Sî
Gefahren legt das Weibchen ihren Schwanz auf den Rücken, die
Jungen steigen auf dasselbe, wickeln ihre Schwänzchen um den
Schwanz der Mutter und werden so von ihr fortgetragen, wie
Arneas seinen Vater aus dem brennenden Troja trug.
4. Die Beutelratte bewohnt Brasilien und Cayenne, er-
reicht die Größe einer Katze und ist mit einem gelblichbraunen
Felle geschmückt. Während der Nacht schläft sie ruhig in einsa-
men Wäldern und Gebüschen.
§. 12.
5. Ordnung. Nagethiere.
(Kdrfr. I. S. 204.)
Die Nagethiere haben, den Biber ausgenommen, freie
Zehen, in jeder Kinnlade zwei, höchst selten, und auch dann nur
in der obern, vier verhältnißmäßig lange, scharfe, keilförmige Vor-
derzähne; die Eckzähne fehlen stets. Die Hinterfüße, auf denen
fast alle Nager so gern ruhen, sind bei den meisten länger als
die Vorderfüße. Die Unterlippe ist zurückgezogen, so daß die
Vorderzähne zu sehen sind, und der Unterkiefer kann wie ein
Schnabel nur von unten nach oben bewegt werden.
I. Der Hase wird seines Fleisches und Felles wegen allge-
mein geschätzt und macht sich nur dadurch lästig, daß er die Obst-
bäumchen benagt. Seine Länge beträgt \1/2 bis 2', die Höhe
0 bis 10". Die Ohren (Löffel) sind länger als der Kopf; der
Schwanz (Blume) ist kurz; die hinteren Füße (Sprünge) über-
treffen die vorderen (Laufte) so bedeutend an Länge, daß jene
beim Gehen von den Knieen bis zur Ferse die Erde berühren.
Bergan zu laufen, ist ihm daher wohl eine Lust; allein auch
bergab zu traben, wobei er nicht selten einen Burzelmann nach
dem andern macht, will ihm, besonders wenn er von einem Hunde
verfolgt wird, nimmer gefallen. Sein Körper ist überall dicht
behaart, auf dem Rücken und an der Brust braungrau, am
Bauche weiß und an den Ohrenspitzen und dem Schwänze schwarz
gefärbt. Der männliche Hase heißt bei den Jägern Rammler,
der weibliche Setzhase. Er ist durch die ganze alte Welt ver-
breitet, wo seine liebsten Aufenthaltsörter bewachsene Getreide-
furchen und niedrige Anhöhen sind. Obgleich ihn schon das
Rauschen eines Blattes in die höchste Furcht versetzen kann
(Kdrfr. 1. Nr. 29), so begiebt er sich doch zuweilen, um seinen
Hunger zu stillen, in große Gefahr, lernt in der Gefangenschaft
trommeln und sogar eine kleine Kanone abschießen. Die junge
Saat und andere Kräuter sind seine Frühlings-, Getreidekörner
seine Sommer-, Kohl und die Rinde junger Bäume leider gar
nicht selten seine Winterspeise. Keine Zeit des Jahres weiß er
übrigens mehr zu schätzen, als die vom März bis in den August,
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
158
5. Der Kälberkropf (Ix. 18.), eine ziemlich hohe Pflanze
in Wäldern, Gebüschen und an Wegen, hat einen aufrechten, ge-
zweilheilten Stengel und ist giftig.
6. Die Mohrrübe, Möhre oder gelbe Rübe wächst zwar
wild, hat aber dann eine kleine, unschmackhafte Wurzel. Man
pflanzt sie häufig in Gärten, weil sie ein gesundes Nahrungs-
mittel und einen guten Syrup liefert.
7. Der Kümmel auf Wiesen im nördlichen Europa trägt
stark riechende, angenehm schmeckende Samen, welche ein vor-
treffliches Gewürz geben und gewöhnlich Garbe genannt werden.
8. Der Pastinak, ein Küchengewächs, findet sich nicht selten
wild, hat aber dann eine unschmackhafte Wurzel.
9. Die Petersilie wächst in Südeuropa wild, wird aber
bei uns in Gärten angepflanzt, um Wurzel und Blätter in der
Küche zu gebrauchen. Die Samen sind Vögeln ein Gift.
10. Der Sellerie, welcher zu derselben Gattung gehört,
wächst im nördlichen Europa und Amerika wild am Meere und
wird seiner Wurzel wegen in Gärten angepflanzt.
I I. Der Anis, dessen Samen ein vortreffliches Gewürz
und Arzneimittel sind, stammt aus Aegypten und wird in meh-
reren Gegenden Europas angebaut. Die Tauben lieben den Anis-
geruch und wenn man sie recht sicher an den Taubsnschlag ge-
wöhnen will, darf man nur einige Tropfen Anisöl auf den Boden
desselben spritzen.
12. Der Fenchel wächst am Mittelmeer auf Felsen, wird
Lei uns in Gärten angebaut, riecht und schmeckt sehr gewürzhaft
und süßlich und liefert in Wurzel und Samen einen Thee gegen
Blähungen, Schwäche des Darmkanals und der Lunge, auch Fen-
chelöl und Fenchelwasser.
13. Der Dill, wild in Südeuropa, liefert ebenfalls sehr ge-
würzhafte Samen, die in der Apotheke und an den sauren Gurken
gebraucht werden.
14. Der Koriander, ebenfalls in Südeuropa, stinkt zwar
unerträglich nach Wanzen; seine reifen Samen riechen aber sehr
angenehm und geben ein gutes Gewürz.
15. Der Kerbel, ebendaher, hat wohlriechende, gewürzige
Blätter, die man an Suppen nimmt.
16. Die Angelika oder Engelwurzel an Bächen in hohen
Gebirgsthälern und in Gärtrn, mannshoch, hat eine kurze, dicke,
geringelte, vielästige, braune, inwendig weiße Wurzel, welche ge-
würzhaft, bitter und scharf riecht und schmeckt, als ein kräftiges
Arzneimittel und zu Branntwein gebraucht wird.
17. Das stinkende Steckenkraut in Persien enthält in
seiner Wurzel ein Gummi, Assafötida genannt, welches ein vor-
treffliches Arzneimittel ist, aber ganz unbeschreiblich stinkt.
192
sich spalten läßt wie Glimmer. fasrigen Gips oder Stcahlgips,
der auch in einzelnen Stücken auf dem Felde gefunden wird,
körnigen, schuppigen und erdigen Gips. Die reinen, feinkörnigen
Abänderungen, wie der Alabaster, werden in der Bildhauerei
benutzt. Die schönsten Alabasterarbeiten kommen jetzt aus der
Gegend von Florenz.
2. Der Schwerspat- besteht mehr aus Baryt- oder Schwer-
erde als aus Kalk und ist daher 4 bis 5 mal so schwer als das
Wasser. Er hat einen fettartigen Glanz, ist weiß, graulich, gelb-
lich, röthlich rc. und findet sich vorzüglich in den erzführenden
Lagern und Gangen der Grund- und Uebergangsgebirge. Man
benutzt ihn zu weißer Farbe, gemahlen zur Verfälschung des Blei-
weißes, zur Verbesserung des Bodens, als Zuschlag beim Schmel-
zen, in der Scheide- und Arzneikunst. Geglüht leuchten manche
Abänderungen lange im Dunkeln fort und heißen dann Bolog-
neser Steine.
C. Flußsaure Kalke.
1. Der Flußspat- kommt häufig in schönen Würfeln und
Achtflachskristallen vor und hat oft die schönsten Farben, unter
denen sich besonders das Veilchenblaue, Weingelbe, und Smaragd-
grüne auszeichnen. Den Namen hat er von seiner Eigenschaft,
die Erze, mit denen er vermischt wird, leichter zum Schmelzen
zu bringen. Schön gefärbte größere Stücke werden zuweilen zu
Eafeln, kleinen Dosen, Vasen rc. verarbeitet. Allgemeiner be-
nutzt man ihn zur Bereitung des Porzellans, des weißen Schmelz-
glases und der Flußsäure, welche so scharf ist, daß sie sogar Glas
angreift.
§- I'6.
Gesteine und Versteinerungen.
Die bisher beschriebenen Steine sind meist ungemengt. Außer
diesen giebt es noch große Steinmassen, die ganze Gebirge bilden
und aus verschiedenen Erdarten zusammengebacken oder zusam-
mengeschmolzen sind. Man nennt sie gemengte Steine, Ge-
steine oder Felsen. Die wichtigsten Gesteine sind;
1. Der Sandstein, aus lauter kleinen Kieselkörnern beste-
hend, die durch Kalk verbunden sind. Bald ist er grob-, bald
feinkörnig, von Farbe weißlich, gelblich, braun und roth. Man
benutzt ihn vorzüglich zu Bildhauerwerken, Säulen. Treppen,
Fenster- und Thürgestellen, zu Mühl-, Schleif- und Wetzsteinen,
in großen Stücken — Quadern — zu Bauwerken und zum
Pflastern. Aus Sandstein sind die herrlichsten Gebäude Deutsch-
lands, namentlich die Dome zu Freiburg und Köln, erbaut.
2. Der Granit besteht aus weißem Quarz, Feldspath und
Glimmer und hat daher ein körniges, gesprenkeltes Ansehen;
Wegen seiner außerordentlichen Härte ist er schwer zu bearbeiten
und wird daher selten als Baustein, wohl aber zum Straßenbau
289
Gravitation gemacht hat, sind unbedeutend und halten bei ruhiger
Ueberlegung nicht Stand.
Ii. Ruhe und Bewegung der Körper im
Allgemeinen.
(Kdrft.i. Anh.v. 8.1. 6. 7. 9. und Ii.)
§• 13.
Ruhe und Deweguug überhaupt.
(Kdrfr.i. Anh.v. 8-1. 6. und 7.)
Das Buch liegt auf dem Tische; dies ist sein (relativer)
Ort oder seine Lage. Bleibt das Buch in dieser Lage, so ruht
es. Ruhe ist also das Verbleiben eines Körpers in
seiner Lage. Der Ofen, die Tische, das Katheder ruhen, weil
sie in ihrer Lage verharren.
Die Schiffe segeln auf dem Wasser; Lastwagen fahren auf
den Straßen dahin; Vögel fliegen von Baum zu Baum: alle
diese Dinge verlassen ihren Ort oder bewegen sich. Bewegung
ist also Veränderung des Ortes.
Die Tische und Bänke, das Tafelgestell, der Ofen rc. schei-
nen zu ruhen, weil sie ihre Lage gegen einander und in Be-
ziehung auf die Stube nicht ändern; bedenken wir aber, daß
sämmtliche Gegenstände mit dem Schulhause zugleich auf der
Erde stehen, und daß sich diese mit unbegreiflicher Geschwindig-
keit um sich selbst und um die Sonne bewegt, unser Schulzim-
mer also jährlich einen Weg von 121,000,000 Meilen und noch
täglich einen Umschwung von 3400 Meilen macht: so erkennen
wir, daß ihre Ruhe nur eine scheinbare ist.
Im Gegentheil kommt es uns zuweilen vor, als ob gewisse
Gegenstände sich bewegten, und andere sich in Ruhe befänden,
während gerade das Umgekehrte der Fall ist. Die Gegenstände
am Ufer scheinen sich der Richtung des Schiffes, dessen Be-
wegung der auf demselben Stehende gar nicht bemerkt, entgegen
zubewegen; ein Gleiches findet statt, wenn man schnell vor einer
Reihe von Bäumen vorüberfährt; die Sonne scheint sich zu be-
wegen, und die Erde still zu stehen; wer auf einer Brücke steht
und über das Geländer in den schnell strömenden Fluß hinab-
sieht, dem kommt es vor, als wenn die Brücke sich bewegte, das
Wasser aber still stillstände ic.
Eine Kugel, die an der Erde liegt, zeigt nimmer das Be-
streben, die einmal angenommene Lage zu verlassen; sobald man
sie aber anstößt, wird sie genöthigt, ihre bisherige Ruhe aufzu-
geben: sie rollt auf dem Fußboden dahin. Hieraus folgt, daß
ein Körper, der einmal in Ruhe ist, so lange in Ruhe bleibt, bis
Pcchner, Handb. z. Thl. / 19
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Erste Abtheilung.
Allgemeine* Weltknnde.
ff. Die Welt im allgemeinen,
tz. i.
Die Welt.
(Kinderfrcund I. Nr. 71 lind 72).
Des Kindes erste Welt ist die Stube. Diese hat der Lehrer
schon bei den ersten Denk- und Sprechübungen zum Gegenstände
der Unterhaltung gemacht. Diejenigen Kinder aber, mit welchen
der nachstehende Unterricht beginnen soll, sind wenigstens acht
Jahre alt; ihre Welt ist nicht mehr die enge Stube, sondern
Gottes freie Natur: dort ist ihr liebster Aufenthalt. Bei dem
Beginn dieses Unterrichts führe daher der Lehrer seine Schüler,
wenn es irgend möglich ist, wirklich ins Freie hinaus und lasse
sie ihre Umgebung aufmerksam betrachten. Besitzt er sonst die
Liebe und das Vertrauen seiner Gemeinde, so wird ihm ein
solcher Ausflug gewiß nicht zum Vorwurf gereichen. Gleich im
Freien oder nachher in der schule wird das Angeschaute bespro-
chen, in bestimmte Sätze gefaßt und durch Vor- und Nachsprechen
dem Gedächtnisse fest eingeprägt. Die Unterredung kann etwa
in folgender Weise stattfinden:
Lehrer. Was erblicken wir Alles, wenn wir uns draußen
im Freien befinden?
Schüler. Im Freien erblicken wir den Himmel, die Sonne,
die Wolken, Berge, Bäume, Wälder, den Fluß, den See,
Thiere, Menschen, Häuser k.
L Alles, was wir im Freien um uns her erblicken, scheidet
sich in zwei große Theile. Wie heißt der Grund und Boden,
auf welchem wir stehen, mit den Bergen, Bäumen, Häusern,
Thieren und Menschen.
Sch. Der Grund und Boden, auf welchem wir stehen
heißt die Erde.
t*
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4
L Wie nennt man aber den Theil, welcher sich hoch über-
-uns befindet, das blaue Gewölbe, an welchem Sonne, Mond
und Sterne befestigt scheinen?
Sch. Das blaue Gewölbe über uns heißt der Himmel.
L. Wer hat den Himmel und die Erde und Alles, was
darin ist, geschaffen?
Sch. Das hat Gott gethan.
L. Alles, was außer Gott da ist, heißt zusammengenommen
die Welt. *
Sch. (Wiederholen) —
L. Wie kann man die Körper „Sonne, Mond und Sterne"'
nennen, da sie zusammen die Welt bilden?
Sch Man kann sie Weltkörper nennen.
L. Und weil sie am Himmel sind?
Sch. Himmelskörper.
L. Die Erde ist auch ein Weltkörper, aber nur ein sehr
kleiner Theil der Welt. Die Sonne und die meisten Sterne
sind viel größer als die Erde.
Sch. (Wiederholen) —
L Wir selbst, die Thiere und die Pflanzen, die Erde und
das Wasser, die majestätische Sonne am Tage, der sanfte Mond
und das Heer glänzender Sterne bei Nacht, das rieselnde Bäch-
lein und der rauschende Strom, der tosende Sturm und das
entsetzliche Krachen des Gewitters: die ganze Welt ist des all-
mächtigen Schöpfers Werk, ist geeignet, uns mit Bewunderung
und Ehrfurcht gegen ihn zu erfüllen. (Kinderf. l. S. 211. Nr. 217.)
tz. 2.
Der Himmel.
(Kindrfr. I. No. 48.)
L. Wie heißt der Theil der Welt, welchen wir im Freien
über uns erblicken? — Weil der Himmel sich über unserm
Haupte zu wölben scheint, so nennt man ihn auch das Him-
melsgewölbe. — Worauf scheint dieses Gewölbe zu ruhen?
Sch. Das Himmelsgewölbe scheint auf der Erde zu ruhen»
L- Was erblicken wir an dem Himmel?
