91
f c) Luther als Reformator der Kirche.
1. Gegen den Ablaß. Unter allen Mißbrauchen der Kirche schnitt keiner tiefer in das religiöse Leben ihrer Mitglieder ein als der Ablaßhandel. Um für kirchliche Zwecke Geld aufzubringen, wurde gewohnheitsmäßig ein großer Ablaß ausgeschrieben, d. H. die Vergebung der Sünden wurde durch Zahlung eines Geldbetrags auf einem Schriftstücke zugesichert. Nach der römischen Lehre konnte die Sünde nicht unmittelbar mit Geld losgekauft werden, auch sie stellte Reue und Buße als Vorbedingung der göttlichen Gnade hin. Davon hatte aber das blöde, betrogene Volk keine Ahnung. Die Händler suchten geflissentlich den verhängnisvollen Irrtum zu erwecken, als könne man durch einen Ablaßzettel Vergebung aller Sünden erlangen und sogar die Seelen der Verstorbenen loskaufen. Am weitesten ging in dieser Richtung der Ablaßkrämer Tetzel, der im Aufträge des Papstes und des Erzbischofs von Mainz und Magdeburg seine Schulderlaßbriefe in Deutschland vertrieb. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!" mit diesen und ähnlichen Zurufen pflegte er die Leichtgläubigen zum Kauf seiner wertlosen Zettel anzureizen. — Als er in Jüterbog, unweit der Stadt Wittenberg, sein Unwesen trieb, wurde Luther durch Äußerungen seiner Beichtkinder angeregt, seine Stimme gegen den Unfug zu erheben. Hatte er doch die hohe Bedeutung der richtigen Herzensstellung gerade in Bezug auf die Sündenvergebung an sich selbst erfahren! Am 31. Oktober 1517 schlug er endlich nach damaliger Sitte 95 Sätze, in denen er besonders seine Auffassung von der Sündenvergebung und von dem Ablaß darlegte, an die Schloßkirche zu Wittenberg und erklärte sich zu ihrer Verteidigung gegen jedermann bereit. — Die Hammerschläge Luthers leiteten die Reformation der Kirche ein. Um den Inhalt der Sätze entspann sich ein heftiger Streit. Luthers Gegner bezeichneten ihn als Ketzer und forderten laut seine Bestrafung. Der Papst sah in dem Streite zunächst ein bloßes Mönchsgezänk. Nachdem aber die ganz ans die heilige Schrift gegründete Lehre Luthers in dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen einen starken Beschützer gefunden hatte, beschritt die Kirche den Weg der Unterhandlungen.
2. Vermittelungsversuche. Der Papst forderte Luther zur Verantwortung nach Rom. Durch Vermittelung Friedrichs des Weisen fand das Verhör in Deutschland statt. Von dem Kardinal Cajetan wurde er in Augsburg vernommen. Der stolze Kirchenfürst ver-
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Vranbenburg Joachim_Ii Johann_die_Neumark Johann Joachim_Ii Johann_von_Küstrin Johann Johann Neumark Joachim
89
t Xx. l)r. Martin Luther und die Reformation.
a) Die Workäufer der Weformation.
Gegen die Mißbräuche, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten, wurde schon seit dem Ausgange des 12. Jahrhunderts angekämpft. Nur durch die größte Strenge gelang es der Kirche, die „Irrlehre" oder die „Ketzerei" niederzuhalten. Als Petrus Waldus, ein Kaufmann in Lyon, anfing, seine auf die Bibel gegründete Lehre zu verbreiten, wurde er aus seiner Heimat vertrieben und gegen seine Anhänger im südlichen Frankreich ein Kreuzzug unternommen, dem Tausende zum Opfer fielen. Johann Wiclef, Lehrer an der Universität zu Oxford, der gegeu die Mißbrauche, vor allem gegen den Ablaß und den Reliquiendienst, unerschrocken Zeugnis ablegte, wurde seines Amtes entsetzt; nach seinem Tode riß man seine Gebeine aus dem Grabe und warf sie in den Fluß. — Johan n Huß und sein Freund Hieronymus von Prag besiegelten die Lehre, daß allein der Glaube selig macht und die heilige Schrift die Grundlage unseres Glaubens bildet, mit dem Tode. Durch keine menschliche Macht indes läßt sich die Wahrheit unterdrücken. Das Werk jener Männer nahm Dr. Martin Luther auf und führte es glücklich zum Ziele.
t Tb) Luthers Knlwicketungsgang.
