Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 55

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 30. 31. 32. Hauswirtschaft. 55 „Ei, ei, Marie, wie du so thöricht bist! Weißt du deun nicht, daß Gott unsterblich ist, Daß er, erhaben über Raum und Zeit, Regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit?" „Wie", sprach die Frau, „so glaubst du, lieber Mann, Daß Gott im Himmel niemals sterben kann, Daß er derselbe bleibe fort und fort, Und wählest ihn doch nicht zu deinem Hort Und setzest deine Hoffnung nicht auf ihn, Des Hilfe stets zu rechter Zeit erschien?" Da fiel's wie Schuppen von des Mannes Geist: „Ja, Gott ist treu, er hält, was er verheißt! Dank, liebes Weib, du wecktest mein Vertraun, Auf Gottes Hilfe will ich freudig baun, Und zag' ich jemals wieder in der Not, Dann frag' ich nur: Ist denn der Herrgott tot?" Julius Sturm. 31. Wenn du noch eine Mutter hast. 1. Ä^enu du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden! Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen, Daß sie dereinst ihr müdes Haupt im Frieden kann zur Ruhe legen. 2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen; Sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen. Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren, Und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren. 3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden; Sie faltete die Hände dein und lehrte dich zun: Vater beten. Sie lenkte deinen Kindessiun, sie wachte über deiner Jugend; Der Mutter baute es allein, wenn du noch gehst den Pfad der Tugend. 4. Wie oft hat nicht die zarte Hand auf deinem lock'gen Haupt gelegen! Wie oft hat nicht ihr frommes Herz für dich gefleht um Gottes Segen! Und hattest du die Lieb' verkannt, gelohnt mit Undank ihre Treue, Die Mutter hat dir stets verziehn, mit Liebe dich umfaßt aufs neue. 5. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken, So kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken. Ein Muttergrab, ein heilig Grab, für dich die ew'ge, heil'ge Stelle! O wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle! W. Kaulisch. 32. I)er Mutter letztes Vermächtnis. Drei Jahre war Martha Beschliesserin bei einer vornehmen Dame gewesen. Die treue Dienerin hatte eine gütige Herrin und wünschte

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 57

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 32. Hauswirtschaft. 57 ward ihr doch so wunderlich zu Mute, als sie überall die ordnende, sorgende Mutterhand erkannte! Im letzten und grössten Fache fand sie die Schnittmuster mit dem Notizbuche, in welchem allerlei Einträge ge- macht waren, und einen Brief, der ihre Adresse trug. Hastig und zitternd öffnete sie ihn. — Der letzte Brief der Mutter! Mein liebes Kind! Hier auf Erden werde ich Dich nicht mehr sehen; ich weihe Dir den letzten Scheidegruss mit meinem letzten Geschenke; es ist dieser Tisch, den mir dereinst in glücklichen Tagen Dein Vater selbst gezimmert hat. Als frohe Braut nähte ich jedes Stück meiner Aussteuer an diesem Tische. Er ist bei mir alt geworden und könnte Dir manches Stück Familiengeschichte erzählen. Wie schwanden hier die Stunden so rasch dahin! Wie traulich weilte es sich hier, wenn Sturm Und Regen ans Fenster klopften! Wie oft sass ich spät abends noch beim Lampenscheine am Nähtische ! Müde von der Tagesarbeit, hielt mich nur die Liebe zu den Meinen wach. Hier fertigte ich Dein erstes Kleidchen, in dem Du zur hl. Taufe getragen wurdest; hier entstand auch Dein Konfirmationskleid. Der Nähtisch war euch Kindern stets ehrwürdig erschienen, hatte er doch alljährlich die Weihnachtsgeschenke, an denen die Mutter im Auf- träge des Christkindes arbeiten musste, im Verschluss. Wie oft bist Du auf dem Fenstersims dicht am Nähtische gesessen und hast den Geschichten gelauscht*-, die ich Dir erzählte, während ich arbeitete. Auch bittere Stunden habe ich am Nähtisch verlebt; die Trauerkleider fertigte ich hier, in denen ich meine lieben Eltern und Dein Brüderchen zu Grabe ge- leitete, und viele Thränen habe ich dabei vergossen. Als Du in die Fremde zogst, da flogen von diesem Platze aus tausend sehnsüchtige Gedanken zu meinem Kinde in die Ferne, und Dein Bild, das ich über den Tisch hing, ward mir zur stäten Erinnerung an Dich. Nun gehe ich von hinnen und überlasse Dir das Hauswesen mit all den kleinen Sorgen und Pflichten. Nicht die geringste davon ist die Erhaltung der Kleider und Wäsche. Beachte jeden Riss und bessere den Schaden sofort aus, und wenn Dir die Arbeit schwer wird — es ist ja keine Arbeit, die einen in die Augen fallenden Erfolg aufweist —, so gedenke Deiner Mutter, die auch unzähligemal mit der Nadel hier aus- und einstach und dabei glücklich war, weil sie wusste, dass zum häuslichen Behagen Ordnung und Sauberkeit die ersten Bedingungen sind, und weil ihr deren Erfüllung innere Befriedigung und die Liebe, sowie den Dank der Ihrigen erwarb! Hier war der Brief abgebrochen; es fehlte der Schluss! Heisse Thränen tropften aus Marthas Augen. Sie fasste den festen Vorsatz, der Mutter,ähnlich zu werden: und als einige Wochen später das jüngste Schwesterchen zum Nähtisch geschlichen kam und der davor sitzenden Martha leise eine frische Bose auf die Arbeit fallen liess, als zwei Ärmchen sie umschlangen und der rosige Kindermund immer bat:

