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1. Vaterländische Geschichte - S. 2

1900 - Berlin : Nicolai
2 f 2. Peutschkands früheste Weschaffenßeit. Zur Zeit der Geburt Christi war Deutschland ein rauhes, unfruchtbares Land. Dunkle Wälder und ausgedehnte Sümpfe, oft alte, verlassene Flußläufe, bedeckten weite Strecken. Die Sonne vermochte nicht das Walddickicht zu durchgingen. Feuchte Nebel lagerten über der Erde und machten den Tag zur Nacht. Das Klima war rauh. — Auf dem urbar gemachten Boden wurden Gerste, Hafer, Flachs, Rüben und Rettiche angebaut. Der Wein wurde erst von den Römern eingeführt und heimisch gemacht. Der große Reichtum an edlen Metallen war noch unbekannt. Um den Besitz neu entdeckter Salzquellen führten heimische Stämme oft Krieg. Grasreiche Weiden boten Pferden und Rindern reichliche Nahrung. Den größten Reichtum bildeten jedoch die Wälder. In ihrem Dunkel bargen sie zahlreiche Jagdtiere, die längst verdrängt oder ausgerottet sind: Bären, Auerochsen, Elentiere und starke Raubvögel. Gegen sie zog der freie Deutsche in Zeiten des Friedens aus, um Mut und Kampflust zu stillen und für sich und die Seinen Nahrung und Kleidung zu beschaffen. t 3. J)ie Niederlassungen. Zusammenhängende Dörfer oder gar Städte gab es in unserem Vaterlande noch nicht. Unsere Altvordern wohnten gern in einsamen Höfen, inmitten ihrer Ackerfelder. Solch ein umzäuntes oder von einem Wall umgebenes Gehöft war aus unbehauenen Baumstämmen erbaut, die Riffe und Öffnungen wurden notdürftig mit Sehnt und Moos ausgefüllt, die Dächer mit Schilf oder Stroh bedeckt. Das Innere bildete einen einzigen Raum ohne Zwischenwand. In der Mitte lag meist ein großer ausgehöhlter Stein, der den Herd, den geweihten Ort des deutschen Heimes, bildete. Am Herde war der Sitz der Hausfrau; über dem Herdfeuer gelobten sich die Freunde gern Treue; hier saß man auch im friedlichen Verein, um den Erzählungen der Alten zu lauschen. Fenster fehlten. Zum Entweichen des Rauches befand sich im Dache eine verschließbare Öffnung. Als äußerer Schmuck des Hauses fielen dem Fremden die Pferdeköpfe auf, die Überreste der dem Wodan geweihten Opfertiere. Neben dem Wohnhause lagen gewöhnlich Speicher. Stallung und Keller. Um das Haus herum dehute sich das dem Freien gehörige Acker-, Wiesen- und Waldland aus. Die benachbarten Höfe schlossen sich zu einer Dorfgemeinschaft oder Markgenossenschaft zusammen. Das zwischen den Höfen gelegene herrenlose Weide- und Waldland wurde als Gemeinbesitz (Allmend) von allen benutzt; der Grundbesitz der einzelnen Familie, das Eigengut, hieß Allod.

