Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
177
Haussuchungen und dgl., sind nur in gesetzlich festgelegten
Fällen gestattet. Artikel 7 sagt, daß niemand seinem gesetzlichen
Richter entzogen werden darf. Auch das Eigentum ist nach
Artikel 9 unverletzlich. Der Staat hat sogar die Psticht, das-
selbe zu schützen. Nur wenn es das öffentliche Interesse ver-
langt (Bahn-, Kanal- und Straßenbau usw.), wird die Ent-
eignung im Zwangswege eingeleitet. Art. 11. „Die Freiheit
der Auswanderung kann von Staats wegen nur in bezug auf
die Wehrpsiicht beschränkt werden. Auch die Freiheit des
religiösen Bekenntnisses, der Vereinigung zu Religionsgemein-
schaften ist gewährleistet. Die Wissenschaft und ihre Lehre ist
frei." Art. 20. „Für die Bildung der Jugend soll durch
öffentliche Schulen genügend gesorgt werden. Eltern und deren
Stellvertreter dürfen ihre Kinder nicht ohne den Unterricht
lassen, der für die öffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist.
Unterricht zu erteilen und Llnterrichtsanstalten zu gründen und
zu leiten, steht jedem frei, wenn er seine Befähigung nach-
gewiesen hat. Alle öffentlichen und Privatunterrichts- und
Erziehungsanstalten stehen unter Aufsicht vom Staate ernannter
Behörden."
Nach Artikel 27 hat jeder Preuße das Recht, durch Wort,
Schrift, Druck und bildliche Darstellung seine Meinung frei
zu äußern.
Alle Preußen sind berechtigt, sich ohne vorgängige obrig-
keitliche Erlaubnis friedlich und ohne Waffen in geschloffenen
Räumen zu versammeln. Diese Bestimmung bezieht sich nicht
auf Versammlungen unter freiem Äimmel, die auch in bezug
auf vorgängige obrigkeitliche Erlaubnis der Verfügung des
Gesetzes unterworfen sind. Nähere Bestimmungen hierzu gibt
die Verordnung vom 11. März 1850 und das neue Vereins-
gesetz.
Die Bestimmungen vom 11. März 1830 schreiben u. a. vor,
daß alle Versammlungen, in denen öffentliche Angelegenheiten
beraten werden sollen, mindestens 24 Stunden vor Beginn der
Ortspolizeibehörde angezeigt werden müssen, daß Vorsteher von
Vereiilen, die Einfluß auf öffentliche Angelegenheiten ausüben
Rosenkranz, Präparalionsstoffe. 12
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
20
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
wehren. Von dem Ertrage ihres Landes mußten sie einen hohen
Zins, die Gült, bezahlen. Starb ein Lehnsmann oder Leibeigener,
so nahm der Herr den „Todfall", d. h. die beste Kuh, das beste
Pferd oder was ihm sonst als Bestes von dem Nachlaß gefiel. Da
der Herr auch das Recht sprach oder sprechen ließ, so war niemand
vor harten, ja ungerechten Strafen sicher.
Das Landvolk seufzte unter diesen Lasten, trug sie aber lange ge-
duldig wie die Schnecke ihr Haus oder der Verwachsene seinen Höcker.
Doch nun brach mit den Erfindungen und Entdeckungen an der Wende
des 15. Jahrhunderts eine neue Zeit mit neuen Zielen und neuen Ge-
danken an. Die Buchdruckerkunst trug sie rasch in alle Winkel. Neue
Welten wurden entdeckt und dem Verkehr neue Bahnen gezeigt. Die
gelehrten Studien erwachten zu neuem Leben und zerbrachen viele alte
Fesseln. Die Reformation forderte für jeden Christen den freien Zu-
gang zu Gott. Luther schrieb in dem Büchlein „Von der Freiheit
eines Christenmenschen": „Durch den Glauben ist der Christ ein freier
Herr über alle Dinge und niemand untertan. Durch die Liebe ist
er ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan."
Solche Gedanken fielen wie goldene Saatkörner auch unter das
gedrückte Landvolk. Die Bewegung der Geister ergriff auch sie. Wo
aber Gott den Weizen säet, da streuet der Feind auch das Unkraut
dazwischen. Die Gedanken über die Freiheit wurden von falschen
Propheten mißverstanden, entstellt und auf die Befreiung von Zehnten,
Zinsen, Gülten und anderen Lasten gedeutet. Die Schwärmer wurden
zwar aus Wittenberg vertrieben, aber an anderen Orten hetzten und
schürten sie weiter. So sandle Karlstadt allerlei Flugschriften in
die Welt und predigte sein verworrenes Evangelium, bis er ganz aus
Sachsen verwiesen wurde. Noch toller trieb es Thomas Münzer in
Zwickau. Er predigte seine schwärmerischen Lehren in Stadt und Land
und erregte das Volk gegen die bestehende Ordnung und Obrigkeit.
