Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 30. 31. 32.
Hauswirtschaft.
55
„Ei, ei, Marie, wie du so thöricht bist!
Weißt du deun nicht, daß Gott unsterblich ist,
Daß er, erhaben über Raum und Zeit,
Regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit?"
„Wie", sprach die Frau, „so glaubst du, lieber Mann,
Daß Gott im Himmel niemals sterben kann,
Daß er derselbe bleibe fort und fort,
Und wählest ihn doch nicht zu deinem Hort
Und setzest deine Hoffnung nicht auf ihn,
Des Hilfe stets zu rechter Zeit erschien?"
Da fiel's wie Schuppen von des Mannes Geist:
„Ja, Gott ist treu, er hält, was er verheißt!
Dank, liebes Weib, du wecktest mein Vertraun,
Auf Gottes Hilfe will ich freudig baun,
Und zag' ich jemals wieder in der Not,
Dann frag' ich nur: Ist denn der Herrgott tot?"
Julius Sturm.
31. Wenn du noch eine Mutter hast.
1. Ä^enu du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden!
Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden.
Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen,
Daß sie dereinst ihr müdes Haupt im Frieden kann zur Ruhe legen.
2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen;
Sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen.
Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren,
Und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren.
3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden;
Sie faltete die Hände dein und lehrte dich zun: Vater beten.
Sie lenkte deinen Kindessiun, sie wachte über deiner Jugend;
Der Mutter baute es allein, wenn du noch gehst den Pfad der Tugend.
4. Wie oft hat nicht die zarte Hand auf deinem lock'gen Haupt gelegen!
Wie oft hat nicht ihr frommes Herz für dich gefleht um Gottes Segen!
Und hattest du die Lieb' verkannt, gelohnt mit Undank ihre Treue,
Die Mutter hat dir stets verziehn, mit Liebe dich umfaßt aufs neue.
5. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken,
So kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken.
Ein Muttergrab, ein heilig Grab, für dich die ew'ge, heil'ge Stelle!
O wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle!
W. Kaulisch.
32. I)er Mutter letztes Vermächtnis.
Drei Jahre war Martha Beschliesserin bei einer vornehmen Dame
gewesen. Die treue Dienerin hatte eine gütige Herrin und wünschte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Marie Daß_Gott Gott Julius_Sturm Gott W._Kaulisch Martha_Beschliesserin
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 32.
Hauswirtschaft.
57
ward ihr doch so wunderlich zu Mute, als sie überall die ordnende,
sorgende Mutterhand erkannte! Im letzten und grössten Fache fand sie
die Schnittmuster mit dem Notizbuche, in welchem allerlei Einträge ge-
macht waren, und einen Brief, der ihre Adresse trug. Hastig und zitternd
öffnete sie ihn. — Der letzte Brief der Mutter!
Mein liebes Kind!
Hier auf Erden werde ich Dich nicht mehr sehen; ich weihe Dir den
letzten Scheidegruss mit meinem letzten Geschenke; es ist dieser Tisch, den
mir dereinst in glücklichen Tagen Dein Vater selbst gezimmert hat. Als frohe
Braut nähte ich jedes Stück meiner Aussteuer an diesem Tische. Er ist bei
mir alt geworden und könnte Dir manches Stück Familiengeschichte erzählen.
Wie schwanden hier die Stunden so rasch dahin! Wie traulich weilte es sich
hier, wenn Sturm Und Regen ans Fenster klopften! Wie oft sass ich spät
abends noch beim Lampenscheine am Nähtische ! Müde von der Tagesarbeit,
hielt mich nur die Liebe zu den Meinen wach. Hier fertigte ich Dein erstes
Kleidchen, in dem Du zur hl. Taufe getragen wurdest; hier entstand auch Dein
Konfirmationskleid. Der Nähtisch war euch Kindern stets ehrwürdig erschienen,
hatte er doch alljährlich die Weihnachtsgeschenke, an denen die Mutter im Auf-
träge des Christkindes arbeiten musste, im Verschluss.