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 61

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 35. 36. Gesundheitspflege. 61 Gar viele ziehen sich durch übermäßigen Genuß geistiger Getränke die schwer- sten Krankheiten, ja selbst frühzeitigen Tod zu. Wie viel Gesundheit und auch wie viel Wohlstand geht im Vieltrinken unter! Ch. H. Käiberer. 36. Dom Atmen. ^yaft noch wichtiger als Essen und Trinken ist das Atmen. Ohne Nahrung kaun es der Mensch mehrere Tage aushalten, ohne Lust aber kaum fünf Minuten. Von der eingeatmeten Lust, die in der Hauptsache aus Stick- stoff und Sauerstoff besteht, geht in den Lungen zunächst der Sauerstoff in das hindnrchsließende Blut über, welches dadurch erfrischt und neu belebt wird; zugleich werden schädliche Stosse, die tödliche Kohlensäure und noch andere viel giftigere Stoffe, die sich im Körper gebildet haben, ausgeschieden und ausgeatmet, wodurch das Blut gereinigt wird. Beim Atmen ver- zehren wir also fortwährend den belebenden Sauerstoff und geben gesundheits- schädliche Stoffe von uns, was überdies auch noch durch die Hautans- düustung geschieht; wir verderben und verunreinigen somit ununterbrochen die Luft um uns her. Daher muß unsere Sorge stets daraus gerichtet sein, daß wir möglichst reine, sauerstoffreiche Luft zum Einatnien haben. Dazu ist vor allem nötig, daß wir soviel als möglich hinauskommen in die frische Luft, besonders in die freie, schöne Natur, wo die Luft am reinsten ist. Halten wir uns aber in unsern Wohnungen und andern geschlossenen Räumen auf, so muß die Luft darin mehr und mehr untauglich fürs Atmen werden. Es ist deshalb durchaus notwendig, daß wir für hinreichende Lust- erneuerung sorgen, indem wir durch Offnen von Thüren und Fenstern, womöglich von der freieren, sonnigen Seite aus, der schlechten Luft Abzug, der frischen Luft dagegen Zugang verschaffen. Je enger der Raum ist, der uns zum Aufenthalt dienen muß, desto notwendiger ist eine ausgiebige Lüftung. Unterlassen wir dies, so atmen wir immer die von uns selbst oder von andern schon einmal verbrauchte Luft ein, und wir vergiften uns somit gegenseitig. Aus den Wohnräumen entferne man auch alles, was durch üble Ausdünstung die Luft verunreinigt. Durch Räuchern wird die Luft im Zimmer nicht ver- bessert, wie man bisweilen meint, sondern nur der üble Geruch etwas ver- deckt. Auch im Winter müssen die Fenster geöffnet werden, und es ist ganz verkehrt, wenn man, um Brennmaterial zu ersparen, die gehörige Durchlüftung der Wohnung unterläßt; denn frische Luft ist leichter zu erwärmen als die eingeschlossene, von Ausdünstung erfüllte dumpfe Luft. Wir müssen ferner stets besorgt sein, daß wir möglichst staubfreie Luft einatmen; denn der Staub besteht aus den verschiedenartigsten, für die Lungen immerhin schädlichen Stoffen. Suchen wir daher überall, besonders aucp in den Schulzimmern, soviel als möglich den Staub zu verhüten, in-

