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1. Enthaltend: Welt-, Erd-, Geschichts- und Vaterlandskunde, nebst einer Zugabe vom Calender - S. 152

1834 - Celle : Schulze
152 §, '7. Der König vertritt das Königreich m allen Beziehungen zu dem Deutschen Bunde, zu den einzel- Ueu Bundesstaaten und in allen auswärtigen Verhält? uifseu. §. 8. Ebenmäßig gehr auch im Innern alle Re? gierungsgewalt vom Könige ans, mch wird von den Landesbehörden, vernröge der dem Könige verliehenen Ge? walt ausgeübt. Kein Lagdesgefeh tritt in Gültigkeit, bevor es nicht vonr Könige verkündigt ist. Die bewaffnete Macht und deren Einrichtung, so wie alle sie betreffen? Den Anstellungen, Anordnungen und Befehle sind allein vom Könige abhängig. §. 9. Die Gerichtsbarkeit geht vom Könige aus und wird durch die ordentlicheu Ge- richte des Landes geübt, über welche demselben die Auf- sicht zusteht. §. 19. Der König verleiht Rang, Titel und Würden, und hat das Recht, Standeserhöhungen vorzunehmen. §. 11. Die Krone des Königreichs Han- nover vererbt ohne Theilung der lande. Sie gebührt zunächst dem Mannöstamme des Königlichen Hauses. Die Thronfolge wird nach dem Rechte der Erstgeburt bestimmt. Erlischt der Mannsstamm der jetzigen Kö- niglichen Linie (d. h. eine Reihe Anverwandten, welche . sämmtlich von einerlei Stammvätern herkonuuen; Lineal- Erbfolge ist also eine nach solcher Anverwandcschafc ge- ordneten Erbfolge), so geht die Thronfolge auf den Mannsstamm der jetzigen Herzoglich Braunschweig- Wolfenbüttelschen Linie, und nach dessen Erlöschen auf die weibliche Linie über. §. 12. Der König ist voll- jährig, sobald Ec sein achtzehntes Lebensjahr erreicht hak. §. 13. Der König wird den Antritt seiner Regie- rung durch ein Patent (d. h. ein öffentliches obrigkeit- liches Ausschreiben) zur öffentlichen Kunde bringen, wo- rauf die Huldigung erfolgt. — Im Patente verspricht der König bei seinem Königlichen Worte die unverbrüch- liche Festhaltung der Landesverfassung. §. 11. Eine Re- gentschaft tritt ein, wenn der König entweder minderjäh-

2. Weltkunde - S. 116

1875 - München : Oldenbourg
116 ö4 Maria Theresia. Kriegsgericht gestellt. Nur mit Mühe konnte die Todesstrafe von ihm abgewendet werden. Katt dagegen wurde vor den Augen des Prinzen enthauptet. Später söhnten sich jedoch Vater und Sohn wieder miteinander aus. 2. Friedrich folgte, 28 Jahre alt, seinem Vater auf dem Throne. Gleich nach, seinem Regierungsantritt führte er einen siegreichen Krieg mit Österreich. Dadurch gewann er die Provinz Schlesien (1741). Allein Preußens Macht erregte bald die Eifersucht der anderen Staaten. Es bildete sich daher eine große Verbindung gegen dasselbe. Friedrich kämpfte nun 7 Jahre kühn gegen halb Europa und blieb endlich Sieger (1756—1763). 3. Nachdem Friedrich Preußen vor dem Untergange ge- rettet hatte, suchte er durch weise Verwaltung das Elend des Krieges zu mildern. Er ließ Getreide unter die Unterthanen austeilen und übergab den Bauern Ackerpferde. Die einge- äscherten Häuser wurden auf seine Kosten aufgebaut, und die verwüsteten Provinzen erhielten zeitweilige Steuerfreiheit. Zur Beförderung des Handels errichtete der König Fabriken und Kanäle. Überall wurde Recht und Gesetz strenge gehandhabt. Seine Thüre stand jederzeit den Unterthanen offen, deren Wünsche und Beschwerden er leutselig anhörte. Auch Künste und Wissenschaften wurden befördert. Diesen ungewöhnlichen Fürsten hat die Geschichte „den Großen" genannt; der Volks- mund aber heißt ihn gerne „den alten Fritz". 84. Maria Weresta (1740—1780). 1. Maria Theresia war die Tochter des Kaisers Karl Vi. Da dieser keine männlichen Nachkommen hatte, ging die Herrschaft über die österreichischen Länder auf seine Tochter über, Allein bald erhoben mehrere Fürsten Erb- ansprüche auf die Länder, und dadurch wurde Maria Theresia in langwierige Kriege verwickelt, welche sie aber im ganzen glücklich bestand. Nur an Preußen mußte sie Schlesien abtreten. Dagegen behauptete sie nicht nur selbst die Herrschaft, sondern bewirkte sogar die Wahl ihres Ge- mahls, des Herzogs Franz von Lothringen, zum deutschen Kaiser. 2. Maria Theresia ist die ehrwürdigste Regentin der neueren Zeit. Dieselbe war eine schöne, geistreiche Frau von männlichem Charakter. Ihrem Gemahle war sie mit solcher Liebe zugethan, daß sie. nach seinem Tode nie wieder die Trauerkleider ablegte. Über ihr Land regierte die Kaiserin als wahre Mutter. In der Regel stand sie um

