1832 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
12
Der Mensch.
Die Christen theilen sich in abendländische und morgen-
ländische. Zu den abendländischen gehören
9) die Römischen Katholiken, deren überhaupt der Papst
in Rom ist;
b) die Protestanten, welche kein kirchliches Oberhaupt ha-
den, und zu denen die Lutheraner, Reformirten, die An-
hänger der Englischen Kirche (Episkopalen und Presbyterianer
oder Puritaner), evangelische Brüder oder Herrnhuter.
Unitarier. Wiedertäufer, Menoniten, Quäker u. a. ge-
hören. — Lutheraner und Resormirte nennen sich jetzt in vielen
Gegenden Deutschlands vereinigt evangelischen Christen.
Zu den morgenlandischen Christen, welche ursprünglich
alle den Patriarchen in Konstantinopel als kirchliches Ober-
haupt anerkannten, gehören die Griechischen Christen, die Ne-
storianer, die Jakobiten, Kopten und Armenier, welche
alle ihr eigenes geistliches Oberhaupt (Patriarch) haben.
Die vornehmsten Geistlichen der Christen heißen: Erzbischof,
Patriarch, Bischof, Abt, Generalsuperintendent, Probst,
Superintendent.
§. 18. Die meisten Ackerbau treibenden Völker, besonders die
gebildeten, haben sich, um gegen Unordnung gesichert zu sein und
sich gegen Angriffe fremder Völker schützen zu können, gewissen Ge-
setzen unterworfen und zur Vertheidigung ihres Landes ver-
einigt, d. h. sie bilden Staaten. In den meisten Staaten
steht Einer an der Spitze, der dafür sorgt, daß die Gesetze aus-
geübt werden und daß ein jedes Mitglied des Staats (Staatsbür-
ger) ruhig und ungestört leben kann, und der zu diesem Zwecke
Beamte, Staatsdiener ernennt, welche den Staat nach den
bestehenden Gesetzen und nach seinen Vorschriften verwalten, Ver-
brecher bestrafen, für Ordnung und Sicherheit sorgen und die Strei-
tigkeiten der Staatsbürger schlichten. Dieser Eine heißt Fürst oder
Regent, wenn er lebenslänglich regiert und wenn einer seiner
Anverwandten nach seinem Tode in seine Stelle tritt, und der
Staat, worin er herrscht, heißt eine Monarchie. Die Fürsten
führen verschiedene Titel; sie heißen Kaiser, König, Kurfürst,
Großherzog, Herzog, Fürst, Sultan, Schach, Chan,
Dei, Emir u. s. w. Hat aber ein Staat keinen Fürsten an sei-
ner Spitze, sondern wählen die Staatsbürger ein Oberhaupt oder
mehrere auf gewisse Jahre oder auf Lebenszeit, so heißt ein solcher
Staat eine Republik, ein Freistaat (Schweiz, die freien
Städte in Deutschland). Hat der Fürst das Recht, Gesetze zu ge-
den und abzuändern, Steuern aufzulegen, Krieg anzufangen und
Einrichtungen im Staate zu machen, wie er es für gut hält, so
ist eine solche Monarchie unbeschränkt (Rußland, Dänemark,
Spanien); muß er aber bei wichtigen Gesetzen, Einrichtungen und
Unternehmungen und bei neuen Auflagen die Einwilligung der Ab-
geordneten der Staatsbürger (Stände, Reichstag, Parla-
ment, Cortes, Landtag) haben, so ist eine solche Monarchie
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
692 Asien.
der ehemals nur aus den Mamlucken gewählt wurde und dessen Macht
sehr ausgedehnt ist.
1) Basra oderbassora am Schat elarab, 7m. vom Meere, 2z Stun-
den im Umfange, enge schmutzige Straßen, Kanäle, Lehmhäuser, 60,ooo§.;
einst weit blühender. Haupthandelsplatz mit vielen Seiden-, Baumwoll-,
Leder- u. Goldfabriken. — Lorneh, Zollstadt am Zusammenfluß des Eu-
frat und Tigris.
2) Bagdad am O. Tigris, 50,000 (nach Anderen 80 und 109,000)E.
Türken (Beamte), Araber (Kaufleute) und Hindus, wenig Juden und
Christen. Einst die Residen; der Chalifen und die größte Stadt der Mu-
hamedanischen Welt. Die ganze Umgegend ist Wüste. Die Stadt hat
hohe Mauern mit Thürmen, einen großen Umfang, aber auch ganz wüste
Plätze, ist übrigens ein ungeheures Labyrinth von schmalen, ungepflaster-
tcn Straßen, mit loomoskeen, unter denen nur 30kuppeln haben, keine
sich auszeichnet, Zokarawanferais und zahlreichen Basars, letztere meisten-
thei's mit Stroh - oder Laubdächern. Sitz eines Engl. u. Franzos. Con-
suls. Eine Schiffbrücke führt über den Fluß. Großes Serai des Paschas.
