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Gelassenheit. Sah sich dach der König selbst jetzt in der kühnen
Jünglinge Gewalt. Furcht verdrängte daher alle Gedanken der
Rache aus seiner Seele, und künstlich seinen Unwillen unter die
Hülle der Großmuth und Gerechtigkcitsliebe verbergend, äußerte
er: „Man muß zufrieden seyn und das erdulden, was man
nicht ändern kann. Ich vermag den Grafen nicht wieder lebendig
zu machen; seine Stunde ist vorüber, und auch die meinige viel-
leicht nicht weit; nur verleihe Gott, Laß es gnädiger dabei zugehe."
Nur drei Tage verweilte der König in einer Stadt, wo ihm
nun Alles, was er sah, mißfiel, deshalb mißfiel, weil er den
Mann verloren hatte, der die Kunst besessen, seinen schwachsin-
nigen Herrn das ihn Umgebende nur unter den angenehmsten
Gestalten sehen zu lassen. Voll trauriger Erinnerungen verließ
er Belgrad; mit Vorsatz nahm er seinen Weg über Tcmeswar,
welche Festung mit der darauf hastenden gräflichen Würde und
Befehlshaberftelle Erbeigenthum der Hunyad'schen Familie wav»
Hier, glaubte er, würde Ladislaus Corvinus, von Stolz
und Freiheitssinn verblendet, seiner Pflichten als Vasall vergessen
und ihm Gelegenheit geben, unter dem Vorwände treuloser Ge-
sinnungen den Tod seines Günstlings zu rächen. Aber die streng-
ste Behutsamkeit herrschte in Corvins Betragen, und obgleich
Oletb und Eifersucht die Blicke seiner Feinde geschärft, fanden
sic dennoch nichts, was ihre feindseligen Wünsche begünstigt hätte.
Mit dem ganzen Gefolge führte er seinen Landesherrn in die
Stadt. In tiefste Trauer gehüllt, empfing ihn Elisabeth von
Hunyad, auf den Knien liegend, unter den Thoren ihrer Burg-
veste. Thräncn im Auge flehte sie um Gnade und Verzeihung
für ihre Söhne. Huldreich umarmte sie der König und bewil-
ligte ihr nicht allein solches, sondern bestätigte es auch durch ei-
nen beim Genüsse des heiligen Abendmahles abgelegten Eid. Mit
großem Pompe zog der König in den Tempel'des Ewigen, die
Corviner, deren Mutter und die Verlobte des älteren Sohnes,
nebst allen ihn umgebenden Großen des Reichs in seinem Gefolge.
Gabriel von Verona, Capistrans Ordensbruder und Freund
des Hunyad'schen Hauses, feierte die christlichen Mysterien. Vor
dem Altäre des Allerhöchsten umarmte der König Elisabeths Söhne,
legte dann seine Hand auf das Evangelium und that den feier-
lichen Schwur, daß er ihnen verzeihe; daß sein Herz rein fcy
von allen feindseligen Gesinnungen; daß er die Ermordung Ute
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Ladislaus_Corvinus Ladislaus Elisabeth_von
Hunyad Gabriel Capistrans
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Matthias C o r v i n n S.
König von Ungarn.
(?lls Fortsetzung zur Geschichte der Söhne Hunyads.)
Matthias erhielt bald die Kunde von seines Bruders schreck-
lichem Ende, und nun sah auch ec mit grossherziger Ergebung
jeden Augenblick den Nus zum Tode entgegen. Aber Anderes
hatte die Vorsehung über den verhängnisvollen Jüngling be-
schlossen. Obgleich der unversöhnliche Hass der Feinde des Hu-
nyad'schen Hauses die Vertilgung dieses ganzen Geschlechtes ver-
langte, so wollte der König hingegen den jüngeren Bruder lieber
im Kerker zurückhalten, um denselben gegen die ungarischen Großen
und der Eorvinec Mutter, deren Rache Alles gegen ihn zu be-
waffnen drohte, als Geisel zu gebrauchen. Auch stand wirklich
bald ein Bund gegen den König im Felde. Mehrere mächtige
Magnaten, die, weil sic zu laut der Corviner Unschuld vcrthei-
digt, zugleich mit diesen waren gefangen genommen worden, hat-
ten bald hernach sich wieder durch die Flucht gerettet. Andere
angesehene Freunde des Hauses Hunyad verliessen ebenfalls in
heimlicher Stille Ofen und hoben auf ihren Besitzungen eine
zahlreiche Mannschaft aus, um an deren Spitze Gcnugthuung
für ihre, durch Ladislaus Hunyads gesetzwidrige Hinrichtung
verletzten, Nativnalrcchte zu fordern. Michael S z i l a g y i,
Bruder der unglücklichen Elifabeth, war gleich nach erhaltener
Nachricht von seines Neffen Enthauptung mit einem Heere in
Siebenbürgen eingefallen, während Elisabeth noch überdies in
Ungarn, Böhmen und Polen aus ihren Mitteln zahlreiche Scha-
ren anwerben ließ, welche durch den Heldenmuth ihrer Führer
den bewaffneten Miethlingen des Regenten bald fürchterlich
wurden.
