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führen. Die Stadt Potsdam verdankt ihm fast ganz ihr Entstehen.
Und obschon er Gelehrsamkeit gar nicht leiden konnte, so legte er
während seiner Regierung doch an 1800 Landschulen an, in welchen
das Volk unterrichtet wurde, und stiftete in Potsdam das große
Militair-Waisenhaus, in welchem bis auf den heutigen Tag viele
hundert arme Soldatenkinder unterhalten und erzogen werden.
24. Noch einiges Merkwürdige von dem zweiten preußischen
Könige.
Keinen Stand hatte der König lieber, als den Soldatenstand.
Recht viele Soldaten zu haben, das war sein innigster Wunsch.
Anfangs zwang er die Jünglinge im Lande nicht, in das Heer zu
treten, sondern er befahl, eine gutwillige Werbung zu halten.
Doch diese gutwillige Werbung brachte viel Unfug. Man kaufte
nun die rüstigen Burschen zu Soldaten, ja man warb die Schul-
knaben und die Kinder in der Wiege an. Solche, welche auf diese
Art zum Soldatenstande verpflichtet wurden, erhielten zum Zeichen
eine rothe Halsbinde. Als dieses Alles noch nicht Soldaten genug
brachte, verordnete der König, daß jedes Knäblein im Lande ge-
borner Soldat sei. Außer den Landeskindern ließ er noch aus
aller Welt Enden junge Leute zu Soldaten anwerben. Das kostete
zwar viel Geld, doch danach fragte der König nicht. Er sparte lieber
auf eine andere Weise. Und durch diese Beharrlichkeit brachte er es
dahin, daß er ein prächtiges Heer von 89,000 Mann hatte. Davon
war das Leib- oder Garde-Regiment wirklich merkwürdig und welt-
berühmt. Es zählte an 4000 Mann, und diese waren fast lauter
Riesen. Baumlange Menschen wurden aus allen Ländern in Eu-
ropa zusammengeschleppt und kamen nach Potsdam unter dieses
Regiment. Die Herbeischaffung mancher großen Soldaten kostete
an 8000 Thaler. Viele erhielten täglich zwei Thaler Sold, die
meisten doch einen Gulden. Wer aber diese Masse langer Menschen
sah, der erstaunte und gestand, nie etwas Schöneres gesehen zu
haben. Denn diese Gardisten, sowie die übrigen Regimenter des
Heeres exercirten mit einer solchen Genauigkeit und Schnelligkeit,
wie man fast nirgends fand, und ihr Anzug war so reinlich, so
passend, so nett, daß man hätte glauben sollen, es wären Puppen.
Das preußische Heer gehörte zu den besten in Europa. Der König
hatte es aber auch so lieb, daß er es höchst ungern in den Krieg
schickte. Doch verband er sich mit Rußland und Polen gegen den
schwedischen König Karl Xii. - Es war für Friedrich Wilhelm keine
kleine Freude, als Jedermann eingestand, die preußischen Soldaten
sind nicht allein schön, sie sind auch tapfer, denn in allen Schlachten
und Belagerungen zeichneten sie sich durch ihren Muth aus. Bei
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Potsdam Potsdam Europa
42
Beendigung des Krieges erhielt Preußen Mittelpommern bis an den
Peenefluß nebst den beiden Inseln Usedom und Wollin.
Friedrich Wilhelm regierte über unser Vaterland 27 Jahre.
Als er starb, hinterließ er ein schönes Heer von 89,000 Mann,
einen baaren Schatz von beinahe 20 Millionen Thalern, und ein
Land, welches in trefflicher Ordnung und 2275 Quadratmeilen groß
war, jährlich 7% Million Thaler einbrachte und von 2^ Million
Menschen bewohnt wurde.