Seiden-, Baumwoll- und Wollfabriken. Wichtiger Handel.— An einem
westlichen Kanäle des Eufrat liegen Mesched Hussein und Mesched Ali,
Begräbnißörter des Enkels und Schwiegersohns Muhameds, daher stark
von den Schiiten besucht. Ganze Transporte von Leichnamen wurden aus
Persien zum Begräbnis hierher gebracht.— Hilla am Eufrat, io,oooe.,
in dessen Nähe die Ruinen des alten Babylon, die aber bloß aus Back-
steinhaufen, darunter noch ein 200 Schritt langes unförmliches Gebäude,
auf einer Seite 140 F. hoch, aus Lagen von Ziegelsteinen, Rohr u. Kalk-
mörtel mit Thvnverzierungen, bestehen, und X\uf«, von dem die Lufische
Schrift, die sich auf den Trümmern dieser Gegend befindet, den Namen
hat.— Tekrir liegt am Tigris.
Vii. Syrien oder Soristan — 2000 Q. M. Ein 20 bis 25 Meilen
breites Land zwischen dem Mittelmeere und der Syrisch. Arabischen Wüste,
31 bis 37° N., dessen Gränzen in N. das hohe 2llma Gebirge und der
Busen von Skanderun machen; in S. reicht es bis zum Busen von
Gaza, ohne bestimmte Gränze im Innern. Cs ist ein Hochland, welches
sich in No. an das Armenische Hochland anschließt, in N. 6 bis 7000f.,
in S. 2 bis 3000 F. hoch, und von dort allmählig zum Arabischen Busen
hinabsinkend. Seine größte Erhebung hat es in der Mitte im Libanon
Gebirge — 9500 F. (33 bis 34° N.). Es besteht aus vier verschiedenen
Theilen, die durch ein von N. nach S. laufendes Thal gebildet werden,
a) Der Küstenstrich ist in S. eben und sandig, fast ohne alle Häfen;
vom 33 bis 35° N. ist er steil, das alte Phönizische Hafenland, voll Vor-
gebirge, welche die verschiedenen Häfen sicherten; in N. von niederen
Bergzügen angefüllt. Tiefe Busen sind nirgend. Von der Küste an er-
hebt sich der Boden, zum Thcil sehr steil über Berg und Thal zum b) west-
lichen Hochlande, dessen Erhebung aber keine zackige Berggipfel, sondern
vielmehr einen ziemlich gleichförmigen Bergwall bildet, dessen Abhang in
1830 -
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Türkisches Reich. Syrien.
rusalem, Soliman, noch jetzt auf der Stelle der alten zerstörten Haupt-
stadt der Juden, in einer öden Gegend, von kahlen Felsenhügeln umge-
den, 30,000 (16,000 )E. mit vielen Kuppeln, Thürmen, Pallasten und
Moskeen geschmückt. Die Kirchen zum heil. Grabe, in welcher Griechen,
Römische Katholiken, Armenier und Kopten abwechselnd den Gottesdienst
besorgen, von geschmackloser Bauart und im Innern mit Verzierungen
überladen, 120 Schritte lang, von Türken bewacht, die von jedem Besu-
cher einige Thaler für den Eintritt erheben, zuerst von der Kaiserin He-
lene (326), dann 1048 und 1555 neu gebauet, brannte 1807 fast ganz ab,
ist aber jetzt wieder hergestellt. Das heil. Grab in einer Kapelle unter ei-
ner schönen Kuppel. In der Kirche Gottfrieds und Balduins Grabmaler.
Unter den Christlichen Klöstern ist das Armenische das größte. Das große
kathol. Kloster San Salvador, von festungsartigem Ansehn, ist sehr reich
und mit Allem versehn, was zur Bewirthung der Reisenden gehört.
Prachtvoll und nächst der Kaabba in Mekka dem Muhamedaner heiligste
Moskee ist die el Haram genannte, an der Stelle des Salomonischen
Tempels, ein Meisterstück Orientalischer Baukunst. Handel mit Reliquien,
Rosenkränzen und kleinen Kunstsachen. Castell auf dem Berge Zion. Der
Ölberg in O. mit einer Kirche. In der Stadt wie in der Umgegend er-
blickt die fromme Andacht eine Menge heiliger Gräber und Denkmäler
der Jüdischen und Christlichen Vorzeit, die größtentheils silbst von den
Muhamedanern heilig geachtet werden; auch Römische und Griechische
Ruinen, so wie solche aus den Zeiten der Kreuzzüge, finden sich hier.
