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derselben trat es —3) an den Luxemburger, Kaiser Karl Iv., ab (1373). Dieser hatte Brandenburg durch die goldene Bulle zum Kurfürstentum erhoben und verlieh es nun an seinen Sohn Wenzel von Böhmen, von dem es auf Siegmund von Ungarn überging. — Siegmund ernannte den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, zum Statthalter 141o in der Mark und verlieh ihm 1415 die Kurwürde. Kampf Friedrichs aeqen den Adel; die „faule Grete".
-j-d. Das Konzil in Konstanz oder Kostnitz ambodensee(1414— 18), das durch die Bemühungen des Kaisers zusammenkam, sollte die vielen Mißbrauche in der Kirche abstellen und die Kirchentrennung beseitigen, die durch die Wahl dreier Päpste entstanden war. Es waren der Kaiser, der Papst Johann, 3 morgenländische Patriarchen, gegen 2000 andere Geistliche, 1600 weltliche Fürsten und Herren und zahlreiche Gelehrte aus dem Abendlande zugegen; die Zahl der Fremden stieg zuweilen auf 150 000. Das Konzil erklärte, daß seine Gewalt unmittelbar von Christus und über dem Papste sei, es setzte alle 3 Päpste ab und wählte einen neuen; aber alle Mißbräuche blieben bestehen.
1415 . c. Johannhuß war Prediger und Lehrer an der Hochschule in Prag. Weil er gegen die schlechten Sitten und die Reichtümer der Geistlichen, das Mönchswesen, den Ablaß und die Entziehung des Kelches im Abendmahl eiferte, wurde er von dem Papste in den Bann gethan. Sein Freund Hieronymus verbrannte die Bannbulle. Da forderte das Konzil zu Konstanz beide zur Verantwortung. Trotz des kaiserlichen Geleitsbriefes wurden sie eingekerkert und zum Feuertode verurteilt. Huß sprach: „Die Gans (das bedeutet der Name Huß) ist ein schwaches und zahmes Tier und erhebt sich nicht zu hohem Fluge; aber stärkere Vögel, Falken und Adler, werden nach ihr kommen und werden, sich hochschwingend, alle Schlingen durchbrechen." Er starb freudiges Mutes mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist"; ein Jahr nach ihm sein Freund. — f Als 1419 König Wenzel von Böhmen starb, wollte Siegmund das Land in Besitz nehmen; aber die Hussiten schlugen unter dem blinden Ziska und Prokop dem Großen und Prokop d. Kl. alle ungarischen und deutschen Heere und verwüsteten die umliegenden Provinzen mit Feuer und Schwert, bis das Konzil von Basel 1436 den Frieden herbeiführte.
d. Die Jungfrau von Orleans führte den König Karl Vii. von Frankreich, der fast sein ganzes Land an die Engländer verloren hatte, auf den Thron zurück (1429).
F. Österreichische oder habsburgische Kaiser. 1438—1517 (1806).
t §. 115. Nach Siegmunds Tode haben bis zur Auflösung des Reichs (1806) Kaiser aus dem österreichischen Hause regiert.
ii38 1) Albrecht Ii. von Österreich war der Schwiegersohn Siegmunds und erbte mit dessen Tode Ungarn; die Kurfürsten übertrugen ihm die Kaiserkrone, weil sie mit Grund hofften, daß er wenig Zeit finden werde, sich um das Reich zu kümmern. Er war ein trefflicher Mann, starb aber schon nach 2 Jahren, als er gegen die Türken im Felde stand. Ihm folgte sein Vetter 1440 2) Friedrich Iii. von Steiermark, a. Er schloß sich ganz an den Papst,
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Nürnberg Konstanz Prag Basel Frankreich Ungarn
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i §. 125. a. Bauernkrieg. Luther wurde durch die Bilderstürmer nach Wittenberg zurückgeführt. Größere Gefahren drohten, als die unterdrückten Bauern kein Gehör für ihre Forderungen fanden und darum zu den Waffen griffen. (Einer ihrer Haufen zwang den Ritter Götz v. B e r -lichingen „mit der eisernen Hand", sie zu führen.) Sie richteten zuerst in Süddeutschland auf den Besitzungen ihrer Gutsherren greuliche Verwüstungen an, wurden aber besiegt und unmenschlich bestraft. — In Thüringen regte Thomas Münzer sie gegen Luther und gegen die Obrigkeit auf. Er predigte, daß alle Stände und alles Vermögen gleich werden und das neue Jerusalem und die wahre Freiheit auf Erden kommen sollten. Bei Frankenhausen wurden die irregeleiteten Haufen niedergeschlagen; Münzer selber endete auf dem Blutgerüst (1525). — b. Wiedertäufer. Später gelangten in Münster die Wiedertäufer zur Herrschaft (Johann Bockold v. Leyden, Johann Matthiesen aus Harlem k.); aber nach kurzer Dauer fand dieselbe durch das Heer des Bischofs ein blutiges Ende (1534).
§. 126. Fortgang der Reformation in Deutschland, a. Rastlos wirkte Luther mit seinen Freunden für die Gründung der evangelischen Kirche. 1523 verfaßte er eine neue Ordnung des Gottesdienstes und das erste evangelische Gesangbuch, für das er selber eine Anzahl trefflicher Lieder dichtete (Ein' feste Burg ist unser Gott re.). Für die Jugend schrieb er den kleinen, für die Prediger und Lehrer den großen Katechismus.