1. Seine Jugend. Martin Luther, eines Bergmanns Sohn, wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Alle Erinnerungen seiner Kindheit haften jedoch an der alten Bergmannsstadt Mansfeld mit dem Grafenschloß über den hügeligen Straßen, wohin sein Vater bald nach seines Sohnes Geburt gezogen war. Die meisten Nachrichten aus seiner Kindheit verdanken wir ihm selbst; denn er erzählte gern von seinen strengen Lehrern und Eltern. Letztere waren anfangs sehr arm, gelangten aber allmählich zu Wohlstand und Ansehen. Zuerst ging der kleine Martin in die Ortsschule, im 14. Lebensjahre zog er nach Magdeburg, um die lateinische Schule zu besuchen; seht Brot verdiente er sich nach damaliger Sitte mit anderen armen Schülern durch Singen vor den Thüren. In Eisenach, wohin er schon nach einem Jahre übersiedelte, nahm ihn die Frau von Cotta wegen seines andächtigen Gesanges in ihr Haus auf. Die schöne Wartburgstadt mit ihren sonnigen Thälern und dunklen Waldungen nannte er später seine „liebe Stadt."
2. Auf der Universität. 1501 bezog Luther die Erfurter Universität.
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Petrus_Waldus Johann_Wiclef Johann Johan Martin_Luther Martin_Luther Martin von_Cotta
Extrahierte Ortsnamen: Lyon Frankreich Prag Luthers Eisleben Mansfeld Magdeburg Eisenach
95
milden Sinnesart war dem Ungestüm der „Bilderstürmer" nicht gewachsen. In aller Stille verließ Luther trotz Bann und Acht die Wartburg und reiste als Ritter gekleidet über Jena nach Wittenberg. Von der Kanzel herab erhob er täglich seine gewaltige Stimme gegen die Schwarmgeister. Kaum waren acht Tage vergangen, so verließen sie die Stadt, um anderswo ihr Unwesen fortzusetzen. Unangefochten nahm Luther seine Stellung als Lehrer und Prediger wieder ein und begann die evangelische Kirche einzurichten.
d) Ausbreitung der Hleformalion.
1. Die Landeskirchen. Luthers Lehren verbreiteten sich über ganz Deutschland und gelangten allmählich in Nord- und Mitteldeutschland zur Herrschaft. Die Spaltung des deutschen Volkes in Glaubensfachen war damit besiegelt. An der Spitze der evangelischen Fürsten stand neben dem Kurfürsten von Sachsen der Landgraf Philipp von Hessen. Überall wurden besondere „Landeskirchen" eingerichtet. Luther, der aus dem Mönchsorden ausgeschieden war und sich verheiratet hatte, unterstützte mit seinen Freunden die Fürsten und Magistrate bei dieser Arbeit.
2. Luthers Mitarbeiter. Der wichtigste unter Luthers Mitarbeitern war Philipp Melanchthon, der sich wegen seiner Gelehrsamkeit den Namen „der Lehrer Deutschlands" erworben hat. Seinem frommen Sinn und feiner Sanftmut gelang es meist leicht, Luthers Heftigkeit zu mildern. Beiden schlossen sich Justus Jonas, Bugenhagen u. a. au. Durch Wort und Schrift kämpften für das Werk der Reformation auch Ulrich v. Hutten und Hans Sachs.
