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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
unerhörtesten Gräuel verübt wurden. An der Spitze der
Katholiken standen der Herzog Franz von Guise, der
Connetable Annas von Montmorency und der Mar-
schall von St. Andrö; an der Spitze der Hugenotten,
der Prinz von Condä und der Admiral Coligni. Von
den Hugenotten wurden die katholischen Kirchen entweiht,
die Heiligenbilder verstümmelt, die goldnen Monstranzen
eingeschmelzt, die reichen Pfaffen gebrandschatzt. Die Katho-
liken hausten noch arger. Ganze hugenottische Besatzungen,
die sich auf Capitulation ergeben hatten, wurden niederge-
hauen, Weiber und Mädchen gemißhandelt, Kinder zer-
fleischt, Greise langsam zu Tode gemartert. Zu Tours hing
man einen Parlementsprasidenten an einen Baum auf und
ließ ihm die Eingeweide aus dem Leibe reißen; zu Achen
wurden 500 Hugenotten auf einmal aufgeknüpft und zu
Cahors eben so viel verbrannt. In der Stadt Troies
ließ ein Procurator seinen eigenen Sohn aufknüpfen; zu
Signe ein Bruder seine Schwester verbrennen. Zu Castres
wurden von einem Henkersknechte fünf Menschen lebendig
geschunden und ihre Lebern von ihm aufgefressen. Eine
Menge Menschen wurden in der Provence an den Füßen
aufgehangt, an Pferdeschweifen geschleift, gesteinigt, in
Kalköfen geworfen, lebendig begraben. Endlich da der
Hof einsah, daß mit offener Gewalt nichts gegen die Huge-
notten auszurichten war, wurde er des Wüthens müde und
schloß Frieden mit den Hugenotten, aber blos, um sie sicher
zu machen und sie unvermuthet mit einem Schlage Alle zu
vernichten.
Der König und seine Mutter gingen mit beispielloser
Heuchelei zu Werke. Sie ließen streng alle Gewaltthatkg-
keiten gegen die Hugenotten bestrafen, und waren immer
geneigt, die Edicte zu ihrem Vortheil auszulegen. Aus
jeder Miene sprach Heiterkeit und Freude, aus jeder Hand-
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Guise Franz Connetable_Annas_von_Montmorency Condä Admiral_Coligni
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von jener Zelt cm wieder das, was sie sich gewesen waren.
Es blieb eine merkliche Spannung unter ihnen, die des
Grafen Feinde zu seinem Verderben zu benutzen suchten.
Im Jahr 1599 wurde Essex selbst zum Vicekönig
von Irland ernannt. Ein Anderer würde sich durch eine
solche Auszeichnung hoch geehrt gefühlt haben; der Graf
aber sah seine Versetzung dahin als eine Art von Verban-
nung an, und machte seiner neuen Stelle wenig Ehre.
Er sollte an der Spitze eines Heeres von 20,000 Mann
die irländischen Rebellen zu Paaren treiben; aus Unvorsich-
tigkeit oder aus bösem Willen beging er aber so viel auf-
fallende Fehler, daß er den größten Thcil seiner Truppen
verlor und einen unrühmlichen Frieden schließen mußte.
Darüber schrieb ihm die Königin empfindliche Briefe; er
aber verließ eigenmächtig seinen Posten in Irland und kam
nach London, sich zu verantworten. Elisabeth hörte ihn
geduldig an und ließ sein Betragen untersuchen. Er be-
stand mit seiner Verantwortung so schlecht, daß er wegen
seines Benehmens einen schimpflichen Verweis erhielt und
aller seiner hohen Staatsämter entsetzt wurde.