Er legte das Mönchsgewand ab und verheiratete sich mit einer früheren Nonne, Katharina v. Bora; seinem Beispiele folgten viele andere Geistliche. — b. Unter den deutschen Fürsten, die zur Reformation übertraten, sind außer dem Kurfürsten von Sachsen besonders Philipp von Hessen, Ernst der Bekenner v. Celle und Albrecht, der Hochmeister des deutschen Ordens in Preußen, zu nennen. Die evangelischen Fürsten traten in die Rechte und Güter der früheren Bischöfe und richteten evangelische Landeskirchen ein. — e. Als auf dem Reichstage zu Speier der Kaiser den 1629 Beschluß durchsetzte, daß der Verbreitung der neuen Lehre Einhalt gethan werden sollte, da erhoben 19 Reichsstände feierlich Protest (Einsprache); hiervon erhielten die Lutheraner den Namen Protestanten. Auf dem Reichstage zu Augsburg übergaben sie ihr von Melanchthon verfaßtes 1530 Glaubensbekenntnis, die augsburgische Konsession. Die Parteien gingen mit feindseligen Gesinnungen auseinander; die protestantischen Stände schlossen daher zu Schmalkalden in Thüringen ein festes Bündnis. Weil aber Franzosen und Türken den Kaiser mit neuen Kriegen bedrohten, so kam 1532 in Nürnberg der Religionsfriede zu Stande, worin "32 bis zu einem allgemeinen Konzil den Protestanten Freiheit ihres Glaubens zugesichert wurde. Nun breitete sich die evangelische Lehre schnell weiter aus, besonders in Württemberg, Baden, Elsaß und ganz Norddeutschland.
t §. 127. a. In der Schweiz wurde die Reformation durch Zwingli und Kalvin begründet. Huldreich Zwingli (geb. 1484) wirkte, nachdem er die Hochschule in Wien besucht hatte, zuerst als Lehrer in Basel, dann nacheinander als Prediger in Glarus, in dem Wallfahrtsorte Maria Einsiedeln und in Zürich. Er predigte namentlich gegen die Wallfahrten, den Ablaßhandel (Samson), die Messe und Ohrenbeichte. „Nur die
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lange nachher ernannte er ihn auch zum Prediger an der Schloßkirche. 1510 reiste Luther in Sachen seines Ordens nach Rom und lernte hier die Verdorbenheit der Geistlichen kennen. Nach seiner Rückkehr wurde er Doktor der Theologie (Gottesgelehrtheit). Seine Predigten waren voll Feuer und Kraft, und nicht minder wirkte er aus die Jugend durch seine Vorlesungen.
§. 122. Der Ablaßstreit. Papst Leo X. schrieb 1517, um Geld 1517 zum Bau der prächtigen Peterskirche zu erhalten, für die nordischen Länder Ablaß aus; in Deutschland wurde der Ablaßhandel dem Dominikaner-Mönch Tetzel übertragen. Als dieser in die Nähe von Wittenberg kam, schlug Luther am 31. Oktober 1517 95 Sätze an die Thür der Schloßkirche zu Wittenberg. (Satz 27: „Die predigen Menschentand, die fürgeben, daß, sobald der Groschen in den Kasten geworfen klinget, von Stund an die Seele aus dem Fegefeuer fahre." 32: „Die werden samt ihren Meistern zum Teufel fahren, die vermeinen, durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein.") Die Sätze flogen in 14 Tagen durch Deutschland, in 6 Wochen durch Europa. Luther sollte in Rom erscheinen; doch bewirkte sein Kurfürst, daß er vor den päpstlichen Gesandten Kajetan nach Augsburg gerufen wurde. Einem zweiten Boten des Papstes, dem milden Karl v. Miltitz, versprach er zu schweigen, wenn seine Gegner den Streit ruhen ließen. Als aber der Jngolstädter Professor Dr. Eck ihn zu einer öffentlichen Disputation (Wortkampf) nach Leipzig rief, da griff Luther nicht blos den Ablaß an, sondern auch das unbeschränkte Ansehen des Papstes, der Konzilien und der Tradition (mündlichen Überlieferung); als die höchste Richtschnur des Glaubens stellte er allein die heilige Schrift hin. Immer weiter führte ihn seine Schriftforschung, und bald schrieb er auch gegen die Lehre von den 7 Sakramenten (Taufe, Konfirmation, Abendmahl, Buße, Ehe, Priesterweihe, letzte Ölung), gegen die Abendmahlslehre und die Verehrung der Heiligen. Die Folge war, daß der Papst ihn auf Ecks Drängen in den Bann that. Er aber überlieferte die Bannbulle den Flammen und sagte sich damit öffentlich 1520 von der römischen Kirche los.
f §. 123. Luthers Freunde, a. Sein vorzüglichster Mitstreiter war Philipp Melanchthon, der Sohn des Waffenschmieds Georg Schwarzerd zu Breiten in der Pfalz (geb. 1497). Er besuchte nach dem Tode seines Vaters die lateinische Schule in Pforzheim, wo er sich in den alten Sprachen so auszeichnete, daß der berühmte Gelehrte Reuchlin ihn mit Büchern beschenkte und ihm den griechischen Namen Melanchthon, d. i. Schwarzerd, gab. In seinem 14. Jahre bezog Melanchthon die Hochschule zu Heidelberg, 2 Jahre später zu Tübingen; 21 I. alt, wurde er als Lehrer des Griechischen nach Wittenberg berufen. Seine Vorlesungen waren so ausgezeichnet, daß er oft gegen 2000 Zuhörer hatte; seine Bücher fanden allgemeinen Eingang. („Lehrer Deutschlands".) In seiner Milde mäßigte er oft Luthers Feuereifer, dem er an Mut und Willenskraft nicht gleichkam.
