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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 545

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
545 Nun donnerten auch die Kanonen von einer Anhöhe hinter uns über unsere Köpfe weg. Da wurde es drüben etwas stiller. Und da kam auch schon der Ruf: „Sprungweise vor!“ Wir sprangen auf und stürzten vor; aber eine entsetzliche Kugelsaat prasselte gegen uns an — und warfen uns wieder hin. Schräg vor mir hatte ein Unteroffizier eine Kugel in den Leib bekommen; das Blut strömte sofort mit Gewalt aus der Wunde, er kauerte und versuchte, es mit seinem Taschentuche zu hemmen und rief laut um Hilfe. Von drüben im Busch schossen sie mit wildem Eifer und schrien vor Wut. Wir kamen nicht vorwärts. Ich weiß nicht, wie lange wir so lagen und schossen. Es sind wohl Stunden gewesen. Ich wunderte mich einmal, daß sich kein Offizier bei uns sehen ließ, und vergaß es wieder. Der Schweiß rann mir wie Wasser über den ganzen Körper. Nicht meine Zunge, mein Hals, mein ganzer Körper schrie nach einem Schluck kühlen Wassers. Seitwärts .versuchte ein Lazarettgehilfe einem Verwundeten einen Gummischlauch um den stark blutenden Schenkel zu legen. Der Verwundete bat in süd- deutscher Mundart: „Bring mi ein bißle zurück; kannscht das?“ Da schleppte der ihn keuchend zurück. Das Feuer drüben wurde schwächer. Eine Stimme befahl: „Langsamer feuern!“ Von drüben her klang es heiser und höhnisch nachäffend: „Langsamer feuern!“ Ein Verwundeter rief laut und ängstlich nach Wasser. Wir lagen, Gewehr im Anschlag, und warteten. Von rechts her ging es von Mund zu Mund: „Der Hauptmann ist tot. Der Oberleutnant auch. Alle Offiziere . . . Und fast alle Unteroffiziere.“ Ich nahm mit der linken Hand meine Feldflasche, während ich das Gewehr aufliegen ließ, und nahm den kleinen Schluck, den ich für die höchste Not aufgespart hatte. Als ich die Flasche absetzte, dachte ich, daß dies vielleicht mein letzter Trunk gewesen wäre, und < A oe auch an meine Eltern. Ich dachte auch, daß der Feind ein venig Luft holen und gleich im Sturme vordringen würde. Aber es ge schab nichts. Da kam ein Oberleutnant, der zum Stabe gehörte, ge uckt unsere Reihe entlang. Als er hinter mir war, kniete er da, t■ p| auf meinen Stiefel und sagte: „Gehen Sie zum General und mebh Sie, daß wir nach meiner Schätzung etwa ein Kilometer von «. letzten Wasserlöchern sind.“ 4. Ich hob mich vorsichtig in die Knie und lief gebückt zu- rück und kam auf den Weg. An einem Termitenhaufen, der wohl drei Meter hoch war, mühte sich ein Arzt und ein Lazarettgehilfe, einen Verwundeten vor dem Verbluten zu G&diütizeärp-inflliuglaube aber, daß sie zu spät kamen: er lag wie ein Tmeu'äuf seia!£r roten dunkeln Decke. Dann sah ich den Ballon “Mlcfet1' Weit voi mir. Tßrßu ’V-iy'v-¿0 Kappey u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. '35 , 1 , Schuibucöbidliothek