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 62

1897 - Stuttgart : Bonz
62 Gesundheitspflege. No. 36. dem wir uns der größten Reinlichkeit befleißigen. Sehr zu mißbilligen ist es in dieser Beziehung, wenn die Damen in der Stadt, wo die Luft ohnehin schon staubig genug ist, mit ihren langen Kleidern auf den Straßen noch weiteren Staub aufwirbeln, den sie selbst und andere dann einatmen müssen. Reine, frische Lust brauchen wir aber in unserer Wohnung nicht bloß den Tag über, sondern noch viel mehr bei Nacht wahrend des Schlafes. Daher sollte man nur bei offenem Fenster schlafen, namentlich wenn mehrere Personen dieselbe Schlafstube benützen. Es genügt nicht, die Fenster blos morgens nach dem Aufstehen oder den Tag über offen zu halten. Die Nachtlust ist durchaus nicht schädlich, wie viele meinen, sie ist im Gegenteil reiner als die Tagesluft, besonders in größeren Städten. Man entschuldige sich im Winter nicht daniit, daß man ja im kalten Zimmer schlafe und somit kein Fenster zu öffnen brauche. Die Luft ist im kalten Schlafzimmer keineswegs besser als im leicht geheizten; denn in diesem geht die Lufterneuerung oder der Austausch zwischen Innen- und Anßenluft um so besser vor sich, je größer der Temperaturunterschied zwischen dieser und jener ist. Noch mehr als für den Gesunden ist reine Luft für den Kranken notwendig; daher sind jetzt in manchen Heilanstalten sogenannte Luft- hütten an sonnigen Stellen, gewöhnlich in der Nähe des Waldes oder unter Bäumen, errichtet, in welchen für reichlichen Luftzutritt gesorgt ist, und die den Kranken hauptsächlich zum Schlafen dienen. Denn frische, reine Luft ist die allerbeste Arznei. Zur Pflege unserer Gesundheit ist aber nicht bloß erforderlich, daß wir allezeit für gute Atmungsluft sorgen, sondern wir müssen auch darauf bedacht sein, richtig zu atmen. Vor allem atme man nicht durch den Mund, sondern bei geschlossenem Mund nur durch die Nase. „Geschlossener Mund erhält gesund." Beim Atmen durch die Nase gelangt erstlich die Luft nicht unmittelbar in die Luft- röhre und die Lungen, und daher wird in der rauhen Jahreszeit die kalte Luft im Innern der Nase, in deren Ausbuchtungen und Seitenhöhlen, erst „vor- gewärmt", wodurch mancher Katarrh u. drgl. verhütet wird. Sodann wird über auch die durch allerlei Staub verunreinigte Luft im Innern der Nase gereinigt, gleichsam filtriert. Atmet man aber durch den Mund, so kommt die Luft, wie sie ist, auch die kalte Luft, unmittelbar in die innern Atmungs- organe, und es können so leicht Halskrankheiten entstehen, besonders wenn der Kehlkopf vorher durch viel Sprechen und Singen erhitzt ist; überdies schadet die eingeatmete kalte Luft auch den Zähnen, an welchen sie direkt vorüberstreicht. Damit die Aufnahme des Sauerstoffs der Luft und die Ausscheidung der Giftstoffe unseres Körpers genügend vor sich geht, ist kräftiges Atmen notwendig, welches vor allem durch eine weite, kräftig gebaute Brust, in der