25. Einem guten Könige folgt ein noch besserer Regent.
Auf den vorigen König folgte dessen Sohn Friedrich Ii., mit
dem Beinamen der Große. Er war ein Fürst, auf welchen noch
immer jeder Preuße stolz ist. Der Vater wollte aus ihm nur einen
tüchtigen Soldaten bilden, mehr, so meinte er, brauche der Kron-
prinz nicht zu sein. Friedrich mußte daher schon als Knabe mit
einem kleinen Gewehre exerciren, auf die Wache ziehen, in Sturm
und Regen Schildwacht stehen und gleich dem gemeinen Soldaten
sich in den Waffen üben. Je größer er wurde, desto mehr zog man
ihn heran. Französische Bücher lesen, Flöte blasen, Verse machen
und im Schlafrocke und in Pantoffeln sitzen, welches Alles der junge
Prinz so gern that, litt der Vater durchaus nicht. Was nun nicht
öffentlich geschehen durfte, das wurde heimlich ausgeführt. Aber der
König erfuhr es, und nun wurde der Kronprinz so streng gehalten,
bei geringen Versehen so hart bestraft, daß er beschloß, bei der ersten
passenden Gelegenheit aus dem Lande zu fliehen. Auf einer Reise
nach Westfalen, die er mit seinem Vater machte, glaubte er, sein
Vorhaben ausführen zu können. In der Mitternachtsstunde stand
er auf, packte schnell seine Sachen zusammen und jagte davon. Doch
man hatte ihm aufgepaßt, holte ihn ein und brachte ihn zurück.
Der König gerieth in den heftigsten Zorn. In Wesel ging
er mit gezogenem Degen auf den Prinzen los, und wäre nicht ein
alter General zwischen Vater und Sohn gesprungen, Friedrich Wil-
helm hätte seinen Thronerben erstochen. Vom Rheine ließ er ihn
sogleich nach der Festung Küstrin bringen, dort in ein enges Ge-
fängniß schließen und ihn wie einen gemeinen Verbrecher behandeln.
Dann bestand er darauf, daß das Todesurtheil über Friedrich aus-
gesprochen würde, und es kostete viele Mühe, den ergrimmten Vater
von diesem Vorhaben abzubringen. Doch mußte der Kronprinz
noch lange Zeit in Küstrin bleiben, bevor ihn der König begnadigte.
Diese Vorfälle hatten die Augen Vieler auf den jungen Fürstensohn
gezogen, und Jeder im Lande war gespannt, wie er als König
handeln werde. Er übertraf alle Erwartungen. Dem Lande that
er gleich wohl. In dem harten Winter 1740 war viel Korn
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Wil- Friedrich Friedrich Friedrich
Von demselben Verfasser erschien in gleichem Berlage und sind in allen
Buchhandlungen zu erhalten:
Kurze Darstellung der brandenburgisch-preustischen Geschichte.
Für die Schüler in den mittleren Schulen bearbeitet. 8. lo1^
Bogen. 1840. ll1/* Sgr.
Die brandenburgisch-prenstische Geschichte. Für Lehrer an Stadt-
und Landschulen, für die Jugend aller Religionsverwandten und
auch für Vaterlandsfreunde bearbeitet. Neunte, sehr verbefferte
und vermehrte Auflage, gr. 8. 20 Bogen. 1865. 25 Sgr.
Friedrich Wilhelm der Dritte, König von Preußen, der
Gerechte und Weise. Ein Erinnerungsbuch für alle Preußen,
insbesondere für den preußischen Bürger und Landmann. 8. 9 Ba.
1841. geh. 11% Sgr.
Ferner erschienen daselbst:
Kappe, Ernst,
Mille Weltgeschichte,
oder:
Geschichten aus der Geschichte.
Fortgeführt bis auf die neueste Zeit.
Ein Lesebuch fiir's Volk und seine Jugend.
Elfte Auflage. Iov2 Bogen. Preis 5 Sgr.
Dies Büchlein hat sich unter mehreren ähnlichen Geschichtswerken in vielen
Schulen Bahn gebrochen, und ist sein Absatz mit jedem Jahre gestiegen, welches,
durch das Erscheinen der elften starken Auflage documentirt wird. Die Schreib-
weise des Verfassers ist so recht dem jugendlichen Gemüthe angemessen, sie muß
den jungen Leser fesseln und das Interesse für das Studium der Geschichte
erwecken.