Er starb 1560, tief betrübt über den Haß, womit die evangelischen Geistlichen sich unter einander befehdeten. — b. Unter dem Adel, den Luther auch für seine Sache aufgerufen hatte, boten ihm zwei edle, kühne Ritter ihre Hülfe. Ulrich v. Hutten stritt für ihn mit seiner scharfen Feder, und
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Bibel", sagte er, „muß über unsern Glauben und unser Thun entscheiden. Eher wird es nicht besser mit uns, als bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche in ihren ersten Zeiten zurückkehren." Durch die Wahrheit seiner Predigt, die Milde seines Gemüts und die Lauterkeit seines Wandels gewann er zahlreiche Anhänger. Von Luther wich er besonders in der Lehre vom Abendmahl ab; eine Besprechung zu Marburg brachte keine Einigung. Als seine Glaubensgenossen von den katholischen Kantonen mit Krieg überzogen wurden, nahm er Abschied von Weib und Kindern, um als Feldpre-1531 diger mitzuziehen, und fiel in der Schlacht bei Kappel. — Sein Werk wurde fortgesetzt von Johann Kalvin (geb. 1509 zu Noyon in Frankreich). Er wurde schon im 18. Jahre Pfarrer, gab aber seine Stelle auf, als er mit den Schriften der deutschen Reformatoren bekannt wurde. 1536 floh er nach Genf, war nachher in Straßburg Prediger und Professor und wurde dann nach Genf zurückgerufen, wo er mit Feuereifer, aber auch mit grausamer Härte gegen Andersgläubige bis an seinen Tod wirkte. (Lehre von der Gnadenwahl; Tod des spanischen Arztes Serveda.) Die Anhänger der beiden Schweizer Reformatoren nannten sich Reformierte. Ihre Gemeinden werden nach der Weise der ersten christlichen Zeiten von den Pfarrern und Ältesten geleitet; ihre Kirchen sind schmucklos und ihr Gottesdienst einfach. Sie breiteten sich besonders im westlichen Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Großbritanien aus. — b. In England schrieb König Heinrich Viii. anfangs gegen Luther; als aber der Papst ihn nicht von seiner Gemahlin scheiden wollte, erklärte er sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche. Die Geistlichen mußten ihm Gehorsam schwören, die Klöster wurden eingezogen, feine Gegner hingerichtet. Von seinen 6 Gemahlinnen ließ er zwei enthaupten. Seine Tochter Maria verfolgte die Protestanten; ihre Schwester Elisabeth führte dagegen die Reformation durch, doch wurde die bischöfliche Würde beibehalten. Von dieser bischöflichen oder Hochkirche trennten sich die Puritaner (Presbyterianer), die sich an die Schweizer Reformierten schlossen. — c. In Dänemark, Schweden und Norwegen kamen die Ansichten Luthers zum vollen Siege. Es waren also vorwiegend die germanischen Völker, die sich der evangelischen Lehre zuwandten.
§. 128. Luthers häusliches Leben und Tod. Luthers Haus zeigte das Bild einer christlichen Familie. Er hatte seine Kinder sehr lieb, aber er wollte „lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn haben". Gegen Notleidende war er von Herzen mildthätig; seinen Freunden war er treu bis in den Tod. Das Mittagsmahl würzte er mit sinnreichen Reden; Arbeit und Essen begleitete Gebet; den Abend verschönerte Gesang und Musik. Die letzten Jahre brachten ihm schmerzhafte Körperleiden; dennoch reifte er im Winter nach Eisleben, einen Streit der Grasen von Mansfeld 1546 zu schlichten. Hier ereilte ihn am 18. Febr. 1546 der Tod. Sein letztes Gebet war: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Unter tiefer, allgemeiner Trauer wurde feine Leiche nack Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
t ß. 129. Karl V. (1519—1566.) a. Karl V. war von väterlicher Seite ein Enkel Kaiser Maximilians, von mütterlicher König
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ihren Gehülfen in Palästina und den umliegenden Ländern verbreitet. Petrus wirkte vorwiegend unter den Juden, ging aber später nach Rom, 67 wo er den Kreuzestod gestorben fein soll. Johannes begab sich nach Ephesus, wurde eine Zeitlang nach der Insel Patmos verbannt, kehrte dann aber nach Ephesus zurück, wo er als.prebiger der Liebe bis ins hohe Alter wirkte. Sein Bruder Jakobus der Ältere würde unter Herodes Agnppa I. tn Jerusalem enthauptet. Jakobus der Jüngere, ein naher Verwanbter Jesu, lebte hochgeachtet in Jerusalem; man nannte ihn mit Petrus und Johannes „eine Säule der Kirche". Er wurde auf Befehl des Hohenpriesters s?, Ananus vom Dache des Tempels herabgestürzt. Matthäus soll in Asnka, Philippus in Kleinasien, Judas in Arabien, Andreas in Persien, Bartholomäus und Thomas selbst in Indien das Evangelium verkündet haben. — Der größte aller Apostel, Paulus, unternahm von Antiochien aus 3 Reisen (Kleinasien, Griechenland, Italien)', er wurde in Rom unter dem grausamen Kaiser Nero- enthauptet. — b. Wie durch Prebigt und Bei- ez spiel, so wirkten die Apostel und ihre Gehülfen auch durch ihre Schriften. Diese wurden nach und nach gesammelt und als neues Testament den hl. Schriften der Juden hinzugefügt. Der Name Biblia, d. i. die Bücher, wurde zuerst im 5. Jahrhundert von Chrysostomus in Konstantinopel gebraucht. — c. Die Verbreitung des Christentums wurde gefördert: 1) durch den lebhaften Verkehr der zum römischen Reiche gehörenden Völker und die weite Verbreitung der griechischen Sprache; 2) durch die schrecklichen Leiden, welche die immerwährenden Kriege herbeiführten; 3) durch den Verfall der Sitten und des Glaubens an die alten Götter, wodurch die Sehnsucht nach Erlösung in den Herzen der bessern Menschen wach gerufen wurde.
