84
Die Araber. Die Mongolen.
durch die Kreuzfahrer führte die Gründung des lateinischen
Kaiserthums 1204—1261 herbei. Ueber dessen Stiftung und
Untergang, so wie über die Kaiserthümer in Nicäa und Trapezunt,
s. S. 64.
8- 35.
Die Araber.
Dem Khalifate der Abbasiden machten die Mongolen 1258
ein Ende, indem sie Bagdad, die einzige noch übrige Besitzung des
Khalifen, belagerten, den Khalifen und die angesehensten Bürger
durch Verrath in ihr Lager lockten und dann die Stadt erstürmten
und zerstörten, die Einwohner (eben so die Khalifen) in einem 40°
tägigen Blutbade größtentheils ermordeten. Die Nachkommen des
dem Blutbade entronnenen Prinzen Hakim herrschten noch in Aegypten
ohne alle weltliche Macht, mit bloßer geistlicher Würde, bis zur
Eroberung dieses Landes durch die Türken 1517. Das übrige
nördliche Afrika blieb, unter verschiedene Dynastien getheilt, den
Arabern.
8- 36.
Die Mongolen.
Die Mongolen, welche in der weiten Hochebene Hinterasiens
als Nomaden unter erblichen, fast unumschränkten Häuptlingen leb-
ten, erhoben 1206 den Temudschin, Sohn eines Khans, zum
Tschingis-Khan (d. h. Khan aller Khane), eroberten unter seiner
und seiner Söhne Anführung das nördliche China und das Reich
der Chowaresmier zwischen Indien und dem kaspischen Mere, unter-
warfen das östliche und südwestliche Rußland, so wie Ungarn. Ein
anderer Haufe drang durch Polen in Nie'derschlesien vor und besiegte
Herzog Heinrich den Frommen bei Wahlstadt (^^), wandte sich
aber, als die Böhmen heranrückten, nach Süden, um sich mit dem
Hauptheere zu vereinigen, und erlitt auf dem Zuge durch Mähren
eine solche Niederlage bei Olmütz, daß er schnell nach Ungarn entwich.
Von hier aus versuchten sie zwar noch einmal nach Oesterreich vor-
zudringen, aber als ihnen dort ein großes christliches Heer unter
dem Könige (Wenzel) von Böhmen und den Herzögen von Oester-
reich und Kärnthen entgegentrat, kehrten sie zurück und räumten
auch Ungarn auf die Nachricht von dem Tode ihres Groß-Khaus.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Nicäa Bagdad Afrika China Indien Ungarn Nie'derschlesien Ungarn Oesterreich Oester-
Die Araber. Mohammed.
29
8- 14.
Die Araber.
Die Bewohner Mittelarabiens, namentlich die der Provinz Hed-
jas, zu denen Mohammed's Vorfahren gehören, betrachteten Jsmael,
den verstoßenen Sohn Abraham's als ihren Stammvater und als
Erbauer des heiligen Tempels (Kaaba) in Mekka. Kein fremder
Eroberer hat eine dauernde Herrschaft über dieselben zu behaupten
vermocht und ihre frühere Geschichte ist ausgefüllt durch eine Menge
langwieriger und blutiger Fehden der einzelnen Stämme untereinan-
der, die oft aus unbedeutenden Veranlassungen entstanden.
1) Von Mohammed bis zur Dynastie der Omaijaden
Mohammed (d. i. der Vielgepriesene), geboren zu Mekka 571,
ein Kureischite, ward nach dem frühzeitigen Tode seiner beiden Eltern
von seinem Oheim (Abu Talib) erzogen, begleitete diesen so wie
einen andern Oheim (Zubeir) auf Handelsreisen (nach Syrien und
Südarabien) und ward Geschäftsführer einer reichen Wittwe (Cha-
didsti), welche er heirathete. Später liebte er immer mehr die Ein-
samkeit und brachte ganze Tage, ja den ganzen Monat Ramadhan
in einer Höhle bei Mekka zu, in religiösen Betrachtungen versunken
und mit dem Plane der Wiederherstellung des alten Glaubens an
einen Gott beschäftigt. Hier, glaubte er, sei ihm der Engel Gabriel
zweimal erschienen und habe ihm seine göttliche Sendung offenbart.
