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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 19

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 19 Einige von ihnen, die noch immer das Unrecht schmerzte, das er ihnen ehe- dem angethan hatte, wollten nun ihren Haß an ihm auslassen. Der arglistige Fuchs kränkte ihn mit beißenden Reden; der Wolf rief ihm die ärgsten Schimpfwörter zu; der Ochs stieß ihn mit seinen Hörnern; das wilde Schwein verwundete ihn mit seinen Hauern, und selbst der träge Esel gab ihm einen Schlag mit seinem Hufe. Das edle Pferd allein stand dabei und that ihm nichts, obwohl der Löwe seine Mutter zerrissen hatte. „Willst du nicht," fragte der Esel, „dem Löwen auch eins hinter die Ohren geben?" Das Pferd antwortete ernsthaft: „Ich halte es für niederträchtig, mich an einem Feinde zu rächen, der mir nicht mehr schaden kann." Lefsing. 26. Sprichwörter. 1. Eine blinde Henne findet wohl auch ein Korn. 2. Wenn die Maus satt ist, so ist das Mehl bitter. 8. Eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus. 4. Keine Regel ohne Ausnahme. 5. Kleider machen Leute. 6. Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. 7. Gedanken sind zollfrei. 8. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. 9. Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen. 27. (36.) Der Zaunkönig und der Bär. Zur Sommerzeit gingen einmal der Bär und der Wolf im Walde spazieren. Da hörte der Bär so schönen Gesang von einem Vogel und sprach: „Bruder Wolf, was ist das für ein Vogel, der so schön singt?" — „Das ist der König der Vögel," sagte der Wolf, „vor dem müssen wir uns neigen." Es war aber der Zaunkönig. „Wenn das ist," sagte der Bär, „so möchte ich auch gern seinen königlichen Palast sehen. Komm und führe mich hin!" — Das geht nicht so, wie du meinst," sprach der Wolf, „du mußt warten, bis die Frau Königin kommt." Bald darauf kam die Frau Königin und hatte Futter im Schnabel und der Herr König auch und wollten ihre Jungen ätzen. Der Bär wäre nun gern gleich hinterdreingegangen; aber der Wolf hielt ihn am Ärmel und sagte: „Nein, du mußt warten, bis Herr und Frau Königin wieder fort sind." Also nahmen sie das Loch in acht, wo das Nest stand, und trabten wieder ab. Der Bär aber hatte keine Ruhe, wollte den königlichen Palast sehen und ging nach einer kurzen Weile wieder vor. Da waren König und Königin richtig ausgeflogen. Er guckte hinein und sah fünf oder sechs Junge, die lagen darin. „Ist das der königliche Palast?" rief der Bär, „das ist ein 2*

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 24

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
24 I. Fabeln, Märchen und belehrende 29. Wie Rübezahl Holz fahren half. Ein armer Bauersmann hatte sich ein wenig Holz im Gebirge zusammen- gelesen in der Hoffnung, es bei guter Schneebahn bequem hinunterzubringen. Da der Winter aber streng war und dabei wenig Schnee fiel, mußte er mit Weib und Kindern große Kälte ausstehen. In solcher Not ging er in den Busch, um viel oder wenig Holz, so gut es ihm möglich sei, nach Hause zu schaffen. Wie er nun so recht in Gedanken dastand und keinen Rat wußte, das Holz den Berg hinunterzubringen, kam unverhofft ein Mann mit einem großen Schlitten auf ihn zu und fragte, was ihm fehle. Es war Rübezahl. Der Bauer kannte ihn nicht, klagte ihm aber seine Not. „Seid ohne Sorge," entgegnete der Berggeist, „helft mir nur das Holz auf den ^Schlitten packen, dann will ich Euch hinunterhelfen." Da luden sie beide Schlitten, Rübezahls und den des Bauern, voll. Rübezahl hieß ihn getrost bergab fahren und folgte ihm nach. Das ging wie der Blitz; ehe sich's der Bauer versah, waren sie unten. Rübezahl half ihm die Schlitten bis vor das Haus schieben, trat in die Stube und nahm vorlieb mit dem, was ihm die guten Leute, die an dem vielen Holze große Freude hatten, bereitwillig auftrugen. Der Bauer gab ihm auch einige Groschen für seine Mühe und wollte ihm diese gern besser bezahlt haben, wenn er's nur hätte. Zwei hübsche Kinder, die in der Stube umher- sprangen, gefielen Rübezahl besonders wohl. Er rief das eine, einen munteren Knaben, freundlich zu sich, zog ein paar Kügelchen aus der Tasche und sagte: „Sieh, was ich dir zum Spielen schenke!" Der Knabe griff beherzt zu, und weil das andere Kind so verlangend danach blickte aber nicht heranzukommen wagte, warf ihm Rübezahl gleichfalls so ein paar Kügelchen in den Schoß. Darauf nahm er Abschied und zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu. Nach einer guten Weile, als die Eltern eine von den kleinen Kugeln in die Hand nahmen und näher betrachteten, entdeckten sie, daß es lauter gediegenes Gold sei. Da wurden sie recht von Herzen froh; denn sie waren blutarm und konnten nun von dem Golde eine schöne Zeit haushalten. Jketfe. 30. (37.) Die kleinen Müßiggänger. 1. Es blieben einst drei Kinder stehn, die grad' zur Schule sollten gehn. Sie dachten dies und dachten das, das Lernen sei ein schlechter Spaß; und sprachen dann mit leichtem Sinn: „Ei, laßt uns doch zum Walde hin! Das Spielen ist der Tierlein Brauch; laßt spielen uns mit ihnen auch!"