Auch er wurde ausgewiesen, wandte sich nach Süddeutschland und fand
da einen fruchtbaren Booen für seine verderbliche Aussaat.
Lange vor der Reformation hatten sich die Bauern Süddeutsch-
lands im „Bundschuh", der den Bund- oder Riemenschuh eines Bauern
als Fahne hatte, im „Armen Konrad" u. a. Bündnissen zusammen-
geschart, frei Wald, Wasser und Weide sowie andere Rechte begehrt
und sich endlich im Aufstande gegen ihre geistlichen und weltlichen
Herren erhoben. Mit Blut und Eisen wurden die Aufstände unterdrückt.
Doch still glimmte das Feuer weiter; Münzer und seine Gesellen
bliesen fleißig hinein. So kam das Jahr 1524. Ein großer Hagel
vernichtete in Schwaben viele Erntehoffnungen und steigerte die Un-
zufriedenheit. Da schlossen sich die Bauern abermals zusammen, standen
in hellen Hausen auf und verlangten in den „12 Artikeln der Bauer-
schaft" allerlei Freiheiten und Rechte.
Heute finden wir die „12 Artikel" berechtigt und maßvoll. Sie
enthalten nichts, was jetzt die Bauern nicht als gutes Recht hätten.
Die 12 Artikel stützten sich aus die Bibel, beriefen sich auf Luther und
Melanchthon und forderten diese Männer als Schiedsrichter in ihrem Handel.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
Yl Aus der Geschichte der evangelischen Kirche.
176. Das Kutherdenkma! in Worms.
Am 25. Juni 1868 ist in Gegenwart des Königs Wilhelm I von
Preußen, vieler anderer evangelischen Fürsten und Vertreter der evangelischen
Kirchen Deutschlands und außerdeutscher Länder in der in Sage und Ge-
schichte viel berühmten Stadt Worms das Lutherdenkmal enthüllt worden.
Im Angesichte des alten Doms und in der Nähe der geschichtlichen Stätte,
wo die deutschen Kaiser ihre Reichstage hielten, breitet sich das Denkmal auf
einer Grundfläche von 1 a aus, eine Reformationsgeschichte in Stein und
Erz, im Mittelpunkt das Riesenbild des Reformators auf einem 5 m hohen
Postamente, zu seinen Füßen oder im Viereck um die Hanptstatue gestellt ] 1
Nebenfiguren. Der Künstler, welcher den Plan zu diesem unvergleichlichen
Kunstwerke erdacht hat, Ernst Rietschel in Dresden, hat die Vollendung seines
größten Werkes nicht mehr erlebt. Wenige Tage vor seinem Tode hat er
noch das große Gipsmodell seines Luther von seinem Atelier in den Garten
rücken lassen, um vom Krankenzimmer ans zum letztenmal das prüfende Auge
darauf zu richten.
Ans den vier vorspringenden Sockelpfeilern des Hanptpostaments sitzen
zu den Füßen Luthers die vier Vorläufer der Reformation.
Der Franzose Petrus Wald ns (1170) verkaufte, was er hatte, um den
Armen in Lyon die Bergpredigt Jesu in ihrer Sprache zu verkündigen. Nach
ihm sind die Waldenser genannt, welche gegenüber den Mißbräuchen in der Kirche
um apostolische Einfachheit in Lehre und Leben sich bemühten, je mehr sie ver-
folgt wurden, um so mehr sich ausbreiteten und 1689, aus den piemontesischen
Thälern vertrieben, unter ihrem Führer Arnaud in glorreichem Zug über die
Alpen sich ihre Heimat wieder eroberten. Dem armen Reiseprediger von Lyon
gegenüber sitzt der Britte Johann Wiklif. Dieser tiefgründende Gelehrte hat einst
die Bettelmönche hart bedrängt, wider die Brotverwandlungslehre eifrig gestritten,
das Recht der Laien an die Bibel geltend gemacht und selbst die Bibel seinem
Volke übersetzt. Obwohl wiederholt verklagt, wurde er von seinem Könige und
Volke beschützt. Erst das Konzil zu Konstanz hat ihn als Ketzer verdammt. Des
Toten Gebeine wurden 1428 verbrannt. Der Magister auf dem nordöstlichen
Pfeiler, der Böhme Johannes Hus hält das Kruzifix in den gefalteten Händen.
