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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 175

1887 - Berlin : Dümmler
Eine ägyptische Elementarschule. 175 anzunehmen. Sie geben der Erde einen Umfang von 2400 Meilen, jede Meile hat 3000 Ellen, die Elle 3 Spannen, die Spanne zwölf Fingerbreiten, die Fingerbreite fünf Gerstenkörner und das Gersten- korn endlich sechs Mauleselhaare. Allah Kebir!" Bei solchen Anschauungen über das Weltsystem ist es nicht zu verwundern, daß noch die alte türkisch-arabische Zeitrechnung fest- gehalten und die Kalender die wunderlichsten Dinge enthalten. So steht in einem Kalender des Jahres 1885: dieses Jahr ist seit der Schöpfung das 185 262., seit dem Sturze des Satans das 31 884. k. Wenn auch die Sonnen- und Mondfinsternisse im Kalender stehen, so hindert das keinen Araber und Türken, an dem Glauben festzu- halten, daß der Weltkörper verfinstert werde, weil sich ein Drache nahe, um ihn zu verschlingen; daher hört man auch bei jeder Finster- nis überall Flinten- und Revolverschüsse knallen, weil die Gläubigen dadurch den bösen Drachen zu verscheuchen wähnen. Namen von Heiligen enthält der Kalender nicht, wohl aber Angaben, wie fol- gende: 1. April: gut zum Nägelschneiden; 2. April: günstiger Tag, um Schulden einzukassieren; 3. April: gut zum Rasieren; 4. April: ungünstig für alle Geschäfte; 5. April: gut zum Heiraten k. In den Städten genießen ziemlich viele türkische Kinder den oben geschilderten Elementarunterricht; auf dem Lande sind die Schulen, wo sie etwa vorhanden sein sollten, wenig besucht. Mädchenschulen existieren nicht. Wozu auch die armen eingesperrten Wesen mit Bildungsstoffen füttern, die sie nur auf Emancipations- gedanken bringen und mit ihrer Lage noch unzufriedener machen, als sie es in den größeren Städten bereits zu fein beginnen. Der Koran hat einen Satz, der eigentlich unferer zahllofen alten Jung- fern und unserer neuen Töchterversorgungsanstalten wegen in der Bibel stehen müßte: „Verheiratet diejenigen, welche es noch nicht sind, und wenn Armut sie daran hindert, so gebt ihnen ein wenig von der Habe, welche Gott euch gegeben hat, ihr Reichen/ und thut sie zusammen." Aber die Übervölkerung!! Nach Eduard Dor (vom Herausgeber). L'iustruction publique en Egypte. P. 1872.

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 177

1887 - Berlin : Dümmler
Der Ramadan-Taumel. 177 5. Der Ramadan-Taumel. Scenen aus dem mohammedanischen Leben. Wenn am ersten Tage des neunten Monats des arabischen Mondjahres ein Moslem, aus der Wüste zurückkehrend, vor dem Kadi beschworen hat, daß er am Himmel den ersten Streifen des Neumonds sah, so nimmt der dreißigtägige Ramadan (d. h. der Fastenmonat, welchem noch das Bairamsfest folgt) feinen Ansang. Kanonendonner verkündet der Stadt das freudige Ereignis und schreiende Kinder ziehen mit dem jubelnden Rufe: Ziäm! Ziäm! Ziäm! (Fasten! Fasten! Fasten!) durch die belebten Straßen. Die Nacht wird durchjubelt, es beginnt die Laternenfreiheit, d. h. es ist jedem gestattet, ohne Laterne des Nachts in den Straßen herum zu gehen, was sonst streng verboten ist; die Verkaufsläden bleiben geöffnet, und jeder Moslem ißt und trinkt, so lange nur Geldbeutel und Magen aushalten will. Zwei Stunden bevor die Morgenröte heraus- dämmert, rollt der Donner eines einzigen Kanonenschusses über die noch lebendige Stadt, und jeder gute Muselmann würde es für eine Todsünde halten, von jetzt ab bis dahin, wo man am Abend einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden kann, und wo man auf der hochgelegenen Citadelle Kairos abermals eine Kanone ab- feuert, auch nur das Geringste zu genießen. Nicht Rauch noch Wasser darf er trinken (der Orientale fagt: „anna oschrub", ich trinke Rauch und Wasser), noch irgend eine Speise zu sich nehmen; Kinder und Kranke unterliegen jedoch diesem Gebote nicht. Die Ge- nauigkeit, womit der Mohammedaner diese, eine seiner vornehmsten Religionsvorschriften befolgt, ist ganz bewunderungswürdig, und selbst Kinder und Kranke schließen sich davon nicht aus, wenn es ihnen irgend von Eltern oder Wärtern gestattet wird. Ich habe mit Arabern zur Ramadanzeit die Wüste durchzogen und es mit eigenen Augen gesehen, wie Weiber und Männer, wovon letztere noch zu Fuß in der Glut der Augustsonne den Kamelen nachzogen, es über sich brachten, am Tage so wenig Speise als Trank zu sich zu nehmen. Sie begnügten sich, die dürren Lippen mit Wasser zu be- netzen und den trockenen Mund auszuspülen, worauf sie das Wasser fortspieen. Diese Erfrischung ist ebenso wie die Waschungen mit Sand, wenn in der Wüste Wassermangel vorherrscht, erlaubt. Der Monat Ramadan durchläuft in dem Zeitraum von 33 Jahren alle Jahreszeiten, und so kommt es, daß derselbe in die glühenden Baumgarten, Afrika. i?