2. Vaterländische Geschichte - S. 4

1900 - Berlin : Nicolai
Kopfhaut eines Urs mit den Hörnern. Durch wilden Schlachtgesang wurde der Kampf eingeleitet. Gewöhnlich schloffen sich die Krieger nach ihrer Verwandtschaft zusammen; die Stärksten kämpften in den vordersten Reihen. Ihr Mut war unbesieglich. In der Hitze des Gefecht» verzichteten sie auf jede Schußwaffe und warfen sich bloßen Seines auf den Feind. Treu waren sie ihren Genossen, tren dem Führer; den letzteren im Stiche zu lassen, galt als die größte Schande. Eigenartig wurden ihre Kriegszüge oft dadurch, daß sie mit Weib und Kind in die Ferne zogen. Alsdann nahmen nicht selten auch die Frauen am Kampfe teil, feuerten die weichenden Männer zu neuem Vorgehen an und ergriffen zuletzt selbst die Waffeu, um streitend mit den Ihrigen zu sterben. f 5. Innere Eigenschaften. Erziehung der Kinder. Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit gegen Freund und Feind waren die hervorstechendsten Eigenschaften unserer Vorfahren. „Hier hast Du meine Hand darauf", sagte man zur Bekräftigung der Rede, und der Handschlag galt soviel als ein Eidschwur. Daneben rühmt man allgemein an den alten Germanen ihre Keuschheit, ihre Verehrung der Alten und der Frauen, ihre Frömmigkeit und Gast-fteuudschaft. Die letztere erstreckte sich nicht nur auf Einheimische, sondern auch auf Fremde. „Einem Menschen das schützende Obdach zu verweigern, gilt als gottlos." Dem Scheidenden wurden in der Regel Geschenke überreicht. Waren in einem Hause die Vorräte aufgezehrt, so begab sich der Besitzer mit seinem Gaste zum Nachbar, und beide wurden mit Freudeu aufgenommen und bewirtet*). Aber auch abstoßende Laster wohnten unseren Vorfahren imte. Sie lagen gern müßig auf der Bärenhaut, berauschten sich an Bier und Met und gaben sich dem Würfelspiel mit solcher Leidenschaft hin, daß sie nicht nur sich selbst und ihr Hab und Gut, sondern auch Weib und Kind auf einen Wurf setzten. Ihre Treue aber bewährte sich auch bei dem verhängnisvollen Spiel. Wer seine Freiheit verloren hatte, der ließ sich ohne Widerstreben das Haar scheren und Zog mit Weib und Kind in die Knechtschaft. Die Erziehung der Kinder lag anfangs ganz in der Hand der Mutter. Sie hielt die Kleinen zu Sittsamkeit und Wohlanständigkeit an, erzählte ihnen von den Göttern und Helden und sang ihnen die alten deutschen Weisen vor. Früh nahm die heranwachsende Tochter teil an den Geschäften der Haushaltung, der Sohn aber wurde vom Vater in allen Leibesübungen (im Reiten, *) Lied: „Ich hab' mich ergeben" von Maßmann.

3. Vaterländische Geschichte - S. 143

1900 - Berlin : Nicolai
143 der sonst die Straßen verunzierte, mußte vor den Häusern entfernt werden. 8. Das stehende Heer brachte der große Kurfürst nach und nach auf 28000 Mann. Seine treuen Gehilfen bei der Ausbildung des Heerwesens waren der Feldmarschall v. Derfflinger, der Schöpfer der brandenbnrgischen Reiterei, der von der Pike auf gedient hatte, und der General v. Sparr, der die Artillerie schulte. g) Seine Persönlichkeit, sein häusliches Leöen und sein Fod. 1. In dem großen Kurfürsten bewundern wir seinen kühnen Heldenmut und seine Thatkraft, die seine Kriegsthaten erweisen. Sein vaterländisches Walten zeugt von einem hochgebildeten Geist und von einem unermüdlichen Thätigkeitsdrang. Der Sitte der Zeit gemäß trat er bei feierlichen Gelegenheiten mit großer Pracht auf, während er daheim einfach, schlicht und bürgerlich lebte. Man sah ihn in seinem Potsdamer Karpfenteich selbst fischen, im Lustgarten zu Berlin seine Tulpen begießen und eingekaufte Singvögel, die er sehr liebte, vom Markte nach Hause tragen. Seine Frömmigkeit ergiebt sich ans seinen Handlungen und Aussprüchen. Als man ihm die polnische Königskrone unter der Bedingung anbot, daß er zur katholischen Religion übertrete, erwiderte er: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht thun". Sein Wahlspruch war: „Für Gott und das Volk. — Gott ist meine Stärke". Er glich in dieser Gesinnung seinem großen Vorfahr Friedrich I., der sich nur „Gottes schlichten Amtmann im Fürstentume" nannte, oder Friedrich Wilhelm I., der stets so regieren wollte, daß er es vor Gott, der ihm das Reich gegeben, verantworten konnte. 2. Seine erste Gemahlin Luise Henriette von Oranien, an deren Seite er zwanzig Jahre gelebt und die stets Freud und Leid mit ihm geteilt hatte, war die fromme Tochter des Prinzen Heinrich, dem der Kurfürst in Freundschaft verbunden war. Die Vermählung fand schon 1646 statt; aber erst 1650 hielt das kurfürstliche Paar seinen Einzug in die Landeshauptstadt. Die Spuren der Verwüstung waren inzwischen möglichst beseitigt worden. Der Lieblingsaufenthalt der Kurfürstin war das nach ihr benannte Oranienburg, das frühere Amt und Schloß Bötzow. Auf ihren Gütern ließ sie hier durch holländische Gärtner und Landwirte eine Musterwirtschaft anlegen. Aus Dank gegen Gott stiftete sie ein Waisenhaus. Den Armen war sie stets eine sorgende, liebende Mutter. Von ihrer Frömmigkeit zeugt auch das von ihr gedichtete geistliche Lied: Jesus,