3. Kirchliche Einrichtungen. Tiefgreifende Veränderungen riefen Luthers Reformen im kirchlichen Leben des deutschen Volkes hervor. Im Mittelpunkte des evangelischen Gottesdienstes, der durch den Gemeindegefang verschönt wurde, stand die deutsche Predigt auf Grundlage der heiligen Schrift. Im Verein mit feinen Freunden übersetzte Luther die Bibel, wodurch er den Grund zur neuhochdeutschen Sprache legte, und dichtete geistliche Lieder, die in einem Gefaugbnche zusammengestellt wurden. Von den Sakramenten konnten nach der Lehre der Schrift nur die Taufe und das Abendmahl beibehalten werden; letzteres wurde auch den Laien in beiderlei Gestalt gereicht. Die Ohrenbeichte kam in Wegfall. Mit der Oberherrschaft des Papstes und der Gewalt der Bischöfe hörte auch die Verehrung der Reliquien und der Heiligen auf. Die Klöster wurden aufgehoben, ihre Güter eingezogen und häufig zum Zwecke der Jugenderziehung verwendet. Überall entstanden Volksschulen, in
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Extrahierte Personennamen: Luthers Philipp_von_Hessen Philipp Luthers Philipp_Melanchthon Philipp Justus_Jonas Ulrich_v Hans_Sachs
Extrahierte Ortsnamen: Wartburg Wittenberg Deutschland Glaubensfachen Sachsen Luthers
14
Rechte verbriefte, welche die Krone beschränkten, und zwar durch den Freibrief von Windsor (Magna charta libertatum). Damit lenkte England 1215 in die Bahn verfassungsmäßiger (konstitutioneller) Staaten ein. Unter Johanns Nachfolgern zeichneten sich Edward I. und Edward Iii. aus. Der erstere unterwarf Wales feinem Scepter (Thronfolger: Prinz von Wales); der letztere betrachtete sich, als Sohn der Jsabella, der Tochter Philipps des Schonen, als Erbe der französischen Krone und begann den blutigen Erbfolgekrieg, in welchem trotz glänzender Siege England doch nur Calais behauptete (f. bei Frankreich). — Für England wurde noch verderblicher der Krieg um den Thron, den zwei Linien, die Lancaster (Rote Rose) und die York (Weiße Rose) 30 Jahre lang gegen einander führten. Beendet wurde er durch den Sieg bei Bosworth, den Heinrich aus der Nebenlinie Tudor über den verbrecherischen Richard Iii. von York 1485 erfocht. —
b) Mährend -er Reformation.
Das Haus Tudor. Durch den einsichtigen Heinrich Vii. kam das Land zur Ruhe und fing an, durch Handel und Gewerbesteiß empor-1509-47 zublühen. Sein Sohn Heinrich Viii., ein Zeitgenosse Luthers, trat gegen diesen auf und erwarb sich dafür vom Papste den Ehrennamen „Verteidiger des Glaubens". Obgleich der Papst seine Ehe mit Katharina von Aragon, einer Tante Karls V., nicht trennen wollte, heiratete er ein Hoffräulein, Anna Boleyu, und ließ dann die erste Ehe durch Thomas Eranmer' Erzbischof von Eanterbury, für ungiltig erklären. Zugleich sagte er sich vom Papste los und erhob sich zum Oberhaupte der englischen Kirche. Die Hauptlehren der katholischen Kirche aber ließ er bestehen und verbot durch die sechs Artikel (Blutartikel) bei Todesstrafe, davon abzuweichen. Mit gleicher Grausamkeit wütete er gegen Lutheraner, wie Papisten. Anna Boleyn, ihm als untreu verdächtigt, ließ er enthaupten und heiratete Johanna Seymour. Nach ihrem Tode verheiratete er sich noch dreimal; Katharina Howard, seine fünfte Gattin, wurde ebenfalls hingerichtet. 