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 454

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
454 257. Die Belagerung und Erstürmung Mündens im Dreißigjährigen Kriege. 1. Wenige Jahre nach dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges kamen die ersten feindlichen Scharen auch in die Nähe der Stadb Münden. Wallenstein stel mit einer Armee von 20000 Mann in das Amt Fried- land ein und plünderte und brannte die Dörfer rund um Göttingen ab. Das Geschrei der benachbarten Landbewohner, die zum Himmel auf- steigende Flamme, welche die schönsten Dörfer in Brandstätten verwandelte, verkündete den Bürgern Mündens das nahe Verderben. Doch Wallen- stein griff die Stadt nicht an; wider Erwarten schien das Unglück schnell vorüberzuziehen. Schon atmeten die Mündener freier; schon bauten die unglücklichen Landbewohner ihre friedlichen Hütten wieder auf und vertrauten der Erde die Hoffnungen des künftigen Jahres an, um sorglos die Wintertage in der neuen friedlichen Hütte durchleben zu können. Da rückte plötzlich Tilly, der mit seiner Armee im Hessischen stand, vor die unglückliche Stadt. Es wurde also zur schrecklichen Gewißheit, was man schon lange geahnt hatte. Münden wurde am 26. Mai 1626 belagert. 2. Das Gedränge und Gewühl mehrte sich stündlich. Man schickte nach Göttingen und ließ den Grafen von Solms und die Bürger um Hilfe bitten. Umsonst! Was wollten doch auch wohl Solms unerfahrene Knaben gegen Tillys geübte Krieger? Dazu war die Stadt nur wenig befestigt und nicht imstande, den fürchterlichen Donnerbüchsen Tillys lange zu widerstehen. Sehr richtig sah der damalige Bürgermeister Christoph von Mengershausen es ein, daß es geratener sei, sich lieber dem mächtigen Krieger zu ergeben, als durch unnützen Widerstand und Blut- vergießen denselben zu erzürnen. Er wollte die Stadt vor dem gänzlichen Ruin bewahren; auch dachte er an das schlimme Schicksal, das die armen Weiber und Kinder bei der Eroberung treffen würde. Der Bürgermeister versammelte den Rat und trug ihm seine Meinung vor. Sein Vorschlag fand den einstimmigen Beifall der Versammlung. Der gesamte Rat faßte den Entschluß, mit dem General Tilly zu kapitulieren und, um die armen Bürger, ihre Weiber und Kinder am Leben zu erhalten, eine demütige Bittschrift an denselben abzulassen. Allein das Schicksal wollte einen weit traurigeren Ausgang. In der Stadt lag eine dänische Besatzung von 800 Mann, die unter dem Befehle des Oberstleutnants Sevis von Lawis stand. Dieser war aus dem kaiserlichen Heere entflohen; er wußte, welches Schicksal ihm bei der Übergabe bevorstand. Als er den Entschluß des Rates erfahren hatte, eilte er schnell aufs Rathaus und sagte in befehlendem Tone, daß er die Übergabe der Stadt nicht zulassen wolle. Dieser Platz sei ihm, setzte er hinzu, von dem Könige von Dänemark zur Verteidigung

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 455

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
455 anbefohlen worden; der Rat solle die Unterhandlungen mit Tilly noch einen oder etliche Tage aufschieben. 3. Am 29. Mai schickte Tilly einen Trompeter und ließ die Stadt zur Übergabe auffordern. Schnell ließ der Kommandant von Lawis den Bürgermeister, den Syndikus, den Kämmerer und den Stadthauptmann zu sich rufen; und in ihrer Gegenwart erteilte er dem Trompeter folgende Antwort: Er möge dem General Tilly nur anzeigen, daß ihm dieser Platz von dem Könige von Dänemark anvertraut wäre, und daß er Befehl habe, ihn mit Leib und Blut aufs äußerste zu verteidigen. Sein fester Ent- schluß sei, diesen Befehl aufs strengste zu erfüllen, was auch sein Eid und seine Pflicht von ihm fordere. Er würde wert sein, daß man ihn an den höchsten Baum hänge, wenn er einen solchen Ort, der noch mit allen möglichen Lebensmitteln und mit Schießbedarf hinlänglich versehen sei, so leichtfertig übergeben würde. Der Herr General möge doch bedenken, wie es ihm gefallen würde, wenn er einem seiner Offiziere einen solchen Platz anvertraut habe und dieser ihn so leicht übergebe. Der Magistrat habe hierbei nichts zu sagen, dieser sowohl wie die Bürgerschaft seien in seiner Gewalt und müßten wohl tun, was er als Befehlshaber für gut halte. 4. Kaum war der Trompeter mit dieser kecken Antwort zurück, so er- widerte Tilly schon mit dem fürchterlichsten Kanonendonner. Er ließ sofort die Stadt mit 12 groben Stücken, wovon sieben zu Altmünden und fünf an der Zimmerbahn standen, ununterbrochen beschießen. Am andern Tage wurden aus 10 groben Stücken über 800 Schüsse auf die Stadt gefeuert. Die Stadtmauer wurde an verschiedenen Stellen durchbrochen, und die Feinde fingen an zu stürmen. Die Besatzung leistete eine bewunderungs- würdige Gegenwehr. Schon drang der Feind von der Mühlenstraße her stürmend nach dem Markte vor; der Oberst Clav et stellte sich ihm mit 50 Musketieren entgegen und trieb ihn mit beträchtlichen Verlusten zurück. An einer andern Stelle hatten die Stürmenden es mit dem Teufel selbst zu tun. Ein Mündener Bürger, namens Asmns Teufel, der mit anderen Bürgern die Brücke besetzt hielt, bediente ein schweres Geschütz. Er hatte dasselbe mit Radnägeln u. a. m. nicht schwach geladen. Die stürmenden Feinde, nichts ahnend, öffneten schnell von innen das südliche Brückentor; kaum aber ist es geöffnet, so feuert Asmns Teufel los, und das Jammergeschrei der vielen Feinde verkündet die schreckliche Wirkung jenes fürchterlich geladenen Mordgewehrs. Nicht weniger Tapferkeit zeigte der Hauptmann Reden. Er hatte seinen Platz hinter dem Schlosse in . der Schanze. Durch sein Beispiel und seine Liebe begeisterte er auch seine Soldaten zu unglaublicher Tapferkeit. Zweimal schlug er den nach- drücklichsten Sturm des Feindes zurück und hielt sich ritterlich. Als er sah, daß der in die Stadt eingedrungene Feind auch ans das Schloß los- stürmte, drang er mit seinen tapfern Kriegern in der größten Wut gegen