Der Künstler hat damit angedeutet, woraus Hus die Seelenstärke geschöpft hat,
um den Märtyrertod am 6. Juli 1415 als ein Held zu erdulden. In einem
husitischen Gesangbuch vom I. 1570 finden sich auf einem Pergamentblatte 3
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst_Rietschel Ernst Johann_Wiklif Johann Johannes_Hus
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
356
Kirchengeschichte.
No. 176.
Wittenberger Gemeinde spendet. Daran reiht sich die Trauung Luthers mit
Katharina von Bora, worüber er so viel geschmäht worden ist, womit er doch
den Stand der Ehe wider uuchristliche Heiligkeit und Unsittlichkeit zu Ehren ge-
bracht hat. Nicht vergessen ist das größte Werk Luthers, seine Bibelübersetzung.
In der Stille der Wartburg hat er damit begonnen, und 1534 nach mühsamer
Arbeit ist die ganze Bibel im Druck erschienen. „Nun es verdeutscht und bereit
ist, kann's ein jeder lesen und meistern." In dieser Übersetzung hat Luther deutsch
geredet wie die Mutter im Hause, wie die Kinder auf der Gasse, wie der gemeine
Mann auf dem Markte und ist damit auch der Reformator bei' deutschen Sprache
geworden. Aus demselben Bilde ist auch die Lutherpredigt und sein Jugend-
unterricht nach dem Gemälde von Kranach dargestellt.
Auf den vier Ecken des weiten Raumes stehen auf 2x/s m hohen Unter-
sätzen aus poliertem Syenit die ebenso hohen Standbilder der vier Männer,
welche der Reformation in besonderem Maße Schutz und Förderung angedeihen
ließen, vorn des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen und des
Landgrafen Philipp, des Großmütigen, von Hessen, hinten des Johannes
Reuchlin und Philipp Mel auch th on.
Luther ist wohl unter eines viel Höheren Schutz denn des Kurfürsten ge-
standen. Doch ist Friedrich der Weise (ff 1525), während der von Luther einst
so hoffnungsfreudig begrüßte deutsche Kaiser Karl V ihn nicht verstanden hat, der
erste Schirmherr des evangelischen Glaubens geworden. Obwohl von Luthers
Kühnheit manchmal geängstigt, hat er doch als deutscher Fürst aller Ungerechtig-
keit widerstanden und auch durch die Auszeichnung der goldenen Rose sich nicht
bewegen lassen, Luther preiszugeben. Ihm gegenüber stützt sich auf seines
Schwertes Knauf der leidenschaftlich kühne und scharfblickende Landgraf von
Hessen, der in Speier kräftig protestiert, die Evangelischen im Religions-
gcspräch zu vereinigen gesucht, den schmalkaldischen Bund gestiftet und nicht
ohne eigene Schuld das traurige Geschick der Protestanten im schmalkaldischen
Kriege geteilt hat.
Warum der Begleiter des Grafen Eberhard im Bart, der sprachgelehrte
Professor in Tübingen, Johannes Reuchlin (ff 1521), einen so ehrenvollen Platz
amreformationsdenkmalhat,möchtenwirfragen. Er hat alslorläufer der Huma-
nisten mit den Dunkelmännern der römischen Kirche scharf gekämpft, durch seine
hebräische Sprachlehre der Übersetzung des Alten Testaments vorgearbeitet und
ist der Lehrer des Mannes gewesen, der ihm am Denkmal bescheiden gegenüber-
steht, des Philipp Melanchthon. Geboren zu Breiten 1497 ist dieser schon 1518
als Lehrer der griechischen und hebräischen Sprache nach Wittenberg gekommen
und ist durch seine Glaubenslehre, durch das Augsburger Bekenntnis und dessen
Apologie der Lehrer Deutschlands geworden.
In allen den vielen Gestalten aus der Reformationsgeschichte sehen wir
die Kirche Christi bekennend, protestierend und leidend. Um dies noch besonn
ders zum Ausdruck zu bringen, sind die drei Städte Augsburg, Speier und-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Friedrich Friedrich Philipp Philipp Johannes
Reuchlin Philipp_Mel Philipp Luther Friedrich Friedrich Luther Karl_V Karl Luthers
Kühnheit Eberhard Johannes_Reuchlin Philipp_Melanchthon Philipp Speier
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
358
Kirchengeschichte.
