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1. Geschichts-Bilder - S. 184

1878 - Langensalza : Greßler
184 schurkische Wirth, der nichts Schriftliches von sich gegeben, die ganze Sache geleugnet. Der Kaufmann erzählte dem Kaiser alle einzelnen Umstände genau, und sagte ihm zugleich, der Wirth würde mit unter den Abgeordneten der Stadt sein, die ihm heute ihre Aufwartung machen würden. Der Kaiser ließ ihn hierauf abtreten und sich bis dahin verborgen halten. Jetzt kamen die Abgeordneten; Rudolph unterredete sich mit ihnen, fragte sie nach ihren Namen und Gewerben, und sagte dann wie verloren zu dem Wirthe: »Höre, du hast einen hübschen Hut, ich geb' dir meinen dafür.« Der Bürger machte sich eine Ehre daraus, mit dem Kaiser zu tauschen, und Rudolph setzte den neuen Hut recht wohlgefällig auf. Während des ferneren Gesprächs ging er einmal hinaus, rief einen sichern Bürgersmann, und sagte zu ihm: »Lauf eilig zu des Gastwirths Frau und sage ihr, ihr Mann verlange ganz geschwind den ledernen Beutel mit dem Gelde des Kaufmanns — zum Wahrzeichen schicke er hiermit seinen Hut.« Die Frau bedachte sich bei dem Anblicke des Hutes nicht lange, das Geld herauszugeben; der Bote bracht's dem Kaiser, und dieser steckte es still ein, und trat mit dem Hute wieder in den Saal. Als er die Abgeordneten wieder entließ, behielt er den Gastwirth zurück und rief den Kaufmann herein. »Du hattest ja eine Klage gegen diesen Mann.« Der Kaufmann wiederholte seine Geschichte und der Wirth leugnete sie trocken weg. Beide geriethen heftig aneinander, als auf einmal der Kaiser den Beutel hervorzog und den Wirth mit einem Zauberschlage zur Bildsäule verwandelte. Er gab ihm einen derben Verweis und verurteilte ihn zu einer noch härteren Geldstrafe. Rudolph verachtete allen Prunk, alle Ueppigkeit und Weichlichkeit. Befand er sich auf dem Marsch mit seinen Kriegern, so schämte er sich nicht, seinen zerrissenen grauen Rock selbst auszubessern, und fehlte es an Lebensmitteln, so war er der Erste, der eine Rübe aus den Aeckern zog und seinen Hunger damit stillte. Menschenfreundlichkeit, Edelmuth, Offenheit, Einfalt der Sitten waren Hauptzüge in seinem Charakter. Nie vergaß er auf dem Throne, daß er Mensch sei. Jedermann hatte freien Zutritt zu seiner Person. Einst, da die Wache einen gemeinen Mann, der ihn zu sprechen wünschte, nicht hineinlassen wollte, rief er ihr zu: »Ei, laß ihn doch herein; binn ich denn zum Kaiser gewählt, daß man mich einschließe?« Rudolph behielt bis in sein hohes Alter einen sehr lebhaften Geist, war ein Freund muntern Schmerzes und machte bisweilen selbst ganz erfreuliche Späßchen. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: »Bruder Rudolph, beschenke doch auch einen armen Mann mit einer kleinen Gabe.« — »Seit wann sind wir denn Brüder?« fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. »Ei«, antwortete der Arme, »sind