Der kleine Geograph,
«F oder:
Hand-Atlas für Elementarschulen.
Herausgegeben von P. I. Beumer. '
Siebenzehnte Auflage. Preis 7^2 Sgr.
Dieser Atlas enthalt 10 Karten mit 32 Seiten geographischem Text in
engstem Druck, so daß derselbe Atlas und Geographie vereinigt. Die zehnte
Karte wird für jede Provinz des preußischen Staates gewechselt; weshalb bei
der Bestellung genau anzugeben ist, ob die Ausgabe für die Rheinprovinz,
Westphalen, Hannover, Hessen, Sachsen, Brandenburg, Pommern, Preußen,
Posen oder Schlesien gewünscht wird. Bei Einführung in Schulen wird die
Verlagshandlung durch jede Buchhandlung besonders günstige Bedingungen
gewähren.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst P._I._Beumer
44
stürzten in eiliger Flucht davon. Es war ein herrlicher Sieg er-
kämpft! Diesen benutzte der König sehr weise. Er brachte schnell
die Festungen in seine Gewalt und ließ sich dann in Breslau vom
Lande huldigen. Seine Huld und Milde, seine Wohlthaten und
Gunstbezeugungen erwarben ihm die Herzen seiner neuen Unterta-
nen, und die guten Schlesier freuten sich über ihren gütigen Herrn.
Maria Theresia wollte jedoch von der Abtretung Schlesiens nichts
wissen. Im Jahre 1742 trat dem Könige wieder ein feindliches
Heer bei Czaslau in Böhmen entgegen. 40,000 Oesterreicher
gegen 26,000 Preußen! Aber auch hier erfocht Friedrich einen glän-
zenden Sieg. Nun begriff man in Wien, daß dem kleinen Könige
von Preußen doch nicht beizukommen sei. Zu Breslau schloß
man Frieden. Unser Vaterland erhielt Ober- und Niederschlesien,
samt der Grafschaft Glatz.
27. Der zweite schlesische Krieg.
Die arme Maria Theresia hatte sehr böse Jahre verlebt. Nicht
allein unser König, sondern auch alle übrigen Feinde waren sehr
glücklich gewesen. Der baiersche Kurfürst eroberte fast alle öster-
reichischen Länder und nahm von ihnen feierlich Besitz. Er wurde
sogar zum deutschen Kaiser erwählt. Die junge Fürstin schien ver-
loren, denn woher Rettung? Von ihren großen Besitzungen blieb
ihr in dieser Noth nur ein Land, es war Ungarn. Sie eilte hin.
Mit Thränen in den Augen redete sie zu den versammelten Großen
und bat um Beistand. Und die tapfern Ungarn schwangen begeistert
ihre Säbel und riefen: „Wir wollen sterben für unsere Königin
Maria Theresia!" Im Nu war ein Heer zusammengebracht, die
Feinde aus Oesterreich verjagt, die verlornen Länder erobert und das
ganze Baierland in wenigen Tagen genommen. Unserm Könige
wurde nicht wohl bei der Sache. Nur an ihn hatte Maria Theresia
Länder verloren, sollte sie, die Siegreiche, nicht auch diese wieder
zu erobern suchen ? Er bemerkte auch wirklich dazu geheime Anstalten,
darum faßte er einen raschen Entschluß. Im Jahre 1744 brach
er mit 100,000 Mann abermals gegen die Oesterreicher los. Diese
ließen nicht lange auf sich warten, drangen in Schlesien weit vor
und hielten dies Land schon für wiedergewonnen. Doch sie sollten
ihren Irrthum bald gewahr werden. Am 4. Juni 1745, früh
Morgens um 4 Uhr rückte Friedrich bei Hohenfriedberg gegen
sie an. Die preußische Reuterei hielt sich hier besser, als bei Moll-
witz. Sie hieb wüthend Alles nieder. Ein einziges Dragoner-
regiment eroberte 66 Fahnen. Eben so brav stritt das Fußvolk.
