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1. Geschichte des Altertums - S. 2

1889 - Wiesbaden : Kunze
2 Einleitung. zelnen Volkes ober Staates (Staatengeschichte), einer Stadt, eines Schlosses, Gaues oder eines einzelnen Menschen (Biographie). Unter Kulturgeschichte versteht man die Darstellung der geistigen und sittlichen Entwicklung des ganzen Menschengeschlechts oder einzelner Völker. Die Religionsgeschichte lehrt den Ursprung und die Entwicklung religiöser Erkenntnis und gottesdienstlicher Gebräuche. Die Weltgeschichte kann ihre Aufgabe durch ethnographische oder durch synchronistische Darstellung lösen. Die ethnographische Darstellung schildert die Begebenheiten der einzelnen Völker selbständig für sich, indem sie jedes Volk und jeden Staat für sich allein betrachtet; die synchronistische dagegen stellt die gleichzeitigen Ereignisse bei allen Völkern zusammen und giebt dadurch eine Übersicht aller derjenigen Begebenheiten, welche zur nämlichen Zeit bei allen Völkern der Erde vorfielen. Werden die Begebenheiten im Zusammenhange mit ihren Ursachen und Folgen geschildert, so nennt man diese historische Darstellung die pragmatische. Geographie und Chronologie sind zum Studium der Geschichte unentbehrlich. Die Geographie belehrt über den Schauplatz, auf welchem sich die geschichtlichen Begebenheiten vollzogen haben, die Chronologie weist den Begebenheiten die richtige zeitliche Stellung an. Zeitrechnungen. Die Völker der Erde bedienten sich nicht der nämlichen Zeitrechnung zur Feststellung der geschichtlichen Thatsachen. Die wichtigsten Zeitrechnungen sind: 1) Die christliche Zeitrechnung, welche nach Jahren vor und nach Christi Geburt zählt. 2) Die jüdische oder Zeitrechnung der Welterschaffung. Diese beginnt ihre Zählung mit der Erschaffung der Welt, welche der Rabbi Hillel im 4. Jahrhundert 3761 Jahre vor Christi Geburt gesetzt hat. 3) Die Zeitrechnung der griechischen Olympiaden, welche mit dem Jahre 776 v. Chr. anfing und alle 4 Jahre eine neue Olympiade begann; z. B. 776 ist das erste Jahr der ersten Olympiade, 775 das zweite, 774 das dritte, 773 das vierte; 772 ist Ol. 2, 1 oder das erste Jahr der zweiten Olympiade. 4) Die Zeitrechnung der Römer, welche mit der Grün- dung Roms begann, die durch Varro in das Jahr 753 v. Chr. gesetzt wurde. 5) Die Zeitrechnung der Mohammedaner, welche Mohammeds Flucht (Hedschra) von Mekka nach Medina 622 n. Chr. zum Ausgangspunkt nimmt.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 78

1888 - Wiesbaden : Kunze
78 Erste Periode des Mittelalters. die Peterskirche. Im Ornate eines römischen Patricius kniete er nach beendigter Messe am Altare und betete; da trat Leo plötzlich hinzu, setzte ihm die Kaiserkrone auf und salbte ihn feierlich zum Kaiser. Das versammelte Volk aber rief dreimal jubelnd aus: „Heil Karl Augustus, dem von Gott gekrönten, dem großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer." So war das abendländischrömische Kaisertum in der Person Karls des Großen erneuert. Die germanischen Völkerschaften waren, zu nationaler Einheit verbunden, in das Erbe der Römer eingetreten. In des Kaisers Händen war eine Macht vereinigt, groß genug zur Wahrung von Recht und Frieden, zur Förderung der Wohlfahrt unter den Völkern des Abendlandes. Die Kirche fand unter der Kaisermacht Schutz und Schirm, um durch Ausbreitung und Befestigung der christlichen Religion den Boden zu bereiten, auf dem eine neue Kultur erblühen konnte. Nach der Anschauung der Zeit war das Ideal des christlichen Gottesstaates verwirklicht, indem der Kaiser das weltliche, der Papst das geistliche Schwert führte und beide in innigem Bunde von Gott mit der höchsten Macht ausgestattet waren. Karls Ruhm verbreitete sich in die entferntesten Länder. Fremde Könige suchten seine Freundschaft und machten ihm Geschenke. Der Kalif von Bagdad, Harun al Raschid (§. 12), schickte eine Gesandtschaft mit vielen und kostbaren Geschenken an ihn ab, unter denen eine kunstreiche messingene Wasseruhr und ein Schachbrett die meiste Bewunderung erregten. Karl erwiderte dieselben, schickte dem mächtigen Herrscher im Orient spanische Maultiere, deutsche Pferde, friesische Gewänder, große Jagdhunde und bewog den Kalifen, daß er die Christen auf ihren Pilgerfahrten schützte und ihnen das heilige Grab zu Jerusalem überließ. Karls Staatsverwaltung. Karl suchte dem großen Reiche, das er unter seinem Zepter oereinigte, durch eine geordnete Staats-Verwaltung und weise Gesetzgebung Ruhe und Dauer zu verschaffen. Er selbst stand an der Spitze als unumschränkter Herrscher, jede andere vordem bestehende selbständige Gewalt war unterdrückt, die Herzogswürde abgeschafft worden. Er teilte das Reich in Gaue ein und setzte G augrafen in dieselben, welche in seinem Namen die Gau- oder Landgerichte abzuhalten, den Heerbann auszuheben und im Kriege anzuführen hatten. Die Gaue wurden in Hundertschaften, diese wieder in Zehntschaften abgeteilt und mit Richtern für unbedeutende Angelegenheiten versehen. An den Grenzen wurden größere Gebiete zu einer Mark vereinigt und einem