4. Vaterländische Geschichte - S. 3

1900 - Berlin : Nicolai
3 14. Lieökingsöeschäftigungen. Kleidung; Wewaffnung. Jagd und Krieg waren die Lieblingsbeschäftigungen des freien Germanen. Die Feldbestellung und die Pflege des Viehes besorgten die Hörigen und das Gesinde. Unbekümmert um die laufende Tagesarbeit verließ der Freie mit seinen Genossen das Gehöft, um mit den wilden Tieren des Waldes oder mit unruhigen Nachbarn zu kämpfen. Versetzen wir uns auf einen altgermanischen Edelhof in dem Augenblicke der Rückkehr einer Jagdgesellschaft!*) Inmitten seiner Besitzung steht der Hofherr. Die hohen, bis an den oberen Pfosten der Eingangsthür reichenden Gestalten seiner Gäste und Stammesgenossen drängen nach. Das Haar wallt dem freien Manne fessellos auf die Schultern herab, oder es ist seitlich nach oben gestrichen und in einen Knoten zusammengebunden, so daß nur ein Schopf herabhängt. Die Kleidung besteht aus Leinen, Wolle und Pelzwerk. Als gewöhnliche Bewaffnung erscheinen das Kurzschwert, der Speer mit einer Eisen- oder Steinspitze, Vogen und Pseile. „Bei keiner Angelegenheit, einer öffentlichen oder eigenen, erscheint der Germane ohne Wehr und Waffen." Die weiße Haut kennzeichnet die germanische Abstammung auch der übrigen Hausgenossen. Die einfache Gewandung der Hausfrau ist aus grobem Linnen gefertigt; man unterschied meist Ober- und Unterkleid. Schmuckgegenstände für die Männer sind aus Eberzähnen aufgereihte Halsketten und Armspangen, an denen goldene Schmuckstücke hängen. Die Frauen lieben Ringe und Spangen ans Silber und Gold, die sie um Hals und Arm schlingen. Reich verziert ist auch der Gürtel der Hausfrau. In einem umfangreichen Behältnis befindet sich die Schere, das Zeichen der Hausfrauenthätigkeit. Durch die Ankunft des Hofherrn sind auch alle übrigen Familienglieder herbeigelockt worden. Der mit einem Lendenschurz bekleidete Sohn hat seine Waffenübung unterbrochen. Zur Mutter, die den kleinsten Sprößling aus dem Arme trägt, ist die Tochter getreten und beschaut, wie alle Umstehenden, voll Verwunderung den heute erbeuteten Bären. Die zum heimatlichen Gehöfte Zurückgekehrten vereinigen sich zum festlichen Gelage und laben sich in der geräumigen Wohnhafte an Speise und Trank (Bier und Met). Neben der Jagd liebten die alten Germanen besonders den Krieg. Dazu schmückten sie sich wie zu einem Feste. Als Kopfbedeckung, die sie sonst verschmähten, wählten sie auf ihren Kriegszügen die *) Charakterbild von Lehmann: Altgermanisches Gehöfte. 1*

