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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 36

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Tannenberg 1914. Masuren, das Grab der Nusien. y. Wie die Russen nochmals in Ostpreußen einfielen. Im Spätherbst 1914 war die Hauptmacht der deutschen Truppen im mittleren und südlichen Polen benötigt. Darum konnten die Russen abermals in Ostpreußen einbrechen. Sie drangen vor bis an die masurischen Seen südlich von Insterburg. Hier gruben sie sich ein. Anfang Februar aber zog Hindenburg hier, ohne daß die Russen es merkten, bedeutende Verstärkungen zusammen. Dann griff er die Russen bei grimmiger Winterkälte in tiefstem Schnee an und vernichtete sie in der mehrtägigen gewaltigen „Winterschlacht in Masuren". Von der Größe des Sieges zeugten die mehr als 100000 Gefangenen (worunter sieben Generale), sowie die 300 erbeuteten Geschütze. Abermals war Ostpreußen befreit und wird es nun wohl auch bleiben. Die Russen werden nicht noch einmal Bekanntschaft machen wollen mit den masurischen Seen! K. Wendling, „Kriegslektionen". Straßburger Druckerei u. Verlagsanstalt vorm. N. Schultz & Cie. Straßburg i. C. 22. Tannenberg 1914. Kurt Münzer. 1. Es liegt ein Land Masuren, hat tiefe, stumme Seen, auf ungemess'nen Fluren verschwieg'ne Wälder stehn. 2. Da ist die Schlacht gegangen, das Wasser wurde rot. Am Himmel hat gehangen Die Wetterwolke Tod. 3. Viel tausend Russen schliefen, die Deutschen schlugen zu. Viel tausend Russen schliefen, die hatten fürder Ruh. 4. Es liegt ein Land Masuren, der Frühling steigt hinab. Auf still geword'nen Fluren keimt Leben aus dem Grab. 23* Masuren, das Grab der Russen. Die masurische Landschaft ist lieblich schön, wenn heller Sonnenschein über ihr lacht. Dann erglänzen die Seen tiefblau oder dunkelgrün. Die Wälder stehen wie hohe Dome, aus denen Blätterduft und Harzgeruch wie bürg in Zivil, um leichter der Gefangenschaft zu entgehen. — Hindenburg wurde von unserm Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannt. Verschiedene Städte, darunter auch Königsberg, machten ihn zu ihrem Ehrenbürger. Viele geflüchtete Bewohner Ostpreußens suchten wieder ihre liebe Heimat auf. F. S.