Das Gerücht dieser Anstalten drang schnell zu den Ohren
des Königs. Unfähig, durch eigene Einsicht das auflodernde
Feuer der Empörung zu dämpfen, berief er die Edcln des Reichs
zu einem Landtage nach Pesth. Nur seine Günstlinge erschienen
auf demselben; mehr, um die Besorgnisse ihres Gebieters zu ver-
größern, als ihn zu thätigcm Widerstande aufzumuntern. Die
Heere der Patrioten waren schon zu weit vorgedrungen. Die
Mehrzahl der Landstände, von der gerechten Sache der Corviner
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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viner abziehen, und die Aussicht, bei dieser Gelegenheit eine glän-
zende Rolle zu spielen, oder anszeichnende Beweise der königli-
chen Huld zu erlangen, den Anhang derselben bedeutend vermin-
dern; wenigstens möchten dadurch ihre siegenden Fortschritte auf
einige Zeit gehemmt, und den Schwächeren, die nur die erste
Hitze verführt hatte, Frist gegeben werden, zu ihrer Pflicht zu-
rückzukehren. Der Vorschlag des Palatinus fand Beifall. Aus
dem ungarischen, böhmischen und österreichischen Nitterstande ward
eine zahlreiche Gesandtschaft zur Abholung der königlichen Braut
ernannt, und auf das Andringen des Statthalters von Böhmen,
Georg, Baron von Kunstadt, (von seinem Stammorte
Podiebrad genannt) die Hauptstadt dieses Reichs zum Schau-
platze der Vermählungsfcicrlichkeiten bestimmt. — Allein mitten
unter den Vorbereitungen zu dieser Festlichkeit starb der König,
im kaum vollendeten achtzehnten Jahre, unerwartet zu Prag
(den 23. Nov. 1457), an eben dem Tage, an welchem er vor
einem Jahre Hunyads Söhnen in der Kirche zu Temeswar Ver-
zeihung geschworen hatte. Sein Tod erfolgte plötzlich nach einer
sechsunddrcißigstündigen Krankheit, aber die Ursache desselben
blieb zweifelhaft. Einige Geschichtschreiber nennen die Pest, an-
dere eine durch die Hussiten bewerkstelligte Vergiftung. Podie-
brads Feinde lassen ihn durch dessen und des huffitischcn Erz-
bischofs Rokyzan Hände gewaltsam ermorden. Die letztere Er-
zählung, wenngleich die unwahrscheinlichste, hat sich noch in
späteren Zeiten in Ungarn durch einen Gesang vom Könige Lasla
(Ladislaus) erhalten. Nach den glaubwürdigsten Quellen ist ec
von dem Fraulein van Nonow, des Königs Geliebte, welche
sich durch dessen Vermählung mit der französischen Königstochter
gekrankt fühlte, vermittelst eines mit Gift bestrichenen Apfels
getddtet.
Noch lag Ladislaus crblasit auf dem Sterbebette, als
Matthias Corvi nus unter starker Bedeckung in die könig-
liche Burg geführt wurde. Gleichzeitige ungarische Schriftsteller
erzählen, dass Georg Podiebrad ihn durch eine List nach
Böhmens Hauptstadt habe schaffen lassen, indem er dem ster-
benden Könige den Siegelring abgezogen, und einen schriftlichen
Befehl mit Aufdrückung desselben an den Schloßhauptmann zu
Wien habe ergehen lassen, Matthias nach Prag zu schicken.