Fünf Stunden dauerte der Kampf, da hatte unser König den Sieg
errungen. Viele Tausende der Feinde lagen auf dem Schlachtfelde,
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Wien Breslau Niederschlesien Ungarn Oesterreich Hohenfriedberg
45
und noch mehr waren gefangen. 66 Kanonen und über 70 Fahnen
hatte man erbeutet. Die Oesterreicher flohen in wilder Hast nach
Böhmen. Als Maria Theresia diese Nachricht erhielt, erschrak sie
zwar, aber verzagte nicht. Sie sagte, sie wolle lieber den Rock
vom Leibe, als Schlesien von ihren Staaten missen. Abermals
rüstete sie ein Heer aus, und bei Sorr standen 40,000 Oester-
reicher gegen 18,000 Preußen. Wieder kämpfte man fünf Stunden,
und wieder wurden die Oesterreicher auf's Haupt geschlagen. Sie
flohen erschrocken in die böhmischen Gebirge.
Je mehr diese Niederlagen die junge Kaisertochter demüthigten,
desto starrsinniger wurde sie. Sie verband sich mit dem Kurfürsten
von Sachsen und beschloß, den Preußen das schöne Schlesien abzu-
nehmen, es koste, was es wolle. Um dies ganz sicher auszuführen,
wurde ein schlauer Anschlag ersonnen. Oesterreicher und Sachsen
wollten sich vereinigen, mit großer Heeresmacht mitten im Winter
gerade auf Berlin losgehen und dort den König zum schimpflichen
Frieden zwingen. Friedrich war in Berlin, als er dies erfuhr.
Wie ein Sturmwind brach er los. Dem alten Dessauer befahl er,
mit seinen Soldaten in Sachsen einzufallen, er selbst ging nach
Schlesien und marschirte Tag und Nacht, um von dorther auch
schnell nach Sachsen zu kommen. Am 15. December rückte er in
Meißen an der Elbe ein. Kaum war er hier, als man plötzlich
schrie, der ganze Himmel in der Gegend von Dresden stehe in
Feuer und man höre das Krachen der Kanonen. Den König über-
fiel eine entsetzliche Angst. Sorgenvoll ritt er auf der Dresdener
Straße hin und her, da sprengte gegen Abend ein preußischer Ofsi-
cier heran und berichtete: der Fürst von Dessau hat bei Kessels-
dorf die Feinde völlig geschlagen, viele Tausende gefangen gemacht
und 48 Kanonen erbeutet. Welch eine Freude für Friedrich! Am
folgenden Tage zog er in Dresden ein. Der Feinde Muth war
hin. Schon am 25. December schloß man zu Dresden Frieden.
Preußen behielt Schlesien und bekam noch von Sachsen eine Mil-
lion Thaler als Kriegskosten.
Der siebenjährige Krieg.
Eurer Fünfe sollen Hundert jagen, und Eurer
Hundert sollen zehn Tausend schlagen.
28. Das erste Jahr des siebenjährigen Krieges.
Maria Theresia hatte nur aus Noth Schlesien abgetreten.
Heimlich schmiedete sie Plane, wie sie das schöne Land wieder-
gewinne. Und nur zu gut gelang es ihr, ein Bündniß gegen
Friedrich zu Stande zu bringen. Zuerst verband sie sich mit der
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Muth Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Berlin Berlin Sachsen Sachsen Dresden Dessau Dresden Dresden Sachsen
48
dm gefürchteten Helden siegen. Die Russen drangen in Preußen
ein und die Schweden in Pommern, doch beide richteten wenig aus.
Am frechsten waren die Franzosen. Sie hatten in Westfalen die
kleine Armee geschlagen, welche ihnen Friedrich entgegenschicken
konnte, waren in Hannover, Hessen und Braunschweig eingedrungen
und wollten nun Sachsen wegnehmen, nachdem sie sich' mit dem
Reichsheere und einigen Tausend Oesterreichern vereinigt hatten.
