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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 102

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 102 — Statthalterin seine Schwester Margaretha, welcher er den hartherzigen Kardinal Granvella znr Seite setzte und eine große Zahl spanischer Soldaten ins Land schickte. Das erbitterte die Niederländer noch mehr. Es entstand unter den Edelleuten die Verbindung der Gensen („Treue bis zum Bettelsack") und vor allen vertheidigten der Prinz Wilhelm von Oranien und die Grafen Egmont und Hoorne die Rechte des Landes. Granvella verließ das Land, um dem grausamen Feldherrn Alba Platz zu machen, welcher mit 10,000 Mann sich Gehorsam erzwingen wollte. Ueber 10,000 Reformierte verließen das Land, um dem'wüterich nicht in die Hände zu fallen, und 20,000 unter ihnen Egmont und Hoorne, endeten auf dem Blutgerüste. Als Alba eine neue drückende Steuer einführen wollte, kam die Nachricht, dass die ausgewanderten Wassergeusen die Haseustadt Briel erobert und den spanischen Schiffen großen Schaden zugefügt hatten. Alba suchte die Freibeuter zu vernichten, aber vergeblich. Nach 6 Jahren rief Philipp ihn zurück. Doch der Krieg dauerte dessenungeachtet fort (Belagerung von Leyden, Plünderung von Antwerpen) und die sieben nördlichen protestantischen Provinzen sagten sich (1579) von Spanien los, bildeten den Freistaat Holland und wählten den edlen Oranien, welcher zu Albas Zeit nach Deutschland entflohen war und bisher den Kampf mit geleitet hatte, zum Statthalter (1581). Als Wilhelm von Oranien 1584 ermordet war, übernahm sein Sohn Moritz die Statthalterschaft und zwang Spanien mit Hilfe der englischen Königin Elisabeth 1609 zu einem Waffenstillstände. Die Unabhängigkeit Hollands wurde aber erst 1648 anerkannt. — Philipp von Spanien starb nnbeweint, unbetranert und verlassen an einer schrecklichen Krankheit und hinterließ ein unter seinen Nachkommen immer mehr verarmendes Land. Spanien sank rasch und erlangte niemals wieder eine Herrschaft zur See und zu Lande. §• 14- «Elisabeth von England (1558—1603). Handel und Schiffahrt, Ackerbau und Gewerbe erhoben sich unter Elisabeths Regierung (§. 6) zu hoher Blüte; denn sie war eine umsichtige und weise Regentin. Aber sie befleckte ihren Rnhm durch die Hinrichtung der Maria Stuart, welche sie 19 Jahre in Gefangenschaft gehalten hat. Dieselbe war die Tochter des Königs Jakob V. von Schottland und empfing ihre Erziehung am französischen Hofe unter Katharina von Medicis, mit deren Sohne Franz (als König Franz Ii.) sie verheiratet war. Nach dessen Tode trat sie die Regierung in Schottland an. Ihre Vorliebe für die katholische Religion, ihre Unbesonnenheit und ihr nicht tadelfreier Lebenswandel erregten Anstoß. (Man sagte ihr nach, dass sie ihren Gatten Heinrich Darnley ermordet haben sollte.) Sie wurde von den Schotten ihres Königsthrones für verlustig erklärt, floh nach England (1568) und wurde von Elisabeth wegen der Ermordung ihres Gatten und wegen ihrer Verbindung mit den englischen Katholiken gefangen gehalten und von dem Gerichte zum Tode ver-urtheilt. Mit halbem Widerstreben unterschrieb Elisabeth das Todesurtheil (1588). Die Aufregung unter den Katholiken über diese That war groß; Philipp von Spanien gab ihr Ausdruck. Dieser, schon längst erbittert über