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 70

1897 - Stuttgart : Bonz
70 Volkswirtschaft. No. 43„ Leute Geldbeutel. Behalte deshalb geliehenes Geld nicht eine Stunde über die festgesetzte Zeit, wenn du willst, dass dir die Börse deines Freundes nicht für immer verschlossen bleiben soll. Wer pünktlich bezahlt, beweist, dass er an seine Schulden denkt. Dies giebt dir das Ansehen eines nachdenkenden und rechtschaffenen Mannes, und auch das vermehrt deinen Kredit. Hüte dich, alles, was du besitzest, als dein Eigentum zu betrachten und darnach deinen Aufwand zu machen! In diesen Irrtum geraten viele Leute, die Kredit haben. Dies zu verhüten, führe genau Buch über deine Einnahmen und Ausgaben. Schreibe alle Kleinigkeiten auf, und du wirst dich bald überzeugen, wie ganz unbeträchtliche Ausgaben durch die Länge der Zeit zu wundersamen Summen anlaufen. Du wirst sehen, was seither gespart werden konnte, und wo künftig ohne grosse Unbe- quemlichkeit gespart werden kann. Kurz, der Weg zum Wohlstand ist, wenn du nur willst, so eben als der Weg zum Markte. Er hängt meistens von zwei Wörtchen ab: Thätigkeit und Sparsamkeit. Ein Mensch, der nicht zu sparen versteht, wird ohne einen Pfennig Ver- mögen sterben, nachdem er sein ganzes Leben lang seine Nase auf die Arbeit geheftet hatte. Eine fette Küche macht ein mageres Testament. Seide, Samt und Atlas rauben der Familie das Brot und löschen das Feuer in der Küche aus. Leckereien, führen zum Bettelstab. Die Steuern betrachten viele als eine grosse Last; allein wenn wir sonst keine Abgaben als die an die Obrigkeit zu bezahlen hätten, so könnten wir leicht damit fertig werden. Wir haben aber noch viele andere, die uns weit schwerer fallen. Unsere Faulheit z. B. nimmt uns zweimal mehr ab als die Obrigkeit, unsere Eitelkeit dreimal und unsere Thorheit viermal mehr, und diese Steuer kann uns keine Steuerbehörde und kein Land- tagsabgeordneter abnehmen. Hütet euch vor kleinen Ausgaben! Ein kleines Leck vernichtet ein grosses Schiff. Wer kauft, was er nicht braucht, der muss bald verkaufen, was er braucht. Der Stolz früh- stückt mit dem Überfluss, hält Mittag mit der Armut und isst zu Abend mit der Verachtung. Die Armut raubt dem Menschen die Betriebsam- keit; denn ein leerer Sack kann nicht wohl aufrecht stehen. Spart für die Zeit des Alters und der Not, so lange ihr könnt; die Sonne des Morgens dauert nicht den ganzen Tag. Wer jedoch alles erwirbt, was er mit Ehren erwerben kann, und, notwendige Ausgaben abgerechnet, alles erhält, was er erwirbt, der wird sicherlich zum Wohl- stand kommen, wenn anders jenes Wesen, das die Welt regiert, und von dem jeder Mensch Segen zu seinem ehrlichen Fleiss erflehen sollte, seiner weisen Vorsehung nach es nicht anders beschlossen hat.

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 72

1897 - Stuttgart : Bonz
72 Volkswirtschaft. No. 44. 45. langer Zeit verkauft werden. Der Arbeiter kann aber so lange nicht zuwarten. Er muß also die gefertigte Arbeit dem Unternehmer allein überlassen, der damit auch das alleinige Wagnis für den Absatz über- nimmt. Der Arbeiter begnügt sich mit einer Abfindung, die ihm nach gegenseitigem Übereinkommen in der Form des Lohnes gewährt wird. Abgesehen von der Verzinsung des Betriebskapitals muß der Unter- nehmer auch einen Gewinnanteil für seine Arbeit in Anspruch nehmen. Gestaltet sich der Absatz der Ware günstig, so wird auf den Unter- nehmer allerdings ein verhältnismäßig großer Gewinnanteil entfallen, und es erscheint in diesem Fall der Arbeiter im Nachteil. Wenn je- doch der Absatz ein ungünstiger ist, so muß der Unternehmer auch allein den Verlust tragen; denn der Arbeiter hat seinen Gewinnanteil schon zum voraus empfangen. Es halten sich also für beide Teile Vor- und Nachteile die Wage. Volkswirtschaftslehre für jedermann. 45. Das Gewerbe in früheren Zeiten. Äei den alten Germanen gab es leinen besonderen Handwerkerstand. Ihre Hauptbeschäftigungen waren Jagd, Viehzucht und Ackerbau. Die un- entbehrlichsten Bedürfnisse, Wohnung, Kleidung, Haus- und Feldgeräte, Waffen und Werkzeuge, wurden ursprünglich von hörigen Knechten oder von denen, die dieser Gegenstände bedurften, hergestellt. Es kam wohl auch vor, daß ein armer Freier, der keinen Knecht hatte, Zimmermann, Schmied, Schreiner, Weber, Gerber, Schuster, Schneider u. a. in einer Person war. Zu Anfang des Mittelalters fertigte man hauptsächlich in den Klöstern feinere Handarbeiten. Verschiedene Gewerbe wurden teils innerhalb teils außerhalb der Klostermauern in den Laienwohnnngen ausgeübt. In mehrere Stuben verteilt gab es hier Schuhmacher, Schneider, Sattler, Schlosser, Gold- und Waffenschmiede, Seifensieder, sowie viele Personen, welche in der Küche, der Bäckerei und Brauerei, in der Mühle, in Stall und Garten beschäftigt waren. Einen nicht geringen Anteil hatten auch die Frauen an der Her- stellung von Gebrauchsgegenstünden. Der Flachs und die Wolle wurde von ihnen oder unter ihrer Aufsicht gesponnen und gewoben, die Kleidung für die Familienglieder gefertigt, das Bier, der Essig, die Lichter, das Brot, die Seife u. a. durch sie erzeugt. Erst als die Städte gegründet wurden und freie Männer sich gewöhnten, einzelne Gewerbe zu ihrem Lebensberufe zu machen, konnte das Handwerk sich entwickeln. Als sodann im Mittelalter die vornehmen Geschlechter (Patrizier) mit Willkür und Strenge herrschten, sahen sich die Handwerker genötigt, zum Schutz ihres Standes, ihrer Rechte und Freiheiten zu Zünften sich zusammenzuschließen, und mit der Zeit gelang