§. 55. Christenverfolgungen, a. Von den 10 großem Christenverfol-gimgen im römischen Reiche fand die erste unter dem Kaiser Nero statt. 67 Die Christen wurden, weil er ihnen den Brand Roms Schuld gab, ans Kren; geschlagen, den Hunden vorgeworfen, mit Ol und Pech bestrichen und dann angezündet. — b. Der treffliche Kaiser Trajän sah darin, daß die Tempel der alten Götter in Kleinasien immer mehr sich leerten, eine große Gefahr für das Reich. Er befahl daher feinen Beamten, die Christen allerdings nicht aufzusuchen, aber alle die zu bestrafen, die als solche angeklagt und überführt würden.
Als er durch Antiochien reifte, kam der Bifchof Ignatius, ein Schüler des Jo- 107 Hannes, des Kaisers Unmut gegen die Christen zu besänftigen. Der Kaiser fragte Ignatius: Glaubst du nicht, daß auch in uns die Götter wohnen und für uns streiten? Der Bischof erwiderte: „Du irrst. Es ist nur ein Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, und ein Seligmacher, Jesus Christus, Gottes eingeborner Sohn." Da gebot Trajan, Ignatius solle nach Rom gebracht und den wilden Tieren vorgeworfen werden. Ignatius legte sich, indem er für feine Gemeinde betete, selbst die Fesseln an und ertrug mit Sanftmut die Roheiten der Kriegs-knechte; er ermahnte unterwegs die Gemeinden zur «Standhaftigkeit und ging mit Freudigkeit zum Tode, indem er" sagte: ,,Jch bin ein Weizenkoru Gottes, das muß gemahlen werden von den wilden Tieren." — c. Der Kaiser Mark Aurel sah die Christen gleichfalls für gefährliche Schwärmer an, deren Hartnäckigkeit man mit Strenge brechen müsse. Er ließ Justin den Märtyrer, der noch im Alter Christ geworden war und dann eine Verteidigung des Evangeliums geschrieben hatte, in Rom geißeln und enthaupten. — Polykarp, der greife Bischof 16? von Smyrna, auch ein Schüler des Johannes, hatte sich auf Bitten seiner Freunbe aufs Laub begeben; aber er würde verraten und vor den Statthalter geführt. Als biefer ihm zurebete, er möge sein hohes Alter bebenken und Christus
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Extrahierte Ortsnamen: Palästina Rom Ephesus Ephesus Jerusalem Jesu Jerusalem Asnka Kleinasien Persien Bartholomäus Indien Kleinasien Griechenland Italien Rom Konstantinopel Kleinasien Gottes Rom Gottes Rom Smyrna
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fluchen, erwiderte er: „Sechs und achtzig Jahre bin ich in seinem Dienste, und
er hat mir nur Gutes gethan; wie könnte ich ihm fluchen!" Der Statthalter forderte ihn aus, zum Scheine sich für einen Heiden auszugeben; aber der Greis sprach: „Ich bin ein Christ". Vergebens drohte man ihm mit den Löwen und mit dem Feuer; er bestieg betend den Scheiterhaufen. — d. Unter der Regierung des kräftigen Kaisers Severus brach die Wut der Heiden gegen die Gemeinde 202 in Karthago los. Die fromme Perpetua wurde ins Gefängnis geworfen. Umsonst flehte ihr heidnischer Vater sie an, ihren neuen Glauben zu verlassen, und ebenso vergeblich war es, daß er im wilden Schmerze sie mißhandelte und ihr die einzige Freude, ihr Kindlein, entriß; sie tröstete die Mitgefangenen und stärkte sich selber mit dem Worte: „Ich stehe in Gottes Hand". Sie wurde
von einer wütenden Knh verwundet und dann mit dem Schwert getötet. —
3oo e. Die letzte und schrecklichste Verfolgung erhob sich unter dem Kaiser Diokletian. Diese endete erst, nachdem die Henker ermüdet und ihre Schwerter stumpf geworden waren. Die Heiden aber sahen, daß der Glaube der Christen Not und Tod überwand.