3. Geschichte des Mittelalters - S. 148

1888 - Wiesbaden : Kunze
148 Dritte Periode des Mittelalters. 2. Der zweite Kreuzzug 1147—1149. Unter Fulko (1131—1142), dem vierten christlichen Herrscher in Jerusalem, behnte sich das Reich vom Mittelmeer bis zum Euphrat und zum roten Meere aus. Aber es fehlte dem Königreiche die innere Geschlossenheit und Festigkeit; die christlichen Vasallensürsten lebten in Zwietracht, an den Grenzen lauerten mohammebanifche Feinde, und vom Abenblanbe her ließen die Zuzüge nach. Als auf Fulko bessen minberjähriger Sohn Balbuin Iii. folgte, eroberte der Sultan Zenki von Moful mit seinem Sohne Nurebbin 1147 die Grafschaft Ebeffa roieber , ermorbete die christlichen Bewohner und bebrohte Jerusalem. Auf die Kunbe von biefem Verluste brachte der fromme Abt Bernharb von Clairvaux durch feine feurige Prebigt den zweiten Kreuzzug zustanbe. Ludwig Yi1. von Frankreich, seine Gemahlin Eleonore, sein Bruder, viele Bischöfe, Ritter und Knappen gelobten den Kamps gegen die Ungläubigen aufs neue aufzunehmen. Auch der beutfche Kaiser Konrad Iii. aus dem Haufe der Hohenstaufen ließ sich bewegen, aus Bernharbs Hänben im Dome zu Speier das Kreuz als Panier für den heiligen Krieg zu nehmen; benn Bernharb hatte den bafelbst versammelten Deutschen zugerufen: „Lasset den Wahnsinn des einheimischen Bruberkrieges fahren, barin liegt ewiges Verberben: bort aber bietet der Tod euch das wahre Leben bar!" Im Frühjahr 1147 brach das 70 000 Mann starke beutfche Heer unter Führung Konrabs Iii., dem sich sein Neffe, der nachherige Kaiser Friedrich I. und der alte Wels anschlössen, auf und zog mit den französischen Kreuzfahrern unter Ludwig Vii. durch Ungarn über Konstantinopel nach Kleinasien. Hier trennten sich die Heere, Konrab wählte den kürzeren aber beschwerlicheren Weg durch das Gebiet des Sultans von Jkonium, Ludwig zog mit seinem Heere der Küste entlang. Kaum hatten sich die Deutschen in Bewegung gesetzt, so begannen die Griechen, die schon auf dem ersten Kreuzzuge ihren Glaubensgenossen schlechte Dienste geleistet hatten, ein treuloses Spiel. Sie ließen die Kreuzfahrer nicht in ihre Städte, verweigerten ihnen die Lebensrnittel ober vermischten sie mit gefunbheitswibrigen Stoffen, sodaß Hunger und Krankheit die Reihen der Kreuzfahrer grausam lichteten. Nachbetn das Heer in die Irre geführt war, würde es den Angriffen des Sultans von Jkonium überlassen, der bemselben eine solche Nieberlage bereitete, daß Konrab sich gezwungen sah, den Rückzug anzutreten, auf dem ebenfalls Tausenbe dem Hunger, dem Elenbe und dem Schwert der Feinde erlagen. Konrab