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 179

1887 - Berlin : Dümmler
Der Ramadan-Taumel. 179 Rohrflöte so klagende, liebliche Töne, daß es fast wie Geisterhauch durch die Hütte wehte. Dennoch waren wir wohl die einzigen, welche diesen Tönen lauschten. Gelächter, Witze, welche nicht allzu ästhetisch waren, und das Gluckern der Wasserpfeifen, verbunden mit dem Brodeln der riesigen Kaffeekannen, erfüllte das enge, gemütliche Gemach. Welch buntes Bild! — Da sitzen und liegen die farbigen Kinder des Islams, weiß, braun und schwarz; die dunkeln Augen glühend und blitzend im Haschischrausche, die Brust wogend; die ruhige, sternhelle Nacht und der bleiche Mond, welcher lächelnd durch die Windenranken schaut und die romantischen, bunten Kostüme des Volkes beleuchtet, welches sich freiwillig unter seine Embleme gestellt hat. Hier ist der heimliche Ort, wo Poesie in der Luft liegt; man betrachte das Volk, welches frei, einig, ungeknechtet in diesen Nachtstunden beisammen hockt, umrauscht von den Tönen der wollüstigen arabischen Musik, umwallt von dem süßen, nervenerregenden Duft des Haschisch, auf- geregt durch den starken, schwarzen Mokkatrank, und man wird es natürlich finden, daß Hafiz und andere orientalische Dichter so schöne, volle Lieder sangen, welche das Abendland erglühen machen durch den warmen Hauch des Morgenlandes! Hier in diesem Haschisch rauscht der Lieder- und Märchenquell; hier verschwärmen Dichter und Bummler ihre Nächte, wenn sie den Tag über vielleicht in einem verhaßten Berufe gearbeitet haben; hier ist die Burnette (der euro- päische Hut) verpönt und nur der geachtet und gern gesehen, der mitlacht und mitmacht. Dieses aber sind nicht die einzigen Orte, wo es lebendig hergeht — allüberall, in den Hütten der Armen sowohl, wie in den Palästen der Reichen, in Frauen- und Männergemächern ist der Ramadan mit seinen tollen Nachtfreuden eingekehrt. Der Reiche versündigt sich bei Wein und gaumenkitzelnden Speisen, der Arme raucht sein Pfeifchen mit oder ohne Haschisch, trinkt verschiedene Tassen Kaffee und verzehrt das, was er sonst am Tage genießt, in der Nacht. Ein toller Jubel scheint nun in die sonst so ernst und ehrbar thuenden Mohammedaner gefahren zu sein, und es ist mir oft vor- gekommen, als liege der Ton des Oberonschen Zauberhorns in der Luft, welcher die Orientalen aus moralischen Gründen zu so merk- würdigen, außergewöhnlichen Bewegungen zwingt. Unzufrieden und mürrisch erwacht der Islam nach einem kurzen Schlaf, das ganze Volk sieht übernächtigt aus und geht langsam mit 12*