3. Weltkunde - S. 108

1875 - München : Oldenbourg
108 79. Land- und Gartenbau vor dreihundert Jahren. nach Wittenberg und machte ihn daselbst zum Bürgermeister. Daß der Kurfürst sich in seinem Lukas nicht geirrt hatte, be- weist folgende Geschichte. 2. Als Johann Friedrich in dem Schmalkaldischen Kriege, der nach Luthers Tod geführt wurde, in die Gefangenschaft Kaiser Karls V. geraten war, ließ der letztere, der sich bei der Nennung des Namens Lukas Kranach erinnerte, daß dieser ihn als Knabe gemalt hatte, ihn zu sich in das Lager kommen. „Wie alt war ich damals, als Du mich maltest?" fragte der Kaiser. „Eure Majestät," antwortete Kranach. „zählten acht Jahre. Es gelang mir nicht eher, Eure Majestät zum Still- sitzen zu bringen, als bis Dero Hofmeister verschiedene Waffen an die Wand hängen ließ. Unterdessen, daß Dieselben diese kriegerischen Instrumente mit unverwandten Augen betrachteten, hatte ich Zeit, Ihr Bild zu entwerfen." Das Gesicht des Kaisers erheiterte sich bei dieser Erinnerung. „Bitte Dir eine Gnade von mir aus, Maler!" sagte er. Demütig siel ihm Kranach zu Füßen und bat mit Thränen in den Augen nicht etwa uni eine Summe Geldes oder um einen Titel, sondern um die Freiheit seines Kurfürsten. Der Monarch geriet in die größte Verlegen- heit; sein Herz war durch diesen gerechten Wunsch eines frommen Unterthanen sehr gerührt, und doch glaubte er, den rechtschaffenen Kranach fürs erste abweisen zu müssen. „Du bist ein braver Mann," sagte er zu ihm; „aber lieber hätt' ich Dich, wenn Du um etwas anderes gebeten hättest." 3. Da nun Kranach mit dieser Fürbitte nichts ausrichtete, so begleitete er seinen unglücklichen Herrn in die Gefangenschaft und harrte als treuer Freund bei demselben aus. Als nach einiger Zeit der Kurfürst seine Freiheit erlangte, ließ der dank- bare Herr diesen seinen treuen Diener nie von der Seite; er mußte beständig bei ihm wohnen und selbst bei ehrenvollen Gelegenheiten neben ihm im Wagen sitzen. Gebürtig war Kranach nicht aus Sachsen, sondern aus dem fränkischen Städtchen Kronach, woher auch sein Zuname kommt. 79. Land- und Gartenbau vor dreihundert Jahren. 1. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde der deutsche Land- und Gartenbau durch Einführung einer Menge fremder Frucht- und Pflanzenarten wesentlich bereichert. Zu Anfang des 16. Jahr- hunderts wurde der asiatische Buchweizen eingeführt. Die Rapskultur brachten die durch Alba vertriebenen Niederländer nach Süddeutschland. Der Anbau des schon zur Zeit Karls des Großen bekannten Krapps wurde namentlich in Schlesien und Böhmen emsig fortgetrieben; dagegen erlitt die besonders in Thüringen blühende Kultur des Waid durch die Einfuhr des Indigo schwere Beeinträchtigung. Den Mais hatte Kolumbus