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 97

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 97 - zum Oberhaupt der Kirche in seinem Lande erklären, ohne jedoch die römisch-katholische Lehre abzuschaffen, denn er verfolgte die Anhänger Luthers ebenso, wie diejenigen, welche nicht ihn, sondern den Papst als Oberhaupt der Kirche anerkannten. Mit Fener und Schwert wütete man unter seiner Regierung gegen Andersgläubige, wie in den Zeiten dunkler Barbarei. Sogar seines eigenen Lehrers, des Bischofs Johann Fischer schonte er nicht. Auch seinen Frauen ging es nicht viel besser: er hatte deren sechs nach einander, von welchen er zwei verstieß und zwei hinrichten ließ. Ihm folgte sein neunjähriger Sohn Eduard Vi., unter dessen sechsjähriger Regierung der Erzbischof C ran -mer die Reformation tn England einführte. Allein nach seinem frühzeitigen Tode folgte seine Stiefschwester Maria, welche gleich beim Antritte ihrer Regierung die protestantische Johanna Gra h hinrichten ließ, weil sie von einigen Großen zur Königin ausgerufen worden war. Bald darauf erfolgte die Wiedereinführung des römisch-katholischen Gottesdienstes. Außer dem Erzbischof Cr an mer und mehreren Bischöfen und hohen Geistlichen starben 270 Protestanten aus allen Ständen auf Scheiterhaufen und am Galgen. Kaum entging ihre Stiefschwester, die Prinzessin Elisabeth, welche im protestantischen Glauben erzogen worden, dem Tode. Zum Glück für England regierte Maria nicht lange, und schon im Jahre 1558 bestieg Elisab eth den Thron. Diese eben so hochgebildete als großgesinnte Fürstin ließ sogleich, wie es das ganze Volk wünschte, durch das Parlament den englischen, d. i. reformierten Gottesdienst einführen. d. Skandinavien. Im Jahre 1520 hatte Christian der Zweite (aus dem Hause Oldenburg) von Dänemark die drei skandinavischen Reiche (Schweden, Norwegen und Dänemark) unter ein Scepter vereinigt. Aber durch das Stockholmer Blutbad und durch grausame Regierung entfremdete er sich die Herzen der Schweden. Da gelang es dem wackern Gustav Wasa (Erichson) nach vielen Gefahren und Abenteuern (in Dalekarlien) Stockholm einzunehmen, und mit Jubel wurde er zum Könige gewählt. Mit Hilfe der Brüder Peterson, die in Wittenberg studiert hatten, führte Gustav nach und nach die protestantische Consession ein, die nun die herrschende wurde. Bald bekannten sich auch die Dänen (Bugenhagen) und die Norweger zur Reformation. §. 7. Karls V. auswärtige Kriege. Während der religiösen Bewegungen in Deutschland führte Karl V. mehrere Kriege mit dem französischen Könige Franz I., der Mailand erobert hatte und auch Burgund nicht herausgeben wollte. Im ersten Kriege (1521—1526) wurde nach mehreren nicht unbedeutenden Gefechten Franz I. in der Schlacht bei Pavia 1525 von den Kaiserlichen, besonders durch den berühmten deutschen Feldherrn Fru nds-16erg und den tapfern von Franz gekränkten und zu Karl übergetretenencon-netable von Bourbon, besiegt, gefangen genommen und nach Madrid gebracht, wo er eidlich aufburguud und Italien verzichtete. Da er aber später den Eid nicht hielt und sich mit dem Papste, der Franz seines Eides entband, und anderen Fürsten verbündete, begann: Dietlein, Weltgeschichte. 7