Ein berühmter Zeitgenosse des Königs aber, Acucas Silvius,
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wurden, suchte, um es mit keiner Partei zu verderben, und
staatsklug der Kirche Vortheil berechnend, seine endliche Entschei-
dung möglichst zu verzögern. Beide Fürsten sollten Abgeordnete
nach Mantua zu einer, eines beabsichtigten Kreuzzuges wegen,
dorthin ausgeschriebenen Versammlung senden; hier wollte er
auch ihre Streitigkeiten durch seinen apostolischen Ausspruch ent-
scheiden.
Aber weder Friedrich, noch Matthias war geneigt, diese
Entscheidung abzuwarten; Beide rüsteten sich zum Kampfe. Auf
des Kaisers Befehl zogen 5000 Deutsche, um sich mit dem Heere
der Mißvergnügten zu vereinigen, nach Ungarn. Anfangs erhielten
diese einige bedeutende Vortheile; Matthias Klugheit indes; wußte
Gara nebst den meisten der übrigen, auf des Kaisers Seite ste-
henden, ungarischen Großen durch versprochene Ehrenstetten und
Belohnungen wieder für sich zu gewinnen, und da hierauf die
Oesterreichcr bei Pinkafeld geschlagen wurden, so kam bald ein
Waffenstillstand zu Stande. Szilagyi, bei Matthias Thronbestei-
gung von den Ständen zum Statthalter des Reichs ernannt-,
ward, weil er sich, beim Beginn der Feindseligkeiten, des Königs
Planen widersetzt hatte, von diesem, zwar höchst undankbar, aber
durch höhere Rücksichten gedrängt,, dieser Würde wieder beraubt
und gefangen nach einem festen Schlosse an der türkischen Grenze
geführt. — Ueberhäuft von Sorgen und Geschäften,, schien Mat-
thias seines Oheims und Wohlthäters gänzlich vergessen zu ha-
den; Grund genug für die Feinde des würdigen Mannes, sie in
dem Glauben zu bestärken, nun sey der Augenblick da, sein Un-
glück und ihr verbrecherisches Vorhaben sicher vollenden zu können»
Unter dem Namen des Königs erhielt der Befehlshaber des Schlos-
ses die Weisung, den Unschuldigen enthaupten zu lassen. Man
hatte jedoch llrsache gefunden, zu glauben, es sey solche ohne des
Monarchen Vorwissen ausgefertigct worden und der Befehls-
haber selbst kannte Szilagyi's Rechtschaffenheit, wie die Ränke
des Hofes zu gut, als daß er blindlings hatte gehorchen sollen.
Er übergab die Veste einem bewährten Freunde und reichte, den
Mordbefehl dem Könige vorzulegen, nach Ofen, entschlossen, im
Falle dieser die Vollziehung desselben verlange, feinem Amte zu
entsagen. Während seiner Abwesenheit jedoch ersann ein alter
Koch des Szilagyi ein Mittel zu dessen Befreiung. Einverstanden
mit drei andern Dienern seines Herrn sammelte er Ln blindem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Matthias Matthias Matthias_Thronbestei-
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Tage genommen, und Meister dieses Passes, drang er nun ohne
weiteren Widerstand als Herrscher in die Provinz.
Aller Feindseligkeiten war nun ein Ende. Zwar hatte der
Kaiser von den Neichsstandcn einige Hülfsvölker erlangt, und Al-
bert der Beherzte, Herzog von Sachsen, der auch die seinigen
ihm zugeführt, war als des Kaisers Fcldhauptmann in Oesterreich
eingerückt. Jedoch bald sich überzeugend, seinen Gegner der bereits
errungenen Vortheile nicht so leicht wieder berauben zu können,
fand dieser für zuträglicher, in seinem und des Kaisers Namen
mit dem Sieger einen Vertrag zu schließen. Aus persönlicher
Achtung für den Herzog, den Matthias oftmals für den ,,einzigen
Mann in Deutschland" erklärt hatte, ging jener, bis Friedrich
mit seinem Sohne Maximilian wieder in Linz würde angekommen
seyn, den Vergleich vorläufig ein. —
Sehr verfallen war seit kurzem des Königs Gesundheit; mit
dem Podagra ergriff ihn eine solche Schwäche, daß er nicht mehr
aufrecht stehen konnte. In oer Hoffnung nun, seine Entkräf-
tung würde ihn friedliebender gemacht haben, verlangte Friedrich
die Abtretung Oesterreichs unentgcldlich von seiner Großmuth.