Der sonst so hoch stehende Graf war jetzt nichts mehr
als Oberstallmeister. Die Königin nahm ihm auch noch
den Pacht der Abgaben vom süßen Wein, der ihm jähr-
lich sehr bedeutende Summen eintrug, und hörte nicht auf
seine Vorstellungen. Wenn man ein allzu muthiges Pferd
bändigen will, sagte sie, so muß man es kürzer im Futter
halten. — Darüber geriet!) der Gras vollends in Wuth
und entwarf, von Rachsucht glühend, den Plan, sich die-
ses Weibes, dessen Seele, wie er laut schrie, so häßlich
sei, als ihr altes Gesicht, zu bemächtigen und sie zu
zwingen, andere Räthe anzunehmcn. In dieser Absicht
versammelte er ohne Scheu seine Freunde und Anhänger
in Essexhouse. Elisabeth schickte ihren Großsi'egelbewahrer
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Essex Irland Irland London Essexhouse
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In dieser Absicht mietheten sie ein Gewölbe unter dem
Parlementshause, auch ein Gebäude, das daran stieß. Von
dem Keller dieses Gebäudes aus arbeiteten sie sich unbemerkt
durch die drei Ellen dicke Mauer in das gemietete Ge-
wölbe und brachten nach und nach 36 Tonnen Pulver
hinein, das sie in Holland aufgekauft hatten, und bedeckten
sie mit Reisig. Am 5. November 1605, auf welchen Tag
eine Parlamentssitzung angesagt war, sollte das satanische
Unternehmen ausgeführt werden. Schon war Alles dazu
bereit, als Lord Monteagle, der Freund eines Verschwor-
nen, ein Billet ohne Unterschrift folgenden Inhalts erhielt:
„Mylord, aus Liebe zu Ihnen bin ich für Ihre Erhaltung
besorgt. Ich rathe Ihnen, wenn Sie Ihr Leben lieben,
erscheinen Sie nicht bei dieser Parlamentssi'tzung. Gott und
die Menschen haben sich vereinigt, die Bosheit dieser Zeit
zu strafen. Verachten Sie diese Warnung nicht. Ich sage
Ihnen, das Parlament wird einen schrecklichen Schlag
empfangen und doch nicht sehen, woher er kommt. Die
Gefahr wird so schnell vorüber seyn, als Sie diesen Brief
verbrennen."
Dieses Schreiben, das der Lord schon am 26. October
erhielt, glaubte er dem Staatssecretair mittheilen zu müssen,
und dieser legte es dem Könige vor. Aus den letzten Zeilen
wurde das Daseyn einer Pulvermine gemuthmaßt. Der
König ließ in der Nacht vor dem 5. November die Ge-
wölbe im Parlamentshause untersuchen, und so entdeckte
man die Pulvertonnen und einen verwegenen Kerl, Namens
Fawkes, einen finstern Neligionsschwarmer, der es über
sich genommen hatte, die Lunte anzulegen. Er wurde ver-
haftet und auf die Folter gebracht. Aus seiner Aussage
erfuhr man den ganzen teuflischen Anschlag, den zwei
Protestantenfeinde, Catesbyund Pierey, geleitet hatten.
Als die Verschwornen vernahmen, daß sie verrathen
Iii. 5
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Sieben Tage lang wahrte das Blutbad; die meisten
Opfer sielen aber in den ersten drei Tagen. Doch kamen
bei weitem nicht alle Hugenotten um; viele hatten sick-
versteckt, viele sich gerettet, indem sie wie die Katholiken
ein weißes Sacktuch um den Arm banden. Der König
durchzog am Ende mit seinen Höflingen die Straßen und
ergötzte sich an dem Anblick der herumliegenden Leichname,
die schon ansingen die Luft zu verpesten. Er ritt auch
hinaus und beschaute den aufgehangten Rumpf des Admi-
rals Coligni an dem Galgen von Montfaucon. Man
sagte ihm, er verbreite schon einen abscheulichen Gestank,
der König aber erwiederte, der Leichnam eines tobten Fein-
des riecht immer gut.
Eben solche Mordgrauel wie zu Paris, sielen auch in
den Provinzen vor. Vater wurden in den Armen ihrer
Kinder und Gattinnen, Kinder an dem Halse ihrer Mütter
erwürgt, Brüder von Brüdern erdrosselt, Säuglinge von
katholischen Kindern umgebracht. Habsucht und Privat-
rache mischten sich in das Spiel. Man war schon Huge-
notte, wenn man Geld oder einen rachgierigen Feind hatte.
So wurden mit den Ketzern auch eine Menge Rechtgläubiger
hingemordet. Zu Orleans kamen 3000, zu Lyon 900, zu
Rouen 500 und nach Verhältniß eben so viel in andern
Städten des Reichs um. Es waren von dem König ver-
siegelte Befehle zur Ausrottung der Hugenotten an alle
Statthalter der Provinzen ausgegangen, die sie vor dem
23. August nicht erbrechen durften; daher brach die Verfol-
gung allenthalben zu gleicher Zeit aus. Viele der Ver-
folgten flüchteten sich; Karl bewog sie durch Morte des
Friedens und Versprechungen zur Rückkehr. Die aber
zurückkamen, wurden, eben so wie die andern, ergriffen
und ermordet.
Für das glückliche Gelingen dieser Abscheulichkeiten
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Extrahierte Personennamen: Montfaucon August Karl Karl
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des Majestätsbriefes schrieen, und diese ersten Gewaltthätig-
keiten als ein Vorspiel anderer Ungerechtigkeiten ansahen.