2. Geschichts-Bilder - S. 301

1878 - Langensalza : Greßler
301 stolz auf diesen König gab der Bauer in Finnland und Gothland freudig seine Armuth hin, verspritzte der Soldat freudig sein Blut, und der hohe Schwung, den der Geist dieses einzigen Mannes der Nation gegeben, überlebte noch lange Zeit seinen Schöpfer. Mit nur 15000 seiner Kerntruppen landete Gustav Adolph in Pommern (1630). Angesichts seines Heeres fiel er auf die Kniee nieder und betete. — »Weint nicht«, sprach er darauf zu seinen umstehenden Offizieren, denen Thränen in den Augen standen, »sondern betet inbrünstig von Grund eures Herzens. Je mehr Betens, desto mehr Siegens.« — Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und Brandenburg. Holland, England und Frankreich verbündeten sich mit ihm. Die deutschen Fürsten mißtrauten ihm leider. Ja sein Schwager, Georg Wilhelm von Brandenburg, wollte es lieber mit den Kaiserlichen, als mit den glaubensverwaudten Schweden halten. Erst als Gustav Adolph bei seiner Zusammenkunft in der Cöpenicker Haide vor Berlin dem Kurfürsten sagte: »Ihr werdet es einst vor Gott zu verantworten haben, daß ihr um des Evan-gelii willen nichts habt thun wollen,« gab dieser die Festungen Spandau und Küstrin an die Schweden. Nun eilte der König, um Magdeburg von Tilly zu befreien, der es belagerte. Die Zerstörung Magdeburgs.*) [io. m lesi.] Am 30. März 1631 erschien Tilly vor den Thoren Magdeburgs, um von jetzt an die Belagerung der Stadt mit Eifer zu betreiben; aber auch Gustav Adolph rückte mit seinem Heere der bedrängten Stadt immer näher, und Tilly entsagte schon der Hoffnung, sich noch vor der Ankunft der Schweden der Stadt bemeistern zu kön- nen, da noch keine Bresche geschossen und die Festungswerke kaum beschädigt waren. Er beschloß schon, sein Lager aufzuheben, zuvor aber noch einen Generalsturm zu wagen. An vier Orten zugleich sollte der Angriff geschehen; die ganze Nacht zwischen dem 9. und 10. Mat wurde mit den nöthigen Anstalten zugebracht. Alles war in Bereitschaft und erwartete, der Abrede gemäß, früh um 5 Uhr das Zeichen mit den Kanonen. Dieses erfolgte aber erst zwei Stunden später, indem Tilly, noch immer zweifelhaft wegen des Erfolgs, noch einmal den Kriegsrath versammelt hatte. Pappenheim wurde beordert, auf die neustadtischen Werke den Angriff zu thun; ein abhängiger Wall und ein trockener, nicht allzutiefer Graben kamen ihm dabei zu statten. Der größte Theil der Bürger und Soldaten hatte die Wälle verlassen, und die wenigen Zurückgebliebenen fesselte der Schlaf. So wurde es diesem General nicht schwer, sogleich den Wall zu ersteigen. *) Fr. v. Schiller.

3. Geschichts-Bilder - S. 313

1878 - Langensalza : Greßler
seinen linken Flügel geschlagen, seinen rechten im Begriff zu erliegen, sein Geschütz in des Feindes Hand. Es neigt sich die Schlacht zu ihrer Entscheidung, das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblick — da erscheint Pappenheim aus dem Schlachtfelde mit Kürassieren und Dragonern; alle erhaltenen Vortheile sind verloren und eine ganz neue Schlacht fängt an. Der Befehl, welcher diesen General nach Lützen zurückberief, hatte ihn zu Halle erreicht, eben da seine Völker mit Plünderung dieser Stadt noch beschäftigt waren. Unmöglich war's, das zerstreute Fußvolk mit der Schnelligkeit zu sammeln, als dringende Ordre und die Ungeduld dieses Krieges verlangten. Ohne es zu erwarten, ließ er acht Regimenter Kavallerie aufsitzen, und eilte an der Spitze derselben spornstreichs auf Lützen zu, an dem Feste der Schlacht Theil zu nehmen. Er kam noch eben recht, um die Flucht des kaiserlichen linken Flügels, den Gustav Horn aus dem Felde schlug, zu bezeugen, und sich anfänglich selbst darein verwickelt zu sehen. Aber mit schneller Gegenwart des Geistes sammelt er diese flüchtigen Völker wieder und führt sie aufs Neue gegen den Feind. Fortgerissen von seinem wilden Muth, und voll Ungeduld, dem König selbst, den er an der Spitze dieses Flügels vermuthet, gegenüber zu fechten, bricht er fürchterlich in die schwedischen Schaaren, die, ermattet vom Sieg, und an Anzahl zu schwach, dieser Fluth von Feinden nach dem männlichsten Widerstand unterliegen. Auch den erlöschenden Muth des kaiserlichen Fußvolks ermuntert Pappenheims nicht mehr gehoffte Erscheinung, und schnell benutzt der Herzog von Friedland den günstigen Augenblick, das Treffen aufs Neue zu formiren. Die dicht geschlossenen schwedischen Bataillons werden unter einem mörderischen Gefechte über die Gräben zurückgetrieben, und die zweimal verlorenen Kanonen zum zweiten Male ihren Händen entrissen. Das ganze gelbe Regiment, als das trefflichste von allen, die an diesem blutigen Tage Beweise ihres Heldenmuthes gaben, lag todt dahingestreckt und bedeckte noch in derselben schönen Ordnung den Wahlplatz, den es lebend mit so standhaftem Muthe behauptet hatte. Ein ähnliches Loos traf ein anderes blaues Regiment, welches Graf Piccolomini mit der kaiserlichen Reiterei nach dem wüthendsten Kampfe zu Boden warf. Zu sieben verschiedenen Malen wiederholte dieser treffliche General den Angriff; sieben Pferde wurden unter ihm erschossen, und sechs Musketenkugeln durchbohrten ihn. Dennoch verließ er das Schlachtfeld nicht eher, als bis ihn der Rückzug des ganzen Heeres mit fortriß. Den Herzog selbst sah man, mitten unter dem feindlichen Kugelregen, mit kühler Seele seine Truppen durchreiten, dem Nothleidenden nahe mit Hülfe, dem Tapfern mit Beifall, dem Verzagten mit seinem strafenden Blick. Um und neben ihm stürzten seine Völker entseelt dahin,, und sein Mantel ward von vielen Kugeln durchlöchert. Aber die Rachegötter