Matthias aber, immer noch den männlich festen Geist bewahrend,
erklärte sich nur dazu bereit gegen die Summe von ?oo,ooo Du-
katen. Maximilian, der weit mehr vom Character des Gegners
seiires Vaters, als von dem des Letzteren selbst besaß, trat als
Mittler zwischen sic; Beiden rieth er, von ihren Ansprüchen etwas
fahren zu lassen. Matthias belohnte die bescheidene Klugheit des
Kaisersohncs königlich. Er übersendete ihm vierhundert Eimer
vom besten Ungarwein, eben so viele Ochsen und zwölf taufend
Ducaten zum Geschenke. Friedrich dagegen warf auf seinen Sohn
den Verdacht des Hochvcrraths, verbot ihm den Zutritt und alle
ferneren llntcrhandlungcn wurden abgebrochen. —
Matthias reifte, um seiner dahinschwindcnden Lebenskraft
einige Augenblicke der Erholung zu gönnen, nach Ofen, ließ sich
aber gleich zu Anfänge des Jahres 1490 wieder zurück nach Wien
führen. Acrzte und Sterndeuter kündigten ihm an, es wäre das
letzte Mal seines Lebens, und er, weiter selbst fühlte, das Ende des-
selben sey nicht fern mehr, fuhr um so eifriger fort, die ihm noch
übrige kurze Frist seines Daseyns für die Zukunft möglichst frucht-
bar zu machen, vorzüglich aber das zukünftige Wohl seines na-
türlichen Sohnes zu sichern (seine beiden Ehen waren kinderlos
!
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Matthias Maximilian Maximilian Matthias Friedrich Matthias
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Oesterreich Deutschland Linz Oesterreichs Wien
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ihm dm dadurch erlittenen Schaden zu ersetzen, und endigte damit,
daß er Kaufungcn die verlangte Entschädigung bestimmt abschlug.
„Ist das euere letzte Erklärung, Churfürst Friedrich?" fragte
der Ritter und trat dem Fürsten näher. „Meine letzte, festste-
hende Erklärung!" crwiederte dieser. „Gut — war Kunzens
stolze Antwort — dann seh' ich mich genöthiget, auf Rache zu
denken!"
Mit diesen Worten wendete er sich um, den Garten zu ver-
lassen. — Unerklärbar bleibt es, wie ein sonst weiser Fürst
gerade hier so schwach handeln konnte, den also drohenden Frev-
ler ungehindert gehen zu lassen, — noch uncrklärbarer, wie er sich
selbst so tief hcrabsetzcn konnte, seine Verlegenheit unter einem
unwürdigen Scherze zu verbergen und dem Davoneilenden nach-
zurufen: „Hört, Ritter Kaufungcn, wenn ihr euch ja rächen
wollt, so verbrennt wenigstens diefische in meinem Teiche nicht!"—
Die um den Fürsten stehenden Höflinge hielten sich verpflichtet,
denselben für den, ihm durch die Unterredung verursachten, sicht-
lichen Verdrliß zu entschädigen — und laut belachten sie einen
Einfall, den Kaufungen mit kochendem Blute, mit geballter Faust
anhörte; wüthend und durch den Spott ganz außer sich gesetzt,
verließ dieser das Schloß.