4. Weltkunde - S. 118

1875 - München : Oldenbourg
118 85. Der erste Einsall der Franzosen in Deutschland rc. fall bereit batten und ihnen gaben; dann wollten sie Hemden, Strümpfe, Schnupftücher u. dgl. Wir gaben ihnen auch, so viel wir just da hatten, und die erste Partie deren 5 waren, ging weiter. Aber gleich kamen wieder andere mit eben dem Ungestüm und verlangten mit grösster Gewalt, indem mir einer das geladene Gewehr auf die Brust setzte, ich sollte ihm ein Hemd schaffen. Es war wirklich keins mehr im Haus, als das der Papa auf dem Leib hatte; also sagte ich, dass wir keins mehr hätten; sie sollten selbst sehen, indem ich in der Angst ihnen die Kommode aufschloss; sie wühlten die Sachen durch einander und sahen selbst, dass keins da war. Also suchten sie andere Sachen, nahmen dem Papa seine Hose mit silbernen Schnallen, seine Dose und Schnupftuch und Geld vor seinen Augen ohne Schonung für seine Krankheit und sein Alter; dann rissen sie der Luise mit grösster Frechheit ihre zwei Halstücher vom Hals herunter, störten alles aus, wo sie etwas fanden, das ihnen anständig war, und nahmen es. Drei silberne Löffel, die noch in der Tischlade lagen, nebst etlichen Tüchern sind auch fort. 3. Doch ist dieser Verlust im ganzen nicht so gross als die Angst und der Schrecken, den wir hatten. Ich und die Luise konnten die alten Eltern natürlich nicht verlassen, und doch hörte man aller Orten von den grössten Frechheiten, die sie sich bei dem Frau engeschlechte erlaubten; also war unsere Angst grenzenlos. Aber doch können wir ausser der Plünderung ihnen keine solche Äusserung Schuld geben. 4. Dennoch sind wir den andern Tag, da man noch mehrere von dieser Partie vermutete, nebst noch einer Familie von hier in eine im Wald befindliche Höhle unter der Brücke geflüchtet. Hier blieben wir von 7 Uhr des Morgens bis abends um 8 Uhr (den längsten Tag, den ich in meinem ganzen Leben durchlebt habe), wo wir dann durch einen Boten die Nachricht bekamen, dass ein französisches Kommando von Leonberg, wo ein französisches Regiment liegt, auf die Solitüde eingerückt wäre, um uns zu beschützen. Seit dieses hier ist, haben wir gar nichts zu befürchten. Der Offizier heim Kommando ist ein äusserst feiner und höflicher Mann, der soeben uns eine Visite machte. Wir erzählten ihm das Betragen des Freicorps, und er war äusserst unzufrieden hierüber. 5. Manche Leute sind hier ganz ausgeplündert worden. Wir haben vorher alles, was von Wert war, entfernt, und das bekam uns sehr gut, sonst hätte uns dieser Tag um unser halbes Vermögen bringen können. Wir arbeiteten wie die Pferde etliche Tage vorher, und es bleibt alles an seinem Ort, bis der ganze Lärm vorüber ist — In Stuttgart ist alles