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 181

1887 - Berlin : Dümmler
Die Krokodilengrotte von Maabdeh. 181 seine und seines arabischen Pferdes schöne Formen und Gelenkigkeit zu zeigen. Abends und die halbe Nacht hindurch sind die sonst um diese Zeit toten und menschenleeren Straßen Kairos mit Hunderten von Spaziergängern belebt, welche nach der Esbekieh strömen, sich frei fühlend von dem lästigen Laternengesetz und von den beobachtenden Blicken der türkischen Polizeisoldaten, welche selbst in umfangreicher Weise Ramadan feiern. Die Kaffeehäuser in der Stadt sind geöffnet und lange bis nach Mitternacht besucht. (Nach W. Winkler.) 6. Die Krokodilengrotte von Maabdeh. Die Windstille hielt uns seit drei Tagen vor Anker bei Amabdi fest. Der Aufenthalt in der Kajüte wurde unter dem glühenden Sonnenbrande immer unerträglicher; wir waren des ewigen Rauchens und Faulenzens müde und sehnten den Khamsin herbei, dessen Staubwolken seit mehreren Tagen am westlichen Horizonte zu drohen schienen. Da schlug uns Hassan, unser Dragoman, vor, die einige Meilen von unserem Ankerplatze entfernten Grotten von Maabdeh zu besuchen. Ich erinnerte mich des schrecklichen Abenteuers, welches das Parlamentsmitglied Herr Leigh dort bestanden hatte, und nahm trotzdem den Vorschlag an, ja ich beschloß sogar, ungeachtet der dringenden Mahnungen Hassans, in das Innere der Grotten einzu- dringen. Es gelang uns, in Amabdi einige Esel und zwei junge Bursche als Führer auszutreiben. Bei Tagesanbruch sollten wir (ich und mein Bruder) aufbrechen. Der Mond war untergegangen, und der dichte ägyptische Nebel umhüllte die Landschaft, als wir geräuschlos über den Strom fuhren und auf dem Sande des andern Ufers ans Land stiegen. Die Luft war inzwischen erstickend heiß geworden, denn der Khamsin näherte sich und verschleierte bereits den Horizont. Vor uns erhoben sich Granathügel, die sich unter den Staubwirbeln wellenförmig zu be- wegen schienen; hinter uns, zwischen nahen Ufern eingezwängt, wälzte der Nil brausend und reißend schnell seine gelben Wellen. Die Führer erschienen, als eben die Sonne aufging. Der Weg führte uns zwei Stunden lang durch reiche Getreide-, Hanf- und