Zerstörung der Stadt 70 und 118 nach Christus. Eroberung durch die
Araber 637, durch die Kreuzfahrer 1099. Christliches Königreich bis 1187.
— Taberiah, Liberias in fruchtbarer aber ungesunder Gegend an Gali-
lgischen Meere, 4000 E. Warme Bader. Jüdische Gemeinde, die sich
bloß mit Religionsübungen abgiebt und Abgesandte in ferne Lander schickt
um Geschenke zu sammeln. Christl. Kirche. — Jericho, Richa, Dorf,
ehemals berühmt durch seinen Balsam von Gilead; jetzt keine Spur von
der Pflanze. — Hebron, llalil, 2000 E. Abrahams Grab. Glashütten.
— Bethlehem, 1 Meile in Sw. von Jerusalem in fruchtbarer Gegend,
2500 E., alle Christen, welche starken Handel mit Rosenkränzen, Cruci-
fixen u. dergl. treiben. Kloster mit der heil. Grotte, in welcher Jesus ge-
boren sein soll.— Gaza, Razze, der südlichste Ort an der Küste, 5000e.
Sitz eines Griech. und Armen. Erzbischofs. Seehandel.— Joppe, Jaffa,
schlechter Seehafen, 6000 E. Berühmter Landungsplatz in den Kreuzzü-
gen. — Ramla (Arimathia), 10,000 E. — Schemrum, Samaria, ein
Dorf.— Sichern, Nablus am Berge Garizim, wo der Haupttempel der
Samaritaner stand, in äußerst reizender Gegend.— Emaue, Bethanien,
Lana, Lapernaum und andere im N. Testamente genannte Örter sind
alle noch als Dörfer vorhanden.— Raisarieh am Meere, fast nur Trüm-
mer. — Auf dem Hochlande östlich vom Jordan noch viele Ruinen alter
Städte, unter denen die von Amman, Dscherrasch (Gerasa) und im
Thale wadi Musa (wahrscheinlich das alte perra) sich auszeichnen. Auch
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- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
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- Geschlecht (WdK): Jungen
Arabien.
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Flucht (Hedschra) Muhameds, der hier geboren ist, 822. Starker Han.
delsverkehr, wenn die Karawanen hier ankommen, zu welcher Zeit vor
der Stadt 20,000 Kamele und 60,ooo Menschen lagern. — Medinah, nörd-
licher, 13 M. von der Küste, 6000e. Zweite heil. Stadt, denn hier ist
Muhameds Grab, 1804 von den Wahabiten erobert. Sie liegt am Rande
des Hochlandes in völliger Ebene, ist gut gebauet, mit einer starken Mauer
umgeben und durch eine Citadelle geschützt. Auch hier ist nur einemoskee.
Weitläufige Vorstädte. Die Umgebung besteht an drei Seiten aus Dat-
telpflanzungen, Weizen- und Gerstenfeldern; gegen S. ist offene Wüste.—
Tais, östlich von Mekka, hoch gelegen am Fuße einer Bergkette, die das
noch höhere Binnenland begranzt. Berühmte Garten mit Weinstöcken,
Feigen- und Granatbaumcn.— Iembo oder Jambo, der Hafen vonme-
dinah, 5 bis 6000 E. Die Bai, an welcher die Stadt liegt, bietet einen
sicheren Ankerplatz dar; deshalb lebhafter Handel.— Nördlicher liegt der
wegen seiner Quellen oft besuchte Ankerplatz Dhoba und das Castell und
Dorf Moihleh.— Diar, 20 M. in N. von Medinah, Hafen in dem
viele Waaren, die nach Medinah bestimmt sind, gelandet werden.— An der
Küste liegt Dschidda, gleichsam der Hafen von Mekka, der Landungsplatz
aller von W. kommenden Pilger, ziemlich gut gebauet, von einer Mauer
umgeben, mit einem kleinen Fort, 12 bis 15,000 (nach Anderen 1826 —
40,000) E. unter denen Hindus, Syrer, Mauren und viele andere Eitt-
gewanderte. Der Hafen ist nur für kleine Schiffe zugänglich. Wichtiger
Handel mit Indien, Afrika und den übrigen Arabischen Seestädten. Die
Umgegend ist völlige Wüste; großer Wassermangel.
2) Jemen, das Küstenland von Hedschas bis zum Meerbusen von
Aden, einer der fruchtbarsten Theile Arabiens, mit schönen Thalern und
kleinen Flüssen, besonders reich an Raffte und Vaterland der schönsten
Pferde. Der Imam von Sanaa ist der mächtigste Fürst der Gegend.