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 136

1875 - Braunschweig : Bruhn
136 i - ?' ® ■ ,~Ju, ßc -e- nachdem der Ausruhr einigermaßen ge- dampft war, 1850 eine von den Abgeordneten geprüfte neue Verfassung bene! zu wiederholten Kalen ein neues Ministerium, bis endlich die Ruhe latf tr8fri‘ roatc: Xa fromme Friedrich Wilhelm Iv. regiert- bis Ä» 3ahr- et wegen andauernder Krankheit seinem Bruder Wilhelm als Prinz-Regenten Me Regierung übergab; dieser bestieg dann schm Thron dem $cbe s-m-s Bruders, als Wilhelm!, den preußi- In Oesterreich entsagte 1848 der Kaiser nach den Unruhen in Wien und Prag dem! Throne, und es folgte ihm sein Neffe Frau, Josef Tie Empörung tn Ungarn^wurde mit Hilfe russischer Truppen unterdrückt. ^ ^chleswig-Holjlein entstanden _1848 ebenfalls Unruhen. Das preußische Heer und deutsche Freischaareu suchten die Schleswig-Holsteiner gegen d»e Uebergriffe Dänemarks zu schützen. ö ^ Sachsen und Baden vertrieb man die Fürsten, welche aber mit Hilfe preußischer Macht wieder eingesetzt wurden. Auch in Polen mussten preußische Heere die Revolution dämpfen, verschont* bcut^e 8änber blieben im Jahre 1848 von Unruhen §• 52 Äußeröeutsche Länder (bis 1874). . Spanien. In Spanien hatte das Volk, als die königliche Familie m Napoleons Gefangenschaft war, einen sehr hartnäckigen, zuletzt glücklichen Krieg gegen die Franzosen geführt und der frühere König Ferdinand Vii. lehne nach Madrid zurück. Derselbe hob die vom Volke angenommene Verfassung auf und führte die Tortur wieder ein. (Aufstand des Heeres.) Durch die m Spanien einrückenden Franzosen (1822) wurde die Revolution rwar unterdrückt, aber die Unruhen dauerten fort, Handel und Gewerbe stockten (Verlust der meisten amer ika nis chen Besitzungen.) Nach Ferdinands Vii Tode entstand wieder Revolution (1833), weil der König nicht seinen Bruder Karlcs zum Könige, sondern seine 3jährige Tochter Isabella (ihre Mutter Christine) zur Königin bestimmte. Erst 1840 endete der Bürgerkrieg. Von 1844 an übernahm Isabella selbständig die Regierung, aber die Unruhen dauerten fort und die Königin musste endlich (1868) in die Verbannung gehen. Spanien wurde von einem Regenten (Serrano) regiert, bis 1870 der Prinz Amadeus von Italien zum Könige gewählt wurde, aber auch dieser entsagte dem Throne und verließ das Land 1873. Noch heute dauern die Kämpfe in dem Unglücklichen Lande, welches jetzt wieder Republik ist, fort (Karliften). 2. Portugal. Der von den Franzosen 1807 vertriebene König von 1/ Johann vii., kehrte erst in Folge eines Aufstandes inoporto Brasilien zurück. Lein Sohn Peter I. wurde Kaiser von Brasilien (1822) und seine Tochter Maria wurde Königin von Portugal. Die Empörung unter ihrem Onkel Don Miguel wurde nach harten Kämpfen unterdrückt, i1853. Ihr folgte ihr ältester Sohn Peter V. und diesem Mett 1861) sein Bruder Ludwig I.

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 115

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 115 — Nach einigen Kämpfen in Italien und am Rhein kam es 1738 zum Frieden von Wien. Der Kaiser musste Lothringen, das späterhin zu Frankreich kam, an Stanislaus abtreten und August Iii. wurde König von Polen. Neapel und Sidlien fielen an Spanien. Um seiner Tochter, Maria Theresia, die Erbfolge in den österreichischen Staaten zu sichern, hatte Karl Vi. 1713 die pragmatische Sanction gegeben, die endlich im Frieden zu Wien anerkannt wurde. (Karl Vi. war der letzte Kaiser aus dem Hause Habsburg.) §. 30. Peter der Große. 1. Russland. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts war Russland noch wenig bekannt, galt für eine Wildnis und seine Bewohner für Halbwilde, die an Sitten, Gebräuchen und Kleidung von den andern europäischen Völkern sehr verschieden waren. Klima rauh. Viele Wälder und fruchtbare Felder. Unfruchtbar im Norden. Steppen im Süden. 2. Vorgeschichte. Rurik, ein Normann, gründete das Reich im 9. Jahrhundert. Im 10. Jahrhundert fand das Christenthum Eingang (griechisch-katholische Kirche). Im 13. Jahrhundert von den Mongolen unterjocht und am Ende des 15. Jahrhunderts durch Iwan den Großen wieder befreit und vereinigt. Als die Ruriks ausstarben, kam Michael (1613) ans dem Hause Romanow zur Regierung, unter dessen Nachkommen das Land europäische Bedeutung erlangte. Der Gründer seiner Größe war Peter der Große. 3. Geschichte. Peter der Große. Peter, der Sohn des Czaren (Kaisers) Alex ei und der Natal ia, kam schon im 10. Jahre unter der Vormundschaft seiner Mutter zur Regierung. Viel litt er durch den Neid seiner herrschsüchtigeu ältern Schwester Sophia. Sie verursachte eine Empörung der Strelitzen (Leibwache), so dass Peter und seine Mutter ins Kloster fliehen mussten. Ein Ueberfall in der Kirche wurde durch ankommende Reiterei vereitelt. (Peter in Preobrafchenskoi.) Sein viel gereister Lehrer und späterer Freund Le fort aus Genf erzählte ihm viel von fremden Ländern und vou der Einrichtung des europäischen Militärs, da rief er aus: „Das will ich auch^ versuchen". Lefort errichtete nuu eine aus Knaben bestehende Kompagnie Soldaten, und Peter diente als Gemeiner. Ein wiederholter Ermordungsplan der Sophie wurde abermals vereitelt und die Anstifterin ins Kloster verwiesen/ Nun war Peter Alleinherrscher. Jetzt schuf er ein tüchtiges Heer und gründete eine Seemacht. (Das Boot auf dem Speicher. Peters erste Seefahrt; das Gespräch mit dem alten Schiffer.) Auch zog er gebildete Ausläuder in sein Land, um seinem unwissenden Volke gute Vorbilder zu zeigen. Unterdes wiederholten sich jedoch die Empörungen der Strelitzen noch einmal. (Gesellschaft bei Sokownin.) Peter strebte nun unausgesetzt dahin, europäische Kultur in Russland einzuführen. Nachdem er von den Türken Asow erobert und den freien Handel aus dem schwarzen Meere errungen, reiste er über Deutschland nach Amsterdam in Holland. Im Dorfe Saardam erlernte er den Schiffsbau, 8*