Nachdem er einige Freunde und Hausgenossen für den neuen Glau-
den gewonnen hatte, kündigte er sich seinen Stammverwandten, den
Kureischiten, öffentlich "als Propheten an, fand bei diesen aber nur
Spott und Verfolgung; dagegen gelang es ihm, einige Bewohner
von Medina, welche auf einer Wallfahrt nach Mekka mit ihm in
Berührung gekommen waren, für seine Lehre zu gewinnen und diese
breiteten dieselbe zu Hause weiter aus. Daher flüchtete er, als die
Kureischiten einen Mordanschlag auf ihn machten, mit seinen Anhän-
gern nach Medina^622 (Anfang der Hedjira). Von hier aus ver-
breitete er seine Lehre über Arabien und lud auch ausländische Für-
sten zur Annahme derselben ein. Zugleich führte er einen mehrjäh-
rigen Krieg gegen die Mekkaner, deren nach Syrien ziehende oder
daher zurückkehrende Karavanen überfallen wurden und deren Stadt
er endlich (630). auch durch plötzliche Ueberraschung eroberte. Sein
i
i.
622 — 661.
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammed Mohammed Abu_Talib Engel_Gabriel
Die Omaijaden.
3i
2) Die Omaijadischen Khalifen 661 — 750.
Moawija I., Urenkel des Omaija, verlegte die Residenz der
Khalifen von Medina nach seinem bisherigen Wohnsitze Damaskus
und machte das Khalifat erblich, indem er Volk und Heer seinem
Sohne huldigen ließ. Unter den 13 Khalifen dieser Dynastie er-
reichte die arabische Herrschaft ihre größte Ausdehnung.
a) Eroberungen im Westen. Dem Felvherrn Musa gelang
es, das ganze byzantinische Afrika für die Dauer zu unterwerfen;
alle Berbern, die sich nicht in unzugängliche Gegenden geflüchtet hat-
ten, mußten den Islam und die Herrschaft der Araber annehmen.
Von Afrika aus sandte Musa auf die Einladung eines westgothischen
Feldherrn (Julianus), der die Thronbesteigung Roderich's als Usnr-
pation betrachtete, seinen Unterfeldherrn Tarik nach Spanien. Dieser
hatte nach dem Siege bei Teres de la Frontera 71^ die Er-
oberung des westgothischen Reiches fast vollendet, als Musa, eifer-
süchtig auf dessen siegreiche Kriegszüge, selbst nach Spanien kam, den
Tarik wegen Ungehorsams ins Gefängniß warf und mißhandelt^.
Doch gab er ihm auf Befehl des Khalifen (Walid) die Freiheit und
setzte mit ihm gemeinschaftlich die Eroberung Spaniens fort. Schön
war er im Begriffe, die Pyrenäen zu überschreiten, als ein Befehl
des Khalifen beide Feldherren zurückrief. Nach einem laugen Triumph-
zuge von Spanien durch Afrika nach Syrien ward der bejahrte
Musa entweder wegen Ungehorsams, oder wegen Unredlichkeit in der
Vertheilung der Beute und in seinen Berichten, öffentlich der Son-
nenhitze ausgesetzt, eingekerkert und mit einer Geldstrafe belegt, sein
in Spanien zurückgelassener Sohn wegen einer (vom Khalifen selbst
angestifteten?) Verschwörung ermordet und das abgeschlagene Haupt
dem Vater vorgehalten. Die Christen in Spanien behielten gegen
einen mäßigen Tribut ihre Sprache, Gesetze und freie Ausübung ih-
rer Religion. Der Versuch des spanischen Statthalters Abderrahman,
den schwachen fränkischen Königen Gallien zu entreißen, ward durch
seine Niederlage zwischen Tvurs und Poitiers vereitelt (vergl. §. 11).
b) Im Osten wurden die Eroberungen sowohl über den Oxus,
als über den Indus ausgedehnt. Dagegen mißlang eine zweimalige
Belagerung Constantinopels, die ganze arabische Flotte ward durch
das griechische Feuer vernichtet und eine über 100,000 Mann starke
Armee durch Hunger, Pest und einen unerhört strengen Winter auf-
gerieben
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Extrahierte Personennamen: Moawija_I. Musa Tarik Musa
Extrahierte Ortsnamen: Medina Damaskus Westen Afrika Afrika Spanien Spanien Spaniens Spanien Afrika Syrien Spanien Spanien Gallien Poitiers
r»6
Alfred der Große. England unter dänischer Herrschaft.
sowohl die Aufstände der Dänen in England, als die Landungen
neuer dänischer Schaaren; ein ihnen bewilligter Tribut, das sog.