Wie oft bist Du auf dem Fenstersims dicht am Nähtische gesessen und
hast den Geschichten gelauscht*-, die ich Dir erzählte, während ich arbeitete.
Auch bittere Stunden habe ich am Nähtisch verlebt; die Trauerkleider fertigte
ich hier, in denen ich meine lieben Eltern und Dein Brüderchen zu Grabe ge-
leitete, und viele Thränen habe ich dabei vergossen.
Als Du in die Fremde zogst, da flogen von diesem Platze aus tausend
sehnsüchtige Gedanken zu meinem Kinde in die Ferne, und Dein Bild, das
ich über den Tisch hing, ward mir zur stäten Erinnerung an Dich.
Nun gehe ich von hinnen und überlasse Dir das Hauswesen mit all den
kleinen Sorgen und Pflichten. Nicht die geringste davon ist die Erhaltung
der Kleider und Wäsche. Beachte jeden Riss und bessere den Schaden sofort
aus, und wenn Dir die Arbeit schwer wird — es ist ja keine Arbeit, die einen
in die Augen fallenden Erfolg aufweist —, so gedenke Deiner Mutter, die auch
unzähligemal mit der Nadel hier aus- und einstach und dabei glücklich war,
weil sie wusste, dass zum häuslichen Behagen Ordnung und Sauberkeit die
ersten Bedingungen sind, und weil ihr deren Erfüllung innere Befriedigung und
die Liebe, sowie den Dank der Ihrigen erwarb!
Hier war der Brief abgebrochen; es fehlte der Schluss!
Heisse Thränen tropften aus Marthas Augen. Sie fasste den festen
Vorsatz, der Mutter,ähnlich zu werden: und als einige Wochen später
das jüngste Schwesterchen zum Nähtisch geschlichen kam und der davor
sitzenden Martha leise eine frische Bose auf die Arbeit fallen liess, als
zwei Ärmchen sie umschlangen und der rosige Kindermund immer bat:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 35. 36.
Gesundheitspflege.
61
Gar viele ziehen sich durch übermäßigen Genuß geistiger Getränke die schwer-
sten Krankheiten, ja selbst frühzeitigen Tod zu. Wie viel Gesundheit und
auch wie viel Wohlstand geht im Vieltrinken unter! Ch. H. Käiberer.
36. Dom Atmen.
^yaft noch wichtiger als Essen und Trinken ist das Atmen. Ohne
Nahrung kaun es der Mensch mehrere Tage aushalten, ohne Lust aber kaum
fünf Minuten. Von der eingeatmeten Lust, die in der Hauptsache aus Stick-
stoff und Sauerstoff besteht, geht in den Lungen zunächst der Sauerstoff in
das hindnrchsließende Blut über, welches dadurch erfrischt und neu belebt
wird; zugleich werden schädliche Stosse, die tödliche Kohlensäure und noch
andere viel giftigere Stoffe, die sich im Körper gebildet haben, ausgeschieden
und ausgeatmet, wodurch das Blut gereinigt wird. Beim Atmen ver-
zehren wir also fortwährend den belebenden Sauerstoff und geben gesundheits-
schädliche Stoffe von uns, was überdies auch noch durch die Hautans-
düustung geschieht; wir verderben und verunreinigen somit ununterbrochen die
Luft um uns her. Daher muß unsere Sorge stets daraus gerichtet sein, daß
wir möglichst reine, sauerstoffreiche Luft zum Einatnien haben. Dazu ist vor
allem nötig, daß wir soviel als möglich hinauskommen in die frische Luft,
besonders in die freie, schöne Natur, wo die Luft am reinsten ist.
Halten wir uns aber in unsern Wohnungen und andern geschlossenen
Räumen auf, so muß die Luft darin mehr und mehr untauglich fürs Atmen
werden. Es ist deshalb durchaus notwendig, daß wir für hinreichende Lust-
erneuerung sorgen, indem wir durch Offnen von Thüren und Fenstern,
womöglich von der freieren, sonnigen Seite aus, der schlechten Luft Abzug,
der frischen Luft dagegen Zugang verschaffen. Je enger der Raum ist, der
uns zum Aufenthalt dienen muß, desto notwendiger ist eine ausgiebige Lüftung.