Das durfte Friedrich nicht leiden. Mit 22,000 Mann eilte er den
Feinden entgegen. Diese jubelten, denn da ihrer an 70,000 waren,
so glaubten sie schon, gewonnenes Spiel zu haben. Der französische
General schrieb sogar, der König von Preußen könne ihm nicht mehr
entgehen, und er werde ihn bald gefangen nach Paris senden. Bei
Roßbach traf Friedrich die Uebcrmüthigen. Sein Heer war voll
Begeisterung und voll Begier, die Kolliner Schmach abzuwaschen.
„Wir wollen mit dir sterben!" riefen die graubärtigen Krieger, als
der König sie zur Tapferkeit ermahnte. Er lagerte sich mit seinen
Soldaten auf Hügeln. Als das die Feinde sahen, rannten sie eiligst
rings um die Anhöhen und besetzten dieselben, denn sie meinten,
wenn die ^Preußen sähen, mit welcher großen Anzahl sie zu thun
Hütten, so würden sie gar nicht Stich halten, sondern davon laufen.
Diese kochten indeß ganz ruhig ihr Mittagsessen und aßen unbe-
kümmert. Um 2 Uhr gab der König einen Wink. Plötzlich waren
die Zelte weg, die preußische Linie wurde länger und länger, die
Kanonen brüllten, die Infanterie feuerte, der General Seidlitz brauste
mit der Kavallerie heran, es war, als wenn Himmel und Erde über
die Franzosen hergefallen wäre. Sie wußten gar nicht, wie ihnen
geschah. Wer laufen konnte, der lief. Manche standen nicht eher
still, bis sie am Rheine waren. Es war keine Schlacht, es war
nur ein Jagen. 2000 Franzosen lagen auf dem Schlachtfelde, 7000
waren gefangen, 67 Kanonen und 23 Fahnen erbeutet. Die Preußen
hatten nur 165 Todte.
Das war wirklich ein lustiger Sieg. Ganz Deutschland jubelte,
denn Freund und Feind gönnte den Franzosen diesen Schimpf für
ihre Prahlerei. Jung und Alt sang:
„Und wenn der große Friedrich kommt
Und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen."
In Schlesien war es dagegen für den König unglücklich her-
gegangert. Der Herzog von Bevern sollte mit 25,000 Mann dies
Land decken, aber 86,000 Oesterreicher zogen gegen ihn, griffen ihn
am Loheflüßchen bei Breslau an und schlugen ihn. Breslau fiel
in Feindes Hand.
^7
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Seidlitz Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Pommern Westfalen Hannover Hessen Sachsen Paris Rheine Deutschland Schlesien Breslau Breslau
52
Pferde wurden ihm unter dem Leibe tobt geschossen. Eine Kugel
fuhr ihm durch den Rock und zerschmetterte eine goldene Dose in
der Westentasche. Der Rittmeister Prittwitz brachte ihn mit genauer
Roth aus dem Getümmel. „Ich bin verloren!" rief der König,
und nach Berlin schrieb er: „Rettet die Königliche Familie nach
Magdeburg. Ich werde den Sturz des Vaterlandes nicht über-
leben. Gott befohlen auf immer!" —
Einen schrecklichem Tag hatte der Held nie gehabt. Am Abend
konnte er kaum 5000 Mann zusammenbringen, und als er nachher
auch wieder an 18,000 Mann um sich versammelt hatte, so hätte ihn
dies Häuflein doch nicht retten können, wäre der russische General
rasch vorgedrungen. Aber dieser blieb ruhig bei Frankfurt an der
Oder stehen, und als er endlich sich langsam fortbewegte, jedoch
für sein Heer keinen Unterhalt fand, kehrte er nach Polen zurück.
Das war Friedrich's Rettung. Das ganze Unglück hätte am Ende
gar nicht so viel ausgemacht, wenn nicht noch zwei Verluste hinzu-
gekommeu wären. Die wichtige Stadt Dresden ging verloren, und
der preußische General Fink mußte sich mit 15,000 Mann bei Maxen
der österreichischen Uebermacht gefangen geben.