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 185

1887 - Berlin : Dümmler
Die Krokodilengrotte von Maabdeh. 185 Ich sah eine Scene so abscheulicher Grabesschändung vor Augen, daß selbst Hassan, der an die Achtung gegen Tote, welche nicht dem Geschlechte der Rechtgläubigen angehören, wenig gewohnt war, im Namen seiner Landsleute jede Beteiligung an diesem Frevel zurück- weisen zu müssen glaubte. „Es sind englische Reisende, die das ge- than haben!" rief er aus. Und ich habe Gründe, an die Wahrheit seiner Aussage zu glauben. Ist es jedoch möglich? Ich erzähle keine erfundene Geschichte und setze meine Phantasie keiner empörenden Scene wegen in Unkosten. Irgend ein Mensch, Muselmann oder Christ, hat diese armen Leichname von Maabdeh auf eine, für seinen Glauben und sein Volk, ja für die ganze Mensch- heit schändliche Weise mißhandelt, und, was die rohesten Wilden nicht thun würden, weder Alter noch Geschlecht geschont. Ohne ir- gend einen Zweck waren die Körper auseinander gerissen, die Glieder auf dem Boden ausgestreut, die Schädel ihrer Haare beraubt wor- den. Nur ein Tollhäusler oder Fanatiker konnte diese Schandthat gethan haben. Wir drangen nun weiter vor und erreichten eine jener uuge- Heuren Höhlen, die vor Jahrhunderten als Grabstätten der heiligen Krokodile dienten. Es bot sich uns ein wahrhaft merkwürdiges Schauspiel dar. Die Tiere lagen auf dem Boden, so dicht als mög- lich nebeneinander, jedes den Kopf zu Füßen des anderen und ebenso, durch Palmblätter getrennt, schichtweise übereinander. Bis wie weit sich diese Grüfte in den Berg hinein erstrecken, kann nie- mand sagen; wir konnten nur zwei besuchen. Die Höhlen sind durchaus nicht das Werk von Menschen, auch müssen sie einen an- deren, den Haupteingang haben — da es vollständig unmöglich ist, Krokodile, deren viele von kolossaler Größe waren, auf dem von uns eingeschlagenen Wege hineinzubringen. Wie es scheint, wurden die Krokodile zuerst reihenweise aufein- ander geschichtet, bis die Höhle gänzlich damit angefüllt war; darauf ging man zur Grotte daneben und füllte sie auf dieselbe Weise. Es war uns also unmöglich, die Länge und Ausdehnung der Gruft abzuschätzen, und niemand wird dieses vor Ausleerung derselben thun können. Besonders bemerkenswert bei diesen sonderbaren Bestattungen ist die außerordentlich große Zahl junger Krokodile, selbst solcher, die noch im Ei, oder kaum demselben entschlüpft sind. Sie sind zu je zwanzig mit Mumieulinnen in Packeten zusammengerollt, die zu

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 188

1887 - Berlin : Dümmler
188 Scenen aus dem Volksleben in Ägypten. heißt, predigt und betet des Freitags vor der Gemeinde; der andere ist ein „Imäm Rätib", oder ordentlicher Imäm, welcher die fünf all- täglichen Gebete denen vorrecitiert, die sich genau zur Gebetszeit hier einfinden. In den meisten kleinen Moscheeen aber ruhen beide Ämter auf einem und demselben Imäm. Ferner sind an jeder Mo- schee ein oder mehrere „Mueddin" (die den Ruf zum Gebete singen), und „Bowwäb" (oder Thürsteher), je nachdem die Moschee einen oder mehrere „Mäd'neh" (oder Menaret) und Eingänge hat; und der- fchiedene andere Diener sind angestellt, um die Moschee zu kehren, Matten zu legen, die Lampen anzuzünden, bei der „Säkijeh" (oder Wasserrad) zu stehen, durch welche der Teich oder Brunnen oder andere Wasserbehälter, die zu den Abwaschungen nötig find, mit Wasser versorgt werden. Die Irnärns und diejenigen, welche die nie- deren Dienste verrichten, werden aus dem Vermögen der Moschee besoldet, nicht aus Beisteuern, die vom Volke erhoben werden. Die Stellung des Imäm ist in den meisten Stücken sehr von der der christlichen Priester verschieden. Sie haben keine Macht über andere und genießen keine andere Achtung, als die, welche sie sich durch den Ruf der Frömmigkeit und Gelehrsamkeit erwerben; sie bilden keinen besonderen Stand wie unsere Geistlichkeit, oder eine unauflösliche Verbrüderung, denn ein Mann, der als Imäm in einer Moschee fungiert, kann von dem Vorsteher derselben abgesetzt werden; er verliert mit seiner Anstellung und Be- soldung zugleich den Titel des Imäm und hat keine bessere Aus- sicht, wieder zu dem Amte eines Geistlichen gewählt zu werden, als jeder andere, der im stände ist, dem Amte vorzustehen. Die Besol- dung eines Imäm ist sehr gering, und er muß seinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch andere Mittel erwerben, als durch den Dienst in der Moschee. Der Khatib erhält in der Regel monatlich etwa einen Piaster (2% ä englisch, gleich 2 Ngr.), ein ordentlicher Imäm etwa fünf Piaster. Manche derselben treiben Handel, viele sind,,'Attar's" (Droguisten und Parfümeurs), andere Schulmeister. Diejenigen, welche kein regelmäßiges Geschäft dieser Art haben, recitieren oft den Khur-än gegen Bezahlung in Privathäusern. Sie werden meist unter den armen Studenten der großen Moschee El-Azliar gewählt. Die großen Moscheeen sind von Tagesanbruch bis kurz nach dem 'Esche oder ziemlich zwei Stunden nach Sonnenuntergang ge- öffnet. Die übrigen werden in den Stunden zwischen dem Morgen- und Mittagsgebet geschlossen, und die meisten Moscheeen sind auch