5. Vaterländische Geschichte - S. 64

1900 - Berlin : Nicolai
64 der Wart- und Verteidigungsturm, der deshalb „Bergfried" genannt wurde. Unter den Wohnräumen unterschied man überall das Herrenhaus, das Frauenhaus, die Küche und das Wohnhaus für die Dienerschaft. Dazu kamen die Rüstkammer und der Burg- oder Rittersaal. Letzterer befand sich im oberen Stock des steinernen Herrenhauses. Die Wände waren mit Ahnenbildern, Siegeszeichen und Waffen geschmückt. Längs der Wand standen breite Bänke mit Polstern und Federkissen. Zu Ehren der Gäste wurden die Fußböden an Festtagen mit Teppichen belegt. 6. Ritterliches Leben. In der milden Jahreszeit zog der Burgherr mit seiner Familie und seinen Knappen auf die Jagd. Mit reicher Beute kehrten sie heim. Die Feste wurden gern in der besseren Jahreszeit gefeiert. Minnesänger, fahrende Sänger und Spielleute erschienen, um die Gäste zu erheitern. Die Kampfspiele fanden meist im Frühjahr statt. — Ganz unbehaglich war das Leben auf den Burgen im Winter. Da Glasfenster fehlten, waren die Wohnungen nicht hinreichend gegen Wind und Wetter geschützt. Die rauchenden Kamine vermochten nicht die Zimmer zu durchwärmen. Die Ritterfrauen besorgten das Hauswesen. Der Burgherr, der gleichfalls nur selten seine Behausung verließ, vertrieb sich die Zeit mit Schachspielen und Trinken, wohl auch mit Sang und Saiteuspiel. — Mit der Ausartung des Rittertums geriet auch die höfische Sitte in Verfall, es trat ein Niedergang in dem ritterlichen Gesellschaftsleben ein. 7. Der Minnegesang. Im Anfange und in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts brachte das Rittertum die herrlichsten Werke der Dichtkunst hervor. Fürsten und Grafen, Ritter und edle Herren dichteten und sangen sinnige Liebeslieder und gedankenreiche Erzählungen. Halbverklungene Sagen lebten wieder auf und wurden in schöne Formen gekleidet. Das alte Lied der Nibelungen wurde in kunstreicher Form von einem unbekannten Bearbeiter vollendet. — Die erste Stelle unter den Minnesängern nimmt Walter von der Vogelweide ein. In seinen Liedern verherrlichte er nicht nur die Tugend und Schönheit der Frauen, sondern auch die Treue und Tapferkeit der Männer; dabei erhob er seine Stimme voll kühnen Mutes gegen die Übergriffe Roms. (Wolfram von Eschenbach und die Sage von dem Sängerkrieg auf der Wartburg.) — Hunderte von Minnesängern zogen in jener Zeit wie Walter von Burg zu Burg, von Stadt zu Stadt, sangen ihre Lieder und begleiteten sie

6. Vaterländische Geschichte - S. 21

1900 - Berlin : Nicolai
21 3. Anknüpfungspunkte des alten mit dem ueuen Glauben. Während die Deutschen bisher ihren Göttern Menschenopfer dargebracht hatten, belehrte sie das Evangelium, daß der Christengott seinen eigenen Sohn opferte, um die Menschheit für sich und sein Reich zu gewinnen. Neben den guten Göttern unterschieden auch sie einen bösen Geist; auch vou ihren Göttern wurden Wunder berichtet wie von dem Christengotte. Die Lehre von dem jüngsten Gerichte konnten sie sehr wohl verstehen; denn auch sie glaubten an den Untergang der Welt. Die Erfüllung des Gebots der Liebe wurde durch das Gefühl der Gefolgschaft unterstützt. Ihr Glaube au ein Nachleben nach dem Tode erhielt eine tiefere, geistige Auffassung. 4. Umstände, die die Einführung des Khristentnms förderten. Eine einheimische heidnische Priesterkaste, mit der die christliche in Streit geraten konnte, war nicht vorhanden. Das äußere Gepränge beim Gottesdienst — der Gesang, die Messe, die prächtige Kleidung der Diener Gottes — machte auf die Gemüter einen tiefen Eindruck. Die Bekehrer suchten den Bekehrten den Übertritt möglichst leicht zu machen. Wenn sie nur einige Gebete sprechen konnten, wurden sie, falls sie willig waren, getauft. 5. Bild eines Klosters. Vor uns steht ein Bild, betitelt: Im Klosterhofe*). Rechts sehen wir die Langseite der Klosterkirche, an die sich die Wohngebäude der Mouche mit Wohn- und Schlafhaus, Speisesaal, Küche und Kellerei, Klosterschule, Schreibstube und Bibliothek anschließen. Links erblicken wir den von den Mönchen Kreuzgang genannten Wandelgang, der von hohen Säuleu begrenzt wird. Die grauen Steinwände und die blühenden Aprikosenbäume bildeu zu den schwarzen Gewändern (Kutten) der Benediktinermönche einen scharfen Gegensatz. Die Mönche bethätigen sich einzeln und in Gruppen. Der Abt entläßt segnend einen zur Reise gerüsteten Bruder, dem er zuvor eilte Pergamentrolle übergeben hat. Ein kunstverständiger Mönch schmückt die Säulenhalle mit Wandgemälden. Die hohe Gestalt eines jugendlichen Klostergenossen, der einen dicken Folianten unter dem Arme und eine Pergamentrolle in der Hand trägt, schreitet über den Hof. Es ist ein Pfleger und Lehrer der Wissenschaft; er begiebt sich in die Klosterschule oder in die Schreibstube. Zwei ältere Brüder pflanzen einen Obstbaum mitten in den Hof. Im Hintergründe gewahren wir auf einer Tragbahre einen Kranken, der von mehreren Mönchen, die die Krankenpflege auszuüben haben, in das Krankenhaus des Klosters getragen wird. Aus dem Portal der *) Charakterbild von Lehmann. — Vergl. auch S. 75 u. 76.

