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1. Bd. 2 - S. 23

1844 - Leipzig : Kollmann
- I — 23 — Gelassenheit. Sah sich dach der König selbst jetzt in der kühnen Jünglinge Gewalt. Furcht verdrängte daher alle Gedanken der Rache aus seiner Seele, und künstlich seinen Unwillen unter die Hülle der Großmuth und Gerechtigkcitsliebe verbergend, äußerte er: „Man muß zufrieden seyn und das erdulden, was man nicht ändern kann. Ich vermag den Grafen nicht wieder lebendig zu machen; seine Stunde ist vorüber, und auch die meinige viel- leicht nicht weit; nur verleihe Gott, Laß es gnädiger dabei zugehe." Nur drei Tage verweilte der König in einer Stadt, wo ihm nun Alles, was er sah, mißfiel, deshalb mißfiel, weil er den Mann verloren hatte, der die Kunst besessen, seinen schwachsin- nigen Herrn das ihn Umgebende nur unter den angenehmsten Gestalten sehen zu lassen. Voll trauriger Erinnerungen verließ er Belgrad; mit Vorsatz nahm er seinen Weg über Tcmeswar, welche Festung mit der darauf hastenden gräflichen Würde und Befehlshaberftelle Erbeigenthum der Hunyad'schen Familie wav» Hier, glaubte er, würde Ladislaus Corvinus, von Stolz und Freiheitssinn verblendet, seiner Pflichten als Vasall vergessen und ihm Gelegenheit geben, unter dem Vorwände treuloser Ge- sinnungen den Tod seines Günstlings zu rächen. Aber die streng- ste Behutsamkeit herrschte in Corvins Betragen, und obgleich Oletb und Eifersucht die Blicke seiner Feinde geschärft, fanden sic dennoch nichts, was ihre feindseligen Wünsche begünstigt hätte. Mit dem ganzen Gefolge führte er seinen Landesherrn in die Stadt. In tiefste Trauer gehüllt, empfing ihn Elisabeth von Hunyad, auf den Knien liegend, unter den Thoren ihrer Burg- veste. Thräncn im Auge flehte sie um Gnade und Verzeihung für ihre Söhne. Huldreich umarmte sie der König und bewil- ligte ihr nicht allein solches, sondern bestätigte es auch durch ei- nen beim Genüsse des heiligen Abendmahles abgelegten Eid. Mit großem Pompe zog der König in den Tempel'des Ewigen, die Corviner, deren Mutter und die Verlobte des älteren Sohnes, nebst allen ihn umgebenden Großen des Reichs in seinem Gefolge. Gabriel von Verona, Capistrans Ordensbruder und Freund des Hunyad'schen Hauses, feierte die christlichen Mysterien. Vor dem Altäre des Allerhöchsten umarmte der König Elisabeths Söhne, legte dann seine Hand auf das Evangelium und that den feier- lichen Schwur, daß er ihnen verzeihe; daß sein Herz rein fcy von allen feindseligen Gesinnungen; daß er die Ermordung Ute