4. Geschichte des Mittelalters - S. 149

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 3. Der dritte Kreuzzug. 149 begab sich krank nach Konstantinopel, der Rest seines Heeres traf auf dem Wege mit Lubwigs Vii. Scharen zusammen, welche die Treulosigkeit der Griechen ebenfalls hatten erfahren müssen, und begab sich mit biesen nach Ant-iochia, wo auch Konrab nach seiner Genesung wieber erschien. In anbetracht der erlittenen Verluste mußte von der Wiebereroberung Ebessas abgesehen werben, es würde bes-halb im Verein mit König Balbuin Iii. von Jerusalem ein Angriff auf Damaskus und Askalon versucht. Aber dieser scheiterte an dem Verrat der syrischen Christen. Nachbem beibe Könige mit dem Rest ihrer Heere Jerusalem besucht hatten, verließen sie, ohne Erfolg erzielt zu haben, mißmutig das Land, in dem foviele Opfer gefallen waren, und kehrten nach Europa zurück. Daheim aber schalt man den Abt von Clairvaux, der das Gelingen des Zugs vorausgesagt hatte, einen falschen Propheten und beschulbigte ihn, er habe das Volk absichtlich ins Verberben geschickt. Allein Bernharb berief sich auf die Unbegreiflichkeit göttlicher Fügungen und erinnerte die Kreuzfahrer an ihre vielfachen Sünben. Mangel an Vorsicht, Übermut und Zügellosigkeit des Kreuzheeres trugen teil an dem Mißlingen des zweiten Kreuzzuges. 3. Der dritte Kreuzzug 1189—1192. Nach dem unglücklichen Ausgang des zweiten Kreuzzuges wuchs die Gefahr für das Königreich Jerusalem, und Balbuin Iii. konnte nur mit Mühe das feste Askalon wieber gewinnen. Währenb Nurebbin seine Macht nach Westen ausbehnte, erlahmte die Wiberstanbskrast der Christen; zwischen den christlichen Fürsten von Antiochia, Tripolis, dem König von Jerusalem und den zum Schutze Palästinas ge-lülbeten geistlichen Drben (§. 30), entftanb Eifersucht und Uneinigkeit, fobctß es zu keinem einheitlichen Hanbeln kam. Die Lage rourbe durch den Sultan Saladin von Ägypten noch verschlimmert. Dieser hatte in Nurebbins Diensten ein Heer nach Ägypten geführt, war bafelbst Statthalter geworben und hatte sich nach Nurebbins Tod zum selbstanbigen Beherrscher Ägyptens gemacht. Salabin war ein tapferer, gerechter und mertfchertfreunbücher Türke aus dem Stamme der Kurben. Er nahm Syrien in Besitz, behnte seine Macht bis zum Tigris aus und richtete dann seine Angriffe auf Palästina. Nach langen Kämpfen mit dem König von Jerusalem schloß er enblich einen Waffenstillstanb mit bemselben. Dieser rourbe aber durch den Ritter Rainalb von Chatillon baburch gebrochen, daß er