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 460

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
460 ringerung des Wohlstandes ihres Dorfes hatten sie am meisten zu leiden. Die Mehrzahl von ihnen verdient das Zeugnis, daß sie alle diese Gefahren als echte Streiter Christi ertrugen. Die meisten hielten bei ihren Ge- meinden aus bis zum letzten Mann. Ihre Kirche wurde verwüstet und ausgebrannt, Kelch und Kruzifix wurden gestohlen, die Glocken vom Turm geworfen und weggeführt. Da hielten sie den Gottesdienst in einer Scheuer, auf freiem Felde, im grünen Waldversteck. Häufig waren sie die ersten, welche von der Verwilderung der Dorfbewohner zu leiden hatten; Diebstahl und frecher Mutwille wurden am liebsten gegen solche geübt, deren zürnender Blick und feierliche Klage früher den meisten Ein- druck gemacht hatten. Ihre Schicksale sind daher vorzugsweise kenn- zeichnend für jene eifernen Jahre, und gerade von ihnen besitzen wir die meisten Aufzeichnungen aus jener eisernen Zeil, oft in Kirchenbüchern, denen sie ihr Leid klagten, während kein Mensch sie hören wollte. Gustav Freytag. 259. Der Grotze Kurfürst und der französische Gesandte. 1. Eines Morgens hatte Friedrich Wilhelm auf der Jagd im Grune- walde durch einen Eilboten die Nachricht erhalten, daß ein großer Zug französischer Hugenotten in Berlin eingetroffen sei, um des Kurfürsten Schutz anzuflehen, und daß der französische Gesandte gegen das Verbleiben der Flüchtlinge Einspruch erhoben habe. Eiligst kehrte der Kurfürst nach Berlin zurück. Kaum hatte er sich umgekleidet, so erschien der Gesandte, Herr von Rebenac, und bat dringend um eine Unterredung. Der Kurfürst erklärte sich bereit, ihn sofort zu empfangen. Bei seinem Eintritt in den Empfangssaal grüßte ihn der Gesandte mit zierlicher Verbeugung. 2. „Sie kommen zu außergewöhnlicher Stunde, Herr Marquis," redete er den Gesandten an; „ich muß daher wohl annehmen, daß ein besonderer Auftrag Ihres Königs Sie hierherführt." „Die Weisheit Euer Durchlaucht hat, wie immer, das Richtige ge- troffen," entgegnete Rebenac. „Seine Majestät König Ludwig Xiv. haben mir Befehl erteilt, eine Unterredung bei Euer Duchlaucht nachzusuchen." „Sie ist Ihnen bewilligt." „Durchlaucht," nahm Rebenac das Wort, „mein Herr hat es für- notwendig gehalten, jene Verordnung aufzuheben, die sein Vorfahr dereinst zu Nantes zum Besten der Hugenotten erließ. Von dem Tage an suchten diese Schutz in Deutschland, Holland und vor allem bei Euer Durchlaucht. Massenhafte Auswanderungen fanden statt. Dieses Aufgeben des Vater- landes ist wider meines Herrn Willen. Böte sich den aufrührerischen Untertanen keine neue Heimat dar, sie würden sich geduldig dem neuen Gesetze fügen. Aber die Aussicht auf den Schutz Euer Durchlaucht macht die Leute kühn, und so wagen sie es, teils offen, teils heimlich Frankreich

