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1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 41

1868 - Wesel : Bagel
41 führen. Die Stadt Potsdam verdankt ihm fast ganz ihr Entstehen. Und obschon er Gelehrsamkeit gar nicht leiden konnte, so legte er während seiner Regierung doch an 1800 Landschulen an, in welchen das Volk unterrichtet wurde, und stiftete in Potsdam das große Militair-Waisenhaus, in welchem bis auf den heutigen Tag viele hundert arme Soldatenkinder unterhalten und erzogen werden. 24. Noch einiges Merkwürdige von dem zweiten preußischen Könige. Keinen Stand hatte der König lieber, als den Soldatenstand. Recht viele Soldaten zu haben, das war sein innigster Wunsch. Anfangs zwang er die Jünglinge im Lande nicht, in das Heer zu treten, sondern er befahl, eine gutwillige Werbung zu halten. Doch diese gutwillige Werbung brachte viel Unfug. Man kaufte nun die rüstigen Burschen zu Soldaten, ja man warb die Schul- knaben und die Kinder in der Wiege an. Solche, welche auf diese Art zum Soldatenstande verpflichtet wurden, erhielten zum Zeichen eine rothe Halsbinde. Als dieses Alles noch nicht Soldaten genug brachte, verordnete der König, daß jedes Knäblein im Lande ge- borner Soldat sei. Außer den Landeskindern ließ er noch aus aller Welt Enden junge Leute zu Soldaten anwerben. Das kostete zwar viel Geld, doch danach fragte der König nicht. Er sparte lieber auf eine andere Weise. Und durch diese Beharrlichkeit brachte er es dahin, daß er ein prächtiges Heer von 89,000 Mann hatte. Davon war das Leib- oder Garde-Regiment wirklich merkwürdig und welt- berühmt. Es zählte an 4000 Mann, und diese waren fast lauter Riesen. Baumlange Menschen wurden aus allen Ländern in Eu- ropa zusammengeschleppt und kamen nach Potsdam unter dieses Regiment. Die Herbeischaffung mancher großen Soldaten kostete an 8000 Thaler. Viele erhielten täglich zwei Thaler Sold, die meisten doch einen Gulden. Wer aber diese Masse langer Menschen sah, der erstaunte und gestand, nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Denn diese Gardisten, sowie die übrigen Regimenter des Heeres exercirten mit einer solchen Genauigkeit und Schnelligkeit, wie man fast nirgends fand, und ihr Anzug war so reinlich, so passend, so nett, daß man hätte glauben sollen, es wären Puppen. Das preußische Heer gehörte zu den besten in Europa. Der König hatte es aber auch so lieb, daß er es höchst ungern in den Krieg schickte. Doch verband er sich mit Rußland und Polen gegen den schwedischen König Karl Xii. - Es war für Friedrich Wilhelm keine kleine Freude, als Jedermann eingestand, die preußischen Soldaten sind nicht allein schön, sie sind auch tapfer, denn in allen Schlachten und Belagerungen zeichneten sie sich durch ihren Muth aus. Bei

2. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 42

1868 - Wesel : Bagel
42 Beendigung des Krieges erhielt Preußen Mittelpommern bis an den Peenefluß nebst den beiden Inseln Usedom und Wollin. Friedrich Wilhelm regierte über unser Vaterland 27 Jahre. Als er starb, hinterließ er ein schönes Heer von 89,000 Mann, einen baaren Schatz von beinahe 20 Millionen Thalern, und ein Land, welches in trefflicher Ordnung und 2275 Quadratmeilen groß war, jährlich 7% Million Thaler einbrachte und von 2^ Million Menschen bewohnt wurde. 25. Einem guten Könige folgt ein noch besserer Regent. Auf den vorigen König folgte dessen Sohn Friedrich Ii., mit dem Beinamen der Große. Er war ein Fürst, auf welchen noch immer jeder Preuße stolz ist. Der Vater wollte aus ihm nur einen tüchtigen Soldaten bilden, mehr, so meinte er, brauche der Kron- prinz nicht zu sein. Friedrich mußte daher schon als Knabe mit einem kleinen Gewehre exerciren, auf die Wache ziehen, in Sturm und Regen Schildwacht stehen und gleich dem gemeinen Soldaten sich in den Waffen üben. Je größer er wurde, desto mehr zog man ihn heran. Französische Bücher lesen, Flöte blasen, Verse machen und im Schlafrocke und in Pantoffeln sitzen, welches Alles der junge Prinz so gern that, litt der Vater durchaus nicht. Was nun nicht öffentlich geschehen durfte, das wurde heimlich ausgeführt. Aber der König erfuhr es, und nun wurde der Kronprinz so streng gehalten, bei geringen Versehen so hart bestraft, daß er beschloß, bei der ersten passenden Gelegenheit aus dem Lande zu fliehen. Auf einer Reise nach Westfalen, die er mit seinem Vater machte, glaubte er, sein Vorhaben ausführen zu können. In der Mitternachtsstunde stand er auf, packte schnell seine Sachen zusammen und jagte davon. Doch man hatte ihm aufgepaßt, holte ihn ein und brachte ihn zurück. Der König gerieth in den heftigsten Zorn. In Wesel ging er mit gezogenem Degen auf den Prinzen los, und wäre nicht ein alter General zwischen Vater und Sohn gesprungen, Friedrich Wil- helm hätte seinen Thronerben erstochen. Vom Rheine ließ er ihn sogleich nach der Festung Küstrin bringen, dort in ein enges Ge- fängniß schließen und ihn wie einen gemeinen Verbrecher behandeln. Dann bestand er darauf, daß das Todesurtheil über Friedrich aus- gesprochen würde, und es kostete viele Mühe, den ergrimmten Vater von diesem Vorhaben abzubringen. Doch mußte der Kronprinz noch lange Zeit in Küstrin bleiben, bevor ihn der König begnadigte. Diese Vorfälle hatten die Augen Vieler auf den jungen Fürstensohn gezogen, und Jeder im Lande war gespannt, wie er als König handeln werde. Er übertraf alle Erwartungen. Dem Lande that er gleich wohl. In dem harten Winter 1740 war viel Korn

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. uncounted

1868 - Wesel : Bagel
Von demselben Verfasser erschien in gleichem Berlage und sind in allen Buchhandlungen zu erhalten: Kurze Darstellung der brandenburgisch-preustischen Geschichte. Für die Schüler in den mittleren Schulen bearbeitet. 8. lo1^ Bogen. 1840. ll1/* Sgr. Die brandenburgisch-prenstische Geschichte. Für Lehrer an Stadt- und Landschulen, für die Jugend aller Religionsverwandten und auch für Vaterlandsfreunde bearbeitet. Neunte, sehr verbefferte und vermehrte Auflage, gr. 8. 20 Bogen. 1865. 25 Sgr. Friedrich Wilhelm der Dritte, König von Preußen, der Gerechte und Weise. Ein Erinnerungsbuch für alle Preußen, insbesondere für den preußischen Bürger und Landmann. 8. 9 Ba. 1841. geh. 11% Sgr. Ferner erschienen daselbst: Kappe, Ernst, Mille Weltgeschichte, oder: Geschichten aus der Geschichte. Fortgeführt bis auf die neueste Zeit. Ein Lesebuch fiir's Volk und seine Jugend. Elfte Auflage. Iov2 Bogen. Preis 5 Sgr. Dies Büchlein hat sich unter mehreren ähnlichen Geschichtswerken in vielen Schulen Bahn gebrochen, und ist sein Absatz mit jedem Jahre gestiegen, welches, durch das Erscheinen der elften starken Auflage documentirt wird. Die Schreib- weise des Verfassers ist so recht dem jugendlichen Gemüthe angemessen, sie muß den jungen Leser fesseln und das Interesse für das Studium der Geschichte erwecken. Der kleine Geograph, «F oder: Hand-Atlas für Elementarschulen. Herausgegeben von P. I. Beumer. ' Siebenzehnte Auflage. Preis 7^2 Sgr. Dieser Atlas enthalt 10 Karten mit 32 Seiten geographischem Text in engstem Druck, so daß derselbe Atlas und Geographie vereinigt. Die zehnte Karte wird für jede Provinz des preußischen Staates gewechselt; weshalb bei der Bestellung genau anzugeben ist, ob die Ausgabe für die Rheinprovinz, Westphalen, Hannover, Hessen, Sachsen, Brandenburg, Pommern, Preußen, Posen oder Schlesien gewünscht wird. Bei Einführung in Schulen wird die Verlagshandlung durch jede Buchhandlung besonders günstige Bedingungen gewähren.

4. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 44

1868 - Wesel : Bagel
44 stürzten in eiliger Flucht davon. Es war ein herrlicher Sieg er- kämpft! Diesen benutzte der König sehr weise. Er brachte schnell die Festungen in seine Gewalt und ließ sich dann in Breslau vom Lande huldigen. Seine Huld und Milde, seine Wohlthaten und Gunstbezeugungen erwarben ihm die Herzen seiner neuen Unterta- nen, und die guten Schlesier freuten sich über ihren gütigen Herrn. Maria Theresia wollte jedoch von der Abtretung Schlesiens nichts wissen. Im Jahre 1742 trat dem Könige wieder ein feindliches Heer bei Czaslau in Böhmen entgegen. 40,000 Oesterreicher gegen 26,000 Preußen! Aber auch hier erfocht Friedrich einen glän- zenden Sieg. Nun begriff man in Wien, daß dem kleinen Könige von Preußen doch nicht beizukommen sei. Zu Breslau schloß man Frieden. Unser Vaterland erhielt Ober- und Niederschlesien, samt der Grafschaft Glatz. 27. Der zweite schlesische Krieg. Die arme Maria Theresia hatte sehr böse Jahre verlebt. Nicht allein unser König, sondern auch alle übrigen Feinde waren sehr glücklich gewesen. Der baiersche Kurfürst eroberte fast alle öster- reichischen Länder und nahm von ihnen feierlich Besitz. Er wurde sogar zum deutschen Kaiser erwählt. Die junge Fürstin schien ver- loren, denn woher Rettung? Von ihren großen Besitzungen blieb ihr in dieser Noth nur ein Land, es war Ungarn. Sie eilte hin. Mit Thränen in den Augen redete sie zu den versammelten Großen und bat um Beistand. Und die tapfern Ungarn schwangen begeistert ihre Säbel und riefen: „Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia!" Im Nu war ein Heer zusammengebracht, die Feinde aus Oesterreich verjagt, die verlornen Länder erobert und das ganze Baierland in wenigen Tagen genommen. Unserm Könige wurde nicht wohl bei der Sache. Nur an ihn hatte Maria Theresia Länder verloren, sollte sie, die Siegreiche, nicht auch diese wieder zu erobern suchen ? Er bemerkte auch wirklich dazu geheime Anstalten, darum faßte er einen raschen Entschluß. Im Jahre 1744 brach er mit 100,000 Mann abermals gegen die Oesterreicher los. Diese ließen nicht lange auf sich warten, drangen in Schlesien weit vor und hielten dies Land schon für wiedergewonnen. Doch sie sollten ihren Irrthum bald gewahr werden. Am 4. Juni 1745, früh Morgens um 4 Uhr rückte Friedrich bei Hohenfriedberg gegen sie an. Die preußische Reuterei hielt sich hier besser, als bei Moll- witz. Sie hieb wüthend Alles nieder. Ein einziges Dragoner- regiment eroberte 66 Fahnen. Eben so brav stritt das Fußvolk. Fünf Stunden dauerte der Kampf, da hatte unser König den Sieg errungen. Viele Tausende der Feinde lagen auf dem Schlachtfelde,

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 45

1868 - Wesel : Bagel
45 und noch mehr waren gefangen. 66 Kanonen und über 70 Fahnen hatte man erbeutet. Die Oesterreicher flohen in wilder Hast nach Böhmen. Als Maria Theresia diese Nachricht erhielt, erschrak sie zwar, aber verzagte nicht. Sie sagte, sie wolle lieber den Rock vom Leibe, als Schlesien von ihren Staaten missen. Abermals rüstete sie ein Heer aus, und bei Sorr standen 40,000 Oester- reicher gegen 18,000 Preußen. Wieder kämpfte man fünf Stunden, und wieder wurden die Oesterreicher auf's Haupt geschlagen. Sie flohen erschrocken in die böhmischen Gebirge. Je mehr diese Niederlagen die junge Kaisertochter demüthigten, desto starrsinniger wurde sie. Sie verband sich mit dem Kurfürsten von Sachsen und beschloß, den Preußen das schöne Schlesien abzu- nehmen, es koste, was es wolle. Um dies ganz sicher auszuführen, wurde ein schlauer Anschlag ersonnen. Oesterreicher und Sachsen wollten sich vereinigen, mit großer Heeresmacht mitten im Winter gerade auf Berlin losgehen und dort den König zum schimpflichen Frieden zwingen. Friedrich war in Berlin, als er dies erfuhr. Wie ein Sturmwind brach er los. Dem alten Dessauer befahl er, mit seinen Soldaten in Sachsen einzufallen, er selbst ging nach Schlesien und marschirte Tag und Nacht, um von dorther auch schnell nach Sachsen zu kommen. Am 15. December rückte er in Meißen an der Elbe ein. Kaum war er hier, als man plötzlich schrie, der ganze Himmel in der Gegend von Dresden stehe in Feuer und man höre das Krachen der Kanonen. Den König über- fiel eine entsetzliche Angst. Sorgenvoll ritt er auf der Dresdener Straße hin und her, da sprengte gegen Abend ein preußischer Ofsi- cier heran und berichtete: der Fürst von Dessau hat bei Kessels- dorf die Feinde völlig geschlagen, viele Tausende gefangen gemacht und 48 Kanonen erbeutet. Welch eine Freude für Friedrich! Am folgenden Tage zog er in Dresden ein. Der Feinde Muth war hin. Schon am 25. December schloß man zu Dresden Frieden. Preußen behielt Schlesien und bekam noch von Sachsen eine Mil- lion Thaler als Kriegskosten. Der siebenjährige Krieg. Eurer Fünfe sollen Hundert jagen, und Eurer Hundert sollen zehn Tausend schlagen. 28. Das erste Jahr des siebenjährigen Krieges. Maria Theresia hatte nur aus Noth Schlesien abgetreten. Heimlich schmiedete sie Plane, wie sie das schöne Land wieder- gewinne. Und nur zu gut gelang es ihr, ein Bündniß gegen Friedrich zu Stande zu bringen. Zuerst verband sie sich mit der

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 48

1868 - Wesel : Bagel
48 dm gefürchteten Helden siegen. Die Russen drangen in Preußen ein und die Schweden in Pommern, doch beide richteten wenig aus. Am frechsten waren die Franzosen. Sie hatten in Westfalen die kleine Armee geschlagen, welche ihnen Friedrich entgegenschicken konnte, waren in Hannover, Hessen und Braunschweig eingedrungen und wollten nun Sachsen wegnehmen, nachdem sie sich' mit dem Reichsheere und einigen Tausend Oesterreichern vereinigt hatten. Das durfte Friedrich nicht leiden. Mit 22,000 Mann eilte er den Feinden entgegen. Diese jubelten, denn da ihrer an 70,000 waren, so glaubten sie schon, gewonnenes Spiel zu haben. Der französische General schrieb sogar, der König von Preußen könne ihm nicht mehr entgehen, und er werde ihn bald gefangen nach Paris senden. Bei Roßbach traf Friedrich die Uebcrmüthigen. Sein Heer war voll Begeisterung und voll Begier, die Kolliner Schmach abzuwaschen. „Wir wollen mit dir sterben!" riefen die graubärtigen Krieger, als der König sie zur Tapferkeit ermahnte. Er lagerte sich mit seinen Soldaten auf Hügeln. Als das die Feinde sahen, rannten sie eiligst rings um die Anhöhen und besetzten dieselben, denn sie meinten, wenn die ^Preußen sähen, mit welcher großen Anzahl sie zu thun Hütten, so würden sie gar nicht Stich halten, sondern davon laufen. Diese kochten indeß ganz ruhig ihr Mittagsessen und aßen unbe- kümmert. Um 2 Uhr gab der König einen Wink. Plötzlich waren die Zelte weg, die preußische Linie wurde länger und länger, die Kanonen brüllten, die Infanterie feuerte, der General Seidlitz brauste mit der Kavallerie heran, es war, als wenn Himmel und Erde über die Franzosen hergefallen wäre. Sie wußten gar nicht, wie ihnen geschah. Wer laufen konnte, der lief. Manche standen nicht eher still, bis sie am Rheine waren. Es war keine Schlacht, es war nur ein Jagen. 2000 Franzosen lagen auf dem Schlachtfelde, 7000 waren gefangen, 67 Kanonen und 23 Fahnen erbeutet. Die Preußen hatten nur 165 Todte. Das war wirklich ein lustiger Sieg. Ganz Deutschland jubelte, denn Freund und Feind gönnte den Franzosen diesen Schimpf für ihre Prahlerei. Jung und Alt sang: „Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." In Schlesien war es dagegen für den König unglücklich her- gegangert. Der Herzog von Bevern sollte mit 25,000 Mann dies Land decken, aber 86,000 Oesterreicher zogen gegen ihn, griffen ihn am Loheflüßchen bei Breslau an und schlugen ihn. Breslau fiel in Feindes Hand. ^7