Seine Residenz ist Sanaa im Innern am Flusse Musa, in getreide- u.
obstreicher Gegend, gut gebauet mit schönem Pallaste.— Sada nördlich
davon, großer aber verfallner Ort.— ^oheia, Hafen am Arad. Busen.
Kaffeehandel.— Beir el Fakih, 400¿(£. Hauptstapelplatz des Kaffees. —
Mokka, eine schmutzige, elend gebauete Stadt, 18,000 (nach Anderen
5000) E. Haupthandelshafen. Verkehr mit Europäern. Von der Afrika-
nischen Küste werden Gummi, Weihrauch u. Myrrhen eingeführr. —
Nordöstlich davon die Stadt Daäs, nördlich der Hafenort Hodeida. —
Aden, guter Seehafen an der S. Küste, sehr herabgekommen, voll Rui-
nen. Der hier herrschende Sultan konnte im Xlll.iahrh. 30,000reuter
stellen.— Damar im Innern, Arab. hohe Schule.
3) Hadvamaur, die S. Küste, soll Weihrauch, Myrrhen und andere
Spezereien hervvrbringen. Unbedeutende Städte, theils im Innern: De-
vim, Schibam, theils an der Küste: Scheher, Dafar, Merbac.
4) Omán, die So. Küste vom Cap Ras el Had bis zur Straße von
Ormus. Maskat. Wichtiger Scehandclsplatz, der starken Verkehr mit
Indien treibt; zugleich fast der einzige Hafen dieser Küste. Schloß; zwei
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Asien.
Forts, verschiedene kleinere auf den nahen Bergen. Sitz eines mächtigen
Imams, der Besitzungen auf der Persischen u. Afrikanischen Küste hat
und einige große Kriegsschiffe unterhält, 12,000e., unter denen looohin-
dus und viele Negersklaven. Bei dem Cap Ras el Had eine kleine
Stadt gl. N.
5) Hadfchär, Küstenland am Pcrf. Busen, Aufenthalt vieler Seeräu-
der, die in neueren Zeiten von den Engländern gezüchtigt sind.— Lachsa
und Karif, letztere eine Seestadt. In der Nähe die 3baharein Inseln,
mit wichtiger Perlfischerek.
6) Nedsched, das Hochland, fast ganz unbekannt. Hier liegt 60 M.
östlich von Mekka die Hauptst. der Wahabis Drehjeh oder Dereja, Sitz
des Emirs, in schön angebauetcr Gegend. Sie soll von dem Pascha von
Ägypten zerstört sein; wenigstens 30,oooe. — Hofhuf, Hauptort einer
Provinz el Hasa. — Das Dasein einer Stadt Jemamah ist noch unge-
wiß. — Der nördliche Theil Arabiens hatte bei den Alten den Namen
des perraischen und war ein mit Städten besetztes Land, jetzt eine Fcl-
senwüste mit Trümmern, zum Theil unter dem Pascha von Damaskus.
Hierher gehört der noch bewohnte Ort Mann, über den die Karawanen-
straße nach Mekka führt. Höchst merkwürdig sind die Ruinen der alten
Stadt Petra, 4 Tagereisen von Jericho, mit ihren zahllosen Gräbern,
Denkmälern und Felsenwohnungcn. Der Zugang zurstadt ist durch eine
etwa 4f breite Schlucht, die von 4 bis 700f. hohen steilen Felsenwän-
den eingeschlvssen ist. Großes Theater in Felsen gehauen.
7) Die Halbinsel des Berges Sinai. Sie wird von den beiden
Armen des Arabischen Busens gebildet und besteht aus Thälern zwischen
kahlen Felsenketten. Städte giebt es nicht; etwa 4000 Beduinen halten
sich hier auf. Die Gebirge bewohnen wenig Steinböcke, Gazellen, Berg-
zicgen, Leoparden und andere reißende Thiere, Adler, Rebhühner und
Tauben. Einige bewässerte Thäler sind gut angebauet. Bemerkenswert!)
ist die hiesige Tamariske, aus deren Stacheln ein Harz träufelt (?), wel-
ches im Iunius Blätter und Boden bedeckt und das Manna der Israe-
liten liefert (nach Andern ein Produkt der Blattläuse); sie ist nur im
wady (Thal) Scheir. An den Spitzen der beiden Meerbusen liegen die
Städte Suez (in W. Vergl. Ägypten) und Akaba (in O.), beide elende
Örter, von Ägyptern besetzt, letzteres mit einem Castell und von Dattcl-
wäldern umgeben. Bei der Insel Dyran im Busen von Akaba Perlfi-
scherei. An der W. Küste Bender (Hafen) Tor. Nicht weit von letzte-
rem Orte und 12 M. von Suez der Berg Sinai — 7200 (6000) F. mit
dem 5400 (3500) §. hoch belegenen Kloster, in welchem etwa 20 Mönche
(einst 300) leben, welche eine Bibliothek haben, aber auch Bäckerei u. Bren-
nerei treiben und reizende Gärten besitzen. Beduinen werden hier regel-
mäßig gespeiset, dürfen aber nie das wohl verwahrte Kloster betreten.