Kunz , ohne eines eigentlichen Zwecks, ohne einer bestimmten
Absicht sich bewußt zu seyn, eilte aus Altcnburgs Thoren. Al-
les, was er zu fühlen vermochte, war glühende Rachbegicr; sein
feststehender Entschluß, bei ihrer Befriedigung nichts, nicht des
Interesses seiner Familie, nicht der eigenen Ehre, nicht des eige-
nen Lebens zu achten. So viel Besonnenheit jedoch war ihm
geblieben, daß er, geleitet von einem gewissen Gefühle des Stol-
zes, kein gemeines, von jedem Mörder oder Mordbrenner zu lei-
stendes Verbrechen ausüben wollte; die That sollte das Gepräge
des Außerordentlichen, des Großen tragen. In dem Glauben,
an Ort und Stelle um so eher einen -Plan entwerfen zu können,
kehrte er am dritten Tage zur churfürstlichen Residenz zurück und
durchstrich oft die Ilmgegend des Schlosses. Hier war cs, wo
er eines Abends dem ältesten Sohne des Churfürsten, dem Prin-
zen Ernst begegnete, und plötzlich drängte sich ihm der Gedanke
auf, den Hülflosen zu entführen und ihn so lange versteckt zu
halten, bis der Vater ihm seine Forderungen bewillige. Er würde
seinen Vorsatz auf der Stelle ausgcführt haben, wäre ihm für
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ritter_Kaufungcn Kunz Ernst
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zu. Bald tönte ihnen hier das Jammern der Frauen entgegen.
Einige durch die alte Kammerfrau aus dem Schlafe aufge-
schreckte Diener waren eben beschäftigt, die Anwürfe von den
Thüren loszubrechen. Als sie endlich geöffnet, eilte der Kanzler
nebst mehreren Hoflcutcn in das Gemach der Churfürstin. Der
Schmerz derselben überstieg alle Schranken; todtenbleich faß
sie auf einem Ruhebette, große Thranentropfen stürzten aus ih-
ren starren Augen. Mit Mühe gewann sie so viel Geistesgegen-
wart, daß sie den Befehl ertheilcn konnte, Bolen mit der
Schreckensnachricht an ihren Gemahl nach Leipzig zu senden.
Kaum dämmerte der Morgen, so versammelten sich weinend und
wehklagend die Bewohner der Stadt haufenweis um das Schloß,
die Strickleiter zu sehen, die noch cm dem verhängnisvollen Fen-
ster hing, und dadurch noch mehr erschüttert, verlebte Margaretha
den schrecklichsten Tag ihres Lebens, unter tausend O-ualcn in
der Mitte ihrer Hofdamen. Doch noch vor Mitternacht langte
der Bote des Amthauptmanns aus Zwickau mit der Nachricht
von des Prinzen Albert Befreiung an. Den Brief in der Hand
sank die fürstliche Mutter auf die Knie; ihre Hände falteten sich,
ein heißes Dankgebet entströmte ihren Lippen. Aber nocb bangte
ihre Brust für den ihr nicht minder thcuren Ernst, und schlaflos
brachte sie die Nacht meist mit Beten zu.
Der folgende Tag gewährte wieder ein eignes Schauspiel.
Es war bekannt geworden, daß der Prinz mit seinem Netter noch
den Vormittag erwartet werde. Da strömten Haufen auf Hau-
fen aus dem Thore nach Zwickau zu, die ganze Straße deckte ein
Meuschcnzug. Das gcfammte Hofperfonal, festlich geschmückt,
begab sich, die Churfürstin in der Mitte, ebenfalls vor die Stadt.
Bald auch erschallte weit her durch die Ebene Jubolruf, erst schwach
aus ider Ferne, dann allmälig näher und immer näher, bis er
zuletzt, als die Heißerfchntcn nun heranzogcu, tausendstimmig die
Lüfte erfüllte. Der dem Zuge voranschrcitende Köhler Schmid
dankte durch Kopfnicken gerührt den sich zu ihm Hcrandrangcn-
den; man streute ihm Zweige und Blumen, drückte ihm die
Hände und benannte ihn mit den schmeichelhaftesten Namen.
Dicht hinter dem Köhler ritt Prinz Albert und auf. ihn folgten
die begleitenden Ritter, denen sich endlich die zahllose Masse des
Volkes anschloß. Sobald Albert seiner Mutter ansichtig ward,
sprengte er rasch auf sie zu, schwang sich vom Pferde und sic!