7. Vaterländische Geschichte - S. 183

1900 - Berlin : Nicolai
183 er gern mit berühmten Künstlern. Endlich folgte die Abenbmahlzeit, die sich unter anregenben Gesprächen bis gegen Mitternacht hinzog. — Auf feine äußere Erscheinung achtete Friedrich befonbers in der späteren Zeit sehr wenig. Er erschien stets im Soldatenrock, einen breieckigen Hut mit weißer Feder auf dem Haupte und den Krückstock in der Haitb. Meist begleiteten ihn feine Lieblinge, die Winb-spiele. — Die gleichmäßige Lebensweise würde nur währenb ^ des Sommers durch Reifen und Musterungen unterbrochen. Seinen Unterthanen war er ein gütiger, leutseliger Herr. Niemanbem verweigerte er Gehör, ja er ermunterte affe Bedrückten, sich an ihn zu wenden.*) „Die armen Leute wissen, daß ich ihr Landesvater bin; ich muß sie hören, denn ich bin dazu da", meinte er. Nie hat ein Fürst mit größerer Hingebung für das Wohl feiner Unterthanen gesorgt. Um von feiner wertvollen Zeit ja keine Viertelstunde zu verlieren, mußten auf feinen Reifen die Amtleute oder Landräte neben feinem Wagen herreiten und ihm über alles Auskunft geben. Kam er gegen Ende feiner Regierung nach Berlin, so war das ein Fest für jung und alt. Wenn er auf fernem Schimmel durch die Straßen ritt, traten die Leute vor die Thüren und grüßten ihn ehrerbietig. Die Mütter hoben ihre Kinder empor, um ihnen den geliebten König zu zeigen. Stets lief eilte jubelnbe Volksmenge neben feinem Pferbe her. Befonbers freuten sich die Kinder. Sie brängten sich an bett alten Herrn herein, schwenkten jubelnb ihre Mützen, mischten ihm den Staub von den Stiefeln und streichelten fein Pferb.**) — Überall in Palast und Hütte traf man des Königs Bilbnis; beim mit Liebe und Dankbarkeit blickte das gesamte Volk auf feinen berühmten König. 2. Im Älter würde Friedrich oft von Krankheit, namentlich twn der Gicht heimgesucht. Seine lanbesväterlichefürforge ließ ihn jeboch nicht ruhen. Uttermüblich leitete er die Übungen der Truppen, beriet mit den Ministern und beaufsichtigte die Ausführung feiner Befehle. Ohne Raft wirkte er bis zum letzten Augenblicke für feines Volkes Wohlfahrt. „Hätte ich mehr als ein Leben, ich wollte es für mein *) Gedicht: „Ein Königswort" von Blomberg. (Im Jahre 1783 brannte die Stadt Greiffenberg in Schlesien ab. Die unglückliche Stadt konnte schnell wieder aufgebaut werden, weil Friedrich ansehnliche Baugelder zur Verfügung stellte. Zu den dankenden Bürgern sagte er: „Ihr habt mir nicht zu danken, denn davor bin ich da!") **) Gedicht: „Mittwoch Nachmittag" von Karl Fröhlich.

8. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 261

1889 - Berlin : Nicolai
— 261 — hinauf zu tragen, so trug sie ein Bedienter auf dem Arm, was mir weh that mitanzusehen. Sie war leidlich wohl durch Gottes Gnade, und wir legten sie auf ein Sopha, Sie wohnt in denselben Stuben, in denen sie vor 5 Jahren wohnte. Ach! welch' ein Unterschied zu damals. — Die Minister Steiu und Voß sind beide entlassen, Gensau ebenfalls; Gott weiß, was hieraus werden soll. — 30. Januar. Ich fuhr mit der Königin spazieren. Es geht ihr leidlich, und wie liebenswürdig ist sie! Sie ist ein Engel, aber ach! sie ist unaussprechlich traurig und unglücklich; Gott allein weiß, was sie leidet! — 16. Juni. Heute war ein schrecklicher Tag. Wir erfuhren, daß die Franzosen ans Königsberg marschieren und daß Lestocq gezwungen worden ist zurück- zuweicheu. — Bennigsen hat die Schlacht bei Friedland am 14. verloren, Lestocq hat sich ans Labian zurückgezogen. Die Königin war in Ver- zweiflnng, der König ganz gebrochen, Hardenberg allein ruhig, aber auch sehr gebeugt. — 26. Juni. Heute war ein sehr trauriger Tag für die arme Königin, aber auch für mich und für alle, die tht Vaterland lieben. Es hat eine Zusammen- fünft der drei Monarchen stattgefunden. Der Ort, wo sie sich trafen, ist ein kleines Haus auf der Brücke vor Tilsit. Die arme Königin weinte lange. 28. Juni. Heute kam ein Brief des Königs an die Königin über die Zusammen- fünft am 26. Dieser elende Napoleon hat den König mit gesuchter Gleich- gültigkeit und Kälte behandelt, und er (der König) schreibt sehr aufgeregt und entrüstet. Es waren zwei kleine Häuschen aus der Brücke über die Memel errichtet, in dem einen waren die beiden Kaiser, in dem andern der König. Welche Insolenz gegen ihn! Auch aßeu die beiden Kaiser dann znsammen in Tilsit, unser König mußte allein in einem Dorfes, eine Meile von der Stadt, bleiben. Welch' entsetzliche Friedensbedingungen werden wir bekommen nach einem Vorspiel von so ausgesuchter Feindseligkeit und solchem Uebermnt! Tie erste Nacht lag die Kömgin in einer Stube, wo die Fenster zerbrochen waren, und der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Königin die Not emvfnnden! Ich dabei in der beständigen ängstlichen Besorgnis, daß sie ein Schlagfluß treffen möchte. Und dennoch erhielt sie ihren Mut, ihr himmlisches Vertrauen auf Gott aufrecht, und er belebte uns alle." (Deutsche Klinik, herausgeg. von Göschen, Bd. Xv., 1864, S. 121 ff.) — Die Reise ist dargestellt auf einem großen Gemälde von Prof. Heydeck in Königs- berg, 1887. *) Piktupönen.

9. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 260

1889 - Berlin : Nicolai
— 260 — Aber ich finde Trost, Kraft und Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. Ist doch alles in der Welt nur Übergang 1 Doch wir müssen durch! — Luise. 201. Die Bedrängnis des Königshauses. 1807. (Gräfin Voß, Erinnerungen, S. 268 ff.) 2. Januar. Die Königin etwas besser. Sehr unerfreuliche Nachrichten; General Lestocq hat viele Leute verloren und sich zurückziehen müssen. Die Königlichen Kinder reisen morgen nach Memel und wir gehen nach, sobald es irgend geht. — 5. Januar. Ich reiste mit meinen Kammerfrauen bei einem entsetzlichen Wetter ab. Bei der ersten Station mußte ich liegen bleiben; Sturm und Regen waren so toll, daß die Pferde nicht weiter konnten. Die Königin reiste um 12 Uhr mittags ab mit der Viereck und ihrer Kammersrau, der Schadow, und kam glücklich bis Kreuz. Man sagte uns, die Franzosen seien schon bei Heilsberg. 7. Januar. — Es war ein toller Sturm mit dichtem Schneegestöber, und der Weg dicht am Meere, ohue jedeu Schutz gegen den Orkan, war überdies ganz abscheulich. Um 3 Uhr kam ich nach Schwärt, wo ich nach vieler Mühe und langem Umhersahren endlich ein bescheidenes Unterkommen beim Schulmeister fand. Die Herrschaften kamen bald darauf auch an; — die Königin war trotz der großen Kälte gottlob ziemlich wohl. 8. Januar. Ich hatte auf der Erde gefchlafeu, da keiu Bett zu haben war. — Der König fuhr früh weiter, ich konnte erst um 8 Uhr Pserde bekommen, llm 11 Uhr kamen wir am Haff an, stiegen in ein Bot und waren um I Uhr in Memel. Die Königin kam ganz zu Wageu und deshalb etwas später^). Da kein Sessel da war, um sie aus dem Wagen die Treppen ') Der berühmte Arzt Hilfeland, welcher von Danzig aus zu der kranken Königin nach Königsberg berufen war und sie ans der Flucht nach Memel be- gleitete, berichtet in seinem Tagebnche über die Reise in folgenden wenigen, aber ergreifenden Worten: „So wurde sie den 8. (richtig: 5.) Januar 1807 bei der heftigsten Kälte, bei dem fürchterlichsten Sturm und Schneegestöber in den Wagen getragen und 20 Meilen weit über die Kurische Nehrung nach Memel transportiert. Wir brachten drei Tage und drei Nächte, die Tage teils in den Sturmwellen des Meeres, teils im Eise fahrend, die Nacht in den elendesten Nachtquartieren zu.

10. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 147

1889 - Berlin : Nicolai
— 147 — 112. Zustand der drandenbnrgischen Truppen. 1641. Markgraf Ernst von Jägerndorf an den gr. Kurfürsten, Kölln a, d. Spree, 23. Dez. 1641. (Urkunden ?c. I., S. 488.) Von hier haben wir . . . nichts zu melden, als daß es mit Aufbringung der Nothdurft für E. Ch- D. Volk, sowohl an Unterhalt als Kleidung schwer hernachgehet; und haben die arme, übelbekleidete Knechte die erste Kälte, welche vor ein 14 Tagen her etzliche Mal sehr strenge gewesen, gefühlet und sind dadurch uicht wenig iucommodiret worden; daß es hohe Zeit wäre, daß ihnen Kleider und Schnh beschaffet würden. Aber itzo seind erstlich den Obristen die Assignationes ausgegeben; darauf ist uoch wohl lange kein Geld bei der Hand, uoch weniger aber Tuch und das daraus gemachte Kleid. Ja Wir sorgen, daß die härteste Wintermouate hinfließen werden, ehe ein armer Soldat ein Kleid über die Haut bekommt. 113. Die drandenburgischeu Gesandten in Münster zeigen dem Geheimen Rate den Abschluß des westfälischen Friedens an. 1648. (Urkunden ?c. Iv., S. 733 f.) Wohlgeborene, Hochedle, Gestrenge, Beste, Großachtbare und Hochge- lahrte, iusonders freundlich Vielgeliebte, Hochgeehrte, auch guäd. Herr! Demnach durch die unermeßliche Barmherzigkeit und Allmacht Gottes die mit großer Arbeit, Mühe und Kosten nun lange Zeit hero vorgewesene allgemeine Friedenstraktaten nunmehro gestrigen Tages endlich und völlig geschlossen und nicht allein von den Herren Kaiserlichen, Königlichen, Französischen, Schwedischen und aller Chur-, Fürsten und Stände Ge- sandtschaften mit Hand und Siegel befestigt, sondern auch daraus heute solcher Friedensschluß uf vorhergegangene Danksagung und Singung des Te Deum laudamus in den Katholischen Kirchen, wie auch bei des Herrn Graseu Ochseustiru's und Unseren, der Resormirten, Gottesdienste mit allen Solennien, wie sie dies Orts erdacht werden können, als mit Ab- lesuug eines vorgeschriebenen und uf diesen Frieden gerichteten Patents vom Stadtsyndieo alhier an vielen Orten der Stadt neben verschiedeneu ihm zugegebenen Trompeten und Heerpauken, Lösung aller Stück uf den unseligen Kriegswesens die Felder dieses Orts etliche Jahre feyren müssen, ist darauf eine so unerhörte Thenernng entstanden, daß die Leute nicht allein viel Jammer, Heulens und Wehklagens treiben, ungewöhnliche Speisen und Dinge, als Hunde, Katzen und reverenter zu melden, der Todte Aese auf den Gassen essen, sondern auch für den greulichen Huuger, sowohl in der Stadt als auf dem Lande, ein- ander selbst anfallen, kochen und verzehren." Walleusteins Erpressungen in der Mark allein berechnet man auf 20 Millionen Goldgulden. 10*
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