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 461

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
461 zu verlassen und entziehen dadurch dem Reich eine große Anzahl von Kräften. Ich habe Befehl erhalten, gegen die Aufnahme der Hugenotten in Brandenburg Einspruch zu tun." 3. Über das Antlitz des Kurfürsten zuckte es wie ein Wetterstrahl. Alle Anwesenden wußten, daß dieser Blitz nur ein Vorläufer des schweren Gewitters war, das sich bald entladen mußte. „Und das Verlangen Seiner Majestät?" fragte der Kurfürst mit erzwungener Ruhe. „Es ist einfach, gnädiger Herr. Heute ist wiederum eine Anzahl französischer Flüchtlinge in Berlin eingetroffen. Sie harren in diesem Augenblick auf einen gnädigen Empfang durch Euer Liebden. Ich bitte Sie im Namen des Königs von Frankreich, diesen neuen Ankömmlingen Ihr Land verschließen zu wollen." „Und wenn ich diese Bitte abschlage?" Rebenac wurde betroffen. „Dann — dann, Durchlaucht," sagte er, „werden Sie es begreiflich finden, daß der König von Frankreich sich nicht mehr an die Verträge gebunden erachten kann, die bisher zwischen Brandenburg und Frankreich bestanden." „Sie kündigen mir den Vertrag?" entgegnete der Kurfürst mit leichtem Lächeln. „Das habe ich nicht gesagt," siel Rebenac schnell ein; „ich deutete nur die Möglichkeit an." Der Kurfürst fuhr mit der Linken an den Degen. „Herr Marquis," begann er mit kraftvoller Stimme, „ich habe Seiner Majestät gelobt, den Frieden nach besten Kräften zu wahren; aber ich habe mich niemals ver- pflichtet, den Hilfesuchenden die Tür meines Hauses zu verschließen. Brandenburg steht den Verfolgten offen, die eine unerhörte Willkür aus der Heimat treibt. Die Greuel der Verfolgung, welche sich gegen die Bekenner der protestantischen Lehre in Frankreich richten, dulde ich nicht. Fahren Sie nicht auf, Herr Marquis, ich dulde sie nicht. Der König von Frankreich darf in seinem Reiche schalten, wie es ihm gut dünkt. Aber wie er in seinem Lande Herr ist, so bin ich es in meinem. Wer meinem Hause angehören will, der soll den Schutz genießen, den ich gewähren kann. Diese von Frankreich ausgetriebenen Hugenotten werden nicht zurückgewiesen werden von der Tür des brandenburgischen Hauses." 4. „Durchlaucht," entgegnete Rebenac verlegen, „ich wage zu be- merken, daß Seine Majestät der Kaiser von Deutschland dem Entschlüsse Euer Gnaden nicht allzu geneigt ist. Brandenburg ist stark; dennoch" — er richtete sich empor — „dennoch, so hoch wir Euer Durchlaucht stellen, der Kaiser ist der Gebieter im Deutschen Reich."