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 8

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
8^ Plötzliches Auftauchen der Kosaken auf einem Gute Ostpreußens an der russischen Grenze. zu spenden in diesen Lagen der Bitternis. Und Trost kann er jetzt nur schöpfen aus dem Bewußtsein, daß sein ganzes Volk in aufopfernder Liebe und unerschütterlicher Treue an ihm hängt, von der Hauptstadt bis in den fernsten Winkel an den Grenzen. An euch zuerst tritt es heran, ihm das zu beweisen. Deshalb gilt es hier, auszuharren und auszuhalten, Gott zu geben, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Beiden aber gehört das Leben. Doch mißversteht mich nicht, meine Kinder! Ich fordere euch nicht auf, mit Waffen in der Hand den Feind zu erwarten und den Kampf aufzunehmen. Nein, wenn es an uns kommt, daß wir sterben sollen, so werden wir den Tod des Märtyrers erleiden, nicht um des Glaubens willen, doch um des Vaterlandes willen. Ich will keine Waffe sehen in euern Händen, ich will keinen Schuß fallen hören aus euern friedlichen Häusern, ihr sollt euch nicht beflecken mit Blut — in friedlicher Ruhe soll man euch finden. Drum gehe morgen ein jeder seinem Tagewerke nach wie sonst und warte in Gottvertrauen und deutscher Besonnenheit ab, was geschehen wird. Mich werdet ihr in eurer Mitte sehen. Und nun, meine Kinder, rufe ich euch alle noch einmal an den Tisch des Herrn!" Als das Abendmahl erteilt war, verließ die Gemeinde das Gotteshaus. Die Glocken läuteten in die Stille des Vormittags hinein. Heller Sonnenschein, unterbrochen von den spärlichen Schatten einiger Bäumchen, lag auf dem Platze vor der Kirche. Entnommen aus: Walter Heichen, „Unter den Fahnen Hindenburgs." Aus dem Phönix-Derlag, Carl Siwinna-Kattowitz O. S. 6. Plötzliches Auftauchen der Kosaken auf einem Gute Ostpreußens an der russischen Grenze. Landtagsabgeordneter Hofer. Heute frühmorgens — es war zu Beginn des Weltkrieges — saß ich noch nichtsahnend zu Hause an meinem Schreibtisch, um eine Eingabe an den Landrat fertig zu machen, als vor dem Fenster plötzlich der Kopf eines Kosakenoffiziers erscheint. „Aus diesem Hause ist geschossen worden!" ruft er auf deutsch. Ich nötige ihn ins Wohnzimmer und gebe ihm die Versicherung, daß weder von mir noch von meinen Leuten ein Schuß abgegeben worden sei und daß wir von der Anwesenheit der Russen überhaupt nichts gewußt hätten. Er scheint sich dabei zu beruhigen, und ich frage ihn, ob ich ihm eine Flasche Wein vorsetzen dürfe. „Wir nehmen während des Feldzuges keinen Tropfen Alkohol, es ist streng verboten," antwortet er, „aber für ein Glas Tee wäre ich ihnen dankbar." Ich lasse ihm Tee und ein Frühstück vorsetzen, wir unterhalten uns ganz gemütlich miteinander. Als er aber fertig ist, erklärt er mir mit der gleichgültigsten Miene: „Nun muß ich meine Pflicht tun und den Hof anzünden lassen, denn es ist aus Ihrem Hause auf meine Truppen geschossen worden." Meine Beteuerungen helfen nichts, er gestattet mir nur, meine Leute und mich in Sicherheit zu bringen, und er verspricht — worum ich ihn nicht gebeten hatte — mein

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 10

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
10 Die Leiden der oftpreußischen Flüchtlinge. Ostpreußenart. fliehenden Massen der Bevölkerung häuften sich in unheimlicher Weise. Gleich einer Völkerwanderung drängten Tausende, Zehntausende von Flüchtenden dahin. Man wagte kaum zurückzublicken; „vorwärts! vorwärts!" war die Losung, denn im Rücken drohte ja ein unheimliches Gespenst: Die Russen kommen! Dieser Gedanke weckte Helles Entsetzen; denn jeder wußte, daß von ihnen nur Schlimmes zu erwarten war. Nachts leuchtete der Himmel flammend auf. Drohend donnerten die Geschütze. Bang klopfenden Herzens fragte sich mancher: ob dein Haus, wo du viele Jahre friedlich gelebt, auch schon von den Russen geplündert und in Asche gelegt ist? Und wie mochte es denen ergehen, die zurückgeblieben waren? Was mochten die armen Kranken ausstehen, die niemand fanden, der sie in einem Karren mit fortschleppte nach einem sicheren Ort? Bange Fragen, die manchem der Flüchtlinge das Herz krampfhaft durchzuckten und heiße Tränen aus den Augen preßten! Nach Otto Promber, „Im Kampf ums Vaterland 1914." Loewes Verlag Ferdinand Carl. Stuttgart. 9. Oftpreußenart. 1. Es ist ihr nicht anders zu Sinne gekommen: Sie hat ihre Kühe mitgenommen und für die Nachbarn, die schon fern, die Sterke mit dem weißen Stern. 2. Mit bittendem, drohendem Hüh und Hott, stolpernd in schwerem, ungleichem Trott über die Wiesen, durchs Feld, am Ackerrand, am Arme den Eimer, die Kette in der Hand. 3. Und nun so fremd der Gegend Bild! Die zerwühlte Straße von Staub umhüllt! In einer Wolke dicht und grau mit ihren Kühen die schreitende Frau. 4. Da plötzlich ein Zuruf vom Walde nah: „Zurück, zurück, die Kosaken sind da!" Nur zögernd hat sie sich umgewandt, am Arme den Eimer, die Kette in der Hand. 5. Eine Meile nordwärts, zum nächsten Dorf. „Den Fußpfad! Schnell! Durch Moor und Torf! In allen Häusern schon Russengetos. Und laß doch die Kühe, die Kühe los!" 6. Sie dankt dem Warner mit stillem Gesicht. Doch die Kühe, nein, die läßt sie nicht. Die Füße blutend, die Arme schwer, so zieht sie mit ihnen hin — und her. —