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 105

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 62. 63. Landwirtschaft und Gewerbe. 105 Die Tiefe der Ackerkrume kann man leicht durch das Einstoßen mit einem Stock bestimmen, und die Beschasfenheit des Untergrunds erkennt man an den Maulwurfshaufen. Diese zuerst in die Sinne fallenden Kennzeichen geben ein ungefähres Bild von der Beschaffenheit des Bodens. Um dieselbe aber genauer kennen zu lernen, muß man die Schlamm-Methode und die chemische Untersuchnng (Analyse) in Anwendung bringen. Nach Albrecht Thaer. 63. Die Verbesserung des Dodens. a. Melioration. X-’er Landwirt kann auf mancherlei Weise seinen Boden verbessern und selbst einen geringen, wertlosen ertragreich machen. Solche Grundverbesse- rungen, wenn sie zweckmäßig ausgeführt werden, sind bleibenden Kapital- anlagen gleich zu erachten; aber sie erfordern in den meisten Füllen auch an- sehnliche Opfer, und ein verständiger Mann wird genau berechnen, ob sich das verwendete Kapital an Barauslagen, Arbeit und Material durch die er- zielten Erfolge gehörig verzinsen und nach und nach wieder heimzahlen werde. Auch darf nicht vergessen werden, daß beinahe alle Bodenverbesserungen nur dann wohlthätig und nachhaltig wirken, wenn sie Hand in Hand mit einer stütigen Düngung gehen. Ohne diese sind sie nur neue Mittel, den Boden zu berauben und zu entkräften. Als die wichtigsten Grundverbesserungen sind anzusehen: Erdmischungen, Ebnen, Motten und Entwässern des Bodens. 1. Die Erd Mischungen erfordern, wenn sie in beträchtlicherem Um- fange ausgeführt werden sollen, sehr viel Arbeit, sind in der Regel nur da zulässig, wo die Erdart, mit welcher ein Boden überführt werden will, be- quem in der Nähe zu haben ist, und werden am besten zur Winterszeit vor- genommen. Sie wirken sehr nachhaltig, oft bleibend für alle Zeiten, beson- ders wenn hinlängliche Düngung mit der Erdmischung Hand in Hand geht. Die Wirkung des Übermergelns z. B. schlügt man auf 10—12 Jahre an. 2. Das Ebnen der Grundstücke kann in vielfach durchschnittenem Boden oft mit großem Vorteil ausgeführt werden, indem man erhöhte Stellen abträgt und zur Ausfüllung vertiefter verwendet. Letztere sind nicht selten naß und werden so trocken gelegt, und die Bearbeitung des Grundstückes wird überhaupt erleichtert. 3. Das Motten oder Rasenbrennen ist nur vorteilhaft auf feuchten oder soeben trockengelegten Bodenstücken, welche eine schlechte Grasnarbe haben, also auf stark mit Moos, Heidekraut, Farnen, Binsen und sauren Gräsern bewachsenem und verfilztem Thonboden. Es wird in Württemberg haupt- sächlich in Oberschwaben und im Schwarzwald angewendet.