§. 56. Die christlichen Gemeinden, a. Sie standen unter selbstgewählten Bischöfen (Aufsehern) und Presbytern (Ältesten), welche ihre Versammlungen leiteten und die Sakramente verwalteten. Für die Armen sorgten die Diakonen oder Armenpfleger. Zum Sehramte war anfänglich jeder berechtigt; später wurde es den Aufsehern übertragen. Den Namen Bischof erhielt von nun an nur der erste Aufseher; die übrigen wurden Priester genannt. — b. Anfangs versammelten sich die Gemeinden in irgend einem passenden Hause, in den Zeiten der Verfolgung auch in Wäldern, Höhlen und Klüften, nicht selten zur Nachtzeit. — Der Gottesdienst bestand in Gesang, Gebet, Vorlesen der heiligen Schriften und Predigt; daran schloß sich das Liebesmahl, an dem alle Gemeindeglieder teilnahmen, und das heil. Abendmahl. Zur Taufe wurden wohl nur Erwachsene zugelassen; der Täufling erschien in weißen Kleidern und wurde im Wasser untergetaucht. Als regelmäßiger Feiertag wurde schon im 1. Jahrhundert der Sonntag und als Festtag Ostern bestimmt. — c. Die Kraft des Christentums zeigte sich in dem ganzen Leben der Christen. Der Mann sah die Frau nicht als seine Dienerin, sondern als die vor Gott ihm gleichstehende Gehülfin an; die Kinder wurden in der Furcht Gottes auferzogen, die Dienenden und Sklaven menschenfreundlich behandelt. Die Glieder einer Gemeinde betrachteten sich als eine Familie; in brüderlicher Liebe nahm man sich der Armen, Kranken und Verlassenen an. Wer dem Worte Gottes nicht gemäß lebte, wurde ermahnt und, falls er sich nicht besserte, vom Abendmahl oder gar von der Gemeinde ausgeschlossen (exkommuniziert) und nur wieder aufgenommen, nachdem er Neue bewiesen und Kirchenbuße gethan, d. H. in Trauerkleidern an der Kirchthür um Wiedereintritt gebeten und dann öffentlich seine Sünden bekannt und Besserung versprochen hatte.
2) Die Zeit des äußeren Sieges. 325—800.
333 §♦ 57. Das Christentum wird Staatsreligion, a. Durch Kaiser
Konstantin wurde das Christentum zur herrschenden ober Staatsreligion erhoben, und nun breitete sich dasselbe schnell weiter aus. Er gebot die allgemeine Feier des Sonntags, gründete viele neue Kirchen und beschenkte sie mit Ländereien; den Geistlichen bewilligte er Steuerfreiheit und den Bi-
i
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schöfen das Recht, selber Gericht zu halten; zuletzt verbot er alle heidnischen Opfer und Feste. — b. Von seinen Nachfolgern suchte Julian der Ab- 363 Lrüunige dem Heidentum noch einmal zum Siege zu helfen. Harter Zwang seiner Lehrer hatte ihm in der Jugend das Christentum zuwider gemacht, und mit Liebe hatte er sich den Schriften der griechischen Weltweisen und Dichter zugewandt. Er schrieb gegen die christliche Lehre, stellte an vielen Orten den Dienst der heidnischen Götter wieder her und brachte ihnen selbst reiche Opfer. Als er nach kurzer Regierung auf einem Zuge gegen die Perser von einem tödlichen Pfeile getroffen wurde, soll er ausgerufen haben: „Galiläer, du hast gesiegt!" — c. Theodosius der Große war noch ein 395 Heide, als er auf Thron gelangte; nach einer schweren Krankheit wurde er Christ und erließ nun ein strenges Verbot gegen den heidnischen Gottesdienst. Er unterwarf sich selber den Gesetzen der Kirche. Als er 7000 aufständische Thessalonicher hatte hinrichten lassen und der Bischof Ambrosius von Mailand ihn deswegen vom Abendmahl ausschloß, that er reuig Kirchenbuße. Durch ihn kam das Christentum zum vollen äußeren Siege: aber die Einfachheit und innere Lauterkeit der ersten Zeit ging bei vielen verloren.
§. 58. Die Gemeinden, a. Die Verfassung der christlichen Gemeinden wurde nun völlig geändert. Die Priester (der Klerus) schieden sich als ein bevorrechteter, Gott näher stehender Stand von den Laien.
Sie wurden von den Bischöfen ernannt; diese standen unter den Erzbischöfen, die wiederum den 5 Patriarchen von Rom, Konstantinopel, Antiochien, Jerusalem und Alexandrien unterworfen waren. Die Herrschaft der Priester heißt Hierarchie. (Pallium, d. i. weißes Bischofskleid; Domoder Kathedrälkirche, d. i. Kirche des bischöflichen Stuhles; Domkapitel, d. i. geistliche Räte des Bischofs.) — b. Als hohe Feste wurden Pfingsten, Weihnacht und Himmelfahrt hinzugefügt. Der Gottesdienst (Kultus) nahm durch schöne, mit Bildern geschmückte Kirchen, durch Musik, öffentliche Aufzüge und prunkende Gewänder der Priester an äußerem Glanze zu. Wallfahrten zu den heil. Örtern galten für verdienstlich, ebenso die Verehrung der Reliquien, die Kasteiungen, das Eremiten- oder Einsiedlerleben (Simeon lebte 30 Jahre ohne Obdach auf einer Säule in Syrien) und das Mönchstum.