2. Bd. 2 - S. 26

1844 - Leipzig : Kollmann
26 Matthias C o r v i n n S. König von Ungarn. (?lls Fortsetzung zur Geschichte der Söhne Hunyads.) Matthias erhielt bald die Kunde von seines Bruders schreck- lichem Ende, und nun sah auch ec mit grossherziger Ergebung jeden Augenblick den Nus zum Tode entgegen. Aber Anderes hatte die Vorsehung über den verhängnisvollen Jüngling be- schlossen. Obgleich der unversöhnliche Hass der Feinde des Hu- nyad'schen Hauses die Vertilgung dieses ganzen Geschlechtes ver- langte, so wollte der König hingegen den jüngeren Bruder lieber im Kerker zurückhalten, um denselben gegen die ungarischen Großen und der Eorvinec Mutter, deren Rache Alles gegen ihn zu be- waffnen drohte, als Geisel zu gebrauchen. Auch stand wirklich bald ein Bund gegen den König im Felde. Mehrere mächtige Magnaten, die, weil sic zu laut der Corviner Unschuld vcrthei- digt, zugleich mit diesen waren gefangen genommen worden, hat- ten bald hernach sich wieder durch die Flucht gerettet. Andere angesehene Freunde des Hauses Hunyad verliessen ebenfalls in heimlicher Stille Ofen und hoben auf ihren Besitzungen eine zahlreiche Mannschaft aus, um an deren Spitze Gcnugthuung für ihre, durch Ladislaus Hunyads gesetzwidrige Hinrichtung verletzten, Nativnalrcchte zu fordern. Michael S z i l a g y i, Bruder der unglücklichen Elifabeth, war gleich nach erhaltener Nachricht von seines Neffen Enthauptung mit einem Heere in Siebenbürgen eingefallen, während Elisabeth noch überdies in Ungarn, Böhmen und Polen aus ihren Mitteln zahlreiche Scha- ren anwerben ließ, welche durch den Heldenmuth ihrer Führer den bewaffneten Miethlingen des Regenten bald fürchterlich wurden. Das Gerücht dieser Anstalten drang schnell zu den Ohren des Königs. Unfähig, durch eigene Einsicht das auflodernde Feuer der Empörung zu dämpfen, berief er die Edcln des Reichs zu einem Landtage nach Pesth. Nur seine Günstlinge erschienen auf demselben; mehr, um die Besorgnisse ihres Gebieters zu ver- größern, als ihn zu thätigcm Widerstande aufzumuntern. Die Heere der Patrioten waren schon zu weit vorgedrungen. Die Mehrzahl der Landstände, von der gerechten Sache der Corviner

3. Bd. 2 - S. 30

1844 - Leipzig : Kollmann
30 viner abziehen, und die Aussicht, bei dieser Gelegenheit eine glän- zende Rolle zu spielen, oder anszeichnende Beweise der königli- chen Huld zu erlangen, den Anhang derselben bedeutend vermin- dern; wenigstens möchten dadurch ihre siegenden Fortschritte auf einige Zeit gehemmt, und den Schwächeren, die nur die erste Hitze verführt hatte, Frist gegeben werden, zu ihrer Pflicht zu- rückzukehren. Der Vorschlag des Palatinus fand Beifall. Aus dem ungarischen, böhmischen und österreichischen Nitterstande ward eine zahlreiche Gesandtschaft zur Abholung der königlichen Braut ernannt, und auf das Andringen des Statthalters von Böhmen, Georg, Baron von Kunstadt, (von seinem Stammorte Podiebrad genannt) die Hauptstadt dieses Reichs zum Schau- platze der Vermählungsfcicrlichkeiten bestimmt. — Allein mitten unter den Vorbereitungen zu dieser Festlichkeit starb der König, im kaum vollendeten achtzehnten Jahre, unerwartet zu Prag (den 23. Nov. 1457), an eben dem Tage, an welchem er vor einem Jahre Hunyads Söhnen in der Kirche zu Temeswar Ver- zeihung geschworen hatte. Sein Tod erfolgte plötzlich nach einer sechsunddrcißigstündigen Krankheit, aber die Ursache desselben blieb zweifelhaft. Einige Geschichtschreiber nennen die Pest, an- dere eine durch die Hussiten bewerkstelligte Vergiftung. Podie- brads Feinde lassen ihn durch dessen und des huffitischcn Erz- bischofs Rokyzan Hände gewaltsam ermorden. Die letztere Er- zählung, wenngleich die unwahrscheinlichste, hat sich noch in späteren Zeiten in Ungarn durch einen Gesang vom Könige Lasla (Ladislaus) erhalten. Nach den glaubwürdigsten Quellen ist ec von dem Fraulein van Nonow, des Königs Geliebte, welche sich durch dessen Vermählung mit der französischen Königstochter gekrankt fühlte, vermittelst eines mit Gift bestrichenen Apfels getddtet. Noch lag Ladislaus crblasit auf dem Sterbebette, als Matthias Corvi nus unter starker Bedeckung in die könig- liche Burg geführt wurde. Gleichzeitige ungarische Schriftsteller erzählen, dass Georg Podiebrad ihn durch eine List nach Böhmens Hauptstadt habe schaffen lassen, indem er dem ster- benden Könige den Siegelring abgezogen, und einen schriftlichen Befehl mit Aufdrückung desselben an den Schloßhauptmann zu Wien habe ergehen lassen, Matthias nach Prag zu schicken. Ein berühmter Zeitgenosse des Königs aber, Acucas Silvius,