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 179

1897 - Stuttgart : Bonz
Dio. 94. Landwirtschaft und Gewerbe. 179 94. Dom Lichte des Kienspans dis zum Lichte der Elektrizität. Ísííe Schichten der Bevölkerung — die Handwerker und Künstler in ihrer Werkstatt, die Gelehrten in ihrem Arbeitszimmer, die Kaufleute in ihren Läden und Lagern, selbst die Landwirte in ihrer Häuslichkeit —, sie alle brauchen zu ihren Beschäftigungen, besonders im Winter, mehr Licht, als ihnen die Sonne bietet. Auch für lernende Schüler reichen die Stunden des hellen Tages nicht immer ans, um gestellte Hausaufgaben zu rechter Zeit fertig zu bringen. Da nehmen wir denn unsere Lampen zur Hand oder zünden in Röhren aufgespeicherte brennbare Luft an, und — ein künstlicher Tag ist geschaffen! Es haben schon seit Jahrtausenden die Menschen die Finsternis zu bannen und die Nächte abzukürzen verstanden. Seit undenklichen Jahren waren zwei Dinge, der harzige Kien span mit seinem armseligen und dürftigen Lichte und die rußige Ol- und Thranlampe, die fast ausschließlichen Beleuchtnngsmittel innerhalb geschlossener Räume. Fast möchte man fragen, wie es möglich war, mit ihnen so lange auszu- kommen! Es würde höchst beschämend für den Kienspan sein, wollte man ihn zum Vergleich neben die künstlich strahlenden Sonnen unserer Zeit stellen. Aus Dankbarkeit für seine der Menschheit so lange erwiesenen Dienste wollen wir ihm aber so etwas nicht anthun. Ebenso treu, und vielleicht noch länger als jener, hat auch die Lampe als unentbehrliches Gerät den Hauöhaltnngen gedient, und diejenigen Lampen, welche aus den Ruinen von Pompeji gegraben wurden, unterscheiden sich von denen, die man zu Anfang unseres Jahrhunderts — also fast 1800 Jahre nach- her — benützte, nur dadurch, daß sie etwas geschmackvollere Formen haben. Erst in den letzten Jahrzehnten sind die Lampen durch gründliche Umgestal- tungen wesentlich verbessert worden. Von allen aber hat in den heutigen Tagen eine, die Petroleumlampe, den Vorzug erlangt. Sie spendet uns, getränkt mit ans der Erde quellendem Ol, ein schönes, Helles Licht, kann aber in der Hand eines unverständigen und unvorsichtigen Menschen viel Elend und großen Schaden anrichten. Während in der Vorzeit die Beleuchtung der Zimmer fast immer dieselbe blieb, machte die Straßenbeleuchtung in größern Städten wesentliche Fort- schritte. Ursprünglich dienten mit Pech gefüllte Gefässe und Pechfackeln zur Erhellung der Nacht und der Wege. Im alten Babylon gab es eine den Größenverhältnissen dieser Stadt entsprechende Beleuchtung, die durch große, mit Fett gefüllte Gefässe und darin angebrachte starke Dochte bewerkstelligt wurde. Alle Hauptstädte des großen Römerreichs hatten bereits Straßenlicht. Die Deutschen haben diese Annehmlichkeit lange entbehrt; wer in sinstrer Nacht ans die Straße ging, war genötigt, die Laterne mitzunehmen. End-