5. Die Burgfrau von Ahlden - S. 2

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 2 — seiner Regierung gewöhnlich zu Iburg, einem Bergschlosse, ungefähr in der Mitte zwischen Osnabrück und Münster, seine glänzende Hofhaltung. Seine Gemahlin war die Pfalzgräfin Sophie, eine Frau, die sich sowohl durch ihre Schönheit als auch durch ihren Stolz auszeichnete. Sie war die Tochter des Pfalzgrafen Friedrich V., den die Böhmen einst zu ihrem Könige gewählt hatten, und der unter dem Spottnamen „der Winterkönig" zu Beginn des schrecklichen dreißigjährigen Krieges eine eben nicht beneidenswerte Rolle spielte; ihre Mutter war eine Tochter des Königs Jakob I. von England, aus dem Hause der Stuarts. Georg Wilhelm, der ältere der beiden Brüder, bewohnte das Schloß in Celle. Ursprünglich war des Bruders Gemahlin für ihn bestimmt gewesen; aber das stolze, herrische Wesen der Verlobten stieß den durch äußere und innere Vorzüge auf gleiche Weise ausgezeichneten Mann ab. Deshalb bat er den Bruder, da er als ein Ehrenmann glaubte, für eine anderweitige, standesgemäße Versorgung seiner Braut, falls er sie nicht selbst heimführen wollte, Sorge tragen zu müssen, statt seiner der Pfalzgräfin Sophie die Hand zu reichen. Ernst August ging auf diesen Handel ein, verlangte aber vorher von seinem Bruder das schriftliche Versprechen, niemals eine ebenbürtige Ehe eingehen zu wollen, damit einst, nach dessen Ableben, alle Lande der jüngeren welfischen Linie in einer Hand vereinigt würden. Dieses Versprechen gab Georg Wilhelm. Wir wollen sehen, was ihn dazu bewegte. Schon vor der Aufhebung des Ediktes von Nantes, wodurch alle Evangelischen aus Frankreich vertrieben wurden, war ein reicher französischer Edelmann, Alexander d'esmiers, Marquis von Olbrense, der das hereinbrechende Unwetter ahnte, um seines Glaubens willen aus Frankreich ausgewandert und hatte sich zu Breda in Holland niedergelassen. Auf einer Reise durch Holland lernte Georg Wilhelm, damals noch Prinz, den Marquis Alexander sowie dessen Tochter Eleonore kennen, und die tugendhafte Jungfrau machte einen tiefen Eindruck auf