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Extrahierte Personennamen: Margaretha Albert Ernst Köhler_Schmid Albert
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———^ipl
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weder Bedenklichkeit, noch Furcht und nahm heiter von seinem
Wirthe Abschied, um sich in seine Wohnung, die Citadclle von
Peronne zu begeben. Als er, gefolgt von den Kämmerlingen und
Hoffourrieren des Herzogs, an die zu ihr führende Zugbrücke
gelangte, welche sich über einen ungewöhnlich breiten und tiefen
Graben hinzog, stieg er vom Pferde, sah die daran wachcbal-
tenden zahlreichen Bogenschützen und anderen Bewaffneten scharf
an und äußerte gegen den Grafen d'argcnton"), der ihn nebst
noch mehreren burgundischen Edeln begleitete: „sie tragen Andreas-
Kreuze, aber nicht die meiner schottischen Bogenschützen." „2hr
werdet sie aber eben so bereit finden, Sire, in Eurer Verthci-
digung das Leben zu wagen" — sagte d'argenton, dessen feines
Ohr in dem Tone des Königes einen Anklang entdeckt hatte, den
Ludwig selbst gewiß nicht gerne hätte merken kaffen; „sie tragen
Andreas-Kreuze — fuhr jener fort — als einen Theil der Kette
des goldenen Vließes, des Ordens des Herzogs von Burgund."
„Das ist mir wohl bekannt" — sagte der König und zeigte
auf die Ordenskette, welche er selbst aus Artigkeit gegen seinen
Wirth trug — verbat sich hierauf die weitere Begleitung der
burgundischen Herren und stand, als diese sich entfernt hatten,
mit Einigen von seiner Umgebung unter dem Bogengänge des
inneren Hofes, trüben Blickes den Ungeheuern Thurm anschaucnd,
welcher eine der Ecken des Gebäudes cinnahm und in der That
das Gefängniß des Schlosses war. Die dunkeln Mauern dieses
großen, festen Werkes, welches sich, wie behauptet wird, noch
aus den Zeiten Karls des Großen herschrieb, waren von furcht-
barer Dicke, die Fenster sehr klein und mjt Eisengittern versehen;
cs warf die ungeheure Masse dieses Baues einen düstern, abcn-
Ihcucrlichen Schatten über den ganzen Hofraum.
„Da soll ich doch nicht wohnen?" — sagte der König,
auf den Thurm deutend, nicht ohne einen leisen, ahnungsvollen
Schauder. — „Nein, behüte der Himmel! — crwicderte der
graue Seneschall, der ihm mit unbedecktem Haupte zur Seite
ging — Eurer Majestät Gemächer sind in diesem niedrigen Gebäude
zubereitet — dieselben, worin König Johann zwei Nächte vor der
^ ‘ "lmtcr in der Geschichte als Annalist seiner Zeit, unter dem schon
tle gedachten Namen Com mine 6. Er war damals Vertrauter
des Herzogs Kacl des Kühnen und einer seiner geachtetstcn Räthc.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Wirth Karls König_Johann Johann
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*- 138 —
furchtbarer Stimme: „Schließt die Thürcn der Halle — macht
die Fenster zu — laßt keinen Fremden sich von seinem Sitze erhe-
den, bei Strafe des augenblicklichen Todes!" Dann gegen Lud-
wig sich wendend, legte er seine Hand langsam und besonnen
an den Griff feiner Waffe, indcß der König, weder Furcht zei-
gend, noch eine vertheidigende Stellung annehmcnd, bloß sagte:
„Diese Nachrichten, theurer Vetter, haben Euern Verstand gänz-
lich umnebelt. „Nein — versetzte der Herzog mit einem furcht-
baren Tone — sie haben nur eine gerechte Rache erweckt. Gift-
mischer! Empörer gegen deinen Vater, Tyrann deiner Untertha-
nen, verrätherischer Bundesgenosse, meineidiger König, entehrter
Edelmann! Du bist in meiner Gewalt, und ich danke Gott dafür."
Doch noch zögerte der Herzog, männlichen Sinnes, seine
Waffe gegen einen Feind zu ziehen, der keine Art von Widerstand
darbot, welche nur irgend zur Gewaltthat hatte auffordern können.
Untcrdeffcn verbreitete sich in der Halle eine allgemeine Verwir-
rung. Die französischen Edeln waren, sobald Karl seine drohende
Stellung angenommen hatte, von ihren Sitzen aufgesprungen,
sich anschickcnd zur Vertheidigung ihres Monarchen. Der Herzog,
die Hand am Schwerte, schien entschlossen, das Signal zu einem
allgemeinen Angriffe zu geben, welcher nothwendig mit Ermordung
des schwächeren Theiles sich hätte enden müssen. In diesem Augen-
blicke aber drängte sich der Graf von Crevecoeur, welcher bei des
Herzoges Hofstaate die Stelle eines Marschalls bekleidete, bis
zwischen seinen Herrn und den Gegenstand seiner Rache, um jenen,
wo möglich, von einer Gcwaltthatigkeit abzuhalten.