Unterlassen wir dies, so atmen wir immer die von uns selbst oder von andern
schon einmal verbrauchte Luft ein, und wir vergiften uns somit gegenseitig.
Aus den Wohnräumen entferne man auch alles, was durch üble Ausdünstung
die Luft verunreinigt. Durch Räuchern wird die Luft im Zimmer nicht ver-
bessert, wie man bisweilen meint, sondern nur der üble Geruch etwas ver-
deckt. Auch im Winter müssen die Fenster geöffnet werden, und es ist ganz
verkehrt, wenn man, um Brennmaterial zu ersparen, die gehörige Durchlüftung
der Wohnung unterläßt; denn frische Luft ist leichter zu erwärmen als die
eingeschlossene, von Ausdünstung erfüllte dumpfe Luft.
Wir müssen ferner stets besorgt sein, daß wir möglichst staubfreie
Luft einatmen; denn der Staub besteht aus den verschiedenartigsten, für
die Lungen immerhin schädlichen Stoffen. Suchen wir daher überall, besonders
aucp in den Schulzimmern, soviel als möglich den Staub zu verhüten, in-
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
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62
Gesundheitspflege.
No. 36.
dem wir uns der größten Reinlichkeit befleißigen. Sehr zu mißbilligen ist
es in dieser Beziehung, wenn die Damen in der Stadt, wo die Luft ohnehin
schon staubig genug ist, mit ihren langen Kleidern auf den Straßen noch
weiteren Staub aufwirbeln, den sie selbst und andere dann einatmen müssen.
Reine, frische Lust brauchen wir aber in unserer Wohnung nicht bloß
den Tag über, sondern noch viel mehr bei Nacht wahrend des Schlafes.
Daher sollte man nur bei offenem Fenster schlafen, namentlich
wenn mehrere Personen dieselbe Schlafstube benützen. Es genügt nicht,
die Fenster blos morgens nach dem Aufstehen oder den Tag über offen zu
halten. Die Nachtlust ist durchaus nicht schädlich, wie viele meinen, sie
ist im Gegenteil reiner als die Tagesluft, besonders in größeren Städten.
Man entschuldige sich im Winter nicht daniit, daß man ja im kalten Zimmer
schlafe und somit kein Fenster zu öffnen brauche. Die Luft ist im kalten
Schlafzimmer keineswegs besser als im leicht geheizten; denn in diesem geht
die Lufterneuerung oder der Austausch zwischen Innen- und Anßenluft um so
besser vor sich, je größer der Temperaturunterschied zwischen dieser und jener ist.
Noch mehr als für den Gesunden ist reine Luft für den Kranken
notwendig; daher sind jetzt in manchen Heilanstalten sogenannte Luft-
hütten an sonnigen Stellen, gewöhnlich in der Nähe des Waldes oder unter
Bäumen, errichtet, in welchen für reichlichen Luftzutritt gesorgt ist, und die
den Kranken hauptsächlich zum Schlafen dienen. Denn frische, reine Luft
ist die allerbeste Arznei.
Zur Pflege unserer Gesundheit ist aber nicht bloß erforderlich, daß wir
allezeit für gute Atmungsluft sorgen, sondern wir müssen auch darauf bedacht
sein, richtig zu atmen.
Vor allem atme man nicht durch den Mund, sondern bei geschlossenem
Mund nur durch die Nase. „Geschlossener Mund erhält gesund." Beim
Atmen durch die Nase gelangt erstlich die Luft nicht unmittelbar in die Luft-
röhre und die Lungen, und daher wird in der rauhen Jahreszeit die kalte Luft
im Innern der Nase, in deren Ausbuchtungen und Seitenhöhlen, erst „vor-
gewärmt", wodurch mancher Katarrh u. drgl. verhütet wird. Sodann wird
über auch die durch allerlei Staub verunreinigte Luft im Innern der Nase
gereinigt, gleichsam filtriert. Atmet man aber durch den Mund, so kommt
die Luft, wie sie ist, auch die kalte Luft, unmittelbar in die innern Atmungs-
organe, und es können so leicht Halskrankheiten entstehen, besonders wenn
der Kehlkopf vorher durch viel Sprechen und Singen erhitzt ist; überdies
schadet die eingeatmete kalte Luft auch den Zähnen, an welchen sie direkt
vorüberstreicht.