Dauegeld, reizte sie nur zu neuen Plünderungen, und die Ermordung
aller Dänen auf der Insel an einem Tage (13^ov^M2) führte
die gänzliche Eroberung Englands durch den dänischen König Sven
und dessen Sohn und Nachfolger Knut herbei.
2) Alleinherrschaft der Dänen in England
(1016 — 1042).
Knut (1016—10354 war der mächtigste Monarch seiner Zeit:
König von Dänemark und England, später auch von Norwegen und
Oberherr von Schweden und Schottland. Er gewann, als er von
der Anfangs bewiesenen Grausamkeit abließ und durch seine Gesetz-
gebung so wohl den Angelsachsen als den Dänen ihre eigenthümlichen
Rechte sicherte, die Ausübung der heidnischen Religion verbot, Kir-
chen und Klöster stiftete (Wallfahrt nach Rom), Achtung und Zu-
trauen selbst bei den Engländern. Ihm folgten 2 seiner Söhne
(Harald, dann Harthaknut), nach deren Tode die Engländer wieder
den frühern angelsächsischen Regcntenstamm auf den Thron erhoben.
3) Rückkehr und Untergang der angelsächsischen Dynastie
(1042— 1qm)-
Diese verlor schon nach 14 I. den Thron wieder, da Herzog
Wilhelm von der Normandie mit einem Heere von 60,000
auserlesenen Streitern landete und in Folge seines Sieges in der
blutigen Schlacht bei Hastings U)6t> England eroberte (daher der
Eroberer aenanntv vi
t ______________ s vom christlichen
Spanien durch den Duero geschieden, erlebte unter der Herrschaft
der Omaijadischen Emire von Eordova (756 —10284 eine höchst
glänzende Periode. Das Land südlich vom Duero hatte eine Be-
völkerung von 25—30 Millionen Einwohnern, mehr als 80 Städte
erster Größe, die Hauptstadt Cordova („das Mekka des Occidents")
enthielt über eine Million Einwohner, 600 Moscheen, 60,000 größere
Gebäude, 80 öffentliche Schulen, eine Universität (mit einer Biblio-
thek von 600,000 B.); die Pracht der Hofhaltung und der königl-
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Extrahierte Personennamen: Alfred_der_Große Knut Knut_( Harald Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England England Englands England England Norwegen Schweden Schottland Rom Spanien Eordova Mekka
Die Abbasiden.
castilischen Reiches 1094^ Schon Heinrich's Sohn (Alfonso 1.^ er-
kannte die Oberherrschaft Castiliens nicht mehr an.
8- 24.
Die Araber unter den Abbasiden (750—1238).
Bald nach der Thronbesteigung der Abbasiden wurde die Resi-
denz nach dem mit großer Pracht an der Westseite des Tigris er-
bauten Bagdad verlegt, welches schnell zum Hauptsitze des Welthan-
dels und aller Künste des Friedens emporblühte. An dem 5. Kha-
l'^n Harun al Raschid, dem Zeitgenossen und Freunde Karl's
des Gr., und noch mehr an seinem Sohne, dem 7. Abbasiden Ma-
mun, fanden die arabischen Wissenschaften, Handel und Kunststeiß
die freigebigsten Beschützer, und des Khalifen Beispiel wurde von den
Statthaltern der Provinzen nachgeahmt. Zugleich begann aber auch
von da an der Verfall des Reiches hauptsächlich durch den Abfall
zunächst der entfernteren, später auch der näher liegenden Provin-
zen, wo die mächtigen Statthalter unabhängige Reiche gründeten, so
in Spanien schon 756 das Reich der Omaijaden in Cordova, in
Afrika: die Fatimiden, Morabethen u. s. w., in Asien sehr zahlreiche
Dynastieen, die allmälig fast alle den Seldschuken unterworfen
wurden, so daß diese am Ende des 11. Jahrh. die meisten asiatischen
Besitzungen der Khalifen unter ihrer Herrschaft vereinigten. Doch
kaum hatte das Seldschukenreich diese große Ausdehnung erlangt, so
zerfiel es auch wieder in mehrere kleinere Reiche (Iran, Kerman,
Aleppo, Damaskus, Jconium oder Rum). Dem Khalifen von Bag-
dad blieb zuletzt nur diese Stadt mit ihrer nächsten Umgebung.