5. Geschichte des Mittelalters - S. 156

1888 - Wiesbaden : Kunze
156 Dritte Periode des Mittelalters. von Jerusalem ein. Als Sultan Kamils Sohn und Nachfolger in Ägypten das Reich Saladins wieder herstellen wollte und seinen Oheim, den Sultan von Damaskus, mit Krieg überzog, schloß dieser ein Bündnis mit den Christen. Der Sultan von Ägypten ries deshalb die von den Mongolen aus Persien verdrängten wilden Cho-waresmier zu Hilfe, deren Reich ein Sklave der Seldschucken gegründet und über Persien bis Indien ausgedehnt hatte. Die türkischen Scharen fielen in Palästina ein und eroberten 1244 Jerusalem, wo sie grausam wüteten und die heiligen Orte verwüsteten. Dann besiegten sie das Christenheer bei Gaza, sodass Jerusalem für die Christen wieder verloren war und nur Akkon und einige andere Küstenstädte in ihrem Besitze blieben. Als diese traurige Botschaft 1244 nach Frankreich kam, lag der König Ludwig Ix. (der Heilige), ein frommer, gerechter und allgemein geliebter Fürst, an einer schweren Krankheit darnieder. Während derselben that er das Gelübde, einen Kreuzzug zu unternehmen, wenn er wieder genese, und ließ den Erzbischof von Paris kommen, damit dieser ihn mit dem Kreuze bezeichne. Nachdem er wieder gesund geworden war, brach er 1248 mit vielen seiner Edeln auf und segelte mit 1800 Schiffen über Cypern nach Ägypten, um den Sultan von Ägypten, der Palästina beherrschte, in dem mächtigsten Teile seines Reiches zu bekämpfen. Das Glück begünstigte ihn. Damiette fiel 1249 in seine Hände und die Türken wurden geschlagen. Aber anstatt Alexandria anzugreifen, bewog Ludwig den Statthalter von Kairo zum Abfalle vom Sultan von Ägypten und wies, obwohl der letztere dem Könige für Damiette und die Gefangenen ganz Palästina anbieten ließ, diese Anträge zurück. Auf dem Wege nach Kairo erlitt jedoch das französische Heer 1250 eine vollständige Niederlage, und die Flotte wurde durch griechisches Feuer vernichtet. Ludwig geriet mit seinen Brüdern und vielen Rittern in Gefangenschaft, aus welcher sie sich nur durch Räumung Damiettes und Zahlung eines bedeutenden Lösegeldes befreien konnten. Darauf ging Ludwig nach Akkon, das er in guten Verteidigungszustand setzte, und verweilte daselbst bis 1254, dann erst kehrte er nach Frankreich zurück. Der siebente Kreuzzug 1270. Im Jahre 1268 empörten sich die im Solde des Sultans von Ägypten stehenden Mamelucken, töteten den Sultan und bemächtigten sich der Herrschaft des ägyptischen Reiches. Da hielt Ludwig Ix., der sein Gelübde noch nicht gelöst glaubte, die Zeit zu einem neuen Kreuzzug für günstig. Er segelte in hohem Alter 1270 mit einer Flotte ab, wandte sich

6. Geschichte des Mittelalters - S. 157

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 7. Folgen der Kreuzzüge. 157 aber zunächst gegen den Dey von Tunis, der mit Ludwigs Bruder, Karl von Anjou, dem König von Neapel und Sizilien, in Streit war. Die Landung wurde ohne Schwierigkeit vollzogen, aber der Sturm auf die Stadt blieb bis zur Ankunft des Königs von Neapel verschoben. Doch die glühende Hitze während des Tages, die empfindliche Kühle in der Nacht, das schlechte Trinkwasser, die spärliche Nahrung und das unbequeme Lagerleben erzeugten ansteckende Krankheiten unter dem Kreuzheere, und taufende erlagen, darunter auch der König. Als Karl von Anjou vor Tunis erschien, konnte er einen Angriff nicht mehr wagen; er schloß Frieden mit dem Deij und das Heer der Kreuzfahrer kehrte nach Europa zurück. 20 Jahre später, 1291, nahmen die Mamelucken die letzte christliche Besitzung in Palästina, Akkon, weg. Damit schwand der Rest des Königreichs Jerusalem, und die Kreuzzüge hatten ein Ende. 7. Folgen der Kreuzzüge. Drei Umstände sind es vorzugsweise, welche die allgemeine Teilnahme der abendländischen Christen an den Kreuzzügen erklären: 1) der romantische Geist der damaligen Zeit, welcher sich besonders in dem zu abenteuerlichen Unternehmungen hinneigenden Rittertum kund giebt; 2) die durch die große Macht der Päpste genährte religiöse Schwärmerei, welche die Leute mit dem Gedanken erfüllte, einzig in der Befreiung der heiligen Stätten sei Vergebung der Sünden und Besserung der Menschen zu hoffen; 3) die Sehnsucht der Leibeignen nach einem besseren Lose, welche durch das drückende Lehnswesen in ihnen hervorgerufen war. Sind nun auch die Verluste von vielen Menschenleben, welche die Kreuz-züge veranlaßten, und die Verbreitung früher unbekannter Krankheiten , welche die Kreuzfahrer aus dem Morgenlande heimbrachten, tief zu beklagen und von den nachteiligsten Folgen gewesen, so werden diese Nachteile doch durch die wohlthätigen Einflüsse, welche die Kreuzzüge auf die Entwicklung des Abendlandes übten, bedeutend ausgewogen. Durch den Besuch ferner Länder und den Umgang mit andern, auf höherer Kulturstufe stehenden Nationen gewannen die Bewohner Europas an Bildung und Einsicht; Ackerbau, Handel und Schiffahrt nahmen zu und mehrten den Wohlstand; neue Gewächse, Produkte und Fabrikate wurden eingeführt. So sollen seit den Kreuzzügen die Pergamottbirnen aus Pergamus, die Pflaumen aus Damaskus, der Wirsing und Blumenkohl aus Eypern, der Buchweizen oder das Heidekorn, der Safran, der Damast rc. im Abendland heimisch geworden sein. Genua, Pisa und Venedig

7. Geschichte des Mittelalters - S. 238

1888 - Wiesbaden : Kunze
238 Vierte Periode des Mittelalters. ein, damit er über seine Regierung Rechenschaft ablege. Da er nicht erschien, so wurde er als „saumseliger Entgliederer des Reiches" abgesetzt und am folgenden Tage zu Rense der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz zum Reichsoberhaupt gewählt. Ruprecht von der Pfalz 1400— 1410 war ein tapferer, milder und gerechter Fürst. Aber es zeigte sich bald, daß auch er den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war, obgleich ihm Wenzel die Krone nicht streitig machte. Es lastete damals ein doppeltes Unheil auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Einfall der Türken in Europa. Die Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 — 1417) war 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon feinen Sitz hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche zu fein, bannte den Gegner und feinen Anhang und rief dadurch die größten Übelstände in der Christenheit hervor. Zwar setzte 1409 die Kirchenversammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und ebenso viele Parteien. Die Türken. Eine andere Gefahr drohte dem Reiche von Osten her durch die Türken, die bereits auf der Balkanhalbinsel festen Fuß gefaßt hatten. Als nämlich der letzte seldschuckische Sultan von Jkonium gestorben war, hatte der türkische Statthalter in Kleinasien, Osman I. (1288 bis 1326), dessen Herrschaft an sich gerissen und 1299 den Sultantitel angenommen. Unter ihm und feinem Nachfolger Urchan {1326 — 1359) war dann die Osman enherrschaft in Vorderasien bedeutend erweitert worden. Murad I. (1359 —1389) war mit den durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken 1359 von Asien aus in das griechische Kaiserreich eingefallen und hatte 1360 Adrianopel erobert und zu seiner Hauptstadt erhoben. Nachdem er mit seinen Janitscharen die slawischen Volker bis zur unteren Donau unterworfen hatte, und bei Kossowa (1389) gefallen war, hatte fein tapferer Sohn Bajazet I. (1389 —1402) die siegesmutigen Türkenscharen über die Donau geführt, die Walachei zins-pflichtig gemacht und die Grenze des südlichen Ungarns überschritten. Hier hatte sich ihm Sigismund, Wenzels Bruder, entgegengestellt, der durch feine Vermählung mit Maria (§. 42, 11), der Erbtochter des letzten ungarischen Königs Ludwig des Großen, das Königreich Ungarn erworben hatte, war aber in der blutigen Schlacht bei Nikopolis

