§ 45 Justinian I. Theoderich der Große.
77
war. Sie drängten die beiden letzteren Völker nach dem Norden, die Briten, so weit sie nicht untergingen oder auswanderten (Bretagne), nach Wales zurück und stifteten eigene Reiche.
So fand der Hunnenkönig Attna (Etzel, die Gottesgeißel), der von Ungarn aus seit 444 alles Land von der Wolga bis zum Rheine beherrschte, die Provinzen des weströmischen Reiches, als er auch dies zu erobern unternahm, meist schon in fremden Händen. Westgoten aus dem südlichen, Franken aus dem nördlichen Gallien und ein im mittleren noch stehendes Römerheer unter Aetius bewahrten durch ihren furchtbaren Widerstand auf den catalaunifchen Feldern (Chalons an der Marne — das Schlachtfeld bei Troyes) Europa vor asiatischer Barbarei^451^Attila machte noch-452 einen Einfall in Italien (Papst Leo I.; die Anfänge Venedigs), kehrte dann nach Ungarn zurück und starb 45z.^-Sein Tod gab den unterworfenen Völkern die Freiheit wieder; in Ungarn entstand ein Ostgotenreiche in Deutschland bildete sich als neuer Stammverband der der Bayern südwärts der Don au,^während nordwärts derselben bis gegen die Elbe hin das mächtige Königreich derj£huiinger,.hervortrat.
Endlich fiel Rom selbst und Italien unter die Herrschaft Odova-kars und seiner Herüler und Rugier 476.
Kaiser Justinian I. Theoderich der Gr-,,..
Alle diese Neugestaltungen, in welche das weströmische Reich sich ausgelöst hatte, waren innerlich schwach und daher meist von kurzer
Dauer. Der deutsche Eroberer, der sich das Recht der Waffen vor-
behielt, verachtete die von ihm berau^i Unterthanen wegen ihrer Schwäche und konnte sie dennoch Hvegen ihrer überlegenen Bildung im Staatsdienste nicht entbehren. Er gab seine Sprache für die
herrschende römische (Romanen), die Reinheit und Einfachheit seiner Sitten für die Genüsse und Sünden der feineren Kultur dahin und blieb doch gehaßt als der fremde Herr. Selbst das Christentum, welches die Einwanderer teils mitbrachten (Bibel-Übersetzung des
westgotischen Bischofs Wulfila [Ulftlas], f 388), teils frühzeitig annahmen, konnte keine Versöhnung bewirken, da die Sieger sich fast sämtlich zur arianischen Ketzerei bekannten, überhaupt aber die christliche Lehre und die Kirche mit ihren Forderungen nur langsam sich in den Gemütern der deutschen Stämme begründete.
§ 45. Schicksale der neuen Staaten
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Extrahierte Personennamen: Leo_I. Leo_I.
Extrahierte Ortsnamen: Wales Hunnenkönig_Attna Ungarn Rheine Gallien Troyes Europa Italien Venedigs Ungarn Ungarn Deutschland Rom Italien
§ 62. Philipp und Otto Iv-, Papst Innocenz Iii. § 63. Friedrich Ii. 99
gemalt; den Haß der neuen Unterthanen suchte er durch Grausamkeit zu brechen. Die deutsche Krone erblich zu machen, hinderte ihn der Widerspruch der geistlichen Partei und sein früher Tod. Er wurde zu Palermo bestattet. Da er einen erst dreijährigen Sohn (Friedrich Ii.) hinterließ, so wählte, um eine vormundschastliche Regierung zu vermeiden, die hohenstauftsche Partei in Deutschland einen Bruder Heinrichs des Vi., Philipp von Schwaben, 1198—1208; die Welfen aber stellten diesem einen Sohn Heinrichs des Löwen, Otto Iv., 1198—1215, entgegen. Beide bekämpften einander, bis 1208 Philipp von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach ermordet wurde. Er ruht im Dome zu Speier. Jetzt aber geriet der bisher von Papst Innocenz Iii. unterstützte Otto mit diesem in Streit, Innocenz bannte ihn und erklärte sich für den in seinem normannischen Erbreiche unter des Papstes Vormundschaft erzogenen Friedrich (Ii.) von Hohenstaufen, der 1212 in Deutschland erschien und so großen Anhang fand, daß er 1215 unter allgemeiner Anerkennung die Königskrone empfing. Otto lebte unbeachtet bis 1218, wo er auf der Harzburg starb.
Diese Zeit der Wirren feit Kaiser Heinrichs des Vi. Tode benutzte der kluge und willensstarke Papst Innocenz Iii. (1198—1216), um das Werk Gregors Vii. zu vollenden. Mit Erfolg verfocht er den Grundsatz, daß alle weltliche Macht der geistlichen des Papstes untergeordnet und der Papst als Statthalter Christi untrüglich sei. Er entschied durch seinen Machtspruch die Streitigkeiten der Könige und machte Rom und den Kirchenstaat von der Herrschaft des Kaisers unabhängig. Er stützte sich dabei auf den blinden Glauben der Völker und auf eine zahlreiche, streng disciplinierte Geistlichkeit (Hierarchie), deren Einfluß auf die Laien erhöht wurde durch die neu gestifteten Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner. Um die Einheit der Lehre zu wahren, führte er das Ketzergericht der Inquisition ein und ließ die Anhänger abweichender Sehrmeinungen mit Feuer und Schwert verfolgen (der Kreuzzug gegen die Albigenser in Südfrankreich).
Unter dem Übergewicht dieser geistlichen Macht erlag das Kaisertum.
§ 63. Friedrich Ii., 1215—1250, in Sicilien geboren und herangewachsen, war seiner Zeit voraus an Bildung und Hoheit des Geistes, an Sinn für Kunst und Wissenschaft, ein einsichtiger Herrscher und tapferer Felb-herr. In Deutschland Recht und Lanbfrieben herzustellen, war er eifrig bemüht, aber ohne rechten Erfolg, ba er butch feinen Kreuzzug (§ 58), durch die Sorge für sein Normannenreich und durch gewaltige Kämpfe mit bett
7*
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Extrahierte Ortsnamen: Palermo Deutschland Deutschland Harzburg Gregors Rom Südfrankreich Sicilien Deutschland
§ 81. Die Reformation.
121
stillstand zu Nizza, dieser durch den Frieden zu Crespy, beendigt wurden. Mailand erhielt Karls V. Sohn Philipp (Ii).
§ 81. Die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern, für welche die Albigenser und Waldenser, Wicliffe und Huß gestritten hatten, setzte Dr. Martin Luther ins Werk, nachdem die klassische Bildung in Deutschland neu belebt war (Humanisten: Erasmus von Rotterdam, Johann Reuchlin). Geboren zu Eisleben am 10. November 1483 und hart erzogen, war er nach Vollendung seiner Studien zu Erfurt aus Gewissensangst 1505 Augustinermönch, dann, auf die evangelische Grundlehre von der Rechtfertigung durch den Glauben gewiesen, Priester und 1508 durch Johann von Staupitz an Friedrichs d e s Weisen junger Universität Wittenberg Professor geworden (1510 Reise nach Rom; Leo X). Gegen den Ablaßhandel des Dominikaners Tetzel, eines Boten des Erzbischofs Albrecht von Mainz und Magdeburg, des Bruders des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg, begann er den Kampf mit seinen 95 Thesen am 31. Oktober 1517; er verhandelte darauf mit dem Cardinal Cajetan zu Augsburg 1518, mit des Papstes Kämmerer Miltitz zu Altenburg und disputierte mit Dr. Eck zu Leipzig 1519. Vom Papste gebannt, trat Luther immer entschiedener den unevangelischen Satzungen der römischen Kirche entgegen; schon drohte der Adel deutscher Nation für ihn aufzustehen (Ulrich von Hutten; Franz von Sickingen); er verbrannte die päpstliche Bannbulle 1520 und stand zu Worms vor Kaiser und Reich 1521. In der Reichsacht und für tot geltend, begann er auf der Wartburg seine unschätzbare Bibelübersetzung (vollendet 1534), bis ihn Karlstadts Bildersturm nach Wittenberg zurückrief, wo er nun an dem gelehrten Philipp Melanchthon (1497—1560) den treuesten Gefährten fand, die evangelische Lehre zu systematischem Abschlüsse brachte, sich auch mit Katharina von Bora 1525 vermählte.
Die Erhebung der deutschen Ritterschaft unter Sickingen endete mit dem Sturze ihres Führers (Landstuhl) und Huttens Tode 1523, ebenso wurde der im Mißverstände der Reformation gegen schwere Belastung sich empörende Bauernstand des mittleren und südwestlichen Deutschland in dem mörderischen Bauernkriege 1'25 überwältigt (Thomas Münzer; Schlacht von Frankenhausen in Thüringen; Götz von Berlichingen) und das Reich der Wiedertäufer (Johann von Leyden, der Prophet) mit seinen Ausschreitungen zu Münster 1535 niedergeschlagen. — Der Reformation trat inzwischen, außer Johann
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Extrahierte Personennamen: Karls_V. Karls_V. Philipp_( Philipp Martin_Luther Johann_Reuchlin Johann Johann_von_Staupitz Johann Friedrichs Leo_X Leo Albrecht_von_Mainz Albrecht Joachim_I._von_Brandenburg Cardinal_Cajetan Ulrich_von_Hutten Franz_von_Sickingen Franz Philipp_Melanchthon Philipp Katharina_von_Bora Thomas_Münzer Johann_von_Leyden Johann
Extrahierte Ortsnamen: Nizza Mailand Deutschland Rotterdam Friedrichs Wittenberg Rom Magdeburg Altenburg Worms Wartburg Karlstadts_Bildersturm Wittenberg Landstuhl Deutschland Frankenhausen
41. Das Christentum.
73
begründet. Bedingung der Aufnahme in die Kirche waren Buße, Glaube und Taufe. Das Christentum erschien den Fremden anfänglich als eine jüdische Sekte, die in Antiochia zuerst den Namen ihres Güsters trug; erst durch Paulus empfing die Kirche die Richtung auf die Heidenbekehrung und ihre Pflanzung und Leitung in den Metropolen Korinth, Ephesus und Rom. Nach den Grundsätzen des römischen Volkes zunächst geduldet, erlitt sie zuerst durch politischen Argwohn Verfolgungen, deren man gewöhnlich zehn von Nero bis auf Diocletiauus zählt. Doch das Blut der Märtyrer diente ebenso zu ihrer Ausbreitung, wie die Zerstreuung der Juden nach dem Falle Jerusalems (70) und die weite Verbreitung der griechischen Sprache.
Allmählich und besonders seit Erhebung des Christentums zur Staatsreligion durch Constantin sonderte sich der Klerus der Diakonen, Ältesten, Bischöfe, Erzbischöfe und Patriarchen von der Gemeinde der Laien, und die allgemeine (katholische) Kirche schloß sich gegen irrlehrende Sekten (Häretiker, Ketzer) ab, so gegen die der Arianer auf dem ersten allgemeinen (ökumenischen) Concil zu Nicäa 325. Kaiser Julians Versuche zur Wiederbelebung des Heidentums erwiesen nur dessen Erstorbenheit, und der letzte Kaiser des ungeteilten Reiches, Theodosius, strafte es bereits als Hochverrat. Aber neben der Wirksamkeit großer Kirchenväter, eines Ori genes, Athanasius und Augustinus, entwickelte sich auch in der Kirche die Neigung zu toten Werken (Mönchswesen seit dem vierten Jahrhundert von Ägypten aus verbreitet); aus der Gliederung und den Vorrechten des Klerus entstand die Hierarchie, aus der Erhebung der Bischofsgewalt und dem festen Anschlüsse der abendländischen Kirche an Rom das Papsttum (Leo der Große um 450; Gregor der Große um 600).
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Extrahierte Personennamen: Constantin Julians Theodosius Leo Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Antiochia Korinth Ephesus Rom Jerusalems Rom
§ 70. Die Hussiten. § 71. Albrecht Ii Friedrich Hi. 107
Kirchenversammlung in Kostanz (1414-1418) abgehalten, die von geistlichen und weltlichen Würdenträgern aller abendländischen Völker zahlreich besucht war. Das Concil setzte alle drei Päpste ab und wählte einen Römer, Martin V., der den Etlichen Sitz nach Rom zurückverlegte. Den Hauptzweck der Versammlung, die Anmaßungen der Päpste und die Entartung der Geistlichkeit durch eine „Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern" abzustellen, wußte der neue Papst zu vereiteln. — Das Concil beschäftigte sich ferner mit den Hussiten. Gegen zahlreiche Mißbräuche der Kirche hatte der Prager Professor Johann Hnß (nach dem Vorgänge des Engländers Wiclisse) gepredigt und gewaltigen Anhang in ganz Böhmen gefunden. Zu seiner Verantwortung nach Konstanz berufen, wurde er 1415 mit Verletzung des kaiserlichen Geleits als Ketzer verbrannt (1416 auch sein Freund Hieronymus von Prag). Wegen dieses Wortbruchs versagten die Hussiten Sigismund, als 1419 durch Wenzels Tod die böhmische Krone ihm zufiel, die Anerkennung, schlugen unter des blinden Johann Ziska bewunderungswürdiger Führung, später unter den beiden Prokopen, die kaiserlichen Heere zurück (Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg), verwüsteten mit fanatischer Wut die Nachbarländer und wurden erst zur Unterwerfung gebracht, als man sie entzweit, die gemäßigteren auf dem Concil zu Basel durch Bewilligung des Kelchs im Abendmahl (Calixtiner, Utraquisten) befriedigt und mit ihrer Hilfe die wilderen besiegt hatte 1434.
Auf Sigismund, dessen Bemühungen für die Ordnung, wie in der Kirche, so auch im Reiche ohne durchgreifende Wirkung waren, folgte sein Schwiegersohn und Erbe, Albrecht von Österreich, und fortan blieb die deutsche Krone bis 1806 fast ununterbrochen beim Hause Habsburg.
Die habsburgischen Kaiser von 1438—1519.
§ 71. Albrecht Ii., 1488-1439, starb, bevor er die großen Hoffnungen, welche man auf ihn setzte, erfüllen konnte; ihm folgte sein Vetter
Friedrich Iii., 1440—1493, der letzte in Rom gekrönte Kaiser. In stumpfer Teilnahmlosigkeit sah dieser die Verwilderung in Deutschland zunehmen; die von dem Baseler Concil (1431 1449)
begonnene Kirchenverbesserung half er selbst zu Gunsten des Papstes hintertreiben; Ungarn (Mathias Corvinus) und Böhmen (Georg
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii_Friedrich_Hi Albrecht Friedrich Martin_V. Johann_Hnß Johann Johann_Ziska Johann Friedrich_I._von_Brandenburg Friedrich_I. Sigismund Albrecht_von_Österreich Albrecht Albrecht_Ii Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Mathias_Corvinus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Konstanz Prag Wenzels Basel Rom Deutschland Ungarn
5. Wonifatius.
Schon früh wurde das germanische Volk, namentlich an Rhein und Donan, mit dem Christentum bekannt (Kriegszüge der Römer und Völkerwanderung). Der Stamm der Goten nahm dasselbe zunächst an (Lehre des Sirius). Schon auf dem Conzil zu Nieäa in Kleinasien i. I. 325 befand sich ein gotischer Bischof; besten Nachfolger Ulfilas hat eine gotische Bibelübersetzung geschaffen (Upsala). Nach der Schlacht bei Zülpich traten auch die Franken zum Christentum über. Die Bekehrung der Bewohner in Nord- und Mittelgermanien zum Christentum ging hauptsächlich von irischen und angelsächsischen Glaubensboten aus. Von diesen hat der Benediktinermönch Winfried, nachmalige Erzbischof Bonifatius, für Germanien die größte Bedeutung. Er hat nicht bloß mehrere germanische Volksstämme zum Christentum bekehrt, sondern auch als Oberbischof von Germanien die einzelnen Kirchen in Verbindung gebracht und die gesamte Kirche Germaniens mit dem Papste enger verbunden (Germanisches Conzil 742). Er predigte hauptsächlich den Friesen, Hessen (Fällung der Donnereiche) und Thüringern das Evangelium und gründete acht Bistümer. Ferner errichtete er die berühmte Klosterschule zu Fulda in Hessen (Schüler Sturm, ein Bayer). Der damalige Papst Gregor Iii. setzte ihn zum Oberbischof von Germanien ein. Später nahm Bouifatius feinen Sitz zu Mainz (Vorrang). In seinem Greifenalter wollte er noch einmal den Friesen das Evangelium verkünden. Bet Dockuin würde er i. I. 755 von 'Äner Rotte bewaffneter Heiden überfallen und mit seinen 52 Gefährten erschlagen. Seine Gebeine ruhen im Dome zu Fulba (Versammlungsort beutscher Bischöfe).
L. No. 272: Der hl. Bonifatius. Religionsgeschichte No. 38.
6. Kart der Große.
Nach den Merowingern kam im Frankenreiche das Geschlecht der Karolinger zur Regierung. Der erste König aus biesem Hause war Pipin der Kleine (Kirchenstaat 754 — 1870), der tebeutenbste Karl der Große. Dieser war von außergewöhnlicher Körpergröße und gewaltigem Geilte. Sein Streben ging bahin, die germanischen Stämme zu vereinigen und sie durch die christliche Religion bnuernb zu verbinden. Zur Befestigung seines christlich-germanischen Reiches grünbete Karl viele Kirchen (Prebigt in der Volkssprache) und Schulen (Schulbesuch), berief gelehrte Männer an seilten Hof (Sammlung von Sagen und Liebern) und orbnete die Rechtspflege. Zur Hebung des Wohlstanbes erleichterte er den Hanbet (Hanbels-
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Extrahierte Personennamen: Winfried Erzbischof_Bonifatius Gregor_Iii Gregor Bouifatius Karl_der_Große Karl Karl Karl
— 24 —
Seeweg nach Indien aufzusuchen. Für diesen Plan fand er aber in seiner Vaterstadt Genua keine Unterstützung. Er ging nach Spanien und erhielt hier von der Königin Jsabella drei kleine Schiffe. Nach langer, mühsamer Fahrt langte Kolumbus mit seinen Mannschaften auf der Insel Guanahami an, die Kolumbus San Salvador nannte. Kolumbus glaubte, auf diesem westlichen Wege nach Indien gelangt zu sein und nannte deswegen das Land Westindien und die Einwohner Indianer. Kolumbus war aber im Irrtum; er hatte einen biser unbekannten Erdteil gefunden. Vier Fahrten hat der kühne Seefahrer zur weitern Entdeckung von Inseln und des Festlandes gemacht. Für die großen Verdienste hat Kolumbus nichts als Verleumdung und Undank geerntet. Zurückgezogen von der Welt, voll Kummer über den Undank der Menschen, starb er zu Valladolid 1506. Amerigo Vespuci aus Florenz schrieb eine Beschreibung des Landes, weshalb es den Namen Amerika erhielt, erhielt. Die Entdeckung desselben war besonders für Europa von der größten Wichtigkeit. Ein lebhafter Handel und Verkehr entstand nun zwischen diesen Ländern, und viele Europäer ließen sich in dem neuen Lande nieder, um hier ihr Glück zu versuchen. Auch für die christliche Religion fand sich ein neues Feld segensreicher Thätigkeit.
25. Ire Kirchentrennung.
Durch das unermüdliche Wirken frommer und eifriger Glaubens-boten hatte der christliche Glaube überall im deutschen Vaterlande feste Wurzel gefaßt und trug die schönsten Früchte echt religiöser Gesinnung. Die schönen Gotteshäuser aus der mittelalterlichen Zeit legen noch heute beredet Zeugnis von dem Glaubenseifer und der Opferwilligkeit jener Zeit ab. Der christliche Glauben verband die verschiedenen deutschen Volksstämme eng miteinander. Mit einem Schlage wurde dieses religiöse Band, das alle sest umschlang, zerrissen. Veranlassung dazu waren Glaubensstreitigkeiten, die durch Verkündigung eines vom Papste Leo X. ausgeschriebenen Ablasses entstanden. An die Gewinnung desselben war die Bedingung einer vorher abgelegten reumütigen Beichte geknüpft und als gutes Werk ein Almosen zum Baue der Peterskirche in Rom. Der Hauptverkündiger dieses Ablasses in Deutschland war der Dominikanerorden. Unter dem Vorwande, der Dominikaner-Mönch Tetzel treibe Mißbrauch mit der Verkündigung des Ablasses, erhob sich der Augustiner-Mönch Dr. Martin Luther, Lehrer an der Hochschule zu Wittenberg,
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus Leo_X Leo Martin_Luther
Extrahierte Ortsnamen: Indien Genua Spanien Indien Westindien Florenz Amerika Europa Rom Deutschland Wittenberg
Mittel als unstatthaft verworfen. Nur Leichtgläubige
und Unwissende werden noch den sogenannten Univer-
salmcdikamenten, Lcbenselixiren und Goldtinkturen,
welche sonst von den Rofenkreuzern als Geheimnisse
(Arcana) empfohlen wurden, einen Werth beilegen.
Diese Tropfen vermehren zwar augenblicklich das Le-
ssensgefühl, stärken aber nicht die Lebenskraft, son-
dern schwächen diese vielmehr sehr bedeutend. Lange
Zeit standen auch die, in Denkspruche gefaßten, diäti-
schen Regeln aus der sogenannten salernischen Schule
bei Aerzten und Laien in großem Ansehn. Sie enthal-
ten manches Richtige; aber auch, wie neuere For-
schungen gelehrt haben, manches Falsche: z. B. halt'
Kopf und Fuß warm, und überlade nicht den Darm!
Das erste Stück dieser diätischen Regel, die das Warm-
halten des Kopfs empfiehlt, hat man in neuern Zei-
ten als unrichtig verworfen. Aber das Warmhalten
des Fußes und das Nichtüberladen des Darms gilt
auch noch jetzt als diätische Regel. Andre Regeln
dieser Schule sind streitig: z. B. Nach der Mahlzeit
sollst du stehn, oder tausend Schritte gehn. Eine
neuere Anweisung zur Verlängerung des Lebens, von
dem verdienstvollen geheimen Rath D, Hufeland,
„Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern"
fand bei ihrer Erscheinung im I. 1797. so viele Le-
ser, daß im folgenden Jahre schon eine 2te Auflage
nöthig wurde. Einige Jahre früher noch fühlte sich
ein menschenfreundlicher Arzt in Bückeburg, I). Faust,
veranlaßt, ein Büchelchen unter dem Titel: Gesund-
heitskatechismus zum Gebrauch in den Schulen und
bei dem häuslichen Unterricht, herauszugeben. Seit-
dem
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— 377 —
Eine philosophische Neligionslehre ist der Inbe-
griff der durch Nachdenken gefundenen Lehren, welche
sich auf Gott und Unsterblichkeit beziehen; also im
Grunde nichts andres, als die wissenschaftlich geordne-
ten Lehren, welche man unter dem Namen natürlicher
Religion versteht. Wenn auch alle philosophische Re-
ligionslehren in jenen angegebnen Hauptwahrheiten zu-
sammentreffen: so weichen sie doch in mchrern Punk-
ten von einander ab. Manche halten die Religion
blos für Sache der Vernunft; Andre für Sache des
Herzens; Einige sehen Phantasie und Gefühl für
die Quelle der Religion an; wenn dagegen wieder
Andre der Meinung sind, daß alle Seelenkräfte, Ver-
nunft, Gefühl und Wille an dem, was man Religion
nennt, Antheil haben müssen. Diejenigen, welche
einer bloßen Gefühlsreligion huldigen, die sich in dun-
keln Bildern und iiberhaupt in einer dunkeln Sprache
gefällt, nennt man Mystiker, und ihre Religion
selbst Mystik, Mysticismus, von welchem es
mehrere Arten gibt, die eine mehr oder weniger gefälli-
ge Gestaltung haben. Wer in Rücksicht der Religion
eine völlige Gleichgültigkeit zeigt, wird ein Jndif-
ferentist genannt. Was man unter einem Fana-
tiker (religiösen Schwärmer) versteht, ist schon S.
197 erklärt worden. Wer von der religiösen Gesell-
schaft, deren Mitglied er durch die Geburt ward, zu
einer andern übergeht, Heißtein Proselyt. Dieje-
nigen, welche sich von den in ihren Wohnorten herr-
schenden religiösen Gesellschaften gänzlich absondern,
nennt man Separatisten.
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— Z8o ^
5) allegorisch und mystisch, indem man in
mehrern Stellen oder ganzen Büchern einen ge-
heimen Sinn findet, oder denselben hineintragt.
Die drei ersten Auslegungsartcn hält man für die
richtigsten.
Scherer historische Einleitung zum richtigen Ver-
stehen der Bibel. Mit 25 Landkarten u. Kupfertafeln.
Halle 1z02.
Tilgenkamp Versuch einer Einleitung in die
biblischen Schriften. Dortmund izoz.
Weland Einleitung in die Bibel, nach den Be-
dürfnissen unsrer Zeit für Bürgerschulen. Hanno-
ver 1313.
Krum macher Bibelkatechismus. 2te Aust.
Duisburg iziz.
Die biblische Geschichte haben Rosenmllller,
Scherer, Adler, Lange, Lohr, Kohlrausch,
Weland u. 2s. erzählt.
§. 114.
Kirchliche Verfassungen. Kirchenrecht.
Alle Mitglieder der christlichen Gesellschaft, deren
Anzahl über 200millionen beträgt, bilden die christ-
liche Kirche*). Aber diese große christliche Gesell-
schaft
*) Das Wort Kirche hat verschiedene Bedeutungen: 1) ein
zu religiösen Versammlungen bestimmtes Gebäude (ge-
wöhnlich nach einem Heiligen benannt: Thomas-, Niko-
laikirche u. s. w.); 2) die in diesem Gebäude gehaltne re-
ligiöse Versammlung selbst, welche man auch sonst Got-
tesdienst nennt; 3) alle Christen; 4) die Gläubigen, oder
Recht-
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