sorge (bei Tanne) — Walkenried.

4. Die Supplingenburger - S. 131

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
beugte vor ihm das Knie und hob bittend die Hände empor. Lothar war erstaunt, Bertha in dieser Stellung vor sich zu sehen; er beugte sich zu ihr, und sagte freundlich: „Meine Tochter, was kümmert Dich also? sage an, was Du von mir begehrst, es soll Dir gewährt werden!" Da erzählte sie ihm mit oft von Thränen erstickter Stimme, daß sie ihren so lange tot geglaubten Vater gefunden habe, daß er als ein elender Bettler vor der Thür des Palastes harre. Sofort erhob sich der König, als er dieses erfuhr; er befahl einem Diener, den Pilger hereinzuführen, und begab sich mit seiner Gemahlin, Bertha und Bognslav in ein einsames Gemach der Königsburg. Es währte nicht lange, so stand Herbert von Grone vor ihnen; er warf sich vor Lothar auf die Kniee und umfaßte seine Füße. Aber dieser hob ihn auf und sagte mild: „O Herbert, Gott weiß es, wie weh Du einst meinem Herzen gethan; aber es ist wohl Gottes Wille so gewesen. Nun aber sei mir herzlich willkommen in der Heimat und danke mit mir Gott, daß er dennoch alles zum besten gewendet hat. Siehe, hier ist Deine Tochter, welche Dich als tot betrauert hat viele, viele Jahre laug; hier ist Boguslav, ihr Gemahl, der Sohn des tapfern Wratislav, bei dem Du einst Zuflucht gefunden, als Du vor meinem Zorn flohest; hier ist Richenza, die Königin, meine Gemahlin". Als Herbert diese Worte hörte, schrie er laut auf vor unendlicher Freude; Bertha aber stürzte auf ihren Vater zu, schloß ihn stürmisch in die Arme und weinte vor Freude an seinem Halse. Lothar aber gab seiner Gemahlin und Boguslav ein Zeichen, und unbemerkt verließen sie das Gemach, die beiden nach so langer Trennung glücklich wieder Vereinigten, Varer und Tochter, der ungestörten Freude des Wiedersehens überlassend. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von der Rückkehr des Ritters Herbert von Grone in der Königsburg und in der ganzen Stadt. Die abenteuerlichsten Geschichten wurden erfunden, um das plötzliche Auftreten des Pilgers und seine gastliche Aufnahme im

5. Die Supplingenburger - S. 108

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 108 — und Bertha vom hohen Turmzimmer aus den Abziehenden letzten Gruß zuwinkte, da konnte Bognslav seinen Blick kaum losreißen von der lieblichen Gestalt des Burgfräuleins. Lange, lange sah Bertha der Reiterschar nach; ja als dieselbe schon hinter der Höhe verschwunden war, blickte sie noch immer nach der Stelle, wo Bognslav zum letzten Male grüßend das Schwert geschwenkt hatte. Erst als Richenza zu ihr trat und sie an sich zog, erwachte sie wie aus einem Traum und barg errötend ihr Gesicht an der Brust der Freundin. Nach der Abreise Boguslavs ging eine ausfallende Veränderung mit Bertha vor. Der Frühling erwachte, streute seine zahllosen Blüten und schmückte den lieblichen Elm mit einem frischen grünen Kleide, und sie sah es kaum; im Gebüsche flöteten die Nachtigallen, in den Tannen girrten die Tauben, und sie achtete nicht darauf. Ihre Gedanken weilten in der Ferne, und am liebsten war sie allein, um ungestört denselben nachhängen zu können. Ihre Freunde merkten wohl die Veränderung in ihrem Wesen, aber niemand außer Richenza ahnte den wahren Grund derselben. Wenn Rodbert sie nach dem Grunde ihrer Traurigkeit fragte, so lächelte sie statt jeder Antwort und bat den Greis, ihr zu erzählen von dem schönen Wendenlande, dem sie, wie sie sagte, durch die Geburt angehöre. Und wenn er ihren Bitten willfahrte und sie seinen Worten lauschte, sagte sie wohl: „Ach, nur einmal möchte ich die Stätte schauen, wo meine Eltern gelebt, nur einmal möchte ich am Grabe meiner geliebten, armen Mutter uiederknieen und dasselbe mit Blumen schmücken". Und dabei stürzten ihr die Thränen aus den Augen, so daß Rodbert Mühe hatte, sie zu beruhigen. Zu anderen Zeiten stand Bertha oben auf der Galerie des Wartturmes und ließ ihre Blicke in die Ferne schweifen, ob noch nicht eine aufwirbelnde Staubwolke das Nahen eines Reitertrupps ankündigte. Tag für Tag stieg sie die schmalen, steilen Stufen empor bis dorthin, wo der alte, taube Turmwächter seinen Sitz hatte, so daß dieser den Kopf schüttelte und nicht wußte, was er