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 190

1887 - Berlin : Dümmler
190 Scenen aus deni Volksleben in Ägypten. abgelegt zu haben und ganz in die Anbetung ihres Schöpfers ver- funken zu fein, demütig und niedergeschlagen, aber ohne affektierte Demut oder einen erzwungenen Ausdruck des Gesichts. Der Muslim zieht am Thor der Moschee seine Schuhe aus, legt sie Sohle an Sohle zusammen, nimmt sie in die linke Hand und schreitet mit dem rechten Fuße zuerst über die Schwelle. Wenn er nicht schon zu Hause die vorbereitende Abwaschung vorgenommen, so verfügt er sich sogleich an den Wasserbehälter oder Brunnen, um sich dieser Pflicht zu entledigen. Ehe er sein Gebet beginnt, legt er seine Schuhe (und sein Schwert oder Pistolen, wenn er solche Waffen trägt) auf die Matte, ein wenig vor der Stelle, wo er bei der Niederwerfung mit dem Kopse den Boden zu berühren gedenkt; die Schuhe werden, Sohle an Sohle, einer auf den andern gestellt. Die, welche sich zum Mittagsgebet des Freitags versammeln, stellen sich in Reihen, der Seite der Moschee parallel, an welcher sich die Nische befindet und das Gesicht nach dieser Seite zu ge- wendet. Viele begeben sich erst wenn der Mittags-Adän ertönt, oder kurz vorher, in die Moschee. Wenn jemand mit oder gleich nach dem Selam geht, so betet er, sobald er seinen Platz in den Reihen eigenommen, zwei Rek'ah, und bleibt dann auf den Knieen liegen oder mit gekreuzten Beinen sitzen, während ein Vorleser, der -gleich nach dem Selam an dem Lesestuhl seinen Platz genommen hat, die „Sürat el-Kahf" (das 18. Kapitel des Khur-än), oder einen Teil derselben, vorliest; denn gewöhnlich ist er noch nicht fertig, wenn der Adän ertönt, wo er aufhört. Die ganze Gemeinde läßt sich, sobald sie den Adän hört (welcher derselbe ist wie an den an- deren Tagen), auf die Kniee und Füße nieder. Wenn der Adän be- endigt ist, stehen sie auf und beten, jeder für sich, zwei*) Rek'ah, „Sunnet el-gum'ah" (oder die für den Freitag vorgeschriebene Sunneh), welche sie, wie die gewöhnlichen Gebete, mit zwei Begrüßungen be- schließen. Dann öffnet ein Diener der Moschee, der „Murakki" ge- nannt, die Flügelthüren der Kanzeltreppe, nimmt hinter denselben ■cht gerades hölzernes Schwert hervor und stellt sich ein wenig rechts vom Thorweg, seine rechte Seite gegen die Kibleh gewandt, das Schwert in der rechten Hand mit der Spitze auf den Boden haltend. In dieser Stellung sagt er: „Wahrlich Gott begünstigt, und seine Engel segnen den Pro- *) Nämlich die Schafe'i, zu denen die meisten Bewohner von Kairo ge- hören. Die Hanaf! aber beten vier Rek'ah.