§. 59. a. Die christliche Lehre wurde von den Kirchenvätern, d. h. angesehenen Kirchenlehrern, weiter ausgebildet. Solche waren Origenes in Alexandrien, Eusebius und Chrysostomus in Konstantinopel, Augustinus zu Hippo in Afrika und Hieronymus, welcher in Bethlehem starb. Letzterer verfaßte eine lateinische Uebersetznng der Bibel, die Vulgata, d. i. Allgemeingebräuchliche, genannt. — b. Die Lehre wurde, wenn ein Streit entstanden war, auf den großen Kirchenverfammlnugen oder Konzilien festgesetzt. Diejenigen, welche die Beschlüsse derselben annahmen, nannten sich die Katholiken, d. h. Rechtgläubige; die Abweichenden hieß man Häretiker (Irrgläubige) oder Ketzer.
Auf dem ersten Konzil — zu Nicäa in Kleinasien — verwarfen 250 Bischöfe 325 die Lehre des Artus, daß Christns dem Vater nicht gleich sei. Ein anderer großer Streit erhob sich 100 Jahre später zwischen Augustinus, welcher lehrte, daß die menschliche Natur gänzlich verderbt sei, und daß Gott nach seiner Gnade die einen zur Seligkeit erwähle, die andern dem Verderben überlasse, und Pe-lagius, welcher behauptete, der Mensch sei von Natur gut und anch sein eigenes
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Die Völkerwanderung.
113
men Semi arianer im Morgenlande einige Geltung. Ströme von Blut wurden
wegen dieser dem menschlichen Geiste unerforschlichen Lehrsatzungen vergossen. —
Ein nicht minder folgenreicher Streit erhob sich im fünften Jahrhundert über die
Erbsünde und Gnadenwahl, indem Augustinus, Bischof von Nordafrika,
den Grundsatz aufstellte, daß die menschliche Natur durch Adams Sündenfall un-
fähig geworden sei zum Guten aus eigener Kraft, daß diese Kraft nur durch die
Gnade Gottes in einem Theil der Menschen erzeugt werde, während der andere dem
Vervcrben überlassen bleibe. Jene seien also von Anbeginn an zur Seligkeit, diese
zur Bervammniß voraus bestimmt ( p r ä d e st i n i r t). Diese strenge Lehre wurde
von Pelagius, einem britischen in Afrika weilenden Mönch, bekämpft und der
Grundsatz aufgestellt, daß der Mensch durch die Kraft seines freien Willens
Gutes thun und der Seligkeit theilhaftig werden könne. — Die christlichen Schrift-
steller der ersten Jahrhunderte werden Kirchenväter genannt. Ihre Werke sind
um so wichtiger, weil die Traditionslehre der katholischen Kirche auf ihnen
beruht. Je näher sie daher dem Zeitalter der Apostel stehen, desto größer ist ihr
Ansehen, da man annimmt, daß die Jünger Jesu ihren Zeitgenossen manche
mündliche Mittheilungen gemacht haben, die sich nicht in den apostolischen
Schriften stnden, wohl aber aus den Werken der Kirchenväter erkannt werden mö-
gen. Sie schrieben theils griechisch, theils lateinisch. Unter den griechischen
Kirchenvätern ragen vor Allen hervor die alerandrinischen Geistlichen Clemens
und Orig enes, der Kirchenhistoriker Eusebius und der Kanzclredner Chry-
sostomus in Constantinopel; unter den lateinischen nehmen neben Augustinus,
Tertullian, Lactantius und Hieronymus die erste Stelle ein. Die von
Hieronymus herrührende Uebersetzung der Bibel erlangte unter dem Namen
„Vulgata" kirchliche Geltung.
§. 175. Von Konstantins drei lasterhaften Söhnen, die sich, dem Willen
des Vaters gemäß, in das Reich theilten, erlangte nach langjährigen blutigen
Kämpfen Constantius die Alleinherrschaft. Da er in Asien beschäftigt war, Constan
so schickte er seinen Vetter Iulianus nach Gallien, um die Reichsgrenzen ge- zz?—
gen die germanischen Völker zu schützen. In dem alten Decumatlande (§. 161) seo.
am Oberrhein und den Donauquellen hatten die streitbaren Allemannen sich
Wohnsitze erfochten, und dieselben bis über den Bodensee im Süden und bis
an die Lahn im Norden ausgedehnt. Voll kriegerischen Ungestüms suchten sie
auch das überrheinische Land ihrer Herrschaft zu unterwerfen und machten Ein-
fälle in das römische Gallien. Julian besiegte die Allemannen bei Straß- 357
bürg, setzte zweimal über den Rhein, schlug in den Niederlanden die Fran-
ken zurück und erneuerte den altrömischen Waffenruhm. Von seinen Soldaten
in seiner Lieblingsstadt Paris zum Kaiser ausgerufen, zog Julian gegen 360.
Constantius, und es würde zum Bürgerkrieg gekommen sein, wäre nicht der
letztere um dieselbe Zeit gestorben. Ohne Hindernisse bezog nunmehr Julian 3lltian
als Beherrscher des großen Reichs die Kaiserburg in Constantinopel. Er ent- s«i-
sernte alsbald alles überflüssige Hofgesinde, beschränkte den Hofstaat und befliß ^
sich in Kleidung und Lebensweise der größten Einfachheit; er sorgte für un-
parteiische Rechtspflege und stellte im Heer Zucht und kriegerische Tugend
her. Wirkte er dadurch kräftigend auf das erschlaffte Geschlecht, so störte dage-
gen sein Eifer, das Heidenthum wieder zu beleben, den Erfolg sei-
ner Bestrebungen. Der Zwang, den er in seiner Jugend von christlichen Lehrern
erduldet, hatte in ihm eine Abneigung gegen das Evangelium erzeugt, während
seine lebhafte Einbildungskraft und seine Liebe für Plato's Philosophie
(§. 65, 72.) und für die Literatur und Dichtkunst des Alterthums ihn zum be-
geisterten Verehrer des Heidenthums machten. Darum wurde er von den christ-
Weber, Weltgeschichte. 5. Ausi. o
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»
166 Das Mittelalter.
ausbezahlt werden mußte. Dadurch wurde der Grund zu der preußischen
Königsmacht gelegt.
5 Die Kirchenspaltung und die großen Loncilicn.
§. 263. Schon lange hatte man verlangt, daß der päpstliche Stuhl von
Avignon nach Rom zurückverlegt werde, aber die französisch-gesinnten Kar-
dinale, die sich unter dem schönen, milden Himmel Südfrankreichs freier und
wohler fühlten, hintertriebeu den Plan. Mehrere Uebersiedlungsversuche wur-
den vereitelt. Da geschah es, daß in dem Cardinalseollegium sich zwei Par-
teien bildeten, wovon jede eine eigenmächtige Papstwahl vornahm. Dadurch
erhielt die Kirche zwei Päpste, einen in Avignon, den andern in Rom, von
denen jeder sich für das rechtmäßig gewählte Oberhaupt der Kirche erklärte und
über den andern und dessen Anhänger den Bannfluch schleuderte. Das ganze
christliche Abendland war gespalten, die Gewissen verwirrt, die Kirche zerrissen.
Die Welt entbehrte der Tröstungen der Religion. „Man schrie laut nach Brod
und die entartete und gespaltene Kirche reichte einen Stein." Umsonst versuchte
140s- die Kirchen Versammlung von Pisa das Nebel zu heilen, indem sie die
Päpste absetzte und einen andern wählte; die zwei ersten beharrten auf ihren
Ansprüchen, so daß die Kirche nunmehr dreispaltig war. Ein allgemeines
Aergerniß ging durch die christliche Welt und erzeugte den lauten Ruf nach ei-
ner Berbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Während
jedoch die Partei der Gemäßigten, vor Allen die gelehrten Theologen der Pa-
riser Universität (Sorbonne), diese Verbesserung dadurch herbeizusühren
hofften, daß sie auf Einberufung einer allgemeinen Kirchenversamm-
lung drangen, die über dem Papste stehe, steuerten die Schüler und An-
+ i3$4. Hänger des Orforder Professors Joh. Wyclisfe (Wikleff) auf eine durch-
greifende Aenderung derkirche in Glauben und Verfassung los. Wycliffe hatte
nämlich nicht nur das Papstthum für eine unchristliche Einrichtung erklärt
und gegen Ablaß, Mönchswesen, Heiligenverehrung u. dgl. geeifert, sondern
er war auch durch Uebersetzung der Bibel ins Englische, und durch Verwerfung
mehrerer Glaubenssatzungen, als Ohrenbeichte, Cölibat, Wand-
lungslehre (Transsu bst antiation) als Reformator aufgetreten. Sein
bedeutendster Anhänger war Johannes Huß, Professor in Prag, ein durch
Gelehrsamkeit und sittlichen Wandel wie durch christliche Sanftmuth ausge-
zeichneter Mann. Er predigte gegen die Mißbräuche des Papstthums, gegen
die Reichthümer und irdische Macht des geistlichen Standes, gegen Möncherei
und Ablaß; und obgleich der Papst den Bann über ihn aussprach und seine
Schriften verdammte, so mehrte sich doch mit jedem Tag die Zahl seiner An-
hänger, unter denen sich ein böhmischer Edelmann Hieronymus von Prag
durch Eifer auszeichnete. Die Deutschen auf der Universität Prag wurden,
weil sie sich der Hussitischen Neuerung abgeneigt zeigten, in ihren Rechten ver-
kürzt, weshalb 5000 Studirende und Professoren auswanderten und dadurch
1409. die Gründung anderer Universitäten, zunächst Leipzigs, herbeiführten.
§. 264. Als endlich, von Kaiser Sigismund bestürmt, Papst Jo-
Ea'tnitzerhann Xxih. die Costnitzer Kirchenversammlung einberief, zogen Schaa-
i4i4— ren geistlicher und weltlicher Herren,aller Nationen, den Papst und Kaiser an
i4i8. Spitze, in Constanz ein, wo somit der Glanz des ganzen Abendlandes
vereinigt war. 150,000 Menschen sollen zugegen gewesen sein. Einheit und
Verbesserung der Kirche war das hohe Ziel der Versammlung, die sich
daher gleich anfangs als allgemeines, die ganze Christenheit umfasiendes Eon-
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167
Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche.
cil hinstellte, das seine Gewalt unmittelbar von Christo habe und dem Jeder-
mann ohne Unterschied gehorchen müsse. Darum sollten zuerst alle 3 Päpste
zur Abdankung bewogen werden; als aber Johann Xxlll., um dieser Demü-
thigung zu entgehen, bei Gelegenheit eines Turniers mit Hülfe Friedrichs
von Öeftreich verkleidet entfloh und seine Entsagung widerrief, erklärte die
Versammlung, daß sie selbständig sei und über dem Papste stehe, sprach Jo-
hann's Absetzung aus und vereinigte sich mit dem Kaiser zur Bestrafung der
Widerstrebenden. Friedrich von Oestreich „mit der leeren Tasche" wurde geäch-
tet und durch die Schweizer des Aargau's und anderer Besitzungen beraubt,
und Johann Xxui. wurde auf dem Heidelberger Schloß längere Zeit in Hast
gehalten. Von den beiden andern Päpsten entsagte der eine, der andere wurde
nach langen vergeblichen Unterhandlungen entsetzt. — Allein die Bestrebungen
der Deutschen und Franzosen, die zuerst die Kirche verbessern und dann einen
neuen Papst wählen wollten, wurden hintertrieben durch die Italiener (Ul-
tramontanen), welche vor Allem auf eine Papstwahl drangen. Ihre Mei-
nung siegte und Martin V. wurde auf den päpstlichen Stuhl gehoben. Die-
ser war ein gemäßigter Mann, der durch Abstellung einiger Mißbräuche und
durch kluge Unterhandlungen die Stimmen zu spalten und die Bestrebungen
der Kirchenversammlung zu vereiteln wußte. So wurden die Wünsche und
Hoffnungen der Völker getäuscht, das Papstthum bei seiner Macht und die
Kirche in ihrer Entartung gelassen. Aber um eine Gränelthat hat das Cost-
nitzcr Concil die Weltgeschichte bereichert durch die Verbrennung von Huß
und Hieronymus. Gleich anfangs war die Versammlung zu einer Prüfung
der von der Kirche abweichenden Lehren geschritten und hatte die Schriften
Wycliffe's zum Feuer verdammt und Huß zur Verantwortung vorgeladen. Ver-
sehen mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe, worin ihm sichere Heimkehr zugesagt
war, begab sich Huß nach Conftanz, wurde aber alsbald verhaftet und der
Verbreitung von Irrlehren beschuldigt. Umsonst vertheidigte sich der hagere
bleiche Mann, „dessen Feuerseele seinen Leib zu verzehren schien," mit Würde
und Begeisterung gegen die Anklagen — seine Richter waren seine Gegner;
umsonst beriefen sich seine Freunde auf den kaiserlichen Geleitsbrief — die Ver-
sammlung stellte den Grundsatz auf, daß man Ketzern keine Treue zu halten
habe und forderte unbedingte Abschwörung. Als Huß diese verweigerte, wurde
er als hartnäckiger Jrrlehrer zum Flammentod verdammt, den er mit der Kraft
und Standhaftigkeit eines Märtyrers erlitt. Ein Jahr später ertrug auch Hie-
ronymus von Prag mit dem Muthe eines Stoikers die Qualen des Schei-
terhaufens. „Kein Weltweiser hat so viel Heldenmuth auf dem Sterbebette er-
wiesen, als sie aus dem Scheiterhaufen," schrieb Aeneas Sylvins.
§. 265. Die Nachricht von dem Costnitzer Gräuel trieb die Hussiten zu
einem furchtbaren Religionskrieg. Der Kelch, der nach Hussens Ansicht
auch dem Volke (den Laien) gereicht werden sollte, wurde als Bundeszeichen
ihren Heeren vorangetragen (daher Utraquisten und Calirtiner); an
den Priestern und Mönchen, die ihn verweigerten, wurde schwere Rache geübt.
Umsonst schleuderte der Papst den Bannstrahl über Hussens Anhänger; ihre
Zahl nahm täglich zu. Sie erstürmten das Prager Rathhaus und ermordeten
die Rathsherren, was den alten Kaiser Wenzel in solche Wuth versetzte, daß
er vom Schlage gerührt starb. Jetzt sollte Sigismund auch König von
Böhmen werden; da griff aber das ganze Volk zu den Waffen, um die Be-
sitznahme des Landes durch den wortbrüchigen Kaiser zu hindern. Johann
Ziska, ein kriegskundiger, kühner und zur Beherrschung der Massen wunder-
bar begabter Feldherr, stellte sich an die Spitze. Vergebens führte Sigismund
1445.
1415.
1416.
1419.
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Extrahierte Personennamen: Christo Johann_Xxlll. Johann Friedrichs Friedrich_von_Oestreich Friedrich Johann_Xxui Johann Martin_V. Wenzel Sigismund Johann
Ziska Johann