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1. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 44

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
44 34. Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt. ie Glocke auf dem St. Georgenturme schlug die Mitternachtstunde. Ein schweres Gewitter war im Nnzuge. Mit der Wut des Tigers kam der Sturm geflogen. Rber bald wurde sein heulen und Brausen überdröhnt von der mächtigen stimme des Donners, der in heftigem, zürnendem Tone den zuckenden Blitzen Buhe zu gebieten schien. Lin Wetterschlag folgte dem anderen. Da erscholl in die Nacht hinaus der Feuerruf: ,,Es hat in den Turm von 5t. Georg eingeschlagen!" In kurzer Zeit war der Platz um die Kirche mit Tausenden von Menschen angefüllt. Nlle schauten beängstigt nach dem Turmdache. Welchen Gang wird das Feuer nehmen? 5türzt das Dachgebälk, so wird der 5turm den Brand in die dichte Häuser- masse tragen, die dort auf der Westseite hart an die Kirche herantritt, hier ist die feuergefährlichste Steile der ganzen 5tadt: zahllose höl- zerne Emporlauben in engen Höfen, bretterne Dachgiebel, schindel- gedeckte Schuppen und alles so zusammengepreßt, daß nirgends eine Löschmannschaft mit Erfolg einem Feuer wehren kann. Dazu kommt, daß das bedrohte Stadtviertel vor dem Winde liegt. Da bahnte sich der Schieferdecker Npollonius Nettenmair einen Weg durch die Menge. ,,Wenn einer helfen kann, so ist es Nettenmair!" ruft dort eine Stimme. Eine dunkle Nöte überzog die bleichen Wangen unseres Schieferdeckers,' seine schlanke Gestalt richtete sich hoch auf. ,,Bleib' ich," sagte er zu einem ihn begleitenden Freunde, „so denkt an meinen Vater und an meines Bruders Weib und an seine Kinder!" Mit großen Schritten eilte er die Turmtreppe hinauf, einige Bauhand- werker folgten ihm. Wie er am Dachgebälk anlangt, da zuckt es blau zu allen Turmluken herein und unmittelbar darauf rüttelt ein prasselnder Donner an dem Turme. Npollonius war wie betäubt. Ein dicker Schwefelqualm erstickte ihn. Er sprang nach der nächsten Dach- luke um frische Luft zu schöpfen. Die Werkleute waren vor Schrecken auf den obersten Treppenstufen stehen geblieben, „herauf!" ries ihnen Npollonius zu. „Schnell das Wasser! Die Spritze! In diese Seite muß es eingeschlagen haben, von da kam Luftdruck und Schwefelgeruch. Schnell mit Wasser und Spritze an die Nusfahrtür!" Der Zimmermeister rief schon auf der Leitertreppe hustend: „Nber der Nauch!" — „Nur schnell!" entgegnete Npollonius. „Die Nusfahrtür wird mehr Luft geben, als uns lieb ist." Der Maurer und der Schornsteinfeger folgten dem Zimmermann, der die Schläuche trug, so schnell wie möglich mit der Spritze die Leitertreppe hinauf. Die anderen brachten Wasser