Damit die Aufnahme des Sauerstoffs der Luft und die Ausscheidung
der Giftstoffe unseres Körpers genügend vor sich geht, ist kräftiges Atmen
notwendig, welches vor allem durch eine weite, kräftig gebaute Brust, in der
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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70
Volkswirtschaft.
No. 43„
Leute Geldbeutel. Behalte deshalb geliehenes Geld nicht eine Stunde
über die festgesetzte Zeit, wenn du willst, dass dir die Börse deines
Freundes nicht für immer verschlossen bleiben soll. Wer pünktlich
bezahlt, beweist, dass er an seine Schulden denkt. Dies giebt dir das
Ansehen eines nachdenkenden und rechtschaffenen Mannes, und auch
das vermehrt deinen Kredit.
Hüte dich, alles, was du besitzest, als dein Eigentum zu betrachten
und darnach deinen Aufwand zu machen! In diesen Irrtum geraten viele
Leute, die Kredit haben. Dies zu verhüten, führe genau Buch über
deine Einnahmen und Ausgaben. Schreibe alle Kleinigkeiten auf, und
du wirst dich bald überzeugen, wie ganz unbeträchtliche Ausgaben durch
die Länge der Zeit zu wundersamen Summen anlaufen. Du wirst sehen,
was seither gespart werden konnte, und wo künftig ohne grosse Unbe-
quemlichkeit gespart werden kann. Kurz, der Weg zum Wohlstand ist,
wenn du nur willst, so eben als der Weg zum Markte. Er hängt
meistens von zwei Wörtchen ab: Thätigkeit und Sparsamkeit. Ein
Mensch, der nicht zu sparen versteht, wird ohne einen Pfennig Ver-
mögen sterben, nachdem er sein ganzes Leben lang seine Nase auf die
Arbeit geheftet hatte. Eine fette Küche macht ein mageres Testament.
Seide, Samt und Atlas rauben der Familie das Brot und löschen das
Feuer in der Küche aus. Leckereien, führen zum Bettelstab. Die
Steuern betrachten viele als eine grosse Last; allein wenn wir sonst
keine Abgaben als die an die Obrigkeit zu bezahlen hätten, so könnten wir
leicht damit fertig werden. Wir haben aber noch viele andere, die uns
weit schwerer fallen. Unsere Faulheit z. B. nimmt uns zweimal mehr
ab als die Obrigkeit, unsere Eitelkeit dreimal und unsere Thorheit viermal
mehr, und diese Steuer kann uns keine Steuerbehörde und kein Land-
tagsabgeordneter abnehmen. Hütet euch vor kleinen Ausgaben! Ein
kleines Leck vernichtet ein grosses Schiff. Wer kauft, was er nicht
braucht, der muss bald verkaufen, was er braucht. Der Stolz früh-
stückt mit dem Überfluss, hält Mittag mit der Armut und isst zu Abend
mit der Verachtung. Die Armut raubt dem Menschen die Betriebsam-
keit; denn ein leerer Sack kann nicht wohl aufrecht stehen.
Spart für die Zeit des Alters und der Not, so lange ihr könnt;
die Sonne des Morgens dauert nicht den ganzen Tag. Wer jedoch alles
erwirbt, was er mit Ehren erwerben kann, und, notwendige Ausgaben
abgerechnet, alles erhält, was er erwirbt, der wird sicherlich zum Wohl-
stand kommen, wenn anders jenes Wesen, das die Welt regiert, und
von dem jeder Mensch Segen zu seinem ehrlichen Fleiss erflehen sollte,
seiner weisen Vorsehung nach es nicht anders beschlossen hat.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
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72
Volkswirtschaft.