No. 177.
sonderlich die Musika, gerne sehen im Dienste des, der sie gegeben und ge-
schaffen hat."
Man kennt 36 Lieder Luthers. Unter ihnen sind 1. solche, die er frei ent-
worfen hat, wie das „von den zween Märtyrern Christi" oder: Erhalt uns, Herr,
bei deinem Wort (V. 1 — 3); 2. Umdichtungen oder Erweiterungen von Bibel-
worten und Bibelabschnitten — dahin gehört das mächtige: „Ein' feste Burg ist
unser Gott," das Bußtagslied: „Aus tiefer Not schrei' ich zu dir," das Sterblied:
„Mit Fried' und Freud' ich fahr' dahin" — ; 3. Bearbeitungen älterer lateinischer
oder deutscher Lieder (Württ. Gesaugb. 1, 111, 597) sowie der 10 Gebote, des
Vateruusers und des Glaubensbekenntnisses.
Aus der Reformationszeit seien als weitere Dichter genannt: Luthers Freunde
Justus Jonas (206) und Nik. Decius (36, 160), der Württemberger Spera-
tus (313) und der Königsberger Graumanu (30), aus etwas späterer Zeit der
große Prediger Valerius Herberger (599).
2. Die schönsten Lieder, die wir an den christlichen Festtagen singen
(93, 105, 141, 142, 198) oder morgens und abends (549, 554, 571), am
Neujahr (533), im Sommer (538), auch an Gräbern (604), sind von Paul
Gerhardt. Haben dessen Lieder auch nicht die Kraft der Lieder Luthers,
so sind sie doch an Schönheit der Form unübertrefflich und sprechen wunder-
voll aus, was des Christen Gemüt bewegt.
Seine Dank- Vertrauens- und Trostlieder (27, 64, 66; 364, 378; 462, 464)
haben unzählige Fromme erquickt. Gerhardt hat 123 Lieder gedichtet, von denen
viele in allen evangelischen Gesangbüchern zu finden sind (im W. G. 36 L.).
Besonders merkwürdig ist, daß diese herrlichen Lieder in Deutschlands traurigster
Zeit, während des 3ojährigen Krieges und nach demselben, gedichtet wurden;
nicht wenige nehmen Bezug darauf (27, 6; 66, 6; 198, 7. 8; 528; 533).
Um die Zeit Gerhardts lebten auch Heermaun (13), Rink art (2),
Flemining (367), die Kurfürstiu Luise Henriette von Brandenburg
(177), Johann Scheffler, gen. Angelus Silesius (348, 377).
3. Diese Dichter sind ein Beweis, daß der Geist der Reformatoren in
der evangelischen Kirche auch im 17. Jahrhundert nicht erloschen ist. Dennoch
ist zuzugeben, daß in den 100 Jahren nach Luthers Tod der Streit um die
reine Lehre in unserer Kirche allzusehr in den Vordergrund sich drängte.
Nicht lange nach dem 3ojährigen Krieg aber traten Männer auf, welche mit
aller Kraft auf die Nachfolge Christi in einem fromnien Sinn und Wandel
drangen. Dahin gehören Ph. I. Spener, A. H. Francke, Gras Ziuzen-
dorf (381, 618, 630). Die ganze Richtung nennt man den Pietismus.
Hier verdienen außer den Genannten besonders Gerhard Tersteegen und
Ph. Fr. Hitler angeführt zu werden.
An Innigkeit sind die Lieder des frommen Bandwebers Tersteegen (106, 118,
263, 345) denen Paul Gerhardts mindestens ebenbürtig. Diejenigen des Württem-
bergischen Pfarrers Hiller, die er in seinem „Liederkästleiu" je einem Bibelspruch
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Luthers Justus_Jonas Decius Valerius_Herberger Paul
Gerhardt Gerhardt Rink Luise_Henriette_von_Brandenburg Johann_Scheffler Johann Christi Spener A._H._Francke Hitler Paul_Gerhardts Hiller
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 177. 178.
Kirchengeschichte.
359
Zur täglichen Erbauung beifügte, zeichnen sich durch ihre einfache biblische Sprache
aus (im W. G. 61 Lieder). Aus der großen Zahl der Dichter des Pietismus
seien noch hervorgehoben: Speners Freund Joachim Neander (3), die Mit-
arbeiter Franckes am Waisenhaus in Halle: sein Tochtermann und Nachfolger
Frehlinghausen, der Arzt Richter (386, 387); ferner Arnold, Benj.
