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1. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 28

1843 - Darmstadt : Jonghaus
28 45. Der Pflug. Das war gewiß ein großer Mann, Viel größer, als man denket. Der sich zuerst den Pflug ersann Und uns damit beschenket. Der war gewiß ein kluger Mann, Der ihn zuerst bespannte, Und der des Thieres Brauchbarkeit Zu diesem Zweck erkannte. Der war gewiß ein weiser Mann, Der ihn zuerst regierte; Der kreuz und quer durch sein Gebiet Die schlanken Furchen führte. Der war gewiß ein froher Mann, Der sahe, daß es glückte; Daß sich dies einfache Geräth So gut zum Feldbau schickte. Der ist gewiß ein Biedermann, Der ihm recht froh begegnet, Und den, der es erfunden hat, Mit lautem Danke segnet. 46. Lohn kindlicher Liebe. Am 30. Juni 1833 ertheilte ein deutscher Fürst den Befehl, ihm einen in seinem Dienste als Korporal stehen- den Soldaten vorzuführen. Dieß geschah am folgenden Morgen durch einen Offizier. Niemand konnte sich seine Veranlassung denken zu diesem Befehle, und mit gespannter Erwartung näherten sich der Offizier und Korporal dem Schlosse. In demselben angelangt, wurde der erstere zu ✓ dem Fürsten gerufen "und von demselben über die bisherige Aufführung des Korporals gefragt. Das demselben der Wahrheit gemäß ertheilte beste Zeugniß vernahm der edle Fürst mit sichtbarer Freude und sagte: /,Es ist mir sehr lieb, dieß zu hören, ich habe mir es aber wohl gedacht, daß ein so guter Sohn, auch ein braver Soldat sein werde, und als ein solcher Sohn, als ein rührendes Beispiel kindlicher Liebe und Treue ist er mir bekannt geworden. Es über- gab mir nämlich vor wenigen Tagen der siebenzigjährige dieses Soldaten eine Bittschrift; in welcher er für sich

2. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 79

1843 - Darmstadt : Jonghaus
79 in das Berzeichniß der Schätze des großen Abbas einge- tragen war. Sogleich schöpfte Schach'sefi Verdacht, daß der Schatzmeister ihn veruntreut habe. Dies war, was seine'feinde wünschteil. Sie verdoppelten ihre Beschuldi- gungen und malten ihn als den ärgsten Betrüger. Er hat viele Häuser zur Bewirth ung der Fremden gebaut, sagten sie, und andere öffentliche Gebäude mit großen Kosten aufführen lassen. Er kam als ein nackter Knabe an den Hof, und doch besitzt er letzt unermeßliche Neich- chümer. Woher könnte er alle diese Kostbarkeiten, mir denen sein Haus angefüllt ist, haben, wenn er den könig- lichen Schatz nicht bestöhlev Ali Beg trat eben zum Könige hinein, als ihn seine Feinde so verklagten, und mit zornigen Blicken sprach der König: „Ali Beg, deine Untreue ist kund geworden; du hast dein Autt verloren, und ich be- fehle dir, in vierzehn Tagen Rechnung abzulegen." Ali Beg erschrack nicht, denn sein Gewissen war rein. Aber er bedachte, wie gefährlich es fein würde, seinen Feinden vierzehn Tage Zeit zu lassen, ehe er seine Unschuld bewiese. "Herr," sprach er deßwegen, „mein Leben ist in deiner Hand. Ich bin bereit, die Schlüssel des königlichen Schatzes und den Ehrenschmuck, den du mir gegeben hast, heute oder morgen vor deinen Füßen nieder zu legen , wenn du deinen Knecht mit deiner Gegenwart beehren willst." Diese Bitte war dem Könige willkommen, er sagte sie ihm zu und besichtigte gleich am andern Tage die Schatz- kammer. Alles war in der vollkommensten Ordnung, und Ali Beg überführte ibn, daß Schach Abbas den vermißten Säbel selbst herausgenommen und mit den Diamanten ein anderes.kleinod habe schmücken lassen, ohne daß er cs in seinem Verzeichnisse bemerkt habe. Der König konnte m'cksts dagegen einwenden, allein sein Mißtrauen hatte ihn noch nicht verlassen. Er ersann einen Vorwand, um den Schatz- meister in sein Haus zu begleiten, denn hier vermuthete er die vielen Kostbarkeiten zu finden, von denen ihm seine Höflinge gesagt hatten. Zu seiner großen Verwunderung war auch hier alles anders. Gemeine Tapeten deckten die Wände; die Zimmer waren mit nickt mehr als notb- durstigem Hausrath versehen, und Sefi mußte selbst gestehen, ein mittelmäßiger Bürger wohne köstlicher, als der Groß- schatzmeister seines Reiches. Er schämte sich dieser zweiten

3. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 85

1843 - Darmstadt : Jonghaus
85 Böses widerfahren, du sollst das Gnadenbrod haben, so lange du lebst." Dann sagte er zu seiner Frau: „Geh gleich heim und koch dem alten Sultan einen Wectbrei, den braucht er nicht zu beißen, und mein Kopfkissen schenke ich ihm auch zu seinem Lager." Von nun au hatte es der Sultan so gut, als er sich's nur wünschen konnte. Der Wolf besuchte ihn und freute sich, daß es so wohl gelun- gen war. „Hör, Landsmann," sprach er, „du wirst doch ein Aug' zudrücken, wenn ich deinem H'rrn ein fettes Schaf wegholen kann? Es wird einem heutzutage schwer-' sich durchzuschlagen." — "Nein," antwortete der Hund, "meinem Herrn bin ich treu, das kann ich s nicht zugeben." Der Wolf indessen meinte, das wäre kein Ernst und kam in der Nacht den guten Bissen abzuholen; aber der treue Sultan hatte dem Herrn Alles angezeigt, so daß dieser in der Scheuer aufpaßte und dem Wolf garstig die Haare kämmte. Begegnet uns Jemand, der uns Dank schuldig ist, gleich fallt es Ms^ ein. Wie oft können wir Jemand begegnen, dem wir Dank schuldig sind, ohne daran zu denken. 102. Kindliche Liebe. Ein berühmter preußischer General war in seiner Ju- gend Edelknabe an dem Hose Friedrichs des Großen. Er hatte keinen Vater mehr, und seine Mutter nährte sich in ihrem Wittwenstande kümmerlich. Als guter Sohn wünschte er, sie unterstützen zu können; aber von seinem Gehalte ließ sich Nichts entbehren. Doch fand er ein Mittel, etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von den Edelknaben in dem Zim- mer vor dem Schlafgemache des Königs wachen, um die- sem auszuwarten, wenn er etwas verlangte. Manchem war dieses zu beschwerlich, und sie übertrugen daher, wenn die Reihe sie traf, ihre Wachen gern andern. "Der arme Page (d. i. Edelknabe) fing an, diese Wachen für Andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das Geld, welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter. Einst konnte der König des Nachts nicht schlafen und wollte sich etwas vorlesen lassen. Er klingelte, er rief,

4. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 256

1843 - Darmstadt : Jonghaus
256 Eingeboruen selbst die Veranlassung gaben, ibiu zur Last ge- legt. Endlich gelang es seinen Feinden, den Befehl zu seiner Verhaftnehmung auszuwirken. Ein gewisser Bobadilla ward in dieser Absicht nach Amerika, wo Kolumbus eben mit wohl- thätigen Einrichtungen beschäftigt ward, gesendet. Ohne Ver- hör wurde er seinem Wirkungskreise entrissen, und mit Ket- ten belastet nach Europa geschafft. In der Nähe des festen Lan- des wollte ihm der Schiffshauptmann, der nur zu tief empfand, welches schwere Unrecht man dem grossen Manne that, die Ketten abnehmen; allein Kolumbus wollte Europa zeigen, wie sich der Entdecker eines neuen Welttheils in Fesseln aus- nehme, und weigerte sich standhaft, dem menschenfreundli- chen Anerbieten nachzugeben. Er erschien am Hofe vor dem Könige und der Königin in diesem Schmucke, und wiewohl man ihn alsbald der Ketten entledigte, und ihn von aller Schuld frei sprach; so konnte er doch die ihm zugefügte Schmach niemals vergessen, überall trug er seine Ketten mit sich herum, und nahm sie selbst mit sich ins Grab. Er starb im 59sten Jahre seines Alters, ohne dass irgend eine von den glänzenden Versprechungen erfüllt worden war, die m^n ihm beim Antritte seiner ersten Entdeckungsreise so verschwende- risch mit auf den Weg gab. Ja, nicht einmal der von ihm ent- deckte Erdtheil ward nach seinem Namen benannt! Diese Ehre trug ein Anderer, ein gewisser Amerigo Vespuzi aus Florenz,* davon, der auf der dritten Reise sich im Gefolge des Kolum- bus befand, und die erstgedruckte Beschreibung von dem neu entdeckten Lande herausgab. 210. Der Kaiser als Lehrling. Den Wahn Bieler, als ob sie zu alt, zu reich oder zu vornehm wären, um etwas Nützliches zu lernen und das früher Versäumte nachzuholen, theilte Peter der Große, Kaiser von Rußland, nicht; indem er nicht nur rastlos bemüht war, seine äußerst vernachlässigte Verstandesbildung durch Fleiß und Aufmerksamkeit zu vervollkomm- nen, sondern auch sich nicht schämte, da alö Lehrling selbst die nie- drigsten und beschwerlichsten Handreichungen zu thun, wo er irgend etwas Nützliches lernen konnte. Wiewohl er schon in seinem loten Lebensjahre zum Czaar (Kaiser) erwählt worden war, so überließ er doch, weil er nur zu sehr fühlte, wie viel ihm fehle, seiner Schwester uoch 7 volle Jahre die Regie- rung. Unterdessen suchte er sich unter der Leitung eines Genfers, Namcrs Le Fort, zu einem tüchtigen Soldaten zu bilden. Auf einem Dorfe, wohin er sich zurückgezogen hatte, errichtete sich aus seinen Altersgenossen ein Regiment, diente darin, um den Dienst ordentlich zu erlernen, selbst vom Trommelschläger auf, lebte als gemeiner Soldat von seinem Solde, zog mit auf die Wache, und stieg nach und nach bis zum Ofstzier. Erst als er sich der Liebe seiner Sol- daten, worunter er viele Ausländer aufnahm, versichert hielt und

5. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 21

1843 - Darmstadt : Jonghaus
21 Da antworteten die Kinder alle einmüthiglich und spra- chen: Ach nein, laß und das Bäumchen! Blühet uns auch nicht Freude auf ihm, sondern Thränen und Schmerz — so sind es ja Thränen der Liebe und Schmerzen, dem theueren Vater geweint. Ach nein, nimm uns das Bäum- chen nicht! — 36. Weise Benutzung der Jugend. Wer die kurzen Nosentage Seiner Jugend froh durchlebt Und, entfernt von Neid und Klage, Gut zu werden sich bestrebt, Der erfreut sich noch der Jugend, Wenn des Lebens Winter naht, Und Zufriedenheit und Tugend Streuen Blumen seinem Pfad. Ohne Furcht und ohne Grauen Kann er vor- und rückwärts schauen. 37. Ein guter Sohn, der im Glücke sich nicht seiner geringen Aeltern schämt. In dem Regimente des berühmten Generals von Ziethen stand ein Rittmeister mit Namen Kurzhagen. Er war klug, tapfer und hatte ein kindliches Gemüth. Seine Aeltern wa- ren arme Landleute im Meklenburgischen. Mit dem Ver- dienstorden auf der Brust nickte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Aeltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen, und erwarteten ihn auf dem Markt Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freu- denthränen. Bald darauf mußten sic zu ihm ziehen und aßen alle Zeit mit an seinem Tische, auch wenn er vor- nehme Gäste hatte. Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Rittmeister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohlthäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort. „Ehe ich des Königs Ritt- meister wurde, war ich ihr Kind." Der brave General v. Ziethen hörte von diesem Vorfall und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vorneh- men bei dem Rittmeister zu Gaste. Die Aeltern des Letz?

6. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. VI

1843 - Darmstadt : Jonghaus
Vi jeder Lehrer mit dem Herausgeber einverstanden. Entwickelung des Denkvermögens, Uebung des Ge- dächtnisses, Erweckung des Gefühls für das Wahre und Gute, Religiosität und Vaterlandsliebe möch- ten wohl die anderweitigen Zwecke sein, welche bei zweckmäßigem Gebrauche des Buches durch den um- sichtigen Lehrer befördert wunden können. Der Inhalt dieser Lesestücke ist nach den 'Ab- schnitten des vom Herausgeber verfaßten und in demselben Verlage erschienenen Handbuches der R e a l k e n n t n i s s e und deutschen Sprach- kunde eingerichtet; beide stehen daher mit einan- der in Verbindung, so daß sie sich gegenseitig er- gänzen und erläutern, und der Schüler im Hand- buche auf die Erzählungen, und bei den Erzählungen auf das Handbuch verwiesen werden kann. Indem der Herausgeber nunmehr diese Samm- lung von Lesestücken Den Lehrern freundlich empfiehlt, bittet er um nachsichtsvolle Beurtheilung und güti- gen Rath, und schließt mit dem Wunsche, daß sie voit Allen als eine willkommene Gabe möge empfan- gen werden. R e i u h e i m im Monat August J 841. « * -

7. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 22

1843 - Darmstadt : Jonghaus
22 tere« wünschten dieses Mal selbst, nicht am Tische zu er- scheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Aeltern 2 Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische?" Der Rittmeister lächelte und wußte nicht sogleich zu antworten. Da stand Ziethen auf und holte die Aeltern selbst herbei; sie mußten sich rechts und links an seine Seite setze», und er unterhielt sich mit ihnen aufs freundlichste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand auf und sprach: „Meine Herren, es gilt dem Woblergehen dieser braven Aeltern eines ver- dienstvollen Sohnes, der es beweist, daß , cth dankbarer Sohn mehr werth ist, als ein hochmüthiger Rittmeister!" Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kindlichen Achtung zu erzählen, welche der Rittmeister seinen Aeltern erwies, und Friedrich Ii. freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich? wer sind seine Aeltern?" — „Ew. Majestät," antwortete Kurzhagen, „ich stamme aus einer Bauernhütte, und meine Aeltern sind Bauersleute, mit denen ich das Glück theile, das ich Ew. Majestät verdanke." „So ist's recht," sagre der König erfreut, „wer seine Aeltern achtet, der ist ein ehrenwerther Mann; wer sie gering schätzt, verdient nicht geboren zu sein." Ephes. 6, 2. Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das Verheißung hat. 38. Der alte Landmann an seinen Sohn. Ueb' immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab, und weiche keinen Fingerbreit von Gottes Wegen ab! Dann wirst du wie auf grünen Au'n durch's Pilgerleben gehn, dann kannst du ohne Furcht und Grau'n dem Tod ms Auge sehn. Dann wird die Sichel und der Pstug in deiner Hand so leicht, dann singest du beim Wasserkrug als wär dir Wein gereicht. Dem Bösewicht wird Alles schwer, er thue, was er thu; das Laster treibt ihn hin und her, und läßt ihm keine Ruh.

8. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 86

1843 - Darmstadt : Jonghaus
86 allein cs kam Niemand. Endlich stand er selbst auf, und ging in das Nebenzimmer, um zu sehen, ob kein Page da wäre? Hier fand er den guten Jüngling, der die Wache übernommen hatte, am Tische sitzen. Vor ihm lag ein Brief an seine Mutter, den er zu schreiben angefangen; allein er war über dem Schreiben eingeschlafen. Der König schlich herbei und las den Anfang des Briefes, welcher so lautete: „Meine beste Mutter, geliebteste Mutter! Jetzt ist es nun schon die dritte Nacht, daß ich für Geld Wache habe. Beinahe kann ich es nicht mehr aushalten. Indeß freue ich mich, daß ich nun wieder zehn Thaler für Sie verdient habe, welches ich Ihnen hierbei schicke." Ge- rührt über das gute Herz des Jünglings läßt der König ihn schlafen, geht in sein Zimmer, holt zwei Nöllen Du- katen, steckt ihm in jede Tasche eine und legt sich wieder zu Bette. Als der Edelknabe erwachte und das Geld in seinen Taschen fand, konnte er wohl denken, wo es herge- kommen sei. Er freute sich zwar sehr darüber, weil er nun seine Mutter noch besser unterstützen konnte; doch er- schrack er auch zugleich, weil der König ihn schlafend gefun- den hatte Am Morgen, sobald er zum König kam, bat er demüthig um Vergebung wegen seines Dienstfehlers und dankte ihm für das gnädige Geschenk. Der gute König lobte seine kindliche Liebe, ernannte ihn sogleich zum Offizier und schenkte ihm noch eine Summe Geldes, um sich Alles anzuschaffen, was er zu seiner neuen Stelle brauchte. Der treffliche Sohn stieg hernach immer höher und diente den preußischen Königen als ein tapferer General bis in sein hohes Alter. Sir 3, 16. Der Wohltbat, den Aeltern erzeigt, wird nimmer- mehr vergessen werden. 103. Treue Väterliche. Ein junger verheirathetcr Bauer wurde wegen eines großen Verbrechens verurtheilt, vier Jahre lang zu schan- zen. Sein Vater, der noch ziemlich rüstig war, ging auf das Gerichtshans und erbot sich, daß er die Strafe für seinen Sohn übernehmen wollte. „Ich habe noch Kräfte genug, sagte er, um vier Jahre zu arbeiten. Sterbe ich dann so ist Alles vorbei. Mein Sohn hingegen müßte die Schande noch viele Jahre lang

9. Kleines Handbuch der Realkenntnisse und deutschen Sprachkunde für Schüler in Volksschulen - S. 124

1835 - Darmstadt : Jonghaus
124 ist. Es ist leichter arm, als reich zu sein; denn der Reichthum kann zu Thorheiten und Lastern verleiten. Die Sterne scheinen uns darum so klein, weil sie so weit von uns entfernt sind. 131. Bei den bedingenden, einschränkenden, aus- nehmenden und einräumenden Nebensätzen werden sehr . verschiedene Bindewörter gebraucht. 1. Zur Bezeichnung einer Bedingung dienen die Wörter: wenn — so, wo, wo nicht, wofern, falls, sonst. Beispiele: Wenn du dein Glück in der Welt machen willst, so lerne bei Zeit schwei- gen und reden. Du bekommst Strafe, wofern du nicht folgst. 132. 2. Zur Bezeichnung einer Beschränkung: in wiefern, in so sern, nur daß, je nachdem. Beispiele: Kinder sind unschuldig zu nennen, in so fern sie noch nicht wissen, was Recht oder Unrecht ist. Ich bin ziemlich wieder hergestellt, nur daß ich noch etwas entkräftet bin. 133. 3. Zur Bezeichnung einerausnahme: als, außer wenn, außer daß, wenn nicht, wofern nicht, es sei denn daß, denn, ausgenommen. Beispiele: Keiner, als der Gute, kann für wahrhaft glücklich gehalten werden. Ich komme den Freitag, wofern ich nicht durch andere Ge- schäfte abgehalten werde. 134. 4. Zur Bezeichnung, einer Einräumung: ob- gleich, obschon, obwohl, ob zwar, wie wohl, wenngleich, wenn schon, ungeachtet, auch. Beispiele: Obschon die Zeiten so schlecht sind, so nimmt doch der Aufwand täg- lich mehr überhand. Obgleich die Zeit so schnell verfließt, so verschlafen doch manche Menschen einen großen Theil derselben..— Hier kann ebenfalls der Nachsatz vor- und der Vordersatz nachgesetzt werden. 135. Auch der Nebensatz kann in die Glieder des Hauptsatzes eingeschoben werden, und heißt dann Zwischen- satz. Beispiele: Ich werde, so bald cs nur sein kann, Ihren B.'ief besorgen. Kinder sind, in sofern sie noch nicht wissen, was Recht oder Unrecht ist, unschuldig zu nennen. Ueber das ganze Thal verbreitete sich, ehe die Sonne aufging, ein dicker Nebel. 136. Der Nebensatz kann eben so, wie der Beftim- mungssatz, abgekürzt werden; z. B. der Strauß, obschon mit Flügeln versehen, kann doch nicht fliegen. Wtznn ein Hauptsatz durch mehrere Zwischensätze ge-