5. Die weite Welt - S. 97

1882 - Leipzig : Klinkhardt
97 geworden, denn diese Schweizer halten mich für Ulrich von Hutten." Sprach der Wirt: „Ihr seines nit, aber Martinns Luther seid Ihr." Da lächelte er mit solchem Scherz: „Die halten mich für den Hutten, Ihr für den Luther, bald werde ich wohl gar Till Eulenspiegel werden." Nach solchem Gespräch bot er uns die Hand und sprach: „So ihr nach Wittenberg konnnt, grüßt mir den Dr. Hieronymus Schurs." Sprachen wir: „Wir wollen das gern thun, doch wie sollen wir Euch nennen?" Sprach er: „Saget nichts weiter, als: der kommen wird, läßt Euch grüßen,— so versteht er die Worte sogleich." Also schied er von uns und ging zu seiner Ruhe. Danach kamen die Kaufmänner wieder in die Stube und hießen den Wirt ihnen noch einen Trunk auftragen, während welchem sie viel Unterredungen hielten des Gastes halber, wer der wohl wäre. Doch der Wirt ließ sich merken, er hielte ihn für den Luther, und sie, die Kaufleute, ließen sich bald bereden und bedauerten und kümmerten sich, daß sie so ungeschickt vor ihm geredet hatten und sprachen, sie wollten am Morgen um so früher aufstehen, ehe er wegritte, und wollten ihn bitten, er möge nicht auf sie zürnen, noch im Arg daran denken, da sie seine Person nicht erkannt hätten. Dies ist geschehen, und sie haben ihn am Morgen im Stall gefunden. Aber Martinns hat geantwortet: „Ihr habt beim Nachtmahl gesagt, Ihr wollt zehn Gul- den wegen des Luthers ausgeben, um ihm zu beichten; wenn Ihr ihm beichtet, werdet Ihr wohl sehen und erfahren, ob ich der Martinns Luther sei." Weiter hat er sich nicht zu erkennen gegeben, ist darauf bald aufgesessen und auf Wittenberg zu geritten. An demselben Tage sind auch wir auf Naumburg gezogen und bald gen Wittenberg gekommen. Am Samstag sind wir bei dem Dr. Hieronymus Schürf eingekehrt, nur unsere Briefe zu überantworten. Wie man uns in die Stube beruft, siehe, so finden wir den Reiter Marünns, ebenso wie zu Jena. Und bei ihm ist Philippus Melanch- thon, Justus Jonas, Nikolaus Amsdorf, Dr. Augustin Schürf; sie erzählen ihm, was sich während seiner Abwesenheit zu Wittenberg ereignet hat. Er grüßt uns und lacht, zeigt mit dem Finger und spricht: „Dies ist Philipp Melanchthon, von dem ich euch gesagt habe." G. Freytag. 41. Gustav Adolf. Gustav Adolf war ohne Widerspruch der beste Feldherr seines Jahr- hunderts und der tapferste Soldat in seinem Heere, das er sich selbst erst geschaffen hatte. Ganz Deutschland hat die Mannszucht bewundert, durch welche sich die schwedischen Heere auf deutschem Boden in den ersten Zeiten so rühmlich unterschieden. Alle Ausschweifungen wurden aufs strengste geahndet, am strengsten Gotteslästerung, Raub, Spiel und Duelle. In den schivedischen Kriegsgesetzen wurde die Mäßigkeit befohlen; auch erblickte man in dem schwedischen Lager, das Gezelt des Königs nicht ausgenommen, Weite Welt. 7. und 8. Schuljahr. 7

6. Die weite Welt - S. 99

1882 - Leipzig : Klinkhardt
alles geriet bei uns ins Stecken; wo wir erschienen und pochten an, ward nicht gegrüfst noch aufgethan. Wir mussten uns drücken von Ort zu Ort, der alte Respekt war eben fort. Die Sachsen. Da nahm ich Handgeld von den Sachsen; meinte, da müsste mein Glück recht wachsen. Sollten da strenge Mannszucht halten, durften nicht recht als Feinde walten, mussten des Kaisers Schlösser bewachen, viel Umstand’ und Komplimente machen, führten den Krieg, als wär’s nur Scherz, hatten für die Sach’ nur ein halbes Herz, wollten’s mit niemand ganz verderben, kurz, da war wenig Ehr’ zu erwerben. Und ich wär’ bald vor Ungeduld wieder heimgelaufen zum Schreibepult, wenn nicht eben auf allen Strassen der Friedländer hätte werben lassen. Die Wallensteiner. Seitdem denk’ ich an kein Entlaufen. Kann’s der Soldat wohl besser kaufen? Da geht alles nach Kriegessitt’, hat alles ’nen grossen Schnitt, und der Geist, der im ganzen Corps thut leben, reisset gewaltig, wie Windesweben, auch den untersten Reiter mit. Da tret’ ich auf mit beherztem Schritt, darf über den Bürger kühn wegschreiten, wie der Feldherr über der Fürsten Haupt. Es ist hier wie in den alten Zeiten, wo die Klinge noch alles thät bedeuten; da giebt’s nur ein Vergeh’n und Verbrechen; der Ordre fürwitzig widersprechen! Was nicht verboten ist, ist erlaubt; da fragt niemand, was einer glaubt. Es giebt nur zwei Ding’ überhaupt, was zur Armee gehört und nicht, und nur der Fahne bin ich verpflichte. —- Der führt’s Kommando nicht wie ein Amt, wie eine Gewalt, die vom Kaiser stammt! Es ist ihm nicht um des Kaisers Dienst; was bracht’ er dem Kaiser für Gewinst? Was hat er mit seiner grossen Macht zu des Landes Schirm und Schutz vollbracht? 7*

7. Die weite Welt - S. 103

1882 - Leipzig : Klinkhardt
103 auf den gewissen Sieg. Sollte ich bleiben und Sie für Ihre geleisteten Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun ins Lager und wiederholen Sieden Regimentern, was Sie jetzt von mir gehört haben." Einen Augenblick hielt er inne, dann fügte er mit ernstem Ausdrucke hinzu: „Das Regiment Kavallerie, welches nicht gleich, wenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht absitzen und mache es zu einem Garnison-Regimente! Das Bataillon Infanterie, das, es treffe, worauf es wolle, nur zu stocken ansängt, verliert die Fahne und die Säbel, und ich lasse ihm die Borden von der Montierung^ abschneiden! Run leben Sie wohl meine Herren, in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." Die Begeisterung, welche Friedrich durch diese Rede den Offizieren eingeflößt, ging bald auf die gesamte Armee über; im ganzen Lager ertönte lauter Jubel. Die alten Krieger reichten sich wechselseitig die Hände und beschworen ihre jungen Kameraden, dem Feinde mutig unter die Augen zu treteu. Frohe Siegesbegeisterung durchdrang alle Herzen. Am Morgen des 5. Dezember (1757) zog Friedrich an der Spitze der „Berliner Wachtparade" dem übermütigen Feinde entgegen. Ehe er die Schlacht begann, rief er einen Offizier mit 50 Husaren zu sich und sagte zu demselben: „Ich werde mich heute bei der Schlacht mehr aussetzen müssen wie sonst. Er mit seinen 50 Mann soll mir zur Deckung dienen. Er verläßt mich nicht und giebt acht, daß ich nicht der Canaille^) in die Hände falle. Bleib' ich, so bedeckt er den Körper gleich mit seinem Mantel und läßt einen Wagen holen. Er legt den Körper in den Wagen und sagt keinem ein Wort. Die Schlacht geht fort, und der Feind — der wird geschlagen." Seine Soldaten rückten unter dem Gesänge frommer Lieder mit Begleitung der Feldmusik dem Feinde entgegen. Ein Kommandant wollte ihnen Schweigen gebieten; Friedrich aber sagte: „Nein, laß Er das; mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen." Die feind- liche Schlachtlinie war fast eine ganze Meile lang; Friedrich konnte nur siegen, wenn er es verstand, seine geringere Truppenzahl durch schnelle und kräftige Verwendung gleichsam zu verdoppeln. Er täuschte den Feind, in- dem er einen versteckten Angriff auf dessen rechten Flügel machen ließ, während er den Hauptangriff gleich darauf aus den linken Flügel richtete. Dieser wurde durch den heftigen Stoß der preußischen Infanterie über den Haufen geworfen, und bald geriet darüber das ganze österreichische Heer in Unordnung. Nach drei Stunden war die verhängnisvolle Schlacht ent- schieden; in wilder Flucht eilte die feindliche Armee davon; ganze Haufen, zusammen wohl 20000 an der Zahl, ergaben sich als Gefangene. Es war einer der glorreichsten Siege, von welchen die Weltgeschichte erzählt; ein Sieg des überlegenen Scharfsinns und der begeisterten Hingebung über die scheinbar furchtbarste Übermacht. Noch aus dem Schlachtfelde belohnte der König seinen thätigsten Helfer in der Schlacht, den Prinzen Moritz von Dessau, indem er ihn zum Feldmarschall erhob. „Ich gratuliere Ihnen zur gewonnenen Bataille ch, Herr Feldmarschall", sagte er zum Prinzen. 1 1) Die Dienstkleidung, der Soldatenrock. 2) Das Lumpengesindel. 3) Schlacht.

8. Die weite Welt - S. 104

1882 - Leipzig : Klinkhardt
104 Dieser, noch halb beschäftigt, achtete nicht auf den letzten Teil der Anrede. Friedrich aber wiederholte mit erhobener Stimme: „Hören Sie nicht, daß ich Ihnen gratuliere, Herr Feldmarschall!" Erst jetzt verstand der tapfere Prinz, daß ihm der König seine Beförderung anzeigen wollte und be- dankte sich. Ein alter General stattete dem Könige seine Glückwünsche über den errungenen Sieg ab. „Das", erwiderte der König, „hat ein Höherer gethan!" — „ Ja," sagte der General, „und Ew. Majestät vortreffliche Anordnungen." — „Ach, was will Er mit seinen Anordnungen, — na — es kommt wohl eins zum andern." Auch die brave Armee übertrug die Ehre und den Dank des Sieges auf den Höchsten; am Abend stimmte ein alter Grenadier inmitten des Schlachtfeldes das Lied an: „Nun danket alle Gott", und sogleich fiel die ganze Armee mit Begleitung der ganzen Feldmusik in den schönen Lobgesang ein. Wie aus einem Munde erscholl es: „Nun danket alle Gott mit Herzen Mund und Händen, der große Dinge thut an uns und allen Enden." Ein erhebender Augenblick, bei dunkler Nacht, unter Tausenden von Leichen! — Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfreude teil und stimmte begeistert gleichen Lobgesang an. Zugleich sang man: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal achtzigtausend Mann." Hahn. 45. Friedrichs des Grossen Begierungskunst. Die ersten dreiundzwanzig Jalire seiner Regierung hatte Fried- rich der Grosse gerungen und gekriegt, seine Kraft gegen die Welt durchzusetzen; noch dreiundzwanzig Jahre sollte er friedlich über sein Volk herrschen als ein weiser und strenger Hausvater. Die Ideeen, nach denen er den Staat leitete, mit grösster Selbstverleugnung, aber selbst- willig, das Grösste erstrebend und auch das Kleinste beherrschend, sind zum Teil durch höhere Bildungen der Gegenwart überwunden worden, sie entsprachen der Einsicht, welche seine Jugend und die Erfahrungen des ersten Mannesalters ihm gegeben hatten. Frei sollte der Geist sein, jeder denken, was er wollte, aber thun, was seine Bürgerpflicht war. Wie er selbst sein Behagen und seine Ausgaben dem Wolile des Staates unterordnete, mit etwa 600 000 Mark den ganzen königlichen Haus- halt bestritt, zuerst an den Vorteil des Volkes und zuletzt an sich dachte, so sollten alle seine Unterthanen bereitwillig das tragen, was er ihnen an Pflicht und Last auflegte. Jeder sollte in dem Kreise bleiben, in den ihn Geburt und Erziehung gesetzt; der Edelmann sollte Gutsherr und Offizier sein, dem Bürger gehörte die Stadt, Handel, Industrie, Lehre und Erfindung, dem Bauern der Acker und die Dienste. Aber in seinem Stande sollte jeder gedeihen und sich wohl fühlen. Gleiches, strenges, schnelles Recht für jeden, keine Begünstigung des Vornehmen und Rei-

9. Die weite Welt - S. 123

1882 - Leipzig : Klinkhardt
123 Wenn alle Hüte sich und Helme schmücken mit grünen Mahn, dem letzten Baub der Felder! Der Städte Thore gehen auf von selbst, nicht die Petarde braucht sie mehr zu sprengen; von Menschen sind die Wälle rings erfüllt, von friedlichen, die in die Lüfte grüfsen, — hell klingt von allen Türmen das Geläut’, des blut’gen Tages hohe Vesper schlagend. Aus Dörfern und aus Städten wimmelnd strömt ein jauchzend Volk, mit liebend emsiger Zudringlichkeit des Heeres Fortzug hindernd. —- Da schüttelt, froh des noch erlebten Tags, dem heimgekehrten Sohn der Greis die Hände. . Ein Fremdling tritt er in sein Eigentum, das längstverlafs’ne, ein; mit breiten Ästen deckt ihn der Baum bei seiner Wiederkehr, der sich zur Gerte bog, als er gegangen, und schamhaft tritt als Jungfrau ihm entgegen, die einst er an der Amme Brust verliess. 0 glücklich, wem dann auch sich eine Thür, sich liebe Arme sanft umschlingend öffnen! Schiller« 34. Züge ans dem Leben Friedrich Wilhelms Lh. und Iv. a. Der Knabe und der Lieutenant. Als der König Friedrich Wilhelm Iii. einst, gekleidet in einfache Offi- ziersuniform ohne Dekoration, mit einer seiner Töchter spazieren geht, läuft ein armer Knabe neben dem von ihm unerkannten hohen Herrn her und bittet, ihm eine kleine Börse abzukaufen, die er in großer Anzahl in dem vorge- haltenen Körbchen trug. Der fremde Herr weist ihn zurück; das Kind hört aber nicht auf zu bitten: „Ach, Herr Lieutenant, kaufen Sie mir doch eine Börse ab! Sie kostet nur sechs Groschen; und wenn Sie auch keine brauchen, dann schenken Sie der schönen Mamsell eine, die Sie am Arme haben." Noch einmal zurückgewiesen, seufzt der Knabe aus tiefer Brust: „Ach, nun haben wir diesen Mittag nichts zu essen!" — Jetzt steht der König still und nimmt aus dem Körbchen sechs Börsen, dem Kinde einen doppelten Fried- richsd'or reichend. Wie der Knabe das Goldstück sieht, spricht er: „Ach, gnädiger Herr Lieutenant, geben Sie mir lieber Groschen, ich habe weiter kein Geld und kann darauf nicht zurückgeben." Gerührt von der Ehrlichkeit dieses Kindes, das mit unschuldigem, offenem Angesicht ihn ansieht, erkundigt er sich nach seinen Familienverhältnissen und erfährt, daß seine Mutter, die Witwe eines gewesenen Feldwebels, mit sechs noch unmündigen Kindern in einem Dach- stübchen in der bezeichneten Straße und Hausnummer wohne und sich küm-

10. Die weite Welt - S. 133

1882 - Leipzig : Klinkhardt
133 alles, was geschehen ist. Ich habe es sogleich herzlich bedauert, daß Eure Majestät den Krieg gegen mich erklärt haben. Der Kaiser: Sire, ich kann versichern, daß ich den Krieg nicht gesucht habe. Die öffentliche Meinung, die Stimmung des Volkes waren es, die mich gezwungen haben, Krieg zu beginnen. Der König: Soll ich davon überzeugt sein, soll ich glauben, daß Eure Majestät den Krieg geführt haben, um der öffentlichen Meinung zu genügen, so muß ich doch sagen, daß Ihre Minister jene öffentliche Meinung, welche den Krieg erzwang, künstlich hervorgerufen und genährt haben. Der Kaiser schwieg. Der König: Eurer Majestät Armee geht mit Ehren aus dem Kriege hervor. Das Zeugnis, daß sie mit großer Tapferkeit gekämpft habe, darf ihr nicht versagt werden. Der Kaiser: Doch der Ruhm strengerer Disciplin gehört den Truppen Eurer Majestät. Es ist leider wahr, daß diese einem großen Teile meiner Truppen in letzter Zeit sehr gefehlt hat. Der König: Die preußische Armee ist immer bemüht gewesen, sowohl alte, bewährte Grundsätze festzuhalten, wie auch neue Jdeeen sich zunutze zu machen. Wir haben die Erfahrungen anderer Nationen sorgfältig ver- folgt und geprüft. Der Kaiser: Und Ihre Artillerie, Sire! Sie war es, welche die Schlacht gewann! Die preußische Artillerie ist die beste der Welt. Der König äußerte sich mit ein paar Worten für diese schmeichelhafte Anerkennung. Der Kaiser: Das Schicksal des gestrigen Tages aber hat Prinz Friedrich Karl entschieden. Durch seine Armeeen wurden unsere Stellungen genommen. Der König stutzte: Prinz Friedrich Karl? Ich verstehe Eure Majestät nicht. Nicht Prinz Friedrich Karl, sondern mein Sohn war es, der bei Sedan focht. Der Kaiser fuhr bei diesen Worten, wie von ungewöhnlichem Schreck betroffen, zusammen. Schnell aber faßte er sich wieder. Der Kaiser: Eure Majestät haben mittelst Ihrer Kavallerie stets einen so dichten Schleier um die Armee gezogen, daß es uns gänzlich un- möglich wurde, ihre Bewegungen wahrzunehmen und die Größe Ihrer Truppen zu ermessen. Der König: Wie die Sachen nun stehen, frage ich Eure Majestät, ob sie irgend welche Bedingungen für die Zukunft, für die nächsten Unter- handlungen vorzuschlagen gesonnen sind. Der Kaiser: Sire, ich habe keine Macht. Ich bin ein Gefangener. Der König: So werden Eure Majestät mich wissen lassen, mit welcher Behörde in Frankreich ich unterhandeln kann. Der Kaiser: Die Kaiserin und die Minister in Paris haben allein die Macht dazu. Wie das Schicksal sich gewendet hat, bin ich vor Eurer Majestät machtlos, unfähig, Befehle zu geben oder Bedingungen zu machen.
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