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1. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 60

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
60 Gefängnis werfen zu wollen. Daher entfloh Elisabeth, als Bäuerin verkleidet, aus Berlin zu ihrem Onkel, dem Kurfürsten von Sachsen. Dieser wies ihr das Schloß Lichtenburg bei Torgau als Aufenthalt an. Hier weilte sie bis zum Tode ihres Gemahls und verkehrte fleißig mit Luther. Welche Fürsten haben sich durch Bekämpfung der Raubritter verdient gemacht? Wodurch wurde Joachim zum Feinde der Reformation? Wodurch entzweite er sich mit seiner Gemahlin? 29. Kurfürst Joachim Ii. (15b5—1571). „Wohlthäter sein für alle, das ist Fürstenart." holte nach seines Vaters Tode die Mutter in feierlichem Zuge nach Brandenburg zurück. Vier Jahre später, 1539, trat er selbst zur evangelischen Lehre über, die sich nun bald allgemein in Brandenburg verbreitete. — Joachim Ii. schloß mit dem Herzoge von Schlesien einen Vertrag, wodurch bestimmt wurde, daß Brandenburg an Schlesien fallen solle, wenn die Hohenzollern ausstürben und umgekehrt Schlesien an Brandenburg, wenn die Herzöge von Schlesien aussterben würden. Auf Grund dieses Vertrages hat Friedrich der Große später Ansprüche auf die Provinz Schlesien geltend gemacht. Welche Stellung nahm Joachim Ii. zur Reformation ein? Wann wurde Brandenburg ein evangelisches Land? Welchen Vertrag schloß Joachim Ii. ? Kurfürst Johann Sigismund, 1608—1619, erwarb durch Erbschaft das Herzogtum Preußen (die jetzige Provinz Ostpreußen,) ferner das Herzogtum Cleve am Niederrhein (in der Rheinprovinz) und die Grafschaft Mark und Ravensberg im heutigen Westfalen.

2. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 73

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
veranstaltete er gewöhnlich ein Konzert. — Der König trug stets die blaue Uniform, einen dreieckigen Hut mit weißer Feder und in der Hand einen Krückstock. Wenn er auf seinem Schimmel durch die Straßen Berlins ritt, so traten die Leute an die Thüren und grüßten ihn ehrerbietig; die Mütter hoben ihre Kinder empor, um ihnen den geliebten Landesvater zu zeigen. Oft umringte ein Schwarm Schulbuben den König, sie wischten ihm den Staub von den Stiefeln und warfen jubelnd ihre Mützen in die Höhe. (Der alte Fritz und die Schulbuben.) Das ganze preußische Volk blickte mit Liebe und Dankbarkeit auf seinen König; sein Bildnis hing in Hütten und Palästen Friedrich der Große. Das thatenreiche Leben des Königs endete im Jahre 1786. Seine Heldenthaten in einem Kampfe gegen fast ganz Europa hatten selbst seine Feinde zur Bewunderung hingerissen; er hatte Preußen durch die Erwerbung zweier wertvoller Provinzen vergrößert; durch seine Fürsorge war der Wohlstand des Volkes ausgeblüht. So war Preußen durch Friedrich Ii. zu einer europäischen Großmacht erhoben worden. Sein dankbares Volk ehrte ihn darum mit Recht durch den Beinamen „der Große." Wie sorgte Friedrich für Den Wohlstand seines Volkes? Vergleiche damit die Fürsorge des großen Kurfürsten und Albrechts des Bären! Nenne Friedrichs Verdienste für die Rechtspflege und das Schulwesen! Um welche Provinzen hat Friedrich den preußischen Staat vergrößert? Nenne die Erwerbungen seiner Vorgänger! Friedrich Wilhelm Ii., 1786—1797, regierte nur 11 Jahre. Er erwarb bei der zweiten und dritten Teilung Polens die Provinz Posen. 36. Deutschland vor 100 Jahren. Deutschlands Zersplitterung. Seit dem dreißigjährigen Kriege war Deutschlands Macht und Ansehen immer mehr gesunken. Die deutschen Kaiser waren fast nur auf Vergrößerung ihrer Hausmacht bedacht und kümmerten sich wenig um das übrige Reich. Deutschland war infolge der Ausartung des Lehnswesens in viele größere und kleinere Staaten zersplittert, deren Fürsten wenig für das Wohl des Volkes thaten und nach dem Beispiel der französischen Könige ein verschwenderisches, genußsüchtiges Leben führten. (Welche Fürsten machten hierin eine rühmliche Ausnahme?)

3. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 85

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
85 gethan, Sie sind der Befreier Deutschlands!" Blücher entgegnete bescheiden: „Majestät, ich habe nur meine Schuldigkeit gethan, aber meine braven Truppen haben mehr gethan, viel mehr!" Sein dankbarer König ernannte ihn zum Feldmarschall. (Arndt: Das Lied vom Feldmarschall.) Letzte Kämpfe; Friede. Nach der Leipziger Schlacht floh das Franzosenheer bis zum Rhein. Die Verbündeten folgten ihm nach, allen voran der unermüdliche Blücher, welcher in der Neujahrsnacht 1814 mit seinen Truppen bei Caub über den Rhein ging. Nach mehreren siegreichen Schlachten auf französischem Boden zogen die Verbündeten am 31. März in Paris ein. Napoleon mußte die Kaiserkrone niederlegen und wurde auf die Insel Elba bei Italien verwiesen. Frankreich mußte alle eroberten Länder wieder abtreten, brauchte aber keine Kriegskosten zu bezahlen, auch ließ man ihm leider das früher geraubte Elsaß-Lothringen. Preußen erhielt seine Länder zurück, dazu die Hälfte des Königreichs Sachsen (die jetzige Provinz Sachsen), das Bistum Münster und das Erzbistum Köln nebst einigen kleinen Gebieten in der heutigen Rheinprovinz. Wie zeigte sich die Opferwilligkeit beim Beginn der Freiheitskriege? Stelle den Verlauf der Schlacht bei Leipzig dar! Welches waren die Friedensbedingungen? Wiederhole die bisherigen Erwerbungen! Napoleons Rückkehr 1815. Als die verbündeten Fürsten zu Wien damit beschäftigt waren, sich über die Verteilung der Länder zu einigen, hieß es plötzlich: „Napoleon ist nach Paris zurückgekehrt." Er beeilte sich, den Fürsten zu versichern, daß er nicht mehr gesonnen sei, Eroberungen zu machen, sondern Frankreich in Frieden regieren wolle. Aber mit Recht traute man ihm nicht, sondern erklärte ihm den Krieg. Ligny, 16. Juni. In kurzer Zeit hatte Napoleon wieder ein Heer gebildet. Er wandte sich gegen die belgische Grenze, wo die Preußen und Engländer zwei Heere unter Blücher und Wellington aufgestellt hatten. Napoleon griff zuerst Blücher bei Ligny an und schlug sein Heer vollständig in die Flucht. Blücher selbst geriet in Lebensgefahr; fein Pferd wurde ihm unter dem Leibe erschossen, es stürzte und fiel auf seinen Reiter. Zum Glück entdeckten ihn die vorbeistürmenden feindlichen Soldaten nicht. Sein Adjutant zog ihn hervor und rettete ihn. Belle Alliance, 18. Jnni. Am folgenden Tage merkte Wellington, daß Napoleon gegen ihn heranrücke. Er ließ daher Blücher fragen, ob er ihm mit zwei Heerhaufen zu Hülfe kommen könne. Blücher ant-

4. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 62

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
62 der Schweiz. So regten sich bald wieder übernt fleißige Hände, die den Acker bebauten. Der Kurfürst bestimmte, daß jeber Landmanu einen Garten anlegen sollte, und daß niemand heiraten durfte, der nicht wenigstens sechs Obstbäume und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. Zur Belebung des Hanbels legte er den nach ihm benannten Friebrich-Wilhelms-Kanal an, der die Ober mit der Spree verbindet; die Wege wurden verbessert, und der Verkehr durch Einrichtung einer Reitpost erleichtert. Fabriken würden gegründet, in benen seine Tuche, Seibenstoffe und Tapeten verfertigt würden. Damit die Fabriken ihre Waren auch nach dem Auslanbe verkaufen konnten, suchte Friedrich Wilhelm einen Seehandel von Brandenburg aus ins Leben zu rufen. Darum gründete er eine Kriegsflotte und kaufte an der Küste von Guinea in Westafrika von einem Negerhäuptling eine Strecke Landes, auf der die Festung Groß-Friedrichsburg zum Schutze des Handels errichtet würde. (Die Nachfolger des großen Kurfürsten gaben bieg Werk wieber aus; aber in unserer Zeit ist man bestrebt, durch Erwerbung auslänbischer Besitzungen — Kolonien — neue Absatzgebiete für den Handel zu gewinnen.) Länderzuwachs. Durch Erbschaft war dem Vater Friedrich Wilhelms das Herzogtum Pommern zugefallen; die Schweden hatten das Land jeboch besetzt. Als nun im Jahre 1648 der westfälische Frtebe geschlossen würde, serberte Frtebrtch Wilhelm sein Eigentum. Er erhielt Hinterpommern und als Entschäbigimg für Vorpommern, welches die Schweden behielten, das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstabt und Minden. Krieg gegen Frankreich und Schweden. In Frankreich herrschte der ländergierige König Ludwig Xiv. Dieser trachtete banach, alle Länber links vom Rhein an sich zu reißen. Seine Raubscharen verwüsteten die Pfalz und das Elsaß; viele Städte tourbett angezünbet und bte Einwohner vertrieben. Mitten im Frieden ließ er die schöne Stadt Straßburg wegnehmen. — Als Ludwig Xiv. darauf auch Hollanb angriff, zog Friedrich Wilhelm gegen die Franzosen an den Rhein, weil er mit Holland ein Bündnis geschlossen hatte. Die Franzosen erkannten balb, daß Frtebrtch Wilhelm ihr gefährlichster Gegner fei. Um sich seiner zu entlebigen,. reizte der französische König die Schweden zum Einfalle in das schutzlose Branbenburg. Die brandenburgischen Bauern suchten sich zu wehren; sie bewaffneten sich mit Sensen, Heugabeln und Dreschflegeln und schrieben aus ihre Fahne: „Wir sinb Bauern von geringem Gut und bienen unserm Kurfürsten mit Leib uitb Blut." Als Friedrich Wilhelm die Nachricht von dem Einfalle der Schweden erhielt, zog er mit seinem Heere in Eilmärschen zurück nach Branbenburg. Ant 18. Juni 1675 traf der Kurfürst mit seiner Reiterei bei Fehrbellin das Hauptheer der Schweden. Obgleich das-

5. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 63

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
63 selbe doppelt so stark war, befahl Friedrich Wilhelm den Angriff, und nach hartem Kampfe wurden die Schweden in die Flucht gejagt. Nach diesem glänzenden Siege eroberte der Kurfürst ganz Vorpommern. Als er aber mit den Schweden Frieden schloß, mußte er es auf Anstiften des deutschen Kaisers wieder herausgeben. Ein gleiches Unrecht widerfuhr dem Kurfürsten, als im Jahre 1675 die Herzöge von Schlesien ausstarben. Obgleich Schlesien nach dem Vertrage Joachims Ii. (S. 60) an Brandenburg fallen mußte, riß es der deutsche Kaiser an sich. Voll Zorn über diese Ungerechtigkeit rief Friedrich Wilhelm aus: „Möchte doch einst aus meiner Asche ein Rächer erstehen!" Friedrich Wilhelms Gemahlin hieß Luise Henriette. Sie war eine fromme Frau, die den Beruf einer Fürstin darin sah, den Armen und Verlassenen zu helfen. Sie gründete das Waisenhaus zu Oranienburg, in welches sogleich zwölf Knaben und zwölf Mädchen aufgenommen wurden. Häufig besuchte die Kurfürstin auch das Krankenhaus zu Berlin, und man sah sie oft an Sterbebetten stehen und selbst geringen Leuten in ihren letzten Stunden Trost zusprechen. Ihrem Gemahl war sie in zärtlicher Liebe zugethan. Ein Geschichtsschreiber sagt von ihr: „Sie war des Kurfürsten bester Arzt und Rat, ja sein bester Koch und Kammerdiener." Friedrich Wilhelm horte gern ihren klugen Rat in wichtigen Regierungsangelegenheiten. Jeden Morgen hielt sie mit ihren Kindern und ihrer Dienerschaft eine Hausandacht ab. Ihr Lieblingslied war: „Jesus, meine Zuversicht." Tod. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst starb im Jahre 1688. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." — Er hat Brandenburg fast um die Hälfte vergrößert, ein neues siegreiches Heer geschaffen und durch seine Thaten im Kriege und im Frieden das Kurfürstentum zu einem der mächtigsten und angesehnsten Staaten Europas erhoben. Mit Recht nennt man ihn daher den Begründer der Macht und Größe des preußischen Staates. Vergleiche die Zustände Brandenburgs zur Zeit des Regierungsantrittes des großen Kurfürsten mit der kaiserlosen Zeit! Wie sorgte der große Kurfürst für das Wohl des Bürger- und des Bauernstandes ? Wie unterstützte ihn seine Gemahlin in seinen Bestrebungen? Weshalb schuf er das erste stehende Heer? Welche Länder erwarb er? Welche Länder wurden ihm unrechtmäßig vorenthalten? Wiederhole alle bisherigen Erwerbungen!

6. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 72

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
72 bares Land, das einer halben Million Menschen Raum zur Ansiedelung gewährte. Handel und Gewerbe. Nicht minder wandte der König seine Sorge der Hebung von Handel und Gewerbe zu. Er legte Baumwollenspinnereien und Kattundruckereien an; auch die Seidenraupenzucht und den Weinbau führte er ein und befahl den Anbau der Kartoffel; dieselbe wurde jedoch anfangs nur auf kleinen Gartenbeeten gezogen. (Seit der Einführung der Kartoffel sind Hungersnöte fast gar nicht mehr vorgekommen.) In Berlin gründete er die Königliche Porzellan-Manufaktur, welche noch heute besteht. So verschaffte Friedrich zahlreichen Leuten Beschäftigung und Brot. Zur Beförderung des Handels ließ er mehrere Kanäle anlegen. Rechtspflege. Jeder Unterthan konnte seine Wünsche und Beschwerden schriftlich oder persönlich beim Könige vorbringen und durfte auf schnelle und gerechte Erledigung rechnen. Friedrich war der erste Fürst, der die Folter in seinem Lande abschaffte. Er bestimmte, daß die Richter ohne Ansehen der Person urteilten, und daß die Rechtsstreitigkeiten schnell entschieden werden sollten, ohne große Kosten zu verursachen. Mit besonderer Strenge hielt er darauf, daß den armen und geringen Leuten ihr Recht wurde. Er ließ ein Gesetzbuch ausarbeiten, das allgemeine Landrecht genannt, welches noch heute die Grundlage des preußischen Rechts ist. Kirche und Schule. Friedrich n. gewährte seinen Unterthanen völlige Religionsfreiheit. Zur Verbesserung des Volksschulwesens erließ er eine ausführliche Verordnung; in derselben forderte er eine „vernünftige und christliche Unterweisung der Jugend zur wahren Gottesfurcht und anderen nützlichen Dingen." Erwerbungen. Außer Schlesien erwarb Friedrich die Provinz Westpreußen bei der ersten Teilung Polens. In Polen herrschte nämlich beständig Aufruhr. Um das Land zur Ruhe zu zwingen, nahmen Preußen, Östreich und Rußland je einen Teil Polens an sich. Thätigkeit. Des Königs Lieblingsaufenthalt war das Schloß Sanssouci (Sorgenfrei) in Potsdam, welches er nach seinen eigenen Plänen hatte erbauen lassen, und welches von herrlichen Gartenanlagen umgeben ist. Hier verlebte Friedrich einen Tag wie den andern in streng geregelter Thätigkeit. Schon um 4 Uhr stand er auf, und der ganze Tag war für die einzelnen Regierungsgeschäfte aufs genaueste eingeteilt. „Nichts", pflegte er zu sagen, „hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode, als Müßiggang. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, daß ich thätig bin." Nur nach dem Mittagessen gönnte er sich eine Erholungsstunde, in der er sich mit Flötenspiel unterhielt. Des Abends

7. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 11

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 11 Städte, geplünderte Dörfer, die wenigen der Geißel des Krieges entronnenen Einwohner arm, hülflos, verwildert. Und dazu brannte die Kriegsfackel noch immer lustig weiter; niemand konnte sagen, wann das Elend aufhören sollte. Auch der Ärmste im Lande konnte den jungen Fürsten nicht beneiden wegen der ihm überkommenen Erbschaft. Er als Landesvater sollte hier nun helfen, sollte Sorge tragen für das leibliche und geistige Wohl seines Volkes. Es wäre nicht zu verwundern gewesen, wenn der Kurfürst dem Dinge ruhig seinen Lauf gelassen hätte, wenn er unthätig zugeschaut hätte, wie sein Land immer tiefer ins Verderben sank, doch das ließ Friedrich Wilhelms edles Herz nicht zu. Der liebe Gott hatte ihn an einen Platz gestellt, wo es seine erste Pflicht war, in Freud und Leid seinem Volk ein treuer Berater, ein dienstfertiger Helfer zu sein, und dieser Pflicht war er sich bis ins kleinste bewußt trotz seiner Jugend. Er sah wohl ein, daß Ruhe und Frieden vor allen Dingen dem Lande nötig war, und es gelang ihm denn auch, einen Waffenstillstand mit den Schweden zustande zu bringen. Die Truppendurchzüge gingen allerdings noch immer fort, und das dauerte auch hin, bis endlich man des langen Haders müde war, und im Jahre 1648 ein allgemeiner Friede zu Osnabrück und Münster, der sogenannte westfälische Friede, abgeschlossen wurde. Friedrich Wilhelm verlangte in diesem Frieden eigentlich die Herausgabe Pommerns seitens der Schweden, das ihm durch Erbschaft gehörte, aber er konnte seinen Willen nicht durchsetzen, und bekam nur Hinterpommern, und als weitere Entschädigungen das Erzbistum Magdeburg, sowie die Bistümer Halberstadt, Minden und Kammin. Vorpommern behielten die Schweden. Schon gleich bei seinem Regierungsantritt hatte Friedrich Wilhelm zwei weitere wichtige Bedürfnisse für sein Land erkannt, und zwar zuerst die Entfernung des Ministers Schwarzenberg, eines tückischen, ränkevollen Menschen, der schon seinem Vater ein schlechter Berater gewesen war, und dann weiter die Errichtung eines gutgebildeten Heeres. Beides nahm er denn auch sofort in

8. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 13

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 13 Fürstinnen wollte er keine. Er bedurfte einer Frau, die gesonnen war, ehrlich mit ihm zu ringen um des Volkes Glück und Wohlstand, und als solche kannte er nur die Tochter seines väterlichen Freundes, des Prinzen Heinrich Ferdinand, Statthalters der Niederlande, Luise Henriette. Auf diese fiel denn auch seine Wahl, und sie ist ihm eine treue, liebe Gattin, dem Lande aber eine echte Mutter gewesen. Sie nahm sich der Armen und Hülss-bedürstigen mit hingebender Liebe an und gründete das Waisenhaus zu Oranienburg. Das schöne Lied: „Jesus, meine Zuversicht :c." ist von ihr gedichtet und giebt Zeugnis von ihrer tiefen Frömmigkeit und Gottesfurcht. Obgleich Friedrich Wilhelm von Herzen mit allen Kräften bestrebt war, seinem Lande ein echter Friedensfürst zu fein, weil er wußte, daß nur in langen, segensreichen Friedensjahren das arme, gequälte Volk sich erholen konnte von dem Elend, das der dreißigjährige Krieg über dasselbe gebracht hatte, so hat er doch in seiner langen Regierungszeit das Schwert nur dann und wann für kurze Zeit aus der Hand legen können. Bald nach seiner Verheiratung entbrannte ein Krieg zwischen Schweden und Polen. Der Kurfürst versuchte alle möglichen Mittel, um seinem Lande, das in der Mitte zwischen den beiden kriegführenden Reichen lag, die Beteiligung an dem Feldzuge zu ersparen; als er aber endlich nicht anders konnte, verband er sich mit den Schweden, und schlug in Gemeinschaft mit denselben die Polen in dreitägiger Schlacht bei Warschau. Der König von Polen, der, wie wir wissen, der Oberherr von Preußen war, und den Kurfürsten mit diesem Herzogtum? belehnt hatte, war zornig, als er erfuhr, Friedrich Wilhelm habe sich mit Schweden verbunden, und hatte dem Kurfürsten gedroht, er wolle ihn in einen Kerker werfen, wo weder Sonne noch Mond ihn bescheine. Jetzt aber, wo die beiden Verbündeten ihn geschlagen hatten, mußte er gute Miene zum bösen Spiel machen und dem Kurfürsten auch ohne die Prinzessin Preußen als unabhängiges Herzogtum übertragen. Der Schwedenkönig, ein kriegslustiger Fürst, freute sich der guten Waffenbrüderschaft, und