4. Bd. 2 - S. 37

1844 - Leipzig : Kollmann
3,7 wurden, suchte, um es mit keiner Partei zu verderben, und staatsklug der Kirche Vortheil berechnend, seine endliche Entschei- dung möglichst zu verzögern. Beide Fürsten sollten Abgeordnete nach Mantua zu einer, eines beabsichtigten Kreuzzuges wegen, dorthin ausgeschriebenen Versammlung senden; hier wollte er auch ihre Streitigkeiten durch seinen apostolischen Ausspruch ent- scheiden. Aber weder Friedrich, noch Matthias war geneigt, diese Entscheidung abzuwarten; Beide rüsteten sich zum Kampfe. Auf des Kaisers Befehl zogen 5000 Deutsche, um sich mit dem Heere der Mißvergnügten zu vereinigen, nach Ungarn. Anfangs erhielten diese einige bedeutende Vortheile; Matthias Klugheit indes; wußte Gara nebst den meisten der übrigen, auf des Kaisers Seite ste- henden, ungarischen Großen durch versprochene Ehrenstetten und Belohnungen wieder für sich zu gewinnen, und da hierauf die Oesterreichcr bei Pinkafeld geschlagen wurden, so kam bald ein Waffenstillstand zu Stande. Szilagyi, bei Matthias Thronbestei- gung von den Ständen zum Statthalter des Reichs ernannt-, ward, weil er sich, beim Beginn der Feindseligkeiten, des Königs Planen widersetzt hatte, von diesem, zwar höchst undankbar, aber durch höhere Rücksichten gedrängt,, dieser Würde wieder beraubt und gefangen nach einem festen Schlosse an der türkischen Grenze geführt. — Ueberhäuft von Sorgen und Geschäften,, schien Mat- thias seines Oheims und Wohlthäters gänzlich vergessen zu ha- den; Grund genug für die Feinde des würdigen Mannes, sie in dem Glauben zu bestärken, nun sey der Augenblick da, sein Un- glück und ihr verbrecherisches Vorhaben sicher vollenden zu können» Unter dem Namen des Königs erhielt der Befehlshaber des Schlos- ses die Weisung, den Unschuldigen enthaupten zu lassen. Man hatte jedoch llrsache gefunden, zu glauben, es sey solche ohne des Monarchen Vorwissen ausgefertigct worden und der Befehls- haber selbst kannte Szilagyi's Rechtschaffenheit, wie die Ränke des Hofes zu gut, als daß er blindlings hatte gehorchen sollen. Er übergab die Veste einem bewährten Freunde und reichte, den Mordbefehl dem Könige vorzulegen, nach Ofen, entschlossen, im Falle dieser die Vollziehung desselben verlange, feinem Amte zu entsagen. Während seiner Abwesenheit jedoch ersann ein alter Koch des Szilagyi ein Mittel zu dessen Befreiung. Einverstanden mit drei andern Dienern seines Herrn sammelte er Ln blindem

