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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 29

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
•29 liefen beiden Beamten werden noch genannt der Seneschall oder Oberknecht, der O b e r kä m m er er , der die Aufsicht über die Schatzkammer mit ihrem Edelmetall, Schmuck und kostbaren Kleidern führte, der Marschall (Pferdeknecht), Schenken, Küchenmeister, Schwertträger u. s. w. In den einzelnen Gauen regierten die Grafen im Namen des Königs, sie lieferten die Steuern. Zinsen und Abgaben (Gefälle) an den königlichen Schatz, waren Vorsitzende der Volksgerichte und führten die waffenfähige Mannschaft des Gaues im Kriege. In Burgund und in der Provence werden auck Patricii genannt, die im Range über den Grasen und Herzogen standen. Zu Vollstreckern richterlicher Befehle dienten Unfreie. Wie im grauen Altertume die Könige und Fürsten besonders^', nach der Vermehrung ihres Schatzes strebten (Günther, Siegfried u. s. w.), so legten auch die Fränkenkönige den größten Wert dar- s°beu auf. daß ihr Hausschatz sich vergrößere und auf die Nachfolger vererbt werde. Die Kasten und Truhen wurden mit Goldstücken, Silber, Edelsteinen, Ketten und Spangen gefüllt; zum Schatze gehörten kostbare Gewänder; in der Schatzkammer wurden die Steuerrollen aufbewahrt. Zur Bereicherung des Schatzes dienten die Einkünfte des Herrschers. Dieselben bestanden in dem Ertrage seiner zahlreichen und großen Güter, in den Steuern und Leistungen der römischen Unterthanen — in späterer Zeit wurden auch die Franken zur Entrichtung dieser Steuern gezwungen — in den Geschenken, welche die Franken namentlich auf dem Märzfelde dem Könige darbrachten, in Tributen der unterworfenen Stämme (Kühe, Schweine), in den Strafgeldern der Verurteilten, in Vermögenseinziehungen (Strafe der Hochverräter), in Zöllen. Hafen-, Wege- und Markt-geldern. Auf feinen Reisen durch das Land lieferten die Bewohner, durch deren Gegend die Fahrt ging, dem Könige und feinem Gefolge, was an Speise und Trank nötig war. In derselben Weise wurde für die Stellvertreter des Herrschers gesorgt, wenn sie durch das Land zogen. Regelmäßige Ausgaben des Schatzes, wie Besoldungen an Beamte u. s. w., gab es damals nicht, der König beschenkte seine Freunde oder solche, die er für sich gewinnen wollte, er überwies der Königin zu ihrem Unterhalt Güter mit reichen Einkünften, er überließ Kirchen und Klöstern Ländereien, Zinsen und Abgaben und belohnte auch seine Beamten für ihre Dienste mit königlichen Gütern.

