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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 49

1910 - Berlin : Salle
Bartholomäusnacht. 49 sich in ehrlichem Frieden zu vertragen und als Franzosen zu fühlen hätten. Im Jahre 1571 begab er sich an den Hof, vom König aufs herzlichste begrüßt, von Katharina umarmt, von beiden mit Ehrem bezeugungen überhäuft. König Karl Ix. Der junge, nunmehr zwanzigjährige Jüng- ling war schwächlich, aber von Haus aus gut geartet, zu einer Heuchler- rolle unfähig. Die in ihrem fieberhaften Ehrgeiz befangene und trotz aller Verschlagenheit kurzsichtige Katharina tat alles, um den jungen König in kindischen Tändeleien und unwürdigen Kleinigkeiten festzuhalten; ja nicht einmal die notwendige geistige Ausbildung wurde ihm zuteil. Denn von einem geistig reifen Sohne fürchtete Katharina sich in ihrer Stellung als Regentin bedroht, und mit Schrecken sah sie, daß Coligny Einfluß auf die Seele des Jünglings gewann, daß er edle Triebe in ihm weckte, das Feuer der Begeisterung in ihm entfachte, indem er die Unterstützung der protestantischen Niederländer gegen das fanatische Spanien als eine nationale Pflicht hinstellte. Karl hing so an Coligny, daß er ihn „Väterchen" nannte. In diesem innigen Verhältnis zwischen beiden ist wohl der eigentliche Keim der schrecklichen Bartholomäusnacht zu suchen, deren Greuel nicht von langer Hand vorbereitet waren. Bei ihrer Wandelbarkeit war Katharina wohl entschlossen gewesen, mit den Hugenotten Frieden zu schließen. Aber sür die Calvinisten wollte sie nicht gearbeitet haben, jedenfalls nicht die Macht über den Sohn ver- lieren. Der Admiral, der zu einem Kriege gegen Spanien anfeuerte, mußte beseitigt werden. Ein Mordanschlag aus ihn mißlang, und der König schickte ihm eine Sicherheitswache von 50 Mann vors Haus. Da reifte in der Seele Katharinas und ihrer fanatischen Ratgeber eine Bluttat großen Stils, zu der der schwache König seine Einwilligung gab, weil man ihm vorgespiegelt hatte, eine hugenottische Verschwörung bedrohe sein Leben und die ganze Dynastie. Der Tag der Vermählungsfeier Heinrichs von Navarra- Bourbon mit der Schwester des Königs, Margarete von Valois, sollte zur Ausführung des Planes benutzt werden. Zu dem Fest ihres Führers waren die Hugenotten scharenweise nach Paris geströmt. In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1572 wurden auf ein gegebenes Zeichen die hugenottischen Gäste in ihren Quartieren überfallen. Coligny wurde von einer Bande unter der persönlichen Leitung des Herzogs Heinrich von Guise niedergemacht. Heinrich von Navarra rettete sich durch einen Scheinübertritt zur katholischen Kirche. In Paris hat die Bartholomäusnacht oder die Bluthochzeit an 2000, in den Provinzen an 20000 Opfer gefordert. Mensch, Weltgeschichte iv. 4

2. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 54

1910 - Berlin : Salle
Die Reformation in England. Mit Heinrich Vii. kam das Haus Tudor in England zur Regierung, von 1485 bis 1603. Heinrich, Graf Richmond aus dem Hause Lancaster hatte den blutigen'krieg zwischen der „roten und weißen Rose", den Häusern Lancaster und Aork, den Shakespeare in seinen „englischen Königsdramen" in einer Reihe lebensvoller Einzel- bilder uns plastisch vor Augen führt, glücklich beendet und durch seine Regierung geordnete Zustände und eine starke Königsmacht geschaffen. Da sein ältester Sohn Artur noch vor ihm starb, folgte ihm sein zweiter Sohn Heinrich Viii., ein Herrscher, unter dem, aus rein äußerlichen Gründen, die Reformation in England Eingang fand, eigentlich mehr eine „Loslösung von Rom" als eine Wieder- geburt der Kirche. Heiurich Viii. hatte die Witwe seines älteren Bruders geheiratet: Katharina von Aragon, eine Schwester der Mutter Karls V. Die Kirche hatte die Verbindung gesegnet. Zwanzig Jahre hatte diese Ehe zu Recht bestanden. Eine Tochter, die spätere „Maria die Katholische", war ihr entsprossen. Da läßt die leiden- schaftliche Zuneigung des Königs zu einer schönen Hofdame Anna Boleyn ihn die Scheidung von seiner ersten Gemahlin anstreben, angeblich aus Gewissensgründen, der nahen Verwandtschaft halber. Bisher hatte Heinrich sich mit dem Papst sehr gut gestanden, von ihm sogar wegen einer Streitschrift gegen Luther den Titel eines „Verteidigers des Glaubens" erhalten. Der Papst war anfänglich auch nicht abgeneigt, während des Streites mit dem Deutschen Kaiser Karl V., dessen Tante die englische Königin war, den Wünschen des Königs bezüglich der Scheidung geneigtes Ohr zu schenken. Dann aber änderte sich die politische Lage. Rom gab die Erlaubnis zur Ehescheidung nicht. Und nun setzte sie König Heinrich auf eigene Hand durch und ließ durch Thomas Cranmer, einen fein- gebildeten Geistlichen, aber einen vorsichtigen, geschmeidigen Höfling, den er zum Erzbischof von Canterbury erhob, Anna Boleyn zur

3. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 55

1910 - Berlin : Salle
Heinrich Viii. und seine Regierung. oo Königin von England krönen. Die verstoßene Katharina wurde in ein Kloster gesperrt. Die neue Kirchenverfassung. Mit Zustimmung des Parlaments veröffentlichte Heinrich das Gesetz, „daß der König auf Erden für das alleinige Oberhaupt der Kirche Englands angenommen und gehalten werde." (Supremats- akte). An die Stelle des päpstlichen Primats war das königliche getreten. Höhere Ziele lagen der Abänderung nicht zugrunde. An der Verfassung und dem Lehrgebäude der Kirche wurde nichts Wesent- liches geändert. Aber die zahlreichen Klöster wurden gewaltsam auf- gelöst, die Mönche und Nonnen kaum vor Hunger geschützt, die reichen Klostergüter teils der Krone verliehen, teils an Höflinge verschenkt. In Verbindung mit Cranmer leitete eine andere dienstfertige Kreatur, Thomas Cromwell, der die Würde eines Großsiegelbewahrers erhielt, die Durchführung dieser kirchlichen Neuerungen. Andere Willkürakte des Königs. Der ehrgeizige Kardinal Wolsey, der sich im Geiste schon auf dem Stuhl Petri gesehen, starb, weil er die Ehescheidungsangelegenheit nicht eifrig genug betrieben hatte, in Ungnade. Der geistreiche Kanzler Thomas Moore, der übrigens früher dem König in den Ketzer- Hinrichtungen tapfer beigestimmt hatte, verfiel, weil er auch schließlich zu opponieren wagte, dem Schafott. Thomas Moore ist der Verfasser eines interessanten Werkes, dessen Ausschrift „Utopia" (Nirgendheim) einer ganzen Gattung den Namen gegeben hat. Bis zur Stunde versteht man unter „Utopien" die Schilderung und Vergegenwärtigung solcher Zustände, die im Gebiet der Träume und Wünsche liegen. „Utopia" von Thomas Morus bringt in halb romanhafter Form die Schilderung eines menschlichen Gemeinwesens, in welchem durch die natürlichen menschlichen Tugenden ein Zustand der Gleichheit, Brüder- lichkeit und Freiheit erreicht wird. Morus gehörte zu den Vertretern des englischen Humanismus. Heinrich Viii. und seine Frauen. Anna Boleyn, um deretwillen die Scheidung von der spanischen Katharina betrieben worden war, sollte sich nicht lange ihrer könig- lichen Stellung erfreuen. Eine neue Liebe beschäftigte das Herz des sinnlichen Königs. Auf die ungerechtfertigte Beschuldigung der Untreue

4. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 56

1910 - Berlin : Salle
56 Tic Reformation in England. hin ward Anna Boleyn enthauptet und ihre Ehe von Cranmer für ungültig erklärt. Die dritte Gemahlin des Königs, die junge, sanfte Johanna Seymour, starb wenige Tage nach der Geburt ihres schwächlichen Sohnes Eduard. Durch ein Porträt des Malers Holbein und durch Zureden Cromwells ließ Heinrich sich dann bestimmen, um eine deutsche Fürstentochter, Anna von Kleve, zu werben. Aber als sie nach England kam, gefielen weder ihre Erscheinung, noch ihr Wesen dem wählerischen Könige. Ein nichtiger Vorwand zur Ehescheidung wurde schnell gefunden, woran sich Cromwells Sturz und Enthauptung schlössen. Die fünfte Gemahlin, Katharina Howard, blieb ihrem früheren Geliebten auch nach ihrer Erhebung zur Königin treu und büßte ihre Unvorsichtigkeit mit dem Tode auf dem Schaffott. Tie letzte Frau des Königs. Katharina Parr, sehr der lutherischen Lehre zugetan, verdankte es nur ihrer großen Klugheit, daß sie das Schicksal ihrer Vorgängerinnen nicht teilte. Alle Regierungsakte des Königs wurden durch Laune und Will- kür eingegeben. Noch auf dem Sterbebett erteilte er den Befehl zur Hinrichtung des katholisch gesinnten Herzogs von Norfolk und seines ritterlichen Sohnes, des Grafen von Surrey 1547. Eduard Tl und die Einführung des Protestantismus in England 1547—1553. An den zehnjährigen Knaben, den Sohn der Johanna Seymour, drängte sich die Familie heran, um in seinem Namen zu regieren. Eduard Vi. zeigte eiu gutgeartetes Wesen, das an die herrische, ge- walttätige Tudornatur in nichts erinnerte. Sein Oheim, der Herzog von Somerset, leitete anfangs die Vormundschaft, bis er von einer Gegenpartei verdrängt wurde. Der junge König war von Cranmer ganz für den Protestantismus gewonnen worden und zeigte bei all seiner Jugend eine warme Begeisterung und frühreifes Verständnis für die neue Lehre. Unter ihm wurde der gesamte Gottesdienst nach dem Vorbild der Lehre Luthers und Zwinglis, unter Beibehaltung des königlichen Supremats, umgestaltet. Dem jungen und schwächlichen König war kein langes Leben bestimmt. Kurz vor seinem Ende ließ er sich bereden, seine beiden Schwestern Maria und Elisabeth von der Erbfolge auszuschließen, weil die Ehe ihrer Mutter für ungültig er- klärt worden sei. An ihrer Statt bestimmte er als Nachfolgerin die Urenkelin des ersten Tudors, Johanna Gray. Diese, eine sehr angenehme, liebens- würdige Persönlichkeit, war in den Schriften des griechischen Philosophen

5. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 76

1910 - Berlin : Salle
76 Der Dreißigjährige Krieg. Kindes Statt an und übertrug ihm 1617 die Erbfolge in Böhmen und bald darauf auch in Ungarn. Diesem schien die Nachfolge im Kaisertum gewiß. Er hatte zwar den Majestätsbrief Kaiser Rudolfs beschwören müssen, aber sehr bald begannen durch ihn die Unter- drückungen der böhmischen Prorestanten. Schon während der Regierung Rudolfs Ii. hatten sich die zwei bewaffneten Bündnisse: die katholische Liga und die protestantische Union gebildet. An der Spitze der Protestanten stand Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Liga war der tapfere Kurfürst Maximilian von Bayern, der sich mit Spanien verbündete, während die Union den Beistand Frankreichs und Hollands gewann. Der böhmisch-pfälzische Krieg (1618—1626). Der Unwille der Protestanten über die Unterdrückung ihrer religiösen Rechte kam zuerst in Böhmen zum Ausdruck. In den Städten Kloster-Grab und Braunau hatten sich die Protestanten Kirchen erbaut, die Katholiken wollten das nicht dulden, weil, wie sie behaupteten, nur der Herren- und Ritterstand und die königlichen Städte Religionsfreiheit genössen. Die Streitfrage kam vor den Kaiser Matthias, der sie zugunsten der Katholiken entschied. Die zwei protestantischen Kirchen wurden geschlossen, die zu Kloster-Grab sogar zerstört, und mehrere Bürger mit Gefängnis bestraft. Da man das Verhalten des Kaisers auf den Einfluß zweier katholischer Berater, der Grafen Martinitz und Slavata zurückführte, so veranlagten die Führer der Protestanten, an der Spitze der tapfere und allgemein beliebte Graf Mathias von Thurn, einen Volkszug in das Präger- Schloß und ließen jene beiden, mitsamt ihrem Geheimschreiber Fabrieius, nach böhmischer Sitte durch ein Fenster des Schlosses in den 66 Fuß tiefer liegenden Graben hinabstürzen (der „Prager Fenstersturz"). Doch der Fall tötete sie nicht. Slavata erlitt nur eine leichte Kopf- wunde, und Martinitz entkam mit dem Schreiber. Der Aufstand. Diese Gewalttat war das Signal zum offenen Aufstand, der sich sehr rasch von Böhmen aus auch über Schlesien, Mähren und Ungarn verbreitete. Der schwache Kaiser Matthias hätte jetzt gerne den Weg der Nachgiebigkeit eingeschlagen, aber die Jesuiten und ihr Zögling und Werkzeug, der bigotte König Ferdinand, wollten davon nichts wissen und nötigten den Kaiser, das Kriegsglück zu ver- suchen. Bald schallte die Werbetrommel durch ganz Deutschland. Die Sache der Protestanten stand im Anfange gut. Der kriegserfahrene Graf Ernst von Mansfeld brachte im Auftrage von Kurpfalz den Böhmen viertausend Mann.

6. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 135

1910 - Berlin : Salle
Der Nordische Krieg. (1700—1721.) Die Regierungszeit Friedrich Wilhelms war für Europa kriege- risch bewegt, aber der König war, trotz seiner Vorliebe für den Soldatenstand, persönlich friedliebend und wollte seinem Volke so lange als möglich die Segnungen des Friedens erhalten, so daß er jeder ernsten Verwicklung aus dem Wege ging. In seinen Tagen entstand wohl die Redensart: „So schnell schießen die Preußen nicht.". Als er zur Regierung kam, ging der spanische Erbfolgekrieg zu Ende, und durch den Frieden zu Utrecht, in welchem Preußen einen Teil des Ober- quartiers Geldern (südlich von Kleve) erwarb und die Bestätigung der neuen Königswürde erhielt, bekam er den nötigen Spielraum, sich am nordischen Kriege zu beteiligen. Dieser führt seinen Namen daher, weil er zwischen den nord- europäischen Mächten: Schweden, Dänemark, Polen und Ruß- land ausgefochten wurde. Letzteres gewinnt erst mit diesem Kriege ein geschichtliches Interesse. Bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts galt Rußland noch für ein barbarisches Land, dessen Bewohner Fürsten gehorchten, die den Titel Zar führten, d. h. „Kaiser", als Rechts- Nachfolger der römischen Cäsaren. Die Machtstellung der Russen be- gründete Peter der Große (1689—1725), welcher zuerst den Versuch unternahm, bei seinem Volke die Anfänge europäischer Kultur einzu- führen. Er war der jüngste von drei Söhnen des Zaren Alexei. Der ältere, Feodor, der schon 1682 starb, hatte mit Umgehung seines kränklichen Bruders Iwan, den talentvollen Peter zum Nachfolger bestellt. Aber die herrschsüchtige Schwester Sophie, welche während der Minderjährigkeit der Brüder Regentin war, brachte es mittels des Beistandes der russischen Kerntruppe, der Strelitzen, dahin, daß Iwan und Peter als Zaren ausgerufen wurden. Unter der Leitung des Schweizers Le Fort wuchs Peter in einem Dorfe unweit Moskau zu einem vielversprechenden Jüngling heran. Eine kleine Kriegsschar von fünfzig Kameraden, unter denen er selbst diente, hatte er sich nach europäischem Muster errichtet; sie war die Pflanzschule der russischen

7. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 136

1910 - Berlin : Salle
136 Der Nordische Krieg. Garde, welche später die Strelitzen stürzen half. Anfangs hatte Sophie diese Kriegsübungen als ein harmloses Kinderspiel angesehen. Bald aber schöpfte sie Verdacht und entwarf sogar einen Plan zur Ermordung des Prinzen. Allein der Plan wurde verraten, und Sophie in ein Kloster geschickt. Um diese Zeit, 1689, starb auch Iwan, und Peter wurde nun Alleinherrscher. Nachdem er eine neue Verschwörung seiner Schwester Sophie vereitelt hatte, machte er eine Reise ins Ausland, in der Absicht, die Regierungskunst und besonders das Seewesen gründlich zu erlernen. Über Deutschland reiste er nach Holland. Amsterdam war für ihn eine neue Welt. Das Gewühl der Kaufleute, der Schiffer und Matrosen, die Schleusen, Dämme, Ma- schinen, alles erfüllte den jungen Zar mit freudigem Erstaunen. Um nicht erkannt zu werden, trug er die Kleidung eines holländischen Schiffzimmermannes und war vom frühen Morgen bis zum späten Abend beschäftigt, mit allen Merkwürdigkeiten der Stadt sich bekannt zu machen. Von Amsterdam setzte er nach dem nahe gelegenen Dorfe Saardam über, dem Sitze des holländischen Schiffbaues. Hier erschien er als gemeiner Russe und ließ sich unter dem Namen Peter Michailow in die Lifte der Werkleute eintragen. Noch lange zeigte man zu Saar- dam die Hütte, die er bewohnte. Seine Mitgesellen nannten ihn nicht anders als Peter Baas, d. i. Meister Peter. Als solcher kam er alle Morgen mit dem Beile in der Hand auf die Schiffswerft und arbeitete. Nach siebenwöchentlichem Aufenthalte kehrte er nach Amsterdam zurück und reiste dann nach England. Hier sowohl wie in Holland besuchte er fleißig die Werkstätten der Künstler und Handwerker. Mehrere tüchtige Männer, insbesondere erfahrene See- leute, nahm er in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dann reiste er über Dresden nach Wien und wollte eben weiter nach Italien reisen, als er die Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen erhielt. Ergrimmt eilte er durch Polen nach Moskau zu- rück, fand aber bei seiner Ankunft die Ruhe bereits hergestellt. Der Verdacht der Anstiftung dieser Empörung fiel wieder auf seine Schwester Sophie. Peter ließ zu einer furchtbaren Warnung 28 Galgen vor ihrem Kloster aufrichten und 150 der Hauptempörer vor ihren Augen aufknüpfen. Die stets zu Aufständen bereite Schar der Strelitzen, die an die Leib- wache der Prätorianer erinnert, wurde von Peter aufgehoben. Nach dem Tode Le Forts trat der begabte, aber in seinem Charakter nicht ganz einwandfreie Alexander Menfchikow an feinen Platz. Auch er unterstützte den Zaren bei seinen Reformen. Schulen und Buch- druckereien wurden eingerichtet, viele gebildete Ausländer ins Reich gezogen und die Russen selbst zur Unternehmung von Reisen angefeuert.

8. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 140

1910 - Berlin : Salle
140 Der Nordische Krieg, Taten sind vom französischen Schriftsteller Voltaire („Charles douzeil) in höchst fesselnder und anschaulicher Weise geschildert worden. Nach Karls Xii. Tode gelangte seine jüngere Schwester Ulrike Eleonore, vermählt mit dem Erbprinzen von Hessen-Kassel, zur Regierung. Sie schloß mit Hannover — Georg I. von England und Hannover hatte auch zu Karls Xii. Gegnern gehört — und Preußen zu Stockholm Frieden 1720/21, mit Rußland zunystädt am Bottnischen Meerbusen. Rußland bekam die schönsten Länder an der Ostsee, Livland, Estland, Jngermanland und einen Teil von Kardien. Preußen erhielt Stettin und Vorpommern samt Usedom und Wollin. Schweden schied aus der Reihe der Großmächte aus. Seinen Platz nahm Rußland ein. Peters des Großen Ende. Im Jahre 1716 hatte Peter abermals eine Reise ins Ausland unternommen und auf ihr Deutschland, Holland und Frankreich besucht. Seine zweite Gemahlin Katharina, die einzige, die seinen Jähzorn zu bändigen verstand, begleitete ihn nach Holland. Zwischen dem Zaren und seinem Sohn Alexei aus erster Ehe kam es zu schweren Zerwürfnissen, die mit der Gefangennehmung und dem Tode des Sohnes endeten. Alexei hatte sich in die Reformen Peters nicht schicken wollen, vielmehr bei jeder Gelegenheit seine Vorliebe für die alten Zustände zur Schau getragen. Bald nach dem Abschluß des nordischen Krieges starb Peter 1725. Der Senat und der heilige Synod, die obersten Staatsbehörden, hatten ihm zuvor deu Titel „Vater des Vaterlandes" beigelegt. Zu seiner Nachfolgerin hatte er seine Gemahlin bestimmt, die als Katharina I. vom Senat und ganzem Reiche anerkannt wurde. Schon früher hatte man ihr die schmeichelhafte Bezeichnung „Stern des Nordens" ge- geben. Sie war die Tochter eines armen livländischen Bauern und harte bei einem Geistlichen in Marienburg als Magd gedient. Als diese Stadt 1702 von den Russen eingenommen, wurde auch sie als Gefangene fortgeführt. Das Mädchen von Marien bürg fesselte bald durch ihre Jugend und Schönheit das Herz des Kaisers, so daß er sie zu sich nahm und sie später zu seiner Gemahlin erhob. Aber schon nach zweijähriger Regierung (1725—1727) folgte sie ihrem Gemahl ins Grab. Nach ihr kam Peter Ii., der Sohn des unglücklichen Alexei, auf den Thron und regierte bis 1730. Unter ihm wurde der noch vor

9. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 141

1910 - Berlin : Salle
Peters des Großen Ende. 141 kurzem so mächtige und allgemein gefürchtete Menschikow, welcher schon auf dem Punkte stand, durch Verheiratung seiner Tochter Schwieger- vater des Kaisers zu werden, plötzlich gestürzt. Sein Geiz hatte ihn verleitet, große Geldsummen zu veruntreuen. Hierzu kamen die ge- Heimen Anschwärzungen von seilen des neuen kaiserlichen Günstlings Dolgorucki und dessen Partei, so daß der aufgebrachte Kaiser das außerordentliche Vermögen Menschikows einzog und ihn selbst mit seiner Familie nach Sibirien verbannte. Dort in den öden Steppen betrauerte er in drückender Armut den Unbestand menschlicher Größe. Auf Peter Ii. folgte Anna, die Tochter des obengenannten Iwan. Ihr ganzes Vertrauen genoß der Herzog von Kurland, der Reichsgraf Viron, so daß die Regierung größtenteils in dessen Händen war. Dolgorucki und seine Partei wurden gestürzt, mehrere enthauptet, die übrigen nach den Wüsteneien Sibiriens verbannt. Auf dem Sterbe- bette ernannte Anna ihren Günstling sogar zum Regenten während der Minderjährigkeit des kurz vor ihrem Tode geborenen Prinzen Iwan. Aber gleich nach ihrem Tode (1740) brach ein großer Aufstand aus. Der kaum zwei Monate alte Iwan wurde vom Throne gestoßen und Biron mit seinem ganzen Anhange nach Sibirien verbannt. Mit Hilfe der bestochenen Garden bestieg jetzt Elisabeth, die Tochter Peters des Großen, an fünfter Stelle nach ihm 1740 den Thron. Im Jahre 1762 erlosch mit dieser ehrgeizigen, aber sittenlosen Zarin das Haus Romanow. Das russische Reich ging über an Peter Iii., einen Enkel Peters des Großen und Sohn eines Herzogs von Holstein-Gottorp.

10. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 119

1910 - Berlin : Salle
Regierungsantritt. 119 Durch Qranien- empfing der Kurprinz manchen trefflichen Wink über Kriegführung. Am liebsten wäre er in die Reihen der begeisterten Kämpfer gegen die spanische Macht eingetreten. Aber dies lag nicht im Plane seiner Eltern, ebensowenig wie die Verlobung des Sohnes mit der Prinzessin Ludovika Hollandine, einer Tochter des Winter- königs. Nach dem Tode desselben hatte seine Gemahlin Elisabeth ihren Aufenthalt in Holland gewählt. Auf diese Weise lernte Friedrich Wilhelm die Prinzessin kennen und faßte sehr bald eine große Zu- neigung zu ihr. Schweren Herzens, aber ohne Murren, fügte der Kurprinz sich dem Willen seines Vaters und folgte dem Befehl, un- verzüglich heimzukehren. In Spandau hießen ihn die fürstlichen Eltern willkommen. In Berlin wurden zu Ehren seiner Heimkehr manche Festlichkeiten veranstaltet. Im Juni war der Prinz eingetroffen, iin August desselben Jahres unternahm der Vater mit ihm eine Reise nach Preußen, wo es Friedrich Wilhelm gar nicht gefiel. Er sah Ver- Hältnisse, die ihm nicht zusagten, denn die Stände, auf den Schutz Polens sich steifend, erschwerten dem Kurfürsten nach Möglichkeit die Regierung. Wider Erwarten früh gelangte dtefe in die Hände des Sohnes. Als Friedrich Wilhelm den Thron bestieg (1640), waren es größtenteils Einöden und Trümmerstätten, über die er walten sollte. Überdies waren seine Lande locker zusammenhängende Gebiete, lagen über den ganzen deutschen Norden zerstreut, vom Rhein bis zur Memel. Auch fehlte ihnen fast jedes Gemeingefühl. Nur die Person des Landesherrn knüpfte sie enger zusammen. Aus diesen Gliedern, ein organisches Ganzes zu bilden, einen Staat zu schaffen, erkannte Friedrich Wilhelm als seine vornehmste Aufgabe. Erste Regierungshandlungen. Obgleich er die lichtscheue Politik Schwarzenbergs haßte, brach er doch nicht sofort mit dem Ratgeber seines Vaters, sondern ließ ihn vorerst noch in seinem Amte, war aber darauf bedacht, die Festungen mit Truppen zu besetzen, die auch ihm, nicht nur dem Kaiser, den Treueid leisteten. Die Schwarzenbergsche Staatskunst hatte es nämlich dahin gebracht, daß die Truppen, die das Land hatte aufbringen müssen und die vom Lande erhalten wurden, nur dem Kaiser durch den Fahneneid verpflichtet waren. Schwarzenbergs Stellung wurde immer unhaltbarer. Aber ehe er vollständig in Ungnade fiel, erlag er einem Schlagfluß. Aus seinen Papieren, die der Kurfürst unter Siegel legen ließ, ergab sich deutlich, wie sehr dieser Minister die Notstände des Landes benutzt hatte, um sich zum reichen Mann zu machen.
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