5. Bd. 2 - S. 52

1844 - Leipzig : Kollmann
52 Tage genommen, und Meister dieses Passes, drang er nun ohne weiteren Widerstand als Herrscher in die Provinz. Aller Feindseligkeiten war nun ein Ende. Zwar hatte der Kaiser von den Neichsstandcn einige Hülfsvölker erlangt, und Al- bert der Beherzte, Herzog von Sachsen, der auch die seinigen ihm zugeführt, war als des Kaisers Fcldhauptmann in Oesterreich eingerückt. Jedoch bald sich überzeugend, seinen Gegner der bereits errungenen Vortheile nicht so leicht wieder berauben zu können, fand dieser für zuträglicher, in seinem und des Kaisers Namen mit dem Sieger einen Vertrag zu schließen. Aus persönlicher Achtung für den Herzog, den Matthias oftmals für den ,,einzigen Mann in Deutschland" erklärt hatte, ging jener, bis Friedrich mit seinem Sohne Maximilian wieder in Linz würde angekommen seyn, den Vergleich vorläufig ein. — Sehr verfallen war seit kurzem des Königs Gesundheit; mit dem Podagra ergriff ihn eine solche Schwäche, daß er nicht mehr aufrecht stehen konnte. In oer Hoffnung nun, seine Entkräf- tung würde ihn friedliebender gemacht haben, verlangte Friedrich die Abtretung Oesterreichs unentgcldlich von seiner Großmuth. Matthias aber, immer noch den männlich festen Geist bewahrend, erklärte sich nur dazu bereit gegen die Summe von ?oo,ooo Du- katen. Maximilian, der weit mehr vom Character des Gegners seiires Vaters, als von dem des Letzteren selbst besaß, trat als Mittler zwischen sic; Beiden rieth er, von ihren Ansprüchen etwas fahren zu lassen. Matthias belohnte die bescheidene Klugheit des Kaisersohncs königlich. Er übersendete ihm vierhundert Eimer vom besten Ungarwein, eben so viele Ochsen und zwölf taufend Ducaten zum Geschenke. Friedrich dagegen warf auf seinen Sohn den Verdacht des Hochvcrraths, verbot ihm den Zutritt und alle ferneren llntcrhandlungcn wurden abgebrochen. — Matthias reifte, um seiner dahinschwindcnden Lebenskraft einige Augenblicke der Erholung zu gönnen, nach Ofen, ließ sich aber gleich zu Anfänge des Jahres 1490 wieder zurück nach Wien führen. Acrzte und Sterndeuter kündigten ihm an, es wäre das letzte Mal seines Lebens, und er, weiter selbst fühlte, das Ende des- selben sey nicht fern mehr, fuhr um so eifriger fort, die ihm noch übrige kurze Frist seines Daseyns für die Zukunft möglichst frucht- bar zu machen, vorzüglich aber das zukünftige Wohl seines na- türlichen Sohnes zu sichern (seine beiden Ehen waren kinderlos !

6. Bd. 2 - S. 70

1844 - Leipzig : Kollmann
70 ihm dm dadurch erlittenen Schaden zu ersetzen, und endigte damit, daß er Kaufungcn die verlangte Entschädigung bestimmt abschlug. „Ist das euere letzte Erklärung, Churfürst Friedrich?" fragte der Ritter und trat dem Fürsten näher. „Meine letzte, festste- hende Erklärung!" crwiederte dieser. „Gut — war Kunzens stolze Antwort — dann seh' ich mich genöthiget, auf Rache zu denken!" Mit diesen Worten wendete er sich um, den Garten zu ver- lassen. — Unerklärbar bleibt es, wie ein sonst weiser Fürst gerade hier so schwach handeln konnte, den also drohenden Frev- ler ungehindert gehen zu lassen, — noch uncrklärbarer, wie er sich selbst so tief hcrabsetzcn konnte, seine Verlegenheit unter einem unwürdigen Scherze zu verbergen und dem Davoneilenden nach- zurufen: „Hört, Ritter Kaufungcn, wenn ihr euch ja rächen wollt, so verbrennt wenigstens diefische in meinem Teiche nicht!"— Die um den Fürsten stehenden Höflinge hielten sich verpflichtet, denselben für den, ihm durch die Unterredung verursachten, sicht- lichen Verdrliß zu entschädigen — und laut belachten sie einen Einfall, den Kaufungen mit kochendem Blute, mit geballter Faust anhörte; wüthend und durch den Spott ganz außer sich gesetzt, verließ dieser das Schloß. Kunz , ohne eines eigentlichen Zwecks, ohne einer bestimmten Absicht sich bewußt zu seyn, eilte aus Altcnburgs Thoren. Al- les, was er zu fühlen vermochte, war glühende Rachbegicr; sein feststehender Entschluß, bei ihrer Befriedigung nichts, nicht des Interesses seiner Familie, nicht der eigenen Ehre, nicht des eige- nen Lebens zu achten. So viel Besonnenheit jedoch war ihm geblieben, daß er, geleitet von einem gewissen Gefühle des Stol- zes, kein gemeines, von jedem Mörder oder Mordbrenner zu lei- stendes Verbrechen ausüben wollte; die That sollte das Gepräge des Außerordentlichen, des Großen tragen. In dem Glauben, an Ort und Stelle um so eher einen -Plan entwerfen zu können, kehrte er am dritten Tage zur churfürstlichen Residenz zurück und durchstrich oft die Ilmgegend des Schlosses. Hier war cs, wo er eines Abends dem ältesten Sohne des Churfürsten, dem Prin- zen Ernst begegnete, und plötzlich drängte sich ihm der Gedanke auf, den Hülflosen zu entführen und ihn so lange versteckt zu halten, bis der Vater ihm seine Forderungen bewillige. Er würde seinen Vorsatz auf der Stelle ausgcführt haben, wäre ihm für