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 36

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
36 Acker- bau. werden Ärzte, jüdische und solche von christlicher Abkunft, erwähnt. Dieselben bedienten sich des Messers, der Sonde, des glühenden Eisens und des Verbandzeuges, wendeten Schröpsköpse an und ließen zur Ader, verordneten Pflaster und gaben Tränke ein. — Lied und Saitenspiel fanden besonders an den Höfen der Fürsten ihre Pflege. Das Lied klingt ernst und feierlich, seine Form ist der Stabreim. Aus den Liedern dieser Zeit ist als ältestes das vom Kampfe Hadhu-brants mit seinem Vater Hiltibrant, dem alten Waffenmeister Dietrichs v. Bern, auf uns gekommen." Während das geistige Leben in den Wirren der Zeit mehr und mehr zurückgedrängt wurde, erfreute sich das wirtschaftliche, weil es die äußeren Bedingungen zur Erhaltung und Entwicklung des menschlichen Daseins bietet, einer allgemeinen und fortschreitenden Pflege. In den fränkischen Ansiedelungen rechts vom Rheine bilden neben einzelnen Höfen Dörfer die Regel, in Gallien finden sich dagegen vorzugsweise Meierhöfe, seltener Dorfanlagen. Die Flur des Dorfes ist nicht mehr Besitz der ganzen Gemeinde, sondern der Einzelne hat seinen gesonderten Teil davon als freien Besitz bekommen, den er anfangs nur auf die Söhne, später auch auf Töchter und Geschwister weiter vererbt; beim Fehlen der Erben fällt das herrenlose Gut an die Gemeinde. Sie kann neue Niederlassungen Fremder abweisen, selbst dann, wenn es sich um den Antritt eines im Orte bereits bestehenden Hofes handelt. Der Einspruch, den jedes Gemeindemitglied erheben darf, muß binnen Jahresfrist erfolgen. Dem Sondereigen (Privateigentum) steht der allen freien Bewohnern gemeinsame Besitz desjenigen Teiles der Flur gegenüber, der nicht verteilt worden war, die Allmende oder die gemeine Mark, sie umfaßt Wald, Weide, Gewässer u. dgl. Dem Einzelnen stand wegen der Gemeinsamkeit des Besitzes nur das Nutzungsrecht der Allmende zu. Doch durfte er Strecken derselben roden und umbrechen d. i. urbar machen. Dieses sogen. Neuland unterlag indes dem Flurzwange nicht, der für das Sondereigen galt und darin bestand, daß dem Besitzer desselben der Anbau bestimmter Pflanzen seitens der Gemeinde vorgeschrieben werden konnte. Als die Franken nach der Eroberung Galliens die Verteilung des Grundbesitzes vornahmen, schieden sie zunächst alles Land aus, das zur Zeit der römischen Herrschaft dem Kaiser oder dem Staate (Fiskus) gehört hatte, und überwiesen es dem Könige. Ebenso fiel diesem auch

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 91

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
91 zumaßen; 5) daß Geiz. Belohnung, Gewinst und Vorteil ihn nie bewögen, irgend eine Handlung zu unternehmen, sondern nur allein der Ruhm und die Tugend u. s. w. Der Ritterschlag oder die Accolade. gewöhnlich drei Schläge im Namen Gottes und eines Heiligen, fand nur dann statt, wenn der Knappe einerseits frei von körperlichen Gebrechen war (— keiner konnte Ritter werden, der lahm, blind, verwachsen u. s. w. war - ) und wenn er andererseits zu den Jahren gereifter Einsicht und zum Bewußtsein männlicher Würde und ritterlicher Ehre (— nicht vor dem 21. Lebensjahre —) gelangt war. Nachdem er tags zuvor ein Bad genommen, hierauf die Nacht mit einem Priester und mit einem Beistände wachend und im Gebet verbracht, und dann bei der Feierlichkeit selbst in weißer Kleidung, dem Sinnbilde reinen Herzens und reinen Wandels, erschienen war, that er in der Kirche feierlich Buße, erhielt vom Priester das Abendmahl und empfing dann mit dem Ritterschläge seine Selbständigkeit und eine gewisse Unabhängigkeit selbst dem Vater gegenüber. Feierlichkeiten, die um so größer waren, je höher der Stand des neuen Ritters war, beschlossen das Fest der Wehthaftmachung." (Dr. Karl Schmidt, Gesch. d. Päi)ag., u. Alb. Richter.) [Vergl. Wigamur, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg in feinem Tristan, Nibelungen, Winsbecke, Weißfunig.] In dem Vorstehenden ist die Erziehung des Ritters geschildert worden, wie sie der Regel nach stattfand, indes kamen auch Abweichungen vor. Der König erhob wohl einen nicht Ritterbürtigen in diesen Stand, wenn er sich durch Tapferkeit ausgezeichnet oder sich sonst ein besonderes Verdienst erworben hatte. Der Ritterschlag konnte von jedem, der selbst Ritter war, erteilt werden. Oft empfingen die Knappen die Schwertleite am Vorabend einer Schlacht; der Fürst rechnete dann darauf, daß die neuen Ritter in dem bevorstehenden Kampfe sich in ganz hervorragender Weise auszeichnen würden. Die Erziehung der Töchter eines Ritters war der Knabenerziehung ähnlich. „Das Fräulein kam in jungen Jahren an einen Hof, gewöhnlich zum Landesherrn: hier trat sie bei Festen und feierlichen Gelegenheiten im Gefolge der Herrin einher, kredenzte den Wein bei Tafel, empfing frembe Ritter und gürtete ihnen die Waffen ab; in gewöhnlicher Zeit verließ sie selten das Frauengemach — die Kemme-näte — und webte hier und spann."

4. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 162

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
162 mindestens drei Husen freien Landes, der stand dem Fürsten gleich, während der Ritter meistens zu dem Stande der Unfreien gehörte. Trotzdem erfreute er sich im Dienste eines Fürsten eines höheren Ansehens und besaß eine größere Bildung wie auch eine bei weitem größere Gewandtheit im Verkehre. Dies reizte manchen Bauersmann, oft mit Aufwendung seines ganzen Vermögens, in das Gefolge eines Ritters einzutreten, um später selbst ein Ritter zu werden. Gewöhnlich reichten aber die Mittel nicht aus, ein Ritterleben in Zucht und Ehren lange zu führen, und der arm gewordene Mann suchte nun, wie seine neuen Standesgenossen, sein Leben durch Raub und Diebstahl zu erhalten. „In der alten Zeit bestand die Kleidung der Bauern in einem langen Rocke von grauem, grobem Tuche, der in der Mitte gegürtet war, einem Beinkleid und Hemd von grober Leinwand und plumpen, rindsledernen Schuhen, einem Filzhute (im Sommer trug man auch Strohhüte) und Fausthandschuhen. An Feiertagen trug der Bauer blaues Tuch. Helle Farben wurden geradezu als ungehörig betrachtet und an dem Unfreien gestraft. Die Tracht der Frauen war an Stoff und Farbe der der Männer gleich. Vermaß sich ein unfreier Bauer, Sonntags zur Kirche statt des Ochsensteckens ein Schwert zu tragen, so ward er zum Kirchenzaun geführt und an Haut und Haar gestraft, bei Angriffen auf feinen Leib sollte er sich nur mit der Mistgabel verteidigen." Diese Vorschriften galten natürlich nicht für den freigeborenen Bauern, und hierin lag es begründet, daß feine Kinder leicht auf den Gedanken kamen, den der junge Helmbrecht feinem Vater gegenüber aussprach, als dieser ihn von der Fahrt zu Hose zurückhalten wollte: ,Trinke du Wasser, Vater, ich will Wein trinken, iß du Grütze, laß mich aber ein gesottenes Huhn und weiße Semmeln bis zu meinem Tode essen: für dich ist Hafer gut genug/ (,Helmbrecht', Gedicht ans der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts von Wernher dem Gartenäre.) Mögen die Väter das gewohnte Leben weiter führen — die Söhne wollen es nicht mehr. In den Liedern des Spielmannes wurde immer wieder das Ringen um kriegerischen Ruhm im Gefecht und im Türmer gepriesen, darum fort aus dem beschränkten Kreise ins stürmische Leben hinein! Als der junge Helmbrecht nach vielem Bitten endlich den Hengst, dessen er zu feiner Ausfahrt bedarf, vom Vater erhalten hat, spricht er voll trotzigen Übermutes: ,Jch bisse wohl durch .einen Stein, ich bin so Mutes übervoll, hei, wie wollte ich Eisen fr essen! Wie wollte ich über Graben und

5. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 163

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
163 Feld durch alle Welt dahin stürmen und meines Lebens nicht achten!' Dies Treiben fand naturgemäß den ernstesten Tadel bei schlecht und recht denkenden Landleuten, und den Junkern gab es erwünschte Gelegenheit zu argen Spöttereien über die Einfalt und das tölpische Benehmen des jungen Landvolkes. Eingehende Berichte und Schilderungen aus dem Leben der reichen süddeutschen Bauern haben uns die Ritter und Minnesänger Seifrid Helbling und Nithard von Reueuthal hinterlassen, die als Augenzeugen mitten in dieser kleinen Welt voller Absonderlichkeiten und Widersprüche standen. Verschmähten es doch die Ritter laugst nicht mehr, an den Festen der Bauern teilzunehmen, mit ihnen zu zechen und mit den Dorfschönen munter den Reigen zu springen. Mancher arme Rittersmann warb um die Gunst der reichen Bauerntochter und führte sie, die willig genug folgte, als Hausfrau auf die Burg seiner Väter, die nun durch des Bauern Geld mit neuem Glanze umgeben ward. Freilich gaben die geselligen Zusammenkünfte der Ritter und der Bauern oft Gelegenheit zu bitteren Kämpfen, bei denen mancher sein Leben lassen mußte. Waren doch auch die Bauern so rauflustiger Natur, daß sie wegen ganz geringfügiger Ursachen zum Schwerte oder Dolche griffen. Bei einer solchen Schlägerei im Österreichischen blieben einst neununddreißig Bauern tot aus dem Platze. Man konnte es den Ritterbiirtigen nicht sehr verargen, wenn sie den Gecken aus dem Bauernstande mit Spott überschütteten. Schon die Kleidung des bäuerlichen Fants forderte den Spott heraus: Statt der wenig auffallenden grauen und blauen Farbe wählte er Weiß, Rot und Schwarz, seine Stoffe und modischen Schnitt. Eng mußte der Rock sein, damit der schlanke Wuchs hervorträte, hinten und vorn war das Gewand mit glänzenden Knöpfen besetzt, am Halsbunde und an Ärmeln fanden sich kunstreiche Nähte. Zu dem Ärmel ward, wie Seifrid Helbling sagt, so viel Zeug verwandt, daß man vier Waffenröcke daraus hätte anfertigen können. Die Ärmelnaht war mit Schellen besetzt. Wernher der Gartenäre schildert den jungen Helmbrecht folgendermaßen: „Reiches blondes Gelock schmückte des Knaben Haupt. Das bedeckte er mit einer kunstreichen Haube, auf welcher allerhand Vögel, Papageien und Turteltauben, und mancherlei Bilder aus seiner Seide kunstreich aufgenäht waren. Da sah man die Zerstörung Trojas und des Äneas Flucht, Karl den Großen mit seinen Paladinen, Frau Helche mit ihren Kindern, die in der Rabenschlacht ihr Leben an Herrn Wittich und Dietrich von Bern verloren, da erblickte man Ritter und edle Frauen und Burschen mit Bauernmädchen 11*

6. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 194

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
194 Und wer an Kummer litt, wird augenblicks gesund, Wenn lieblich lacht in Lieb' ihr süßer roter Mund, Ihr glänzend Auge Pfeile schießt tief in des Mannes Herzensgrund? Und an anderer Stelle: ,Von der Elbe bis an den Rhein Und zurück bis an der Ungarn Land Da mögen wohl die Besten sein, Die ich irgend auf der Erde fand. Weiß ich recht zu schauen Schönheit, Huld und Zier, Hilf mir Gott, so schwör ich, sie sind besser hier Als der andern Länder Frauen. Züchtig ist der deutsche Mann, Deutsche Fran'n sind engelschön und rein; Thöricht, wer sie schelten kann, Anders wahrlich mag es nimmer sein: Zucht und reine Minne, Wer die sucht und liebt, Komm in unser Land, wo es noch beide giebt — Lebt' ich lange nur darinne.' Aber wo waren ,Schamhaftigkeit, Treue und Maß' der Frauen geblieben. Wolfram v. Eschenbach klagt: ,Dnß sie doch an Lüsternheit Zucht und Sitte so verlieren Und sich gleichwohl gerne zieren!1 Freidank sagt: ,Die Frauen haben langes Haar Und kurze Sinne, das ist wahr/ In einer ganzen Reihe von Erzählungen aus dem dreizehnten, vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert erscheinen die Frauen einfältig. zuchtlos und ehrvergessen. Die Schamlosigkeit zeigte sich zunächst in der Kleidung. Sebastian Brant, der Stadtschreiber von Straßburg (geb. 1458, gest. 1521), ruft entrüstet aus: ,Was die Natur verdeckt und versteckt haben will, das blößt und läßt man sehen/ Im Jahre 1494 gab der berühmte Gelehrte ein Werk heraus, das er ,Narrenschi ff' nannte. Er läßt in diesem Spottgedichte eine Menge Narren in sein Schiff steigen, um mit ihnen nach ,Narragonien' zu fahren. In bunter Reihe erscheinen Fürsten, Bürger, Bauern, Studenten, ,bose wiber' n. s. w. Brants Werk wurde das Lieblingsbuch des deutschen Volkes; der Priester Geiler von Kaisersberg, seit 1478 Prediger am

7. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 53

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
53 wir uns den großen Bürger von Mainz, Herrn Arnold, wohl nicht ohne den höchsten und edelsten Stolz auf den Stufen des Altars stehend vorstellen. Jenes Pergament aber, dessen Inhalt er mit weithinschallender, markiger und tiefernster Sprache vorträgt: es ist der Bundesbrief von Mainz." Den Worten folgten die Thaten auf dem Fnße nach. „Die Un-verbefferlichen, welche von keinem Frieden wissen wollten und trotzig fortfuhren, des Königs Straße mit Schlagbänmen und Zolltürmen zu sperren oder ,Ketten durch den Fluß zu legen', wie's die Sage behauptet, sie galt es jetzt mit voller Thatkraft zu Paaren zu treiben." Eine ganze Reihe von Raubburgen erlag den wuchtigen Schlägen der Städter, auch Ingelheim, die schöne Kaiserpfalz Karls des Großen, sank in Trümmer. Auf dem zweiten Städtetage zu Worms am 6. Oktober 1254 teilte sich der Bund in ein Ober- und Niederland, dessen Vororte Worms und Mainz waren. In den zu Worms vereinbarten Bestimmungen heißt es: ,Wir geben keinem Widersacher des Landfriedens Lebensmittel, Waffen oder Vorschub, Darlehn oder Gunst! Auch die Bauern wollen wir schirmen, wenn sie selber nur Frieden halten! — Pfahlbürger, d. h. Unterthanen von Fürsten, wollen wir in unsere Städte nicht aufnehmen; — sie verbleiben ihren Herren und dienen denen, wie es Recht ist! — Friedbrüchige aus unserm Bunde verfolgen wir schneller als die Fremden! Wir wollen uns fleißig vor unsern Feinden warnen; eine jede Stadt suche ferner, daß sie ihre Nachbarn für den Bund gewinne. Wem der Bund angeboten wird und er schließt sich nicht an, der wird friedlos an Leib und Gut. — Wir müffen allezeit mit Waffen und mit Kriegsleuten wohlversehen sein; auch sollen die Städte von Basel bis zur Mosel hundert, die aber, welche unterhalb von diesem Flusse liegen, fünfzig Wehrfchiffe und Armbrustfchützen bereit halten/ Wie wenig die Raubritter auf diese und ähnliche Worte des Bundes achteten, zeigt folgender Vorfall: Vier vornehme und angesehene Bürger von Mainz ritten im Herbste 1255 zum fünften Städtetage nach Straßburg. Unterwegs wurden sie von dem Ritter ©mich v. Seiningen überfallen und gefangen nach Burg Landseck geführt. Auf die Kunde von solchem Frevel rüstete sich der Bund zur Bestrafung des Frevlers, der nun feine Gefangenen ohne Löfegeld schleunigst freigab. Der Bund aber empfing jetzt von König Wilhelm v. Holland einen Freiheitsbrief, dahin lautend, daß er jeden Friedensbrecher, der sich weigert, vor dem

8. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 167

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
167 Reien folgen die Trinkgelage mit lauter und übermütiger Fröhlichkeit." Aber auch der Winter hatte seine Freuden, die uns Nithard von Reuenthal schildern mag: „Winter," singt er. „deine Gewalt treibt uns hinweg, von der breitgeästeten Linde in die Stube, deine Winde fahren kalt daher; Lerche, laß dein Singen. Reif und Schnee haben dir die Fehde angekündigt, du mußt stille schweigen. Ich beklage den grünen Klee. Mai. ich will dir danken, der Winter bereitet mir Schmerz------------------ Kinder, macht euch bereit für den Schlitten, der auf dem Eise geht. Kalt ist der verhaßte Winter, er hat uns die wonniglichen Blumen genommen. Mancher grünenden Linde Wipfel steht nun grau, unbesungen ist der Wald. Das alles ist von des Reifes Ungnade gekommen. Könnt ihr sehen, wie er die Heide zugerichtet hat? Sie ist durch seine Schuld verwelkt und die Nachtigallen sind hinweggeflogen. Wohl bedürfte ich meiner weisen Freunde Rat. Sie mögen sagen, wo die Freunde sollen der Freuden pflegen. Megenwart hat eine weite Stube. Behagt es euch allen, so wollen wir uns dort am Festtag zum Tanze versammeln. Es ist seiner Tochter Wille, daß wir dorhin kommen: ihr sollt es alle einander sagen. Einen Tanz um den Tisch, den leitet Engelmar. Werdet einig, wer zu Kunigunden geht, sie sehnt sich immer nach dem Tanze. Vorwürfe würden uns gemacht werden, wenn man es ihr nicht sagte. Gisel, gehe zu Juten hin und lade sie zum Kommen ein, sage es zugleich auch Ellen, daß sie mitkomme, denn zwischen ihnen und mir besteht ein enger Bund. Vergiß mir, Kind, ja nicht die Hedwig, bitte sie, mit den andern zu kommen. Eine Sitte aber sollen die Mädchen lassen: sie sollen die Hüte nicht zu weit ins Gesicht setzen. Ich rate allen guten Frauen, welche hochgemuten Männern holden Sinn tragen, daß sie den Hut aus dem Gesichte rücken und weiter nach hinten binden und so den Nacken schützen. Beim Tanze griff Eppe zum Dreschflegel, Adelber zur Pflugräute (der Stab, womit das Pflugbrett von der Erde gesäubert wird). Dies geschah alles um ein Ei. das Ruprecht fand; ich glaube, der Teufel gab es ihm. Damit drohte er Eppen zu werfen. Eppe ward zornig, in übler Laune rief er: ,Trutz*. Da warf's ihm Ruprecht an die Glatze, daß es herniederfloß. Friedlieb wollte Gotelinden zum Tanze auffordern. Dasselbe hatte Engelmar im Sinn. Verdrießt's euch nicht, so erzähl' ich euch das Ende. Eberhard der Meier mußte sich ins Mittel legen und zwischen den beiden den Frieden herstellen. Sonst

9. Geschichts-Bilder - S. 135

1878 - Langensalza : Greßler
135 seiner Fülle Weisheit und Reichthum den Sterblichen, und den edel gefallenen Helden in Walhalla's Hainen den Lohn ihrer Tapferkeit. Seine Gemahlin war Freya, die von Lichtglanz umflossene Beglückerin der Menschen. Thor, Odin's Sohn, hatte Donner, Blitz, Wind und Wetter in seiner Gewalt, und Hertha, das Sinnbild fruchtbarer Erde, war die liebende, nährende und pflegende Mutter der Menschen. Außer diesen gab es noch eine Menge anderer, höherer und niederer Götter, auch Zwischenmächte, als Elfen, Nixen, Kobolde, Riesen, Zwerge u. s. w. Die Deutschen verehrten ihre Götter, denen man viele, nicht selten freilich mit Menschenopfern verbundene Feste feierte, nicht in Tempeln, sondern in heiligen Eichenhainen, aus über das Irdische scheinbar erhabenen Bergen und Felsen, auch wohl an heiligen Quellen und an den Gräbern der Verstorbenen. Sie glaubten an ein ewiges Leben nach dem Tode in Walhalla, wo die trefflichen Helden in Gemeinschaft mit den Göttern, angethan mit ihrem Waffenschmuck, Bier aus großen Hörnern oder aus den Hirnschalen erschlagener Feinde trinken, sich auf ihren Streitrossen an Kampfspielen erfreuen und sich durch das Andenken wohlbestandener Kämpfe beseligt fühlen würden. Die Priester, Druiden, wurden, als die Diener der Götter, hoch geachtet und waren im Besitz von mancherlei Kenntnissen, auch der sogenannten Runenschrift. Als die Lehrer, die Weisen, Aerzte des Volkes belehrten sie ihre Schüler über den Lauf der Gestirne, über die Größe der Welt und über die Natur der Götter, Menschen und aller Dinge. Hauptsächlich suchten sie den Glauben an die Unsterblichkeit der Seelen zu befestigen, um dadurch die Todesfurcht zu vermindern und die Tapferkeit zu befördern. Sie waren auch wohl zugleich die Dichter und Sänger des Volks, Barden genannt, die das Heldenthum und die Gottheit in kräftigen Liedern feierten, welche dann vom Volke bei fröhlichen Gelagen, vor der Schlacht u. f. w. gesungen wurden. In sehr hohem Ansehen standen die Priesterinnen, Seherinnen, Alrunen, welchen man besonders die Gabe der Weissagung zuschrieb, und die fast göttlich verehrt wurden. Die deutschen Völkervercine.*) Das alte Deutschland dehnte sich über den dritten Theil von ganz Europa aus; fast das ganze neuere Deutschland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Liefland, Preußen und der größere Theil von Polen waren von den verschiedenen Stämmen eines großen Volkes bewohnt, deren Aeußeres, Sitten und Sprache auf einen gemeinsamen Ursprung deutete und eine *) Nach Vogel und A.

