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1. Geographie von Asien, Afrika, Amerika und Australien - S. 4

1891 - Wittenberg : Herrosé
— 4 — langes Kettengebirge, über das erst seit neuerer Zeit eine einzige Kunststraße führt und das von jeher ein trennender Wall zwischen Europa und Asien war. Der höchste Berg ist der Elbrus (5600). — Der Tam'ns zieht sich an der Süd- küste Kleinasiens entlang. Der Libanon (d. h. der Weiße) und der ihm parallel laufende Anti- libanvn (d. h. der dem Libanon Gegenüberstehende) gewähren einen schönen und großartigen Anblick. Die Gipfel des Libanon erreichen bis 3000 m Höhe und sind das ganze Jahr hindurch mit Schnee bedeckt, während in den engen Schluchten seiner unteren Thäler die Glut der Sommersonne herrscht. So stufen sich auf verschiedenen Höhepunkten des Gebirges verschiedene Zonen ab und jede bringt ihre eigentümlichen Erzeugnisse: unten Getreide im Überfluß, in der Mitte der heitere Anblick immergrüner Bäume, Gärten mit den schönsten Früchten Syriens, milde Luft und reiche Bewässerung, oben das unbewohnte Gebiet des Schnees. Darum sangen arabische Dichter vom Libanon, er trage auf seinem Haupte den Winter, auf seinen Schultern den Frühling, in seinem Schöße den Herbst und der Sommer schlummere zu seinen Füßen am Mittelmeere, Auch die Dichter und Propheten des Alten Testaments haben den Libanon vielfach verherrlicht, so daß kein anderes Gebirge, der Sinai ausgenommen, an ehrwürdiger Berühmtheit sich mit ihm messen kann. —- Auf dem Libanon ist noch ein Rest des Cedern- waldes anzutreffen, welcher 1000 Jahre vor Christo dem Salomo Holz zum Tempelbau lieferte; er ist jetzt auf einen Hain von 400 Bäumen zusammen- geschmolzen. — Der Antilibanon liegt östlich vom Libanon und ist von ihm durch das Thal Hohlsyrien (Cölesyrien) getrennt. Sein höchster Gipfel ist der H e r m o n , auf dem der Jordan entspringt. Das Gesetz Mösts bestimmte den Hermon zur Nordgrenze des Landes Kanaan. Ein Bild himmlischen Segens ist „der Tau, der vom Hermon fällt." Das Hochland von Hinterasien ist das höchste Hochland der Erde und auch deshalb merkwürdig, weil es weiter keine Gegend der Erde giebt, wo sich die verschiedenen Menschenstämme, Sprachen und Religionen so nahe be- rühren, wie hier, weshalb auch alle Anfänge der Geschichte hierher weisen. Es wird ebenfalls von Randgebirgen eingeschlossen und zwar im 3. vom H i m a l a y a , im 0. vom Chinesischen und Mandschurischen Alpenland, im N. vom Da-urischenalpenland und dem Altai- g e b i r g e, im W. vom Pamir-Hochland. — Das Innere des Hoch- landes von Hinterasien wird von mehreren parallelen Gebirgsketten durchzogen: auf den Himalaya folgt der K a r a k o r u m , auf diesen nördlich der K u e n l u n und der Tienschan. Zwischen diesen Gebirgszügen und den Randgebirgen breitet sich das eigentliche Hochland aus, an dem sich 3 Abteilungen unterscheiden lassen: Tibet, Mongolei und Dsungarei. Der Himü-laya (d. h. Wohnung des Schnees) ist das h ö ch st e G e b i r g e Asiens und der Erde. Er bildet eine Riesenkette von über 2000 km Länge, was der Entfernung der Südspitze Italiens bis zur Nordspitze Jütlands entspricht, und erstreckt sich zwischen Indus und Brahmaputra. Er ist nicht nur wegen seiner Höhe, sondern auch infolge großer Einöden und schrecklicher Wild- nisse weit unzugänglicher als die Alpen Europas. Da er ein Randgebirge ist, so ist sein Abhang in die südliche Ebene ein ungleich gewaltigerer als nach Norden. — Die höchste Erhebung des Himalaya ist der Gaurisankar (d. h. der Strahlende) oder M o u n t E v e r e st (spr. Maunt Ewerest). Er ist zugleich der höchste Berg der Erde und nahezu doppelt so hoch als der Montblanc (8800 m).

2. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 403

1913 - Wittenberg : Herrosé
403 Klaus geschickt habe und den wir in nächster Woche erwarten können, eine neue Silber- oder Kobaltstufe." „Lieber Herr," erwiderte der erfahrene Bergmann trübe, „ich habe zu der Hilfe, die uns die gelahrten Herren bringen sollen, wenig Zutrauen! Die Schrecken- und Schottenberggruben wollen nichts mehr hergeben, mit dem bißchen Ernte wird's in diesem Jahre traurig werden, und über das Vieh kommt die Seuche." Welchen Nachhall diese Worte erweckten, das zeigten die trau- rigsten Mienen ringsum. Frau Barbara bedeckte ihr Antlitz mit beiden Händen, und Herr Christoph sprach mit zitternder Stimme: „Hoffen wir. daß der zweite aus Dresden neue Stufen entdecken wird." Aber die andern schüttelten in bangem Zweifel die Häupter. Denn fürwahr, es war eine traurige Zeit und gewiß kein Wunder, daß die braven Annaberger den Mut tiefer und immer tiefer sinken ließen. Was sollte aus ihnen werden, wenn die Gruben wirklich „ausgebraucht" waren? Sie mutzten dann ver- hungern: denn sie hatten da oben im Gebirge keinen andern Er- werb. — Und in der nächsten Woche kam Klaus mit dem zweiten Herrn Studierten aus Dresden an. Der fuhr bald in diesen, bald in jenen Schacht, der beklopfte alle Wände und sprach dazu nur Lateinisch, der nahm Messungen nach rechts und links, in die Höhe und Tiefe vor: aber er fand auch nichts. Schließlich schüttelte er dann sein weises Haupt und ging mit einer Rolle Silbergulden aus dem Säckel des Bergherrn wieder von dannen. Nun gab es keine Hoffnung mehr für die armen Leute. Ihre Hämmer und Eisen rosteten, in den Ställen ward es leerer und stiller, und obendrein brach noch ein grausiges Hagelwetter los. Da sank denn auch unserm Herrn Christoph zuletzt aller Mut. und die heitere Miene, die er bisher der Umgebung willen zur Schau getragen hatte, verschwand gänzlich. 2. Da geschah es eines Tages, daß ein armes Weib mit drei hungernden Kindern an die Türe von Herrn Uttmanns Hause pochte. Sie war eine Fremde, kam weit daher und bat um Gottes willen, ihnen ein Stück Brot und für kurze Zeit eine Ruhe- statt zu geben. Frau Barbara empfing die Arme nach ihrer Ge- wohnheit mit gütigen Worten, lud sie ins Haus herein und er- quickte sie aufs beste mit Speis' und Trank. Sie wies den hilf- losen Wanderern ein gar behaglich Kämmerlein an. und sie freute sich herzlich der Ruhe, die die Müden darin fanden. Sie hatte die Fremde nicht gefragt, woher sie komme, noch wohin sie wolle: sie war arm und ihrer Hilfe bedürftig, — das war ihr genug. Aber kurze Zeit danach, so trat aus dem Kämmer- lein die fremde Frau wieder zu ihr herein, setzte sich auf Barbaras Einladung zu ihr an den Tisch und begann nun unaufgefordert, von ihrer Heimat, Flucht und Wanderung zu erzählen. Dabei 26*

3. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 406

1913 - Wittenberg : Herrosé
406 Mit beiden Händen schlug die Brabanterin ein; halb nur verstand sie Barbaras Worte. 3. Am andern Morgen wurden auf Herrn Uttmanns Betreiben alle Leute mit ihren Kindern — nur die unter fünf Jahren blieben daheim — zusammengerufen. Der Vergherr, der, als er am vergangenen Abend heimgekehrt war, seine fromme Gemahlin nur stumm in die Arme geschlossen hatte, teilte jetzt den Leuten Barbaras Pläne mit. Staunen und Zweifel ringsum, und auf die Brabanterin und deren Kinder blickte man mit ungläubigen Mienen. Aber unser würdiges Paar beachtete das alles nicht: es lieh Stäbchen anfertigen, die der Schmied mit Haken versah, und Klaus ward nach Dresden geschickt, um Zwirn zu kaufen, und es kam von dorther auch ein Maler, der Muster nach Muster zeichnete. Und der Unterricht begann: wie im Spielen lernte man das Klöppeln. Darüber wurde so manche Sorge vergessen: denn mit jedem Tage ward der Zweifel geringer und die Hoff- nung größer: und nun erschallte nach langer Zeit hier wieder ein artiger Scherz, dort ein heiteres Liedchen. Und als zwei Monate verflossen waren, — oh. wer beschreibt die Freudenrufe, die da durch Annaberg ertönten! Denn zwei, die man derweil mit den fertigen Spitzen hinausgeschickt hatte, waren eben, und zwar mit leeren Ranzen, wieder heimgekehrt, aber dafür mit so vollen Taschen, daß man meinte, der Reichtum müsse bis in alle Ewig- keit währen. Die Brabanterin konnte diese Freude nicht mehr teilen. Un- weit der großen Linde, die noch heute inmitten des Kirchhofs steht, wurde sie wenige Tage vorher bestattet: der Gram um den Ver- lust ihres Mannes und all das Entsetzliche, das über sie herein- gebrochen war. hatten den Todeskeim in ihr Herz gesenkt. Und das hatte ruhiger brechen können: denn ihre Kinder lagen ja in Barbaras Armen. Gepriesen sei diese Frau! Solange die Sonne am Himmel stand, legte sie die Klöppel nicht aus der Hand, und das mußte der beste Sporn für alle übrigen sein. Und mit der Freudigkeit und Hoffnung wuchsen die Spitzenvorräte, obgleich die rüstigsten Männer immer mit der fertigen Ware wieder von dannen zogen, durch ganz Sachsen und Böhmen. Erst der strenge Winter gebot ihnen Einhalt. Und als dann der Frühling und der Sommer wiederkamen — welch ein Abstand gegen das vorige Jahr! Kerngesundes Vieh im Stalle und auf den Wiesen, Segen auf den Feldern und die Menschen glücklich! Denn eben war der Herr Studierte, der auf des Bergherrn Bitte aus Kölln an der Spree zur nochmaligen Untersuchung der Gruben gekommen war, wieder abgereist, nach- dem er sich noch nicht gerade zum allerbesten über die Weisheit seiner Kollegen in Dresden erklärt hatte. Denn die Gruben im Schrecken- und Schottenberge waren nicht ausgebraucht: man

4. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 421

1913 - Wittenberg : Herrosé
421 Ihre hohe poetische Begabung tritt am klarsten in den Heidebildern hervor, die geradezu Meisterstücke landschaft- licher Schilderungen sind. Die Dichterin weih selbst die ein- samen. öden Flächen, die schwarzen Moorgründe mit poetischem Leben zu beseelen, sie weih dem Kleinsten und scheinbar Gering- fügigsten interessante Seiten abzugewinnen: die Libelle und die Wafserspinne. die Totenkäfer, die trägen Unken und der Kröten Chor — alle diese Bewohner der Heide finden einen Zufluchtsort in den Versen der Dichterin. Und wo sie das Erwachen der Heide singt, wenn des Tages Herold, die Lerche, das Gefieder schüttelt, und schlummertrunken aus Purpurhecken die Sonne ihr Haupt erhebt, wenn sie die Kämmerer, die schlaftrunkenen Blumen, er- innert. ihr Amt zu verrichten, und die Musikanten der Heide mahnt, ihr Saitenspiel ertönen zu lassen, da entzückt uns die Dichterin durch Reichtum und Fülle der Bilder, durch die zauber- hafte Belebung der Natur. Man lese nur folgende Verse aus dem Gedicht „Die Lerche": Da krimmelt, wimmelt es im Heidgezweige, die Grille dreht geschwind das Beinchen um. streicht an des Taues Kolophonium und spielt so schäferlich die Liebesgeige: ein tüchtiger Hornist, der Käfer, schnurrt: die Mücke schleift behend die Silberschwingen, dah Heller der Triangel möge klingen: Diskant und auch Tenor die Fliege surrt, und, immer mehrend ihren werten Gurt, die reiche Katze um des Leibes Mitten, ist als Bassist die Biene eingeschritten: schwerfällig hockend in der Blüte, rummeln das Kontraviolon die trägen Hummeln. — So tausendarmig ward noch nie gebaut des Münsters Halle, wie im Heidekraut Gewölbe an Gewölben sich erschlichen, gleich Labyrinthen ineinander schieben: so tausendstimmig stieg noch nie ein Chor, wie's musiziert aus grünem Heid hervor. Wie in allen ihren Dichtungen deutsches Herzblut kreist, so geht auch durch alle ein religiöser Zug. Erst nach ihrem Tode fand man eine Sammlung ihrer religiösen Dichtungen „Das g e i st - I i cf) c Iah r". Dieses ihr letztes Werk ist der einfache Ausdruck eines kindlich frommen Gemüts, das sich nach bitterm Seelenleiden und schweren Kämpfen zum gottvertrauenden Frieden durch- gerungen hat. Angeführt seien hier nur zwei Strophen aus der Betrachtung „Am Karfreitag": Weinet, weinet meine Augen, rinnt nur lieber gar zu Tränen: ach. der Tag will euch nicht taugen, und die Sonne will euch höhnen!

5. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 469

1913 - Wittenberg : Herrosé
469 An Gebühren für 1 Tarwort werden erhoben innerhalb des Deutschen Reichs 5 4 (Orts-Telegramm 3 4)- Vom Fernsprechverkehr. Für die Benutzung der Verbindungsanlagen zwischen ver- schiedenen Netzen oder Orten mit öffentlichen Fernsprechstellen werden Gesprächsgebühren erhoben. Sie betragen für eine Ver- bindung von nicht mehr als 3 Minuten Dauer im Orts- und Nachbarortsverkehr 10 4, im Fernverkehr je nach der Entfernung 20 4 (bis zu 25 km) bis 2 Jt (mehr als 1000 km). Für dringende Gespräche wird die dreifache Gebühr erhoben. 263. Stammbuchverse. Der Sprüche Würze ist ihre Kürze. Es wächst ein Vlümlein Bescheidenheit, der Mägdlein Kränzel und Ehrenkleid. Wer solches Blümlein sich frisch erhält, dem blühet golden die ganze Welt. Ein treu Gedenken, lieb Erinnern, das ist die herrlichste der Gaben, die wir von Gott empfangen haben. Das ist der goldne Zauberring, der auferstehen macht im Innern, was uns nach außen unterging. Wer ins Herz dir zielt, dich zu verletzen, find' es wie ein Bergwerk reich an Schätzen. Werfen Steine nach dir Feindeshände, wie ein Obstbaum reife Früchte spende,! Sterbend, hohen Sinns der Muschel gleiche, die noch Perlen beut für Todesstreiche. Im Glück nicht stolz sein, im Leid nicht zagen, das Unvermeidliche mit Würde tragen, das Rechte tun, am Schönen sich erfreuen, das Leben lieben und den Tod nicht scheuen und fest an Gott und bessere Zukunft glauben, heißt leben, heißt dem Tod fein Bittres rauben. Mehr kannst du nicht an Glück erjagen — und jagst du noch so weit hinaus —, als bei den Deinen froh zu sagen: Ich fühle mich so ganz zu Haus. Trachte nach Ehre, nicht nach Ehren! eecrg-Eoke.:-!*.-^* Besseres kann dich niemand lehren. fürinte,.^ aie Schulbuchforschung Braunschweig Schulbuchbibliothek

6. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 29

1913 - Wittenberg : Herrosé
29 sie öffnet heimlich ihren Schrein, langt aus verborgner Fächer Grube; dann, leise wie der Mondenschein, schlüpft sie in ihres Mannes Stube. 8. Der satz, die schwere Stirn gestützt, und rauchte fort am kalten Rohre. „Karl!" drang ein scheues Flüstern itzt, und wieder „Karl!" zu seinem Ohre; sie stand vor ihm, wie Blut so rot, als galt' es eine Schuld gestehen. „Karl", sprach sie, „wenn uns Unheil droht, ist's denn unmöglich ihm entgehen?" 9. Drauf reicht sie aus der Schürze dar ein Säckchen, stramm und schwer zu tragen, drin alles, was sie achtzehn Jahr' erspart am eigenen Behagen. Er sah sie an mit raschem Blick und zählte, zählte nun aufs neue, dann sprach er seufzend: „Mein Geschick ist zu verwirrt, — dies langt wie Spreue!" 10. Sie bot ein Blatt und wandt' sich um, erzitternd, glüh gleich der Granate; es war ihr kleines Eigentum, das Erbteil einer frommen Pate. „Rein", sprach der Mann, „das soll nicht sein!" und klopfte freundlich ihre Wangen. Dann warf er einen Blick hinein und sagte dumpf: „Schier möcht' es langen." 11. Nun nahm sie aus der Schürze Grund all ihre armen Herrlichkeiten, Teelöffelchen, Dukaten rund, was ihr geschenkt von Kindeszeilen. Sie gab es mit so freud'gem Zug! Doch war's, als ob ihr Mund sich regte, als sie zuletzt aufs Kontobuch der fel'gen Mutter Trauring legte. 12. „Fast langt es", sprach gerührt der Mann, „und dennoch kann es schmählich enden; willst du dein Leben dann fortan geplündert fristen mit den Händen?" Sie sah ihn an — nur Liebe weiß an liebem Blicke so zu hangen —; „In Gottes Namen!" sprach sie leis, und weinend hielt er sie umfangen. Annette von Droste-Hülrhoff.

7. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 68

1913 - Wittenberg : Herrosé
4. Dort sucht er selbstvergessen nach dem Brot; doch da begann's rings um ihn zu rumoren, sie brachten mit den Füßen ihn in Not und schrie'n erbost: „Was, Kerl! hast du verloren?" 6. Errötend taucht er aus dem dunklen Graus und barg es in des Tuches graue Falten. Er sann und sah sein ehrlich Vaterhaus und einer treuen Mutier ehrlich Walten. 6. Nach Jahren aber saß derselbe Mann bei Herr'n und Damen an der Tafelrunde, wo Sonnenlicht das Silber überspann, und in gewählten Reden floh die Stunde. 7. Auch hier lag Brot, weiß wie der Wirtin Hand, wohlschmeckend in dem Dufte guter Sitten; er selber hielt's nun fest und mit Verstand, doch einem Fräulein war ein Stück entglitten. 8. „O lassen sie es liegen!" sagt sie schnell; zu spät, schon ist er untern Tisch gefahren und späht und sucht, der närrische Gesell, wo kleine seidne Füßchen stehn zu Paaren. 9. Die Herren lächeln, und die Damen ziehn die Sessel scheu zurück vor dem Beginnen; er taucht empor und legt das Brötchen hin, errötend hin auf das damastne Linnen. 10. „Zu artig. Herr!" dankt ihm das schöne Kind, indem sie spöttisch lächelnd sich verneigte; er aber sagte höflich und gelind, indem er sich gar sittsam tief verbeugte: 11. „Wohl einer Frau galt meine Artigkeit, doch Ihnen diesmal nicht, verehrte Dame! Es galt der Mutter, die vor langer Zeit entschlafen ist in Leid und bittrem Grame." Gottfried Keller. 54. Der Reis. Der Reis enthält von allen Getreidearten am wenigsten eiweißartige Stoffe, dagegen ist er am reichsten an Stärkemehl. Er bildet für mehr als die Hälfte aller Menschen das Haupt- nahrungsmittel; denn mehr als 760 Millionen der Bewohner- in China, Japan, auf den malaiischen Inseln, in Indien, Persien, Arabien, in der Türkei, in Nordafrika und Portugal leben vor-

8. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 39

1913 - Wittenberg : Herrosé
39 34. Der Mägdlein Schmuck. 1. Es wächst ein Blümlein Bescheidenheit, der Mägdlein Gränze! und Ehrenkleid. Wer solches Blümchen sich frisch erhält, dem blühet golden die ganze Welt. 2. Auch wird ein zweites, das Demut heißt, als Schmuck der Mägdelein hochgepreist. Die Engel, singend an Gottes Thron, es tragen als Demant in goldner Krön'. 3. Ein drittes Blümchen, wo diese zwei nur stehen, immer ist dicht dabei; heißt Unschuld, siehet gar freundlich aus, das schönste Blümchen im Frühlingsstrauß. 4. So pflege der Blümchen drei mit frommer Sorge und stiller Treu'! Denn wer sie nähret, wird nimmer alt, er trägt die himmlische Wohlgestalt. Ernst Moritz Arndt. 35. Erwachsene Töchter sind der Schmllck des Dauses. Junge Mädchen sind die Blumen des Hauses. Das ist ein nicht selten gehörtes und gewiß oft zutreffendes Wort. Bei aller Lieblichkeit des Vergleiches möchten wir ihm aber nicht die volle Geltung wünschen, die man heutzutage an jungen Mädchen nur zu oft bemerken kann, indem sie nur hübsch und freundlich er- scheinen, sich aber nicht rühren und bewegen und sich wie Blumen pflegen lassen, statt dies andern zu tun. Um das liebe Bild aber festzuhalten, so soll die äußere Erscheinung eines jungen Mädchens wohl wie die einer Blume, eine freundliche und heilere sein. Gleichviel, ob sie mehr oder weniger hübsch ist — die Jugend verleiht jeder einen gewissen Reiz, den sie durch Kleidung und Wesen unterstützen soll. Will ein Mädchen aber wirklich der „Schmuck des Hauses" sein, so muß sie nicht wie eine Blume nur am Fenster stehen und auf die Straße hinaussehen, sondern sie muß tätig im Hause schaffen und der Mutter überall als freundliche, bereitwillige Stütze zur Seite sein. Doch wie der Duft einer Blume still und ungesehen das ganze Haus durchzieht, so sei auch ihr Schaffen geräuschlos und bescheiden, ohne viel Aufhebens davon zu machen. Den Eltern gegenüber soll sie freundlich und heiter wie ein Sonnenstrahl im Winter sein, dienstbereit ihnen die Wünsche ab- lauschend, nicht erst warten, bis sie ausgesprochen werden, um sie Zu erfüllen. Bescheiden in ihren Ansprüchen, nehme sie jedes ihr von den Eltern Gebotene mit herzlichem Danke hin.

9. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 42

1913 - Wittenberg : Herrosé
42 Mag der Herbstslurm die verfalbenden Blätter deiner Jugend herabwehen, mögen die Rosen deiner Wangen verbleichen und die Haare deines Hauptes ergrauen — ewig blüht des Geistes Jugend; der Zeit und dem Grabe trotzt seine Schönheit. — Bleib uns treu, und wir sind bei dir auf allen Pfaden des Lebens, im Hause deiner Eltern, an deinem eignen Herde, im Kreise der Deinigen. Bleib uns treu, und wir versammeln liebende Hände um dich, die dir dein Kopfkissen zurechtlegen, wenn du krank bist, dir deine gebrochnen Augen schließen und weinend dein erkaltetes Herz, in dem Unschuld, Einfall und Demut wohnten, in den mütterlichen Schoß der Erde legen. Bleib uns treu, und wir erhalten dein Andenken in den Herzen derer, die du liebtest, die dich liebten; wir führen sie oft zu deinem stillen Grabe, es mit Rosen zu bestreuen und die Blicke von ihm hinauf zum Limmel zu erheben, voll sehnenden Verlangens nach deiner Umarmung in den Auen des Friedens!" Welchen Weg willst du gehen, Geliebteste? welchen ^ührerinnen folgen? Dr. Kellners Deutsches Lese- und Bildungsbuch. Ii. Unsere Rahrungs- und Genußmittel. 38. Die Ernährung. Um gesund und arbeitskräftig zu bleiben, muß der Mensch sich so nähren, daß die durch Leben und Tätigkeit verbrauchten Stoffe ersetzt werden. Hierzu sind neben Wasser und einigen Salzen Eiweiß, Fett und Stärkemehl oder andre dem letztern gleichwertige Stoffe, wie z. B. Zucker, nötig. Der Bildung der Körpermasse dienen vorwiegend Nahrungs- stoffe, die Eiweiß oder Stickstoff enthalten. Es ist dies derselbe Stoff, aus dem fast zu vier Fünfteilen die uns überall icmgebende Luft besteht. Solche stickstoffhaltige Nahrungsstoffe sind: das Eiweiß (in den Eiern und in tierischen und pflanzlichen Säften), der Faserstoff (im Fleisch und im Blut der Tiere) und der Kleber (in den Getreidearten)e Da aus diesen Stoffen sich hauptsächlich unser Blut bildet, so nennt man sie auch blutbildende Stoffe oder Blutbildner. Zu den Rahrungsstoffen, die keinen Stickstoff enthalten, gehören alle Fette, das Stärkemehl und der Zucker. Da sie es sind, durch die hauptsächlich das Atmen und die Bildung der Wärme in unserm Körper unterhalten wird, so nennt man sie auch Wärmebildner oder Kohlehydrate. Damit soll jedoch

10. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 108

1913 - Wittenberg : Herrosé
108 Wie man den Vogel an den Federn erkennt, so erkennt man den Menschen an der Kleidung. Reinliche, anständige und passend gewählte Kleider beweisen ziemlich zuverlässig, das; der Träger ein ordnungsliebender und gesitteter Mensch ist. Unsaubre, nach- lässige und unzureichende Kleidung aber ist nicht selten der Spiegel einer befleckten oder gar verkommenen Seele. „Rein gehalten dein Gewand, rein gehalten Mund und Hand, rein das Kleid von Erdenputz, rein von Erdenschmutz die Hand! Kind, die äußre Reinlichkeit sei der innern Unterpfand!" Nach H. Herold. 77. Die Moosrose. Der Engel, der die Blumen verpflegt und in stiller Nacht den Tau darauf träufelt, schlummerte an einem Frühlingstage im Schatten eines Rosenstrauchs. Und als er erwachte, da sprach er mit freundlichem Antlitz: „Lieblichstes meiner Kinder, ich danke dir fiir deinen erquickenden Wohlgeruch und für deinen kühlenden Schatten. Könntest du dir noch etwas erbitten, wie gern würd' ich es dir gewähren!" — „So schmücke mich mit einem neuen Reize!" flehte darauf der Geist des Rosenstrauchs. — Und der Vlumenengel schmückte die Königin der Blumen mit einfachem Moose. Lieblich stand sie da im bescheidenen Schmucke, die Moos- rose. die schönste ihres Geschlechts. Liebe Lina, laß den Flitterputz und das flimmernde Gestein und folge dem Winke der mütterlichen Natur! F-r. A. Krmnmacher. 78. Anmutige Tracht. Kleine Blumen auf der Heide, auf den Wiesen und im Wald gehn im allerliebsten Kleide, das sich schickt zu der Gestalt. Mägdlein möchten auch sich tragen wie die Blumen auf der Flur, und sie sorgen viel und fragen, und es glückt so selten nur. Doch die Veste trägt sich zierlich und sie fragt nicht, wie ihr's läßt: denn ihr ist das so natürlich! Seht, das ist das Allerbest'. Trojan.
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