Schmolck (536,577, im W. G. 23 L.) und Rambach; sodann aus Württem-
berg der Hofprediger Hedinger, der Advokat Fr. Konr. Hiller (644), der
fromme und gelehrte Klosterpräzeptor und Prälat Beugel, die Prediger Burk,
Storr, Rieger, der Landschaftskonsulent I. I. Moser.
4. Auf den Pietismus folgte seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die
sogenannte Aufklärung oder der Rationalismus. Auch in diesem Zeit-
abschnitt gab es Männer, welche, wenn auch wieder in anderer Tonart, ihre
Harfen zum Preise Gottes erklingen ließen. Voran steht hier Chr. F. Gellert.
Seine Lieder gehen nicht in die Tiefe wie Tersteegens, sind nicht so gemüt-
voll wie Gerhardts, lange nicht so gewaltig als Luthers, dafür aber recht volks-
tümlich, lehrreich und praktisch (63, 104, 374, 483, 486, 551; im W. G. 32 L.).
Der Württemberger Schub art, der Schweizer Lavater können mit
Gellert zusammengestellt werden. In seine Zeit gehört auch der berühmte Dichter
Klo pstock, dessen Abendmahlslied (246) und Auferstehungslied (632) Perlen
geistlicher Dichtung sind.
5. Auch im 19. Jahrhundert ist die geistliche Dichtung nicht verstummt.
Es sei erinnert an die kräftigen Lieder.von E. M. Arndt, an die innigen
Gesänge von Novalis (363) und besonders an Spitta mit seinem „Psalter
und Harfe" (286, 382, 383, 500). Ein dauerndes, großes Verdienst um die christliche
Poesie hat sich Albert Knapp erworben: einmal durch seine eigenen Dichtungen
(244, 361), sodann durch seinen „Liederschatz", endlich durch seine leitende Thätig-
keit bei der Herausgabe unseres Württembergischen Gesangbuchs (1841), in welches
die besten Schätze der evangelischen Dichtung aufgenommen worden sind, nachdem
schon seit der Reformationszeit Gesangbücher in allen evangelischen Ländern und
Reichsstädten im Gebrauche waren (das letzte württemb. feit 1791).
Auch seit 1841 hat der Dichter Mund manches geistliche Lied gesungen.
Vor allen darf erwähnt werden der Württembergische Prälat und Oberhofprediger
Karl Gerok (geb. 1815, gest. 1890). Kol. 3, 16. E. Schüz.
178. Die Kirchenbaukunst iu unserer Heimat.
Eine Kirche hat in der Regel zwei Hauptteile, die einander zugekehrt
sind, Chor und Schiff. Der Chor, ursprünglich nach dem Chor der Sänger so
benannt, ist die Stätte des Altars, wo die heiligen Handlungen verrichtet wer-
den. Im Schiff versammelt sich die Gemeinde. Die Türme, von deren Höhe
die Glocken Gottes Ehre verkündigen, sollen auch durch ihren Anblick mahnen:
Himmelan ! Die Bauart hat im Lauf der Zeit gewechselt, und dieser Wechsel
lässt sich an manchem ehrwürdigen Gotteshaus durch die Jahrhunderte ver-
folgen.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 178.
Kirchengerichte.
361
Ulm, 161 m hoch, Frauenkirchenturm in Esslingen). Im Innern der gotischen
Kirchen war einst die Lichtfülle gedämpft durch bunte, teppichartige Glas-
malerei der Fenster. Malerei und Bildnerei wetteiferten, das Gotteshaus zu
schmücken. Wir sehen solche Bildwerke aus alter Zeit noch auf manchen
Altären, an Kanzeln, Taufsteinen und Chorstühlen. Über dem Abendmahls-
altar stand oder hing am Chorbogen häufig ein grosses Kruzifix. Der „Ölberg“,
der „Kreuzberg“, die „Grablegung Christi“ finden sich in lebensgrossen Ge-
stalten ansgehauen. Ausser den Reichsstädten blühten die Künste vornehmlich
in den württembergischen Hauptstädten Stuttgart, Tübingen und Urach unter
Ulrich dem Vielgeliebten und Eberhard im Bart. Schwäbische Kunst erlangte
Ruhm durch die Baumeisterfamilien der Parier von Gmünd (schon im 14. Jahr-
hundert), welche bis nach Prag und Mailand berufen wurden, der Ensinger
von Ulm und der Böblinger von Esslingen, durch Bildschnitzer wie Jörg
Syrlin, Vater und Sohn, und Maler wie Bartholomäus Zeitblom und Martin
Schaffner, diese alle von Ulm.