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 200

1887 - Berlin : Dümmler
200 Mohammedanische Lebensbilder aus Algerien. Himmels und trockener Luft, weniger als die übrigen Jahreszeiten, dennoch sind sie ihm im Vergleich mit anderen Gegenden in hohem Grade eigen. In Theben sind die Morgen oft noch empfindlich kühl und die Abende noch ein wenig feucht, während in Assuan die Frische des Morgens schon mehr angenehm ist und bei der dem Gefühle nach absoluten Trockenheit der Lust die herrlichen sternenhellen Abende den Genuß der freien Luft bis in die Nacht hinein auch zarteren Konstitutionen gestatten. In den Mittagsstunden war im Monat Januar, den Dr. Nitzsch dort verlebte, die durchschnittliche Tempe- ratur 4- 17,6° R. Leider konnte er keine hygronometrischen Mes- sungen vornehmen, seinem Gefühle nach steht jedoch die Dunstsätti- gung der Luft im Januar und im Beginn des Februar weit unter der Kairos im Mai, die sich nach den Beobachtungen von Destouches im Mittel für 5 Jahre auf 44° stellt. (Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde von Neumann. Neue Folge Ii.) Mohminedamsche Lebensbilder aus Algerien.*) 1. Das Ait el Kebsch oder Hammelfest. — 2. Das Begräbnis eines Marabut. — 3. Das Verhältnis der Eingeborenen zu der christlichen Einwanderung. — 4. Straßenbilder aus Tlemcen: Die arabische Stadt. Eine Karawane aus der Sahara. Ein Schlangenbeschwörer, Gaukler und Märchenerzähler. In der Zanja der Fakire. Arabische Musik. Der Fakirtanz. Die Jünger des Sidi Mohammed den Aissa. 1. Tas Ait el Kebsch oder Hammelfeft. Eines der größten Feste im mohammedanischen Jahre ist das Ait el Kebsch oder Hammelfest. Es fällt in die Zeit von ungefähr 14 Tagen vor dem mohammedanischen Jahresanfänge und stützt sich aus die alttestamentarische Legende von Abrahams unterbrochener Opferung des Isaak, für welchen die Araber jedoch den Jsmael substituieren. Der Jude erfreut sich zwar der gründlichsten Ver- achtung von Seiten des Arabers, wiewohl dieser im Koran einen *) Aus dem interessanten Werke: Von Algier nach Oran und Tlemcen. Algerische Reise- und Lebensbilder von Otto Schneider und Dr. Hermann Haas. Dresden, 1878.

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 201

1887 - Berlin : Dümmler
Das Ait el Kebsch oder Hammelfest. 201 guten Teil jüdischer Religion verehrt und darum auch den großen Vätern des alten Testaments seine Anerkennung nicht versagt. Er- klärt doch Mohammed ausdrücklich, daß seine Religion die Abrahams sei, welche den Götzen nicht opfern wollte und daß sie sich stütze auf den Glauben von Jsmasl, Jakob, Moses, Hiob, von David, Sa- lomo und der Propheten. Zu den letzteren zählte er Jesum und gestattete in bunter Reihenfolge den Legenden des alten und neuen Testaments Eingang in den Koran. An dem Feste Li Kebsch sucht auch die ärmste muselmännische Familie ein Gericht von Hammel- fleisch aufzutischen, und verfällt an diesem Tage daher mancher Woll- träger dem Gurgelschnitte. Es hängt dies mit einer zweiten Legende zusammen: Mohammed, der ja selbst unter einem Zeltdache lebte, pflegte auch denhimmel mit einemzelte zu vergleichen, welches mit dün- neu, aber dauerhaften, unsichtbaren Schnüren an die Erdenden befestigt sei. Nur an diesen letzteren vermag die Seele nach dem Tode zum Himmelsraume aufzusteigen. Da der neue Körper, in den sie aber sofort gefahren, noch zu unfertig, gewissermaßen noch nicht erstarkt genug ist, so würde dieser beim Aufsteigen sich leicht an Händen und Füßen verletzen. Er bedient sich deshalb des Schafes, welches dem lieben Herrgott schon seit Abrahams Zeiten angenehm war und welches mit seinen gespaltenen Hufen leichter das Himmelszelt er- klimmen kann, um auf seinem Rücken, ist doch seine Körperlast nicht groß, dem Himmel zuzureiten. Auch seitens der französischen Re- gierung wird dieses Fest in Algier mit 21 Kanonenschüssen des Morgens begrüßt. Ich wurde an demselben zu einem befreundeten, doch unvermählten Mauren zur Diffah, Abendessen, mit ein Paar seiner Glaubensgenossen gebeten und bekam einen delikaten Kuskussuh mit reichlichem Hammelfleisch, sowie später arabisches Gebäck vor- gesetzt, als Getränk Limonade. Als wir nach beendigter Mahlzeit in behaglicher Beschaulichkeit die duftende Nargileh schmauchten, er- griff ein junger Mann die zweisaitige primitive Laute und, sie mit einem Stäbchen schlagend, entlockte er ihr eine sanftsummende Me- lodie, dazu sang er einige Strophen, in welche die andern einfielen. 2. Das Begräbnis eines Marabut. Die Marabute zählen zu eiuem priesterlichen Erbadel und zu den einflußreichsten Personen im mohammedanischen Staats- und Gemeindewesen Algeriens. Ihr Rat wird in allen erdenklichen

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 202

1887 - Berlin : Dümmler
202 Mohammedanische Lebensbilder aus Algerien. Fällen eingeholt, ihre, zumeist dem Koran entlehnten Aus- oder Wahr- sprüche, werden als Amulette in kleine Ledersäckchen eingenäht und sollen, auf dem Körper getragen, Schutzmittel sein vor möglichen Fährlichkeiten. Jedes ihrer Gebote, das dem bekümmerten Frager auferlegt wird, erfreut sich gewiß striktester Ausführung. Bei Dürre vermitteln sie durch Bittprozessionen den Regen. Ja es gelten diese Männer nicht allein im Leben als gottinspirierte Heilige, selbst nach ihrem Tode sollen sie noch die Macht besitzen, um ein Gebet, an ihrem Sarkophage verrichtet, bei Allah annehmbar zu machen. In Algier selbst und vor der Stadt sind die Grabkapellen Sidi Abder Rhamans el Talebi und Sidi Abder Rkamans bu Kobrin vor allen als segenbringend gerühmt und werden deshalb viel aufgesucht. In Algier verstarb sehr hochbetagt Ende Februar 1876 einer der geachtetsten und einflußreichsten Marabute; leider habe ich seinen Namen vergessen, ihn selbst aber noch häufig gesehen, wie er in Stadt und Umgegend mit Ehrerbietung begrüßt wurde. Als ich am Tage nach dem Tode des Marabnt meine gewöhnliche Ausfahrt ins Freie beginnen wollte, machte mich Hamnd darauf aufmerksam, doch ja die Richtung nach dem Jardin d'essai einzuschlagen, weil in dem nahe dabei gelegenen Friedhofe der ehrwürdige Repräsentant seiner Religion heute beerdigt werden würde. Noch war der Wagen nicht abgefahren, als bereits ein Zug von vielen Tausend festtäglich gekleideten Muselmännern unter Trauergesang einherschritt. In- mitten trug man aus kräftigen Schultern die mit grünem Tuch be- deckte Bahre. Da es aber als ein Beweis der Liebe, sowie auch für ehrenvoll und segenbringend gilt, einem so heiligen Manne ans dem letzten Wege mit seiner Schulter gedient zu haben, so lösten fast jeden Augenblick die Träger sich ab, was allerdings, weil es mit zu großer Haft und zu unregelmäßig geschah, die ruhige Würde der Totenfeier etwas beeinträchtigte. Auch waren nicht immer die Trä- ger von gleicher Größe, und das gab manchmal zu recht bedenklichen Schwankungen des Sarges Veranlassung. Trotzdem gelangte der lawinenartig sich vergrößernde Trauerkondukt ohne Unfall am Ziele an. Ich war auf anderem Wege vorausgefahren und erwartete da- selbst mit vielen anderen Personen seine Ankunft. Endlich kam er, noch immer dauerte derselbe Trauergesang fort, alle Wartenden traten in stiller Ehrerbietung hinzu und geleiteten den Toten zu der Grab- kapelle, vor welcher einige Mollahs bereits harrten. Auf den Wink des ersten derselben verließ die größere Zahl der Begleiter, nachdem
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