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 463

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
463 den Stock erinnert, mit welchem er seinen Anordnungen Nachdruck zu geben wußte. Des Königs: „cito, cito!“ auf den Verfügungen brachte Minister, Räte, Kanzlisten und Kanzleiboten zum Zittern. Bis zu den Tor- schreibern und Briefträgern herab wirkten die Donnerworte des Königs. Unermüdete Tätigkeit und Pflichttreue, unausgesetzte Bewachung der Unterbeamten, die größte Sorge für Ersparungen, für Erhöhung der Einkünfte, die peinlichste Ordnung in den Geschäften und in der Regelung der einzelnen Geschäftszweige waren es vor allem, was der König forderte, und wer es daran fehlen ließ, mußte der härtesten Strafen gewärtig sein. Keiner war vor seinem plötzlichen Erscheinen sicher. Als der König erfuhr, daß der Torschreiber in Potsdam die Bauern, die zum Markte wollten, früh vor dem Tore warten ließ, ohne zu öffnen, ging er selbst hin, fand dann auch natürlich den säumigen Beamten noch im Bette. Aber wehe ihm! Mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber, guten Morgen!“ prügelte Friedrich Wilhelm den Langschläfer höchst eigenhändig aus dem Bette. Ein andres Mal ging der König eines Morgens seiner Gewohnheit gemäß in Pots- dam spazieren. Auf der Straße fand er da Reisende, die mit der Nachtpost von Hamburg angekommen waren und nun schon lange Zeit vergeblich dem schlafenden Postmeister klopften. Des Königs Rohrstock brachte ihn aber bald aus den Federn, und seines Dienstes war der Saumselige entlassen. Bei den Reisenden aber bat der König um Entschuldigung, das preußische Beamte so pflichtvergessen seien. 2. Bei aller Strenge und Härte, mit der Friedrich Wilhelm sein Regiment leitete, sah er es doch als seine besondere Aufgabe an, sich der bedrängten und unterdrückten Stände seiner Untertanen anzunehmen. So verordnete er, daß fortan kein Pächter oder Schreiber sich unterstehen solle, die Leute im Hofdienst mit Peitschen und Stockschlägen übel zu traktieren oder zur Arbeit anzutreiben. Wenn solches dennoch geschehe, so sollten dergleichen Schreiber, auch wenn sie es auf Befehl des Pächters getan hatten, das erste Mal in einer Festung sechs Wochen karren, das zweite Mal aber am Leben gestraft und aufgehangen werden. Ebenso trat der König dem Mißbrauch entgegen, den manche Beamte mit dem Vorspann- dienst der Bauern trieben. „Ich will nicht,“ schrieb er an die Behörden, „daß die Herren Räte in den Provinzen mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren.“ Auch an die Regimenter erging ein ähnlicher Erlaß. Kein Offizier sollte sich unterstehen, einen Bauern, der Vorspann leisten muß, zu zwingen, daß er schneller als anderthalb Meilen in zwei Stunden führe. Wer den Bauern zu

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 542

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
542 Schort fangen die schwarzen zu stürmen an, bis auf wenige Meter find sie heran, und wilder und lauter in ihren Reihn hört man ihr „Affa!" „Aajata!"*) fchrein. — Doch je wilder und näher das Aampfgewühl, desto ruhiger treffen die Deutschen ihr Ziel. Und ob auch mancher sein Blut verspritzt: U)er lebt, schießt weiter, und jeder Schuß „'sitzt." Die schwarzen springen mit Wutgeheul nach schweren Verlusten zurück in Eil'. So stürmen sie fünfmal in wildem Wagen und werden fünfmal zurückgeschlagen. Doch auch die Deutschen leiden Not, gar mancher sinkt blutend in den Tod, und in dem Geknatter von Pulver und Blei verhallt manch banger Schmerzensschrei. — So liegt irrt Sand mit zerschossenem Bein der Gefreite Sertel in ^ual und j)ein. Die Wunde brennt, die Sonne sticht; er ruft nach Hilfe und sindet sie nicht. — Doch sieh! Aus der liegenden Schützen Thor hebt sich sein Leutnant, Graf Arnim, empor. Tr richtet in ganzer Größe sich auf, springt hin zu dem Armen in kurzem Laus: „Du armer Aerl, ich helfe dir gleich und trage dich fort ans der Äugeln Bereich!" „Einlegen, Herr Graf!" ruft der Hauptmann ihm zu — Schon hat ihn die tückische Augel im Nu durch beide Schenkel getroffen schwer. Doch stürzend noch hält er fest das Gewehr, und ob er in Schmerzen verbluten ntuß, er feuert weiter, Schuß auf Schuß. Und als ihm, ermattet vom Wundenbrand, die schwere Waffe entsinkt aus der Hand: Noch nimmer erschöpft sich sein Aampfesmut, er nimmt die Pistole und zielet gut und feuert weiter Schuß auf Schuß, daß mancher ^eind erblassen muß. — Da trifft eine Angel ihn mitten durchs Herz und endet sein Leben und seinen Schmerz. — *) Namen zweier bsererohäuptlinge, die hier den Deutschen gegenüberstanden.