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 42

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
42 Die Gräber im Feld. Für uns! 27. Die Gräber im Feld. Gustav Mersch er. „Mein Sohn," spricht sterbend im Flüsterton ein ostpreußischer Bauer zu seinem Sohn, „eins liegt mir doch noch am Herzen sehr, komm, reich noch einmal deine Hand mir her! Eins mußt du mir heut' noch heilig versprechen, dann mag mein Leben zusammenbrechen: Halt' mir in Ehren die Gräber im Feld, die schützend im Schatten der Eichbaum.hält. Bleib' weit genug ab dort mit deinem Pflug bei jedem zu ziehenden Furchenzug. Zertritt nicht die Hügel beim Vorübergleiten, dein Tritt könnt' den Toten wohl Schmerzen bereiten! Und trittst du heran an die Hügel einmal, dann fält' deine Hände wie beim Sonntagschoral. Die Gräber im Feld, Sohn, laß es dir sagen, sind Körner, die tausendfach Früchte tragen. Es säten sie tief in die Erde hinein der Mütter Klagen und der Kinder Gewein; die Gräber im Feld sind der Heimat Ruhm! O schütze mir gut dieses Heiligtum. Die Gräber im Feld — gelob' es mir heut'! — acht' sie als des Ackerlands Ehrenkleid." k„Kbg. Woche." 28. Für uns! 1. Fern, fern im Osten, da gähnt ein Grab; da senkt man zu Tausend die Toten hinab — für uns! 2. Im Westen, da ragt manch Kreuz schlicht und klein, da liegen sie stumm in langen Reih'n — für uns! 3. Und wo im Winde rauschet das Meer, da gaben sie freudig ihr Leben her — für uns! 4. Sie opferten Zukunft und Jugendglück, sie kehren nie wieder zur Heimat zurück — für uns! 5. Sie gaben ihr alles, ihr Leben, ihr Blut, sie gaben es hin mit heiligem Mut — für uns!