7. Bd. 2 - S. 85

1844 - Leipzig : Kollmann
zu. Bald tönte ihnen hier das Jammern der Frauen entgegen. Einige durch die alte Kammerfrau aus dem Schlafe aufge- schreckte Diener waren eben beschäftigt, die Anwürfe von den Thüren loszubrechen. Als sie endlich geöffnet, eilte der Kanzler nebst mehreren Hoflcutcn in das Gemach der Churfürstin. Der Schmerz derselben überstieg alle Schranken; todtenbleich faß sie auf einem Ruhebette, große Thranentropfen stürzten aus ih- ren starren Augen. Mit Mühe gewann sie so viel Geistesgegen- wart, daß sie den Befehl ertheilcn konnte, Bolen mit der Schreckensnachricht an ihren Gemahl nach Leipzig zu senden. Kaum dämmerte der Morgen, so versammelten sich weinend und wehklagend die Bewohner der Stadt haufenweis um das Schloß, die Strickleiter zu sehen, die noch cm dem verhängnisvollen Fen- ster hing, und dadurch noch mehr erschüttert, verlebte Margaretha den schrecklichsten Tag ihres Lebens, unter tausend O-ualcn in der Mitte ihrer Hofdamen. Doch noch vor Mitternacht langte der Bote des Amthauptmanns aus Zwickau mit der Nachricht von des Prinzen Albert Befreiung an. Den Brief in der Hand sank die fürstliche Mutter auf die Knie; ihre Hände falteten sich, ein heißes Dankgebet entströmte ihren Lippen. Aber nocb bangte ihre Brust für den ihr nicht minder thcuren Ernst, und schlaflos brachte sie die Nacht meist mit Beten zu. Der folgende Tag gewährte wieder ein eignes Schauspiel. Es war bekannt geworden, daß der Prinz mit seinem Netter noch den Vormittag erwartet werde. Da strömten Haufen auf Hau- fen aus dem Thore nach Zwickau zu, die ganze Straße deckte ein Meuschcnzug. Das gcfammte Hofperfonal, festlich geschmückt, begab sich, die Churfürstin in der Mitte, ebenfalls vor die Stadt. Bald auch erschallte weit her durch die Ebene Jubolruf, erst schwach aus ider Ferne, dann allmälig näher und immer näher, bis er zuletzt, als die Heißerfchntcn nun heranzogcu, tausendstimmig die Lüfte erfüllte. Der dem Zuge voranschrcitende Köhler Schmid dankte durch Kopfnicken gerührt den sich zu ihm Hcrandrangcn- den; man streute ihm Zweige und Blumen, drückte ihm die Hände und benannte ihn mit den schmeichelhaftesten Namen. Dicht hinter dem Köhler ritt Prinz Albert und auf. ihn folgten die begleitenden Ritter, denen sich endlich die zahllose Masse des Volkes anschloß. Sobald Albert seiner Mutter ansichtig ward, sprengte er rasch auf sie zu, schwang sich vom Pferde und sic!