Dritter Zeitraum.
Das Zeitalter der Kreuzzüge 1096 —1273.
§• 25.
Geographische Uebersicht Europa's im Zeitalter der Kreuzzüge *).
1) Das arabische Spanien (nebst den Balearen), Anfangs
noch unter der Herrschaft der aus Afrika herübergekommenen Almo-
9 S. das 3. Blatt in Bretschnetder's historisch-geograph. Wandatlas.
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61
Der erste Krcuzzug.
brachen einzelne Schaaren aus Frankreich, Italien und Lothringen
nach dem gelobten Lande auf, kamen aber größtentheils schon in Un-
garn und Bulgarien um. Besser geordnet und ausgerüstet war der
Zug Gottfrieds von Bouillon, Herzogs von Nieder-Lothringen,
so wie der normannischen und provenyalischen Fürsten: des Herzogs
Robert von der Normandie (Bruder des Königs von England), des
Grafen Raimund von Toulouse, des Fürsten Bohemund von Tarent
und seines Neffen Tancred 1096. Auf verschiedenen Wegen, theils
durch Italien und Dalmatien, theils durch Ungarn, kamen sie nach
Constantinopel. Die Eroberung von Nicäa und der Sieg bei Do-
ryläum eröffnete dem Kreuzheere den Weg durch das Emirat von
Jconium. Kaum war Antiochia nach neunmonatlicher Belagerung
nur durch Verrath in die Hände der Kreuzfahrer gekommen, als
diese von einem zahlreichen türkischen Heere in der Stadt einge-
schlossen wurden und die äußerste Noth litten, bis sie (begeistert
durch die Auffindung der heiligen Lanze) einen Ausfall wagten und
jenes Heer bei Antiochia besiegten, wo Bohemund ein eigenes Für-
stenthum gründete. Da ein nicht unbedeutender Theil der Kreuz-
fahrer in den eroberten Städten Antiochia und Edeffa zurückgeblie-
den, auch viele theils durch die beständigen Kämpfe, theils durch die
großen Strapazen umgekommen waren, so gelangten nur etwa 20,000
rüstige Fußgänger und 1500 Reiter bis Jerusalem, welches die Fa-
timiden vor wenigen Jahren fl095") wiedcr«erobert hatten. Nach
einer 39tägigen Belagerung und einem 2tägigen Sturme wurden die
Mauern der h. Stad verstiegen am 15. Juli 1099 und die Ungläu-
bigen ohne Schonung gemordet. Gottfried von Bouillon ward
zum Könige von Jerusalem erwählt, nannte sich aber stets nur Her-
zog Gottfried. Rainnind gründete in der Grafschaft Tripolis einen
christlichen Staat, Balduin in Edeffa.
Der fatimidische Khalif von Aegypten sammelte ein großes
Heer zur Wiedereroberung Palästinas, welches aber bei Askalon
getäuscht und von Gottfried besiegt wurde. Als dieser schon im
I. 1100 dem ungewohnten Klima und den außerordentlichen An-
strengungen erlag, folgte ihm sein Bruder Balduin I., bisher Fürst
von Edeffa, welcher den Königstitel annahm uà (unterstützt von
den Freistaaten Italiens, Genua, Pisa, Nenedd) das Königreich
noch erweiterte. Unter dem vierten Könige (Fulco, rcaierte 1131 —
-1^2^) hatte es seine bedeutendste Allsdehnung und erstreckte sich (da
Antiochia und Edeffa in dessen Lehnsverbaud standen) vom obern
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Extrahierte Personennamen: Robert Raimund_von_Toulouse Nicäa Gottfried_von_Bouillon Gottfried Balduin Palästinas Gottfried Balduin_I. Edeffa
Dritter Kreuzzug.