„Mein Lehnsherr — sagte er — bedenkt, was Ihr thut,
dies ist Eure Halle! Ihr feyd des Königes Vasall! Verspritzet
nicht das Blut Eures Gastes an Euerm Heerde; um der Ehre
Eures Hauses willen, rächt nicht eine verrätherische That durch
einen noch abscheulicheren Mord." — Der Herzog, von dieser
Rede ergriffen, stand noch eine geraume Zeit, die Augen starr
auf den Boden geheftet da und sagte dann mit bitterem Spotte:
„Ihr habt Recht, Crevecoeur! Die Ehre fordert, daß wir unsere
Verpflichtungen gegen diesen großen König, unfern geehrten Gast,
nicht so schnell aus den Augen setzen, als wir in unserm hefti-
gen Zorn Anfangs bcschloffcn hatten. Wir wollen so handeln,
daß ganz Europa die Gerechtigkeit unseres Verfahrens anerkennen
soll!" — Hierauf gebot er den anwesenden französischen Edeln,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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mit Fackeln einen sangen gekrümmten Gang voraus, an dessen
Ende sich eine rohe Treppe erhob, die durch eine mit Eisen
beschlagene Pforte in die große Halle des Gefängnisses führte,
und an dem oberen Ende von dieser wieder öffnete man eine
kleine Thür, die als Eingang in das für Ludwig bestimmte
Schlafgemaeh führte. Nachdem hier Ereveeoeur dem Könige
bemerklich gemacht, wie es des Herzoges ausdrücklicher Befehl
sey, daß Niemand von seiner Umgebung die Halle verlasse, nahm
er mit den übrigen burgundischen Herren seine Beurlaubung und
ließ Ludwig unter der schrecklichsten Befürchtung alles dessen,
was das zornerfüllte Gemüth seines übermächtigen Vasallen sich
versucht fühlen möchte, in diesem geheimen Schlupfwinkel des
Despotismus gegen ihn zu verüben, in einer sich selbst gewählten
Gesellschaft allein, welche so durchaus originell war, daß deren
Mitglieder wohl verdienen, lster näher bezeichnet zu werden.
Der erste derselben war der berüchtigte Barbier und Kammerdiener
des Monarchen, Oliver Dain, auch Oliver le mauvais (der
Böse, Gefährliche) und Oliver le viable (der Teufel) genannt —
alles Beiwörter, von der rücksichtlosen Verschmitztheit entlehnt,
womit er die Ausführung der Plane von seines Herrn vielfach
verschlungener Politik zu unterstützen pflegte. Ferner der damals
sehr berühmte Astrolog, Poet und Philosoph, Galeotti Mar-
tins oder Martivalle aus Narni in Italien, der Gegen-
stand allgemeiner Verehrung seines Zeitalters. Ec hatte früher
lange Zeit gelebt am Hofe Matthias Corvinas, dem er gewisser-
maßen durch Ludwig war listigerweise abtrünnig gemacht worden,
indem er den ungarischen Monarchen um die Gesellschaft und
die Nathschläge eines Weifen beneidete, welchem man eine ganz
vorzügliche Geschicklichkeit in Enthüllung der Beschlüsse des Him-
mels zutraute, tlnb dann noch der schon früher genannte Hen-
kershauptmann Tristan l'hermit, nebst zwei von dessen Leuten.
War die Nacht, welche Ludwig hierauf zubrachte, sorgen-
voll ängstlich und unruhig, so war es noch mehr die, welche der
Herzog von Burgund durchlebte; denn dieser besaß keineöweges
dieselbe Herrschaft über seine Leidenschaften und gestattete ihnen
fast immer einen freien Einfluß auf feine Handlungen. — Der
Sitte an seinem Hofe gemäß, theilten zwei seiner vornehmensten
Näthe seine Schlafstätte; allein ihre Gegenwart war nie noth-
wendiger, als in dieser Nacht, wo das Gemüth des Herzoges,
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Oliver_Dain Oliver_le_mauvais Oliver_le Matthias_Corvinas Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig