I. Periode.
Die germanischen Stämme im Kampfe mit dem römischen Weltreiche.
— 476 n. Chr.
I. Abschnitt.
Germanen und Römer bis ?nr Festsetzung der Mein- und Donaugrenze
— ca. 100 n. Chr.
1. Einwanderung der Germanen.
1. Die Germanen gehören zur europäischen Gruppe der arischen (indogermanischen) Völkerfamilie. Diese wanderte in zwei großen Strömen, einem südlichen (Griechen und Italiker) und einem nördlichen (Kelten, Germanen, Letto-Slawen) in Europa ein, der letztere durch die Ebenen Rußlands. Die Kelten besetzten vor den Germanen das Land östlich vom Rheine bis an und über die Weser hinaus und im Süden bis zum „hercynischen Walde" (die mitteldeutschen Gebirgszüge vom Vogelsberge bis zu den Sudeten), außerdem Frankreich und die britischen Inseln. Die den Germanen folgenden und ihnen näher verwandten Letto-Slawen blieben in den weiten russischen Ebenen zurück, die Germanen aber zogen weiter längs der großen Flüsse in nordwestlicher Richtung bis zum Nordmeere.
2. Von hier aus bevölkerte ein Teil von ihnen Skandinavien, die dänischen Inseln und Jütland (Nordgermanen oder Skandinavier: Schweden, Norweger, Dänen) und entwickelte sich hier vielfach verschieden von den Stammesgenossen des Festlandes, verlor daher bald das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit mit ihnen. Die Hauptmasse breitete sich in dem heutigen Deutschland rechts des Rheines aus und drängte die Kelten allmählich im Westen über Mittel- und Niederrhein, im Süden über den Main zurück. Die Kelten wohnten nur noch längs der Donau bis tief nach Pannonien (Ungarn) hinein und fast im ganzen Alpengebiete, doch blieben Kelten auch in Deutschland zurück und
Kümmel u. Ulbricht, Grundziiqe Ii. 1
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Rheine Frankreich Skandinavien Schweden Deutschland Rheines Niederrhein Main Donau Pannonien Ungarn Deutschland
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rohe und unfruchtbare Fleckchen zum fruchtbaren Stückchen um. Männer
und Frauen halten aber trotz schwerer Arbeit immer auf saubere, ganze
Kleidung und lieben bunte Farben. Während der Steinbrecher sich auch
im Winter im Steinbruche beschäftigen kann, muß der Schiffer in dieser
Jahreszeit sein im Hafen liegendes Schiff verlassen und einer anderen Be-
schäftignng nachgehen. Er führt dann die im Sommer gefällten Stämme
des Gebirgswaldes auf einem kleinen, starken Bergschlitten zu Thal. Das
ist eine Arbeit, die einen ganzen. Mann fordert. Mit gewaltiger Kraft
und großem Geschick weiß er die langen, mächtigen Stämme an steilen
Felswänden und an tiefen Abgründen vorüber zu führen, indem er, vor
dem Schlitten stehend, mit der knarrenden und ächzenden Last die steile,
oft spiegelglatte Bahn hinabsaust. An alten Gebräuchen hängt der Be-
wohner dieses Gebirges eben so fest wie der Erzgebirge?, und noch immer
lodern auf den Bergen, wie einst in heidnischer Vorzeit, die Oster- und
Johannisfeuer zum nächtlichen Himmel empor, weithin sichtbar.
It. Lausitzer Gebirge.
Es beginnt an der Elbe, reicht bis in das Tiefland im Norden und
wird begrenzt von dem Thal der Mandau bei Zittau.
Höchster Berg dieses Gebirges: Rottmar 583 m.
Andere Berge: Falkenberg (Battenberg) 581 m, Sybillenstein 458 m,
Keulenberg (Augustusberg) 413 m, Buchberg 247 m, Porsberg 360 m,
Czorneboh (sprich Tschorneboh) 572 m, Bieleboh 500 m, Löbauer Berg
456 m, Hutberg 360 m.
V. Zittauer Gebirge.
Südlich von Zittau, zwischen Neiße und Mandau.
Höchster Berg: Lausche 792 m.
Andere Berge: Hochwald 729 m, Oybin 565 m.
Aus der Geschichte des Gebirges.
Da das. Lausitzer und das Zittauer Gebirge nicht so hoch wie das
Erzgebirge, und nicht so wild zerklüftet sind wie das Elbsandsteingebirge,
dem Verkehre also keine Schwierigkeiten bereiten, so ist die Besiedelnng
eine frühe gewesen und die Verkehrsstraßen von Schlesien über Bautzen
und von Böhmen über Zittau sind uralt. Bis in die graue Vorzeit zurück
geht die Verarbeitung von Thonwaren, auch die Tuchmachern blüht schon
seit einem halben Jahrtausend. Alt ist auch die Kunst der Leinweberei,
die hier so recht zu Hause ist. Wie sich am längsten hier die Reste des
einstigen Sorbenvolkes in den Wenden erhalten haben, so zeigt die Lausitz
unter allen Kreishauptmannschaften Sachsens am meisten noch die Spuren
des früher hier getriebenen Götzendienstes. Schon die beiden Bergnamen
„Czorneboh" und „Bieleboh" erinnern an die slavischen Götter. Erd-
schanzen, die als frühere Opfer- und Verteidigungsplätze angesehen werden,
giebt es in großer Anzahl an den Bächen, und unter mächtigen Stein-
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summender Insekten, und das ungestörte Heim lustiger Singvögel; die
einsamen Moorstreckeu oder die stillen Waldteiche sind das Revier des
Storches und vieler Sumpf- und Wasservögel. Hochstämmiger, dunkler Wald
schlingt seineu grünen Mantel um die weiteu, friedlichen Flächen. Auf den
heimlichen, süßgrasigen Waldwiesen äst das scheue Reh oder der stattliche
Hirsch. In den hohen Bäumen aber jauchzen und trillern die Vögel und
würziger Duft lagert über Wald und Flur. Fernab vom lauten Treiben
der Städte liegt in tiefer Einsamkeit des grünen Waldes manchmal eine
klappernde Muhle am forellenreichen, klaren Heidebächlein, grün umrankt
von wildem Wein, wie eingesponnen vom tiefen Waldfrieden, umblüht und
umduftet von einem kleinen, traulichen Gärtchen und bewohnt von schlichten
Menschen, oder ein kleines Heidedorf, ringsum von Wiesen, Fruchtgürten
und Feldern umgeben, unterbricht das reiche Waldrevier. Die Heide ist
für den Naturfreund immer schön, sei es im Winter, wenn sie, tief eiu-
gehüllt in ihr reines Schneekleid, in ernster Ruhe sich darbietet, sei es,
wenn sie im Blüten- und Fruchtschmucke der wärmeren Jahreszeiten Prangt,
wo das Leben seine goldenen Fäden tausendfältig über sie spannt.
Besonders wichtig ist die Heide für Dresdeu, indem ihre Wälder die
Gewalt der rauhen Nord- und Nordostwinde brechen.
Inmitten der Heide liegt malerisch zwischen zwei kleinen Seen das
waldumgebene Jagdschloß Moritzburg. Ein viele Stunden langer, sehr
hoher Wildzaun, der das Ausbrechen der hier gehegten Wildschweine, Edel-
und Damhirsche verhindert, umschließt die herrlichen Reviere. In Moritz-
bürg ist auch das Köuigl. Laudesgestüt für die Zucht edler Pferde. Unmittelbar
bei Moritzburg ist der Flecken C'isenberg mit 1463 E., mit großen Vieh-
Märkten. Seit 1875 ist eine Fortbildungsanstalt für Blinde hier.
In ganz ebener Gegend liegt die größte Stadt an der Röder,
Großenhain, 13,200 E., Garnisonstadt, Sitz der Amtshauptmannschaft
sowie großer Wollwebereien, Tnch- und Maschinenfabriken. Die Feld-
Wirtschaft und die Bienenzucht ist bedeutend. In Großenhain lebte der
Gründer der so segensreich wirkenden Gewerbevereine, Gewerbeschulen und
der Stadtbibliotheken, Rentamtmann Prensker. — Nordwärts von
Großenhain liegt in der Nähe der Grenze Dorf Gröditz mit großen
Eisenwerken. Hier schneidet der die Elbe und Elster verbindende, aber
wenig benutzte Kanal den Röderfluß.
c) Links von der Elbe siud die Städte zahlreicher als rechts vou
der Elbe; die meisten gehören dem unmittelbaren Flußgebiete der Elbe
au, die Minderzahl dem der Freiberger Mulde. Da viele dieser Städte
im Erzgebirge liegen, tritt häufig der Bergbau auf; ferner sind Stroh-
slechterei und Spielwarenfabrikation hervorragende Industrie.
Im Gottlenbathale finden wir die Städte Gottleuba, 1170 E., und
Berggießhübel, 1430 E., beides alte Bergstädte. Beide Städtchen sind
beliebte Bäder und Sommerfrischen. Viehzucht, Feldbau, Holzwaren-,
Draht- und Metallwareufabrikatiou beschäftigen die Bewohner.
Zwischen Gottleuba und Miiglitz: Liebstadt, 764 E, mit altem
Schlosse.
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bare Kraft und schalt über den Schaden; dann aber gefiel ihm der Streich, und darum behielt er Siegfried und belehrte ihn, wie er das Eisen glühen, halten, wenden und schlagen müsse. Und half die Belehrung? Ja; denn Siegfried konnte wirklich bald selber Schwerter machen, und von der letzten Eisenstange machte er ein recht breites und langes Schwert für sich; das sollte sein Arbeitslohn sein. Was dachte Siegfried, als er sein Schwert fertig in der Hand hielt? Nun bin ich so gut und so viel wie jeder andere Ritter; denn ich habe die Hauptsache, ein Schwert. Und mit dem Schwert will ich wie andere Helden kämpfen gegen Riesen und Drachen.
Überschrift: Siegfried lernt schmieden und schmiedet sich ein Schwert.
Geläuterte Gesamtauffassung des Ganzen an der Hand der 4 Überschriften. Disposition. Hauptüberschrift? „Siegfrieds Schwert" ist richtig; denn alles, was uns von Siegfried erzählt wird, bezieht sich auf das Schwert: sein Wunsch, seine Bitte, seine Arbeit.
Ii b. Nun wollen wir uns jung Siegfried noch genauer ansehen. Was er mit Fuß und Hand und Mund gethan, wissen wir, aber wir wissen noch nicht, wie es in seinem Herzen aussah, und ob uns das wohlgefällt.
1. Warum wollte Siegfrieb burchaus nicht zu Haufe bleiben? So schön und bequem es sich auch aus der Burg oes Vaters lebte, es gefiel dem Knaben boch nicht mehr zu Hause. Denn zu Hause war ihm alles zu bekannt, zu alltäglich, zu eng; er wollte die sremben Menschen und fremben Länber sehen, von denen die Gäste seines Vaters erzählten; er wollte durch die weite Welt wandern und alle Tage etwas Neues erleben. Wie. es ihm in der Fremde gehen würde, darum sorgte er sich nicht. Er dachte nur: Fort von zu Hause! Draußen in der weiten Welt muß es ja viel schöner sein. Siegfried war wanderlustig.
Auch fühlte er Kraft in seinem Arm und wollte draußen in der Welt Thaten verrichten wie die Helden, von denen die Sänger auf seines Vaters Burg sangen. Er war thatenlustig. Zusammenfassende Antwort auf die obige Hauptfrage: Siegfried war wanderlustig und thatenlustig.
2. Siegfried ist doch recht neidisch gegen die Ritter? Nein, er gönnt den Rittern ihr Schwert; aber er möchte auch eines haben und öffentlich tragen, damit er auch ein Ritter genannt und als Ritter geehrt wird und in den Kampf ziehen darf, um sich neue Ehre zu erwerben. Doch der Vater kann ihm das Ritterschwert noch nicht geben, weil er noch zu jung ist. Und boch fühlt Siegfrieb, daß er eben so stark und gewanbt ist, wie viele ältere Ritter, und bannn sehnt er sich nach dem Schwert, dem Namen und der Ehre eines Ritters. Siegfrieb ist ehrlieb enb.
3. Es war boch eigentlich recht butnrn von Siegfrieb, daß er, der vornehme Fürstensohn, den geringen Mann so anfleht und mit dem größten Vergnügen ein Schmiebelehrling wirb? Siegfrieb wollte durch-
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Nibelungen.
1. „Siegfrieds Schwert."
Jung Siegfried war ein stolzer Kuab',
Ging von des Vaters Burg herab.
Wollt' rasten nicht in Vaters Haus,
Wollt' wandern in alle Welt hinaus.
Begegnet ihm manch Ritter wert Mit festem Schild und breitem Schwert.
Siegfried nur einen Stecken trug,
Das war ihm bitter und leid genug.
Und als er ging im finstern Wald,
Kam er zu einer Schmiede bald.
Da sah er Eisen und Stahl genug,
Ein lustig Feuer Flammen schlug.
„O Meister, liebster Meister mein!
Laß du mich deinen Gesellen sein!
Und lehr' du mich mit Fleiß und Acht,
Wie man die guten Schwerter macht!"
Siegfried den Hammer wohl schwingen knnnt', Er schlug den Amboß in den Grund.
2*
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als er einmal von der Schauenbnrg herab ritt, da saß ein Töpfer, Namens Reinhart, bei einem großen Brunnen. Von dem vernahm der Graf, daß er alle Nacht zwei schöne Lichter-brennen sähe.
Da gedachte der Graf an sein Gelübde, ließ alsobalb die Stätte räumen und die Bäume abhauen. Als das Gebäude fertig war, nannte er es von dem Töpfer und Brunnen „Reinhartsbrunnen;" da liegen die alten Landgrafen von Thüringen mehren-teils begraben.
6. per tzartgeschmiedete Landgraf.
Landgraf Ludwig zu Thüringen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demütig gegen jedermann, und ließ jeden seines Willens leben. Da huben seine Edelleute an, stolz zu werden und mißachteten seine Gebote; aber die Unterthanen drückten sie aller Orten. Sie Plagten die Leute mit Fronden, hielten unrecht und falsch Gericht, machten Straßen und Wege für die Kaufleute unsicher und verdarben allen Handel und Wandel im Lande.
Es trug sich nun einmal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und es wurde Nacht. Da gewahrte er eines Feuers, richtete sich danach und kam in die Ruhla zu einer Waldschmiede.
Der Fürst war mit schlichten Kleidern angethan, hatte fein Jagdhorn umhängen und den Jagdspieß in der Hand. Der Schmied fragte, wer er wäre. Ludwig antwortete: „Des Landgrafen Jäger." Da sprach der Schmied: „Pfui des Landgrafen! Wer ihn nennet, sollte sich allemal das Maul wischen, — des barmherzigen Herrn!“ Ludwig schwieg, und der Schmied sprach zuletzt: „Herbergen will ich dich heut, aber nicht um deines Herrn willen. In dem Schuppen da findest du Heu, da behilf dich mit deinem Pferde."
Der Landgraf ging beiseit und legte sich auf die Streu, konnte
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25. Die Schule der Stutzer.
In solchem Staat, ihr Herrn vom Rat, mit Seide, Gold und Bändern?
Wohl ziemt der Glanz zu Spiel und Tanz, zu Reigen oder Ländern; zu ernsten Dingen ziemt er nicht, drum halt ich heute kein Gericht;
„Auf laßt uns fröhlich jagen!"
Das Hifthorn schallt im grünen Wald, an Seilen bellt die Meute, dem Frendenschall erjauchzen all die flinken Jägersleute.
Der Kaiser weist sie manchen Pfad, wo sich viel Wilds verborgen hat:
„Nur zu durch dick und dünne!"
Ihm folgen gern die schmucken Herrn, wie ließen sie sich mahnen?
Doch mancher Dorn nimmt sie aufs Korn und zerrt an ihren Fahnen.
Viel bunte Flitter flattern fort, ein Läppchen hier, ein Läppchen dort, sie müssen Wolle lassen.
Im schlichten Rock hat manchen Bock der Kaiser abgefangen.
Sie trafen nie, stets blieben sie an einem Dornbusch hangen.
Der Kaiser lacht: „Ach, wie zerfetzt!
ihr wurdet heute selbst gehetzt; ein andermal seid klüger!"
K. Simrock.
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Heinrich.
Meist aus Widukinds sächsischen Geschichten.
28. Heinrich, der Vogelsteller.
Herr Heinrich sitzt am Vogelherd recht froh und wohlgemut; aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröte Glut.
In Wies' und Feld und Wald und Au — horch, welch ein süßer Schall!
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, die süße Nachtigall!
Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
„Wie schön ist heut die Wett!
Was gilt's? Heut giebt's ’nen guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt.
Er lauscht und streicht sich von der Stirn das blondgelockte Haar:
„Ei doch, was sprengt denn dort heraus für eine Reiterschar?"
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Wachtel Heinrich Heinrich
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die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an und denkt wohl in seinem Herzen: Wie prächtig sieht das aus! Aber Plötzlich biegen die Reiter von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er hütet. Das ist ihm zu arg; denn das Feld ist keine Straße, und das Feld gehört seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht deu Rittern entgegen, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen mit dreister Stimme zu: „Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!"
Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht ganz verwundert den Knaben an, der es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Er hält sein Roß an und hat seine Freude an dem mutigen Jungen, der so kühn und furchtlos feinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist Du, Knabe?" „Ich bin Hermann Billings ältester Sohn und heiße auch Hermann, und das ist meines Vaters Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten." „Ich will's aber", erwiderte der Ritter mit drohendem Ernst, „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei hob er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehn, sieht mit blitzenden Augen zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und ihr dürft nicht über das Feld weiter, ihr reitet denn über mich weg." „Was weißt Du von Recht, Knabe?" „Mein Vater ist der Billing", antwortete der Knabe, „vor einem Billing darf niemand das Recht verletzen."
Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist das denn Recht, Knabe, Deinem König den Gehorsam zu versagen? Ich bin Otto, dein König." „Ihr wäret Otto, unser König, von dem mein Vater uns so viel erzählt? Nein, ihr seid es nicht! König Otto schützt das Recht, und ihr brecht das Recht; das thut Otto nicht, sagt mein Vater." „Führe mich zu beinern Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem ernsten Angesicht.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Hermann_Billings Hermann Ernst Otto Otto Otto Otto