Ein eigener Stamm, die Dschebal^e, die von Christensklaven abstammen
sollen, liefert dem Kloster Tagelöhner und besorgt die Gärten des Klosters
in den nahen Thälern. Sie bewohnen unter andern das reizende Thal
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Einleitung. 625
Urten von Metallarbeiten (Waffen, Stahlwaaren), auch Seiden- und
Baumwollwaaren verfertigt man sehr gut; alle übrige Industrie be-
schäftigt sich nur mit den unentbehrlichsten Bedürfnissen. Der Ver-
kehr im Innern ist wegen Unsicherheit und Mangel an Landstraßen
gering, und wird in Karawanen getrieben, sehr wichtig dagegen der
Handel in den See- und Gränzstädten, obgleich auch hier die Furcht
vor dem Despotismus der Negierung sehr nachtheilig wirkt. Griechen
und Armenier sind es fast allein, die den Handel treiben, aber der ei-
gentliche Seehandel ist meistentheils in den Händen der übrigen Euro-
päischen Nationen, jedoch besitzen die Griechen auch eigene Schiffe.
Bei der geringen Industrie sind die meisten Gegenstände der Ausfuhr
rohe Produkte: Baumwolle, Getreide, Seide, Taback, Häute, Wolle,
Seide, Wein und Hausthiere; dagegen liefern alle Europäischen Länder
Fabrikwaaren. Seeräuberei der Küstenbewohner der westlichen Küsten
und der Inseln war selbst vor dem Kriege nicht unerhört. — Die E.,
deren Zahl sich übrigens schwer bestimmen läßt, und auf 7bis12mill.
angegeben wird, sind nach den Hauptstämmen Türken, Griechen
und Slaven. Die Türken, etwa 3 bis 4mill., ein Tatarisches
Volk, sind als Eroberer eingedrungen, Beherrscher des Landes, und in
Civil- und Militairämtern allen anderen vorgezogen. Sie behandeln
daher alle übrigen Völker mit Verachtung. Die Griechen, allethal-
den verbreitet, leben als Kaufleute, Handwerker und Landbauer unter
hartem Drucke. Sie sind ausgezeichnete Seefahrer und daher bis auf
den neuesten Krieg selbst auf Türkischen Kriegsschiffen Matrosen. Ei-
nige Stämme derselben, die Sulioten, Kimarioten, die Spha-
kioten (auf Kandia) sind höchst räuberisch und leben in ihren Gebir-
gen fast unabhängig, wie sich denn fast überall in den südlichen Gebir-
gen Häuptlinge finden, die kampflustigen Schaaren (die sogenannten
Kleften, d.h. Räuber) um sich sammeln und auf Kosten der Nach-
barschaft leben. Mehre Anführer im letzten Freiheitskampfe, z. B.
Odysseus, waren solche Häuptlinge(Kapitanis). Zu den Slavischen
Völkerschaften, welche seit den Zeiten der Völkerwanderung von N. her
eindrangen und sich daher besonders in N. niederließen, gehören die
Morlachen, Bosniaken, Serbier, Bulgaren, Montene-
griner und Kroaten. Überreste alter Urbewohner des Landes, mit
Römischen Colonisten vermischt, scheinen die W lachen, daher deren
Sprache starke Spuren der Lateinischen trägt, und die Moldauer.
Die Arnauten oder Albanesen bilden ein eigenes Volk. Sehr
zahlreich sind auch die Asiatischen, meistentheils von Handel lebenden
Armenier, Juden, letztere in noch schmählicherem Joche als die
Christen, und in den R. Provinzen Zigeuner. Andere Europäer,
hier alle Franken genannt, finden sich nur in den Handelsstädten.
Die Religion des Landes theilt sich außer der Jüdischen, in Muha-
medanismus u. Christenthum. Muhamedaner, u. zwar Sun-
nitischer Sekte, sind die Türken, Arnauten, Bosniaken, zum Theil
die Bulgaren. Ihre Tempel heißen Moskee, Dschamie u. Med-
sched (Kapelle, Bethaus), ihre Geistlichen (Ulemas), Imams,
Chatibs, Muetsins, Derwische (Mönche) und Scheiks, de-
ren Oberster der Mufti, auch bei der obersten Rechtspflege in der
1830 -
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686
Asien.
in der Kindheit, der Boden hat die üppigste Fruchtbarkeit, aber Anar-
chie und Despotismus hemmen die Thätigkeit und den Eifer des Land-
bauers; dennoch haben viele Gegenden reichen Überfluß, während an-
dere verödet liegen und nur von Nomaden als Weide benutzt werden.