In dem sogenannten Majestätsbriefe hatte ihnen Kaiser
Rudolf Ii. freie Religionsübung und ein eigenes Consisto-
rium zugcstandcn; wie konnte man sich also unterstehen,
ihre Kirchen zu schließen und niederzureißcn? Die prote-
stantischen Stande versammelten sich sogleich, und vereinig-
ten sich zu einer Vorstellung an den Kaifer, worin sie um
Abstellung ihrer Beschwerden und um Freilassung der Bür-
ger von Braunau baten. Zur Antwort erhielten sie, nach
langem Warten, einen scharfen Verweis, der ihnen am
22. Mai 1618 von den kaiserlichen Statthaltern zu Prag
eröffnet wurde. Ihre Schritte wurden in dem kaiserlichen
Schreiben in harten Ausdrücken für straffällig erklärt, und
es hieß am Schluß, es solle die Sache aufs strengste unter-
sucht und Jedem nach Verdienst begegnet werden.
Diese letzten Worte erregten allgemeine Bestürzung,
denn nun war keiner der ersten Patrioten seines Kopfes
mehr sicher. Besonders befand sich der Defensor (Verthei-
diger) der evangelischen Gemeinden und das Haupt der
Mißvergnügten, Graf Heinrich Matthias von Thurn,
der alle ihre Bewegungen leitete, in großer Gefahr. Um
so weniger konnte er auf halbem Wege stehen bleiben. Es
verlautete, das harte kaiserliche Schreiben sei nicht in Wien,
sondern in Prag von den kaiserlichen Statthaltern entwor-
fen, und nur dem Kaiser zur Unterschrift zugeschickt worden.
Solcher Statthalter waren vier: Sternberg, Marti-
nitz, Lobkowitz und S law ata. Der Verdacht ruhete
vorzüglich auf Mart in itz und S law ata, die sich auch
schon der Ausfertigung des Majestätsbriefes mit aller Kraft
widersetzt hatten. Sie waren als Protestantenfeinde bekannt.
Man sagte ihnen nach, Martinitz lasse auf seinen Gütern
die evangelischen Unterthanen mit Hunden in die katholischen
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Heinrich_Matthias_von_Thurn Heinrich Sternberg Martinitz
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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verband sie einen hohen Geist, ein angenehmes Betragen
und große Kenntnisse in den Wissenschaften der damaligen
Zeit, zugleich aber auch jugendlichen Leichtsinn, Ehrgeiz
und ein sehr heftiges Temperament. In ihrem siebzehnten
Jahr vermahlte sie sich mit dem jungen französischen König
Franz Ii., und im achtzehnten kehrte sie als Wittwe nach
Schottland zurück, wo sie sich im Jahr 1505 mit Lord
Darnley vermahlte, der nun den Titel eines Königs von
Schottland annahm.
Bald aber sah Maria ein, daß sie unglücklich ge-
wählt hatte. Darnley war ganz anders, als sie sich ihn
dachte: heftig, stolz, ohne festen Charakter, ohne Zartheit
der Empfindung. Mit Verläugnung alles Gefühls für
Anständigkeit, zog er schamlos die ehrvergessensten Weibs-
personen der schönsten Fürstin seiner Zeit vor und fand an
seinen Pferden, Falken und Hunden viel mehr Vergnügen
als an ihrem Umgang. So mußte nothwendig Maria's
Liebe erkalten. Bald konnte sie ihn nicht mehr um sich
sehen und suchte ihn von ihrer Person und den Regierungs-
geschaften zu entfernen.
Ihre Neigung schien sie dagegen einem jungen Italie-
ner, David Rizzio, zuzuwenden, den sie aus ihrem
Kammermusikus zu ihrem Geheimschreiber gemacht hatte.
Wenigstens behandelte sie ihn mit ausgezeichneter Gunst
und überhäufte ihn mit Geschenken. Jndeß ihr Gemahl
auf dem einsamen Schlosse, wo er sechs Meilen von Edin-
burg lebte, sich mit seinem kleinen Gefolge kümmerlich be-
helfen mußte, speiste Rizzio fast jeden Abend mit einer
oder zwei Hofdamen auf der Königin Zimmer und schwamm
in Ueberfluß. Er hatte eine Garderobe wie ein König, eine
Equipage wie ein regierender Herzog, einen Marstall voll
der prächtigsten Pferde und ein glanzend mcublirtes Haus,
in dem seine eigene Person der häßlichste Gegenstand schien.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ii Franz Darnley Maria Maria Darnley David_Rizzio David Rizzio
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
so
an Truppen fehlte, so behielt er Zeit genug dazu. — Mit
den Böhmen verbanden sich auch die Schlesier und Lausitzer,
und die Union schickte ihnen ein Hülfscorps unter dem
Grafen von Mannsfeld zu. Ehe aber die Feindseligkei-
ten wirklich ansingen, starb Kaiser Matthias (20. Marz
1619), und Ferdinand Ii. folgte ihm in der Negierung.