6. Die Burgfrau von Ahlden - S. 34

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 34 — Mit Entrüstung wies man aber in Celle diese Forderung zurück und hielt nun um so hartnäckiger daran fest, daß ihr, der Mutter der Braut und rechtmäßigen Gemahlin des Herzogs, ein hervorragender Platz anzuweisen fei; denn als Reichsgräfin, wozu auch sie vom Kaiser erhoben sei, sei sie nicht nur fähig, bei Hose zu erscheinen, sondern die Rücksicht aus die hohe Braut gebiete es auch, ihrer Mutter freundlich und zuvorkommend zu begegnen und bei einem frohen Familienfeste über eine solche Frage hinwegzusehen. Der Kurfürst, welcher vielleicht fürchten mochte, daß an dieser Etikettenfrage noch in zwölfter (Stunde fein so wohl erwogener Lieblingsplan scheitern möchte, zeigte sich nachgiebig, die stolze Kurfürstin aber erklärte auf das Bestimmteste, an der Vermählungsfeier ihres Sohnes nicht teil nehmen zu können, wenn man ihr zumute, an der Tafel in der Nähe der Marquise d'olbreuse zu fitzen. Für dieses Mal siegte die gute deutsche Sitte über den Stolz; es wurde bestimmt, daß Eleonore der Platz neben dem Kurfürsten anzuweifen sei, und der stolzen Pfälzerin wurde es überlassen, ob sie an den Festlichkeiten im Celler Schlosse teilnehmen wolle oder nicht. Sie wählte das Letztere, und ließ sich, als dieselben nun ihren Anfang nahmen, durch Unwohlsein entschuldigen. Am festgesetzten Tage fand nach genau vorher bestimmten Regeln die Unterzeichnung des Ehevertrages im herzoglichen Schlosse zu Celle statt. Kurfürst Ernst August und Kurprinz Georg Ludwig waren zu dieser Feier am Tage vorher im prächtigen Aufzuge in die festlich geschmückte Stadt eingezogen und hatten mit ihrem zahlreichen Gefolge im Schlosse Quartier genommen. Herzlich war der Empfang, den sie hier fanden, obgleich es eine Verstimmung hervorrief, daß die Kurfürstin es nicht hatte über sich gewinnen können, ebenfalls zu erscheinen. Zum ersten Male sah sich jetzt Sophie Dorothea dem ihr bestimmten Bräutigam gegenüber, und sie sah, daß sie sich nicht getäuscht hatte, wenn sie ihn sich ausgerüstet dachte mit allen männlichen Vorzügen. In der That, der Kur-

7. Die Burgfrau von Ahlden - S. 13

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 13 — Widerwillen, der noch in Ernst August's Brust gegen diese Verbindung vorhanden war, zu beseitigen, und mit so schwerwiegenden Gründen wußte er ihm zuzusetzen, daß der Kurfürst schließlich einwilligte, ihn, den Grafen, selbst nach Celle zu schickeu, um dort am Hofe des Bruders um die Hand der Tochter für den Kurprinzen zu werben. Kaum hatte die Kurfürstin Sophie erfahren, mit welcher Absicht ihr Gemahl sich trug, als sie ihrerseits alles aufbot, dieselbe zu hintertreiben. Sie kannte jedoch den Starrsinn des Kurfürsten und wußte, daß es schwer sein werde, ihn zu bewegen, von seinem Plane zu lassen, und deshalb versuchte sie, ihrem Sohne, dem Kurprinzen, Widerwillen gegen die Prinzessin einzuflößen. Die Mittel, deren sie sich hierzu bediente, waren nichts weniger als edle. Durch eine Dame ihres Hofes, die Generalin von Weyhe, eine Schwester der Gräfin Platen, ließ sie die gehässigsten Gerüchte über Sophie Dorothea verbreiten; sie wußte wohl, das diese Verleumdungen zu Ohren des Kurprinzen kommen würden, und hosste dadurch zu erreichen, daß dieser dem Willen seines Vaters alsdann Widerstand entgegenstellen würde. Frau von Weyhe entledigte sich des ihr gewordenen unedlen Auftrages nur zu gut. Weil es aber nicht möglich war, in dem Leben der Prinzessin das Geringste zu finden, was irgend einen Schatten auf sie hätte werfen können, so machte man gar aus ihren edlen Eigenschaften Waffen gegen sie. Ihre Frömmigkeit wurde als Heuchelei dargestellt, ihre Einfachheit als Beschränktheit; man warf ihr vor, daß die „Jungfer d'esmiers", wie man Sophie Dorothea verächtlich nannte, von ihrer Mutter wenig besser als eine Bürgertochter erzogen sei, die nichts verstehe von den feinen Sitten, die für einen Fürstenhof sich schickten. Auf diese Weise erreichte die Kursürstin, was sie wollte. In der Seele ihres Sohnes entstand eine heftige Abneigung gegen die unschuldige Prinzessin, und es war in der That zu erwarten, daß er sich dem Willen seines Vaters ernstlich widersetzen werde. Während dieser Zeit hatte sich Graf Platen nach