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 15

1882 - Gütersloh
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 15 Sobald Friedrich Wilhelm von der Gefahr, in welcher seine armen Unterthanen schwebten, Kunde erhalten hatte, beschloß er, ihnen zu Hülfe zu eilen. In Eilmärschen legte er die gewaltige Strecke vom Rheine bis an die Elbe binnen kürzester Frist zurück und erreichte am 11. Juni 1675 Magdeburg. Das Fußvolk war zum größten Teile noch zurückgeblieben, aber dessen ungeachtet brach er in der folgenden Nacht mit 5600 Reitern, 1000 Mann Infanterie auf Wagen und 13 Geschützen von dort wieder auf. Die Reiter führte der tapfere Derfflinger, der schneidigste Reitergeneral und tüchtigste Feldmarschall seiner Zeit (5). Am 18. Juni traf das kurfürstliche Heer mit der 11000 Mann starken schwedischen Armee bei Fehrbellin zusammen. Es war ein gewagtes Unternehmen, aber mit dem Rufe: „Getrost, Soldaten! Ich, euer Fürst und Hauptmann, will siegen oder ritterlich mit euch sterben!" stürzte sich der Kurfürst an der Spitze seiner Schwadronen in den Feind. Und Gott half! Er rettete nicht nur den Kurfürsten mit Hülfe seines treuen Stallmeisters Emanuel Froben aus Lebensgefahr (6), sondern unter seinem Beistände wurde auch das Schwedenheer geschlagen, so daß es in voller Flucht davon eilte. Brandenburg war frei. Auch aus Pommern wurden die Schweden vertrieben, und als sie ins Herzogtum Preußen einfielen , folgte der siegreiche Kurfürst auch dahin nach, fuhr mit seinem Fußvolk mitten im Winter auf Schlitten über das zugefrorene-frische und kurische Haff und trieb den Feind bis an die russische Grenze, von wo aus er jämmerlich geschlagen in das Schwedenreich zurückkehrte. Nun hätte der Kurfürst auch Vorpommern in Besitz nehmen können, das ihm im westfälischen Frieden vorenthalten war, aber die übrigen deutschen Fürsten, besonders der Kaiser, spielten ihm einen schlechten Streich. Sie waren unterdessen noch mit Ludwig Xiv. im Kriege gewesen. Als aber Friedrich Wilhelm die Schweden so siegreich geschlagen hatte, machten sie eilends Frieden mit Frankreich, und als der Kurfürst ein Gleiches thun wollte, sprach Ludwig: „Nur unter der Bedingung, daß du den Schweden

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 52

1882 - Gütersloh
52 König Friedrich Ii., der Große. die Lage des Königs Friedrich immer bedrängter. Woher sollte er stets neue Truppen nehmen, um so vielen Feinden aus die Dauer die Spitze bieten zu können? Auch die Kassen waren erschöpft, und England zahlte zuletzt auch keine Hülssgelder mehr. Die Russen und Ostreicher vereinigten sich von neuem, um ihn mit ganzer Macht anzugreifen. Da endlich, als die Not aufs höchste gestiegen war, sandte Gott Hülfe und rettete den König vor dem drohenden Untergange. Im Jahre 1762 starb nämlich die Kaiserin von Rußland, Friedrichs bittere Feindin. Ihr Nachfolger war ein Freund und Verehrer des großen Königs und sandte ihm sogar ein Heer zu Hülfe. Die Schweden und die Franzosen machten gleichfalls Frieden. So konnte er sich denn ausschließlich gegen die Östreicher wenden, die noch einmal besiegt wurden. Da neigte sich Maria Theresia, von ihren Bundesgenossen verlassen, zum Frieden. Am 15. Februar 1763 kam derselbe aus dem Schlosse Hubertsburg bei Dresden zustande. Friedrich blieb im Besitz von ganz Schlesien und gab dem Kurfürsten von Sachsen sein Land zurück. („Die drei schlesischen Kriege" nach dem Barmer Lesebuch.) Die harten Kämpfe hatten des Königs Heldengestalt gebeugt. Im Vollbesitze der Manneskraft hatte er das Kampsroß bestiegen, als aber der langersehnte Friede endlich herankam, als Berlin seine Ehrenpforten zum Empfange des ruhmgekrönten Siegers errichtet hatte, empfing es einen Greis. Trotzdem aber waren seinem Riesengeiste Frische und Spannkraft nicht verloren gegangen. Ohne diese wäre er nicht imstande gewesen noch 23 Jahre lang als „alter Fritz" für seine Landeskinder väterlich zu sorgen. Nachdem er auf feine Weise sein Friedensdankfest gefeiert (5), begrüßte er sofort sein Volk mit Thaten der Milde und Barmherzigkeit, 35 000 Armeepferde, 40000 Scheffel Getreide und Mehl und 40000 kräftige Soldaten überließ er den verwüsteten Provinzen, damit der Ackerbau wieder ausblühe. Den ärmsten Provinzen gab er große Summen zur raschen Aushülse und in die entvölkerten Gegenden zog er Kolonisten aus nah und fern. In
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