4. Geschichts-Bilder - S. 326

1878 - Langensalza : Greßler
326 zu seiner Umgebung: »Ich habe meinen Rittmeister nach Neudorf beordert und der Teufel hat ihn nach Rap tim geführt.« Als ihm nun bemerklich gemacht wurde, das sei kein Ortsname, sondern ein lateinisches Wort, welches »ei l i g« bedeute, so erwiderte er: Wegen dem »Raptim« dieses Narren muß ich da eine halbe Stunde suchen, konnte er nicht eben so gut deutsch hinschreiben: »In Eil!« Wegen seiner niedrigen Herkunft suchte man ihn oft zu kränken und zu foppen. Einst erdreistete sich ein französischer Gesandter, den Kurfürsten bei der Tafel zu fragen, ob es wahr sei, daß er einen Schneider als General in Diensten habe. Ohne des Kurfürsten Antwort abzuwarten, trat Derflinger sogleich selber auf und rief höchst entrüstet und aufgebracht: »Der Mann, von dem dies gesagt wird, bin ich und (auf seinen Degen zeigend) hier ist die Elle, mit der ich die Hundsfötter messe in die Länge und Breite!« Als Derflinger noch gemeiner Dragoner war, konnte er einmal gar nicht schlafen und störte dadurch auch seinen Kameraden, der mit ihm auf einer Streu lag. Als dieser ihm daher unwillig zurief, was er denn habe, daß er gar nicht schlafe, sprach Derflinger: »Ich dachte eben darüber nach, ob ich wohl noch einmal General werden könnte.« — »»Ach was,«« rief Jener, »»störe nicht andere Leute! Ein Lumpenhund magst du wohl werden, nur nicht General !«« Als nun Derflinger nach mehreren Jahren einmal in einem gewissen Städtchen den Bürgermeister zu sich beordern ließ, erkannte er in ihm sogleich jenen Kameraden, der ihm so wenig Gutes prophezeit hatte. Nach abgemachter Dienstsache sprach er zu ihm: »Freund, wir kennen uns doch noch?« Der Bürgermeister antwortete nach einigem Besinnen bejahend. »Nun,« fuhr Derflinger fort, »tote ist's indeß mit deiner Prophezeiung geworden?« Der Befragte erwiderte, daß er sich nach so langer Zeit auf eine solche, wenn sie überhaupt gemacht worden sei, nicht erinnern könne. Hierauf sprach Derflinger: »Nun, wenn's einmal ein Lumpenhund fein muß, so mag's feilt.« Als hierüber der Bürgermeister feine ganze Besinnung verlor, brach der Feldmarfchall gutmüthig ab von diesem Gespräche und nahm bei seinem alten Freunde ein einfaches Frühstück ein, wozu er selbst den Wein hergab. — Als Derflinger im höchsten Alter war, stand er einmal ganz nachdenkend an der Wiege des jungen Kurprinzen. »Nun, lieber Derflinger,« sprach der Kurfürst zu ihm, »was denkt Er denn so nach?« Derflinger wurde anfänglich stutzig, sprach aber bald ohne Hehl in seiner derben Gradheit: »Indem ich mir so den Prinzen ansah, dachte ich in meinem Sinne: Dein Großvater hat mich gehudelt, dein Vater hat mich gehudelt, du wirst mich wohl ungehudelt lassen.« Der Kurfürst nahm die Aeußerung nicht übel auf und mußte herzlich lachen. Derflinger war rüstig bis ins höchste Alter und starb 1695 in feinem neunzigsten Jahre. Im Dorfe Gusow an der alten Oder liegt er begraben.