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 27

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 27 Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze an dem Wege und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. „Wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht?" antwortete die Katze. „Weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne als nach Mäusen herumjage, hat rnich meine Frau ersäufen wollen. Ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer. Wo soll ich hin?" — „Geh mit uns nach Bremen! Du ver- stehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hofe vorbei, da saß auf dem Thore der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. „Du schreist einem durch Mark und Bein," sprach der Esel, „was hast du vor?" — „Da hab' ich gut Wetter prophezeit," sprach der Hahn, „aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wolle mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heute Abend den Hals abschneiden lassen. Nun schrei' ich aus vollem Halse, solange ich noch kann." — „Ei was, du Rotkopf," sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort nach Bremen! Etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muß es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sie gingen alle vier zusammen fort. Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tage nicht erreichen und kamen in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um. Da deuchte ihm, er sehe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müßte gar nicht weit ein Haus sein; denn es scheine ein Licht. Da sprach der Esel: „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen; denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch thäten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel als der größte näherte sich dem Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken; und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." — „Das wäre was für uns!" sprach der Hahn. „Ja, ja; ach, wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, was sie anfangen müßten, um die Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel mußte

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 28

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
28 I. Fabeln, Märchen und belehrende sich mit den Vorderfüßen aus das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte. Dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, daß die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und flohen in der größ- ten Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Thür, die Katze auf den Herd an die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnen- balken. Und weil sie müde waren von ihrem langen Wege, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann: „Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen," und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühen- den, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er ge- waltig, lief und wollte zur Hinterthür hinaus. Aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn ins Bein. Und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuße. Der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlafe geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikiriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: „Ach, in dem Hause sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir ins Gesicht gekratzt. Und vor der Thür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen. Und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen. Oben auf dem Dache da sitzt der Richter, der rief: Bringt mir den Schelm her! Da machte ich, daß ich fortkam." Von nun an ge- trauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus. Den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Gebr. Grimm.

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 32

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
32 I. Fabeln, Märchen und belehrende Da ist das Bächlein geflossen kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich aufs Bächlein gesetzt und hat gesagt: „So gefällt mir's jetzt." 2. Aber was meinst du? das Bächlein war kalt. Das hat das Büblein gespürt gar bald; es hat's gefroren gar sehr, es sagt: „Ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist das Schifflein geschwommen kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich aufs Schifflein gesetzt und hat gesagt: „Da gefällt mir's jetzt." 3. Aber siehst du? das Schifflein war schmal. Das Büblein denkt: „Da fall' ich einmal!" Da fürcht't es sich gar sehr und sagt: „Ich mag nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist die Schnecke gekrochen kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich ins Schneckenhäuslein gesetzt und hat gesagt: „Da gefällt mir's jetzt!" 4. Aber denk'! die Schnecke war kein Gaul; sie war im Kriechen gar zu faul. Dem Büblein ging's langsam zu sehr, es sagt: „Ich mag nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist der Reiter geritten kommen und hat's Büblein mitgenommen. Das Büblein hat sich hinten aufs Pferd gesetzt und hat gesagt: „So gefällt mir's jetzt." 5. Aber gieb acht! das ging wie der Wind, es ging dem Büblein gar zu geschwind; es hopst drauf hin und her und schreit: „Ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme!" Da ist ein Baum ihm ins Haar gekommen

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 37

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 37 da8 Sprichwort sagen? — Wenn man viel an das Böse denkt und es sich in Gedanken vorstellt oder lange davon spricht, so kommt zu- letzt die Begierde zu dem Bösen in das Herz, und man thut’s. Soll der böse Feind nicht kommen, so mal’ ihn nicht an die Wand! Willst du das Böse nicht thun, so denke nicht daran, wo du gehst und stehst, und sprich nicht davon, als wenn es etwas Angenehmes und Lustiges wäre. 3. Rom ist nicht in einem Tage erbaut worden. Das will sagen: Wichtige Geschäfte und grosse Werke lassen sich selten kurz abthun und wollen zu ihrer guten Ausführung besonnene Weile haben. Mit diesem Sprichworte entschuldigen sich aber viele fahrlässige und träge Menschen, die ihr Geschäft nicht treiben und vollenden mögen und schon müde sind, ehe sie recht anfangen. Mit dem Rom ist es aber eigentlich so zugegangen: Es haben viele fleifsige Hände tagelang vom frühen Morgen bis zum späten Abend unverdrossen daran gearbeitet und nicht abgelassen, bis es fertig war und der Hahn auf dem Kirch- turme stand. So ist Rom entstanden. Was du zu thun hast, mach’s auch So ! Hebel. 45. (134.) Der Aufschub. 1. „Morgen, morgen, nur nicht heute!" sprechen immer träge Leute, „morgen! heute will ich ruhn; morgen jene Lehre fassen, morgen diesen Fehler lassen, morgen dies und jenes thun." 2. Und warum nicht heute? — Morgen kannst du für was anders sorgen; jeder Tag hat seine Pflicht. Was geschehn ist, ist geschehen; dies nur kann ich übersehen; was geschehn kann, weiß ich nicht. 3. Wer nicht fortgeht, geht zurücke; unsre schnellen Augenblicke gehn vor sich, nie hinter sich. Das ist mein, was ich besitze, diese Stunde, die ich nütze; die ich hoff', ist die für mich? 4. Jeder Tag, ist er vergebens, ist im Buche meines Lebens nichts, — ein unbeschriebnes Blatt. Wohl denn! morgen so wie heute steh' darin auf jeder Seite von mir eine gute That. Weiße. 46. Die Vüsumer. Da die Büsumer am Meeresufer wohnten, so waren sie gute Schwimmer. Eines Sonntags schwammen ihrer neun ins Meer hinaus; und als sie eine ziemliche Strecke vom Ufer entfernt waren, wandte sich der Vordermann und sprach: „Brüder, ich muß doch einmal zählen, ob wir auch noch alle bei- sammen sind; mir scheint, es fehlt einer." Er sing also an: „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht;" sich selbst aber zählte er nicht mit. Da befiel

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 2

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
2 I. Fabeln, Märchen und belehrende 2. (10.) schau', luem! Ein Fuchs verkündete den Hühnern und Hähnen, die auf einem Baume saßen, einen ewigen Frieden, der da wäre angestellt mit allen Tieren, also daß fürderhin Wolf und Schaf, Fuchs und Hühner ewige Freundschaft und Bündnis mit einander haben sollten. Damit hätte er gern die Hennen vom Baume geschwätzt. Aber der alte Hahn sagte: „Das hör' ich gern!" und reckte dabei den Kopf auf. Der Fuchs fragte: „Was siehst du?" Der Hahn antwortete: „Ich sehe einen Jäger mit Hunden von ferne." Der Fuchs sprach: „Da bleib' ich nicht." Antwortete der Hahn: „Harre, so wollen wir auch mit dir hinab, wenn wir sehen, daß die Hunde mit dir Frieden haben." Der Fuchs sagte: „Ei, er möchte ihnen noch nicht verkündigt sein; ich fahre dahin!" Seb. Frank. 3. (3.) Die Rätsel der Elfen. Die Elfen sitzen im Felsenschacht, vertreiben mit Reden die lange Nacht. Sie legen sich luftige Rätsel vor, die, wenn sie nicht Gold sind, doch klingen im Ohr. Und wie ein Windzug dazwischen geht, so sind samt den Elfen die Rätsel verweht. — 1. Welch Gold entstammt dem Erdschacht nicht? Ich hörte von goldenem Sonnenlicht. 2. Wer borgt sein Silber von fremdem Gold? Der Mond, der ob unseren Häuptern rollt. 3. Wo quillt die Thrän' aus härtester Brust? Der Quell im Fels ist mir wohl bewußt. 4. Wo strömt ein Strom, da kein Strombett ist? Der Regenstrom, der in Lüften fließt. 5. Wo ist aus dem Fluß die breiteste Brücke? Das Eis ist gebaut aus einem Stücke. 6. Die Flut, die im stetesten Takt sich bewegt? Das Blut, das im Herzen des Menschen schlägt. 7. Wer trauert in seinem buntesten Kleid? Das ist der Baum zu des Herbstes Zeit. 8. Wer hat tausend Augen und sieht sich nicht? Der Strauch, der sie treibet und weiß es nicht. 9. Wer sah nie von innen sein eigenes Haus? Die Schnecke, und kommt doch niemals heraus. 10. Wo hat man den Kleinsten zum König gemacht? Der Zaunkönig wird ausgelacht.

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 42

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
42 I. Fabeln, Märchen und belehrende den Ausschlag geben? — Prüfung, ob man die Kräfte habe zu dem, was man wagen will, Überlegung, wie es anzufangen sei, Benutzung der günstigen Zeit und der Umstände und hintennach, wenn man sein mutiges A gesagt hat, ein besonnenes B und ein bescheidenes C. — Aber so viel muss wahr bleiben: Wenn etwas Gewagtes soll unternommen werden und kann nicht anders sein, so ist ein frischer Mut zur Sache der Meister; und der muss dich durchreifsen. Aber wenn du immer willst und fängst nie an, oder du hast schon angefangen, und es reut dich wieder und willst, wie man sagt, auf dem trockenen Lande ertrinken: guter Freund! dann ist schlecht gewagt ganz verloren. Hebel. 53. (167 a.) Till Eulenspiegel. Till Eulenspiegel zog einmal mit andern über Berg und Thal. So oft als sie zu einem Berge kamen, ging Till an seinem Wanderstab den Berg ganz sacht und ganz betrübt hinab; allein, wenn sie berganwärts stiegen, war Eulenspiegel voll Vergnügen. „Warum," fing einer an, „gehst du bergan so froh, bergunter so betrübt?" — „Ich bin," sprach Till, „nun so. Wenn ich den Berg hinunter gehe, so denk' ich Narr schon an die Höhe, die folgen wird, und da vergeht mir denn der Scherz. Allein wenn ich berganwärts gehe, so denk' ich an das Thal, das folgt, und fass' ein Herz." Geliert. 54. Geschichten von Till Eulenspiegel. In dem Munde des Volkes lebt noch jetzt, nach mehr als 500 Jahren, die Erinnerung an einen Schalk, Till Eulenspiegel mit Namen, der seine Lust darin fand, die Welt zu durchwandern, lustige Streiche zu verüben und den Leuten einen Schabernack zu spielen; am häufigsten dadurch, daß er ihre Aufträge buchstäblich ausrichtete. 1. Ein Barbier, der ihn auf der Landstraße zum Gesellen annahm, bezeichnete ihm, weil er nicht selbst gleich nach Hause ging, seine Wohnung. „Sieh nur," sagte er, „nach dem roten Hause an der Ecke des Marktes mit den hohen Fenstern von Spiegelglas; da geh nur hinein und warte, bis ich komme!" Till Eulenspiegel bezog die Worte „da geh nur hinein" auf die Fenster; er ging nicht durch die Thür wie andere Leute sondern stieg durch ein Fenster, dessen kostbare Scheiben dabei zerbrochen wurden. Als der Herr vernahm, was der neue Geselle vollführt hatte, hieß er ihn sofort des

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 8

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
8 I. Fabeln, Märchen und belehrende Wanderer, den sie eben vor sich sahen, am ersten nötigen würde, seinen Mantel abzulegen. Sogleich begann der Wind zu stürmen; Regen und Hagelschauer unter- stützten ihn. Der arme Wanderer jammerte und zagte, aber immer fester und fester wickelte er sich in seinen Mantel ein und setzte seinen Weg fort, so gut er konnte. Jetzt kam die Reihe an die Sonne. Mit milder und sanfter Glut ließ sie ihre Strahlen herabfallen. Himmel und Erde wurden heiter; die Lüfte erwärmten sich. Der Wanderer vermochte den Mantel nicht länger auf seinen Schultern zu dulden. Er warf ihn ab und erquickte sich im Schatten eines Baumes, indes die Sonne sich ihres Sieges freute. Camerarius, 15. Sprichwörter und Denkverse. 1. Wie man in den Wald hineinruft, so ruft es wieder heraus. 2. Mit dem Hute in der Hand kommt man durch das ganze Land. 3. Gutes Wort findet guten Ort. 4. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. 16. (24.) Der Wolf und der Mensch. Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der Stärke des Menschen. Kein Tier, sagte er, könne ihm widerstehen; und sie müssten List ge- brauchen, um sich vor ihm zu retten. Da antwortete der Wolf: „Wenn ich nur einmal einen zu sehen bekäme, ich wollte doch wohl auf ihn losgehen.“ — „Dazu kann ich dir verhelfen,“ sprach der Fuchs, „komm nur morgen früh zu mir, so will ich dir einen zeigen.“ Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs brachte ihn hinaus auf den Weg, den der Jäger alle Tage ging. Zuerst kam ein alter, abgedankter Soldat. „Ist das ein Mensch?“ fragte der Wolf. „Nein,“ antwortete der Fuchs, „das ist einer gewesen.“ Darnach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das ein Mensch?“ — „Nein, das will erst einer werden.“ Endlich kam der Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger an der Seite. Da sprach der Fuchs zum Wolfe: „Siehst du, dort kommt ein Mensch; auf den musst du losgehen. Ich aber will mich fort in meine Höhle machen.“ Der Wolf ging nun auf den Menschen los. Der Jäger, als er ihn erblickte, sprach: „Es ist schade, dass ich keine Kugel geladen habe,“ legte an und schoss dem Wolfe das Schrot ins Gesicht. Der Wolf ver- zog das Gesicht gewaltig; doch liess er sich nicht schrecken und ging vorwärts. Da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf verbiss

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 53

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 53 Als der Kranke so mit sich reden hörte, ließ er sich sogleich den andern Morgen die Stiefel salben und machte sich aus den Weg, wie ihm der Dok- tor befohlen hatte. Den ersten Tag ging es so langsam, daß wohl eine Schnecke hätte können sein Vorreiter sein; und wer ihn grüßte, dem dankte er nicht, und wo ein Würmlein auf der Erde kroch, das zertrat er. Aber schon am zweiten und am dritten Morgen kam es ihm vor, als wenn die Vögel schon lange nicht mehr so lieblich gesungen hätten wie heut; und der Tau schien ihm so frisch und die Kornrosen im Felde so rot, und alle Leute, die ihm begegneten, sahen so freundlich aus, und er auch. Und alle Morgen, wenn er aus der Herberge ausging, war's schöner, und er ging leichter und munterer dahin. Und als er am achtzehnten Tage in der Stadt des Arztes ankam und den andern Morgen aufstand, war es ihm so wohl, daß er sagte: „Ich hätte zu keiner ungeschickteren Zeit können gesund werden als jetzt, wo ich zum Doktor soll. Wenn's mir doch nur ein wenig in den Ohren brauste oder mir das Herzwasser liefe!" Als er zum Doktor kam, nahm ihn der bei der Hand und sagte zu ihm: „Jetzt erzählt mir denn noch einmal von Grund aus, was Euch fehlt." Da sagte er: „Herr Dok- tor, mir fehlt gottlob nichts; und wenn Ihr so gesund seid wie ich, so soll's mich freuen!" Der Doktor sagte: „Das hat Euch ein guter Geist geraten, daß Ihr meinem Rat gefolgt seid. Der Lindwurm ist jetzt abgestanden. Aber Ihr habt noch Eier im Leibe; deswegen müßt Ihr wieder zu Fuß heimgehen und daheim fleißig Holz sägen, daß es niemand sieht, und nicht mehr essen, als Euch der Hunger ermahnt, damit die Eier nicht ausschlüpfen; so könnt Ihr ein alter Mann werden," und lächelte dazu. Aber der reiche Fremdling sagte: Herr Doktor, Ihr seid ein feiner Kauz, und ich verstehe Euch wohl!" und hat nachher den Rat befolgt und 87 Jahre 4 Monate 10 Tage gelebt, wie ein Fisch im Wasser so gesund, und hat alle Neujahr dem Arzt 20 Dukaten zum Gruß geschickt. Hebel. 63. Belsazar. 1. Die Mitternacht zog näher schon; in stummer Ruh' lag Babylon. 2. Nur oben in des Königs Schloß, da flackert's, da lärmt des Königs Troß. 3. Dort oben in dem Königssaal Belsazar hielt sein Königsmahl. 4. Die Knechte saßen in schimmernden Reih'n und leerten die Becher mit funkelndem Wein. 5. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht'; so klang es dem störrigen Könige recht.
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