Unsere Stadtkirchen vom Ende des Mittelalters zeigen nicht mehr die reine
Form der Basilika sondern die sog. Hallenform. Die Seitenschiffe sind nämlich
bis zur Höhe des Mittelschiffs emporgeführt, und das letztere hat kein Oberlicht
mehr. Diese Hallen wirken nüchterner als die früheren Dome; doch sind sie
geeigneter, die Gemeinde zur Predigt zu versammeln. Emporen werden zu
demselben Zwecke eingebaut. Auch der altkirchliche Gegensatz von Schiff und
Chor, Laienraum und Priesterraum erscheint abgeschwächt. Vorzügliche Beispiele
der Hallenform sind die Frauenkirche in Esslingen und die Stadtkirchen in Gmünd,
Hall und Schorndorf. Dahin gehören auch die älteren Kirchen Stuttgarts.
Für den evangelischen Predigtgottesdienst waren nur noch ständige Sitz-
plätze für die Gemeinde einzurichten. Manches von der alten Einrichtung
und Ausschmückung der Kirchen ist bei der Reformation als schriftwidrig be-
seitigt worden. Was sich aus alter Zeit bis heute erhalten hat, verdient aus
Ehrfurcht und Anhänglichkeit gegen die Voreltern, die es mit frommem Sinn
gestiftet haben, fernerhin bewahrt zu werden.
Inzwischen war in Italien eine Bauart aufgekommen, die als Wieder-
erweckung (Renaissance) der alten römischen Baukunst galt, zunächst an
Palästen, dann bald auch an Kirchen. Sie verbreitete sich im Zeitalter der
Reformation auch über unser Vaterland und ist schon an den ältesten evangelischen
Kirchenbauten ausgeprägt, ein keckes Gemisch von heimischen, gotischen und
welschen, neurömischen Formen. So stellt sich schon der von Hans Schweiner
aus Weinsherg 1513—29 ausgebaute Turm der Stadtkirche in Heilbronn mit
seinen merkwürdigen Figuren dar, sodann die Hofkapelle im alten Schloss in
Stuttgart, welche unter Herzog Christoph, wohl von Aberlin Tretsch, ein-
gerichtet wurde, endlich die Stadtkirche in Freudenstadt, das Werk des treff-
lichen Heinrich Schickhardt von Herrenberg (1634 von einem plündernden
Soldaten nach der Nördlinger Schlacht ermordet). Diese Kirche hat die Grund-
form eines Winkels; sie besteht aus zwei für die verschiedenen Geschlechter
bestimmten Schiffen, welche im Chor aneinanderstossen.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Ulrich Eberhard Jörg
Syrlin Martin
Schaffner Hans_Schweiner Christoph Aberlin_Tretsch Heinrich_Schickhardt Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 179.
Kirchengeschichte.
363
jungen lutherischen Theologen gemacht. Dort hatte 50 Jahre zuvor der
geistesmächtige Reformator Calvin gewirkt und die Einrichtung durchgesetzt,
daß über den Lebenswandel der Bürger durch dazu beauftragte Gemeinde-
glieder Aufsicht geführt wurde, damit das Leben der Gemeinde, ihre äußere
Zucht und Sitte der christlichen Lehre entsprechen. Da wurden, wie Andreä
berichtet, keine Flüche geduldet, kein Würfel- und Kartenspiel, kein Luxus,
kein Zechgelage, keine Händel, keine Roheit, geschweige denn größere Ver-
brechen, die dort beinahe unerhört waren. Das Verlangen, eine ähnliche
Sittenzucht auch in seinein Heimatlande zu stände zu bringen, hat Andreä
nie mehr verlassen. Auch Arnds Bücher über „wahres Christentum", die
um diese Zeit erschienen, haben einen nachhaltigen Einfluß auf ihn ausgeübt.
Die viele göttliche Durchhilfe und Bewahrung Leibes und der Seele, die er
in seinen Lehr- und Wanderjahren erfahren hat, schrieb der gereifte Mann
beim späteren Rückblick neben eigenem heißen Gebet vor allem den Fürbitteir
seiner.edlen und treuen Mutter zu.
In die Heimat zurückgekehrt hat er zuerst in Vaihingen a./E. und dann
1621—1639 als Dekan in Calw gewirkt. Calw konnte damals die Haupt-
handelsstadt des kleinen Landes genannt werden. Die Wollmanufaktnr war
ein einträglicher Industriezweig, welcher die Calwer in Geschäftsverbindung
bis nach Italien führte. Bei den vielgereisten Kaufleuten der Stadt fand
Andreä auch christlichen Sinn -und eine offene Hand für die mancherlei Not
jener bösen Zeit. So konnte der thatkräftige Mann für die Bürger der Stadt
das jetzt noch bestehende sog. Färberstift zur Unterstützung und Förderung
Bedürftiger aller Art gründen. Mit großem Eifer nahm sich Andreä der
Unterweisung der Jugend an; er stand auch im Verkehr mit dem Verfasser
des weltbekannten orbis pictus, Amos Comenius. Bald machten sich die
Folgen des wie ein Brand um sich greifenden Krieges auch in Württem-
berg mehr und mehr fühlbar. Ganze Scharen, die der Hunger fortgetrieben
hatte, Flüchtlinge, die ihr Vaterland verlassen mußten, vertriebene Geist-
liche und Lehrer mit ihrer Familie flehten um Hilfe. Da setzte es der
unermüdliche, auch für seine Person stets opferwillige Seelsorger durch, daß
eine Kopfsteuer unter den Bürgern umgelegt wurde, damit neben der richtigen
Fürsorge für die eigenen Armen und ihre Kinder auch den hilfeflehenden Volks-
und Glaubensgenossen soweit möglich Beistand geleistet werden könnte. Mehr
als Iioooo Bedürftige sind auf diese Weise in den Jahren 1626—1631
in Calw gespeist und unterstützt worden.
Nun aber sollte über Calw selbst die Not hereinbrechen. Nach der un-
glücklichen Nördlinger Schlacht wurde die Stadt im September 1633 von
einem Haufen unter dem Befehl des kaiserlichen Generals Johann von Werth
überfallen. Die Truppen durften nach Herzenslust plündern und alle Greuel
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 176.
Kirchengeschichte.
355
Rundbilder übereinander: das oberste stellt Wiklif dar, wie er ans dem Stein
Funken schlägt; auf dem mittleren sehen wir Hus, wie er mit dem Funken Kohlen
anzündet; aus dem untersten Bildchen steht Luther, die weithin leuchtende Fackel
schwingend. Auf dem vierten Pfeiler sitzt der Italiener S avonarola in der Kutte
eines Dominikanermönchs. Der Prior des Klosters San Marko in Florenz hat
dem von ihm bekämpften Papste den Kardinalshut mit den Worten ausgeschlagen:
„Ich begehre keinen andern roten Hut als deu des Märtyrertums, gefärbt mit
meinem eigenen Blute." Dasselbe Floreuz, das dem strengen Bußprediger zufiel
mit dem Rufe: „Es lebe Christus, es lebe Floreuz!" sah stumm und kalt den
Ketzer 1498 im Feuer sterben.
Einst haben diese Männer mächtig geredet. Am Denkmal ruhen sie
schweigend zu den Füßen des Mannes, der am 16. April 1521 in Worms
eingezogen ist, um sich vor Kaiser und Reich zu verantworteu. Zwei Tage
darauf hat er die Antwort ohne Horner und Zähne gegeben: „Weil mein
Gewissen in Gottes Wort gefangen ist, so kann und will ich nicht wider-
rufen, weil weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu thun,"
und kurz darauf die Worte gesprochen: „Hie steh' ich, ich kann nicht anders,
Gott helfe mir! Amen." Diese Worte lesen wir am obersten Würfel des
Hauptpostaments. Darüber steht Luther im Predigergewand, das gewaltige
Haupt gen Himmel gerichtet, in der linken Hand die Bibel. Auch die rechte
ist auf die Bibel gelegt.
Dieses Bild in seiner ganzen Größe zu deuten, sind an dem aus doppeltem
Würfel bestehenden Untersatz Worte Luthers aus seinen Schriften und Reliesbilder
der wichtigsten Augenblicke aus seinem Leben angebracht. So lesen wir auf der
Rückseite die Worte: „Das Evangelium, welches der Herr den Aposteln in den
Mund gelegt hat, ist sein Schwert, damit schlägt er die Welt als mit Blitz und
Donner." Weil Luther nur mit dieser geistlichen Waffe den Kampf führen wollte,
hat er die Hilfe der deutschen Ritter, deren Bildnis unter den angeführten Worten
zu sehen ist, des Ulrich von Hutten und des Franz von Sickingen, von
welchen der erste mit der Feder, der andere mit dem Schwert trefflich zu streiten
wußte, abgelehnt. Andere Worte zur Rechten Luthers lauten: „Der Glaube ist
nichts anderes denn das rechte, wahrhaftige Leben in Gott selbst." „Die Schrift
recht zu verstehen, dazu gehört der Geist Christi." Darunter sind die Bildnisse der
Irenen Mitarbeiter bei der Bibelübersetzung, des Justus Jonas und Johann
Bugen Hagen angebracht. Zur Linken Luthers stehen die Worte: „Die Christum
recht verstehen, die wird keine Menschensatzung gefangen nehmen können. Sie
sind frei nicht nach dem Fleische sondern nach dem Gewissen." Darunter sehen
wir die Schweizerreformatoren Ulrich Zwingli und Johann Calvin.