10. Das Deutsche Reich - S. 135

1901 - Langensalza : Beyer
8. Das rheinische Schiefergebirge. 135 standbild der Germania. Den Blick nach Westen gewendet, hält sie in ihrer hoch erhobenen Rechten die Kaiserkrone empor, die durch den siegreichen Krieg auferstanden ist. Damit soll angedeutet werden, daß diese Krone für alle Feinde und Neider unerreichbar ist. Mit der Linken hat sie das lorbeer- umwundene bloße Schwert. umfaßt, auf das sie sich stützt, das sie aber jederzeit zur Verteidigung der hoch empor gehaltenen Krone zu ziehen be- reit ist. Die Stirn ist mit dem Eichenkranze geziert. Die Brust der Ger- mania wird bedeckt von einem Panzer, der mit dem Reichsadler geschmückt ist. Über die Schultern herab hängt ein schwerer Mantel. Der Sockel unter dem Staudbild trägt die Inschrift: „Zum Andenken an die einmütige und siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches 1870—1871." Die Seitenflächen sind mit den Namen der Schlachten bedeckt. Auf der Rückseite dagegen befindet sich die In- schrift „Frankfurter Friede am 10. Mai 1871." Darunter steht: „Vollendet 1883" und weiter unten „Urheber und Bildner Johannes Schilling, Er- bauer Karl Weißbach aus Dresden." Die Vorderseite des uuteren Sockels trägt ein großes Reliefbild. In der Mitte befindet sich die erhabene Ge- stalt Kaiser Wilhelms I., umgeben von deutschen Fürsten, die im Jahre 1870 regierten. Darüber befindet sich die Bnndessahne mit 25 Fahnen deutscher Städte. Nach beiden Seiten hin schließen sich an die Fürstengruppe die deutscheu Staatsmänner und die großen Heerführer, weiterhin aber Krieger- scharen. Unter diesem Relief sind die Strophen der „Wacht am Rhein" eingegraben; über dem Bilde thront ein mächtiger Adler, der aus seiner Brust den Reichsadler trägt. Auch an den Seitenslächen des unteren Sockels sind derartige Reliefbilder angebracht. Das eine derselben stellt den Ab- schied der ausziehenden Krieger dar. (Der Sohn nimmt Abschied von den Eltern, der Bräutigam von der Braut, der Vater von der Gattin und den Kindern) und das andere dagegen den Empfang der heimkehrenden Krieger. (In der Mitte ein Landwehrmann nmringt von der Gattin und den Kindern, links Infanteristen, Husaren, Kürassiere und Ulanen mit bekränzten Helmen, rechts Männer, Franen und Jungfrauen, die Hände erhebend und Lorbeer- und Eichenkränze schwingend.) Unter dem Relief auf der Vorderseite des Sockels erblicken wir noch die Gestalt des Vater Rhein, der der gegenüber sitzenden Mosel das Wächterhorn reicht. Den Sockel flankieren rechts und links zwei kleinere Ecksockel, auf denen sich die Gestalten des Krieges und des Friedens erheben. Der Kriegsengel hat die Kriegstrompete an die Lippen gesetzt und steht im Begriff, sie zum schmetternden Schlachtrufe er- tönen zu lassen, und in seiner Rechten hält er das entblößte Schwert. Der Friedensengel dagegen hält in seiner Rechten den Friedenszweig, während er in seiner Linken ein Füllhorn trägt, das die Segnungen des Friedens enthält, mit denen er unser Vaterland beglücken will. Zusammenfassung: Der Rheingau, Deutschlands Wein- gart en. a) Der Rheinstrom im Rheingau. b) Die Rheinberge im Rheingau. c) Die Rheinorte im Rheingau. d) Das Denkmal im Rheingau.
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