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 52

1868 - Wesel : Bagel
52 Pferde wurden ihm unter dem Leibe tobt geschossen. Eine Kugel fuhr ihm durch den Rock und zerschmetterte eine goldene Dose in der Westentasche. Der Rittmeister Prittwitz brachte ihn mit genauer Roth aus dem Getümmel. „Ich bin verloren!" rief der König, und nach Berlin schrieb er: „Rettet die Königliche Familie nach Magdeburg. Ich werde den Sturz des Vaterlandes nicht über- leben. Gott befohlen auf immer!" — Einen schrecklichem Tag hatte der Held nie gehabt. Am Abend konnte er kaum 5000 Mann zusammenbringen, und als er nachher auch wieder an 18,000 Mann um sich versammelt hatte, so hätte ihn dies Häuflein doch nicht retten können, wäre der russische General rasch vorgedrungen. Aber dieser blieb ruhig bei Frankfurt an der Oder stehen, und als er endlich sich langsam fortbewegte, jedoch für sein Heer keinen Unterhalt fand, kehrte er nach Polen zurück. Das war Friedrich's Rettung. Das ganze Unglück hätte am Ende gar nicht so viel ausgemacht, wenn nicht noch zwei Verluste hinzu- gekommeu wären. Die wichtige Stadt Dresden ging verloren, und der preußische General Fink mußte sich mit 15,000 Mann bei Maxen der österreichischen Uebermacht gefangen geben. 31. Das fünfte Jahr des siebenjährigen Krieges. So unglücklich, wie das vorige Jahr geschlossen hatte, eben so unglücklich sing dieses an. Der General Laudon nahm in Einem Tage die wichtige Festung Glatz weg. Friedrich belagerte Dresden, als er diese Hiobspost bekam. Wollte er nicht Alles verlieren, so mußte er nach Schlesien. Er brach auf. Mit ihm zogen die Oesterreicher; vor ihm Daun, hinter ihm Lasci. So kam man bis Liegnitz. Weiter konnte der König nicht, denn nun rückte von der Seite her noch Laudon heran und klemmte die Preußen völlig ein. Die Feinde jubelten und sagten: „Der Sack ist aufgemacht, in welchem wir die ganze preußische Armee aufsangen wollen. Wir brauchen ihn nur zuzuschnüren." „„Sie haben nicht Unrecht,"" er- widerte Friedrich, als er diese Prahlerei erfuhr, „„aber ich denke in den Sack ein Loch zu machen, das sie nicht sollen wieder zu- nähen können."" Obgleich die Oesterreicher die preußische Armee umzingelt hatten, so wagten sie es doch nicht, das Häuflein am Tage anzugreifen. Sie wollten, wie bei Hochkirch, einen Ueberfall machen und diesen am 15. August in aller Frühe des Morgens ausführen. Friedrich wfuhr aber zum Glück diesmal ihr Vorhaben noch zur rechten Zeit und war daher auf seiner Hut. Ganz still zog er mit seinen Sol- daten aus dem alten Lager und besetzte ringsum die Anhöhen. In dem alten Lager brannten jedoch lustig die Wachtfeuer fort, welche

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 8

1868 - Wesel : Bagel
8 (i an Brandenburg fallen solle. Durch das Alles wurde das brau- denburgische Reich immer bedeutender. Die Zahl der Einwohner stieg mit jedem Jahre. Ueberall baute man Dörfer und Städte. So sind zu jener Zeit Frankfurt an der Oder und Landsberg an der Warthe gegründet. In den Städten wohnten viele Hand- werker, die mancherlei Gewerbe trieben und gute Waare lieferten, mit welcher man nach dem Auslande hin handelte. Dadurch ver- schaffte man den Einwohnern einträgliche Erwcrbszweige. Dies Alles setzte die Unterthanen in Thätigkeit und erhöhte den Wohl- stand. Salzwedel war damals schon eine reiche Handelsstadt. Vor- züglich ist von den Regenten Vrandenburg's aus dieser Zeit Otto, genannt mit dem Pfeile, zu merken. Er war ein landesväterlicher Fürst, beförderte Handel und Gewerbe und gehörte zu den gebil- detsten Männern seiner Zeit. Dazu war er auch ein mächtiger Held und führte mehrere Kriege. In einem derselben gegen den Herzog von Pommerellen erwarb er die Landestheile Stolpe und Schlawe, in einem andern gegen den Erzbischof von Magdeburg erging's ihm aber schlecht. Otto wünschte nämlich, seinen Bruder zum Erzbischof von Magdeburg erwählt zu sehen. Das schlug fehl. Darüber erzürnte Otto und wollte mit dem Schwerte zwingen, was Güte nicht vermocht hatte. Mit einer großen Kriegsschaar brach er gegen die Stadt Magdeburg los und glaubte so gewiß an das Gelingen feines Vorhabens, daß er laut verkündete: „Ich werde in wenigen Tagen Magdeburg nehmen und dann," wie er gotteslästerlich hin- zufügte, „meine Pferde in der Domkirche füttern lassen." Der neue Erzbischof war aber ein wackerer und unerschrockener Mann. In feuriger Rede wußte er seine Magdeburger zu begeistern. Jung und Alt ergriff die Waffen, voll Kampfbegier eilten große Schaaren gegen den Brandenburger. Dieser wurde bei Frofe angegriffen, nach heftigem Kampfe besiegt und selbst gefangen genommen. Mit Frohlocken schleppten ihn die Feinde nach Magdeburg, ließen dort einen großen hölzernen Käfig machen und stellten in demselben den Markgrafen öffentlich zur Schau aus. Dann sperrten sie ihn in ein düsteres Gefängniß. In dieser Noth erinnerte sich Otto eines alten Dieners seines Vaters, des Ministers von Buch, und glaubte, der wisse Rath in diesem Unglücke. Daher ließ er seiner Gemahlin entbieten, zu dem alten Buch zu reisen und ihn um seine Mei- nung zu fragen. Der rieth der Markgräfin, nach Magdeburg zu eilen und dort die Domherren zu bestechen. Es geschah, und als nun der Erzbischof die Bestochenen um Rath befragte, was mit dem Gefangenen zu machen sei, antworteten sie, er solle 50,000 Thaler Lösegeld fordern und ihn dann entlassen. Der Erzbischof glaubte den Domherren und entließ Otto, damit er das Geld schaffe. Der Markgraf war aber in Verlegenheit, wie er so schnell eine so große

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 18

1868 - Wesel : Bagel
18 jedem Schlachtfelde ging er als Sieger, und im Ritterspiele hatte ihn Niemand aus dem Sattel geworfen. Wunderbare Erzählungen von seiner Tapferkeit lebten im Munde des Volkes und machten, daß man ihn für unüberwindlich hielt. In einer Schlacht um- ringten ihn sechzehn Feinde. Er focht ganz allein gegen sie mit dem Ausrufe: „Nirgends kann ich rühmlicher sterben, als hier!" und trieb sie endlich in wilder Flucht aus einander. Einst war er bei der Belagerung einer Stadt der Erste auf der Mauer. Kühn sprang er in den dicksten Haufen der Feinde. Der Tod blitzte ihm in hundert Schwertern entgegen, aber unverzagt lehnte sich Albrecht an einen Baum und kämpfte so lange, bis die Seinigen das Stadtthor sprengten und ihn retteten. — Solche Thaten staunte man an, und sie brachten dem Helden die allgemeine Be- wunderung. Was aber besonders merkwürdig blieb, ist, daß Albrecht kein roher, wilder Krieger, sondern ein sehr gebildeter, seiner Mann war. Dieser ruhmbedeckte Fürst wurde Kurfürst von Brandenburg, und wer hätte nicht glauben sollen, daß er viel zum Wohl des Landes wirken würde! Aber es muß von ihm gesagt werden, daß er sehr wenig gethan hat. Gleich nach der Huldigungs- feier ging er nach Franken zurück, übertrug dem 15 jährigen Kur- prinzen Johann die Regierung utid ist auch nachher nur vier Mal wieder in sein Reich gekommen. So ist denn von ihm nur zu er- zählen, daß er mit starker Hand die pommerschen Herzoge zwang, die Lehnsherrschaft anzuerkennen, und daß er in einem andern Kampfe gegen den Herzog von Sagan die Städte Krossen, Züllichau und Sommerfeld erwarb. Bei seinem Tode, im Jahre 1486, um- faßte das Land 602 Quadratmeilen. Der Kurprinz Johann, welcher das Land als Statthalter regiert hatte, wurde nun Kurfürst. Er liebte den Frieden, und der kriegerische Geist seines Vaters war nicht in ihm. Aber das Glück seines Volkes zu befördern, das war seine Freude, und sein Land groß und stark zu machen, das war sein Streben. Zwar suchte er diese Stärke nicht in Gewinnung großer Länderstrecken, da er nur die Grafschaft Zossen an sich brachte und so die ererbten 602 Qua- dratmeilen um sechs vermehrte; aber er regierte so, daß im Innern der Wohlstand sich mehrte und dadurch die Kraft des Reiches wuchs, daß Handel und Gewerbe blühten und Ruhe und Frieden Zunah- men. Es verdient wohl gesagt zu werden, daß unter seiner Re- gierung zuerst Apotheken und Buchdruckereien angelegt wurden. 13. Vom Kurfürsten Joachim I. Joachim war ein fünfzehnjähriger Jüngling, als er zur Regie- rung kam, und Viele im Volke waren zweifelhaft, ob der junge l

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 67

1868 - Wesel : Bagel
6f übergebe ich die Festung nicht. H er ist mein Sarg, wer mich über- lebt, lege meine Gebeine hinein. Schwört mit mir: Preußen oder Tod!" — Alle schwuren. Graudenz und Pillan wurden nicht er- obert. Eben so wenig Kolberg. Hier befehligte der wackere Gnei- senau. Er wehrte sich wie ein Löwe gegen die heranstürmenden Franzosen und schlug alle Angriffe ab. Ihm halfen treulich zwei brave Männer, Nettelbcck und Schill. Nettelbeck war ein Bürger zu Kolberg. Er unterstützte den tapfern Befehlshaber Gneisenau in seinen Unternehmungen, schaffte die nöthigen Vorräthe an, zog Erkundigungen über den Feind ein, ermuthigte Bürger und Sol- daten zur Gegenwehr, und wagte mehr als ein Mal sein Leben bei den feindlichen Angriffen. Schill war ein preußischer Major. Der tapfere Mann sammelte eine Schaar braver Jünglinge um sich, zog mit denselben in Pommern umher und griff die Franzosen an, wo er konnte, und nahm ihnen manche Zufuhr weg. Dann zog er in die Nähe von Kolberg, und auch hier plagte er die Feinde nach Herzenslust. Den Preußen in Kolberg brachte er aber Zufuhr an Soldaten und Lebensmitteln, und ermunterte sie, die Festung zu ver- theidigen, es koste, was es wolle. Zwar hätten alle diese edlen Männer es auf die Länge der Zeit gegen die Feinde nicht ausge- halten, aber gerade zur Zeit der Noth kam auch die Erlösung. Es war um das Ende des Monats Juni 1807, als Napoleon, Alexäuder und Friedrich Wilhelm in der Mitte des Niemcnstusses auf einem Floße zusammenkamen und sich besprachen. Man be- stimmte, daß sofort die Friedensunterhandlnngen in der Stadt Tilsit ansangen sollten. Mit schwerem Herzen ging der König an dies Werk. Preußen mußte alle Länder zwischen Rhein und Elbe, außer- dem noch Südpreußen, Nemostpreußen und Danzig, an 2700 Quadratmeilen mit fünf Millionen Einwohnern, abtreten. Die - polnischen Landestheile schenkte Napoleon dem Könige von Sachsen; aus den Übrigen bildete er mit Braunschweig, Hessen und Hannover das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Hieronymus. Dann verlangte der eiserne Sieger, daß Preußen nur 42,000 Sol- daten halten, 140 Millionen Thaler Kriegskostcn bezahlen und, bis diese abgetragen, die Festungen Stettin, Küstrin und Glogan an- Napoleon abtreten sollte. Alle diese schweren Bedingungen mußten an- genommen werden. —Das war der unglückliche Friedensschluß zu Ti l s i t. An die abgetretenen Unterthanen schrieb darauf der König fol- genden Scheidebrief: „Ihr kennt, meine geliebten Bewohner treuer Provinzen, meine Gesinnungen und die Begebenheiten der letzten Jahre. Meine Waffen erlagen dem Unglücke, ich ward an die äußerste Grenze des Reichs zurückgedrängt und mußte den Frieden durch schmerzliche Opfer erkaufen. Was Jahrhunderte und biedere Vorfahren, was Liebe und Vertrauen verbunden hatten, wird jetzt - ^ »
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