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 146

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
146 un wat sei hier un dor bi ehres Gliken in'n ganzen Dörpen hadden hürt; un dat de Schult den Knecht hadd slagen, un dat de Knecht den Schulten wall verklagen. Sei wullen sick gewiß nich slagen laten, sei brukten dat tau liden nich von keinen, sei wullen für kein Släg' nich deinen, ne! leiwerst würden sei Soldaten. Un von Soldaten keinen f up den König. „Je hür," seggt Late, „so en König, so 'n König, Krischan, is nich wenig, so'n König, de is schrecklich rik, un allens möt gescheihen glik, so as hei man de Hand umkihrt. So'n König is en grotes Dirt! So'n König" . . . „Na," seggt Krischan, segg mal irst, wat ded'st du, wenn du König wirst?" „As ick? Ick? Wat ick ded?" seggt Lute un treckt drei Paff ut fine Pip Herute un kek so stolz ümher, as set de Krön up sinen Flaßkopp all, un he up sinen Thron. „Dat will 'ck di seggen. Wenn ick König wir, ick hödd min Swin man blot tau Pird." „Ne, so 'ne Dummheit heww'ck meindag' nich hürt, wer di für klauk söfft, bei ward angeführt," seggt Krischan Block. „Dat nimmt mi Wunner! Ne, ick! Wenn ick so König wir, denn rost ick keinen Toback mihr, denn rokt ick nicks as ínter Tunner!" „Du büst woll ok nich klauk!" seggt Lute. . . Dünn kämm uns' Schultenvader achter'n Dornbusch rute, in fine Hand en Schacht, en rechten löhnigen: „Täuw, Rackertüg! täuw, ick will jug bekönigen! Will'n ji woll dauhn, wat jug is heiten?! Kik dor mal hen! De Swin sünd in den Weiten! Ji Rackertüg! Ji rokt mi all Toback?!" Un ob se noch so knendlich beden, rapps! rapps! teilt Schultenvader jeden en richtig Dutzend in de Jack. „Ji Snaesels! Ji willt König sin un latt de Swin in'n Weiten 'rin?" Frch Reuter.

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 88

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
88 71. Abschied vom Leben. Als ich schwer verwundet und hilflos in einem Holze lag und zu sterben meinte. 1. Die Wunde brennt; die bleichen Lippen beben. — Ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage, hier steh' ich an den Marken meiner Tage — Gott, wie du willst! Dir hab' ich mich ergeben. — 2. Viel goldne Bilder sah ich um mich schweben; das schöne Traumbild wird zur Totenklage. — Mut! Mut! — Was ich so treu im Herzen trage, das muß ja doch dort ewig mit mir leben! — 3. Und was ich hier als Heiligtum erkannte, wofür ich rasch und jugendlich entbrannte, ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte: 4. als lichten Seraph seh' ich's vor mir stehen. — Und wie die Sinne langsam mir vergehen, trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen. 72. Ein Brief Theodor Körners. Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich gab ich Dir schon einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. Deutschland steht auf; der preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die große Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Frei- heit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande, laß mich ihr wür- diger Jünger sein! Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, ich will das hier gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit meinem Blute, mir mein Vaterland zu erkämpfen. Nenn's nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen; jetzt, da ich weiß, welche Selig- keit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es, bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Überzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: ,Theodor ist zu größeren Zwecken da; er hätte auf einem anderen Felde Wichtigeres und Bedeutendes leisten können; er ist der Mensch- heit noch ein großes Pfund zu berechnen schuldig? Aber, Vater, meine

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 97

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
97 2. Steigt vor mir, der sich gerühmct in vermess'ner Prahlerei, daß ihm nie mehr als die Hälfte seines Geistes nötig sei? Nun der halbe dich nicht rettet, rus den ganzen doch herbei, daß er neu dein schloß dir baue, deine Retten brech' entzwei." 3. „Wie du sagst, mein Herr und Aönig, steht vor dir Bertran de Born, der mit einem Lied entflammte sderigord und Bentadorn, der dem mächtigen Gebieter stets im Auge war ein Dorn, dein zuliebe Aönigskinder trugen ihres Baters Zorn. H. Deine Tochter saß im 5aale, sestlich, eines Herzogs Braut, und da sang vor ihr mein Bote, dem ein Lied ich anvertraut, sang, was einst ihr 5tolz gewesen, ihres Dichters 5ehnfuchtlaut, bis ihr leuchtend Brautgeschmeide ganz von Tränen war betaut. 5. Aus des Olbaums Lchlummerschatten fuhr dein bester 5ohn empor, als mit zorn'gen Zchlachtgesängen ich bestürmen ließ sein Mhr. schnell war ihm das Roß gegürtet, und ich trug das Banner vor, jenem Todespfeil entgegen, der ihn traf vor Rionforts Tor. 6. Blutend lag er mir im Arme; nicht der scharfe, kalte Steinl — daß er sterb' in deinem fluche, das war seines Sterbens ^ual. strecken wollt' er dir die Rechte über R?eer, Gebirg und Tal; als er deine nicht erreichet, drückt' er meine noch einmal. Kappey u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 7
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