8. Bd. 2 - S. 136

1844 - Leipzig : Kollmann
———^ipl — 136 — weder Bedenklichkeit, noch Furcht und nahm heiter von seinem Wirthe Abschied, um sich in seine Wohnung, die Citadclle von Peronne zu begeben. Als er, gefolgt von den Kämmerlingen und Hoffourrieren des Herzogs, an die zu ihr führende Zugbrücke gelangte, welche sich über einen ungewöhnlich breiten und tiefen Graben hinzog, stieg er vom Pferde, sah die daran wachcbal- tenden zahlreichen Bogenschützen und anderen Bewaffneten scharf an und äußerte gegen den Grafen d'argcnton"), der ihn nebst noch mehreren burgundischen Edeln begleitete: „sie tragen Andreas- Kreuze, aber nicht die meiner schottischen Bogenschützen." „2hr werdet sie aber eben so bereit finden, Sire, in Eurer Verthci- digung das Leben zu wagen" — sagte d'argenton, dessen feines Ohr in dem Tone des Königes einen Anklang entdeckt hatte, den Ludwig selbst gewiß nicht gerne hätte merken kaffen; „sie tragen Andreas-Kreuze — fuhr jener fort — als einen Theil der Kette des goldenen Vließes, des Ordens des Herzogs von Burgund." „Das ist mir wohl bekannt" — sagte der König und zeigte auf die Ordenskette, welche er selbst aus Artigkeit gegen seinen Wirth trug — verbat sich hierauf die weitere Begleitung der burgundischen Herren und stand, als diese sich entfernt hatten, mit Einigen von seiner Umgebung unter dem Bogengänge des inneren Hofes, trüben Blickes den Ungeheuern Thurm anschaucnd, welcher eine der Ecken des Gebäudes cinnahm und in der That das Gefängniß des Schlosses war. Die dunkeln Mauern dieses großen, festen Werkes, welches sich, wie behauptet wird, noch aus den Zeiten Karls des Großen herschrieb, waren von furcht- barer Dicke, die Fenster sehr klein und mjt Eisengittern versehen; cs warf die ungeheure Masse dieses Baues einen düstern, abcn- Ihcucrlichen Schatten über den ganzen Hofraum. „Da soll ich doch nicht wohnen?" — sagte der König, auf den Thurm deutend, nicht ohne einen leisen, ahnungsvollen Schauder. — „Nein, behüte der Himmel! — crwicderte der graue Seneschall, der ihm mit unbedecktem Haupte zur Seite ging — Eurer Majestät Gemächer sind in diesem niedrigen Gebäude zubereitet — dieselben, worin König Johann zwei Nächte vor der ^ ‘ "lmtcr in der Geschichte als Annalist seiner Zeit, unter dem schon tle gedachten Namen Com mine 6. Er war damals Vertrauter des Herzogs Kacl des Kühnen und einer seiner geachtetstcn Räthc.

9. Bd. 2 - S. 138

1844 - Leipzig : Kollmann
*- 138 — furchtbarer Stimme: „Schließt die Thürcn der Halle — macht die Fenster zu — laßt keinen Fremden sich von seinem Sitze erhe- den, bei Strafe des augenblicklichen Todes!" Dann gegen Lud- wig sich wendend, legte er seine Hand langsam und besonnen an den Griff feiner Waffe, indcß der König, weder Furcht zei- gend, noch eine vertheidigende Stellung annehmcnd, bloß sagte: „Diese Nachrichten, theurer Vetter, haben Euern Verstand gänz- lich umnebelt. „Nein — versetzte der Herzog mit einem furcht- baren Tone — sie haben nur eine gerechte Rache erweckt. Gift- mischer! Empörer gegen deinen Vater, Tyrann deiner Untertha- nen, verrätherischer Bundesgenosse, meineidiger König, entehrter Edelmann! Du bist in meiner Gewalt, und ich danke Gott dafür." Doch noch zögerte der Herzog, männlichen Sinnes, seine Waffe gegen einen Feind zu ziehen, der keine Art von Widerstand darbot, welche nur irgend zur Gewaltthat hatte auffordern können. Untcrdeffcn verbreitete sich in der Halle eine allgemeine Verwir- rung. Die französischen Edeln waren, sobald Karl seine drohende Stellung angenommen hatte, von ihren Sitzen aufgesprungen, sich anschickcnd zur Vertheidigung ihres Monarchen. Der Herzog, die Hand am Schwerte, schien entschlossen, das Signal zu einem allgemeinen Angriffe zu geben, welcher nothwendig mit Ermordung des schwächeren Theiles sich hätte enden müssen. In diesem Augen- blicke aber drängte sich der Graf von Crevecoeur, welcher bei des Herzoges Hofstaate die Stelle eines Marschalls bekleidete, bis zwischen seinen Herrn und den Gegenstand seiner Rache, um jenen, wo möglich, von einer Gcwaltthatigkeit abzuhalten. „Mein Lehnsherr — sagte er — bedenkt, was Ihr thut, dies ist Eure Halle! Ihr feyd des Königes Vasall! Verspritzet nicht das Blut Eures Gastes an Euerm Heerde; um der Ehre Eures Hauses willen, rächt nicht eine verrätherische That durch einen noch abscheulicheren Mord." — Der Herzog, von dieser Rede ergriffen, stand noch eine geraume Zeit, die Augen starr auf den Boden geheftet da und sagte dann mit bitterem Spotte: „Ihr habt Recht, Crevecoeur! Die Ehre fordert, daß wir unsere Verpflichtungen gegen diesen großen König, unfern geehrten Gast, nicht so schnell aus den Augen setzen, als wir in unserm hefti- gen Zorn Anfangs bcschloffcn hatten. Wir wollen so handeln, daß ganz Europa die Gerechtigkeit unseres Verfahrens anerkennen soll!" — Hierauf gebot er den anwesenden französischen Edeln,

10. Bd. 2 - S. 140

1844 - Leipzig : Kollmann
— 140 — mit Fackeln einen sangen gekrümmten Gang voraus, an dessen Ende sich eine rohe Treppe erhob, die durch eine mit Eisen beschlagene Pforte in die große Halle des Gefängnisses führte, und an dem oberen Ende von dieser wieder öffnete man eine kleine Thür, die als Eingang in das für Ludwig bestimmte Schlafgemaeh führte. Nachdem hier Ereveeoeur dem Könige bemerklich gemacht, wie es des Herzoges ausdrücklicher Befehl sey, daß Niemand von seiner Umgebung die Halle verlasse, nahm er mit den übrigen burgundischen Herren seine Beurlaubung und ließ Ludwig unter der schrecklichsten Befürchtung alles dessen, was das zornerfüllte Gemüth seines übermächtigen Vasallen sich versucht fühlen möchte, in diesem geheimen Schlupfwinkel des Despotismus gegen ihn zu verüben, in einer sich selbst gewählten Gesellschaft allein, welche so durchaus originell war, daß deren Mitglieder wohl verdienen, lster näher bezeichnet zu werden. Der erste derselben war der berüchtigte Barbier und Kammerdiener des Monarchen, Oliver Dain, auch Oliver le mauvais (der Böse, Gefährliche) und Oliver le viable (der Teufel) genannt — alles Beiwörter, von der rücksichtlosen Verschmitztheit entlehnt, womit er die Ausführung der Plane von seines Herrn vielfach verschlungener Politik zu unterstützen pflegte. Ferner der damals sehr berühmte Astrolog, Poet und Philosoph, Galeotti Mar- tins oder Martivalle aus Narni in Italien, der Gegen- stand allgemeiner Verehrung seines Zeitalters. Ec hatte früher lange Zeit gelebt am Hofe Matthias Corvinas, dem er gewisser- maßen durch Ludwig war listigerweise abtrünnig gemacht worden, indem er den ungarischen Monarchen um die Gesellschaft und die Nathschläge eines Weifen beneidete, welchem man eine ganz vorzügliche Geschicklichkeit in Enthüllung der Beschlüsse des Him- mels zutraute, tlnb dann noch der schon früher genannte Hen- kershauptmann Tristan l'hermit, nebst zwei von dessen Leuten. War die Nacht, welche Ludwig hierauf zubrachte, sorgen- voll ängstlich und unruhig, so war es noch mehr die, welche der Herzog von Burgund durchlebte; denn dieser besaß keineöweges dieselbe Herrschaft über seine Leidenschaften und gestattete ihnen fast immer einen freien Einfluß auf feine Handlungen. — Der Sitte an seinem Hofe gemäß, theilten zwei seiner vornehmensten Näthe seine Schlafstätte; allein ihre Gegenwart war nie noth- wendiger, als in dieser Nacht, wo das Gemüth des Herzoges,
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