8. Die Burgfrau von Ahlden - S. 17

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 17 — Stellung, die sie als meine Gemahlin einnnehmen wird, würdig ist". Der Kurfürst hatte feinen Sohn ruhig ausreden lassen; dann aber sagte er: „Es ist nicht notwendig, daß Du, wie Du sagst, Umschau haltest; ich habe in väterlicher Fürsorge Dir bereits die Braut bestimmt, und ich erwarte , daß Du meinen Wünschen Dich fügst. Das Staatsinteresse und unser eigenes erheischt gebieterisch, daß eine unlösliche Verbindung hergestellt werde zwischen den Höfen von Hannover und Celle. Deine Gemahlin wird daher die Tochter meines erlauchten Bruders, des Herzogs von Celle, sein; Du kennst sie, — Sophie Dorothea, die Reichsgräfin von Wilhelmsburg". Als der Kurprinz diesen verhaßten Namen hörte, erbleichte er. Also beruhte das Gerücht, das auch an sein Ohr gedrungen war, dennoch auf Wahrheit. Mit einem Male kamen ihm die geringschätzenden, verächtlichen Reden der Frau von Weyhe wieder in den Sinn, die in seiner Seele nur zu tiefe Wurzel geschlagen hatten. Und diese „Jungfer d'esmiers" sollte nun seine, des stolzen Kurprinzen, Gemahlin werden? Nein, das konnte sein Vater nimmermehr wollen! Er sagte deshalb: „Gewiß wollen Euer Durchlaucht sich mit mir einen Scherz erlauben; denn ich erachte, daß meines durchlauchtigsten Oheims von Celle Tochter auch zugleich die Tochter einer niedriggeborenen Hugenottin ist und mir deshalb im Range nicht gleichsteht. Sie können im Ernst nicht wollen, mein Vater, daß ich eine Verbindung eingehe, die mir so wenig zur Ehre gereicht". Der Kurfürst blickte strenge auf seinen Sohn; schon dieser Widerspruch reizte feinen Zorn. „Sehe ich aus, als ob ich scherze?" sagte er hart. „Die Reichsgräfin ist Dir völlig ebenbürtig, denn sobald sie Dir die Hand reicht, erhält sie durch kaiserliche Gnade den Rang, den Titel und das Wappen einer Herzogin von Braunschweig. _ Das kann Dir nicht unbekannt sein. Platen ist in Celle gewesen und hat mit meinem durchlauchtigsten Bruder die Angelegenheit geordnet. Er ist Tiemann, Die Burgfrau von Ahlden. 2