Jetzt brach Graf Thurn zuerst los, rückte in Mahren
ein, entsetzte die katholischen Beamten, verjagte die Jesui-
ten, als böse und falsche Practicanten und Auf-
rührer, und revolutionnirte das ganze Land. Schnell,
ehe Ferdinand es sich versah, stand er auch vor den
Thoren von Wien. Dem König war nicht wenig bange,
denn die Stadt war voll protestantischer Mißvergnügter,
die im Einverstandniß mit den Feinden standen, und jetzt
die Kühnheit hatten, eine Deputation von sechzehn Edel-
leuten an ihn abzuschicken, um seine Einwilligung zu ihrer
Bewaffnung und ihrem Beitritt zum böhmischen Bunde von
ihm zu ertrotzen. Einer von diesen Abgeordneten scheute
sich nicht, wie man erzählt, ihn bei den Knöpfen seines
Ramses zu packen, und ihn mit drohender Stimme zu
fragen, ob er bald unterschreiben werde? Aber eben in
dem entscheidenden Augenblicke schmetterten die Trompeten,
und der Hufschlag einer Menge Pferde ließ sich hören. Es
waren fünf hundert Kürassiere, die General Boucquoi,
Ferdinand's Feldherr, der indessen den Grafen Mannsfeld
geschlagen hatte, dem bedrängten Könige zu Hülfe sandte.
Die aufrührischen Edclleute entfernten sich nun auf das
schnellste aus der Burg. Die Wiener Studenten und 1500
Bürger ergriffen dagegen die Waffen für Ferdinand, und
benahmen dem Grafen von Thurn alle Hoffnung, sich der
Stadt zu bemeistern. Er mußte mit seinem Heere nach
Böhmen zurückkehren.
Ferdinand wurde nun zum deutschen Kaiser gekrönt;
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Extrahierte Personennamen: Mannsfeld Matthias_( Ferdinand_Ii Ferdinand Graf Ferdinand Ramses Mannsfeld Ferdinand Ferdinand
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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Die Verschwornen machten hierauf der Königin die
bittersten Vorwürfe. Sie wollten, wie sie sagten, nicht
langer das Joch eines Auslanders tragen, der für Tausende
von ihnen zu schlecht zu einem Bedienten sey. Maria
aber gerieth in solchen Zorn, daß sie bald für gut fanden,
sich zu entfernen. Als sie fort waren, trocknete sie sich die
Augen und sprach zu ihrer Vertrauten: Ich will nicht
mehr weinen; nur auf Rache will ich denken.
Es waren nicht leere Worte. Sie sammelte Truppen,
verjagte die Mörder des Rizzio und ließ einigen den Kopf
abschlagen. Hierauf trat sie in eine wirklich straflige Ver-
bindung mit einem Grafen Bothwell, einem feinen und
arglistigen Bösewicht, einem Mann ohne Ehre, Redlichkeit
und Religion, der die unglückliche Fürstin zu den gröbsten
Lastern verleitete. Schon vorher wurde sie aber Mutter
eines Prinzen, der nachher als Jakob I. England und
Schottland unter dem Namen Großbritannien vereinigte.