6. Die Supplingenburger - S. uncounted

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
Hzorrede. Die freundliche Aufnahme, welche mein „Erbe von Stübeckshorn" in den weitesten Kreisen gefunden hat, veranlaßt mich, schon jetzt das zweite Bändchen der „Vaterländischen Erzählungen aus dem alten Sachsenlande" folgen zu lassen. Wie ich bereits in der Vorrede zum ersten Bändchen ankündigte, habe ich in dem vorliegenden die Lebensgeschichte des großen Sachsenkaisers Lothar von Suppliugenburg geben wollen, und zwar an der Hand einer Familiengeschichte im Gewände der damaligen Zeit. Einerseits habe ich dabei meiner Phantasie einen wettern Spielraum gelassen, anderseits habe ich mich jedoch, was die geschichtlichen Thatsachen anbetrifft, enger an die wirkliche Geschichte des Helden meinet Erzählung angeschlossen , als ich es im ersten Bändchen gethan. Auf diese Weise hoffe ich dem wohlgemeinten Rate eines hochverehrten Freundes nachgekommen zu sein. Den lokalen Hintergrund, auf welchem die Geschichte im wesentlichen sich abspielt, hoffe ich auch hier möglichst klar und Deutlich gezeichnet zu haben, das Elmgebirge und die Stadt Königslutter mit ihrer herrlichen Stiftskirche. Und so gebe ich mich denn der Hoffnung hin, daß diese Erzählung dieselbe wohlwollende Beurteilung und Aufnahme findet, wie die erste sie gefunden hat, und daß auch sie dazu beitrage» möge, die Liebe zu unserer schonen niedersächsischen Heimat und ihrer reichen Geschichte zu vermehren. Neu-Oelsburg in Br aunschweig, im März 1890. Der Verfasser.

7. Die Supplingenburger - S. 5

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 5 — frau und der große Hund vor der Klause im Dunkel des herbstlichen Waldes, und wäre ein Maler zur Stelle gewesen, er hätte wohl die drei auf der Leinwand festgebannt. Als der Klausner sich an den Beeren erquickt hatte, sagte er zu der Jungfrau: „Nun, meine Tochter, bist Du heute allein von Deiner Hohe zu mir ins Thal herabgestiegen oder ist auch Dein Vater in der Nähe?" „Mein Vater ist zugleich mit mir ans der Hütte gegangen", erwiderte die Jungfrau; „er sagte mir, daß er Kräuter sammeln wolle; ich aber nahm mein Körbchen, um Beeren zu pflücken. Beim Abschied rief ich dem Vater zu, daß ich zu Dir gehen würde, und da hat er mir versprochen, mich von Deiner Klause abzuholen. Ich habe mich lange im Walde aufgehalten und wundere mich, daß er noch nicht hier ist. Doch siehe, dort kommt er!" fuhr sie fort, indem sie von ihrem Sitze aufsprang und einem großen, starken Manne entgegenlief, welcher aus dem Walde trat und nun ebenfalls der Klause sich näherte. Der Ankömmling, dessen Bekanntschaft wir jetzt machen, der Vater der kleinen Freundin des Einsiedlers, war Rodbert, ein Köhler, der weiter oben im Elmgebirge, unweit der Hütte Wilbrands, seine Wohnung hatte. Er hatte nicht immer in dieser Gegend gewohnt; vor Jahren, als Bertha noch ein kleines Kind war, war er ans unbekannter Gegend hierher gezogen, und seine Sprache verriet noch jetzt den Fremdling. Mit der Außenwelt stand er fast noch weniger in Verkehr als Wilbrand; er brannte ruhig seine Kohlen, und die Fuhrleute, welche dann und wann in den Wald kamen, nahmen dieselben gegen Lebensrnittel, Kleidungsstücke, Gerätschaften und andere Sachen in Empfang. In desto lebhafterem Verkehr stand er mit der ihn umgebenden reichen Natur. Er hatte derselben manches Geheimnis abgelauscht; er kannte die Wirkungen mancher Kräuter und wußte aus denselben allerlei Tränflein zu bereiten, vielfach erprobt in Krankheiten bei Menschen und Vieh. Wenn er wußte, daß irgendwo in der Umgegend jemand krank lag, so wartete

8. Die Supplingenburger - S. 52

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 52 — Sechstes Kapitel: Die Beratung. Wer vermöchte den Eindruck, die Wirkung zu beschreiben, den die Erzählung Rodberts auf die ahnungslose Bertha machte? Geisterbleich starrte sie ihn eine Weile an; dann aber machte sich ihre gepreßte Brust in einem lauten Aufschrei Lust, und ohnmächtig sank sie zu Boden. Rodbert trug die Besinnungslose aus ihr Lager, lüftete ihre Kleider und rieb ihr Stirn und Schläsen mit stärkenden Tropfen; aber die Nacht verging, ehe sie wieder ihre Angen aufschlug. Ihr erster Blick traf den an ihrem Lager knieenden Köhler, und mit mattem Lächeln streckte sie ihm die Hand entgegen. Er benetzte sie mit heißen Thränen und flüsterte Bertha die süßesten Kosenamen zu; dann sagte er: „Verzeihe mir, meine Tochter, daß ich Dich so erschreckte; aber es mußte sein. Schon viel zu lange habe ich damit gewartet, Dir das Geheimnis Deiner Geburt mitzuteilen; schon längst hätte ich Dich nach Supplingenbnrg zu Deiueu Verwandten führen sollen. Ich hätte es Dir dann erspart, mit mir meine Armut und Niedrigkeit zu teilen; besonders aber wärest Du von den Greueln des gestrigen Übersalles, der Dir und mir die größte Gefahr brachte, verschont geblieben. Jetzt aber ist es meine Pflicht, zu verhüten, daß Dir nicht noch einmal etwas ähnliches, und vielleicht schlimmeres wiederfahre. Und nun sieh her, hier ist das Kästchen mit den Kleinodien, von denen ich Dir sagte; sie sind von nun an Dein Eigentum; hier ist die Urkunde, welche über Deine Eltern und Deine Taufe Auskunft giebt". ' Als Bertha diese teuren Gegenstände sah, da löste sich ihr Schmerz in linden Thränen auf. „Arme, arme Mutter," sagte sie, „o wie lieb, wie lieb wollte ich Dich haben, wenn Du noch lebtest!" Sie nahm ein Stück nach dem andern aus dem Kasten und drückte es an ihre Lippen; dann aber wandte sie sich an Rodbert und sprach bittend: „Liebster, bester Vater, habe Dank für alles Gute, was

9. Die Supplingenburger - S. 111

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 111 — saßen die Ritter des Gefolges und die Frauen der Herzogin, und aller Augen waren voller Erwartung auf die Sänger gerichtet. Die Fenster des Saales standen offen, um die liebliche Frühlingsluft einzulassen, und auf dem Burghofe standen die Dienstleute, die Knechte und Mägde, hoffend, durch die geöffneten Thüren und Fenster etwas von dem, was drinnen im Rittersaal vorging, zu erlauschen. Ans ein von dem Alten gegebenes Zeichen griffen alle drei gleichzeitig in die Saiten, so daß der Schall die weite Halle füllte. Rach einem kurzen Vorspiel aber sang der Alte mit kräftiger Stimme zum Klange der Harfen folgende Ballade: ,,„O hört, ick will singen und sagen Von einer gar lieblichen Mär; Die Saiten will mächtig ich schlagen, Drum bitt' ich um willig Gehör. O hört, ich will sagen und singen Von der Minne, im Scheiden erprobt, Der Minne hab' ich mich gelobt, Drum mächtig mein Liev soll erklingen. Zum fernen Frankenlande Jüngst lenkte ein Ritter den Fuß Vom rauhen baltischen Strande, Er bietet Euch Handschlag und Gruß. Er und sein würd'ger Genosse, Ein Priester, ein Diener des Herrn, Sie wurden empfangen gar gern Auf einem sächsischen Schlosse. Doch als sie nun längere Weile Gepfleget im Schlösse der Ruh', Da mahnte der Priester zur Eile, Er strebte der Heimat zu. Der Jüngling hatte versprochen, Zu sein ihm sein treuer Genoß, Drum sattelt' er traurig sein Roß; Nie hätte sein Wort er gebrochen.

10. Die Supplingenburger - S. 112

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
Wohl wäre er gerne geblieben Im Sachsenland längere Zeit; Er hatte gelernt dort zu lieben Im Schlosse die liebliche Maid. Und als er sie mußte nun meiden, Da kündet ein liebender Blick Ihm hohes, zukünftiges Glück, Und leichter ward ihm das Scheiden. „0 sag' mir, mein wackrer Gefährte, Was blickst Du so sinnend darein? Ich, der Dich vom Irrtum bekehrte, Darf ich Dein Vertrauter nicht sein?" So sagte der Priester, und schaute Dem Ritter ins Auge so klar, Und er, der so schweigsam jetzt war, Dem Freund' das Geheimnis vertraute: „Meine Ruhe ist mir genommen, Ich weiß nicht, wie es geschah, Seitdem ich zum Schlosse gekommen Und die holde Jungfrau dort sah. Meine Ruhe ist mir entschwunden, Doch hab' ich dafür als Ersatz Als schönsten und köstlichsten Schatz, Ein liebendes Herze gefunden". Und als sie weiter nun zogen Gen Süden zum rauschenden Mai», Da haben sie Rates gepflogen Gemeinsam im treuen Verein, Wie es nun sei zu beginnen, Der Jungfrau die Lieb' zu gestehn, Um Gegenliebe zu flehn In ritterlich züchtigem Minnen. Einen Sänger wollten sie senden Zu der Burg im Sachsenland,
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