31. Das fünfte Jahr des siebenjährigen Krieges.
So unglücklich, wie das vorige Jahr geschlossen hatte, eben so
unglücklich sing dieses an. Der General Laudon nahm in Einem
Tage die wichtige Festung Glatz weg. Friedrich belagerte Dresden,
als er diese Hiobspost bekam. Wollte er nicht Alles verlieren, so
mußte er nach Schlesien. Er brach auf. Mit ihm zogen die
Oesterreicher; vor ihm Daun, hinter ihm Lasci. So kam man bis
Liegnitz. Weiter konnte der König nicht, denn nun rückte von der
Seite her noch Laudon heran und klemmte die Preußen völlig ein.
Die Feinde jubelten und sagten: „Der Sack ist aufgemacht, in
welchem wir die ganze preußische Armee aufsangen wollen. Wir
brauchen ihn nur zuzuschnüren." „„Sie haben nicht Unrecht,"" er-
widerte Friedrich, als er diese Prahlerei erfuhr, „„aber ich denke
in den Sack ein Loch zu machen, das sie nicht sollen wieder zu-
nähen können.""
Obgleich die Oesterreicher die preußische Armee umzingelt
hatten, so wagten sie es doch nicht, das Häuflein am Tage anzugreifen.
Sie wollten, wie bei Hochkirch, einen Ueberfall machen und diesen
am 15. August in aller Frühe des Morgens ausführen. Friedrich
wfuhr aber zum Glück diesmal ihr Vorhaben noch zur rechten Zeit
und war daher auf seiner Hut. Ganz still zog er mit seinen Sol-
daten aus dem alten Lager und besetzte ringsum die Anhöhen. In
dem alten Lager brannten jedoch lustig die Wachtfeuer fort, welche
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Prittwitz Roth Fink Laudon Glatz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August Friedrich
8
(i
an Brandenburg fallen solle. Durch das Alles wurde das brau-
denburgische Reich immer bedeutender. Die Zahl der Einwohner
stieg mit jedem Jahre. Ueberall baute man Dörfer und Städte.
So sind zu jener Zeit Frankfurt an der Oder und Landsberg an
der Warthe gegründet. In den Städten wohnten viele Hand-
werker, die mancherlei Gewerbe trieben und gute Waare lieferten,
mit welcher man nach dem Auslande hin handelte. Dadurch ver-
schaffte man den Einwohnern einträgliche Erwcrbszweige. Dies
Alles setzte die Unterthanen in Thätigkeit und erhöhte den Wohl-
stand. Salzwedel war damals schon eine reiche Handelsstadt. Vor-
züglich ist von den Regenten Vrandenburg's aus dieser Zeit Otto,
genannt mit dem Pfeile, zu merken. Er war ein landesväterlicher
Fürst, beförderte Handel und Gewerbe und gehörte zu den gebil-
detsten Männern seiner Zeit. Dazu war er auch ein mächtiger
Held und führte mehrere Kriege. In einem derselben gegen den
Herzog von Pommerellen erwarb er die Landestheile Stolpe und
Schlawe, in einem andern gegen den Erzbischof von Magdeburg
erging's ihm aber schlecht. Otto wünschte nämlich, seinen Bruder
zum Erzbischof von Magdeburg erwählt zu sehen. Das schlug fehl.
Darüber erzürnte Otto und wollte mit dem Schwerte zwingen, was
Güte nicht vermocht hatte. Mit einer großen Kriegsschaar brach er
gegen die Stadt Magdeburg los und glaubte so gewiß an das Gelingen
feines Vorhabens, daß er laut verkündete: „Ich werde in wenigen
Tagen Magdeburg nehmen und dann," wie er gotteslästerlich hin-
zufügte, „meine Pferde in der Domkirche füttern lassen." Der neue
Erzbischof war aber ein wackerer und unerschrockener Mann. In
feuriger Rede wußte er seine Magdeburger zu begeistern. Jung
und Alt ergriff die Waffen, voll Kampfbegier eilten große Schaaren
gegen den Brandenburger. Dieser wurde bei Frofe angegriffen,
nach heftigem Kampfe besiegt und selbst gefangen genommen. Mit
Frohlocken schleppten ihn die Feinde nach Magdeburg, ließen dort
einen großen hölzernen Käfig machen und stellten in demselben den
Markgrafen öffentlich zur Schau aus. Dann sperrten sie ihn in
ein düsteres Gefängniß. In dieser Noth erinnerte sich Otto eines
alten Dieners seines Vaters, des Ministers von Buch, und glaubte,
der wisse Rath in diesem Unglücke. Daher ließ er seiner Gemahlin
entbieten, zu dem alten Buch zu reisen und ihn um seine Mei-
nung zu fragen. Der rieth der Markgräfin, nach Magdeburg zu
eilen und dort die Domherren zu bestechen. Es geschah, und als
nun der Erzbischof die Bestochenen um Rath befragte, was mit dem
Gefangenen zu machen sei, antworteten sie, er solle 50,000 Thaler
Lösegeld fordern und ihn dann entlassen. Der Erzbischof glaubte
den Domherren und entließ Otto, damit er das Geld schaffe. Der
Markgraf war aber in Verlegenheit, wie er so schnell eine so große
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Stolpe Otto Otto Otto Otto
18
jedem Schlachtfelde ging er als Sieger, und im Ritterspiele hatte
ihn Niemand aus dem Sattel geworfen. Wunderbare Erzählungen
von seiner Tapferkeit lebten im Munde des Volkes und machten,
daß man ihn für unüberwindlich hielt. In einer Schlacht um-
ringten ihn sechzehn Feinde. Er focht ganz allein gegen sie mit
dem Ausrufe: „Nirgends kann ich rühmlicher sterben, als hier!"
und trieb sie endlich in wilder Flucht aus einander. Einst war er
bei der Belagerung einer Stadt der Erste auf der Mauer. Kühn
sprang er in den dicksten Haufen der Feinde. Der Tod blitzte
ihm in hundert Schwertern entgegen, aber unverzagt lehnte sich
Albrecht an einen Baum und kämpfte so lange, bis die Seinigen
das Stadtthor sprengten und ihn retteten. — Solche Thaten
staunte man an, und sie brachten dem Helden die allgemeine Be-
wunderung. Was aber besonders merkwürdig blieb, ist, daß
Albrecht kein roher, wilder Krieger, sondern ein sehr gebildeter,
seiner Mann war. Dieser ruhmbedeckte Fürst wurde Kurfürst von
Brandenburg, und wer hätte nicht glauben sollen, daß er viel zum
Wohl des Landes wirken würde! Aber es muß von ihm gesagt
werden, daß er sehr wenig gethan hat. Gleich nach der Huldigungs-
feier ging er nach Franken zurück, übertrug dem 15 jährigen Kur-
prinzen Johann die Regierung utid ist auch nachher nur vier Mal
wieder in sein Reich gekommen. So ist denn von ihm nur zu er-
zählen, daß er mit starker Hand die pommerschen Herzoge zwang,
die Lehnsherrschaft anzuerkennen, und daß er in einem andern
Kampfe gegen den Herzog von Sagan die Städte Krossen, Züllichau
und Sommerfeld erwarb. Bei seinem Tode, im Jahre 1486, um-
faßte das Land 602 Quadratmeilen.
Der Kurprinz Johann, welcher das Land als Statthalter
regiert hatte, wurde nun Kurfürst. Er liebte den Frieden, und
der kriegerische Geist seines Vaters war nicht in ihm. Aber das
Glück seines Volkes zu befördern, das war seine Freude, und sein
Land groß und stark zu machen, das war sein Streben. Zwar suchte
er diese Stärke nicht in Gewinnung großer Länderstrecken, da er nur
die Grafschaft Zossen an sich brachte und so die ererbten 602 Qua-
dratmeilen um sechs vermehrte; aber er regierte so, daß im Innern
der Wohlstand sich mehrte und dadurch die Kraft des Reiches wuchs,
daß Handel und Gewerbe blühten und Ruhe und Frieden Zunah-
men. Es verdient wohl gesagt zu werden, daß unter seiner Re-
gierung zuerst Apotheken und Buchdruckereien angelegt wurden.