8. Geschichte des Mittelalters - S. 55

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 12. Mohammed und die Araber. 55 Einwohner wurden jetzt nicht mehr so mild behandelt wie unter der Regierung der Dftgoten. Allmählich gerieten die Langobarden in Streit mit dem Papste und den Franken und führten dadurch 774 den Untergang ihrer Selbständigkeit herbei. §, 12. Sofiamitißtt uiiit (sie Araber. Arabien ist ein großes, dürres Land ohne Ströme. Trockne Wasserrinnen sammeln das spärliche Regenwasser und führen es den Küstenterrassen zu, auf welchen der Kasfeebaum, die Dattelpalme, die Balsamstaude und der Weihrauch gedeihen. Aus der trocknen, sandigen Hochebene ist kein Leben, keine Thätigkeit; kein Haus, kein Baum, kein Bach erlabt die pilgernden Karawanen und schützt sie gegen die glühende Hitze des wolkenfreien Himmels und des heißbrennenden Sandes. Der Süden Arabiens ist die Heimat phantasie-reicher Märchen; denn das Volk liebt Abenteuer, Sagen und Lieder. Es ist von Natur tapfer, frei und edel. Gastfreiheit ist der Araber erste Tugend; wer Salz und Brot mit ihnen gegessen oder ihre Wohnung betreten hat, ist ihr Gastfreund. Sie heißen im Orient Araber (Abendländer), in Europa nicht selten Sarazenen (Morgenländer), sind semitischen Ursprungs und waren durch Sitte und Abstammung in Beduinen (Kinder der Wüste) und Haddesi (Städtebewohner) geschieden. Die Beduinen betrachten sich als Nachkommen Jsmaels, sie sind wild und räuberisch, besitzen Pferde und Kamele und verachten die Haddesi als einen später eingewanderten Stamm. Durch den Handel mit Indien kamen die Araber mit vielen Völkern in Berührung. Die Religion der Araber war vorzugsweise Sterndienst; ihr allgemeines Heiligtum der Tempel Kaaba in Mekka, in dessen Ostwand der „schwarze Stein", ein Meteorstein, eingefügt ist. Diesen Stein soll Gott dem Adam aus dem Paradiese mitgegeben haben, während der Sintflut foll er ihn zurückgenommen, ihn aber Abraham nach Erbauung der Kaaba durch den Engel Gabriel wieder zugesandt haben. Seit alter Zeit pilgern die Araber nach dieser Stätte, umschreiten siebenmal die Kaaba und küssen siebenmal den schwarzen Stein. Der Tempel wurde von dem Stamm der Koreischiten bewacht, der in Mekka die Regierung führte und in mehrere Geschlechter zerfiel, darunter die Haschemiten, wozu Mohammed gehörte; ein anderer Zweig war die Familie der Ommajaden. Mohammed, d. h. der Vielgepriesene, der Sohn Abdallahs und der Amina aus dem edlen Stamme der Koreischiten, wurde 571

9. Geschichte des Mittelalters - S. 56

1888 - Wiesbaden : Kunze
56 Erste Periode des Mittelalters. zu Mekka geboren. Sein Vater starb, als der Knabe zwei Jahre alt war, und hinterließ demselben fünf Kamele und eine abeffinifche Dienerin. Bis zum sechsten Jahre blieb der Knabe bei feiner Mutter, nach ihrem Tode kam er zu feinem Großvater und nach dessen Ableben zu feinem Oheim Abu Taleb, von welchem Mohammed in Mekka erzogen und auf Reifen mitgenommen wurde. So wuchs er allmählich heran, ein stattlicher Jüngling, vor andern fein an Sitten, freundlich, bescheiden und rebefertig, wahrheitsliebend und ehrlich, fleißig und strebsam. Als er 25 Jahre alt war, machte er im Aufträge einer reichen Kaufmannswitwe Chadidscha eine Handelsreise nach Syrien, und da er seine Geschäfte treu vollzog, so bot sie ihm ihre Hand an. Mohammed widmete sich bis zu seinem vierzigsten Jahre den Handelsgeschäften und lernte auf feinen Reifen Religionen und Sitten fremder Völker kennen. Mit lebhafter Phantasie begabt und zum Nachdenken und Vergleichen geneigt, sah er mit Schmerz den Verfall der Sitten und die Streitigkeiten unter den Stämmen feines Volkes. Er zog sich daher auf den Berg Hara bei Mekka in die Einsamkeit zurück und versenkte sich in Nachdenken über Religions- gegenstände. Die Vielgötterei feines Volkes erschien ihm als Thorheit, aber auch die mosaische Lehre sagte ihm nicht zu, und der Geist des Christentums blieb ihm verborgen, da er auf feinen Reifen nur heftigen Religionsstreitigkeiten, nicht aber dem Geiste christlicher Liebe und Duldung begegnet war. Deshalb faßte er den Entschluß, feinem Volke eine neue Religion zu bringen, welche alle vorhandenen übertreffen und die gefunkene Kraft feines Volkes wieder beleben und erheben sollte. Bei dem Nachsinnen über fein Vorhaben glaubte er im Monat Ramafan eine himmlische Berufung zu vernehmen. In der „Nacht des göttlichen Entschlusses" soll ihm in feiner Einsamkeit der Engel Gabriel erschienen fein und zu ihm geredet haben: „Dein Herr ist der Erhabene, welcher den Menschen schuf und ihn lehrt, was er nicht weiß. Du bist der Abgesandte Gottes, und ich bin Gabriel." Jetzt trat Mohammed mit feinen Offenbarungen hervor, und feine ersten Anhänger wurden feine Gemahlin, fein Schwiegervater Abu Bekr, fein Vetter Ali und fein Sklave Zeid, dem er deshalb die Freiheit schenkte. Seine Anhänger zeichneten seine Offenbarungen auf, und zwei Jahre nach feinem Tode vereinigte fein Schwiegervater Abu Bekr dieselben im Koran, dem heiligen Buch der Mohammedaner. Die Lehre führt den Namen Islam d. h. Hingebung (in Gottes Willen), die Anhänger heißen Moslemin oder Gläubige. Der Koran besteht aus 114 Abschnitten (Suren) und umfaßt die