Alle Pflanzen S. Europas sind hier ohne Ausnahme: Öl, Wein
(sogar wild), Südfrüchte, Baumwolle, Neis, Getreide,
Ta back u. dergl.; in den südlicheren Strichen kommt noch die Dat-
telpalme hinzu. Außer den Europäischen Hausthieren und dem be-
kannten Wilde lebt hier in S. der Schakal, Löwe, Leopard, die
Unze und Hiäne, die Angorische Ziege, das Schaf mit dem
Fettschwanze; das Kamel ist allethalben Hausthier. Ausgeführt wer-
den: Seide, Baumwolle, Kamelhaare, Galläpfel, Rosi-
nen, Korinthen, Leder, Öl, Gummi, Ap othekerwaaren,
Alaun, Meerschaum, Schwämme, Holz, gewebte Zeuge u. a.
Trotz seines Reichthums ist das Land dennoch schlecht bevölkert; die
Zahl der E. läßt sich gar nicht bestimmen. Türken sind die gerin-
gere Zahl, aber hier, wie in Europa, die übermüthigen Herrscher;
Griechen, die Mehrzahl auf der Halbinsel, Syrer, Armenier,
Araber, auch verschiedene Nomadenvölker als Kurden in O., Turk-
manen in W.; außerdem Kaukasische Stämme, Juden und Zi-
geuner; Europäer (Franken) nur wenige in den'handelsstädten,
in deren einigen (Smyrna, Aleppo u. a.) auch Europäische Consnls
angcstellt sind. Ackerbau ist die Hauptnahrungsquelle der E., nur
die Nomaden treiben ganz allein Viehzucht, aber in den Städten ist
die Industrie fast blühender, als in der Europäischen Türkei und
gleich der Persischen. Ausgezeichnet ist Weberei, Färberei und
Gerberei; auch Metallwaaren werden sehr gut verfertigt, ja
Waffen besser als in Europa; Saffian, Korduan und Chagrin,
Teppiche, Stickerei sind ausgezeichnet. Der Handel wird durch
Karawanen, aber nur zwischen den großen Städten getrieben; der See-
handel ist meistentheils in den Händen der Italiener (Livorno, Vene-
dig, Genua), Niederländer, Engländer, Österreicher (Triest), noch
mehr der Franzosen (Marseille). Um Wissenschaften und Religion
und Unterricht steht es wie im Türkischen Europa; manche Völker-
schaften z. B. Kurden und andere Gebirgsbewohner sind ganz roh.
Die Griechen haben zwei Patriarchen zu Jerusalem und Oamask,
die Armenier zwei Patriarchen zu Sis und Agthamar; außer ihnen
giebt es noch andere Morgenländisch Christliche Sekten, Nestorianer,
Johannis Christen u. auch Römische Katholiken. Die
Verfassung ist wie in Europa. Beglerbegs und Paschsts regieren
in den Provinzen nach Gutdünken und find vom Hofe in Konstanti-
nopel nur so lange abhängig als sie selbst wollen; man läßt sie auch
in der Regel ruhig in ihrer Würde, so lange sie nur den Tribut rich-
tig einsenden, zufrieden, wenn sie nur nicht öffentlich den Gehorsam
aufkündigeu. Nicht selten ziehen die Paschas selbst gegen einander zu
Felde und entreißen sich einander Theile ihrer Provinzen, deren Grän-
zen daher auch sehr unbestimmt sind. Manche Völkerschaften (Araber,
Turkmanen, Kurden, Drusen u. a.) sind so gut wie ganz unabhän-
gig. Weit früher als in Europa gründeten die Türken in Asien ihre
1830 -
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Asien.