13. Vom Kurfürsten Joachim I.
Joachim war ein fünfzehnjähriger Jüngling, als er zur Regie-
rung kam, und Viele im Volke waren zweifelhaft, ob der junge
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Johann Sommerfeld Johann Johann Joachim
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übergebe ich die Festung nicht. H er ist mein Sarg, wer mich über-
lebt, lege meine Gebeine hinein. Schwört mit mir: Preußen oder
Tod!" — Alle schwuren. Graudenz und Pillan wurden nicht er-
obert. Eben so wenig Kolberg. Hier befehligte der wackere Gnei-
senau. Er wehrte sich wie ein Löwe gegen die heranstürmenden
Franzosen und schlug alle Angriffe ab. Ihm halfen treulich zwei
brave Männer, Nettelbcck und Schill. Nettelbeck war ein Bürger
zu Kolberg. Er unterstützte den tapfern Befehlshaber Gneisenau
in seinen Unternehmungen, schaffte die nöthigen Vorräthe an, zog
Erkundigungen über den Feind ein, ermuthigte Bürger und Sol-
daten zur Gegenwehr, und wagte mehr als ein Mal sein Leben bei
den feindlichen Angriffen. Schill war ein preußischer Major. Der
tapfere Mann sammelte eine Schaar braver Jünglinge um sich, zog
mit denselben in Pommern umher und griff die Franzosen an, wo
er konnte, und nahm ihnen manche Zufuhr weg. Dann zog er in
die Nähe von Kolberg, und auch hier plagte er die Feinde nach
Herzenslust. Den Preußen in Kolberg brachte er aber Zufuhr an
Soldaten und Lebensmitteln, und ermunterte sie, die Festung zu ver-
theidigen, es koste, was es wolle. Zwar hätten alle diese edlen
Männer es auf die Länge der Zeit gegen die Feinde nicht ausge-
halten, aber gerade zur Zeit der Noth kam auch die Erlösung. Es
war um das Ende des Monats Juni 1807, als Napoleon,
Alexäuder und Friedrich Wilhelm in der Mitte des Niemcnstusses
auf einem Floße zusammenkamen und sich besprachen. Man be-
stimmte, daß sofort die Friedensunterhandlnngen in der Stadt Tilsit
ansangen sollten. Mit schwerem Herzen ging der König an dies
Werk. Preußen mußte alle Länder zwischen Rhein und Elbe, außer-
dem noch Südpreußen, Nemostpreußen und Danzig, an 2700
Quadratmeilen mit fünf Millionen Einwohnern, abtreten. Die -
polnischen Landestheile schenkte Napoleon dem Könige von Sachsen;
aus den Übrigen bildete er mit Braunschweig, Hessen und Hannover
das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Hieronymus.
Dann verlangte der eiserne Sieger, daß Preußen nur 42,000 Sol-
daten halten, 140 Millionen Thaler Kriegskostcn bezahlen und, bis
diese abgetragen, die Festungen Stettin, Küstrin und Glogan an-
Napoleon abtreten sollte. Alle diese schweren Bedingungen mußten an-
genommen werden. —Das war der unglückliche Friedensschluß zu Ti l s i t.
An die abgetretenen Unterthanen schrieb darauf der König fol-
genden Scheidebrief: „Ihr kennt, meine geliebten Bewohner treuer
Provinzen, meine Gesinnungen und die Begebenheiten der letzten
Jahre. Meine Waffen erlagen dem Unglücke, ich ward an die
äußerste Grenze des Reichs zurückgedrängt und mußte den Frieden
durch schmerzliche Opfer erkaufen. Was Jahrhunderte und biedere
Vorfahren, was Liebe und Vertrauen verbunden hatten, wird jetzt
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Extrahierte Personennamen: Nettelbeck Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon