1869 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
63
Bären, viele Fische, Bienenzucht, Seidenzucht, keine Gänse
in Griechenland.
Pflanzen: Baumwolle, Getreide, Mais, Reis,
Wein, Obst, Südfrüchte, Oliven, Tabak. Die Waldungen
auf Griechenland sind verwüstet.
Mineralien: Meerschaum, Marmor auf der Insel
Paros.
Einwohner: Die Türken, seit 400 Jahren im
Besitze dieses Landes, sind träg, dem Wohlleben ergeben,
bekennen sich zur muhamedanischen Religion; die Griechen,
bei denen die Wahrheit und Treue seltene Waare ist, be-
kennen sich zur griechisch-katholischen Kirche. — In der
Türkei werden Säbelklingen, Teppiche, Shawls, türk. Garn,
Leder, Pfeifenköpfe und Rosenöl gefertigt, in Griechenland
Gold-, Silber- und Seidenstickerei; auch treiben die Griechen
Handel.
Berühmte Männer: Sultan Osman, 1313, der Gründer
des türkischen oder osmanischen Reiches,° Muhamed U., der 1453
Constantinopel eroberte.
' B. besonderes.
a) Die Türkei (5), pon einem Sultan beherrscht.
„ 9000 sum., 18 Mill. Einw., wovon 5 Mill. Muha-
medaner, 13 Millionen griechische Christen sind.
Constantinopel am Bosporus in herrlicher Lage, aber mit
schmutzigen engen Gassen und elenden, hölzernen Häusern, 900,000
Einw., 485 muhamedanische Moscheen, darunter die große Sophien-
moschee, und 35 christl. Kirchen. Das Serail, der Palast des Sul-.
tans, ist von 6— 7600 Menschen bewohnt. Bedeutender Handel,
im Hafen liegen oft 400 Schiffe, 2000 laufen jährlich ein und aus.
Adrianopel, 160,000 Einw., Handelsstadt, 40 Moscheen.
Philippopel, 100,000 Einw., Handel, vorz. Reisbau.
Gallipoli, an der Dardanellenstraße, 60,000 Einw., Handel,
Saffianfabriken.
Diese vier genannten Städte liegenin der Provinz Rumelien.
In der Provinz Macedonien: '
Salonichi, das alte Thessalonich, Fabr. und Handel.
80,000 Einw., fast die Hälfte Juden, die hier eine hohe Schule
haben. In der Nähe der Berg Athos mit 21 Klöstern.
In Bulgarien:
Sofia, in bergiger Gegend, 70,000 Einw., Handel, Seiden-,
Tuch- und Tabaksfabrtken.
Schumla, starke Festung, 60,000 Einw.
Widdin, Rustschuk und Silistria, Festungen an der
Donau. ,
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
105
Produkte. Thiere: ausgezeichnete,Pferde, zahme
und wilde Esel, Kameele (das Schiff der Wüste), Antilopen,
Löwen; Strauße; Fische, Perlenmuscheln, Korallen, Schild-
kröten vorzügl. im rothen Meere; Heuschrecken.
Pflanzen: Der beste Kaffee, Zuckerrohr, Melonen,
Manna, Datteln, Südfrüchte, Wein, Gummi, Balsam,
Weihrauch, Aloe, Baumwolle, Indigo, Tabak, Sennes-
blätter, Myrrhen.
Mineralien. Eisen, Blei, Kupfer, Schwefel, Salz.
Die Einwohner sind meist Muhamedaner, doch werden
auch Christen und Juden geduldet. Sie bestehen aus meh-
reren Stämmen, die von einander unabhängig sind und
von Jmam's und Emir'en beherrscht werden. Mekka und
Medina erkennen die türkische Oberhoheit an, ebenso die
Sinai-Halbinsel. Die die Wüste bewohnenden Nomaden
heißen Beduinen und führen meist ein Räuberleben. —
Karawanen. — Die Hauptbeschäftigungen der Bewohner
sind Kaffeebau an den Küstenstrichen, Viehzucht im Innern.