9. Die Burgfrau von Ahlden - S. 18

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 18 — des Lobes voll über die Schönheit, Liebenswürdigkeit und feine Bildung der jungen Prinzessin. Und nun kein Wort mehr davon. Mein Wille ist unwandelbar, und schon in einigen Wochen denken wir die Ehepakten zu unterzeichnen". Wie betäubt verließ Georg Ludwig das Kabinett seines Vaters. Er wußte, jeder Widerstand war hier vergeblich; er mußte sich entweder fügen, oder ganz und gar mit dem Vater brechen, und er wußte, was letzteres für ihn im Gefolge haben würde. Sein Stolz bäumte sich zwar empor gegen solch unerhörten Zwang; seine Klugheit aber riet ihm, sich zu beugen vor dem Willen des Vaters. Als er so gedankenvoll über den langen Korridor dahinschritt, begegnete ihm die Frau von Weyhe, die boshafte Verbreiterin der gegen Sophie Dorothea gerichteten Verleumdungen. An den finstern Mienen des Kurprinzen sah sie, daß etwas Wichtiges vorgefallen war. Georg Ludwig wollte mit einem kurzen Gruß vorbei-fchreiten, denn in der Stimmung, in welcher er sich jetzt befand, hatte er keine Lust, mit der Hofdame zu plaudern. Aber so leicht entging er ihr nicht. „Seit wann hat der Prinz keine Augen mehr für seine Freunde?" sagte Frau von Weyhe vorwurfsvoll zu dem Kurprinzen; „haben Sie Unglück gehabt im Spiel, und will der Herr Vater die Schuld nicht decken?" Mit diesen Worten trat sie dicht au den Prinzen und legte ihm vertraulich die Hand aus den Arm. „Ich habe keine Lust zu scherzen", erwiderte der Prinz finster. „Hatte ich im Spiel verloren, es sollte mich wahrlich wenig kränken; aber mir droht ein Unheil, und mir fehlt die Kraft, daßelbe von mir abzuwenden". „Ihre Worte klingen geheimnisvoll, mein Prinz", sagte die schlaue Hosbame; „boch kommen Sie mit mir in mein Kabinett und erzählen Sie Ihrer besten Freuubiu, die bett innigsten Anteil nimmt an Ihren Freuben und Leiben, was vorgefallen ist. Vielleicht gelingt es unsern gemeinsamen Anstrengungen, das Unwetter zu verscheuchen". Mit biesen Worten schritt sie dem Prinzen voran in einen Seitenflügel des Schlosses, wo sich ihre

10. Die Burgfrau von Ahlden - S. 26

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 26 — Er hatte den ganzen Starrsinn seines Geschlechtes geerbt, und von einem einmal gefaßten Vorhaben vermochte niemand ihn abzubringen. So mußte sie denn ihren Stolz beugen — und das war es, 'was ihr unerträglich schien, was sie nie glaubte überwinden zu können. O wie sie Sophie Dorothea, die unschuldige Ursache ihres Grolles, haßte! Mit kaltem Blute hätte sie dieselbe verderben können, wenn es in ihrer Macht gestanden hätte! Die Gräfin Platen hatte sich bis jetzt nicht in das Gespräch gemischt. Teilte sie auch die Abneigung der Kurfürstin gegen die Prinzessin, so war sie doch vorsichtig genug, ihrer Zuuge Schweigen zu gebieten zur rechten Zeit. Sie wußte, daß der Kurfürst diese Verbindung wünschte, jsie wußte, daß ihr Gemahl denselben unterstützte; warum sollte sie sich also in Gegensatz bringen zu den Absichten dieser Herren? Ja, mußte sie nicht fürchten, die Gunst des Kurfürsten zu verlieren, wenn sie ihm jetzt entgegentrat? An dieser Gunst war ihr aber viel gelegen, denn sie vermochte unendlich viel durch dieselbe. Die Stellen am Hofe, ja die wichtigsten Stellen im Staate wurden fast ganz nach ihrem Gefallen besetzt, indem sie ihre Günstlinge zu denselben vorschlug und die ihr unbequemen Bewerber so zu verdächtigen wußte, daß sie übergangen wurden; denn sie konnte gewiß sein, daß der Kurfürst ihren Einflüsterungen Gehör schenkte. Sollte sie nun diesen ihren Einfluß auf eine Probe stellen, die vielleicht zu hart war, die ihr möglicherweise denselben für immer hätte entziehen können? Nein, dazu war die Frau viel zu klug. Sie wußte auch, daß der Kurfürst die Verbindung des Kurprinzen mit der Tochter seines Bruders lediglich des bedeutenden Vermögens der letzteren wegen anstrebte; erreichte er dieses, so war er zufrieden. Welche Stellung die unglückliche Prinzessin am Hofe einnehmen würde, ob man ihr, wenn sie erst seines Sohnes Weib war, freundlich oder unfreundlich begegnete, das würde den kaltherzigen Fürsten wenig kümmern. Dieses waren die Erwägungen, welche die Handlungsweise dieser Frau bestimmten. Der Wille des Kurfürsten mußte zu-
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