Mit diesem Bothwell lebte sie in der innigsten Vertrau-
lichkeit und überhäufte ihn mit den prächtigsten Geschenken,
wahrend sie es ihrem verhaßten Gemahl an Allem fehlen
ließ. Am Ende gönnte sie ihm nicht einmal mehr das
Leben, und ließ ihm Gift beibringen, über welches aber des
Königs starke Natur siegte. Er empfand nur wüthende
Schmerzen davon in allen Gliedern und bekam kleine blaue
Blattern am ganzen Körper. Seine Gesundheit aber wurde
davon untergraben, und er konnte sich nie wieder ganz
erholen. Da ihm bei seiner Kränklichkeit das Hosgerausch
zur Last war, so beredete ihn Maria, die neue Liebe zu
ihm heuchelte, mit ihr ein abgelegenes Haus vor der Stadt
Edinburgh zu beziehen, und mit unbegreiflicher Leichtgläu-
bigkeit ließ er sich von der Treulosen, die ihn schon vorher
durch eine verstellte Aussöhnung getäuscht hatte, aufs neue
berücken. Sie wohnten nun wieder ganz traulich beisam-
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Edinburgh
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men, und es schien das beste Einverstandniß unter ihnen
zu herrschen
Wenige Tage darauf verheirathete die Königin eine
Kammerfrau mit ihrem Hofsanger Sebastian!. Sie hatte
versprochen, den Ball mit ihrer Gegenwart zu beehren,
und verließ den König deßhalb Ln der Nacht, um in die
Stadt zu fahren. Gegen zwei Uhr Morgens hörte man
e'nen großen Knall. Es war das Haus, in welchem Maria
ihren Gemahl zurückgelassen hatte, das mit Allem, was es
enthielt, in die Luft geflogen war. Das Volk strömte
hinaus. Man suchte den König und fand ihn mit seinem
Bedienten, der mit ihm in einem Zimmer schlief, todt in
einem anliegenden Garten, ohne alle Merkmale von Brand
oder Quetschung, aber mit einer Serviette im Munde.
Bothwell hatte für einen feinen Mann den Mordplan
viel zu unfein angelegt. Er wurde allgemein beschuldigt,
den König und seinen Kammerdiener erst erstickt, dann in
die Luft gesprengt zu haben. Laut rief die Volksstimme
in der Finsterniß der Nacht Bothwell und Maria als
die Mörder des Königs aus.
Anfangs hörte man nur Murren; bald aber verban-
den sich mehrere Große zur Bestrafung der Königsmörder.
Maria machte mit ihrem Buhlen Gegenanstalten. Sie
wurde geschlagen, gefangen genommen und von den erbitter-
ten Soldaten als Buhlerin, als Mörderin begrüßt. Mit
keiner Kränkung, keiner Demüthigung blieb sie verschont.
Man hielt ihr, wohin sie ihre Augen wendete, eine Fahne
vor, worauf der Königsmord abgcbildet war, bis sie vor
Entsetzen in Ohnmacht sank. Als Gefangene, wurde sie mit
einem von Staub und Thranen beschmuzten Gesicht nach
Edinburgh zurückgebracht. Stromweise stürzte das Volk
herbei, sie zu sehen, doch nicht mit wildem Geschrei. Die
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Extrahierte Personennamen: Sebastian! Maria Maria Bothwell Maria Maria Maria Maria
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Alles für eine abscheuliche Verleumdung. Man konnte ihr
keine eigenhändigen Briefe vorlegen, und andere Papiere,
die man ihr vorzeigte, verwarf sie mit Verachtung. Was
sollte, sprach sie, aus den Königen werden, wenn man sie
für das, was Andere geschrieben haben, verantwortlich
machen wollte? Es traten aber zwei ihrer Geheimschreiber
als Zeugen wider sie auf, und auf ihre Aussage, die sie
Beide mit einem Eide bekräftigten, wurde die unglückliche
Königin zum Tode verurtheilt. Vergeblich behauptete sie,
die Böfewichte sepen bestochen; es blieben ihre Einwen-
dungen und alle Betheuerungen ihrer Unschuld unbeachtet.
Das ganze Verfahren wurde von Elisabeth geleitet,
die, um das Volk irre zu machen, die Nolle einer abscheu-
lichen Heuchlerin dabei spielte. Sie äußerte großen Kummer,
daß eine ihr sonst so liebe Verwandte sich eines so großen
Verbrechens habe schuldig machen können, und ließ Re-
gungen des zärtlichsten Mitleids blicken. Sie konnte sich
lange nicht entschließen, das Todesurtheil zu unterschreiben,
und zögerte damit von einem Tage zum andern. Im Her-
zen aber war sie vom Anfang an so ganz darüber mit sick-
einig, daß sie Maria ihre Verurtheilung, schon ehe sie
unterschrieben war, durch eine eigene Gesandtschaft verkün-
den ließ.
Maria empfing die Todesbotschaft mit getrostem
Muthe. Sie war darauf vorbereitet und dankte Gott für
das Ende so langer Leiden. Es schmerzte sie aber, daß
man ihr einen katholischen Priester versagte, um den sie
bat, und daß man sie> also, selbst in ihren letzten Stunden,
nicht einmal ihres Glaubens Herr seyn ließ. Sie that
nicht einen einzigen Schritt zur Rettung ihres Lebens; die
Fürbitten, Vorstellungen und Drohungen ihres Sohns und
anderer ausländischen Fürsten waren aber vergeblich.
Indessen spielte Elisabeth ihre empörende Komödie
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Maria Maria Maria Maria Elisabeth