1547—53 Unter feinem Sohne Eduard Iv. wurde die Reformation durch Eranmer eingeführt, doch blieb manche Einrichtung der katholischen Kirche bestehen, wie die Episkopal-(bifchöfliche)verfaffuug. Nach des Königs kinderlosem 1553—58 Tode folgte feine Schwester Maria, die Tochter Katharinas von Aragonien. Sie war strenge in den Satzungen der alten Kirche erzogen und stellte diese wieder her, wobei sie mit solcher Grausamkeit verfuhr, daß sie sich den Namen „die Blutige" erworben hat. Eranmer und zahlreiche Ketzer wurden verbrannt. Sie war mit Philipp Ii. von Spanien, der in feinen Ländern ebenso verfuhr, verheiratet und wurde von ihm in dem Wahne bestärkt, die Ausrottung der Ketzer sei ein Gott wohlgefälliges Werk. Da 1558-1603 auch sie ohne Erben starb, so ging die Krone auf ihre Schwester Elisabeth, die Tochter Anna Boleyns, über. Sie stellte die Reformation wieder her,
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Extrahierte Personennamen: Johanns Johanns Edward_I. Philipps Philipps Bosworth Heinrich Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_Viii Heinrich Katharina_von_Aragon Karls_V. Karls_V. Anna_Boleyu Thomas_Eranmer Eanterbury Anna_Boleyn Johanna_Seymour Katharina_Howard Eduard_Iv Eduard Maria Maria Katharinas Philipp_Ii Philipp Elisabeth Anna_Boleyns
Extrahierte Ortsnamen: England Wales Wales England Frankreich England Luthers Aragonien Spanien
— 109 —
Nun haben wir in unserer Herrschaft eine besuchte Stadt, deu Markt
vieler Nationen: Frankfurt an der Oder, welches sich auszeichnet durch
heiteres und gemäßigtes Klima, geu Osten liegend, wo es von der Oder,
dem klarsten, fischreichsten und für Schiffahrt sowie jegliche Ein- und Ans-
fuhr geeigneten Flusse bespült wird, am Fuße vou Hügeln, welche mit
Weinbergen und herrlichen Fruchtgärten bekränzt es von Süden her um-
geben, von dem die durch Thätigkeit und Erfahrung tüchtigsten Ärzte be-
kräftigen, daß es der Gesundheit selbst sehr zuträglich sei. Vou Westeu
und Norden ist es von blühenden Wiesen, heilkräftigen Wäldern und sruchl-
baren Äckern umgeben; die Reichlichkeit und Fülle der Früchte ist so groß,
daß Frankfurt der Speicher der benachbarten Völker ist, daß Baechns und
Ceres dort stark wetteifern. An Fleisch von Hans- und Iagdtieren, an
Geflügel und den besten Fischen, an Holz, Fntter, überhaupt allem, was
das menschliche Leben nicht leicht entbehren kann, ist dort eine solche Menge
vorhanden, daß die meisten Städte und Laude davon sich unterhalten.
Da wir es keineswegs für unserer Pflicht und Aufgabe eutfprecheud
halten, so ehrenhafte und ausgezeichnete Bitten von Gebildeten znrückzn-
weisen, weil, wie Symmachns treffend sagt, es das Kennzeichen eines
blühenden Staates ist, daß den Lehrern der Wissenschaften reichliches Ent-
gelt gegeben werde, so wollen wir zu Frankfurt au der Oder mit Hilfe
des allmächtigen Gottes eine Stätte feinerer Bildung und vielfacher Keimt-
nisse, ein tägliches Mittel zum Lernen und Lehreu einrichten, eine so-
genannte öffentliche Universität, indem wir dieselbe, die bereits durch päpst-
liche und kaiserliche Genehmigung') bestätigt ist, im nächsten Jahre am
Sonntage nach St. Markus, nämlich am 26. April einweihen und feierlich
eröffnen. Wir verheißen außerdem nach der Eröffnung unserer Universität
drei Jahre hindurch Uueutgeltlichkeit der akademischen Beförderungen. Wenn
jemand erst uach Bekanntmachung dieses Briefes sich dorthin begeben
wird, so soll er gleichwohl von den grammatischen und rhetorischen Vor-
lesnngen sowie allen Ausnahmestellungen, Befreiungen, Freiheiten und
Privilegien Geuuß haben, mit denen wir unsere Hochschule nach dem Vor-
bilde anderer und noch reichlicher ausgestattet haben.