10. Geschichte des Mittelalters - S. 57

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 12. Mohammed und die Araber. 57 Glaubens- und Sittenlehre der Moslemin, die Gesetze über kirchliche Gebräuche, über die Ehe, die Erbfolge, über bürgerliche Verhältnisse und über Krieg. Der Islam beruht auf heidnischen, jüdischen und christlichen Lehren, aber er besitzt weder die Kraft noch die Tiefe der christlichen. Er lehrt zwar den Glauben an einen Gott, begnügt sich jedoch mit der strengen Beachtung äußerer Satzungen, ohne eine durchgreifende Veredlung des menschlichen Herzens zu erstreben. Moses und Christus kennt er als göttliche Propheten an, der letzte und bedeutendste aber ist Mohammed, welcher durch den Umgang mit dem Engel Gabriel befähigt wurde, die alte Religion der Erzväter wieder herzustellen. Der Islam behauptet, alles, was in der Welt geschieht, erfolgt auf Gottes Machtgebot und ist von Ewigkeit festgestellt (Fatalismus). Diese Lehre von dem blinden Verhängnis (Fatum) steigerte in der Folge den Mut der Krieger bis zur Todesverachtung. Die Vorstellungen vom Paradiese sind sinnlicher Art; von einer seligen Gemeinschaft mit Gott ist keine Rede. Alle Gläubigen, welche mit dem Schwert in der Hand für die Ausbreitung des Islam sterben, kommen ins Paradies. Der Koran gebietet häufige Waschungen, täglich fünfmaliges Beten, Fasten im Monat Ramasan, Almosengeben und die Wallfahrt zum Grabe des Propheten. Das Wesentlichste aus Mohammeds Lehre ist: , Allah ist der einzige Gott, Mohammed sein Prophet. Moses und Christus sind auch Propheten, aber der letzte, größte und geliebteste ist Mohammed. Der Himmel hat sieben Stufen; über der siebenten liegt das herrliche Paradies, in welches der gläubige Muselmann aufgenommen wird; es ist versehen mit herrlichen Gärten, mit den köstlichsten Früchten, durchströmt von anmutigen Wassern, gekühlt von erfrischenden Lüften. Da warten des Gläubigen unermeßliche Schätze, prächtige Kleider, die schönsten Rosse, feine Speisen, seltene Getränke; 80000 Knechte und 72 Dienerinnen bedienen ihn. Auch die Hölle hat sieben Stufen, für die Heuchler, Götzendiener, Magier, Sternanbeter, Juden, Christen als ewig Verdammte und für die gottlosen Mohammedaner, welche 900 bis 9000 Jahre lang bis zu ihrer völligen Reinigung daselbst verbleiben müssen. Die Schicksale der Menschen sind bis ins kleinste vorherbestimmt und unabänderlich. Beten führt aus halbem Wege zu Gott, Fasten bringt an den Eingang zum Himmel, und Almosen eröffnen die Pforten desselben. Darum muß der Moslemin täglich fünf Gebete sprechen, das Antlitz nach Mekka gerichtet, und sich fünfmal reinigen. Die Zeit des Gebets verkündet der Rufer von den Minarets der Moscheen (Tempel) herab. Der Freitag ist der mohammedanische Sabbath. Jeder Moslemin muß sich des Weines enthalten und einmal in seinem Leben eine Wallfahrt nach Mekka unternehmen. Mord, Diebstahl und andere Verbrechen werden streng bestraft. Der Islam muß über die ganze Erde verbreitet werden; darum ist es die Pflicht der Moslemin, den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen zu
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