Der bedeutende Handel liegt in den Händen meist indischer
Kausleute.
Städte:
Mekka, Muhamed's Geburtsort, den Anhängern seines Glau- '
bens heilig und das Ziel ihrer Wallfahrten, 60,000 Einw. Die
große Moschee mit der Kaaba, das größte Heiligthum der Muha-
medaner, Handel, große Messe.
Medina, 20,000 Einw., mit dem Grabe Muhamed's, eben
falls ein heiliger Wallfahrtsort der Muhamedaner.
Mokka, Handelsstadt, berühmtester Kaffee.
Aden, an der Straße Babel Mandeb, Festung, gehört den
Engländern.
M a skat an der Straße von Ormus, Handel.
Auf dem Sinai ein griechisches Kloster.
7) Die asiatische Türkei.
Dieses Land, dem türkischen Sultan unterthan, hat
24,000 szmeilen und 16 Mill. Einwohner. Es ist ge-
1869 -
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Bürgerschule, Realschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I
106
birgig, hat aber auch schöne Thäler und Ebenen, auch
Wüsten. Die Gebirge ragen über die Schneelinie. Das
Klima ist heiß, an den Küsten und auf den Höhen kühler.
Landplagen sind der Samum, Erdbeben, die Pest, Heu-
schrecken.
Produkte. Thiere: Schöne Pferde, Dromedare,
Büffel, Angoraziegen, Schakals, Tiger, Leoparden, Hyänen
Seidenwürmer, Bienen.
Pflanzen: Getreide, Reis, Wein, Obst, Südfrüchte,
Oliven, Tabak, Baumwolle, Indigo, Mohn, Manna,
Gummibäume, Balsamstauden, Cedern (ans dem Libanon),
Krapp, Safran, Zuckerrohr, Eichen mit Galläpfeln.
Mineralien. Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Blei,
Asbest, Meerschaum, Bolus, Salz, Naphta.
Die Einwohner sind meistens Muhamedaner, doch gibt
es auch viele Christen und Juden; sie treiben bedeutenden
Handel und Industrie. Wichtig sind die Fabriken in Seide,
Baumwolle, Teppichen, Saffian, Waffen, Rosenwasser.
Städte:
Smyrna, am Mittelmeer, wichtigste Handelsstadt Kleinasiens
oder der Levante (Lewangte), 150,000 Einw.
Aleppo, 100,000 Einw-, Karawanenhandel.
Damaskns in Syrien, 190,000 Einw., mit 200 Moscheen
und 6 christl. Kirchen, Seiden- und Degenfabriken. Hier der Sam-
melplatz der großen Karawane zur Pilgerfahrt nach Mekka.
Beirut, Hafenstadt am Mittelmeere.
Jerusalem, die ebemalige Hauptstadt Palüstina's, 2470'
über dem Mittelmeere, 24.000 Einw., wovon die Hälfte Muhame-
daner, die andere Hälfte Christen und Juden. Die heilige Grabes-
kirche , die Salomonsmoschee an der Stelle des jüdischen Tempels.
Jerusalem ist das Ziel vieler christlichen und muhamedanischen
Pilger.
Bagdad am Tigris, 80,000 Einw., Handel und Fabriken.
In der Nähe die Ruinen von Babylon.
Basra, Hafenstadt am persischen Meerbusen, 20,000 Einw.
Erzerum am obern Euphrat, Handelsstadt, Wafsenfabriken.
Trap e zu nt, 50,000 Einwohner, Handelsstadt am schwarzen
Meere.
1897 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 60 —
Schiras, in reizender Gegend, von Lustgärten umgeben, sehr gewerbfleißig'
32 000 Einw.
In Afahanistan ist die Hauptstadt Kabul, 60000 Einw-, mit berühmten
Früchten und Wein-
In B e l u d s ch i st a n ist die Hauptstadt K e l a t, 14 000 Einw.
6) Arabien.
Arabien, 2 290 000 qkm groß, hat nur 2vs Mill. Einw., da es zum
größten Teil Sandwüste und nur an den Küsten fruchtbar ist. Zwischen
den 2 nördl. Busen des roten Meeres das Sinaigebirge, 2600 m
hoch. Mangel an Wasser, doch starker Tau. Der Wüstenwind Samum.
Das Klima ist sehr heiß, vorzüglich in der Wüste.
Produkte. Tiere: ausgezeichnete Pferde, zahme und wilde
Esel, Kamele (das Schiff der Wüste), Antilopen, Löwen, Strauße, Fische,
Perlenmuscheln, Korallen, Schildkröten vorzüglich im roten Meere: Heu-
schrecken.
Pflanzen. Der beste Kaffee, Manna, Datteln, Südfrüchte,
Wein, Gummi, Balsam, Weihrauch, Aloe, Myrrhen, Baumwolle, Indigo,
Tabak.
Mineralien. Eisen, Blei, Kupfer, Schwefel, Salz.
Die Einwohner sind meist Muhamedaner, doch werden auch Christen !
und Juden geduldet. Sie bestehen aus mehreren Stämmen, die von !
einander unabhängig sind und von Jmam's und Emiren beherrscht werden.
Mekka und Medina erkennen die türkische Oberhoheit an, ebenso die Sinai-
Halbinsel. Die die Wüste bewohnenden Nomaden heißen Beduinen und
führen meist ein Räuberleben. — Karawanen. — Die Hauptbefchäf-
tigungen der Bewohner sind Kaffeebau an den Küstenstrichen, Viehzucht im
Innern. Der bedeutende Handel liegt in den Händen meist indischer
Kaufleute.
Städte:
Mekka, Muhamed's Geburtsort, den Anhängern seines Glaubens heilig und
das Ziel ihrer Wallfahrten, 45 000 Einw. Die große Moschee mit der Kaaba, dem
größten Heiligtum der Muhamedaner, Handel, große Messe.
Medina, 20 0j0 Einw., mit dem Grabe Muhamed's, ebenfalls ein heiliger
Wallfahrtsort der Muhamedaner.
Mokka, Handelsstadt, berühmtester Kaffee.
Aden, an der Straße Babel Mandeb, Festung, gehört den Engländern.
Maskat an der Straße von Ormus, Handel, y
7) Die Asiatische Türkei.
Dieses Land, dem Türkischen Sultan nnterthan, hat 1 777 000 qkm.
und 16 Mill. Einwohner. Es ist gebirgig, hat aber auch schöne Thäler Md
Ebenen, daneben auch Wüsten. Die Gebirge ragen über die Schneelinie.
Das Klima ist heiß, an den Küsten und auf den Höhen kühler. Land-
plagen sind der Samum, Erdbeben, die Pest, Heuschrecken.
Produkte. Tiere: Schöne Pferde, Dromedare, Angoraziegen,
Schakals, Seidenwürmer, Bienen.
Pflanzen: Getreide, Reis, Wein, Obst, Südfrüchte, Oliven, Tabak,
Baumwolle, Indigo, Mohn, Safran, Eedern (auf dem Libanon), Eichen
mit Galläpfeln.
1897 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: Peter, Hermann
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- Auflagennummer (WdK): 9
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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— 61 —
Mineralien: Metalle, Meerschaum, Bolus, Salz, Naphtha.
Die Einwohner sind meistens Mohamedaner, doch giebt es auch viele
Christen und Juden; sie treiben bedeutenden Handel und Industrie. Wichtig
sind die Fabriken in Seide, Baumwolle, Teppichen, Saffian, Waffen, Rosen-
wasser.
Städte:
Smyrna am Mittelmeer, wichtigste Handelsstadt Kleinasiens oder der Levante
(Lewangte), 225 000 Einw.
Aleppo, J10000 Einw., Karawanenhandel.
Damaskus in Syrien, 150000 Einw., mit 200 Moscheen und 6 christl.
Kirchen, Seiden- und Degenfabriken. Hier der Sammelplatz der großen Karawane zur
Pilgerfahrt nach Mekka.,
Jerusalem, die ehemalige Hauptstadt Palästina's, 805 m über dem Mittel-
meer, 45 000 Einw., wovon die Hälfte Muhamedaner, die andere Hälfte Christen und
Juden. Die heilige Grabeskirche, die Salomonsmoschee an der Stelle des jüdischen
Tempels. Jerusalem ist das Ziel vieler christlichen und muhamedanischen Pilger.
Eisenbahn nach Jaffa. Hafenstadt am Mitlelmeer.
Bagdad am Tigris, 100 000 Einw., Handel und Fabriken. In der Nähe die
Ruinen von Babylon.
Basr a, Hafenstadt am persischen Meerbusen, 60000 Einw.
Trapezunt, 45000 Einw., Handelsstadt am schwarzen Meere.
S k u t a r i am Bosporus, Konstantinopel gegenüber, 100 000 Einw., viele/
türkische Begräbnisplätze.
B r u s s a, 75 000 Einw., 365 Moscheen, bed. Handel.
Im Mittelmeer die Insel Cyperu mit Weinbau, seit 1878 von
den Engländern besetzt.
8) Tnrkestan oder die Tartarei.
Die Tartarei ist eine 1 900 000 qkm große, hohe Gebirgsfläche, deren
höchste Berge die Schneelinie überragen, mit ausgedehnten Steppen und
dem Tieflande am Aralsee und Kaspisee. Klima in den Steppen und im
Tieflande im Sommer brennend heiß; in den Hochgebirgen im Winter sehr
rauh. Die 3vs Mill. Einwohner sind teils Viehzucht treibende Nomaden,
teils Ansässige, die Gewerbe und Handel treiben. Hauptreligion ist die
muhamedanische. Die russische Herrschaft greift immer weiter Platz.
Produkte. Tiere. Pferde, Schafe, Kamele, Wild, Raubtiere;
Seidenzucht.
Pflanzen: Getreide, Reis, Tabak, Obst, Wein, Baumwolle.
Mineralien: Goldsand u. a. Metalle, Salz, Naphtha.
Buchara, bed. Handelsstadt, 70 000 Einw., 360 Moscheen, viele Schulen.
C h i w a, Hauptstadt und Residenz des Chans von Chiwa.
1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
61
den König’ näher hinzu; das offene Gesicht des Knaben
gefiel ihm; er fragte ihn über allerlei Dinge, und die
schnellen, treffenden Antworten dieses Kindes der Natur,
das ohne Unterricht bei seiner Heerde aufgewachsen war,
setzten den König inverwunderung. Er hatte noch seine
Gedanken darüber, als sein Vezir dazu kam. „Komm,
Vezir,“ rief er ihm entgegen, „und sage mir, wie Dir
dieser Knabe gefällt.“ Der Vezir kam herbei, der König
setzte seine Fragen fort, und der Knabe blieb ihm keine
Antwort schuldig. Seine Unerschrockenheit, sein gesundes
Urtheilundseineoffenefreimüthigkeitnahmendenkönig
und den Yezir so sehr ein, dass jener beschloss, ihn mit
sich zu nehmen und erziehen zu lassen, damit man sehe,
was aus dieser schönen Anlage der Natur unter der
Hand der Kunst werde.
Wie eine Feldblume, die der Gärtner"aus ihrem dür-
ren Boden hebt und in ein besseres Erdreich pflanzet, in
Kurzem ihren Kelch" erweitert und glänzendere Farben
annimmt: so bildete sich auch der Knabe unvermerkt
zu einem Manne von grossen Tugenden aus. Der König ge-
wann ihn täglich lieber; er gab ihm den Namen Ali Beg
und machte ihn zu seinem Grossschatzmeister.
Ali Beg besass alle Tugenden, die sich nur zusammen
vereinigen lassen: Unsträflichkeit in seinen Sitten, Treue
und Klugheit in seinem Amt, Freigebigkeit und Grossmuth
gegen die Fremden, Gefälligkeit gegen alle, die ihn um
etwas baten, und ob er gleich der Liebling des Königs
war, die bescheidenste Demuth. Was ihn aber am mehr-
sten unter den persischen Hofleuten auszeichnete, war
seineuneigennützigkeit; dennnie liess ersichseinedienste
bezahlen; seine guten Thaten hatten'die reinste Quelle,
das Verlangen, den Menschen nützlich zu werden. Und
doch entging er bei allen diesseu Tugenden der Verleum-
dung der Höflinge nicht, die seine Erhebung mit heim-
lichem Neide ansahen. Sie legten ihm allerlei Fallen und
suchten ihn bei dem König verdächtig zu machen. Aber
Schach Abbas war ein Fürst von seltenen Eigenschaften;
argwöhnischer Verdacht war für seine grosse Seele zu
klein, und Ali Beg blieb in Ansehen und Ruhe, so
lange sein grossmüthiger Beschützer lebte.
Zum Unglück starb dieser grosse König, und Schach
Sefi, der ihm folgte, schien die Wehklage der Völker zu
rechtfertigen, die es bedauert, dass gute Fürsten wie an-
dere Menschen sterben. Er war das völlige Widerspiel
1873 -
Hildburghausen
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- Auflagennummer (WdK): 10
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63
seines Vorgängers, voll Misstrauen, Grausamkeit und Geiz;
Blutvergiessen schien ihn zu erquicken, wie den Durstigen
ein Trunk Wasser. So einen Oberherrn hatten Ali’sfeinde
erwartet, und ihr verborgener Neid wurde sogleich wie-
der sichtbar. Sie brachten täglich Verläumdungen gegen
den Schatzmeister an, auf die der König anfangs nicht
achtete, bis eine unerwartete Begebenheit diese An-
klagen wahr zu machen schien.
Der König nämlich verlangte einen kostbaren Säbel
zu sehen, den Schach Abbas vom türkischen Kaiser zum
Geschenk bekommen hatte, und dessen einige Hofleute
erwähnten. Der Säbel war nicht zu finden, ob er gleich
in dem nachgelassenen Verzeichnisse des grossen Abbas
eingetragen war, und so fiel Schach Sefi’s Verdacht auf
den Schatzmeister, dass er ihn veruntreut habe. Diess
war, was seine Feinde wünschten; sie verdoppelten ihre
Beschuldigungen und maltenihn als den ärgstenbetrüger.
„Er hat viele Häuser zur Bewirthung der Fremden ge-
baut,“ sagten sie, „und andere öffentliche Gebäude mit
grossen Kosten aufführen lassen. Er kam als ein nackter
Knabe an den Hof, und doch besitzt er jetzt unermessliche
Reichthümer. Wo könnte er alle die Kostbarkeiten, wo-
mit sein Haus angefüllt ist, her haben, wenn er den kö-
niglichen Schatz nicht bestöhle ?“ Ali Beg trat eben zum
König hinein, als ihn seine Feinde so verklagten, und mit
zornigen Blicken sprach der König: „Ali Beg, Deine Un-
treue ist kund worden; Du hast Dein Amt verloren, und
ich befehle Dir, in vierzehntagenrechnung abzulegen.“
Ali Beg erschrak nicht, denn sein Gewissen war rein;
aber er bedachte, wie gefährlich es sein würde, seinen
Feinden vierzehn Tage Zeit zu lassen, ehe er seine Un-
schuld bewiese. „Herr,“ sprach er, „mein Leben ist in
Deiner Hand. Ich bin bereit, die Schlüssel des könig-
lichen Schatzes und den Schmuck der Ehre, den Du
mir gegeben hast, heute oder morgen vor Deinem
Throne niederzulegen, wenn Du Deinen Sclaven mit
Deiner Gegenwart begnadigen willst.“
Diese Bitte war dem König um so willkommener: er
sagte sie ihm zu und besichtigte gleich des andern Tages
die Schatzkammer., Alles war in der vollkommensten
Richtigkeit, und Ali Beg überführte ihn, tlassschach Abbas
den vermissten Säbel selbst herausgenommen und mit den
Diamanten ein anderes Kleinod habe schmücken lassen,
ohne dass er es in seinem Verzeichnisse bemerket. Der
1873 -
Hildburghausen
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91
44. Der Sack des Xadhi.
Ben Beschir, dem Kadhi, klaget
Eine arme Wittwe laut,
Unrecht sei ihr widerfahren
Von der Gläub’gen Oberhaupt.
Zur Erweiterung seiner Gärten
Hab’ er theuer aufgekauft
Ringsum alle Nachbarsgüter,
Aber ihr, weil sie zum Kauf
Ihres ihm nicht lassen wollte,
Hab’ er’s mit Gewalt geraubt.
Rasch entbrennt des Kadhi’s Eifer,
Dass die Unbill sich erlaubt
Der Kalif; doch ihn zu strafen,
Wer ist, der sich das getraut?
Schnell dem Esel aus dem Stalle
Leget er den Sattel auf,
Mit dem leeren Sack am Halse
Spornt er gradwegs seinen Lauf
Nach den Gärten, wo der Herrscher
Eben steht vor’m Sommerhaus,
Das er auf dem unrechtmäss’gen
Grund des Wittwenguts erbaut.
Ueber Sack und Esel seines
Kadhi’s ist der Fürst erstaunt,
Mehr noch, als vor ihm zu Boden
Der sich wirft und bittet laut,
Dass er füllen dürfe seinen
Sack hier mit des Bodens Staub.
Als er nun den Sack gefüllet,
Sprach er: „Fürst, heb’ ihn mir auf!"
Willig will der Fürst sich bücken.
Aber schwerer, als er glaubt,
Ist der Sack; da sprach der Kadhi:
„Kannst du nicht diess Stäubchen Staub
Tragen von dem Wittwen gute,
Das du mit Gewalt geraubt,
Wie willst du das Ganze tragen
Am Gerichtstag, wo auf’s Haupt
Gott dir wird das Unrecht legen,
Das du deiner Macht erlaubt!“
1873 -
Hildburghausen
: Gadow
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63
König konnte nichts dagegen einwenden; allein Miss-
trauen ist ungerecht und findet sich beleidigt, wenn es
sich auch in seinen falschen Muthmassungen betrogen
siehet. Er ersann einen Vorwand und begleitete den
Schatzmeister in sein Haus, um die vielen Kostbarkeiten
zu finden, von denen ihm seine Höflinge gesagt hatten: zu
seiner grossen Verwunderung aber war auch hier Alles
anders. Gemeine Tapeten deckten die Wände, die Zimmer
waren mit nicht mehr als nothdürftigem Hausrath ver-
sehen, undsefi musste selbst gestehen, ein mittel massiger
Bürger wohne köstlicher, als der Grossschatzmeister seines
Reiches. Er schämte sich dieser zweiten Täuschung und
wollte sich entfernen, als ihm ein Höfling eine Thür am
Ende der Gallerie zeigte, die mit zwei starken eisernen
Riegeln verschlossen war. Der König ging näher und
fragte den Ali Beg, was er unter so grossen Schlössern
und Riegeln verwahre. Ali Beg schien erschrocken, sein
Gesicht erröthete, er erholte sich aber wieder und sprach:
„Herr, in diesem Gemach bewahre ich das Liebste, was
ich auf der Welt habe, mein wahres Eigenthum. Alles,
was Du in diesem Hause gesehen hast, gehöret dem
König, meinem Herrn; was dieses Zimmer enthält, ist
mein; aber es ist ein Geheimniss, ich bitte Dich, ver-
lange nicht, es zu sehen.“
Diess ängstliche Betragen schien dem argwöhnischen
Sefi Gefühl der Schuld, und er befahl mit Heftigkeit,
die Thür zu öffnen. Das Gemach that sich auf, und siehe
da! vier weisse Wände mit einem Hirtenstabe, einer
Flöte, einem schlechten Kleide und einer Hirtentasche
geschmückt, das waren die Schätze, welche diese eisernen
Riegel und Schlösser verwahrten.
Alle Anwesenden erstaunten, und Schach Sefi schämte
sich zum dritten Mal, als Ali Beg mit der grössten Be-
scheidenheit also sprach: „Mächtiger König! als mich
der grosse Abbas auf einem Berge antraf, wo ich meine
Heerde hütete, waren diese Armseligkeiten alle mein
Reichthum. Ich bewahre seitdem denselben als mein
einziges Eigenthum, das Denkmal meiner glücklichen
Kindheit, und der grossmüthige Fürst war zu gütig,
als dass er es mir hätte nehmen wollen. Ich hoffe,
Herr, auch Du wirst es mir nicht nehmen und mich
mit ihm in jene friedlichen Thäler zurückkehren lassen,
wo ich in meiner Dürftigkeit glücklicher als im Ueber-
fiuss Deines Hofes war.“
1873 -
Hildburghausen
: Gadow
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76
\
I. 451 n. Chr. bis nach Frankreich vor und drohten unter
dem König Attila Alles zu verheeren. Indeß Attila wurde
in dem genannten Jahre in den katalaunischen Feldern von
Deutschen (Westgolhen) und Römern geschlagen *), und als er
im Jahre 453 starb, so zerfiel sein Heer. Im I. 476 wurde
Rom selhst von Teutschen in Besitz genommen und dem welt-
lichen Theile des römischen Reichs ein Ende gemacht. Rur das
oströmische Reich (auch das griechische genannt) mit kur Haupt-
stadt Konslantinopel erhielt sich noch (bis 1453).
17) Unter den erwähnten deutschen Stämmen war der
fränkische allein dazu berufen, auf die Dauer ein großes Reich
zu stiften. Anfänglich wohnte derselbe an beiden Leiten des
Niederrheins. Sein Kitzlig .ülodmig (48! bis 5!!) dehnte
jedoch die Grenzen v.s fränkischen Reichs über fast ganz Frank-
reich aus, indem er den Resten des römischen Reichs in Frank-
reich durch die Schlacht bei Soissons (spr. Soassong) ein Ende
machte und auch die Westgothen, einen andern deutschen Stamm,
der im südlichen Frankreich und in Spanien ein eigenes König-
reich gestiftet hatte, zurückdrängte. Auch machte er dem alema-
nischen Reiche am Rhein ein Ende. Klodwigs Nachfolger waren
ihm nicht gleich an Tüchtigkeit und Einsicht. Statt ihrer führ-
ten indeß die obersten Beamten des Reichs, die Hausmeier, die
Herrschaft, von denen Karl Martell in, I. 732 die auch nach
Frankreich vordringenden Muhamedaner an der Loire bei Poitiers
(spr. Poatjeh) zurückschlug, und dessen Sohn, Pipin der Kleine,
endlich im I. 752 zu dem Wesen auch den Namen eines Königs
hinzufügte.
18) Es hatte nämlich in Arabien (s. 0. § 51) Mn Ha-
in ed, geb. 569, gest. 632, eine neue Religion gestiftet, welche
mit deni Judenthuine und Ehristeathume den Glauben an
Einen Gott gemein hatte, dagegen in andern Stücken von
diesem wie von jenem wesentlich verschieden war. Durch die
Lehre von einem unabänderlichen Schicksal jedes Mensel.en und
dadurch, daß sie dem Frommen, namentlich dem, welcher im
Kampfe für sie sterben würde, große irdische Genüsse im jen-
seitigen Leben versprach, entzündete sie ihre Anhänger zu großer
Tapferkeit. So war cs den Mnhamedancrn gelungen, Persien,
Syrien, Palästina, Aegypten und die Nordküste von Afrika zu
erobern, und von hier aus waren sie im I. 711 auch nach
Spanien übergesetzt, welches sie durch die Schlacht bei Teres
de la Frontera eroberten. Als sie aber von Spanien aus
*) S. Nr. 68 des Lesebuchs.