5. Geschichts-Bilder - S. 354

1878 - Langensalza : Greßler
354 Alles dies bewog den königlichen Vater Anstand zu nehmen und seinen Richtspruch noch nicht vollziehen zu lassen. Auf diese Weise ward die Sache aufgeschoben und zugleich aufgehoben. Dafür aber bestand der Monarch mit Ungestüm auf Kattes Hinrichtung, als eines Mitschuldigen. Dieser 22jährige Jüngling wurde daher nach Küstrin abgeführt, um, wie es des Königs Wille war, vor seines Sohnes Augen hingerichtet zu werden, was denn auch wirklich geschah. Als am Morgen der Hinrichtung der ans Fenster geführte Kronprinz seinen unglücklichen Freund erblickte, streckte er weinend die Arme nach ihm aus und rief: »Kalte, vergib mir!« Katte erwiderte: »Leicht ist der Tod für einen so liebenswürdigen Prinzen; lebt wohl!« und der Jüngling empfing standhaft den Todesstreich. Des Kronprinzen Schmerz war außerordentlich, so daß er den ganzen Vormittag au3 einer Ohnmacht in die andere sank. Nicht lange nachher, als der Prinz beschworen halte an Niemand Rache zu nehmen, und sich ohne des Vaters Wissen und Willen nicht wieder zu entfernen, erhielt er endlich Degen und Orden zurück, und die Erlaubniß, frei umherzugehen. Obgleich nun Friedrich feiner Hast entlassen war, mußte er doch noch ein volles Jahr in Küstrin verbleiben und als jüngster Rath in der Domainen-fammer daselbst arbeiten. Ruhig und ergeben fügte sich der Sohn in des Vaters Willen, und erst nach einem Jahre durfte der Sohn Zur großen Freude Vieler wieder in Berlin erscheinen. Es war gerade die Vermählungsfeier der Prinzessin Wilhelmine mit dem Erbprinzen Friedrich von Bai reu th, als der König den begnadigten Sohn am Hcchzeitsmahle unerwartet in den Saal führte, und zur Königin sagte: »Seht Ihr, Madame! da ist nun der Fritz wieder!« Der Königin Freude, welche alle Anwesenden, hohe Verwandte und Gäste aufrichtig theilten, war außerordentlich. — Bei dieser feierlichen Gelegenheit mochte sich wohl der Vater mit dem Sohne ausgesöhnt haben. Am 27. November 1731 wurde Friedrich wieder zum Militärdienst angenommen, worauf ihm der Vater das schöne Infanterieregiment in Ruppin übergab. 1733 mußte sich der Kronprinz ohne die Zustimmung seines Herzens mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern vermählen. Der König schenkte ihm zugleich die Grafschaft Ruppin, und 1734 erhielt Friedrich Rheinsberg, wo er das verfallene Schloß prachtvoll wieder aufbauen ließ. Seit jener Zeit lebte auch der Kronprinz größtenteils att diesem Orte in der Umgebung mehrerer Gelehrten und Freunde. Hier bildete er sich ganz zum geistvollen Mann aus. Sein gewöhnlicher Umgang war der Freiherr von Knobelsdorf, ein vorzüglicher Baumeister, Kaiferling, fein größter und erster Liebling, der Graf von Ehazot, der berühmte Violinist Benda, und Jordan, vormaliger Prediger zu Prenzlow.