Sch. Am Himmel erblicken wir bei Tage die Sonne, des
Nachts den Mond und die Sterne. Oft befinden sich Wolken
am Himmel, und zuweilen ist der Himmel ganz von ihnen be-
deckt; dann nennen wir ihn trübe. Aus den Wolken kommt der
Regen (im Winter der Schnee, zuweilen Hagel) und der
Blitz. Nach einem Regen, oft auch schon wäbrend desselben
-erblicken wir am Himmel einen schönen Regenbogen.
L. Was hören wir bisweilen in den Wolken?
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TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
8
D^>s Alles, was mein Aug' erblicket,
Den blauen Himmel und die grün geschmückte Flur,
Das, was uns nützt, und das, was uns entzücket,
Zeigt Alles uns des ew'gen Vaters Segensjpur.
8. 4.
Pic Himmelsgegenden.
(Äinberfr. I. Anh. I. 8.)
Um den Schülern die Eintheilung des Horizonts in Him-
melsgegenden zu verdeutlichen, führt sie der Lehrer auf das Feld
hinaus und macht sie aufmerksam auf das Bedürfniß fester
Punkte für die genaue Bestimmung der Lage der Oerter, der
Richtung der Wege rc. Dies kann in folgender Weise geschehen:
L. Wo liegt jetzt unsere Stadt?
Sch. (Zeigen und sprechen:) Da.
L. Wo liegt Altgörzig?
Sch. (Zeigen wieder und sprechen:) Da.
L. Wenn ihr nun einem entfernten Freunde schreibet: „Wir
waren auf einen Berg gegangen, wo wir weit um uns sehen
konnten. Birnbaum lag da, Altgörzig da rc., würde er wohl
verstehen, welche Lage diese Oerter gegen unfern Standpunkt
haben?
Sch. Nein, er würde es nicht wissen.
L. Wie wollt ihr ihm die Lage dieser Oerter genauer angeben?
Sch. Altgörzig liegt vor Wierzebaum, Birnbaum liegt vor
Bielsko.
L. Wenn aber euer Freund von Schwerin kommt, dann
liegt ja Altgörzig hinter Wierzebaum: und kommt ec von Zirke,
so liegt Birnbaum hinter Bielsko. Ihr seht also, mit „vor"
und ,,hinter" könnt ihr wohl angeben, wie die Oerter gegen
euren jedesmaligen Standpunkt liegen; da ihr aber euren Stand-
punkt so oft ändert, ist diese Bezeichnung der gegenseitigen Lage
der Oerter nicht allgemein anwendbar. Ueberdies könnt ihr doch
nicht verlangen, daß die Lage aller Oerter nur nach euch bestimmt
werde, wo ihr auch sein möget. Mit „rechts" und „links"
seid ihr nicht besser dran. Suchet also eine genauere Bestim-
mungsweise! — Hinter jenem Hügel geht im Frühlinge und
Herbste die Sonne auf. In derselben Gegend des Himmels
geht sie dann allen Menschen aus, und wir können jenen Punkt
des Himmels dazu benutzen, die Lage der Oerter genau anzugeben.
Der Punkt des Horizonts, wo die Sonne im Frühlinge
und Herbste ausgeht, heißt Osten oder Morgen; der Punkt
des Horizonts, wo die Sonne zu derselben Zeit untergeht, heißt
Westen oder Abend; der Punkt des Horizonts, über welchem
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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88
11. Gemüsepflanzen und Küchenkräuter: Kartoffeln,
Rüben, Kohlrabi rc.
12. Giftpfanzen: Gnadenkraut, weiße Zaunrübe, Trau-
benkirsche, Osterluzei rc.
8- io.
Einfluß -cr Pflanzen aus den Punflkreis und Poden.
Auf nacktem Felsen- oder Sandboden ist im Sommer, be-
sonders zur Mittagszeit, die Hitze weit lästiger, und die Luft
weit drückender als auf einem Saatfelde oder auf einer Wiese.—
Die Gewässer entwickeln am Tage einen Luftstoff (Gas), der die
Luft zum Einathmen und zur Beförderung alles thierischen Le-
bens tauglicher macht, und viele erfüllen, wenn sie blühen, die
Lust mit Wohlgerüchen. — An den Waldungen bricht sich die
Gewalt heftiger Winde, und die niedrigen Wolken werden von
ihnen angezogen und gehalten, daher es in waldigen Gegenden
mehr regnet als in solchen, wo wenig Holzwuchs ist. Durch
die dichten Bäume großer Waldungen kann der trocknende und
erwärmende Sonnenstrahl nicht durchdringen; wo der Boden aber
immer feucht ist, da ist auch die Luft feucht, nebelig und naßkalt.