Am unteren Würfel ist ein Reliefbild dargestellt, wie der noch zagende Mönch
seine 95 Sätze wider den Ablaß am 31. Oktober 1517 an der Schloßkirche zu
Wittenberg anschlägt und damit eine Bewegung weit über die deutschen Lande hinaus
anstiftet, daß das Lied seiner Stimme zu hoch werden wollte. Dann erblicken wir
zur Rechten Luthers das Bild, wie er das Abendmahl in beiderlei Gestalt seiner
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Extrahierte Personennamen: Luther Christus Gott Luther Ulrich_von_Hutten Franz_von_Sickingen Franz Gott Christi Justus_Jonas Johann Hagen Ulrich_Zwingli Johann_Calvin Johann
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 176. 177.
Kirchengeschichte.
357
Magdeburg in sitzenden weiblichen Figuren in der Mitte der drei Umfassungs-
mauern abgebildet.
Die erste Figur ist die des bekennenden Augsburg mit der Palme des Sieges
von 1530 und 1555 in der Hand. In 28 Artikeln haben die Evangelischen ihre
Einigkeit mit der alten Kirche und die Unterschiede in Lehren und Gebräuchen
dargethan und in Augsburg dieses Bekenntnis vor dem Kaiser am 25. Juni 1530
nach Psalm 119, 46 freimütig abgelegt. Die zweite Gestalt ist das protestierende
Speier. In dem Reichstag von 1529 ist die kleine Herde der Evangelischen daraus
bestanden, daß „in den Sachen, Gottes Ehre und der Seele Seligkeit belangend,
ein jeglicher für sich selbst vor Gott stehen und Rechenschaft geben müsse." Darum
wollten sie sich der Mehrheit nicht fügen, sondern bei Gottes Wort bleiben. Sol-
cher Gehorsam hat zu allen Zeiten der Kirchengeschichte schwere Opfer gekostet.
Davon zeugt das trauernde Magdeburg, diese opferfreudige evangelische Stadt,
die im schmalkaldischen Krieg siegreich widerstanden, im dreißigjährigen Kriege die
Stätte der schrecklichsten Greuel geworden ist.
Auch die Wappen und Namen anderer Städte, die an den 24 Zinnen
der Umfassungsmauern angebracht sind, worunter wir auch Schwäbisch Hall,
Heilbronn und Ulm, wie am unteren Sockel des Hauptdenkmals Reut-
lingen finden, versetzen uns in alle die Kämpfe und Leiden jener großen
Zeit, deren Erbe wir genießen.
Das ganze Denkmal mit seinem kunstreichen Aufbau ist von Geschlecht
zu Geschlecht ein Zeuge des Glaubens, der spricht: „Ein' feste Burg ist
unser Gott." P. Sch»,.
177. Das evangelische Kirchenlied.
1. Äls im Jahre 1551 in Balingen infolge des Interims wieder
Messe gelesen werden sollte, da stimmte eines Tags nach Schluß der Predigt,
als der katholische Priester die Messe beginnen wollte, Pfarrer Frischlin mit
den Schülern das Lied an: „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort und steur'
des Papsts und Türken Mord." Da verließ der Priester im Meßgewand
die Kirche und lief nach Haigerloch, woher er gekommen war.
Wie hier, so ist auch sonst das Kirchenlied eine Hauptwaffe gewesen,
mit welcher die Reformation die Herzen eroberte. Man hat natürlich auch
vor Luther in den Kirchen gesungen; aber es waren meist nur die Priester
und Mönche, welche sangen, nicht die Gemeinde, und die Sprache auch des
Gesanges war die lateinische. Erst die Reformation hat den deutschen
Gemeindegesang zu einem Hauptteil des Gottesdienstes gemacht.
Luther selbst, der in seiner Familie gerne nach dem Abendessen mit
Frau und Kindern und Freunden sang und zuweilen selbst den Gesang mit
der Laute begleitete, hat eine Reihe der kräftigsten Lieder für die Gemeinde
gedichtet, zum Teil auch die Melodien dazu gefertigt. Er wollte „alle Künste,
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