6. Geschichts-Bilder - S. 373

1878 - Langensalza : Greßler
373 Hans Joachim von Ziethen. Hans Joachim von Ziethen wurde am 18. Mai 1699 auf Wustrau, dem Landgute seines Vaters, in der Grafschaft Ruppin, geboren. Sein Vater war Joachim Mathias von Ziethen. Dieser lebte von seinen Ländereien, die ihm jährlich etwa 500 Thaler Einkünfte brachten. In dem Ziethen'schen Hause wurde deshalb wenig Aufwand gemacht; die ganze Familie lebte schlicht und einfach. Hans Joachim genoß in feinem väterlichen Hause weder Erziehung noch eigentlichen Unterricht; er blieb sich selbst überlassen. Das war vielleicht ein Glück für ihn, weil seine Natur-und Charakteranlagen dadurch sich um so freier entwickeln konnten. Seine müßige Jugendzeit füllte er schon damals mit allerlei Plänen und Entwürfen für die Zukunft aus. Das Stillleben feiner Eltern, ihre bedrückte Lage, das Haus, welches sie bewohnten, ja seine ganze Umgebung mißfiel ihm. Ganz im Geheimen dachte er darüber nach, wie er einst fein väterliches Erbe erweitern und verschönern könnte. Was er als Knabe hierüber dachte und beschloß, das hat er als Mann versucht und ausgeführt. Die Neigung zum Soldatenstande zeigte sich schon sehr früh bei ihm. Es kamen zuweilen Beurlaubte auf das Land; diese zogen die Aufmerksamkeit des neunjährigen Ziethen in so hohem Grade auf sich, daß er nicht abließ, bis seine Eltern ihm Erlaubniß gaben, jeden Sonnabend nach der nächsten Garnison, Ruppin, zu gehen, woselbst er sich von einem Soldaten einen gepuderten Haarzopf, der damals nur von Milüärpersonen getragen wurde, für die ganze Woche machen ließ. Von Natur schon mit einem lebhaften Gefühle für Recht und Unrecht begabt, und mit einem gewissen Trotze gegen das Letztere, war er auf Alles, was um ihn her vorging, äußerst aufmerksam; Nichts entging feiner Beobachtung und Beurtheilung. Vorzüglich machten die Bedrückungen und Beleidigungen, welche feine rechtschaffenen Eltern von ihren stolzen Nachbarn erleiden mußten, einen so tiefen, schmerzlichen Eindruck aus ihn, daß er beschloß, diesen Ungerechtigkeiten einstens Einhalt zu thun. Ebenso verlor sein Erzieher, den er in seinem 13. Jahre erhielt, und der einen unmoralischen Lebenswandel führte, bei ihm alles Ansehen. — In feinem 14. Jahre verließ Ziethen das väterliche Haus, um unter Friedrich Wilhelm I in Kriegsbienste zu treten. Auf Ansuchen feiner Eltern würde er in einem Infanterie Regiment als Fahnenjunker angestellt. Durch befonbere Tapferkeit erwarb er sich Ruf und Achtung; biefe hatte man ihm anfänglich wegen feines unansehnlichen Wuchses verweigert. Im Jahre 1720 warb Ziethen zum Fähnrich ernannt. Als aber einige Zeit barauf der nachmalige Generalfelbmarfchall Graf von

7. Geschichts-Bilder - S. 377

1878 - Langensalza : Greßler
377 befallen. Ziethen entfernte sich auf der Stelle und ließ den Lieutenant stehen, ohne ihm eine Silbe zu sagen. Schulz, von dem Benehmen seines sonst so unerschütterlichen Generals betroffen und von ängstlicher Unruhe getrieben, wagte es, ihm unbemerkt nachzugehen, um vielleicht irgend eine Aufklärung zu erlangen. Da erblickte er denn Ziethen in der Kammer einer Bauernhütte in heftigem, schmerzlichem Gebete zu Gott. Bald darauf kam der fromme General gestärkt und erheitert zu ihm zurück, munterte ihn auf und versicherte ihm, daß Alles noch recht gut gehen würde. Dem König aber ließ er folgende Antwort sagen: »Ihm gehe der Vorfall herzlich nahe; er ersuche aber den König, sich zu beruhigen, weil der Feind, ungeachtet dieses neuen Glückes, doch zu nichts weiter kommen würde.« Auf den Lieutenant Schulz machte diese Scene einen so bleibenden Eindruck, daß er sich derselben sein Lebelang mit wehmüthiger Freude erinnerte. Aber auch jeder Andere wird gewiß einem Manne seine Bewunderung nicht versagen können, der eben so gotttes-fürchtig als tapfer, eben so heldenmüthig als menschlich war, und den Namen Ziethen stets mit freudiger Begeisterung aussprechen, als denjenigen eines Helden, auf den das Vaterland stolz sein darf. Joseph Ii.*) [1765—1790.] Die Geburt dieses Kaisers fiel in eine für Oesterreich verhängniß-volle Zeit; denn als mit Karl Vi. das alte Haus Habsburg im Jahre 1740 ausstarb, erhob der Kurfürst von Baiern Anspruch auf die Habsburger Erbschaft, und im Norden Deutschlands gelangte in demselben Jahre ein König zur Herrschaft, welcher Schlesien von Oesterreich abriß. Inmitten dieser wilden Stürme erblickte Franz' und Maria Theresia's Erstgeborener, Joseph, das Licht der Welt. Joseph erhielt eine äußerst sorgfältige Erziehung, die aber zu einseitig und trocken war, als daß sie seinem Geiste angemessen sein konnte. Trotzdem erwarb sich der künftige Monarch durch seinen Fleiß eine ziemlich allseitige Bildung; er war der französischen, italienischen, lateinischen, böhmischen und ungarischen Sprache mächtig. Als Knabe galt er wegen seiner Munterkeit, Lebensfrische und Offenheit, die das Herz immer auf dem Munde trug, für die freundlichste Erscheinung am Hofe; als Jüngliug erfreute er sich einer strotzenden Gesundheit und wurde wegen seiner sich überall kundgebenden Menschenfreundlichkeit und Aufgewecktheit, sowie wegen seines geistvollen Witzes die schönste Zierde des ganzen Hofes. Nach vollendetem 19. Lebensjahre vermählte sich Joseph mit der Prinzessin Jsabella von Parma. Schon nach drei Jahren endete der Tod der jungen Frau das schöne Glück. Im Jahre 1764 erfolgte seine zweite Vermählung mit der Tochter Kaiser Karls Vii. *) Nach Hoffmann.

8. Geschichts-Bilder - S. 284

1878 - Langensalza : Greßler
284 Nur des Freundes Bürgschaft hielt ihn noch ab, zu entfliehen; Baner hatte ja aber nur Geld versprochen, und es war leicht, ihm die 6000 Rthlr. zu ersetzen. Gustav Wasa ließ sich daher durch dieses Bedenken nicht länger in seinem Vorsatze irre machen. Er entfloh in Bauernkleidung und erreichte glücklich die Stadt Flensburg, wo er deutsche Viehhändler antraf, die in Jütland Ochsen aufgekauft hatten; er trat als Knecht in ihre Dienste und kam in ihrer Gesellschaft nach Lübeck, damals eine der mächtigsten unter den deutschen Hansestädten. Hier entdeckte er sich ohne Bedenken dem Stadtrathe und fand bei ihm Schutz und Unterstützung. Die Natur hatte ihm eine einnehmende Gestalt, ein edles Aussehen, einen schönen freundlichen Blick und eine seltene Ueberredungsgabe verliehen. Er benutzte diese Eigenschaften zur Ausführung seines Planes und bewog den Rath, ihm Geld und Truppen zu versprechen, wenn die Umstände eine solche Unterstützung nöthig machten. Nach einem Aufenthalte von sieben Monaten ließ er sich aus einem Kaufmannsschiffe von Lübeck nach Schweden übersetzen und suchte zuerst den Kommandanten der Festung Kalmar zu gewinnen. Dieser aber nahm seinen Antrag so frostig auf, daß Gustav es für rathfam hielt, auf das schnellste in Bauernkleidung landeinwärts zu entfliehen. Er ging nach der Provinz Südermannland, wo eine von seinen Schwestern an einen Reichsrath verheirathet war. Sie erschrak mit ihrem Manne vor seinem Vorhaben, welches er ihnen entdeckte, so sehr, daß sie ihn mit Thränen bat, sich aus ihrem Hause zu entfernen und sie nicht unglücklich zu machen. Ihre Bitte wurde erfüllt, und Gustav Wasa verbarg sich zu Refsnäs, einem Rittergute seiner Familie. Während er hier verborgen lebte, brach Christian in Schweden ein und schlug das schwedische Heer. Die Schweden, durch die Noth gedrängt, baten um Frieden und unterwarfen sich dem dänischen Könige; dieser versprach ihnen, sich auf keine Weise wegen ihrer hartnäckigen Widersetzlichkeit zu rächen, zog in Stockholm ein und ließ sich feierlich krönen und den Eid der Treue leisten. Die Schweden waren, seinem Worte trauend, über die Folgen ihres hartnäckigen Kampfes ganz beruhigt und gaben sich dem Genusse der Festlichkeiten, mit welchen die Krönung gefeiert wurde, sorglos hin; aber Christian's rachsüchtiges Herz dürstete nach Blut, und dieser Blutdurst mußte befriedigt werden Er versammelte unter einem täuschenden Vorwande die vornehmsten Schweden in einem Saale seines Palastes und verkündete hier allen, von denen er glaubte, daß sie ihm feind wären, den Tod; es traten sogleich Soldaten herein, welche sie in Verhaft nahmen und bewachten. Keiner von den Vertheilten sah seine Familie wieder. In größter Geschwindigkeit wurden aus allen Märkten der Stadt Galgen und Schassote errichtet, auf welchen die edelsten Schweden ihr Leben verbluten sollten.

9. Geschichts-Bilder - S. 352

1878 - Langensalza : Greßler
352 Sprache gelegt haben. Die Pflegerin mochte mit ihrem anvertrauten königlichen Zöglinge wahrhaft mütterlich umgegangen sein, denn Friedrich der Große ehrte sie als Mutter sein ganzes Leben hindurch. Als der Prinz die Jahre erreicht hatte, wo er eines Erziehers bedurfte, ward er zuerst dem General von Finkenstein und sodann dem Obersten von Kalkstein anvertraut. Dies waren beides Männer, die den Soldatenftand über alles liebten, über alles erhoben. Auf den wissenschaftlichen Unterricht und eine feine, wahrhaft königliche Bildung wurde äußerst wenig Zeit verwendet, desto mehr auf militärische Förmlichkeiten. Der königliche Vater, welcher den Sohn bei Zeiten an Dienstgehorsam gewöhnen wollte, ließ demselben eine streng militärische Erziehung geben. Als daher der junge Prinz kaum das siebente Jahr erreicht halte, wurde er schon wie ein Rekrut behandelt, mußte, wie jeder andere gemeine Soldat, auf die Wache ziehen und Schildwache stehen, es mochte die Witterung beschaffen sein, wie sie wollte. In seiner Spielstube fand man lauter Waffen und Kriegsgeräthschaften. Um die Ausbildung seines mit außerordentlich glücklichen Anlagen begabten Geistes aber kümmerten sich weder die väterliche Majestät, noch des Prinzen Erzieher. Der Geist aber, der sich nirgends bannen, noch in Ketten und Zwang schmieden läßt, wußte auch diesen Prinzen zu gewinnen und zu verherrlichen. Friedrich zeigte sehr früh Liebe zur Dichtkunst und Musik; auch suchte er im Geheimen jede sich ihm darbietende Gelegenheit auf, mehrere Sprachen zu erlernen. Außer der französischen wandte er noch besonderen Fleiß auf das Lateinische und Griechische. — Unter seinen ersten Lehrern werden vorzüglich erwähnt: Hilmar Cu ras, der ihn im Schönschreiben und in der Geographie unterrichtete; der Organist Heyne, welcher ihm Klavierstunde gab, und der aus Dresden gekommene Flötenspieler Quantz, der ihn die Flöte blasen lehrte, für welches Instrument der Prinz sehr eingenommen war, und welches er in der Folge meisterhaft spielte. Alle diese Studien billigte und begünstigte Friedrichs Mutter, die verständige Prinzessin Sophie Dorothee von Hannover, deren Liebling er war, während sein Bruder August Wilhelm vom Vater mehr geliebt und vorgezogen wurde. Aber auch die Königin Mutter durfte ihre wissenschaftliche Begünstigung nur insgeheim ausüben; denn der König wollte hiervon gar nichts wissen. Als dieser eines Tages den Prinzen bet seinem Studium überraschte, sagte er ihm harte, kränkende Worte, nahm ihm Mehreres weg, ließ es verbrennen und die Bücher beim Buchhändler Haube in Berlin verkaufen. Durch solche Härle entfremdete sich der Vater, wie natürlich, seinen Sohn immer mehr; es entstand eine förmliche gegenseitige Abneigung. Der Prinz würde auf des österreichischen Gesandten Grafen von Seckendorfs Eingebungen immer härter und strenger

10. Geschichts-Bilder - S. 376

1878 - Langensalza : Greßler
Den Degen führte er gleich geschickt mit der rechten, wie mit dev linken Hand, was ihm bei seinen Zweikämpfen und im Gefechte sehr gut zu Statten kam. Er tanzte, obwohl ungemein selten, mit großem Anstande, saß ungezwungen auf dem Pferde und bestieg noch im spätesten Alter, zu seinem Vergnügen, die muthigsten und schnellsten Rosse. Selten ließ er sich durch Leidenschaften hinreißen. In Worten war er sparsam, sagte aber mit wenigen — Viel, antwortete immer fest und bestimmt und hatte sogar oft treffenden Witz. Der Ton seiner Stimme war rauh, aber seine Kommando-Sprache sehr deutlich. In seiner Kleidung und Wäsche zeigte Ziethen eine ungemeine Reinlichkeit, und noch im höchsten Alter bestand sein Morgenanzug in seiner Montirung. Sobald er angekleidet war, mußte ihn sein Kammerdiener verlassen; alsdann verrichtete er im Stillen sein Gebet, und zwar noch vor dem Frühstück. Dies bestand aus Wassersuppe und Butterbrot; Kaffee oder gewöhnlichen Thee hat er, mit Ausnahme eines ihm verordneten Thees von Zitronenschalen, wohl nie getrunken. Zu Mittage aß er stets mit starkem Appetit. Sein Gemüse bestand täglich nur in gelben Rüben, weil er diese seiner Gesundheit zuträglich hielt. Abends genoß er ebenfalls fast immer dieselben leichten Speisen; sein Getränk war meist nur Wasser. Trotz dieser Mäßigkeit, zu welcher ihn seine fortwährende Kränklichkeit zwang, war er doch bei seinem Mahle stets heiter, lebensfroh und gesellig. Hatte er Gäste, so bot er alles Mögliche auf, um ihnen die Zeit zu verkürzen. In engern Zirkeln war ihm der Umgang mit erfahrenen Offizieren und ihre Unterhaltung über den Krieg das Liebste; doch brachte er selbst niemals diejenigen Orte und Gegenden, wo er sich hervorgethan hatte, zur Sprache. Alle Offiziere der Armee, die sich durch Tapferkeit und edle Thaten ausgezeichnet hatten, liebte er sein Lebelang, gleich als wenn sie ihm einen Gefallen erwiesen hätten. Gegen seine Bedienten war er leutselig; hatten sie ein Vergehen begangen, so ließ er es bei Er- mahnungen oder höchstens Drohungen bewenden. So gern Ziethen viele Offiziere um sich hatte, so versagte er doch denjenigen, die keine Religion hatten, sein eigentliches Zutrauen; aber nnr seine geprüstesten Freunde wußten dies. Im Felde machte er freilich diesen Unterschied nicht, sondern schätzte Jeden, der seine Schuldigkeit that. — Von Ziethens wahrhafter Religiosität und von feiner Zuversicht zu Gott giebt folgende Anekdote Zeugniß: Einer der Ziethenschen Husaren-Offiziere, der Lieutenant Schulz, hatte eines Tages im siebenjährigen Kriege die Ordonnanz beim Könige. Dieser schickte ihn in's Geheim zu Ziethen, der in einer ganz entfernten Gegend mit seinem Korps stand, um die Nachricht eines Unglücks zu überbringen. Als Schulz dieselbe dem General verkündete, wurde dieser von einer großen Erschütterung
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