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 55

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
55 Reichtum: er war zu vergänglich. Die Ergiebigkeit der Bergwerke ließ nach, und während z. B. die Fundgrube „Himmlisch Heer" von 1536—1593 eine Ausbeute von 1800000 Mark geliefert hatte, deckte in der späteren Zeit der Ertrag nicht die Betriebskosten und heute sind die Gruben verödet und verfallen. Die Zeit des Niedergangs und des Verfalls der Silbergewinnung brachte für Annaberg schwere Tage; Mutlosigkeit und Verzweiflung hatte sich der Bewohner bemächtigt; es war eine traurige Zeit. Da geschah es eines Tages, daß ein armes Weib mit drei hungernden Kindern an die Tür des Bergherrn Christoph Uttmann pochte. Sie war eine Fremde, kam weit daher und bat um ein Stück Brot und um ein Nachtlager. Frau Barbara empfing die Arme nach ihrer Gewohnheit mit gütigen Worten, erquickte sie mit Speise und Trank und bot ihr Unterkunft. Die fremde Frau erzählte, daß sie aus Brabant stamme; glücklich habe sie mit den Ihrigen bis vor kurzem gelebt, bis der Herzog Alba als Statt- halter nach den Niederlanden gekommen sei und in der schreck- lichsten Weise gewütet habe. Entsetzlich war die Beschreibung, die die Frau von jenem Abend machte, an dem Albas Häscher auch in ihre friedliche Hütte gedrungen waren; sie berichtete, wie ihr Mann in vergeblicher Gegenwehr vor ihren Augen gefallen sei und wie man ihr das Haus über dem Kopfe angezündet habe. „Da habe ich in wenig Stunden," sagte sie, „meinen Mann, meinen Be- sitz und meine Heimat verloren und war gezwungen auszuwandern gleich tausend anderen Familien, die sich teils nach England teils nach Deutschland wandten." Als sie nun weiter von ihr er Wanderung und ihrem Schicksal erzählte, griff sie, um nicht müßig zu sitzen, in die Tasche und zog ein Päckchen hervor. Es enthielt kurze hölzerne Stäbchen, die in kleine Haken von Eisendraht ausliefen, eine Rolle Zwirn und ein auf Papier gezeichnetes Muster. Dieses Muster ward nun über den Tisch gebreitet, von der Rolle ein Faden abgelöst und um das eine Stäbchen geschlungen: die Frau klöppelte Spitzen. Barbara Uttmann erkannte die hohe Bedeutung dieser Kunst; sie dankte Gott, daß er die fremde Frau geschickt, und freude- strahlend sagte sie zu dieser: „Diebes Weib, du bleibst bei uns! Ich will dir und deinen Kindern Freundin, Schwester, Mutter sein. Siehe, in unserem Orte herrscht Trauer. Der Hammer des Bergmanns rostet, das Vieh stirbt hin, verwüstet liegen die Felder. Mein Gemahl gibt mit vollen Händen; doch was können die Gaben eines einzigen

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 63

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
63 fast, als habe er niemals ein größeres Glück empfunden als in diesem Augenblicke. Der Fleiß des jungen Gesellen gefiel auch den Ge- fängnisbeamten, und da es Tischlerarbeiten in einem solchen Hause genug gibt, so ließ man ihn in der Gefängniswerkstatt weiter arbeiten nach Herzenslust, bis endlich seine Zeit abgelaufen war. Mit freundlichen Ermahnungen und einem Zeugnis über seine gute Führung wurde Friedrich Breitkopf in seine Heimat entlassen. Er hatte sich im Gefängnis einen hübschen Groschen Geld erspart und hätte damit wohl anderwärts hingehen können als gerade zu den Bekannten des heimatlichen Dorfes, indessen Friedrich Breit- kopf war im Gefängnis ein anderer geworden. Wohl kam es ihm schwer an, den früheren Bekannten wieder unter die Augen zu treten; aber es zog ihn zu seinem alten Mütterchen, das er so bitter gekränkt hatte und dessen Vergebung ihm vor allem anderen am Herzen lag. Der erste, der dem entlassenen Sträfling entgegentrat, als er in das Dorf schritt, war der greise Gemeindediener. Tief beschämt schlug Friedrich die Augen nieder, als er dem alten Manne gegenüber- stand, und kein Wort der Begrüßung wollte über seine Lippen. Da fühlte er, wie der Greis seine Hand ergriff und mild zu ihm sagte: „Bist wieder da, Friedrich? Hast Pech gehabt, armer Junge! Es haben dich alle bedauert im Dorf; laß nur gut sein, das ver- gißt sich wieder; du bist ja nicht schlecht, bloß ein bißchen wild; das kann jedem vorkommen, mein Sohn. Geh jetzt zu deiner Mutter, die wartet schon auf dich!“ O, wie wohl taten dem jungen Manne diese schlichten Worte! — War er wirklich nicht schlecht, sondern nur wild gewesen? — Nein, nein, er hatte sein ehrlich Handwerk aufgegeben; das war nicht recht gewesen; schon darum hatte er seine Strafe verdient. Und doch, es tat ihm so unendlich wohl, daß gerade der greise Gemeindediener sein Vergehen so milde beurteilte. An dem Häuschen seines Mütterchens stand Friedrich einen Augenblick still und blickte durch die Fensterscheiben hindurch in das einzige Wohnstübchen. O Gott, da saß die alte Frau gebeugt in ihrem Lehnstuhl und hatte vor sich ihr altes Gesangbuch mit den großen Buchstaben aufgeschlagen. Leise öffnete Friedrich Haus- und Stubentür; da blickte die alte Frau auf. „Mütterchen, Mütter- chen, vergib mir, daß ich dir so wehe getan habe!“ schrie Friedrich, stürzte zu den Füßen seiner Mutter nieder und begrub sein tränen- überströmtes Antlitz in ihrem Schoße.

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 21

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
21 5. Hub wie sic nun beim Sohne sitzt Sv selig, so verklärt, — Ich wette, dasi Laub Mütter!ein Die Englein singen hört! Friedrich Halm. 19. Schiller an seine Mutter. Liebste Mutter! Herzlich betrübt ergreife ich die Feder, mit Ihnen und den lieben Schwestern den schweren Verlust zu beweinen, den wir zusammen erlitten haben. Zwar gehofft habe ich schon eine Zeit- lang nichts mehr; aber wenn das Unvermeidliche eingetreten ist, so ist es immer ein erschütternder Schlag. Daran zu denken, daß etwas, das uns so teuer war und woran wir mit den Empfindungen der frühen Kindheit gehangen und auch im späteren Alter mit Liebe geheftet waren, daß so etwas aus der Welt ist, daß wir mit all unserem Bestreben es nicht mehr zurückbringen können, daran zu denken, ist immer etwas Schreckliches. Und wenn man erst wie Sie, teuerste und liebste Mutter, Freude , und Schmerz mit dem verlorenen Freund und Gatten so lange, so viele Jahre geteilt hat, so ist die Trennung um so schmerzlicher. Auch wenn ich nicht einmal daran denke, was der gute, verewigte Vater mir und uns allen gewesen ist, so kann ich mir nicht ohne besondere Rührung das Ende eines so bedeutenden und talentvollen Lebens denken, das ihm solange und mit solcher Ge- sundheit zuteil wurde und das er so redlich und ehrenvoll ver- waltete. Ja wahrlich, es ist nichts Geringes auf einem so langen und mühevollen Laufe so treu auszuhalten und so wie er noch im dreiundsiebenzigsten Jahre mit einem so kindlichen, reinen Sinn von der Welt zu scheiden! Möchte ich, wenn es mich gleich alle seine Schmerzen kostete, so unschuldig von meinem Leben scheiden wie er von dem seinigen! Das Leben ist eine schwere Prüfung und die Vorteile, die mir die Vorsehung in mancher Vergleichung mit ihm vergönnt haben mag, sind mit so vielen Gefahren für das Herz und für den wahren Frieden verknüpft. Ich will Sie und die lieben Schwestern nicht trösten. Ihr fühlt alle mit mir, wieviel wir verloren haben; aber Ihr fühlt auch, daß der Tod allein dieses lange Leiden

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 25

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
2 r> Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber fast ebenso selten gelang es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen. „Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich; „die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So. kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend noch einer herbei. Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen hinter sich her und — sollte man’s glauben! — es ist sein leiblicher Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat. „Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger. Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt- mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“ herrscht ihn der Hauptmann an; „packt’s dich an deiner Seele, du Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu- biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten. Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — — Halten’s zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber erraten.“ Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs- mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit vorläufig noch keine Eile. ’Ich will den Fall dem König melden.“

6. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 27

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
27 das in Sicherheit bringen, was schon gehauen ist." Er kehrt in un- schlüssiger Stimmung in den fjof zurück und ist angenehm berührt, als er den Schwiegervater hinter einem stattlichen Haufen Strohseile erblickt. von der Stunde an haben sich die beiden verstanden. Der Schwie- gersohn hat den alten Dauer stets zu Date gezogen und ihn vor den Dienstboten ehrerbietig behandelt und der ctlte schwört nicht höher als auf seinen Schwiegersohn. Cr geht oft durch die Fluren und betrachtet die Saaten und die schonen Kleeäcker mit größerem Stolze als ehedem die eigenen. Uuch die Dienstboten haben es bald gemerkt, daß zwischen den beiden die größte Eintracht herrscht, und nicht mehr gelacht, wenn der Alte etwas tadelte, denn sie wußten, daß sie bei dem Jungen übel ankommen würden. Und als nach Jahr und Tag ein Kindlein in der lviege schrie, wurde der Großvater die fleißigste und besorgteste Kindsmagd,- denn er sah hier den alten Daum neue Sprossen treiben und das ist fröhliche Hoffnung, die selbst über das Grab hinaus grünt. Wir können ihn an manchen Sommer- tagen beobachten, wie er daheim, die Fliegenklatsche in der Hand, an der Wiege eingenickt sitzt, während die anderen draußen auf dem Felde arbeiten, oder wie er stolz dareinschaut, wenn der Erstgeborene an seiner Hand die ersten Schritte macht. U)ie schon ist es, wenn so das Ulter mit dem Nat und die Jugend mit der Tat froh zum gemeinschaftlichen Werke schreiten, wenn die alten Leute im Kreise der Kinder und Enkel leben, teilnehmend an all ihren Freuden und Leiden! Leider ist es nicht überall so und in manchem Uuszugstübchen ertönen Seufzer und Klagen. Der sogenannte Uuszug, die Bezüge an Mehl, Schmalz, Eiern, Fleisch u. s. w., die die alten Leute ver- tragsmäßig von ihren Kindern zu erhalten haben, geben nur zu oft Unlaß zu Unzufriedenheiten. Uuf der einen Seite zeigen sich Neid und Geiz, auf der anderen Mißtrauen und Klagen. Wie bitter muß das Stück Drot den Uuszüglern im Munde aufquellen, wenn sie denken müssen, daß es ihnen von ihren Kindern nicht gegönnt sei. Es ist darum nicht gut, wenn die Eltern den Kindern die Übernahme des Gutes zu leicht machen, alles aus den Händen geben und in eine zu große Ubhängigkeit von ihren Kindern geraten. Die Kinder werden ihnen viel mehr Liebe erweisen, wenn sie wissen, daß die Eltern unabhängig von ihnen sind und daß sie noch einmal etwas zu erwarten haben. Nach Fritz Möhrliu.

7. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 77

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
trägt eine umfangreiche Bücherei Rechnung. In Hunderten von kleinen Gärten, die auf dem noch unbebauten Teile des Fabrik- geländes angelegt sind, können verheiratete Arbeiter von des Tages Arbeit und Mühen sich erholen. Die Geburt eines jeden Enkels des greisen Fabrikherrn gab der Familie Krause Veran- lassung eine neue Wohlfahrtseinrichtung für die Fabrik zu schaffen. Die letzte Stiftung verfügt, daß jedes Schulkind eines Arbeiters in der Krauseschen Fabrik alle Unterrichtsmittel, deren es bedarf, un- entgeltlich geliefert bekommt. Am 3. März 1902 ging Karl Krause zur ewigen Kühe ein. Sein Leben beweist allen Zagenden, die da meinen, in unseren Tagen könne sich nur der Reiche eine selb- ständige Stellung erringen, daß ernstes Streben immer noch zum Ziele führt. Nach Oskar Bache. 47. Benjamin Franklin an einen jungen Freund. Ittein junger Freund! mit Freuben t]abe ich aus Deinem letzten Briefe ersetzen, datz Du seit einem Monate Dich selbständig gemacht Hast und das fflempnergeschäst auf eigene Rechnung treibst. Ich zroeifele nicht daran, datz Dein junges öeschäft schönen Fortgang tzaben roirb; denn ich weitz, datz Du in Deinem Fache etwas süchtiges gelernt, Dich seit einigen jähren auch in grötzeren Werkstätten umgesetzen und dadurch möglichst vervollkommnet tzast. Doch das wissen und Kennen allein machen den tüchtigen Seschäftsmann, der es zu etwas bringen will, noch nicht. Du wirst datzer einem älteren Freunde, der Dich aufrichtig lieb tzat und der glaubt das leben zu kennen, gern gestatten Dir in folgenden anspruchslosen Zeilen einige wohlgemeinte Ratschläge mitzuteilen, die Dir, wenn Du sie befolgst, sicher von Butzen lein werden, silfo tzöre und beherzige! Der weg zum vorwärtskommen in der Welt ist, wenn Du nur ernstlich willst, so eben wie der weg zum Markte. Fr hängt meistens von zwei Wörtchen ab und die tzeitzen: Tätigkeit und Sparsamkeit verschwende also weder Zeit noch 6eld, sondern mache von beiden den besten öebrauch! Ohne Fätig- keit wird Dir nichts gelingen, mit ihr aber alles, wer alles erwirbt, was er mit Ftzren erwerben kann, und — notwendige Busgaben abgerechnet — alles erhält, was er erwirbt, der wird es sicher zu etwas bringen und wird entschieden vorwärts kommen.

8. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 173

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
173 bittere Klage; denn die Not war groß. Es war plötzlich eine eisige Kälte übers Land gekommen, scharf pfiff der Ostwind, hoch lag der Schnee, eine Hungersnot brach an. „Kein Körnlein ist mehr zu finden weit und breit." Zornig schwirrten die Stimmen durcheinander. „Nur für die Raben ist gesorgt, die fressen uns, wenn wir erfroren sind." — „Heut' morgen sind zwei Meisen tot aufgefunden worden." — „Die Ärmsten!" — „Ja, wenn man einen leeren Magen hat! Es ist zum Erbarmen!" — „Der Hunger tut so weh." — „Warum helfen die Menschen uns nicht? Die sitzen warm und haben die Scheuern voll." — Der Vorsitzende gebot Ruhe. „Streut denn niemand im Dorfe Futter?" — „Ja, die Frau Pfarrer," rief das Rotkehlchen, „schon die Tage her!" „Willst du schweigen!" rief der Spatz, „wie darfst du unseren Frei- tisch verraten!" „Das bißchen genügt nicht für uns alle. Tut denn sonst niemand was für uns?" — „Ja, Kartoffeln streuen manche und Brotkrumen, die vertragen wir aber nicht. Da frißt man sich den Tod dran, an den eiskalten, durchfrorenen Brocken." — „Mein Weibchen ist neulich dran gestorben," klagte ein Fink. „Das ist doch heimtückisch von den Menschen!" — „Nein, sie wissen's nur nicht besser," verteidigte das Rotkehlchen. Lauter wurden die Anklagen. „Die Menschen müssen uns helfen; wir dienen ihnen doch das ganze Jahr. Wir halten ihnen Gärten und Felder rein, wir singen ihnen zur Freude." — „Was wäre die Natur ohne uns!" — „Ja," rief ein Spatz, „sie können gar nicht ohne uns leben. Oder habt ihr schon einmal ein Dorf ohne Spatzen gesehen?" — „Hört den Gassenbub'!" rief eine Amsel. „Hört den Junker," schrien die Spatzen im Chor zurück. „Gauner! Pfälzer Krischer!" — Mühsam stiftete der Vorsitzende Friede. „Bleibt bei der Sache! Was ist zu tun?" — „Wir hätten im Herbste fortziehen sollen wie so viele andere. Wer lohnt uns unsere Treue?" — „Wir wollen fort! Wir wollen fort!" — „Nach Ägypten wollen wir wie der Storch. Da ist's schön, sagt der Storch." — „Ach, der Schwätzer! Alle Winter macht er sich aus dem Staub und dabei behauptet er, die Menschen könnten nicht ohne ihn bestehen." — „Wollen seh'n, ob sie uns entbehren können!" — „Schweigt still!" rief ein alter Star, der großes Ansehen genoß, „hört mich an! Ich beantrage —"

9. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 208

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
208 können seine Hinterbliebenen aus ordnungsmäßig geführten Büchern ohne Mühe ersehen, wie sie Schuldnern und Gläubigern gegenübergestellt sind. Nebenbei will ich nur erwähnen, daß ein Handwerker sich bei Lieferanten und Genossenschaftskassen um so leichter Kredit verschafft, je leichter und klarer er nachweisen kann, wie es mit seinen Vermögensverhältnissen bestellt ist. Auch dazu trägt die Buchführung bei, daß ein Handwerker schnell und sicher seine Geschäftsunkosten feststellen kann und bei der Aufstellung von Kostenberechnungen nicht im Finstern tappt. Eine geordnete Buchführung ist endlich das beste Mittel für die Feststellung des reinen Einkommens und der Abzüge, die nicht zu be- steuern sind. Damit bildet sie zugleich die Grundlage für eine Steuer- veranlagung, die genau den Tatsachen entspricht. Wenn dagegen ein Handwerksmeister die Buchführung für überflüssig hält, so muß er es sich gefallen lassen, daß das Rentamt oder der Steuerausschuß sein Ein- kommen nach seinem Ermessen abschätzt, ermittelt und demgemäß den Steuersatz bestimmt." Die braven Meister ließen sich endlich von mir überzeugen und nach Jahresfrist rühmte ein jeder von ihnen die Vorteile der Buch- sührung. A. Gutsch. 112. Die Wichtigkeit der Kostenberechnung. „Das wird ein frohes Pfingstfest werden!" rief Meister Lebe- recht, einen Brief schwingend, der über den Hof schreitenden Frau Meisterin durch das Fenster der Werkstatt zu, „unsere Käthe kommt am Freitag und ihr Mann trifft am folgenden Tage ein." Und es wurde ein frohes Fest,- denn nicht nur Tochter und Lchwiegersohn stellten sich ein, unerwartet erschien auch der Pflegesohn der braven Meistersleute. Der war einige Iahre älter als Meister Leberechts Schwiegersohn und besaß eine einträgliche Tischlerei. In der Frühe des zweiten pfingsttages brachen die Männer auf um eine Fußwanderung nach einem Uusflugsort zu machen, während die Frauen mit dem Dampfboot nachkommen sollten. Meister Leberecht hatte nämlich die Ubsicht mit seinem Tochtermann ein vertrauliches Wort zu reden,- denn er meinte auf dessen Gesicht dann und wann einen sorgenvollen Zug beobachtet zu haben. Unvermerkt lenkte er das Ge- spräch auf den Geschäftsbetrieb und fragte den jungen Meister, wie sich sein Geschäft denn anlasse. „Es geht ganz gut," lautete die Untwort, „ich habe eine ausgedehnte Kundschaft, bekomme fortgesetzt reichliche Aufträge und auf Bezahlung brauche ich meistens nicht lange zu warten. Die Käthe steht mir treu zur Leite,- wir leben bescheiden

10. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 279

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
279 ja,“ erwiderte der Beamte, „die Quittung, die Sie in Detmold er- halten haben über den Zoll; die mir vorgelegte Quittung lautet bloß über die Strafgelder.“ Dem Herrn Professor wurde jetzt klar, daß sie in Detmold abgefahren waren ohne erst die Quittung über den Zoll sich ausstellen zu lassen. Um nun die Strafe nicht noch einmal bezahlen zu müssen wurde ein Bote nach Detmold geschickt, der die Quittung über den Zoll zu holen beauftragt war. Dem Herrn Professor war die Sache sehr ärgerlich und er wünschte den Kaffee dahin, wo der Pfeffer wächst. Nach Verlauf mehrerer Stunden war die Quittung da, der Herr Professor bezahlte den Zoll für Preußen und fuhr glücklich und unangehalten über die kurhessische und hannoversche Grenze, bezahlte aber auch jedesmal den ihm ab- verlangten Zoll. In Göttingen hielten sich unsere Reisenden einige Tage auf und verlebten dieselben in Gesellschaft des lieben Freundes sehr angenehm. Am dritten Tage brach man wieder auf. Als man abermals an die preußische Grenze kam, fragte der Zollbeamte nach dem „Zollbaren“. „Wir haben nichts Zollbares bei uns,“ erwiderte bestimmt der Herr Professor. Die Frau Pro- fessor sah ihren Gatten fragend an, schwieg aber. Der Zollbeamte untersuchte flüchtig den Wagen und wünschte glückliche Reise. Geradeso ging es an den Zollhäusern mehrerer Thüringer Staaten, ohne daß man Zoll bezahlte, bis man wieder im Regierungs- bezirk Erfurt an ein preußisches Zollhaus kam. Dort ging es in der Hauptsache auch glatt ab; als aber der Blick des Zollbeamten die Wagenlaternen streifte, wurde er stutzig. Von Neugierde geplagt, machte er die Wagenlaternen auf und fand, daß beide mit Tabak gefüllt waren. Neuer Schreck. Diesmal lud sich aber das Unwetter auf den armen Kutscher ab, der, durch das Beispiel der Frau Professor verleitet, sich für einige Groschen Tabak in Bremen gekauft und ihn glücklich bis Thüringen in den Wagenlaternen verborgen hatte. ¿a Was half aber alles Schelten und alles Jammern, kurz, der Herr Professor mußte zahlen. Nachdem auch dieser Kelch geleert war, fuhren unsere Reisenden der Heimat wieder zu. Die Freude des Wiedersehens ließ allen Schmerz und Ärger vergessen. Glücklich hielt der Wagen vor der Tür des Herrn Pro- fessors, alles Gepäck wurde hereingeschafft, aber das Kutschkästchen war zum Entsetzen der Frau Professor leer, der Kaffeesack war verschwunden. Was war damit geschehen? Die Frau Professor wagte nicht danach zu fragen und hat es nie erfahren.
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