So wirkt die Pflanzenwelt auf die Beschaffenheit des Dunst-
kreises; wenn sich daher jene in einem Lande ändert, so ändert
sich auch das Klima!— Je mehr Menschen sich in einem Lande
ansiedeln, desto geringer wird die Anzahl der wildwachsenden und
desto größer die Anzahl der Kulturgewächse.
Ganze Wälder werden umgehauen und ausgerodet; das
Land gewährt einen sanftern, freiern, schönern Anblick, und das
Klima wird milder. — Die Pflanzenwelt verändert sich mit der
Zeit in einem Lande durch die Kräfte der Natur (z. B. der Wind
führt die befiederten Samenkörner mit sich fort; andere vertra-
gen die Vögel rc. (Kdrfr. I. Nr. 139.) und das Thun der Men-
schen (Kartoffeln, Taback rc.).
Die Gewächse bekleiden und zieren den Erdboden nicht nur,
so lange sie grünen, blühen und Früchte tragen; sondern, wenn
sie abgestorben sind und verwesen, bedecken sie ihn mit der schwarzen,
fruchtbaren Dammerde, welche in den künftigen Jahren einen
kräftigern, höhern, schönern Pflanzrnwuchs bewirkt. — Der ur-
sprünglich nackte Fels empfängt vom Winde die leichten Samen-
körner der Staubflechten. Diese legen sich auf dem Steine an und
bereiten zuletzt den lederartigen Flechten den Boden. Zwischen diese
säen sich die Moose hinein, welche schon den Samen von Gräsern auf
nehmen. So wird der Fels nach und nach mit schwarzer Damm-
erde, mit grünem Rasen und endlich mit Kräutern bedeckt und
nach einer langen Reihe von Jahren können ganze Wälder der
prächtigsten Bäume da den Boden zieren, wo vorher nichts als
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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5
Sch. Den Donner während eines Gewitters.
L. Bleibt die Sonne immer am Himmel stehen?
Sch. Nein, sie geht des Morgens auf, macht einen großen
Vogen am Himmel, steht des Mittags am höchsten und geht
des Abends wieder unter.
L. Wer kann ihren Lauf genauer beschreiben?
Sch. Bei ihrem Aufgange erscheint sie als eine gluthrothe
Feuerkugel, steigt dann in ihrer Herrlichkeit empor, indem sie
ihre wohlthuenden Strahlen von sich sendet. Des Mittags hat
sie den höchsten Punkt ihres Bogens'erreicht und senkt sich von
da ab aumäliz wieder, bis sie am Abend Abschied von uns nimmt,
um bald einen neuen Morgen zu beginnen.
ü. Was folgt nach dem Untergange der Sonne?
Sch. Nach dem Untergange der 'Sonne wird es aumälig
dunkler, und die Nacht bricht herein.
L. Wodurch wird aber häufig die Finsterniß der Nacht
etwas erhellt?
Sch. Die F. rc. durch den Mond und die Sterne, welche
rin mattes, aber liebliches Licht verbreiten.
L. Wie lange dauern Tag und Nacht zusammen? — Aber
sind die Tage immer gleich lang? oder die Nächte?
Sch. Nein, im Sommer sind die Tage am längsten, und
die Nächte am kürzesten, dann macht die Sonne den größten Bogen
und scheint am heißesten (21. Juni). Im Winter aber, wo es
kalt und eisig ist, macht die Sonne nur einen niedrigen Bogen
und verschwindet bald wieder (22. Dezember); wir haben dann
den kürzesten Tag und die längste Nacht.
L. Wann ist aber der Tag eben so lang als die Nacht?
Sch- Zum ersten Male im Jahre ist im Frühlinge der Tag
eben so lang als die Nacht (21. März) und zum zweiten Male
im Herbste (23. September).