sche Muhamedaner, jedoch hat sich seit etwa 60 Jahren eine ei-
gene Sekte gebildet, die W ah a bit en, die Muhameds göttliche Sen-
dung nicht anerkennen und durch mancherlei Eigentümlichkeiten in
Lehre und Lebensart sich auszcichnen. Mit dem Schwerdte breiteten
sie ihre Lehre aus und eroberten im Anfänge dieses Jahrh. das ganze
Hochland, ja sie drangen schon gegen die Küste vor, bis der jetzige Pa-
scha von Ägypten sie besiegte und zurücktrieb. Die Küstenländer stehen
unter verschiedenen Fürsten. Die Araber sind ein historisch merkwürdi-
ges Volk. Von ihren Wüsten aus haben sie sich bis zum Atlantischen
Ozean und tief an der O. Küste Afrikas nach Madagaskar, anderer
Seits bis zu den Gebirgen Mesopotamiens, am ganzen Persischen Kü-
stenlande bis nach Indien, Tibet und der Tatarei, ja bis zu den Hin-
terindischen Inseln ausgebreitet. 'Das Mittelalter sah sie von Fana-
tismus entflammt als Eroberer mächtiger Staaten in Afrika u. Asien,
selbst Spanien, Süditalien und die Inseln des Mittelmeeres fühlten
ihr Joch, und erst an den Ufern der Loire konnte Karl Martclls Tapfer-
keit ihrem Vordringen Schranken sehen. Nicht erst Muhamed, der un-
ter ihnen anftrat, führte sie in ferne Länder; schon Jahrhunderte vor
ihm wanderten sie in die ihrem Vaterlande so ähnlichen Wüsteneien
Afrikas. Aber dieselben Nomadenhorden wurden in den dazu geeigne-
ten Ländern ein fleißiges, Ackerbau, Handwerke, Handel, ja Künste
und Wissenschaft liebendes Volk, dessen Literatur einst selbst wohlthä-
tig auf Europa wirkte. Diese ruhmvolle Zeit ist laugst verschwunden.
Sehr unbedeutend ist die Industrie und selbst die gewöhnlichsten Hand-
werke werden höchst elend betrieben, aber die Seestädte treiben blühen-
den Handel nach Ägypten und Indien; auch mit Persien und der
Afrikanischen Küste, die zum Theil Arabischen Fürsten gehorcht, stehen
einige Gegenden in Verkehr. Man hat in den Städten noch Schulen,
die sich aber nicht über das Türkische Maaß der Wissenschaften erheben.
Eine regelmäßige Eintheilung des Landes giebt es nicht, nur einzelne
Distrikte mit unbestimmten Gränzen haben eigene Namen.
1) Hedschas, das gebirgige Küstenland am nördlichen Theile des
Arab. Busens. Der Scherif von Mekka, jetzt der Pascha von Ägypten,
ist der mächtigste Fürst dieser Gegend; jedoch hat der Türkische Sultan
als Ralif d. h. als Nachsolger Muhameds, eine Art Oberherrlichkeit und
gewisse Rechte, z. B. Besatzung in einigen Städten, Geleit der großen
Karawane von Damasku.a. Mekka im heil. Lande, 5m. von der Küste,
schön gebauet, ehemals viel blühender, 30,000 E. Die Stadt liegt in
einem engen Thale zwischen 1 bis 500f. hohen kahlen Hügeln, in völlig
baumloser, unangebaueter Gegend, die großen Wassermangel hat; daher
eine freilich zum Theil verfallne Wasserleitung, welche 7 Stunden weit
Wasser Herbeiführt. Starke Citadelle. Nur eine Moskee, in welcher die
Raabba, ein 30f. langes Haus, prächtig im Innern geschmückt, mit
dem heiligen Steine, schon lange vor Muhamed dem Hauptgegenstande
der Verehrung der Araber, jetzt das Ziel unzähliger Pilger aus der gan-
zen Muhamedanischen Welt. Viele andere heilige Örter in und außerhalb
der Stadt sind 1803 bei der Eroberung durch die Wahabiten zerstört.
1835 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
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noch 5 Jahre in einer uneingeweihten Kapelle harren, bis der Bann
gelöst und ihr in geheiligter Erde im Dome zu Speier, dem Be-
gräbnißorte vieler teutschen Kaiser, endlich Ruhe wurde. Unter seinem
Sohne
Heinrichv. (1106 —1125) wurde über das Jnvestiturrecht noch
lange und heftig gestritten, bis man endlich zu einer bessern Einsicht
über das Wesen der Staats- und Kirchengewalt gelangte, und der
Streit zwischen dem Kaiser und dem Papste Calixtus Ii. zu
Worms (1122) dahin verglichen wurde, daß die Wahl zu Kirchen-
ämtern frei und die Einsetzung in dieselben mit Ring und Stab,
als Zeichen der geistlichen G ewalt, geschehen solle; dagegen sollte
der Kaiser den Gewählten mit den weltlichen Gütern durch das
Zeichen des Scepters belehnen. Mit Heinrich erlosch das frän-
kische Kaiserhaus.
Iv. Periode.
Von den Zeiten Gregors Vii. bis Columbus, oder von den
Kreuzzügen bis auf die Entdeckung von Amerika. 1100—1492.
§. 66.
Die Kreuzzüge.
Es ist ein natürliches Bedürfniß des menschlichen Gemüthes,
alles Große und Erhabene, wodurch es geistig bewegt wird, auch
äußerlich zu ehren. Aus solchen innern Gründen geschahen schon seit
den frühesten Zeiten des Christenthums Wallfahrten nach dem Lande,
wo der geboren ward und lehrte, der für das Heil der Welt starb.