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 45

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Aus den Tagen der Schlachten an den masurischen Seen. Eine Schwester hatte ihm rote Nelken hingestellt, er freut sich so sehr darüber. Sie würden hier alle verwöhnt, es gehe ihnen viel zu gut, der Felddienst würde ihnen zunächst wohl sauer ankommen. „Felddienst!" Das war etwas so Selbstverständliches, daß es in wenigen Lagen, ^ höchstens Wochen, wieder hinausging zu gleichem Kampf, zu gleicher Not, vielleicht zu gleichen oder schlimmeren Leiden. Ich betrat noch viele, viele Krankenstuben, ganz allein, und immer wieder derselbe Eindruck: Begeisterung für das Vaterland. Solange wir solche Soldaten haben, kann wirklich das Vaterland ruhig sein. 31. Aus den Tagen der Schlachten an den masurischen Seen. (Erste Hälfte des September 1914.) 1. Ein Erlebnis. Während sich die Russen auf dem Einmärsche bemühten, einen guten Eindruck zu machen, war davon auf dem Rückzüge nach drei Wochen nichts mehr zu merken. Bezeichnend dafür ist die Schilderung der Besitzerfrau Kasten aus Abschermeningken im Kirchspiel Kleszowen, zwischen Darkehmen und Goldap gelegen: Am 10. September 1914 kamen vier Russen an unserm Felde vorbei, wo die beiden jüngeren Söhne pflügten — die beiden älteren waren auf dem Heuboden versteckt. Die Russen kamen mit wildem Geknalle an und fragten die Knaben: „Sollen wir Euch beschießen?" Sofort legten auch drei von ihnen an und feuerten mehrmals ab, doch der vierte warf mit seinem Arm die Gewehre etwas hoch, so daß alle Schüsse über sie hinweggingen. Dann fragten sie die verängstigten Knaben, ob sie Schnaps und Zigarren haben möchten. Die Knaben verneinten. Ein paarmal schossen die Russen noch in die Luft, dann gingen sie weiter. So kamen sie zu unserm Gehöft. Sie müssen von den zwei älteren Söhnen bereits gewußt haben; denn zwei von ihnen gingen sofort auf den Heuboden suchen, und zwei kamen zu uns herein. Diese machten keinen angetrunkenen, aber unfreundlichen Eindruck. Ich reichte ihnen die Hand, aber sie stießen mich hart beiseite und durchsuchten das Haus, namentlich die Betten nach dem „Panje", dem Herrn. Der war zufällig fortgegangen. Nun verlangten sie zu essen und zu trinken, den Rum mußte ich ihnen erst vorkosten. Der eine forderte Zigarren, aber ich hatte keine. Auf sein weiteres Drängen lud ich ihn ein, selbst nachzusehen. Da legte er auf mich an und drückte ab. Glücklicherweise hatte der andere das Gewehr etwas abgeschlagen, so daß die Kugel durch die Tür ging. Mir schwanden die Sinne. Inzwischen hatten die beiden anderen den älteren Sohn auf dem Heuboden gefunden und ihn aus der Luke berabgestürzt. Sie bemerkten aber bald, daß der Fall ihm nicht geschadet hatte und liefen hinzu, um ihn ge-

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 82

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
82 Unsere Jugend im Weltkrieg. Und Hindenburg war gekommen mit seinen Soldaten. Wohl waren da viel inehr Russen als Deutsche, gewiß doppelt soviel. Aber die Deutschen waren nicht bange. Und sie wurden wütend, als sie sahen, wie die Russen hier deutsche Leute totgeschossen hatten, die ihnen sicher nichts taten, und wie sie ganze Dörfer niederbrannten. Und nun fingen die Preußen an zu schießen. Und die Russen schossen auch. Und die Russen merkten es gar nicht, wie die Preußen um sie herummarschierten, schnell, schnell, den ganzen Tag, bis die Russen dann ganz im Kreis standen. Da wollten sie den Ring durchbrechen: sie marschierten geradeaus — da schossen die Deutschen, sie marschierten links — auch da waren Deutsche, rechts, hinter ihrem Rücken — überall donnerten die preußischen Kanonen. Da konnten die Russen nicht weg. Und die Preußen kamen immer näher heran. Die Russen warfen sich nieder, wühlten sich in die Erde hinein — die Preußen folgten und trafen sie auch da. Da wußten sich die Russen nicht mehr zu helfen. Sie winkten mit weißen Tüchern, sie warfen ihre Gewehre fort, sie hielten die Hände hoch. Hindenburg hatte 30 000 Russen gefangen. So hatte Fräulein erzählt. Aber ein paar Tage später, da stand in der Zeitung: es sind nun 60 000, nein 70 000, beinahe 100 000 Russen gefangen. Und immer wieder sagten die Leute: „Ja, der Hindenburg, das ist ein Kerl." Und in allen Schaufenstern stand sein Bild. Und die Leute beguckten sich das und sagten: „Ja, dem kann man's ansehen, daß er was kann." Und dann hat's auch in der Zeitung gestanden, wie er alle die Russen nachher noch fing. Dort oben in Masuren, da ist ein See neben dem andern. Und dazwischen ist das Land sumpfig. Aber man kann's nicht sehen, es ist so grün, als eine Wiese. Und als die Russen nun hier über das Gras marschieren wollten, da brachen sie ein, als wenn's Eis gewesen wäre: sie steckten im Morast. Und ihre Pferde versanken bis an den Hals und erstickten. Und die deutschen Kanonen schossen immer dazwischen. Und wer sich aus dem Sumpf gerettet hatte, der lief dann in stockdunkler Nacht ins Wasser hinein. Aber viele hatten sich in den finstern Tannenwäldern versteckt und verkrochen. Für einige Tage ging's auch. Aber dann kam der Hunger: sie mußten essen. Und draußen vorm Walde standen die Preußen und lachten und sagten: „Legt euer Gewehr nur dorthin und kommt mit uns — ihr seid gefangen." Und dann mußten unsere Soldaten alle die Sachen aufsuchen, die die Russen weggeworfen hatten. Sie fuhren ganze Wagen mit Patronentaschen, Gewehren, Säbeln weg. Und ganz viele Kanonen, ganz neue Kanonen hatten sie gewonnen. Und all die Pferde, die dort noch wild herumliefen, mußten unsere Soldaten wieder einfangen. Die konnten die Husaren gut gebrauchen. Und dann galt's, alle die toten Russen zu begraben und die toten Pferde zu verbrennen. Das dauerte viele Tage. Aber endlich war's geschafft. Ja, unsere Soldaten, die hatten es wirklich verdient, daß die ganze Stadt flaggte und die Schulkinder alle Hurra riefen. Es war ein großer Sieg. Aus: „Was der kleine Heini Will vom Weltkrieg sah und hörte" von Ernst Lorenzen.*) *) Verlag der Dürr'schen Buchhandlung in Leipzig. Preis geb. 1,80 M.

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 64

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Generalfeldmarschall Hindenburg. Die Heimkehr der Flüchtlinge. 5. Von Masuren dann nach oben hast du rasch sie vorgeschoben schnurstracks in die zweite, dritte Schlacht. Erst zur Rechten, dann zur Linken schnittst du in den Bärenschinken, bis ganz Preußen frei gemacht. 6. Hindenburg, wir woll'n dir's danken, daß du mit den Löwenpranken niederschlugst den Iottelbär. Wo du weilst in deutschen Landen, soll es heißen: „Stillgestanden, präsentiert ihm das Gewehr!" Prof. Hedemann, Jena. 38. Die Heimkehr der Flüchtlinge. Ernst Wenzel, Godesberg a. Nh. Heim wollten sie und weiter nichts als heim . . . Ob auch das Haus, das ihnen Obdach bot, mit zarter Liebe freundlich sie umwob: Berlin blieb ihnen fremd und kalt. Nicht lockte sie das laute Straßentreiben, nicht Schloß und Zeughaus und die bunte Pracht, stumm und voll Kummer saßen sie am Tisch: Großvater, Kinder und die Bäuerin. Der Mann bet Tannenberg gefallen und Russengreu'l im stillen Heimatdorf: So fraß der Gram an ihren Herzen und bitt're Sorge. Nur manchmal funkelten die blauen Augen der blonden tapfern Frau aus Salzburgs Stamm, und ihrer Brust entstieg das Stoßgebet: Daß Gott ihn segne, unsern Hindenburg! Dann kam der Tag. In Hast gepackt die Siebensachen. Treuherzig unbeholfner Abschiedsdank . . . O fort, nur fort! Gen Osten stampft der Zug der Heimat zu. Verlassen liegt das Dorf. Kein Mensch, kein Vieh. Verkohlte Trümmer, leergebrannte Scheunen. Ihr Häuschen steht, im Innern arg durchwühlt. Da will die starke Frau zusammenbrechen; doch der Alte spricht:

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 67

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Heimgekehrt. Das Eiserne Kreuz. Wie wir unser Eisernes Kreuz erwarben. 67 Nur starrende Wände, Trümmer und Grauen. Doch — sie schauen — und schauen: Wo einst das kleine Fenster war, ein Nest und ein zwitscherndes Schwalbenpaar! Und die Linde, die alte Linde steht! Wie grün ist die Linde im Frühlingsschein! Wenn der Sommer mit Blüten sie übersät und die Bienen summen — wie schön wird das sein! Da sprachen sie mutig (Gott mag's ihnen lohnen): „Man kann auch zwischen drei Wänden wohnen!" Ein notdürftig Dach! Sie griffen es an, — nicht lange, so war die Arbeit getan! Kam jüngst an der kleinen Hofstatt vorbei. Blumen blühten im Gartengeheg: Reseda und Rittersporn, Akelei; Tausendschön säumte den Mittelweg. „Nun, liebe Frau Nachbarin, geht es noch immer?" Sie schaffte zur Seite just Schutt und Trümmer und grüßte: „Im Herbst schon bauen wir vielleicht!" Und hat mir ein paar Rosen gereicht. Frieda Jung, „Aus Ostpreußens Leidenstagen." Verlag Ernst Buchheim. Cöthen. 4l Das Eiserne Kreuz. Tapfere Krieger werden oft mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Es ist ein Kreuz von Eisen und mit Silber eingefaßt. Oben ist eine Krone, in der Mitte ein W und unten die Jahreszahl 1914 angebracht. Vor mehr als hundert Jahren (am 10. März 1813) hat der König Friedrich Wilhelm Iii. es gestiftet. Zum erstenmal wurde es 1870 und dann wieder am 5. August 1914 erneuert. Es gibt ein Eisernes Kreuz 1. und 2. Klasse. Letzteres wird an einem schwarz-weißen Bande im Knopfloch getragen. Schon viele Krieger sind mit diesem Ordens- und Ehrenzeichen belohnt worden. Jos. Schiffels, „Kriegserzählungen für die Kleinen." Verlag Georg Fischer. Wittlich. 42. Wie wir unser Eisernes Kreuz erwarben. Nach „Kieler Neuesten Nachrichten." 1. Mein Eisernes Kreuz habe ich am 20. August 1914 in der Schlacht bei Walterkehmen bei Gumbinnen erhalten. Unsere Division kam aus der Gegend von Darkehmen und Goldap und marschierte die ganze Nacht durch mit einer Stunde Pause. Morgens um fünf Uhr fielen die ersten Schüsse. Unsere Truppen wurden sofort auseinandergezogen, und dann wurde kompagnieweise ausgeschwärmt. Die Russen hatten sich stark verschanzt. Beim

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 71

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Der Kriegsfreiwillige. Da denk' ich: Weichen? Zurückgehn? — Nie! Helfe, wer kann! Auf spring' ich. Tot liegt der Hauptmann im Graben. Seinen Degen, den muß ich haben. Den reiß' ich heraus, er blitzt in der Sonne — Leute, ich führe die Kolonne! Sprung! marsch! vorwärts! Das gibt ein Klettern, ein Klirren, ein Fluchen; alle heraus aus dem Schützengraben. Aber Patronen müssen wir haben! — Niederwerfen! Patronen suchen! — Rings ist das Feld von Brüdern besät, die der eiserne Hagel niedergemäht. Gern geben die Wunden, gern geben die Toten aus ihrem Vorrat die tödlichen Boten. Habt ihr? — Feuer! — Nur ruhig zielen! Einen trifft's doch von den vielen, vielen. Vorwärts! Entgegen dem feindlichen Stoß! Hurra! Hurra! Und drauf und los! Wenn auch die blutigen Bäche rinnen — aushalten! Zeit und Boden gewinnen! — So hielten wir, bald stürmend, bald wehrend, die Russen auf, ihre Reihen verheerend ohne Artillerie, sechs Stunden und mehr — eine Kompagnie — und vor uns ein Heer. Sechs Stunden im Feuer wir hielten den Platz, und — endlicb! — am Abend kam Entsatz. Todmüde schliefen wir dann die Nacht, andere haben für uns gewacht. Aber im Traum hört' ich noch immer das surrende Sausen, das Todesgewimmer." Der Junge steht stramm wie ein eichener Pfahl, in tiefen Gedanken der General. Der legt seine Hand auf die Schulter des Helden: „Morgen wirst du dich wieder melden vor der Front bei mir, aber mit Tressen als Unteroffizier! Und das Eiserne Kreuz verbürg' ick dir. Wegtreten!" — Ein Ruck, daß die Diele kracht. — Und morgen geht's wieder in die Schlacht. I. jahlemann, Gr. Mansdorf. („Hamb. Nachrichten.")

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 6

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
6 Bittgottesdienst in einer Dorfkirche Ostpreußens an der russischen Grenze. hatten schon die Reise zum Gestellungsorte angetreten. Auf allen Gesichtern lag der Ausdruck der Sorge; in vielen Augen schimmerten Tränen. Hin und wieder unterbrach ein Schluchzen den Gesang des alten Trutzliedes: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" Dann richteten die Blicke sich empor zu dem Prediger; die des Trostes, der Ausrichtung bedürftigen Seelen kehrten sich dem geliebten Manne zu, der bisher noch in jeder Not Worte der Ermutigung gefunden hatte. Pastor Werning warf die silberweißen Locken zurück, die ihm tief in den Nacken wallten, kehrte das Antlitz gen Himmel und begann mit der Bibelstelle: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat." Ganz schlicht, fast nüchtern sprach der Greis diese Worte; aber eben deshalb klangen sie wie eine unerschütterliche Wahrheit, und aller Kleinmut, den die bloße Nachricht vom Ausbruch des Krieges in vielen Herzen erweckt hatte, war von vornherein zerstreut. „Meine liebe Gemeinde! Wochenlang hat das Gewitter drohend über unsern Häuptern gehangen. Schon sah es aus, als wollte es sich noch einmal verziehen; schon glaubten wir wieder blauen Himmel über uns und die lachende Sonne zu sehen; da schlägt der Blitz hernieder. Der Krieg ist da! Gestern haben viele von uns Abschied von dem Manne, dem Sohne nehmen müssen, heute stehen wir im Banne des Trennungsschmerzes, morgen können Brand, Mord und Tod unter uns wüten. Morgen können die Russen hier sein." Er hob die Stimme. Mit einem leisen Zittern kamen diese Worte Über seine Lippen, fühlte er doch ganz die Größe der Gefahr, die er verkündete. ,/Wir kennen sie und wissen, was wir von ihnen zu erwarten haben, wenn sie als unsere Feinde über uns herfallen, ehe noch unsere braven Krieger hier zahlreich genug versammelt sind, um uns zu beschützen. Meine liebe Gemeinde, wir stehen heute dem Bittersten gegenüber, das der Mensch erleben kann — sein Haus und Hof vernichtet zu sehen durch ruchlose Hände, vertrieben zu werden von der heimatlichen Scholle, besitzlos und obdachlos zu werden über Nacht und ohne Schuld." Schluchzen ertönte; aber der Prediger breitete die Hände aus, als wollte er alle die Weinenden unter seine Fittiche nehmen, und rief: ,/Da heben wir unsere Augen auf zu den Bergen, von denen uns Hilfe kommt. Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn!. Niemand unter uns weiß, was ihm die kommenden Tage, was ihm vielleicht schon der morgige Tag an Schrecknissen bringen kann! Niemand weiß, ob er je wieder an dieser Stätte, in unserm lieben, alten Gotteshause singen und beten kann. Vielleicht einen wir uns heute hier zu einem letzten gemeinsamen Gebete. So laßt uns denn aus ganzer Seele, mit aller Inbrunst die Hilfe, den Schutz dessen erflehen, der über uns wacht. Laßt uns allem tapfer und getrost entgegensehen tn der festen Zuversicht, daß er es zum besten wendet, wie schlimm uns die Dinge, die da kommen werden.
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