L. In welcher Art folgen die vier Jahreszeiten aufeinander?
Sch. Frühling haben wir, sobald der stürmische, kalte
Winter vorbei ist, wo das neue Leben in der Natur beginnt,
die Blumen und Bäume blühen, und die Vögel wieder singen.
Auf den nicht selten drückend heißen Sommer folgt der oft
winterlich naffe und kalte, bisweilen noch sommerlich warme
Herbst mit allen seinen Früchten und Genüssen. Nach einem
Jahre erneut sich der Wechsel der Jahreszeiten. (Kdrfr. 1. Nr. 38.)
L. Was bemerkt ihr am Monde? (Kinderfr. I. Nr. 33.)
Sch. Der Mond leuchtet nur, nachdem die Sonne unter-
gegangen ist; bei Tage steht er zuweilen ganz blaß am Himmel.
Manchmal ist seine ganze Scheibe erleuchtet; dann haben wir
Vollmond. Wenn die rechte Hälfte erleuchtet ist, so haben
wir das erste, und wenn die linke Hälfte erleuchtet ist, das
letzte Viertel. Zur Zeit des Neumondes sehen wir ihn gar
nicht; aber am Tage nachher erscheint er Abends am Himmel.
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94
fruchtbaren Niederungen aus. Wo sonst Sümpfe und Moräste
waren, sind durch die Bewallung der Flüsse durch Abzugsgrabens,
fette Wiesen und fruchtbare Weiden entstanden. Das Vieh veredelt
sich in diesen Gegenden von selbst, ist groß und schon, und den-
noch haben wohlhabende Gutsbesitzer ihr Vieh durch ausländische
Stiere, Kühe und Kälber zu verbessern gesucht. Die Veredelung
der Schafe ist schon im vorigen tz. erwähnt worden. — Wilde
Thiere werden immer weniger, je mehr die Kultur des Landes
zunimmt. Auerochsen, Rennthiere und Elendthiere liefen vor
2000 Jahren zahlreich in unsern Wäldern herum. Theils ver-
drängte Isie das sich mehrende Menschengeschlecht, theils gingen
sie von selbst in kältere Länder, da ihnen das Klima zu
milde ward.
Auch dadurch wird die Thierwelt eines Landes verändert,
daß Thiere aus fremden Ländern eingeführt und gezogen wer-
den. — Wahrscheinlich waren vor mehr denn 2000 Jahren
keine oder sehr wenige Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen rc. hier
im Lande.
Xi. Ausführliche Beschreibung einiger
Natur gegenstände.
§• 45.
Einleitung.
Wir haben in der letzten Zeit über vielerlei Naturgegenstände
gesprochen. Ihr habt sie theils in natürlichen Exemplaren, theils
in Abbildungen kennen und benennen gelernt. Gern ginget ihr
mit mir an schonen Frühlings- und Sommertagen ins Freie,
spieltet dort am Bache und freutet euch der bunten, oft glän-
zenden Steinchen darin; ihr sammeltet Blumen in Wald und
Feld und wandet sie zu lieblichem Kranze, ihr hüpftet dem bun-
ten Schmetterlinge nach, schauet der emsigen Biene zu oder
lauschtet dem Gesänge der fröhlich wirbelnden Lerche, der flöten-
den Nachtigall oder dem Rufe des prophetisch neckenden Kukuks.
Die Fischlein im Teiche, der klappernde Storch auf dem Dache,
die Lämmchen und die muthigen Füllen auf grüner Weide und
der Hund als treuer Begleiter, — sie alle schenkten euch tausend
Freuden, so daß ihr oft mit Herz und Munde bekennen mußtet:
„O wunderschön ist Gottes Erde!" Damit ihr aber für diese
reinen Freuden über die Schönheiten der Natur nicht erkaltet,
ist es nöthig, daß ihr nicht nur flüchtig mit dem Auge und den
übrigen Sinnen darüber weggleitet, sondern Alles sinnig und ge-
nau betrachten und kurz und klar beschreiben lernet. Immer
mehr offenbart sich euch dann die Schönheit und Zweckmäßigkeit
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