I. Christliches Glauben und Leben.
1. Gott grüße -ich!
Gott grüße dich! Kein andrer Gruß Gott grüße dich! Wenn dieser Gruß
gleicht dem an Innigkeit. so recht vom Herzen geht,
Gott grüße dich! Kein andrer Gruß gilt bei dem lieben Gott der Gruß
paßt so zu aller Zeit. soviel wie ein Gebet.
Sturm.
2. Gott grüßt manchen, -er ihm nicht dankt.
Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt, z. B. wenn dich früh
die Sonne zu einem neuen, kräftigen Leben weckt, so bietet er dir
Guten Morgen; wenn sich abends dein Auge zum erquicklichen
Schlummer schließt, Gute Nacht. Wenn du mit gesundem Appetite
dich zur Mahlzeit setzest, sagt er: Wohl bekomms! Wenn du
eine Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm dich
in acht, junges Kind oder altes Kind, und kehre lieber
wieder um! Wenn du am schönen Maitag im Blütenduft und
Lerchengesang spazieren gehst und es ist dir wohl, sagt er: Sei
willkommen in meinem Schloßgarten! Oder du denkst
an nichts und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen und
naß in den Augen und denkst: Ich will doch anders werden, als ich
bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehst
an einem offenen Grabe vorbei und es schauert dich, so denkt er just
nicht daran, daß du lutherisch oder reformiert bist, und sagt: Ge-
lobt sei Jesus Christ! Also grüßt Gott manchen, der ihm nicht
antwortet und dankt. Hebel.
3. Ergebung.
1. Am Ende ists doch gar nicht schwer, ein selger Mensch zu sein:
man gibt sich ganz dem Herren her und hängt an ihm allein.
2. Man ist nicht Herr, man ist nicht Knecht, man ist ein fröhlich Kind
und wird stets selger, wie man recht den Herren lieb gewinnt.
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und zuletzt vermass er sich sogar, wenn sich etwas Erkleckliches
damit verdienen liesse, wolle er eigens das ganze Kunststück
noch einmal machen.
Von dem vielen Reden und Trinken ward er endlich müde,
legte sich auf die Ofenbank und schlief ein. Als die letzten
Gäste eben das Wirtshaus verlassen wollten, bemerkten sie, dass
er allerlei ängstliche Gebärden machte und ein banges Stöhnen
ausstiefs. Er fuhr mit den Händen in der Luft herum, als ob
er sich an etwas halten wollte, dann schrak er wieder heftig
zusammen. Es war offenbar, dass er den Fall noch einmal
durchträumte, den er am Vormittag getan hatte, und die Gäste
fanden eine grosse Belustigung darin, seine seltsamen Bewegungen
anzuschauen, besonders als sie bemerkten, dass er jeden Augen-
blick von der Bank hinunterfallen müsse. Endlich machte er
wieder eine Bewegung und fiel wirklich unter schallendem Ge-
lächter der Anwesenden von der Bank herab in die Stube. Sie
erwarteten, ihn nun aufwachen zu sehen; aber er blieb liegen,
ohne ein Glied zu rühren, und als sie herzutraten und ihn an-
fassten , war er — tot. — Er hatte vergessen, dem die Ehre
zu geb.en, der ihn am Morgen unversehrt den Sturz in die Tiefe
hatte tun lassen, so hat er sich am Abend von einer Bank
herab zu Tode gefallen. Caspari.
5. Bon Kleidern.
Wenn du einen Flecken an deinem Kleide oder irgendwo einen
Riß hast, denkst du oft: Pah! das sieht man nicht, und die Leute
haben anders zu tun, als immer alles an mir auszumustern. Du
gehst dann frank und frei herum, und es kann oft sein, du hast recht,
es sieht niemand den Flecken und den Riß.
Wenn du aber etwas Schönes auf dem Leibe hast, sei es nur ein
schönes Halstuch oder ein frisches Hemd mit weißer Brust oder gar
eine goldene Nadel und dergleichen, da gehst du oft mit herausforderndem
Blicke hinaus und schlägst die Augen nieder, um nicht zu bemerken!,
wie alle Leute, was sie in den Händen haben, stehen und liegen lassen
und gar nichts tun, als deine Herrlichkeit betrachten. So meinst du;
aber das ist auch gefehlt, kein Blick wendet sich nach dir und deiner Pracht.
Das eine Mal meinst du, man sieht dich gar nicht, und das andere
Mal, die ganze Welt hat auf dich gewartet, um dich zu beschauen;
aber beides ist gefehlt.
Gerade so ist es auch mit deinen Tugenden und Lastern.
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Wenn du einen bösen Weg gehst, meinst du, es kennt dich kein
Mensch und keiner sieht sich nach dir um. und es ist stockdunkel.
Wenn du aber dem Rechtschaffenen nachgehst, redest du dir oft ein,
jeder Pflasterstein hat Augen, jedes Kind kennt dich und deine Gedanken
und tausend Sonnen scheinen. Aber das Gute wie das Schlimme
wird oft von der Welt übersehen. Ein Auge sieht alles, das ist
Gottes Auge.
Drum halte dich selber vor deinem Gotte über dir und deinem
Gewissen in dir in Ehren. Dann brauchst du nicht das eine Mal zu
fürchten, daß dich alles sieht, und dir dabei etwas vorzulügen und das
andere Mal zu zürnen, daß dich niemand sieht. Auerbach.
6. Sonntagsfrühe.
1. Gottessülle, Sonntagsfrühe,
Ruhe, die der Herr gebot!
Meine Seele, wach und glühe
mit im hellen Morgenrot!
2. Könnt ich in dem Zimmer bleiben,
wann das Volk zur Kirche wallt?
Könnt ich Alltagswerke treiben,
wann der Glockenruf erschallt?
3. Wo die holden Worte weilen,
die der Herr auf Erden sprach,
lasset auch das Brot mich teilen,
das er seinen Jüngern brach.
4. O das nenn ich selge Stunde,
wo man dein, o Herr, gedenkt,
wo man mit der frohen Kunde
von dem ewgen Heil uns tränkt.
5. Neues Leben, neue Stärke,
reiner Andacht frische Glut
zu dem frommen Liebeswerke
schöpf ich aus der Gnadenflut.
6. Und von göttlichen Gedanken
einen reichen Blütenstrauß
trag ich heimwärts, Gott zu danken
in dem kleinen, stillen Haus.
7. Erde, weit und ohne Grenzen!
Himmel, drüber ausgespannt!
Reich an Sternen und an Kränzen,
scheint ihr mir ein heilig Land.
8. Laß die Flamme stets mir brennen,
o mein Heiland Jesu Christ!
Laß es alle Welt erkennen,
daß mein Herz dein Altar ist!
v. Schenkendorf.
7. Schäfers Sonntagslied.
1. Das ist der Tag des Herrn! 2. Anbetend knie ich hier.
Ich bin allein auf weiter Flur. O süßes Graun, geheimes Wehn,
Noch eine Morgenglocke nur, als knieten viele ungesehn
nun Sülle nah und fern. und beteten mit nur!
3. Der Himmel nah und fern,
er ist so klar und feierlich,
so ganz, als wollt er öffnen sich.
Das ist der Tag des Herrn!
Uhland.
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8. Sonntagsmorgen.
1. Aus den Tälern 1 hör ich schallen
Glockentöne, Festgesänge;
helle Sonnenblicke fallen
durch die dunklen Buchengänge;
Himmel ist von Glanz umflossen,
heilger Friede rings ergossen.
2. Durch die Felder still beglücket
ziehen Menschen allerwegen;
frohen Kindern gleich geschmücket
gehn dem Vater sie entgegen,
der auf goldner Saaten Wogen
segnend kommt durchs Land gezogen.
3. Wie die Blumen festlich blühen!
Wie so fromm die Blätter rauschen!
Eine Lerche seh ich ziehen,
ihren Liedern muss ich lauschen;
alle streben, Gott zu dienen,
und ich bete still mit ihnen. Reinick.
9. Der Sonntag.
Nicht menschliche Einrichtung ist der Sabbat, er ist Gottes heilige
Stiftung. Der hat ihn gegründet durch seine Ruhe am siebenten
Schöpfungstage. Darum gebietet er zuerst Ruhe. Ruhe braucht
jedes Geschöpf. Ruhe braucht selbst die Erde, daß sie sich erhole von
ihrer Sommerarbeit. Ruhe braucht der Mensch; denn es ist eitel
Mühe und Arbeit auf der Erde. Im Schweiße unseres Angesichtes
sollen wir unser Brot essen; da muß der Leib seine Ruhe haben.
Wer die ganze Woche gebückt an seiner Arbeit gestanden hat, der will
sich auch einmal gerade aufrichten; darum gebietet Gott: „Sechs Tage
sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten
Tag ist der Sabbat des Herrn deines Gottes, da sollst du kein
Werk tun'/'
Doch die Ruhe des Leibes ist nicht die einzige. Jeder Mensch
hat seinen äußeren Beruf. Jeder Beruf hat seine eigene Art. Einer
hat die Woche über Gedanken des Handels und Wandels, ein anderer
denkt an sein Handwerk, ein dritter dient als Arbeiter seinem Herrn,
das Kind arbeitet für seine Schule. Wenn das ohne Rast fortginge,
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meinethalben geh in die Kirche, soviel du willst. Aber eins beding
ich mir aus: wenn viel zu tun ist, mußt du auch am Sonntage
auf dem Platze sein." — Wer war froher als unser Gesell! Am nächsten
Sonntag zieht er seinen blauen Rock an, nimmt das Gesangbuch unter
den Arm und geht in die Kirche. Solch einen schönen Tag hat er
lange nicht gehabt; ihn hat die Predigt und der Gesang ganz auf-
geweckt, und unser Grobschmied war so munter wie ein Vogel. Nun
vergeht die Woche; und wie der Sonntag kommt, sagt der Meister:
„Gesell, es ist viel zu tun; heute mußt du in der Werkstatt sein." —
„Gut," sagt der Gesell, „Wenns nicht anders sein kann." — Den nächsten
Sonntag sagt der Meister wiederum: „Es ist viel zu tun," und so auch
den dritten.
Als aber nach dem dritten Sonntage der Gesell den Wochenlohn
bekam, fünf Taler und fünfundzwanzig Silbergroschen, wie es ihm
zukam, da spricht er: „Das ist zu viel!" und schiebt die fünfundzwanzig
Silbergroschen zurück. „Warum?" sagt der Meister, „es ist für die sieben
Tage." — Aber der Gesell spricht: „Nein, ich Habs mir bedacht, und
für den Sonntag nehme ich kein Geld mehr; denn der Sonntag ist
nicht zum Geldverdienen, und wenn ich am Sonntag arbeite, so ge-
schiehts Euch zuliebe, und Geld will ich nicht." Da sah der Meister
den Gesellen groß an; und seit dem Tage war die Schmiede jeden
Sonntag verschlossen und kein Hammer noch Blasebalg mehr zu hören.
Merke: Man soll unserm Hergott nicht sein drittes Gebot stehlen;
und wer in die Kirche will, findet den Weg schon.
Blätter aus dem Rauhen Hause.
11. Das Gewitter.
1. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
in dumpfer Stube beisammen sind.
Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne gebückt
sitzt hinter dem Ofen im Pfühl. —
Wie wehen die Lüfte so schwül!
2. Das Kind spricht: „Morgen ists Feiertag.
Wie will ich spielen im grünen Hag,
wie will ich springen durch Tal und Höhn,
wie will ich pflücken viel Blumen schön!
Dem Anger, dem bin ich hold." —
Hört ihrs, wie der Donner grollt?
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3. Die Mutter spricht: „Morgen ists Feiertag.
Da halten wir alle fröhlich Gelag.
Ich selber, ich rüste mein Feierkleid.
Das Leben, es hat auch Lust nach Leid,
dann scheint die Sonne wie Gold." —
Hört ihrs, wie der Donner grollt?
4. Großmutter spricht: „Morgen ists Feiertag.
Großmutter hat keinen Feiertag;
sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid;
das Leben ist Sorg und viel Arbeit.
Wohl dem, der tat, was er sollt!" —
Hört ihrs, wie der Donner grollt?
5. Urahne spricht: „Morgen ists Feiertag.
Am liebsten morgen ich sterben mag.
Ich kann nicht singen und scherzen mehr;
ich kann nicht sorgen und schaffen schwer;
was tu ich noch auf der Welt?" —
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?
6. Sie Hörens nicht, sie sehens nicht;
es flammt die Stube wie lauter Licht;
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
vom Strahl miteinander getroffen sind.
Vier Leben endet ein Schlag —
und morgen ists Feiertag. Schwab.
12. Des -ritten Gebotes Fluch.
Haffs gehört, Kind ? Du soll st den Feiertag heiligen!
Denk, was da oben im Emmental in der Schweiz einem Bauer, der
nach Gott und Menschen nichts fragte und bloß nach dem eignen Kopfe
fahren wollte, begegnet ist. An einem Sonntage hatte der Bauer viel
Korn draußen liegen. Als er nachmittags an den Bergen Wolken gesehen
und die nasse Brunnenröhre, die ordentlich tropfte, da hat er das
Gesinde zusammen gerufen und gesagt: „Rasch hinaus, gehäufelt und
gebunden! Es wettert auf den Abend; bringen wir tausend Garben
trocken ein, so gibts danach Wein genug." Das hörte seine Groß-
mutter, die war achtzig Jahr alt und ging an zwei Krücken; sie kam
mühsam daher und sagte: „Johannes, Johannes, was denkst du auch?
Solange ich mich zurückerinnern mag, ward hier am Sonntag nie
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4. Der Lahme hängt mit seinen Krücken sich auf des Blinden
breiten Rücken. Vereint wirkt also dieses Paar, was einzeln keinem
möglich war. Gellert.
43. Eine Ohrfeige zur rechten Zeit.
In einer Handelsstadt Norddeutschlands lebte ein Kaufmann,
namens Müller, dem in letzter Zeit oft ein wohlgekleideter, junger
Mensch begegnete, der ihn sehr freundlich, ja fast zutraulich grüßte.
Herr Müller erwiderte den Gruß zwar gern; da er sich aber nicht
erinnerte, den jungen Menschen je zuvor gesehen zu haben, so glaubte
er, dieser verwechsele ihn mit jemand, dem er vielleicht ähnlich sei.
Eines Tages nun war Herr Müller zu einem Freunde eingeladen,
und als er zur bestimmten Zeit in dessen Hause eintraf, fand er den-
selben jungen Menschen mit dem Hausherrn im eifrigen Gespräche.
Der Wirt wollte nun seine beiden Freunde miteinander bekannt
machen, aber der jüngere sagte: „Das ist nicht nötig, wir kennen uns
schon viele Jahre." — „Ich glaube, Sie sind im Irrtume," erwiderte
Herr Müller; „ich habe allerdings seit einiger Zeit manchen
freundlichen Gruß von Ihnen bekommen, aber sonst sind Sie mir
völlig fremd." — „Und doch bleibt es dabei: ich kenne Sie lange und
habe mich sehr gefreut, Sie heute hier zu sehen und eine Gelegenheit
zu haben, Ihnen meinen herzlichen Dank auszudrücken." — „Wofür
wollen Sie mir danken?" fragte Herr Müller. — „Das ist allerdings
eine alte Geschichte," versetzte jener; „aber wenn Sie mir einige
Augenblicke zuhören wollen, so werden Sie sich vielleicht meiner doch
noch erinnern."
„Es sind jetzt 17 Jahr her — ich war damals ein Knabe von
9 Jahren, — als ich eines Tages aus meinem Schulwege darüber
nachdachte, wie angenehm es sein würde, wenn ich zu dem Brote, das
mir die Mutter zum Frühstücke mitgegeben, auch einen Apfel hätte;
meine Kameraden hatten oft so schone, große Äpfel, und ich bekam
nur selten Obst. Mit solchen Gedanken beschäftigt, kam ich auf den
Marktplatz, über den mein Weg führte. Da waren viele Körbe voll
der schönsten Äpfel, die mich so recht anlachten. Ich blieb unwillkürlich
stehen, um sie zu betrachten. Die Eigentümerin hatte ihrer Ware den
Rücken zugekehrt und sprach mit einer Nachbarin. Da kam mir der
Gedanke: sie wird es kaum bemerken, wenn du einen Apfel nimmst;
sie behält ja noch eine große Menge. Leise streckte ich meine Hand
aus und wollte eben ganz vorsichtig meine Beute in die Tasche stecken,
als ich plötzlich eine derbe Ohrfeige bekam, so daß ich vor Schrecken
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Schon lange ja dein Stuhl dort oben steht;
komm, labe dich! Du kommst noch nicht zu spät."
65 Und also führet er den armen Mann
mit hellen Augen an den Tisch heran.
Und: „Mutter, sieh doch! seht, ihr Kinderlein!
Den Heiland lud ich vor acht Tagen ein;
ich wußt es wohl, daß, wenn man Jesum lädt,
70 er einem nicht am Haus vorübergeht.
O Kinder, seht! in diesem Ärmsten ist
heut unser Gast der Heiland Jesus Christ." Knapp.
14. Sprichwörter.
Wer ohne Gottes Wort zur Kirche geht, kommt ohne
Gottes Wort wieder heraus. — Es beten nicht alle, die
in die Kirche gehen. — Wer des Morgens Gott nicht
dient, dient abends dem Teufel. — Kirchengehen macht
nicht selig, aber Nicht-Kirchengehen macht verdammt. —
Der Sonntag macht die Woche. — Ohne Sonntag kein
Werktag. — Kirchengehen säumet nicht. — Was du
Sonntags verdienst, stiehlst du Gott. — Was der Sonn-
tag erwirbt, schon am Montag verdirbt. — Plage dich,
ringe, sorg und sinn; ohne Gott ist kein Gewinn. -—
Vorbei an der Kirch und am Schulhaus ist der kürzeste
Weg ins Zuchthaus. —
15. mit Gott.
1. Mit dem Herrn fang alles an! Kindlich mußt bu ihm ver-
trauen , darfst auf eigne Kraft nicht bauen, Demut schützt vor stolzem
Wahn. Mit dem Herrn fang alles an!
2. Mit dem Herrn fang alles an! Die sich ihn zum Führer
wählen, können nie das Ziel verfehlen, sie nur gehn auf sichrer Bahn.
Mit dem Herrn fang alles an!
3. Mit dem Herrn fang alles an! Mut wird dir dein Helfer
senden, froh wirst du dein Werk vollenden, denn es ist in Gott > getan.
Mit dem Herrn fang alles an! Hohlfeldt.
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nicht viel Fracht. Der Kollheim wünschte ihm alles, was ihm heil-
bringend sein kann; aber der Arme fands in Lauterberg nicht; —
denn er erkrankte und starb, und die Lauterberger schickten die hungern-
den Kinder dahin, wo sie hergekommen waren. Die Bauern im Dorfe
dachten: Was mich nicht brennt, das blase ich nicht! und ließen die hungern-
den Waisen laufen. Dachte auch der blutarme Kollheim so? Nein, liebe
Kinder, der nahm die sieben Waisen seines Freundes in seine kleine Hütte
zu seinen drei Kindern, sah mit einer heißen Träne gen Himmel und
seufzte: „Herr, der du mit wenigen Broten Tausende gespeist hast, hilf
und verlaß mich nicht!"
Wenn die Not au: größten, ist Gott am nächsten! Was Kollheim
getan, wurde der preußischen Regierung in Erfurt bekannt, und diese
sandte ihm 40 Taler zur ersten Hilfe; auch sandte ihm ein frommer
Mann heimlich 10 Taler. Und als es der fromme Preußenkönig
Friedrich Wilhelm Iii. hörte, so sandte dieser dem guten Kollheim ein
kleines Kapital, daß er sich ein Feldgütchen kaufen konnte. Eins der
Volkmannschen Kinder aber kam ins Waisenhaus nach Halle, welches
der fromme Francke gestiftet hat, der auch nicht sagte: „Was mich nicht
brennt, das blase ich nicht!" v. Horn.
48. Der Postillon.
1. Lieblich war die Maiennacht, 5. Rauher war mein Postillon,
Silberwölklein flogen, ließ die Geißel knallen,
ob der holden Frühlingspracht über Berg und Tal davon
freudig hingezogen. frisch sein Horn erschallen.
2. Schlummernd lagen Wies und
Hain,
jeder Pfad verlassen;
niemand als der Mondenschein
wachte auf der Straßen.
3. Leise nur das Lüftchen sprach,
und es zog gelinder
durch das stille Schlafgemach
all der Frühlingskinder.
4. Heimlich nur das Bächlein
schlich,
denn der Blüten Träume
dufteten gar wonniglich
durch die füllen Räume.
6. Und von flinken Rossen vier
scholl der Hufe Schlagen,
die durchs blühende Revier
trabten mit Behagen.
7. Wald und Flur im schnellen
Zug
kaum gegrüßt — gemieden;
und vorbei wie Traumesflug
schwand der Dörfer Frieden. —
8. Mitten in dem Maieuglück
lag ein Kirchhof innen,
der den raschen Wanderblick
hielt zu ernstem Sinnen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Francke
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Schlachttage. „Ich lege mich in kein Bett," sagte sie, „die Kathrin will
sitzend sterben!"
Auf dem Militärfriedhofe im Ehrentale, an der Stätte, wo sie
damals im heißen Kugelregen in barmherziger Liebe tätig gewesen war,
wurde sie bestattet. Ihr Leben war Mühe und Arbeit. Was anders
kann sie zu solcher Treue und solchem Mute getrieben haben als opfer-
willige Nächsten- und Vaterlandsliebe?
Die Bürger ihrer Vaterstadt Saarbrücken haben der Entschlafenen
einen Grabstein gesetzt, damit ihr Name nicht vergessen werde.
Bert. Ev. Sonntagsblatt.
52. Das Mittagessen im Hofe.
Man klagt känfig darüber, wie schwer und unmöglich es
sei, mit manchen Menschen auszukommen. Das mag denn freilich
auch wahr sein. Indessen sind viele von solchen Menschen nicht
schlimm, sondern nur wunderlich , und wenn man sie inwendig
und auswendig nur immer recht kennte und recht mit ihnen
umzugehen wüsste, nie zu eigensinnig und nie zu nachgehend,
so wäre mancher wohl leicht zur Besinnung zu bringen. Das
ist doch einem Bedienten mit seinem Herrn gelungen. Dem
konnte er manchmal gar nichts recht machen und musste vieles
entgelten, woran er unschuldig war, wie es oft geht. So kam
einmal der Herr sehr verdriesslich nach Hause und setzte sich
zum Mittagessen. Da war die Suppe zu heiss oder zu kalt
oder keines von beiden; aber genug, der Herr war verdriesslich.
Er fasste daher die Schüssel mit dem, was darinnen war, und
warf sie durch das offene Fenster in den Hof hinab.
Was tat der Diener? Kurz besonnen warf er das Fleisch,
welches er eben auf den Tisch stellen wollte, mir nichts, dir
nichts, der Suppe nach auch in den Hof hinab, dann das Brot, dann
den Wein und endlich das Tischtuch mit allem, was noch darauf
war. „Verwegener, was soll das sein?“ fragte der Herr und
fuhr mit drohendem Zorne von dem Sessel auf. Aber der Be-
diente erwiderte kalt und ruhig: „Verzeihen Sie mir, wenn ich
Ihre Meinung nicht erraten habe. Ich glaubte nicht anders,
als Sie wollten heute auf dem Hofe speisen. Die Luft ist so
heiter, der Himmel so blau, und sehen Sie nur, wie lieblich der
Apfelbaum blüht und wie fröhlich die Bienen ihren Mittag
halten!" — Diesmal die Suppe hinabgeworfen und nimmer!
Der Herr erkannte seinen Fehler, heiterte sich beim Anblicke
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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