Schon Constantin's des Großen Mutter, die heil. Helena, erbaute
zu Jerusalem die Kirche des heil. Grabes. Als die Araber
637 das Land den Griechen Wegnahmen, gestatteten sie, selbst die
heil. Stadt ehrend, den Christen freien Zutritt. Aber nach der Mitte
des eilften Jahrhunderts eroberten die Seldsch uken, ein roher Tür-
kenstamm, Syrien und Palästina, quälten die Christen und er-
schwerten den Besuch der heiligen Orte. Solche Noth der Christen
sah auch Peter von Amiens, der Einsiedler; er eilte mit Auf-
trägen und Briefen des Patriarchen von Jerusalem an den Papst
um Hilfe zurück und brachte nun, mit Vollmachten des Papstes Ur-
ban Ii. versehen, durch seine feurigen Reden das ganze Abendland
in Bewegung, das heilige Land den Ungläubigen zu entreißen. Auf
den feierlichen Kirchenversammlungen zupiacenza undclermont
(1095) hefteten viele Tausende unter dem Rufe: »Gott will es«
ein rothes Kreuz, als Zeichen ihrer gemeinsamen frommen Unterneh-
mung, auf die rechte Schulter. Die allgemeine Begeisterung sam-
melte bald ungeheure Schaaren aus Frankreich, Italien und Teutsch-
land, Schon im Frühjahre 1096 eilten Viele unter Peter's und
1835 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Nursia (um 540) eine Regel vor, welche bald allgemein wurde,
und die Mönche zur Handarbeit, zur Pflege der Wissenschaften und
Schulen, der Kranken und Hilflosen, zum Gebete u. s. w. anhielt.
Jetzt schwanden allenthalben, wo Klöster entstanden, die Wüsteneien;
die Wälder wurden gelichtet, die Sümpfe ausgetrocknet; Kirchen,
Schulen und andere Bildungsanstalten wurden gegründet. Die Klö-
ster waren, wie die Wiege so auch lange Zeit die Zufluchtsstätte der
Bildung, der Wissenschaft und Kunst vor der Rohheit und Barbarei
der Zeit.
8- 60.
Die Slaven. Die Araber. Muhamed.
Während die Teutschen von Norden und Osten nach dem Sü-
den und Westen von Europa vordrangen, rückte ein neuer, zahlreicher
Volksstamm, die Slaven (vielleicht von Selo wandern) oder Wen-
den (die Sarmaten der Alten) von Asien aus nach und nahm
alles Land vom Don bis zur Elbe und von der Ostsee bis zum
adriatischen Meere in Besitz. Die Slaven waren durch Sprache und
Sitten von den Teutschen verschieden md theilten sich in viele Stämme,
unter welchen später die Polen und Russen die wichtigsten Reiche
stifteten, während die zunächst östlich wn den Teutschen an der Elbe
und Donau Wohnenden von diesen bald unterworfen wurden.
Die wichtigste Veränderung im 7 Jahrhundert ging von Asien
durch die Araber aus. Die große Halbinsel Arabien war ver-
möge ihrer natürlichen Lage und Beschaffenheit (von 3 Seiten vom
Meere umgeben und im Norden von großen Sandwüsten durchstri-
chen) stäts den Welteroberern unzugärglich. Die Städte an der
Küste des arabischen und persischer Meerbusens hatten bereits
manchfache Kultur und blühten durch Handel und lebhaften Verkehr
mit Indien, Persien und Ägypten. Die Araber gehören
zum^ semitischen Volksstamme, sind also mit den Juden und
Phöniciern verwandt, und leiten ihre Abkunft von Jsmael,
dem Sohne Abrahams her; des erstem Grabmal zu Mekka in
der Kaaba (einem viereckigen Gebäude) war das Nationalheiligthum
und der Vereinigungspunkt der verschiedenen Stämme, die zum
Theil jetzt noch nomadisch unter Emirn als den Stammältesten
umherziehen. Die Araber sind tapfer, muthig, gastfrei, einfach und
stolz; voll glühender Phantasie und leicht entzündlich für Großes
und Erhabenes. Diesem Volke gab Muhamed plötzlich eine welt-
historische Bedeutung und Wichtigkeit.
Muhamed, aus dem angesehenen Stamme Koreisch, 570 zu
Mekka geboren, war anfangs Kaufmann; zog sich aber in seinem
vierzigsten Jahre zurück zur Betrachtung göttlicher Dinge. Er kannte
das Christenthum und Judenthum, die neben der Lehre Zoroasters
und dem Götzendienste in Arabien ausgebreitet waren, und glaubte