10. Lebensspiegel für Landleute - S. 251

1844 - Darmstadt : Ollweiler
251 von der ihrigen gegeben. O das schmeckte so süß und zerschmilzt einem im Munde. — Nun, sagte der Vater, du hast zwar nicht sehr klug, aber doch natürlich und nach kindlicher Weise gehandelt. .Für die Klug- heit ist auch noch Raum genug im Leben. Da begann der zweite Sohn: Ich habe den Stein, den der. kleine Bruder sortwarf, gesammelt und ausgeklopft. Es war ein Kern darin, der schmeckte so süß, wie ein Nuß. Aber meine Pfirsich hab' ich verkauft, und so viel Geld dafür erhalten, daß ich, wenn ich nach der Stadt komme, wohl zwölfe dafür kaufen kann. Der Vater schüttelte den Kops und sagte: Klug ist das wohl, aber — kindlich wenigstens und natürlich war es nicht. Bewahre dich der Himmel, daß du kein Kaufmann werdest! — Und du Edmund? fragte der Vater.— Unbefangen und offen antwortete Edmund: Ich habe meine Pfirsich dem Sohn unsers Nachbars, dem kranken Georg, der das Fieber hat, gebracht. Er wollte sie nicht annehmen. Da hab' ich sie ihm aus das Bette gelegt, und bin hinweggegangen. — Nun! sagte der Vater, wer hat denn wohl den besten Ge- brauch von seiner Pfirsich gemacht? Da riefen sie alle drei: Das hat Bruder Edmund gethan! — Edmund aber schwieg still. Und die Mutter umarmte ihn mit einer Thräne im Auge. 278. Die Belohnung. Ein König traf, als er einst auf der Jagd war, einen alten Mann an, der einen Nußbaum pflanzte. „Welch' ein Thor ist dieser Alte!" — sagte der König zu seinen Begleitern; — „er thut, als ob er noch ein Jüngling wäre, und die Früchte von diesem Baume genießen würde." — Da seine Gefährten gleichfalls über diesen Alten lachten, so ging der König auf ihn zu und fragte, wie alt er sey. „Ueber achtzig Jahre, Herr!" — war die Ant- - wort; — „aber Gottlob! noch so gesund, wie einer von dreißig." — „Wie lange gedenkst du denn noch zu leben," — sprach der König weiter _— „daß du in einem solchen Alter noch junge Bäume pflanzest, die so späte Früchte tragen? Warum machst du dir so vergebliche Arbeit?" — „Herr!" — gab der Alte zur Ant- wort — „ich bin zufrieden, wenn ich die Bäume gepflanzt habe, ohne'mich darum zu bekümmern, ob ick) oder ein anderer die Früchte derselben genießen werde. Es ist billig, daß mir thun, wie unsre Väter thaten. Sie pflanzten Bäume, deren Früchte wir aßen; da wir nun der Väter Arbeit genossen haben, warum sollten wir nun gegen unsere Nachkommen neidischer sein, als jene gegen uns — warum? „Ich denke, was der Vater nicht genießt, das erndtet der Sohn." — Der freigebige König, dem diese Ant- wort gefiel, schenkte dem Alten eine Ha)idvoll Goldstücke. „Wer kann nun sagen," — fuhr der heitre Greis fort — „daß ich heute
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