No. 44. 45.
langer Zeit verkauft werden. Der Arbeiter kann aber so lange nicht
zuwarten. Er muß also die gefertigte Arbeit dem Unternehmer allein
überlassen, der damit auch das alleinige Wagnis für den Absatz über-
nimmt. Der Arbeiter begnügt sich mit einer Abfindung, die ihm nach
gegenseitigem Übereinkommen in der Form des Lohnes gewährt wird.
Abgesehen von der Verzinsung des Betriebskapitals muß der Unter-
nehmer auch einen Gewinnanteil für seine Arbeit in Anspruch nehmen.
Gestaltet sich der Absatz der Ware günstig, so wird auf den Unter-
nehmer allerdings ein verhältnismäßig großer Gewinnanteil entfallen,
und es erscheint in diesem Fall der Arbeiter im Nachteil. Wenn je-
doch der Absatz ein ungünstiger ist, so muß der Unternehmer auch allein
den Verlust tragen; denn der Arbeiter hat seinen Gewinnanteil schon
zum voraus empfangen. Es halten sich also für beide Teile Vor- und
Nachteile die Wage. Volkswirtschaftslehre für jedermann.
45. Das Gewerbe in früheren Zeiten.
Äei den alten Germanen gab es leinen besonderen Handwerkerstand.
Ihre Hauptbeschäftigungen waren Jagd, Viehzucht und Ackerbau. Die un-
entbehrlichsten Bedürfnisse, Wohnung, Kleidung, Haus- und Feldgeräte,
Waffen und Werkzeuge, wurden ursprünglich von hörigen Knechten oder von
denen, die dieser Gegenstände bedurften, hergestellt. Es kam wohl auch vor,
daß ein armer Freier, der keinen Knecht hatte, Zimmermann, Schmied,
Schreiner, Weber, Gerber, Schuster, Schneider u. a. in einer Person war.
Zu Anfang des Mittelalters fertigte man hauptsächlich in den Klöstern feinere
Handarbeiten. Verschiedene Gewerbe wurden teils innerhalb teils außerhalb
der Klostermauern in den Laienwohnnngen ausgeübt. In mehrere Stuben
verteilt gab es hier Schuhmacher, Schneider, Sattler, Schlosser, Gold- und
Waffenschmiede, Seifensieder, sowie viele Personen, welche in der Küche, der
Bäckerei und Brauerei, in der Mühle, in Stall und Garten beschäftigt
waren. Einen nicht geringen Anteil hatten auch die Frauen an der Her-
stellung von Gebrauchsgegenstünden. Der Flachs und die Wolle wurde von
ihnen oder unter ihrer Aufsicht gesponnen und gewoben, die Kleidung für die
Familienglieder gefertigt, das Bier, der Essig, die Lichter, das Brot, die
Seife u. a. durch sie erzeugt. Erst als die Städte gegründet wurden und
freie Männer sich gewöhnten, einzelne Gewerbe zu ihrem Lebensberufe zu
machen, konnte das Handwerk sich entwickeln. Als sodann im Mittelalter
die vornehmen Geschlechter (Patrizier) mit Willkür und Strenge herrschten,
sahen sich die Handwerker genötigt, zum Schutz ihres Standes, ihrer Rechte
und Freiheiten zu Zünften sich zusammenzuschließen, und mit der Zeit gelang
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
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No. 62. 63.
Landwirtschaft und Gewerbe.
105
Die Tiefe der Ackerkrume kann man leicht durch das Einstoßen mit
einem Stock bestimmen, und die Beschasfenheit des Untergrunds erkennt man
an den Maulwurfshaufen.
Diese zuerst in die Sinne fallenden Kennzeichen geben ein ungefähres
Bild von der Beschaffenheit des Bodens. Um dieselbe aber genauer kennen
zu lernen, muß man die Schlamm-Methode und die chemische Untersuchnng
(Analyse) in Anwendung bringen. Nach Albrecht Thaer.
63. Die Verbesserung des Dodens.
a. Melioration.
X-’er Landwirt kann auf mancherlei Weise seinen Boden verbessern und
selbst einen geringen, wertlosen ertragreich machen. Solche Grundverbesse-
rungen, wenn sie zweckmäßig ausgeführt werden, sind bleibenden Kapital-
anlagen gleich zu erachten; aber sie erfordern in den meisten Füllen auch an-
sehnliche Opfer, und ein verständiger Mann wird genau berechnen, ob sich
das verwendete Kapital an Barauslagen, Arbeit und Material durch die er-
zielten Erfolge gehörig verzinsen und nach und nach wieder heimzahlen werde.
Auch darf nicht vergessen werden, daß beinahe alle Bodenverbesserungen nur
dann wohlthätig und nachhaltig wirken, wenn sie Hand in Hand mit einer
stütigen Düngung gehen. Ohne diese sind sie nur neue Mittel,
den Boden zu berauben und zu entkräften.
Als die wichtigsten Grundverbesserungen sind anzusehen: Erdmischungen,
Ebnen, Motten und Entwässern des Bodens.
1. Die Erd Mischungen erfordern, wenn sie in beträchtlicherem Um-
fange ausgeführt werden sollen, sehr viel Arbeit, sind in der Regel nur da
zulässig, wo die Erdart, mit welcher ein Boden überführt werden will, be-
quem in der Nähe zu haben ist, und werden am besten zur Winterszeit vor-
genommen. Sie wirken sehr nachhaltig, oft bleibend für alle Zeiten, beson-
ders wenn hinlängliche Düngung mit der Erdmischung Hand in Hand geht.
Die Wirkung des Übermergelns z. B. schlügt man auf 10—12 Jahre an.
2. Das Ebnen der Grundstücke kann in vielfach durchschnittenem
Boden oft mit großem Vorteil ausgeführt werden, indem man erhöhte Stellen
abträgt und zur Ausfüllung vertiefter verwendet. Letztere sind nicht selten
naß und werden so trocken gelegt, und die Bearbeitung des Grundstückes
wird überhaupt erleichtert.
3. Das Motten oder Rasenbrennen ist nur vorteilhaft auf feuchten
oder soeben trockengelegten Bodenstücken, welche eine schlechte Grasnarbe haben,
also auf stark mit Moos, Heidekraut, Farnen, Binsen und sauren Gräsern
bewachsenem und verfilztem Thonboden. Es wird in Württemberg haupt-
sächlich in Oberschwaben und im Schwarzwald angewendet.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Thaer Albrecht
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Dio. 94.
Landwirtschaft und Gewerbe.
179
94. Dom Lichte des Kienspans dis zum Lichte der Elektrizität.
Ísííe Schichten der Bevölkerung — die Handwerker und Künstler in
ihrer Werkstatt, die Gelehrten in ihrem Arbeitszimmer, die Kaufleute in ihren
Läden und Lagern, selbst die Landwirte in ihrer Häuslichkeit —, sie alle
brauchen zu ihren Beschäftigungen, besonders im Winter, mehr Licht,
als ihnen die Sonne bietet. Auch für lernende Schüler reichen die Stunden
des hellen Tages nicht immer ans, um gestellte Hausaufgaben zu rechter Zeit
fertig zu bringen. Da nehmen wir denn unsere Lampen zur Hand oder
zünden in Röhren aufgespeicherte brennbare Luft an, und — ein künstlicher
Tag ist geschaffen! Es haben schon seit Jahrtausenden die Menschen die
Finsternis zu bannen und die Nächte abzukürzen verstanden.
Seit undenklichen Jahren waren zwei Dinge, der harzige Kien span mit
seinem armseligen und dürftigen Lichte und die rußige Ol- und Thranlampe,
die fast ausschließlichen Beleuchtnngsmittel innerhalb geschlossener Räume.
Fast möchte man fragen, wie es möglich war, mit ihnen so lange auszu-
kommen! Es würde höchst beschämend für den Kienspan sein, wollte man ihn
zum Vergleich neben die künstlich strahlenden Sonnen unserer Zeit stellen.
Aus Dankbarkeit für seine der Menschheit so lange erwiesenen Dienste wollen
wir ihm aber so etwas nicht anthun.
Ebenso treu, und vielleicht noch länger als jener, hat auch die Lampe
als unentbehrliches Gerät den Hauöhaltnngen gedient, und diejenigen Lampen,
welche aus den Ruinen von Pompeji gegraben wurden, unterscheiden sich von
denen, die man zu Anfang unseres Jahrhunderts — also fast 1800 Jahre nach-
her — benützte, nur dadurch, daß sie etwas geschmackvollere Formen haben.
Erst in den letzten Jahrzehnten sind die Lampen durch gründliche Umgestal-
tungen wesentlich verbessert worden. Von allen aber hat in den heutigen Tagen
eine, die Petroleumlampe, den Vorzug erlangt. Sie spendet uns, getränkt
mit ans der Erde quellendem Ol, ein schönes, Helles Licht, kann aber in der
Hand eines unverständigen und unvorsichtigen Menschen viel Elend und großen
Schaden anrichten.
Während in der Vorzeit die Beleuchtung der Zimmer fast immer dieselbe
blieb, machte die Straßenbeleuchtung in größern Städten wesentliche Fort-
schritte. Ursprünglich dienten mit Pech gefüllte Gefässe und Pechfackeln zur
Erhellung der Nacht und der Wege. Im alten Babylon gab es eine den
Größenverhältnissen dieser Stadt entsprechende Beleuchtung, die durch große,
mit Fett gefüllte Gefässe und darin angebrachte starke Dochte bewerkstelligt
wurde. Alle Hauptstädte des großen Römerreichs hatten bereits Straßenlicht.
Die Deutschen haben diese Annehmlichkeit lange entbehrt; wer in sinstrer
Nacht ans die Straße ging, war genötigt, die Laterne mitzunehmen. End-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 94. 95.
Landwirtschaft und Gewerbe.
183
des Widerstandes, welchen sie dem Durchgänge des elektrischen Stromes ent-
gegensetzt, zum Glichen. Edison behauptet, daß eine solche Faser 800 Stunden
zum Leuchten benützt werden könne. Da die vom Hanptleitnngsdrahte abge-
zweigten übersponnenen Nebenleitungsdrähte bewegbar sind, so kann z. B. in
Fabriken der Arbeiter die Lampen ohne Gefahr in die Hand nehmen, ihnen
alle möglichen Stellungen geben, kurz gesagt, sie recht bequem handhaben.
Das elektrische Licht hat eine ungeahnte Verbreitung erhalten und selbst
seinen Weg in kleinere Orte gefunden. Neuerdings ist man sogar der Mei-
nung, daß seine Einführung auch in einzeln gelegenen Landhäusern möglich ist;
und wird, was nicht zu bezweifeln ist, über kurz oder lang der elektrische
Strom zu billigem Preise geliefert werden können, dann dürfte demselben auch
in der Küche eine große Zukunft bevorstehen. Es wird die Zeit kommen,
wo Hausfrauen und Köchinnen mit elektrischer Wärme kochen, schmoren und
braten werden. Man hat bereits erprobt, daß 1 Liter Wasser durch eine
Wärme, welche 4 Glühlichtlampen erzeugen, in 5 Minuten zum Kochen ge-
bracht werden kann; 4 solche Lampen kosten aber pro Stunde etwa 8'h Pfennig;
auf 5 Minuten kommt also nicht einmal 1 Pfennig. Demnach kocht die
Elektrizität fast umsonst. Wie bequem, wie reinlich und gefahrlos ist eine
solche Einrichtung für unsere Haushaltungen und Küchen! In der Stutt-
garter elektrotechnischen Ausstellung vom Jahre 1896 waren in der That auch
verschiedene, sich bewährende elektrische Koch- und Backeinrichtungen ansgestellt.
Aber noch einen weitern Fortschritt hat die Elektrizität gebracht. Wird
der von einer dynamo-elektrischen Maschine erzeugte Strom in eine zweite
gleichgebaute, ruhende Maschine geleitet, so fängt der obenbeschriebene Eisen-
cylinder von selbst an, sich um seine Achse zu drehen. Es ist also auf diese
Weise möglich geworden, Kräfte an beliebige Orte elektrisch zu übertragen.
Teilweise nach E. Merker.