84. Rektorats-Aufruf zum Zefuche der Universität Frankfurt a. !>. G.
150h.
(Cod. I. 23, Nr. 375; lateinisch.)
Wir Konrad Wimpina^) von Buchen, Magister der (freien) Künste,
der heiligen Theologie Professor, der hohen Universität zu Frankfurt Rektor:
nachdem die erlauchtesten Fürsten und Herren, Herr Joachim, des h. Römi-
') Die päpstliche Genehmigung erfolgte erst am 15. März 1506, während die
kaiserliche schon am 26. Oktober 1500 erlassen war (Loci. a. a. O. Nr. 369, 382).
2) Konrad Koch, nach dem Geburtsorte seines Vaters Wimpfen am Neckar
Wimpina genannt, geb. um 1460 zu Buchheim im Odenwalds, Magister an der
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Extrahierte Personennamen: Markus Konrad_Wimpina^ Konrad Joachim Konrad_Koch Konrad
7
Constantinus der Große. Durch seine Mutter Helena für das Christentum gewonnen, unternahm er seine Kriegszüge unter der Fahne des 306—337 Kreuzes. Als er 325 Alleinherrscher geworden war, erklärte er das Christentum als Staatsrelegion, verlegte seine Residenz nach Byzanz, von nun an Konstantinopel genannt, teilte das Reich in vier Herrschgebiete (Präfekturen): Orient, Jllyricum, Italien, Oecident. Konstantin beseitigte die letzte Schranke für die kaiserliche Allgewalt. Eine Veredelung der Gesinnung hatte das angenommene Christentum nicht in ihm erzeugt-Er ließ gefangene Feinde wilden Tieren vorwerfen, seine Gattin, wie seinen Sohn hinrichten. Unter ihm fand die erste allgemeine (ökumenische) 325 Kirchenversammlung und zwar zu Nieäa statt, und darauf eine zweite in 331 Konstantinopel. Auf beiden wurde als nunmehr für die Kirche geltender Glaubenssatz ausgestellt und bestätigt: Der Sohn ist gleiches Wesens mit dem Vater von Ewigkeit her (Homonsie). Es war das die Lehre des Athanasius; die des Arms, wonach der Sohn vom Vater geschaffen und vom Vater abhängig sei, wurde verworfen und verdammt.
Julian der Abtrünnige (Apostata). Er hatte siegreich gegen Sie Germanen bei Straßburg gestritten und sie daraus in ihrem Lande ausgesucht, indem er über den Rhein ging. Er war von edler 361—363 Gesinnung, ein tüchtiger Herrscher und Feldherr. Aber dem Christentum blieb er abgeneigt; denn er hing mit seinen Gedanken am Altertum und träumte von der ehemaligen Herrlichkeit der Götter. Indem er die heidnische Religion zu erneuern und zu veriüngeu suchte, unternahm er Unmögliches; denn der heidnische Glauben hatte keine Wurzeln mehr in den Herzen der Menschen. Das Bemühen des trefflichen Kaisers war daher ein vergebliches. Als er aus einem Feldzuge gegen die Perser von einem Pfeile zum Tode verwundet wurde, soll er ausgerufen haben: „Du hast gesiegt, Galliläer!" Seine Nachfolger, Valentinianns I. und Valens, untersagten den heidnischen Opferdienst und ließen die Tempel zerstören; man verfolgte jetzt die Heiden, wie zuvor die Christen verfolgt waren.
Theodosius der Grotze. Unter der Regierung der letzten Kaiser 379—395 hatten wandernde Germanenstämme immer heftiger an die Pforten des römischen Reiches gepocht, um Aufnahme und Land zu gewinnen. Theodosius nahm einen Teil von ihnen in die Legionen auf, einen andern siedelte er an. Er war anfangs nur Beherrscher des Morgen-landes, doch gelang es ihm auch, das Abendland zu unterwerfen. Er war aber auch der letzte Alleinherrscher über das ungeheure Weltreich.
Denn er teilte es in ein Morgenland und ein Abendland, hinterließ jenes seinem älteren Sohne Arkadius, dieses dem jüngeren Honorius; 395 beide Reiche treten nun in einen Gegensatz, der zu Feindseligkeiten führte.
Das weströmische fristete ein ohnmächtiges Dasein unter dem stets sich erneuernden Ansturm germanischer Völker. 476
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Extrahierte Personennamen: Helena Konstantin Valentinianns_I. Theodosius_der_Grotze Theodosius Honorius Honorius
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Sigismund. Als Gemahl Marias, der Tochter des letzten Königs 1410-1437 von Ungarn, machte er Ansprüche auf dieses Königreich und verwickelte sich dadurch in eine Reihe von Kämpfen. Als nach Jobstens Tode Wenzel sich bereit finden ließ, dem Bruder die Reichsregierung zu überlassen, wenn ihm selbst der Titel eines Königs und die Aussicht auf die Kaiserkrone bliebe, so wurde Sigismund unangefochtener Beherrscher Deutschlands. Er betrachtete als feine vornehmste Ausgabe, die Kirchenspaltung zu beseitigen und kirchliche Reformen herbeizuführen. Er bewog deshalb den Papst Johann Xxiii. ein allgemeines Konzil und zwar nach Deutschland zu berufen. Es trat zu Konstanz zusammen.
Das Konzil zu Konstanz. Es hatte auch die Aufgabe, Reformen in der Kirche einzuführen und über die Lehre des Böhmen Johannes Hnß zu urteilen. Eine ungeheure Menschenmenge versammelte sich in der kleinen Stadt am Bodensee. Papst Johann Xxiii. und Sigismund erschienen in Person, dazu fünf Patriarchen, 33 Kardinäle, 47 Erzbifchöfe, 145 Bischöfe, 93 Weihbifchöfe neben 500 geistlichen Fürsten; die Universitäten waren durch 4000 Personen vertreten. Dazu kamen 39 Herzöge und zahlreiche Fürsten, Grasen und Herren und eine Schar von Rittern mit ihren Knechten. Man schätzte die Zahl der Fremden auf 72 000. Dazu strömte zahlreiches Volk aus den benachbarten Städten und Dörfern herzu. Papst Johann hatte gehofft, daß er als alleiniger Papst anerkannt werden würde.
Aber es erhoben sich so schwere Anklagen gegen feinen Lebenswandel, daß man feine Abdankung verlangte. Er versprach sie, entwich aber mit Hilfe des Herzogs Friedrich als Reiter verkleidet aus Konstanz, um alle Zugeständnisse zu widerrufen. Allein er wurde zurückgeholt und nun feierlich abgesetzt. Auch Gregor entsagte; nur Beuedikt verharrte bis zum Ende seines Lebens im Widersprüche gegen seine Absetzung dnrch das Konzil, welches sich als dem Papste übergeordnet erklärte in Bezug auf Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Nun wählte das Konzil in Martin V. einen neuen Papst, womit das Schisma beendigt war. Aus der Reform der Kirche wurde in der Hauptsache nichts; in Nebendingen wurden einzelne Reformen eingeführt.
Johann Hntz. Die Reformen, welche das Konzil verlangte, bezogen sich nicht auf Glaubenssätze; denn feinen Teilnehmern erschienen diese als unumstößlich. Es war aber in Böhmen eine Bewegung entstanden, welche sich auch gegen diese richtete. Zunächst herrschte Unzufriedenheit mit dem Leben eines Teiles der Geistlichkeit, mit dem Treiben der Bettelmönche.
Die czechische Bevölkerung stellte sich der deutschen feindlich gegenüber; das ärmere Volk verlangte Besserung seiner Lebensverhältnisse. Die Bewegung war also nicht allein religiös, sie war national und sozial. Nun war der Prager Professor Johannes Hnß mit den Lehren Wicless bekannt geworden und hatte sie angenommen. Er verglich die Glaubenssätze der Kirche mit den Lehren der Bibel und fand mehrere darin nicht be-
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Marias Sigismund Johann_Xxiii Johann Johann_Xxiii Johann Sigismund Johann Johann Friedrich Friedrich Gregor Gregor Martin_V. Johann_Hntz Johann Johannes_Hnß
Extrahierte Ortsnamen: Marias Ungarn Deutschlands Deutschland Bodensee Konstanz Nebendingen
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gewisse Verweichlichung ein. Da raffte sich das oströmische Reich noch einmal zu einer energischen Vorwärtsbewegung aus. —
Untergang des Vandalenreiches. Es brachen bei den Vandalen Thronstreitigkeiten aus; Gelimer entthronte den rechtmäßigen König. Zu seinem Schutze erhob sich Kaiser Justinian, forderte seine Freilassung und schickte, als diese verweigert wurde, seinen Feldherrn Belisar nach Asrika. Dieser schlug die Vandalen wiederholt, zog in Karthago ein und brachte 533 den König zur Ergebung. Das Land wurde wieder römische Provinz.
Untergang des Ostgotenreiches. Ans Theodorich, in der deutschen Sage bekannt als Dietrich von Bern, folgte sein Enkel Athalarich, für den die Mutter Amalaswintha, Theodorichs Tochter, die vormnndschastliche Regierung führte. Ihr Streben, die Römer zu begünstigen, fand bei den Goten Widerstand. Nach ihres Sohnes frühem Tode wurde sie selbst Königin, dann aber von Theodahad ermordet. Nun trat Justinian als Rächer der Königin auf und schickte Belisar nach Italien. Die Goten setzten den schwachen Theodahad ab und wählten Witiches; aber auch dieser zeigte nur geringe Fähigkeit, Belisar Widerstand zu leisten. Er wurde in Ravenna belagert. Die Goten boten jetzt Belisar die Krone an, dieser nahm sie zwar an, als er aber in Ravenna einzog, trat er doch als Feldherr Jnstinians auf. Nach vielen Thronstreitigkeiten riefen die Goten Totila (Badvila) zum Köuige aus. Dieser eroberte das Land zurück. Aber trotz wiederholter Anerbietungen nimmt Justinian den Frieden nicht an. Nun erhält Narses den Oberbefehl und besiegt Totila bei Taginas; der König stirbt den Heldentod in der Schlacht. Darauf ward Teja auf den Thron erhoben. Auch dieser fällt nach heldenmütigem Kampfe in 552 der Nähe des Vesuv. Italien wurde nun als Exarchat von Ravenna wieder römische Provinz. —
Das Christentum unter den Germanen. Die Germanen, welche sich einzeln im römischen Reiche niederließen, nahmen leicht das Christentum an; länger widerstanden die Massen. Als die Westgoten die Donau überschritten, waren sie noch Heiden, als sie aber im römischen Reiche angesiedelt wurden, traten auch sie zur christlichen Kirche und zwar zur aria-nischen über, weil damals dieses Bekenntnis in Konstantinopel begünstigt wurde. Bei ihnen lebte Bischof Ulfila und erzielte durch seine Predigt große Wirkung. Von großer Wichtigkeit ist er aber für uns dadurch geworden, daß er die Bibel in das Gotische übersetzt hat mit Ausschluß der Bücher der Könige, weil er den kriegerischen Geist des Volkes nicht noch mehr entflammen wollte. Diese Bibelübersetzung ist das erste uns erhaltene deutsche Buch, und es ist ein großer Gewinn für das Studium der deutschen Sprache, daß wir es noch besitzen. Ein Exemplar entführten im Dreißigjährigen Kriege die Schweden aus Prag; es befindet sich in Upsala. Die Schrift ist auf purpurfarbenes Pergament aufgetragen und besteht aus Gold- und Silberlettern (codex argenteus, silberne Handschrift, wegen
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lebten in Felsgrotten und trifteten ihr Leben mit der einfachsten Nahrung. Dann schlossen sich mehrere Einsiedler zusammen und lebten nach bestimmten Regeln. So entstanden die Mönchs- und Nonnenorden. Benedikt t 544 von Nursia gründete einen solchen Orden aus dem Mont Cassino in Italien, der sich nach ihm Benediktiner Orden nannte. Er breitete sich durch die ganze Christenheit aus. Die Mitglieder leisteten nach einer bestandenen Probezeit (Noviziat) das Gelübde der Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsams. Sie wohnten in geschlossenen Gebäuden und bildeten so eine kleine Welt für sich. Sie gehorchen denselben Gesetzen, vereinen sich zum gemeinsamen Gottesdienst in der Klosterkirche, wohnen in kleinen dürftigen Gemächern (Zellen), essen gemeinsam in dem Speisesal (Refek-torinm). An der Spitze des Klosters steht der Abt. In ihren Mußestunden beschäftigten sich die Benediktiner mit gelehrten Arbeiten, schrieben Bücher ab und bildeten aus ihnen Büchereien. So entstand in dem Kloster St. Gallen eine berühmte Bibliothek. Ein Zweig der Benediktiner sind die Eisterzienser, die sich besonders mit Feld- und Gartenarbeiten beschäftigten. Sie gründeten in der Mark Brandenburg die Klöster zu Lehnin, Zinna, Chorin und erwarben sich große Verdienste um die Urbarmachung des Bodens. Andere Orden waren die Augustiner, Prämon-stratenser, die besonders als Geistliche in den Domkirchen wirkten. Das weltliche Leben aber, welches in die Kirche einkehrte, drohte auch die Klöster zu ergreifen. Da entstanden die beiden neuen Orden der Franziskaner und Dominikaner. Beide legten ein Hauptgewicht aus das Gelübde der Armut. Ihre Mönche besaßen nichts, wie auch ihre Klöster; sie lebten von Almosen, die sie mit dem Bettelsacke sammelten. Die Dominikaner, so genannt von ihrem Stifter Domingo de Guzmann, stritten für die Reinheit des Glaubens; verfolgten daher alle, die der Ketzerei (Häresie) verdächtig waren. Sie haben manchen Ketzer der weltlichen Obrigkeit überliefert, um ihn zu verbrennen. Die Franziskaner gingen unter das Volk, um zu predigen. Sie waren Gegner der Dominikaner und traten sogar gegen das Papsttum auf (Stifter Franz von Assisi). —
Ketzerei. Trotz der Einheit der katholischen Kirche gab es doch immer Menschen, die von ihrem Glauben abwichen. Sie schlossen sich zu eigerteu religiösen Gemeinschaften (Sekten) zusammen. Die bedeutendste war die der Waldenser in den Alpenthälern Norditaliens (Stifter der Kaufmann Petrus Waldus zu Lyon). Trotz blutiger Verfolgung haben sie sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Die Sekte der Albigenser breitete sich besonders in Südfrankreich aus. Gegen sie predigte Innocenz Iii. das Kreuz. Geführt von Dominikanern, fielen die Verfolger über sie her, metzelten sie zu vielen Tausenden nieder, zerstörten ihre Städte und verwüsteten ihr Land. Simon v. Montfort hat sich durch die Metzeleien berüchtigt gemacht. Zur Verfolgung und Ausrottung der Ketzerei wurde das Glaubensgericht der Inquisition gestiftet. Die der Ketzerei Verdächtigen
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