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 183

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 94. 95. Landwirtschaft und Gewerbe. 183 des Widerstandes, welchen sie dem Durchgänge des elektrischen Stromes ent- gegensetzt, zum Glichen. Edison behauptet, daß eine solche Faser 800 Stunden zum Leuchten benützt werden könne. Da die vom Hanptleitnngsdrahte abge- zweigten übersponnenen Nebenleitungsdrähte bewegbar sind, so kann z. B. in Fabriken der Arbeiter die Lampen ohne Gefahr in die Hand nehmen, ihnen alle möglichen Stellungen geben, kurz gesagt, sie recht bequem handhaben. Das elektrische Licht hat eine ungeahnte Verbreitung erhalten und selbst seinen Weg in kleinere Orte gefunden. Neuerdings ist man sogar der Mei- nung, daß seine Einführung auch in einzeln gelegenen Landhäusern möglich ist; und wird, was nicht zu bezweifeln ist, über kurz oder lang der elektrische Strom zu billigem Preise geliefert werden können, dann dürfte demselben auch in der Küche eine große Zukunft bevorstehen. Es wird die Zeit kommen, wo Hausfrauen und Köchinnen mit elektrischer Wärme kochen, schmoren und braten werden. Man hat bereits erprobt, daß 1 Liter Wasser durch eine Wärme, welche 4 Glühlichtlampen erzeugen, in 5 Minuten zum Kochen ge- bracht werden kann; 4 solche Lampen kosten aber pro Stunde etwa 8'h Pfennig; auf 5 Minuten kommt also nicht einmal 1 Pfennig. Demnach kocht die Elektrizität fast umsonst. Wie bequem, wie reinlich und gefahrlos ist eine solche Einrichtung für unsere Haushaltungen und Küchen! In der Stutt- garter elektrotechnischen Ausstellung vom Jahre 1896 waren in der That auch verschiedene, sich bewährende elektrische Koch- und Backeinrichtungen ansgestellt. Aber noch einen weitern Fortschritt hat die Elektrizität gebracht. Wird der von einer dynamo-elektrischen Maschine erzeugte Strom in eine zweite gleichgebaute, ruhende Maschine geleitet, so fängt der obenbeschriebene Eisen- cylinder von selbst an, sich um seine Achse zu drehen. Es ist also auf diese Weise möglich geworden, Kräfte an beliebige Orte elektrisch zu übertragen. Teilweise nach E. Merker. 95. Was wir der Warme verdanken. groß auch das Geschenk sein mag, welches die Natur uns im Lichte spendet, so scheint doch das Geschenk der Wärme für uns noch viel größer und wichtiger zu sein. Aus dieser (Quelle fließt eine unabsehbare Menge von wohlthaten, die unser Dasein erst möglich machen, da ohne sie das Leben und Bestehen aller organischen Wesen in Frage gestellt sein würde. Die Wärme ist eine Großmacht aus dem Gebiete der Arbeit, Sie mahlt mittelst des Dampfes das Mehl zu dem Brote, das wir essen; ste spinnt die wolle zu unsern Rleidern; sie bereitet unsere Gerichte in der Rüche, wie sie die Früchte in unsern Gärten zur Reise bringt. Sie treibt die Drehbänke in den Maschinenwerkstätten, die Schnellpressen

10. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 195

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 100. Landwirtschaft und Gewerbe. 195 statten, deren Erzeugnisse immer mehr mit den deutschen in Wettbewerb traten. So kam für den deutschen Handwerkerstand eine schwere Zeit, -die durch das Unheil des dreißigjährigen Krieges noch gesteigert wurde. Da durch denselben die Macht des Kaisers gebrochen war, vermaß sich jeder noch so kleine Fürst, sein Land mit fast unübersteiglichen Zoll- schranken zu umschließen; hiedurch wurde dem Handel das Leben unter- bunden, und so mußten auch die Gewerbe erlahmen, die ohne Handel nicht bestehen können. Aber auch die innere geistige Regsamkeit, das Streben, das Alte durch Neues zu verbessern, erschlaffte. Zufolge dessen kam über die damals bestehenden Zünfte ein engherziger, kleinlicher Geist, der unter dem Namen des „Spießbürgertums" sprichwörtlich geworden ist. Diesem unseligen Zustande hat erst die französische Re- volution ein Ende geinacht. Der Handwerkerstand hat die Erschütterung, die in Verbindung mit einem 25jährigen Kriege Millionen von Menschen das Leben gekostet, Tausenden von Familien Hab und Gut entrissen hat, bis in die niedrigsten Werkstätten gefühlt; doch hatte dieselbe auch viele wohlthätige Folgen. Zunächst kam die vollständige Gleichbe- rechtigung des gesamten Handwerkerstandes mit allen andern Gliedern des Staates. Durch diese Freiheit, durch das gleiche Recht und die gleiche Ehre entfaltete derselbe jetzt eine erfreuliche Thätig- keit, einen zielbewußten Ersindungs- und Unternehmungsgeist. Jetzt singen auch die Verwaltungen der Staaten an, Handel, Gewerbe und Industrie durch Fürsorge aller Art zu unterstützen. Dazu trat noch die Verbindung der Kunst und Wissenschaft mit dem Gewerbe: Mathematik und Physik, Thenüe und Mineralogie, Volks- und Länder- kunde, Landwirtschaft und selbst die Kunst vereinigten sich, um die Er- zeugung und Bearbeitung menschlicher Bedürfnisse zu möglichster Voll- kommenheit zu bringen. Bisher hatten fast sämtliche Gewerbe alles mit mühseliger Hände- arbeit erzeugen müssen, und die meisten Werkzeuge, welche ihnen bei ihren Arbeiten zu Gebote standen, waren unvollkommen. Nun aber verwendete man die Kraft des Dampfes. Zugleich hatte sich auch die technische Mechanik dieser Riesenkraft bemächtigt. Sie erfand dazu eine Menge Maschinen, die durch jene Kraft getrieben wurden und Dinge hervorbrachten, welche sonst nur durch Menschenhände herge- stellt werden konnten. Das Fabrikmaschinenwesen, das dadurch hervorgerufen wurde, hat eine vollständige Umgestaltung des Handwerks herbeigeführt. Aus dem Kleingewerbe wuchs das Großgewerbe hervor. Neben die Werk- statt des Handwerkers trat die Fabrik und das Magazin des Groß-
   bis 10 von 40 weiter»  »»
40 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 40 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 0
3 0
4 1
5 24
6 0
7 2
8 1
9 1
10 3
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 5
17 0
18 0
19 13
20 0
21 0
22 1
23 0
24 1
25 0
26 1
27 0
28 0
29 2
30 0
31 0
32 0
33 11
34 0
35 0
36 0
37 10
38 3
39 15
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 11
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 2
4 5
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 2
12 3
13 1
14 0
15 0
16 5
17 8
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 1
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 3
37 0
38 0
39 9
40 5
41 2
42 16
43 0
44 0
45 7
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 0
66 0
67 0
68 3
69 3
70 1
71 4
72 8
73 2
74 0
75 2
76 3
77 5
78 0
79 1
80 0
81 1
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 12
88 0
89 0
90 0
91 12
92 23
93 0
94 12
95 1
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 28
2 4
3 17
4 0
5 43
6 9
7 14
8 0
9 4
10 1
11 6
12 20
13 19
14 0
15 0
16 0
17 2
18 0
19 8
20 0
21 2
22 0
23 0
24 29
25 7
26 0
27 0
28 33
29 4
30 0
31 0
32 7
33 45
34 10
35 10
36 1
37 0
38 0
39 40
40 5
41 0
42 5
43 40
44 1
45 0
46 22
47 3
48 1
49 1
50 10
51 22
52 74
53 0
54 3
55 1
56 1
57 0
58 12
59 26
60 3
61 16
62 12
63 0
64 6
65 10
66 0
67 10
68 0
69 0
70 16
71 9
72 0
73 0
74 1
75 16
76 1
77 0
78 11
79 0
80 0
81 74
82 0
83 8
84 7
85 0
86 7
87 0
88 0
89 7
90 1
91 6
92 0
93 1
94 1
95 11
96 0
97 2
98 4
99 9
100 42
101 4
102 13
103 2
104 3
105 3
106 10
107 14
108 0
109 5
110 10
111 12
112 0
113 10
114 31
115 0
116 6
117 3
118 0
119 4
120 0
121 7
122 3
123 6
124 90
125 18
126 4
127 11
128 0
129 10
130 0
131 25
132 0
133 40
134 0
135 0
136 26
137 12
138 0
139 3
140 4
141 6
142 7
143 8
144 0
145 5
146 0
147 3
148 0
149 0
150 0
151 16
152 29
153 0
154 35
155 7
156 8
157 4
158 0
159 7
160 0
161 2
162 0
163 0
164 2
165 9
166 11
167 1
168 17
169 6
170 0
171 1
172 5
173 10
174 2
175 50
176 2
177 9
178 0
179 6
180 1
181 0
182 7
183 69
184 2
185 1
186 0
187 4
188 12
189 0
190 0
191 0
192 1
193 0
194 1
195 3
196 21
197 2
198 1
199 5