63
Der Verlust der heil. Stadt bewog die drei ersten Fürsten der
Christenheit, den 70jährigen Friedrich I. Barbarossa und die Könige
Philipp Ii., August von Frankreich und Richard Löwenherz von
England, mit der Blüthe ihrer Ritterschaft den dritten Kreuzzug
anzutreten.
Kaiser Friedrich, welcher zuerst aufbrach, kam nach Kleinasien,
schlug das Heer des Sultans von Jconium, eroberte diese Stadt,
fand aber bald darauf im Flusse Kalykadnos (Saleph) feinest Tod.
Sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, führte zwar dw durch
Seuchen und Ausreißen stets abnehmende Heer noch bis Accw oder
Ptolemais (auch Acre), wo er den Orden der deutschen Ritker stif-
tete, starb aber noch während der Belagerung der Stadt (1191).
Diese wurde von den beiden Königen, welche inzn^schen zur See an-
gekommen waren, durch Kapitulation eingenommen, wobei Richard
sich durch Beschimpfung der deutschen Fahne mit Herzog Leopold V.
von Oesterreich entzweite. Da Philipp und Richard sich sowohl
über die Theilung des Eroberten, als über die Fortsetzung des Krie-
ges nicht einigen konnten, so kehrte Philipp, der auch erkrankt war,
nach Frankreich zurück. Aber auch Richard sah sich schon im folgen-
den Jahre durch die große Sterblichkeit im Heere der Kreuzfahrer,
durch die Uneinigkeit mit den von Philipp hinterlastenen Franzosen
und durch die Nachricht, daß Philipp seinem Versprechen zuwider
die englischen Besitzungen in Frankreich angreife, genöthigt, einen
Waffenstillstand mit Saladin zu schließen, demzufolge den Christen
die Küste von Joppe bis Accon blieb und ihnen der freie Besuch
der heiligen Oerter gestattet ward. Auf der Rückkehr aus Palästina
litt er Schiffbruch, und als er verkleidet durch Oesterreich seinen
Weg nehmen wollte, ward er von Herzog Leopold V. gefangen,
dem ^Kaiser Heinrich Vi. ausgeliefert und erst nach einem Jahre gegen
150,000 Mark Silbers freigegeben.
Der vierte sogenannte Kreuzzug 1202— 1204.
Den unablässigen Bemühungen des Papstes Innocenz Iii. (reg.
1198 —1216) gelang es zwar nicht, einen christlichen Monarchen
des Abendlandes, wohl aber die mächtigsten Barone Frankreichs, so
wie den Grafen Balduin von Flandern und den Markgrafen von
Montferrat, zu einem neuen Kreuzzuge zu bewegen, und dieser sollte
zunächst gegen Aegypten, das man schon lange als den Schlüffel zur
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Philipp_Ii Philipp August Richard_Löwenherz Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Leopold_V.
von_Oesterreich Leopold_V. Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Leopold_V. Leopold_V. Heinrich_Vi Heinrich Innocenz_Iii Innocenz Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Kleinasien Frankreich Frankreich Joppe Palästina Oesterreich Frankreichs Flandern
Der Kreuzzug Frledrich's Ii. Der sechste Kreuzzug. 65
kamen zum Theil durch Schiffbruch um, die übrigen wurden von Betrügern als
Sklaven (nach Alexandria) verkauft; von 20,000 deutschen Knaben kehrte ein großer
Theil bald um, die übrigen kamen auf der Reise durch Italien aus Mangel um oder
fanden doch keine Mittel zur Weiterreise.