95. Was wir der Warme verdanken.
groß auch das Geschenk sein mag, welches die Natur uns
im Lichte spendet, so scheint doch das Geschenk der Wärme für uns
noch viel größer und wichtiger zu sein. Aus dieser (Quelle fließt eine
unabsehbare Menge von wohlthaten, die unser Dasein erst möglich
machen, da ohne sie das Leben und Bestehen aller organischen Wesen
in Frage gestellt sein würde.
Die Wärme ist eine Großmacht aus dem Gebiete der Arbeit, Sie
mahlt mittelst des Dampfes das Mehl zu dem Brote, das wir essen;
ste spinnt die wolle zu unsern Rleidern; sie bereitet unsere Gerichte
in der Rüche, wie sie die Früchte in unsern Gärten zur Reise bringt.
Sie treibt die Drehbänke in den Maschinenwerkstätten, die Schnellpressen
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TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 100.
Landwirtschaft und Gewerbe.
195
statten, deren Erzeugnisse immer mehr mit den deutschen in Wettbewerb
traten. So kam für den deutschen Handwerkerstand eine schwere Zeit,
-die durch das Unheil des dreißigjährigen Krieges noch gesteigert wurde.
Da durch denselben die Macht des Kaisers gebrochen war, vermaß
sich jeder noch so kleine Fürst, sein Land mit fast unübersteiglichen Zoll-
schranken zu umschließen; hiedurch wurde dem Handel das Leben unter-
bunden, und so mußten auch die Gewerbe erlahmen, die ohne Handel
nicht bestehen können. Aber auch die innere geistige Regsamkeit, das
Streben, das Alte durch Neues zu verbessern, erschlaffte. Zufolge dessen
kam über die damals bestehenden Zünfte ein engherziger, kleinlicher
Geist, der unter dem Namen des „Spießbürgertums" sprichwörtlich
geworden ist. Diesem unseligen Zustande hat erst die französische Re-
volution ein Ende geinacht. Der Handwerkerstand hat die Erschütterung,
die in Verbindung mit einem 25jährigen Kriege Millionen von Menschen
das Leben gekostet, Tausenden von Familien Hab und Gut entrissen
hat, bis in die niedrigsten Werkstätten gefühlt; doch hatte dieselbe auch
viele wohlthätige Folgen. Zunächst kam die vollständige Gleichbe-
rechtigung des gesamten Handwerkerstandes mit allen andern
Gliedern des Staates. Durch diese Freiheit, durch das gleiche Recht
und die gleiche Ehre entfaltete derselbe jetzt eine erfreuliche Thätig-
keit, einen zielbewußten Ersindungs- und Unternehmungsgeist. Jetzt
singen auch die Verwaltungen der Staaten an, Handel, Gewerbe und
Industrie durch Fürsorge aller Art zu unterstützen. Dazu trat noch
die Verbindung der Kunst und Wissenschaft mit dem Gewerbe:
Mathematik und Physik, Thenüe und Mineralogie, Volks- und Länder-
kunde, Landwirtschaft und selbst die Kunst vereinigten sich, um die Er-
zeugung und Bearbeitung menschlicher Bedürfnisse zu möglichster Voll-
kommenheit zu bringen.
Bisher hatten fast sämtliche Gewerbe alles mit mühseliger Hände-
arbeit erzeugen müssen, und die meisten Werkzeuge, welche ihnen bei
ihren Arbeiten zu Gebote standen, waren unvollkommen. Nun aber
verwendete man die Kraft des Dampfes. Zugleich hatte sich auch
die technische Mechanik dieser Riesenkraft bemächtigt. Sie erfand dazu
eine Menge Maschinen, die durch jene Kraft getrieben wurden und
Dinge hervorbrachten, welche sonst nur durch Menschenhände herge-
stellt werden konnten.
Das Fabrikmaschinenwesen, das dadurch hervorgerufen wurde,
hat eine vollständige Umgestaltung des Handwerks herbeigeführt. Aus
dem Kleingewerbe wuchs das Großgewerbe hervor. Neben die Werk-
statt des Handwerkers trat die Fabrik und das Magazin des Groß-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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