Kaiser Friedrich Ii., der schon bei seiner Thronbesteigung und
nochmals bei seiner Kaiserkrönung einen Kreuzzug versprochen hatte,
wurde vom Papste (Honorius Iii.) wiederholt und dringend aufge-
fordert, denselben anzutreten. Allein die Anordnung der inneren
Angelegenheiten Deutschlands und Italiens nöthigten den Kaiser,
sich vom Papste die Frist dreimal verlängern zu lasten; zuletzt gab
er zu, daß er, wenn er den Kreuzzug nicht in zwei Jahren autrete,
dadurch ohne Weiteres in den Bann verfalle. Kaum hatte er ihn
angetreten, so kehrte er wegen Krankheit zurück. Der Papst
(Gregor Ix.) hielt die Krankheit für Verstellung und sprach den
Bann über den Kaiser aus. Dieser ging nun (1228) wirklich nach
Palästina und landete in Accon. In einem Vertrage mit dem
Sultan Kamel von Aegypten erhieltl^r Jerusalem, wo er sich selbst
krönte, und Nazareth nebst dem zwischen diesen Städten und der
Küste gelegenen Lande (so wie die Stadt Sidon).
Der sechste Kreuzzug 1248.
Eine Verletzung des Waffenstillstandes durch einige Pilger führte
abermals denwzerlust Jerusalems herbei (1239). Um diese Zeit
gelobte der französische König Ludwig Ix. oder der Heilige in
einer schweren Krankheit einen- Kreuzzug, und als seine Genesung er-
folgt war, segelte er nach Aegypten, ohne welches die Behauptung
des heiligen Landes unmöglich schien. Er nahnl Damiette ein, wurde
aber auf dem weitern Zuge gegen Cairo geschlagen und auf dem
Rückwege nach Damiette mit einem großen Theile seines Heeres und
seinen Brüdern gefangen. Du^ seine Standhaftigkeit stimmte er
die Bedingungen der Befreiung auf die Räunmng Damiette's und
die Zahlung von 800,000 Byzantinern herab. Noch bis 1253 ver-
weilte er in Accon und ließ die Seeplätze Palästiua's befestigen.
Aber die Nachricht von dem Tode seiner Mutter (Bianca), welche
während seiner Abwesenheit die Negierung geführt hatte, und die
Besorgniß, daß die Jugend seines unmündigen Sohnes dem Reiche
innere und äußere Gefahren veranlasten könnte, nöthigten ihn zur
Heimkehr.
Pütz, Seozr. u. Sesch. f. ralttl Jtt. 1l Abth. 8. Slufl.
5
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Honorius_Iii Honorius Gregor_Ix. Gregor_Ix. Ludwig_Ix Ludwig
68
Der deutsche Orden.
ten waren. Nach dem Verluste Jerusalems an Saladin (1187) ver-
ließ dieser Brüdervereiu die h. Stadt und begab sich in das Lager
der Kreuzfahrer vor Accon, um dort seinen Beruf fortzusetzen. Der
Hohenstaufe, Herzog Friedrich von Schwaben, erhob diesen Verein
zu einen: Orden, der die Hauptzwecke der Johanniter und Tempel-
herren vereinigte, nämlich die Krankenpflege und den Kampf wider
die Feinde des christlichen Glaubens. Deßhalb wurden die Brüder,
welche alle von deutscher Abstammung sein mußten, zunächst in strei-
tende (welche einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze trugen)
und in dienende eingetheilt, denen sich bald die geistlichen anreihten.
Das (1191) eroberte Accon ward der erste Hauptsitz des Ordens
und seines Meisters (später Hochmeister). Schon unter dem vierten
Hochmeister, Hermann von Salza, der von Kaiser Friedrich Ii. zum
deutschen Neichsfürsten erhoben wurde, hatte der Orden zahlreiche
Güter, Besitzungen und Privilegien im Morgen- und Abendland, in
Italien, Ungarn, den Niederlanden, besonders aber in Deutschland.
Da Hermann von Salza einsah, daß der Eifer für die Kreuzzüge
bereits erkaltet und der gänzliche Verlust der noch übrigen christli-
chen Besitzungen im Morgenlande zu befürchten sei, so nahm er das
Anerbieten des Herzogs Konrad von Masovien an, dem Orden das
Culmerland (nebst dem Gebiete von Löbau) abzutreten, wenn dieser
einen Theil seiner Ritter zur Bekämpfung der heidnischen Preußen
schicke. Nach einem 50jährigen, blutigen Kampfe unterwarf der Orden
durch Ausdauer und kriegerische Ueberlegenheit ganz Preußen, wel-
ches er Anfangs durch einen Landmeister verwalten ließ. Als aber
Accon, nachdem es gerade 100 Jahre der Hauptsitz des Ordens ge-
wesen, an den Sultan von Aegypten verloren ging (1291), zog der
Hochmeister (Konrad von Feuchtwangen) nach Venedig, und als diese
Stadt sich den päpstlichen Bann zugezogen hatte (wegen der Eroberung
Ferrara's), ward der Hauptsitz nach Marienburg verlegt (Wz)-
Diese Ritterorden trugen wesentlich dazu bei, den Formen des Adels eine
größere Festigkeit zu geben, sie waren die Veranlassung zur Stiftung anderer Ritter-
orden in Europa und vertraten in Palästina die Stelle stehender Truppen.
8- 27.
Das deutsche Reich unter Lothar Ni., dem Sachsen, 1125 — 1137.
Nach Heinrich's V. Tode erwartete sein Neffe, Herzog Friedrich
von Schwaben, die Krone; aber der Erzbischof von Mainz, welcher
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich_von_Schwaben Friedrich Hermann_von_Salza Friedrich_Ii Friedrich Hermann_von_Salza Konrad_von_Masovien Konrad Konrad_von_Feuchtwangen Konrad Lothar_Ni Friedrich
von_Schwaben Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Italien Ungarn Niederlanden Deutschland Venedig Marienburg Europa Palästina Sachsen Mainz
22
Das Reich der Franken.
fast die ganze Halbinsel war schon von ihnen erobert, als ein Be-
fehl ihres Khalifen beide Feldherren zurückrief (vgl. S. 31). Von
da an ist die pyrenäische Halbinsel getheilt in 1) das arabische
Spanien, Anfangs unter Statthaltern der Khalifen von Damas-
kus, bis Abderrhaman, der letzte Omaijade, eine unabhängige Herr-
schaft in Cordova errichtete 756; 2) das christliche Königreich
Asturien, wo sich ein Rest der geschlagenen Westgothen gegen die
Araber behauptete und so den Grund zu der nachherigen Uebermacht
der Christen in Spanien legte.
8- li. #
Das Reich der Franken unter den Merovingern.
Bis um J>ie Mitte des 5. Jahrhunderts hatten sich die salischen
Franken aus dem rheinischen Deltalande weiter gegen Süden über
einen großen Theil des fruchtbaren, aber wenig bevölkerten belgischen
Niederlandes zwischen Schelde und Maas ausgebreitet. Den Grund
zu der mächtigen Herrschaft der Frauken im Abendlande legte erst
Chlodwig f481 — 5115 aus dem Geschlechts der Merovin-
ger (benannt von Chlodwigs Großvater Meroväus), ans welchem
die salischen Franken vielleicht seit alter Zeit ihre Könige hatten.
Den Anfang zur Begründung eines fränkischen Reiches machte
er mit der Besiegung des römischen Statthalters Syagrins bei
Saissons (2.Ll), wodurch das römische Gebiet bis zur Seine ihm
anheimfiel, und der letzte Rest römischer Herrschaft in Gallien auf-
hörte.i/Das Land (der Armoriker) zwischen Seine und Loire unter-
warf sich ihm erst später.^Dann kämpfte Chlodwig gegen die Ale-
mannen (wahrscheinlich die an der Westseite des Rheines angesie-
delten), welche Plündernngszüge über die Mosel und Maas hinaus
machten, und besiegte sie 466 ,in einer Schlacht, deren Stelle (bei
Tolbiacnm oder Hülvick?> ungewiß ist. Der Tod ihres Königs in
der Schlacht bewog die ausgezogenen alemannischen Kriegerschaaren,
sich dem Chlodwig zu unterwerfen, wodurch dessen Herrschaft wahr-
scheinlich über das Land zwischen dem Rhein und den Vogesen er-
weitert wurde.^/Durch den Uebertritt zum Christenthum, und zwar
zur katholischen Kirche (in Folge eines Gelübdes in jener Schlacht),
bahnte sich Chlodwig den Weg zu neuen Eroberungen int südli-
ch en Gallien. Sein Reich grenzte hier an das der Westgothen.
Unter dem Vorwände, die katholischen Unterthanen des arianischen
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